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»Pfg. t«a«und Sonnabend. — PÄS vierteljährlich 1R. 8L-»LSN Lfg. Tingln« Rwnnvrn jv Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Le- für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein »erde» mit 10 Pfg. di« SpawWile oder vepen Raum »«Mut, — Ta- b«llaristh,Meonq>licirt« Inserat» mit «ltspiKhen- VerantwoMcher Redaeteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mtt achtfettigem »Lllustrirte« UnterhawmgMatt". Mit land- «uv hauSwirthschastlicher Monat,beilage. Nr. 24. Dienstag, den 27. Februar 1894. 60. Jahrgang. «Fokales rmd Sächftsches. ' Dippoldiswalde. Der Bericht der Finanzdepu- tatioa L der zweiten Kammek über die auf Erbauung von Eisenbahnen rc. eingegangenen Petitionen ist erschienen. Der Bericht erwähnt zunächst, daß 6 bis 7 Ftnanzperioden dazu gehören würden, um alle Pro jekte ihrer Verwirklichung entgegenzufahren und fährt dann fort: „Die Deputation mußte, da sie nicht alt bewährte Grundsätze verlassen wollte, um den verschie denen Landestheilen gleich gerecht zu werden, so manches Projekt minder befürworten, weil die an und für sich eng gezogene Grenze des Erreichbaren noch beson- dexS eingeengt wurde durch die Rücksicht auf die Fi nanzlage, welche eineStheilS durch die Mehrbetträge für den ReichShaushalt, anderntheils aber durch die enormen Mehrbeträge für die Bahnumänderungen in Dresden und die ebenfalls dadurch sehr gesteigerte Inanspruch nahme der technischen Kräfte hervorgerufen wurde. Aus diesen Gründen mutzte man Petitionen, denen jede innere Berechtigung fehlt, entqegenlreteU und For derungen, welche sehr ost daS Gepräge trugen, daß sie daS Produkt einzelner seien, weiche, nach den Jnter- effen der Allgemeinheit wenig fragend, jeden Wunsch, welcher ihnen nur mäßige Vortheile bietet, für allein berechtigt ansehen, abweisen. Bei der Leichtigkeit aber, man möchte ost sagen Leichtfertigkeit, mit welcher häufig Unterschriften für Petitionen gegeben werden, konnte eS nicht ausbleiben, daß damit Bitten abgewiesen Werden mußten, welche anscheinend von allgemeinen, weittragenden Interessen veranlaßt wurden." — Be züglich der einzelnen Projekte, die den Verwaltungs bezirk Dippoldiswalde berühren, schlägt die Deputation vor: DaS Projekt Deuben-Possendorf-Kreischa auf sich beruhen zu lassen. („Das Verlangen der Petenten erschien der Deputation ein solches zu sein, welches erst einmal in Betracht kommen kann, wenn die zahl reichen begründeten Gesuche ihre Erledigung gesunden haben"); die Projekte Frauenstein-Bobritzschthal, Frauen stein-Klingenberg und Niedersedlitz-Kreischa-DippoldiS- walde-Frauenstein-LandeSgrenze betr., die auf Erbau ung einer Eisenbahn im Bobritzschthal, sowie von Frauenstetn nach Klingenberg ergangenen Petitionen der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu übergeben, die übrigen Petitionen auf sich beruhen zu lassen und die Königliche StaatSregterung zu er suchen, die Einbeziehung Frauensteins in das Eisen bahnnetz in Erwägung zu nehmen, („Die Unterschiede, welche die verschiedenen Antragsteller von einander scheiden, sind miteinander unvereinbar, jedoch so viel fach Gegenstand der Erörterung in den verschiedenen Landtagen gewesen, daß wohl diesmal die Beschreibung derselben unterbleiben darf. Feststehend ist aber im Laufe der Jahre nun geworden, daß die Stadt Frauen stein, und diese hat den Anstoß gegeben sich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, wie ihr geholfen werde, vor allen Dingen nach Freiberg ihre Bezieh ungen hat und ihr mithin die bequemste und beste Verbindung durch die DreSden-Chemnitzer Linie ge boten wird, ob dabei die Linie Klingenberg oder Bob ritzschthal als die besser zu wählende sei, wird aber nach Beschaffung von Vorarbeiten erst entschieden werden können"); das Projekr Schmiedeberg-HermS- dors-Reheseld auf sich beruhen zu lassen („Die Depu tation mußt«, ganz abgesehen von der Ausführbarkeit -und dem mehr oder minder großen Aufwande, den die Linie erheischen dürste, einen ablehnenden Standpunkt einnehmen, da, wie schon bet einem vorhergehenden Projekte erwähnt worden ist, auf dem kleinen Bezirk im Augenblicke Bahnbauten in genügender Länge im Gange sind beziehentlich bevorstehen.") — Auf den Vortrag des Herrn Diak. Büchting im hiesigen Gewerbeoerein am heutigen Montag sei hierdurch nochmal» hingewiesen und zu zahlreichem Besuche ausgefordekt. — Drei Tage noch und die Ausstellung des Ge flügelzüchter-Vereins hat begonnen. DerKatalog ist in Druck erschienen und übertrifft er, wie es scheint, die Vorgänger an Umfang. 96 Stämme Hühner und Sroßgeflügel im Preise von SO bis SOO Mk. pro Stamm, SSO Paar Tauben in allen Preislagen, gegen 30 Stück Kanarien, sowie allerhand Ceräth- schaften für die Geflügelzucht werden zur Schau gestellt sein. Demnach scheint, wie schon früher erwähnt, für die Preisrichter die Arbeit keine leichte zu werden, von dem Besten das Beste zusammen zu stellen. Dieselben erhalten je einen Katalog mit verklebten Namen und Preis, somit ist eine Begünstigung völlig ausgeschlossen. Hat nun der rührige Verein auch diesmal wieder keine Mühen gescheut, nicht allein für sich, sondern auch für das Allgemeine Opfer zu bringen, so ist eS um so mehr zu bedauern, wenn ihm die Anerkennung, welche derartigen Unternehmungen allerorts entgegen gebracht wird, von verschiedenen Kreisen versagt wird. Derartige Schaustellungen find nicht mit Industrie - Ausstellungen u. s. w. zu vergleichen; die Erfahrung hat bewiesen, daß ein Aussetzer» solcher Veranstaltungen entschieden nachtheilig für derartige Vereine ist. Eine große Freude wurde dem Verein durch ein Geldgeschenk zu zwei Ehrenpreise», sowie einen Stamm hochfeine 1. 4. Hamburger Silbersprenkel zur Verkokung vor» ihrem Ehrenmitglied, Herrn Bezirks-Steuerinspektor Kretzfchmar. Dieser Stamm, im Züchterwerthe von 30 Mk., wird dieses Jahr den Hauptgewinn in der Lotterie bilden. Weiter ist zu erwähnen, daß für die Besucher der Ausstellung die Vereinsbibliothek zur freien Benutzung zur Verfügung steht. Diese enthält Bücher über Krankheiten des Hausgeflügels, Anlegung von Hühner- und Taubenstallungen und in natur getreuen kollorirten Abbildungen alle Arten Hühner und Tauben. — Die Posthülssstelle in dem zum Landbestell bezirke der Postagenlur in Seifersdorf bei Rabenau gehörigen Orte Börlas ist aufgehoben worden. — Am Freitag Abend, den S3. dies. Mts., sind in Waltersdorf bei Liebstadt wieder zwei größere Güter zum Theil niedergebrannt. Schmiedrberg, 34. Februar. Heute Vormittag '/»S Uhr traf S. Kgl. Hoheit Prinz Georg, begleitet von den Generälen v. Holleben und v. Kirchbach, dem Oberhofmeister Wirkl. Geh. Rath v. Watzdorf, Exzellen zen, vom Hofmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch, dem Chef deS SeneralstabeS, General v. Hausen, dem Obersten v. Wilsdorf, hem Oberstlieutenant v. Haugk und dem Adjutanten Rittmeister Krug v. Nidda, mit Sonderzug auf Haltestelle Buschmühle ein, um im Auftrage Sr. Maj. des Königs eine Hochwildjagd aus dem Schmiede berger Revier abzuhalten, wobei 8 Stücken Hochwild, darunter 6 Hirsche, zur Strecke gebracht wurden, ob gleich der herrschende Wind für die Jagd nicht günstig war. Nachmittags >/,6 Uhr kehrte die hohe Jagd gesellschaft von Schmiedeberg auS nach Dresden zurück. Schönfeld. Am vorigen Sonntag ward dem GutSauSzügler Herrn Gottfried Ehregott Sommerschuch daselbst die ihm für langjährige treue und gewissen hafte Pflichterfüllung im Rechnungsführeramte und Küsterdieuste hei der Bbendmahlsfeier an der dortigen Kirche von dem evang.-luther. Landeskonsistorium aus gestellte Anerkennungsurkunde im Auftrage der Kgl. Kircheninspektion durch den OrtSgeistlichen im Beisein von Kirchenvorstandsmitgliedern in angemeffer Weise auSgehändigt. Pretzschendorf. Die Spritze der freiwilligen Feuerwehr erhielt von der königl. BrandverstcherungS- Kammer wiederum 25 Mk. Prämie. Dieselbe war zur Hilfeleistung bei dem am SS. Dezember v. I». in Obercolmnitz entstandenen Brande an zweiter Stelle erschienen und hatte mit Erfolg gewirkt. HainSbrrg, 34. Februar. Eröffnet von dem Vor sitzenden de» diesjährigen geschästSsührenden Vereins Tharandt, Herrn Mühlenbefitzer Treiber daselbst, fand heute im Saale deS hiesigen Gasthof» die abermals zahlreich besuchte diesjährige Bezirksversammlung der landwirthschaftlichen Vereine unserer weiseren Um gegend statt, in welcher vorerst Herr Professor vr. Pusch-DreSden einen höchst interessanten Vortrag über die Stallhaltung deS Rindviehes und die Maßregeln hielt, durch welche den Nachtheilen der ersteren am Wirksamsten vorgebeugt werden könne. Die Stall haltung sei für diese Thiers kein normaler ZustaUd und gebe sowohl direkt al» indirekt zu verschiedenen KranHeitSerscheinungen Veranlassung, z. B. Tuberkulose, Verkalben u. s. w., deren Grundursachen und An steckung»- oder BererbungSgefahren, aber auch Bor- beugungSmittel der Herr Vortragende auf da» allge- meinoerständlichste erläuterte. Sodann beschrieb der selbe die vortheilhaften, sowie event. nachtheiligeu Einwirkungen der hauptsächlichsten Futtermittel und der denselben oft beigemischten Verunreinigungen, Un kräuter u. s. w. — Reichster Beifall belohnte die im wahrsten Sinne de» Wortes au» der Praxi» für die Praxi» herauSgegriffenen Ausführungen. — Nachdem hierauf der gejchästlich« Theil der Versammlung er ledigt und dabei für die nächstjährige der DippoldiS- Walder Verein als geschästsführender gewählt worden war, nahm Herr vr. Platzmann-Dresden da» Wort zu einem Referate über „Handelspolitik in ihren Be- ziehungen zur Landwirthschaft". Der Bezirksverein kann es dem Tharandter Verein wahrlich Dank wissen, durch die Vermittelung dieses Vortrages einmal Ge legenheit erhalten zu haben, über die beschränkte „land- wirthschastliche Sphäre hinauS"einen überraschenden Ein blick in die allgemeinen volkSwirthschaftlichen Interessen im Sinne nicht allein des Herrn vr. Platzmann, sondern deS freisinnigen ManchesterthumS überhaupt, eingehende Belehrung zu erlangen, oder — war es vielleicht doch schade um die schöne hierzu verwendete Zeit? Bon den kostspieligen Errungenschaften der Alters- und In validenversicherung, der stetig gewachsenen HeereS- und MartneauSgaben u. s. w. und daß alle» dieses nur mit Hilfe der Vertreter der Landwirthschaft, im Vertrauen auf den derselben damals gewährten Zoll schutz zu Stande gebracht worden ist, die Landwirth- wirthschast aber nun zum Danke dafür, zu noch ziem lich zweifelhaften Gunsten der Industrie, gründlich aufs Trockne gesetzt wird, u. s. w., davon war freilich nichts zu hören. Nun, wir achten sicher die persön liche Ueberzeugung eines Jeden. Aber grenzenlose Zumuthung war es denn doch, eine so zahlreiche Ver sammlung deutscher Landwirthe zu nöthigen, anstands halber ohne sofortigen energischen Einspruch, in blü hendsten Bildern die Zweckmäßigkeit der verschiedenen neuen Handelsverträge und die Wohlthaten, welche durch sie die derzeitige Reichsregierung der Gesammt- heit deS deutschen Volkes und somit auch der Land wirthschaft gewährt habe, anzuhören. Nur eines ge stand der Herr Vortragende zu, daß nämlich der deutsch-österreichische Handelsvertrag „übers Knie ge brochen" worden sei, und sich „bei demselben gar wohl etwas größere Vortheile für unsere Industrie hätten ein handeln lassen". — Hat das doch vielleicht ein stilles Zugeständniß deS Herrn Doktor sein sollen? Ein Zugeständniß des großen Interesses, welches Oesterreich-Ungarn an der Herabsetzung unserer Ge- treidezülle hatte und welche großen Opfer Deutschland in Folge Verzichtes aus einen zettherigen viele millionen fachen Mehrertrags derselben gebracht hat? Mag dem sein, wie ihm wolle. Sicherlich zeigte eS wenigstens von anerkennenSwerther, richtiger Erkenntniß der Sach- läge von Seiten des Herrn Vortragenden, als derselbe unter Anderem wörtlich versicherte: „Er verlange keinen Applaus und sei wirklich zufrieden, wenn er nur nicht hinausgeworfen werde." DSr weiteren Erkenntniß, wann und wie da» betreffende Referat endlich sein