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dk SpaltmM» «Pfg. Amtsblatt für die Kömgüche Kuüshauptmannschast Mppoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein «nSteg, DonnerS- ltnd Vonnaiend. — «»vierMMrichl«. ». Etnzelne Nummvm Hs» — All« Noftan- ü«n,.PostSot«i, s»wie »a«am nchinm Be- pellunem an. werden mit IVPsa. di« Spatteiqetl« »der dem, Raum berechnet- — Ta- beckntsche E> «Wlicirt, Inserat« mit «»sprech«- Verantwortlicher Redacteur: Piwl Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtsettl-e« »Lllustrirten UnterhaltmrgSblatt". Mit land. m»d htMswirMchastlicher MonatSbeilage. Nr. 29. Sonnabend, den 10. März 1894. 60. Jahrgang. -Lokales rmd Sächsisches. ' Dippoldiswalde, 8. März. Wer im Frühjahre während und unmittelbar nach der Schneeschmelze einen Spaziergang die Weißeritz entlang unternimmt, der bemerkt mit Befriedigung, daß mächtige Waffermaffen vom Gebirge herab dem Thale und den zahlreich dort angestedelten Triebwerken, Mahl- und Schneidemühlen, zugeführt werden. Um so bedauerlicher aber erscheint der Umstand, daß kurze Zeit später, besonders aber im Hochsommer das Weißeritzdett oft so spärlichen Zufluß erhält, daß nicht nur die genannten Triebwerke, inso weit sie sich nicht den Dampf nutzbar gemacht haben, zur Einstellung oder bedeutenden Einschränkung der Arbeit gezwungen sind, sondern daß sogar die Ent nahme von Wasser zu landwirthschaftlichen und indu striellen Zwecken (selbst z. B. zum Begießen der Bleich wäsche und der Gartenanlagen) zeitweilig untersagt werden muß, ja, daß, namentlich am Unterlaufe, tm Plauenschen Grunde und in Plauen selbst, durch die stagnirenden Gewässer, die nicht mehr im Stande sind, die mitgeführten Unrathstoffe zu verdünnen und mtt sich fortzureißen, Zustände herbeigesührt wurden, die der Gesundheit verderblich find und den dadurch be troffenen Gemeinden unverhältnißmäßige Opfer zu ihrer Beseitigung zumuthen. Durch einen, gleichmäßigeren Abfluß würden diese Uebelstände sicher PWsiM Und der Landwirtschaft, Industrie und Volkswirtschaft wesentliche Förderung zu Theil werden können. Ist diese Angelegenheit leider nur zu lange sich selbst über lassen geblieben, so hat in neuerer Zeit der Verein der Weißeritzwafferintereffenten unter dem Vorsitze des Herrn Kommerzienraths Distel. CoßmannSdorf sein Augenmerk darauf gelenkt und die Hohe Kgl. EtaatS- regierung für die Angelegenheit zu interessiren gesucht, in einer Petition, welche bereits in der 57. Sitzung der 2. Kammer vorgelegen und mit einem Anträge des Abgeordneten Opitz bezüglich der Neuregulirung des Wasserrechts an die Deputation zur Vorberathung abgegeben worden ist. Diese Petition liegt uns vor, und wir theilen bei der unseren Bezirk berührenden Bedeutung der Angelegenheit das Wichtigste aus der selben auszugsweise mit. Nachdem sich der oben genannte Verein davon überzeugt hat, daß sowohl die Klagen der Weißeritz-Triebmerksbesitzer über die ihre ErwerbSverhältniffe schwer schädigenden Schwankungen des WetßeritzablaufeS, als auch die Klagen der An wohner und Gemeinden am Unterlaufe der Weißeritz über die von Jahr zu Jahr unerträglicher werdende und bet Niedrigwasser die Gesundheit ernstlich be drohende Verunreinigung des Weißeritzwassers voll be rechtigt find, ist er zu der Ueberzeugung gelangt, daß alle jetzt bestehenden Uebelstände durch eine Regulirung der Weißeritz, d. h. durch Herstellung eines vollkommen gleichmäßigen Abflusses des im Weißeritzgebiet sich sammelnden Wassers mittelst eines Systems von Thal sperren zu beseitigen, diese nothwendigen Anlagen aber nur durchzusühren sein werden, wenn sämmtliche In teressenten durch Gesetz zu einer Zwangsgenossenschaft zusammengeschloffen «erden, der die Vornahme der durchgreifenden VerbefferungSarbeiten obliegt, die aber dabei der thatkräftigen Unterstützung der Kgl. EtaatS- regierung thetlhaft wird. Der betr. Petition sind 2 durch Zeichnung erläuterte Pläne beigegeben, welche der Jngentem der Firma T. Bienert, Plauen, be arbeitet hat. Der 1. Plan erstreckt sich nur auf die Regulirung von einer Seehöhe von 300 w ab, durch welchen der Erfolg eines «regelten Wasserabflusses zumeist dem Plauenschen Grunde zu Theil werden würde. Nach diesem 1. Plan« würde die Regulirung des WafferablauseS der Rothen Weißeritz durch eine Sperre bet Malter in der Höhe von 300 m über Ostsee und durch einen Teich bet Sroßölsa in 315 m Seehöhe geschehen, wägend daS AblaufSwasser der Mlden Weißeritz sammt dem überflüssigen Wasser de» Geeren- und Höckenbache» in einer Sperre bei der Klingenberger Hintermühle (350 w über Ostsee) und in einer Sperre bei der Dorfhainer Ochsenmühle (290 w) gesammelt werden soll. Außer diesen Sperren sind noch 4 Teiche, je einer oberhalb und unterhalb der Schellerhauer Buschmühle, einer über der Oberpöbler Putzmühle und einer unterhalb Bärenfels im Pöbel- thale angeordnet. Sollten diese Teiche den Bedürf nissen des Ober- und Mittellaufes noch nicht genügen, so können deren noch in den Thälern deS Langegrund baches, deS BuschmühlenbacheS und an anderen Orten angelegt werden. Der 2. Plan berücksichtigt «ine Re gulirung von 430 w Eeehöhe ab. Hier müßten die Sammelbecken wegen der ungünstigen Bodengestaltung des Gebiets der Rothen Weißeritz in das Gebiet der Wilden Weißeritz verlegt, beide Gebiete aber durch einen Kanal in 430 m Seehöhe verbunden werden. Dieser Kanal soll im Thale der Rothen Weißeritz von dem unterhalb der Einmündung deS PöbelbacheS in die Weißeritz in Echmiedeberg gelegenen Wehre ab gehen, führt zunächst als 2 km langer Graben dis nach Naundorf, von wo er als Etolln die Wasserscheide der Rothen und Wilden Weißeritz durchbricht und im Thale der letzteren bet der Röthenbacher Mühle wieder zu Tage tritt. Der Kostenüberschlag de» 1. Entwurfs stellt sich auk 6'/», der deS 2. EutwMS »uk Mark, deren SkttfbringmtU Staate erwartet, dagegen aber die Verpflichtung über nimmt, die Kapitalien zu verzinsen, im ersten Jahre nur mit 2, in 30 Jahren bis aus 3«/, steigend, hier bei aber stehen bleibend. Diese Verzinsung haben die WaffertriebwerkSbefitzer und die sonstigen Nutznießer, als Gemeinden, Fabriken und der Staat, in einem noch zu ermittelnden Verhältnisse zu tragen, und es find der betr. Petition bereits mehrfach Grundlagen zu solcher Ermittelung beigegeben. Wenn von der Gewissenhaftigkeit der Kgl. Staatsregierung, sowie der Hohen Ständeversammlung mit Recht erwartet werden kann, daß diese Hohen Körperschaften dem betr. hoch wichtigen Gegenstände die eingehendste E-.örterung an gedeihen lassen werden, so darf man auch in nicht allzu ferner Zeit aus die Ausführung eines Werkes hoffen, das nicht nur den ErwerbSverhältniffen, sondern auch der Gesundheit eines industriereichen Landestheils in hervorragender Weise zu dienen bestimmt ist. Wir werden nicht verfehlen, die Leser der Weißeritz-Zei- tung über dies« hochwichtige Weißeritzangelegenheit auf dem Laufenden zu erhalten, insoweit uns von dem zunächst interessirten Vereine die nöthigen Mittheilungen zugehen werden. — Unsre neuliche Notiz über die Spende des Herrn Rittergutsbesitzers Freiherrn Pergler von PerglaS auf Berreuth müssen wir dahin richtig stellen, daß di, Ver- theilung des Geldes nicht durch die städtische Armen deputation, sondern durch das hiesige Pfarramt erfolgt ist, welchem der genannte Herr die betr. Summe per sönlich mit dem Wunsche überreicht hatte, daß an seinem Hochzeitstage auch die Armen eine Freude haben sollten. — In der Generalversammlung des Gebirgsvereins, am 7. März, wurde der Kassenbericht deS Jahres 1893 vorgetragen, der bisherige Gesammtvorstand wieder gewählt, die neuen Statuten genehmigt und der Mit gliedsbeitrag auf jährlich 2 Mark festgesetzt, die in 2 Raten eingehoben werden sollen. Zur Hebung deS Fremdenverkehr» wurde vorgeschlagen, zunächst eine neue Tourentasel mit Benennung der Gasthöfe, Sehens würdigkeiten, Sommerwohnungen, drucken zu lassen, die aus den Bahnhöfen den Fremden zur Verfügung gestellt werden sollen. — Der „Reichsanzeiger" erklärt die Meldung, daß die Außerkurssetzung der Vereinsthaler österreichischen Gepräges für Deutschland verfügt sei, für gänzlich un begründet. Dittersbach. Bet deut hiesigen GutSbes. Kraut ist am 5. d. M. eine Kuh umgestanden, welche nach bezirkSthierärztlichem Gutachten mtt Milzbrand be haftet gewesen ist. Der Kadaver des fraglichen ThlereS ist daher vorschriftsmäßig vergraben und find gegen Wetteroerbreituna der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. Altenberg. Bei dem Institut zur Vorbereitung für Eisenbahn- und andere vureaubeamte fand am 8. März unter Oberleitung deS Herrn DiakonuS Haucke hier, die öffentliche Prüfung von 18 abgehenden Schülern statt. Dieser Prüfung wohnten Hett Ober finanzrath Heydenreich, Herr Assessor vr. Pfotenhauer, beide aus Dresden, ferner Herr VezirkSschulinspektor Richter aus Dippoldiswalde und außerdem eine große Anzahl Gönner und Freunde der Anstalt bei. Ge prüft wurden die Schüler im Rechnen, Französisch, Eisenbahnfignalwesen, Eisenbahnordnung und Eisen- bahngeographte und gaben dabet beredte» Zeugniß von dem Eifer, mit welchem gelehrt und gelernt worden war. Sämmtliche 16 Schüler haben Vie Prüfung mit Censuren I. Id. Ila. und II. bestanden und können nun einer baldigen Anstellung im königl. Eisenbahn dienste entgegen sehen. Möge diese Anstalt ferner in Segen wirken und derselben die Tunst der hohen königl. Staatsregierung und hoher Gönner und Freunde Dresden. In der Sitzung der Zweiten Kacker am 7. März bewilligte dieselbe die Kapitel 105 und 106 deS Etats, Reichstagswahlen und Vertretung Sachsens im BundeSrathe, nach der Vorlage ohne Debatte. Sodann ließ sie die Petition de» Gemeinde vorstandes Delling in Claußnitz um Errichtung einer Apotheke in Claußnitz zur Zett auf sich beruhen und die deS E. F. Hübner in Werdau, Nachforderung von Militärlöhnung betreffend, auf sich beruhen, nachdem zu ersterer befürwortend Abg. Fritzsching gesprochen hatte. Weiter berteth die Kammer die Titel 8—12 des außerordentlichen Etats, lehnte entsprechend dem Anträge der Finanzdeputation die Forderung für ein Zoll- und SteuervtrektionSgebäude ab und be willigte die letzte Rate des Finanzministerialq-bändeS, die Entschädigungen an Gemeinden für Uebernahme fiskalischer Pflasterstrecken, die Forderungen für Elb- stromkorrektionSbauten und die vierte Elbbrücke ohne Debatte. — Wegen der Petitionen um Erhöhung des Lohnbeitragssatzes sür Schneeauswerfen trat die Kammer dem Beschluß der Ersten Kammer, die Petitionen auf sich beruhen zu lassen, bei. — Der Gesetzentwurf über Aufnahme einer 3prozentigen Anleihe wurde mit einer geringfügigen von der Finanzdeputation beantragten Abänderung genehmigt und schließlich die Kap. 17, 18, 19 deS Etats, Landeslotterie, Lotteriedarlehnskaffe, Einnahme aus der allgemeinen Kaffenverwaltung ohne Debatte genehmigt. Die Kammer hielt nach einer Abendsitzung am 7. März, in der die Kapitel des Berg-, Hütten- und Münzetats bewilligt wurden, am 8. März Sitzung ab. Zunächst wurde über das Vereinigungsverfahren wegen der Einkommensteuergesetznovelle berichtet. Die Kammer trat dem Beschlüsse der Ersten Kammer auf Beibehal tung der Steuerklasse von 4—500 M. in namentlicher Abstimmung mit 48 gegen 28 Stimmen bet. Sodann genehmigte die Kammer die vom Justizdepartement sür Neubauten und Erwerbungen geforderten Summen nach der Vorlage. Verschiedene Petitionen über Er richtung von Amtsgerichten wurden tm Anschlüsse erledigt. — Die Trauung deS Prinzen Johann Georg und der Herzogin Isabella von Württemberg in Stuttgart findet, wie von dort berichtet wird, im Kronprinzenpalats und in Gegenwart aller Mitglieder des königlich württembergischen Hause», deS Königs von Sachsen und de» Kaiser» von Oesterreich, de« Erzherzog Albrecht» von Oesterreich, Größvater« der Brau», de« Prinzen Georg von Sachsen und anderer Fürstlichkeiten statt. Die kirchliche Einsegnung des