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hohen Brautpaare» wird durch den Lande-bischof vr. v. Reiser vollzogen. Kreiberg. Da» kgl. Schwurgericht verhandette am 7. Mär, gegen den vormaligen PosthtlfSbolen Karl August Keßler in SeiferSdors wegen schwerer Unterschlagung im Amte, Unterdrückung von Briefen und Urkundenfälschung. Der am 5. Juni 1865 in Fischbach bei Stolpen geborene Angeklagte ist bisher noch unbestraft. Laut EröffnungSdeschluß ist derselbe hinreichend verdächtig, in 15 Fällen größere Geld beträge, die er für Postanweisungen zur Einzahlung erhalten hatte, unterschlagen und die Summen in seinem Nutzen verwendet zu haben, ferner die Einträge für diese Summen in die von ihm zu führenden An- nahmedücher nicht bewirkt und die betreffenden dazu gehörigen Briefe (Postanweisungen) unterdrückt zu haben, in einigen Fällen auch die Einlieferungsscheine mit dem Namen des betreffenden Postagenten gefälscht, also Urkundensäschungen begangen zu haben. Der Angeklagte ist in allen Fällen geständig. Wie er an- giebt, hat er aus großer Noth gehandelt, in welche er durch ein früheres Verhältnis gerathen ist. Die an die Post nicht abgelieserte Gesammtsumme beträgt 630 Mk.; dieselbe ist, zum Thetl durch die Kaution des Angeklagten, welche 200 Mk. betrug, zum Reste durch die Frau des Angeklagten nachträglich vollständig gedeckt worden, so daß der Postverwaltung ein Schaden nicht erwachsen ist. Der zunächst vernommene Zeuge Postagent Lehmann in EeiferSdorf bestätigt die An gaben des Angeklagten und stellt ihm über sein dienst liches Verhalten ein günstiges Zeugniß auS. Von den durch K. Geschädigten wird nur Gutsbesitzer Ebert in BorlaS vernommen, während von der Vernehmung der weiteren geladenen Zeugen, da der Angeklagte in allen Punkten geständig ist, Abstand genommen wird. Mit der Vernehmung des Zeugen Ebert ist die Be weisaufnahme geschloffen. Der von dem Obmann Aommerzienrath Dietel in CoßmannSdorf verkündete Wahrspruch der Geschworenen lautet auf „schuldig" unter Zubilligung mildernder Umstände. Dement sprechend lautet das Urtheil auf 1 Jahr und 10 Mon. Sefängniß, wovon drei Wochen Untersuchungshaft in Abrechnung zu bringen sind, und auf 2 Jahre Ehren- rechtSverlust. Pirna. Seiten des hiesigen StadtratheS ist nun mehr wegen der bereits vor einiger Zeit zur Ein schränkung deS in übermäßiger Weise überhand neh menden HundehaltenS ins Auge gefaßten Erhöhung der Hundesteuer weitere Entschließung gefaßt worden. Darnach wird die jährliche Steuer für einen LuxuS- hund von 10 Mk. auf 20 Mk. und für jeden weiteren gleichzeitig gehaltenen Hund auf 5 Mk. mehr erhöht, so daß für den zweiten 25 Mk. für den dritten 30 Mk. u. s. w. zu bezahlen find. Für Ketten- und Zug hunde wird die Steuer auf 5 Mk. jährlich belassen. Die Erhöhung der Steuer würde mit Beginn des nächsten Jahres an einzutreten haben. Vorerst unter liegt dieselbe noch der Zustimmung der Stadtverord neten, an der indeß nach früheren Aeußerungen nicht zu zweifeln sein dürfte. Meißen. Ein auf der Hochzeitsreise befindliches junges Ehepaar aus Hamburg, welches sich einige Tage hier aufzuhalten gedachte, erhielt Hierselbst die erschütternde Nachricht, daß Vater und Mutter der jungen Frau plötzlich verstorben sind. Die Ellern waren bei der Abreise noch völlig gesund, am nächsten Tage aber setzte ein Herzschlag dem Leben des Vaters ein Ziel, und vier Stunden später starb die Mutter, wahrscheinlich in Folge des Schreckens. DaS junge Paar trat sofort die Rückreise an. Großenhain. Seitens eines hiesigen Bürgers, der erst unlängst eine größere Summe zu Wohlthätig- keitSzwecken stiftete, ist dem Stadtrathr erneut ein Kapital von 12000 Mk. zur Verfügung gestellt worden, das zur Erbauung zweier, unserem prächtigen Stadt park zur Verschönerung gereichenden monumentalen Brücken verwendet werden soll. Strehla. Der ^58 Jahre alte Fabrikarbeiter Wendt von hier kam kürzlich mit der linken Hand in die sogenannte Knochenbreche der hiesigen chemischen Fabrik. Von der im Gange befindlichen Maschine wurde der Arm nachgezogen und bis an die Schulter buchstäblich zermalmt. Die TranSportirung des Verunglückten nach dem Johanniterkrankenhause nach Riesa machte sich sofort nöthig und ist der Arm bis zur Schulter daselbst abgelöst worden. Würze«. Kaum ist der Bau des Wasserwerks beendet und die Kämpfe für und wider beigelegt, da entbrennt schon wieder der heiße Kampf über die Höhe deS zu erwartenden Wasserzinses. Unruhig werden die Köpfe und erhitzt platzen die Geister aufeinander, dem stillen Beobachter in der Kneipe heimliche Freude bereitend. Leipzig. Nach dem vom Kirchenvorstand der JohauuiSparochie gefaßten Beschlüsse soll die Neu gestaltung der Johanniskirche in der folgenden — 178 — Weise vollzogen werdeu. Das Schiß wird «icheM^gt, der Thurm jckwch bleibt stehen. AK deßWhrm sollen recht« und links zwei kleine Thürme angebaut, in großem Umfange soll da» Schiff neu errichtet werd»«. Die Pläne find bereits fertiggestellt, die Kosten de» Neubaues sind auf 300000 Mk. veranschlagt. Zu dem Umbau haben noch der Kirchenverband uud die Kircheninspektion die Genehmigung zu ettheilen. Tagesgeschichte. Berlin. Die ReichStagSkommisfion zur Vor- berathung de» deutsch-russischen Handelsvertrages nahm denselben am 8. März mit 16 gegen 12 Simmen an. Alle Mitglieder der Kommission waren sonach anwesend. — Einen immer breiterer Gang nehmen die EtatSberathungen im Reichstag an. Tagelange Ver handlungen über diesen und jenen Linzelfall, wie sie bei der Berathung des Post-, des Militär-, auch deS Kolonialetats vorgekommen, paffen in dieser Weit läufigkeit nicht in den Rahmen einer parlamentarischen Erörterung, am allerwenigsten in Zeiten, wo die wich tigsten und unaufschiebbarsten Geschäfte der schleunigen Erledigung harren. Meist wird auch im Plenum in solchen Fällen nur wiederholt, was schon ebenso aus führlich und mit beinahe derselben Oeffentlichkeit in Kommissionen verhandelt worden. Wohin soll es führen, wenn jedes vereinzelte bedauerliche Vorkommniß in dieser Breite auf die Parlamentstribüne gebracht wird! In dieser Beziehung herrschte in früheren Jahren mehr Selbstbeschränkung. Die Soziademokraten vor nehmlich haben diese Verschlimmerung verschuldet. Darunter leiden die sachlichen Arbeiten des Parlaments, und das Interesse des Volks an den Verhandlungen seiner Vertreter erlahmt. Dieses Uebermaß von mehr oder weniger zwecklosen Debatten ist auch eine der hauptsächlichsten Ursachen des vtelbeklagten UebelstandS des schlechten Besuchs der Sitzungen. Der diätenlose Reichstag, dem so viele starkbeschäftigte Männer des praktischen Lebens angehören, muß zür Vorbedingung einer ersprießlichen Thätigkeit eine kurze Tagungsdauer und einen möglichst rasch auf die sachlichen Ziele los gehenden Arbeitsplan haben. — Die Mitglieder deS deutschen Landwirth- schaftSrathes hatten sich am Dienstag Abend zu einem Festmahl im Hotel Kaiserhof vereinigt, an dem auch die Minister vr. v. Bötticher und Miquel theil- nahmen. Ein Berichterstatter meldet darüber: Der erste Vorsitzende Freiherr v. Hammerstein-Hannover, brachte das Hoch auf den Kaiser, die Bundessürsten und die freien Reichsstädte aus, worauf Freiherr von Soden (Bayern) auf die Minister toastete. Minister Miquel berührte in längerer, verschiedene Male mit lauten Beifallsbezeugungen unterbrochene Rede den deutsch-russischen Handelsvertrag und seinen Einfluß auf die Landwirthschaft, deren Interessen nicht nur dem Kaiser, sondern allen Regierungen am Herzen lägen. Redner betonte das Zusammenwirken der staatlichen Organe und der Landwirthschaft, die sich vor einer schweren Krisis befände; auf die Organisa tion der LandwirthschaftSkammern müsse zunächst das ganze Bestreben gerichtet sein. Die Rede endete mit einem Hoch auf das Gedeihen der deutschen Land- wirlhschast. Frhr. v. Hammerstein trank sodann auf das Wohl des Finanzministers. — Den Mitgliedern der Silberhebungskom mission sind jetzt, wie die „Nat.-Zlg." meldet, vom Reichsschatzamt die ersten fünf Aktenstücke mitgetheilt worden. Dieselben betreffen: Nr. 1. Bericht über den Goldbergbau in Transvaal. Nr. 2. AeltereS Pro gramm über die Erörterung der Währungsfrage. Nr. 3. Entwurf eines ReichsmünzgesetzeS — Antrag Graf v. Kanitzrc. Nr. 4. Vorschlag des Direktor Königs. Nr. 5. Vorschläge zur Hebung des SUberwertheS von vr. Lexis. Ferner graphische Darstellungen, betreffend den Rubelkurs und den Roggenpreis rc., 3 Nummern. Weiter ist die Silberproduktion Deutschlands von Herrn Geh. Rath Leuschner vorgelegt. Nach ihr be trug das aus deutschen Erzen hergestellte Silber im Jahre 1893: 768768 Kilogramm, aus fremden: 209920 Kilogramm. Frankreich. Die Enthüllungen des „Figaro" aus Kopenhagen haben in Petersburg wie in Paris gleichmäßig verstimmt. Der Trost, daß überhaupt nichts Wahres an der ganzen Geschichte sein könne, will nicht mehr verfangen, man hält vielmehr den Versuch der Ausforschung im Auftrag« des Elysöe durch eine Privat-Jntrtgue für Thatsache und beunruhigt sich darüber, daß Carnot das Bedürfniß gefühlt habe, Rußlands Absichten überhaupt zu erkunden. Der Schluß, daß offiziell, sei es auch im Geheimen, kein bindendes Wort gegeben worden sei, liegt ja gar zu nahe. So klagt z. B. Drumont, der Leiter der „Libre Parole" in elegischer Weise: „So geht es einem Lande, das Jahrhunderte lang die erste Rolle in Europa ge spielt, das fast 14 Milliarden für seine Wehrkraft ver- auSgabt, da» in dem Leben der Nation durch Ein- führuug der allgemeinen Wehrpflicht tiefe Störungen verursacht hat! Diese» Land hat, man bedenke e» wohl, nahezu 4 Milliarden an Rußland auSgeltehen, da» ohne diese» Geld nicht die Neuordnung seiue» Heere» hätte M flaude bringen können. Welcher Ausblick eröffnet sich da plötzlich in das Nichts, die gähnende Leere!" Dem gegenüber sieht sich die „Et. PeterSb. Ztg." zu folgender Abwehr veranlaßt: „ES ist doch gar zu naiv von den Franzosen, anzunehmen, sie hätten Rußland gekauft und zur Gefolgschaft ge zwungen, wenn sie ihm gegen volle Sicherheit und gute Zinsen Geld vorgestreckt haben. Nun halten sie plötzlich Kronstadt, Toulon, die Pariser Feste für „eitel Luftspiegelung, Wortgeklingel, windiges Gerede": „Kein er> iteS Wort war gefallen, denn der Präsident sah sich genöthigt, auf Umwegen nach Auskunft zu forschen. Hinter all' diesem theatralischen Echaugepränge steckt nicht- Bindendes, nichts Geschriebenes, nichts Unter zeichnetes." Aber die Franzosen wollten ja, wie sie tausendfach versichert haben, nur den Frieden, den Frieden der Welt durch die Allianz mit Rußland sichern. Ja, ist denn dieser Friede heute gefährdet? Durch wen? Balkanhalbinsel. Die Dinge in Serbien haben erneut eine kritische Wendung genommen. Anläßlich der Feier des Jahrestages der Erhebung Serbiens zum Königreiche (6. März) hat König Alexander seinen Vater Milan zum Stellvertretenden Oberkommandanten der serbischen Armee ernannt. Bei der offiziellen Feier des Jahrestages der Erhebung Serbiens zum König reiche erschien dann Milan bereits in serbischer Obersten uniform an der Seite König Alexanders in der Bel grader Kathedrale. Die Ernennung Milans zum stell vertretenden Oberbefehlshaber der serbischen Armee ist ein gewagtes Kraststück des Königs Alexander und seiner jetzigen Berather vor Allem gegenüber Rußland. In Petersburg hat man die Rückkehr des Ex-Königs Milan nach Belgrad und seine neuerliche Einmischung in die Angelegenheiten Serbiens nur mit tiefstem Un- muth empfunden, um so bedenklicher handeln jetzt die Belgrader Machthaber durch die genannte Auszeichnung Milans. Rußland muß den Vorgang unter den ob waltenden Verhältnissen fast wie eine Herausforderung empfinden und eS ist fraglich, ob es seine bisherige Reserve gegenüber Serbien nun noch länger beibehalten wird. Die serbischen Radikalen aber werden jedenfalls aufs Neue in Hellen Zorn gegen das Ministerium Simitsch gerathen, wissen sie doch, daß die Ueber- nahme des Oberbefehls über die Armee durch Milan in erster Linie eine gegen die radikale Partei gerichtete Maßregel bedeutet. Spanien. Die Melillastreitfrage zwischen Spanien und Marokko kann mit dem jetzt erfolgten Abschlüsse des bezüglichen spanisch-marokkanischen Ver trages als beigelegt betrachtet werden. Derselbe er füllt im Wesentlichen alle Forderungen der Spanier, namentlich, was die Bestrafung der feindlichen Ka- bylenchefs vor Melilla, die Herstellung einer neutralen Zone bei Melilla und di« Zahlung einer Kriegskosten- Entschädigung an Spanien im herabgeminderten Be trage von 20 Millionen Mark anbelangt. Hervorzu heben ist außerdem, daß die marokkanische Regierung die Errichtung spanischer Konsulate in Fez und der Hauptstadt Marokko (Marakesch) zugestanden hat. Spanien. Der Inhalt des spanisch-marokka nischen Vertrags enthält folgende Festsetzungen: 1) Bestrafung der Urheber der Angriffe auf Melilla; mehrere Stämme sollen in das Innere Marokkos ge schafft werden; Diejenigen, welche die Erhebung ver anlaßt haben, sollen hingerichtet werden. 2) ES wird eine neutrale Zone von 500 Meter hergestellt; die innerhalb dieser Zone befindlichen Häuser werden niedergelegt. 3) DaS in der Zone gelegene Marabu, Etdie Agubrich, wird mir hohen Mauern umgeben, und die Pilgerfahrten dorthin werden, ausgenommen an bestimmten Festen, untersagt. 4) Marokko zahlt eine Entschädigung von 20000000 Pesetas und zwar zum Theil sofort, zum Theil an bestimmten Terminen; falls die Zahlung nicht pünktlich erfolgt, muß Marokko bis zur völligen Tilgung der Schuld vier seiner Zoll ämter Spanien üverlaffen. ^) In Fez und Marakesch werden spanische Konsulate errichtet. 6) Der Sultan wird eine Garnison von 400 ASkariS an der Grenze von Melilla unterhalten. 7) Das Territorium zwischen Melilla und AlhucemaS darf nur von einem Pascha regiert werden. Kirchen-Rachrichten von Dippoldiswalde. Sonntag Judica (ll. März 1894). Borm. 8 Uhr Beicht« und Kommunion in der Sakristei. Die Beichtrede hält Herr Sup. Meier. Borm. 9 Uhr PredigtavtteSdienst (Tert; Hedr. 9, 11—15). Die Predigt hält Herr Diak. Büchting. Rachin. 2 UhrLonsirmandenprüsung: Herr Sup. Meier. Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. Sonntag Judica, den ll. März, Nachm. 2 Uhr, konfir- manden-Priifung.