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Zeitung Nr. 20 olokaLs «»d Sächsisches. Dippoldi-wal-r. In das Lehrerkollegium der hies.Müllerschule ist Herr Mühlentechniker R. Heilert, ein früherer Schüler der Anstalt, der mit von Roß wein nach hier überfiedelte, als Assistent eingetreten. Herr Assistent R. Mark! wird mit Ende diesen Mo nats aus dem Kollegium ausscheiden. — Die Verheerungen, die der Sturm vom 12. Februar in der gesammten hiesigen Gegend angerichtet hat, scheinen doch mit denjenigen an anderen Otten fast in keinem Verhältniß zu stehen. Beschädigte Dächer, umgebrochene Bäume und Zäune werden allerdings in keinem noch so kleinen Dorfe fehlen, aber von gröberen Verlusten wird fast gar nichts berichtet. — In Rein hardtsgrimma würgte der Sturm die Windfahne vom Kirchthurme und sührte sie bis in die Nähe der Schä ferei des Rittergutes, wo sie sich in die Erde einbohrte. — Mit Eintritt des Mondwechsels hat sich bei uns recht hübscher Schneefall eingestellt. — Die Anmeldungen zur GeslügelauSstellung gehen schon jetzt in so reichem Maße ein, daß die dies jährige einer der größten zu werden verspricht, wes halb auch der Verein wieder neue Käfige unfertige^, tafle» mußte. Auch scheint das Amt der Preisrichter kein leichtes zu werden, denn berühmte Züchter, zum Theil aus weiter Ferne, haben die Beschickung mit feinen Raffen zugesagt, wie auch die stetig wachsende Mitglieberzahl werthvolles Geflügel besitzt. Mit der Züchtung edler Kanarien-Roller befaßt sich ebenfalls schon fett Jahren ein Vereinsgenoffe und wird mit einer hübschen Kollektion vertreten sein, es bietet sich also hier zum Ankäufe eines solchen zu bescheidenem Preis bei größter Auswahl die beste Gelegenheit. Eine besondere Freude wird dem Verein dadurch zu Theil, daß Herr Gampe-Niederoserwitz, einer der be deutendsten Preisrichter deS In- und Auslandes, und der schon seil Jahren hier durch seine reiche Erfahrung und Kenntnisse in diesem Fach so belrebte Herr Hering- Niedermuschitz die Prämiirung in uneigennütziger Weise übernommen haben und am Eröffnungstage, den 1. März, ihres Amtes walten werden. — Der Loosver- kaus ist ein guter und dürfte über die Hälfte bereits abaesetzt sein. Die ersten und zweiten Preise werden dieses Jahr auf Wunsch nicht in Geld, sondern in Werthgegenständen vergeben, welche bei hiesigen Ge schäftsleuten angekauft werden. Mögen die großen Bemühungen von gutem Erfolg und gutem Wetter begünstigt sein. — Ein Betrug liegt, wie kürzlich das Reichs gericht durch Urtheil besonders betonte, nicht nur dann vor, wenn Jemand durch unwahre Angaben über seinen Vermögensstand sich selbst Vortheile verschafft und Andere schädigt, sondern auch dann, wenn er wider besseres Wissen die Verhältnisse anderer Per sonen günstiger darstellt, als sie in Wirklichkeit stad, und dadurch diesen Personen zu einem Kredit verhilft, den sie nicht beanspruchen können. 4 WendischcarSdorf. Am Montag ist eine Scheune des Herrn Freigutsbesitzer Ullrich von der Gewalt deS Sturmes umgeworfen worden. 4 Poffendorf. Am Sonntag sand die General versammlung der gemeinsamen Ortskrankenkasse für Poffendorf und Nachbarorte unter Vorsitz des Herrn Zigarrcnsabrikant Grunert statt. Nach Begrüßung der Mitglieder wurde der Geschäftsbericht verlesen, nach dem die Krankenkaffe am 2. Januar 1894 eine» Mit gliederbestand von 305 Personen, und zwar 180 männ liche und 125 weibliche, bet 112 Arbeitgebern aufwtes. Dem Kaffenbericht zufolge hat die Kaffe im oerfloffenen Jahre eine Einnahme von 2854 Mk. 17 Pf. und eine Ausgabe von 2S33 Mk. S7 Pf., mithin einen Baar bestand von 220 Mk. 50 Pf. zu verzeichnen. Die laut Statuten auSschetdenden Mitglieder deS Gesammt- vorstandeS wurden sämmtltch wieder gewählt. Such Verantwortlicher Redaeteur: P-ul Irhnr in Dippoldiswalde. Mit achtfettige« ,LL«ftrlrte« UnterhaltmrgSblatt". Mit land, und hauswirthschaftlicher MonatSbeilage der Vorsitzende, Herr Grunert, der den Vorsitz nieder legen wollte, erklärte sich nach langem Bitten schließ- lich bereit, seines Amtes auch fernerhin walten zu wollen, wofür demselben reicher und wohlverdienter Beifall von der Versammlung gezollt wurde. Dresden. Vor Eintritt in die Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am 12. Februar gab Präsident Ackermann unter Mittheilung deS letzten Bulletins dem Mitgefühl über die Erkrankung des Königs Ausdruck und sprach die Hoffnung aus, daß der Allmächtige demselben recht bald die volle Gesund heit wiedergebeu möge. Die Kammer hörte diese Worte stehend an. Erster Gegenstand der Tages ordnung war die Allgemeine Vorberathung über den Antrag des Abg. vr. Schill und Genoffen, die königl. Staatsregierung zu ersuchen, dem nächsten Landtag einen Gesetzentwurf über die Einführung der Ver waltungsgerichtsbarkeit vorzulegen. Abg. vr. Schill begründete seinen Antrag damit, daß ihm die Antwort des Herrn Ministers auf die denselhen Gegenstand be treffende Anfrage vom 7. Dezember 1893 nicht be friedigt hätte und versuchte die Bedenken gegen die Ausführung des von ihm in Anregung gebrachten Werkes zu wider!.gen. Staatsminister v. Metzsch sicherte unter Bezugnahme auf seine Ausführungen vom 7. Dezember 1893 nochmals zu, daß sich d?r Gesetzentwurf in der Ausarbeitung befände, und daß dem nächsten Landtag zum Mindesten eine Mittheilung über den Stand der Angelegenheit zugehen werde. Auf Anregung deS Abg. Opitz zog in Folge dieser be friedigenden Auskunft Abg. vr. Schill seinen Antrag zurück. Zum Schluß ließ die Kammer die Petition des Anstaltsinspektors Weise in Olbernhau um Er- theilung von Pensionsberechtigung an die Bezirks anstaltsbeamten ohne Debatte auf sich beruhen. Erster Gegenstand der Tagesordnung am 13. Febr. war die Interpellation des Abg. v. Oehlschlägel über die Berücksichtigung der sächsischen Landwirthschaft durch die preußischen Staffeltarife auf Getreide entstehenden Schäden bei der Abstimmung im Bundesrathe über den deutsch-russischen Handelsvertrag betreffend. Die Interpellation wurde vom Interpellanten begründet. Er wies auf die schwierige Lage der Landwirthschaft hin und legte es der Regierung nahe, für den Fall, daß Preußen seine Staffeltarifpolitik nicht aufgäbe, gegen den russischen Handelsvertrag zu stimmen. Staats minister v. Metzsch beantwortete die Interpellation da hin, daß sich die Staatsregierung heute nicht binden könne über ihre Abstimmung im Bundesrathe. Die Staffeltarifspolitik und der Handelsvertrag seien jedoch nicht so verquickt, daß man von der Haltung der preu ßischen Regierung in der ersteren Frage die Abstim mung im Bundesrathe abhängig machen könne, wenn sie auch gelegentlich dieses Vertrages im Bundesrathe diskutirbar sei. Die Regierung werde mit allen Kräften dafür eintreten, daß die Staffeltarife aufgehoben würden. ES sei auch Hoffnung vorhanden, darin Erfolg zu haben. Aus Antrag deS Abg. vr. Mehnert wurde die Interpellation besprochen. An der Besprechung betheiligten sich Vizepräsident Georgi, geh. Finanzrath v. Kirchbach, Abgg. vr. Mehnert, Bassenge, Uhlemann- Görlitz, Wäntig, Stolle-Gesau, v. Oehlschlägel. Damit hatte die Interpellation ihre Erledigung gefunden. Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Echlußberathung über den Gesetzentwurf, die Pen- stonirung der Bezirtshebammen betreffend, welche je doch nicht zur vollständigen Erledigung kam und in der nächsten Sitzung (14. Februar) ihre Fortsetzung finden wird. — Das zuletzt auSgegebene Bulletin hat folgen den Wortlaut: „Dresden, 13. Februar, früh V,8 Uhr. In dem Befinden Er. Majestät des Königs ist seit gestern Nachmittag Besserung eingetreten. Während die Blutbetmischung in der vorhergehenden Nacht noch ziemlich reichlich war, ist dieselbe gegen Abend ver ¬ schwunden und auch bis jetzt nicht wiedergekehrt. Trotz dem bleibt strenge Bettruhe für die nächsten Tagt noch nöthig. Das Allgemeinbefinden Sr. Majestät ist gut. gez. vr. Fiedler, vr. Jacobi." — Das „Dresdner Journal" vom 13. Februar bringt das Retchsgesetz, betr. die Gewährung von Nutet- stützungen an Invalide aus den Kriegen vor 1870 und an deren Hinterlassene, vom 14. Januar 1894 zum Abdruck, zugleich mit denjenigen Bestimmungen, die das Königl. sächs. KriegSministerium dazu angr- ordnet hat. Wrrseustein. In der 11. VormittagSstund« am 12. Februar ist die ca. 40 m hohe Esse der Weesen- steiner Papierfabrik ein Opfer deS Orkans geworden. Mit furchtbarem Gelöse stürzte sie in der Richtung nach der Müglitz und dem Promenadenweg nieder. Bon einer Seite de« Fabrikgebäudes riß sie einen Anbau und einen Theil des Eckzimmers weg, in welchen sich Papiermakulatur befand, die der Sturm sofort nach allen Richtungen trug und die Bäume mit den buntesten Farben schmückte. Ein Wunder ist'- wirklich zu nennen, daß dieser Effeneinsturz kein Menschenleben gefordert hat. ' - r - K-nigSbrück. Rach nur K wöchentlichem Bestehen hat das Elektrizitätswerk den Betrieb wieder ein gestellt und zwar, wie es heißt, in Folge von Diffe renzen zwischen dem Ingenieur und dem Besitzer der Wasserkraft. Da sich kein anderes Werk als Kraft station leider finden ließ, werden sich wohl die elektrisch Erleuchteten wieder bequemen müssen, die Petroleum lampen aus der Rumpelkammer hervorzuholen. Bautzen. Von einem schrecklichen Brand Unglück wurde die hiesige Stadt in der Nacht zum Sonntag heimgesucht. In wenigen Stunden wurden 24 Häuser total in Asche gelegt und viele andere erheblich be schädigt. Der Brand brach gegen '/>12 Uhr in dem feuergefährlichsten Theile der Stadt au«. Das in Burglehn gelegene, dem Tapezierer Glatze! gehörige Wohnhaus mußte vor kurzer Zeit wegen Baufälligkeit theilweise geräumt werden. Entweder in diesem oder in dem daneben gelegenen, dem Tagearbeitrr Lorenz gehörigen Hause ist das Feuer ausgebrochen, welches sich bei dem orkanartigen Sturme mit nicht zu be schreibender Schnelligkeit über die Nachbarhäuser der Mönchsgaffe verbreitete. In wenigen Minuten stand auch die 18 Katasternummern starke sogenannte MönchS- kirche, welche fast ausschließlich von armen Leuten be wohnt wird, vollständig in Flammen. Weiter ver breitete sich das Feuer über die Hohengaffe und legte auch hier.3 Wohnhäuser in Asche. Der riesige Um fang des Feuerherdes und die ungünstigen Zugänge zu demselben erschwerten die Rettungsarbeiten unge mein. Ein Wunder ist es zu nennen, daß außer einigen Verletzungen kein Menschenleben zu Grunde gegangen ist. Viele arme Familien sind obdachlos geworden und ihrer Habe beraubt. Die Entstehungs ursache ist bis jetzt unbekannt. Zittau. Ein frevelhaftes Bubenstück wurde am Donnerstag Abend auf der Reichenau-Zittauer Ee- kundäreisenbahn zwischen Kleinschönau und Zittel ver übt. Wo gedachte Bahn in Zitteler Flur einen be deutenden Fall hat, war ein großer Stein auf die Schienen gelegt, der jedoch von der Lokomotive auf die Seite geschoben worden ist. Ein Stück weiter unterhalb mußte der Zug in Folge eine- zweiten in den Weg gelegten Steines abermals halten. Hoffent lich gelingt eS, den Eisenbahnfrevler zu ermitteln. Freiberg. Als Hauptgeschworene für die erste diesjährige Sitzungsperiode des königl. Schwur gerichts wurden in öffentlicher Sitzung des königlichen Landgerichts folgende Herren ausgeloost: Ernst Gmeiner, Gutsbesitzer in Berthelsdorf. Ernst Wilhelm Sachse, Erbricht« in Rothenfurth. Karl Kreller, Kanzlei- lehngutSbefitzer in Obergruna. Gustav Adolf Geißler, »«den mit 1V Pm. di« Lpaüenzeile od« d«m» Raum berechnet. — ZH- SeNaxifche imM, un reocunoneu« Lheitt, dt-LMwM «tzf«. vierteljährlich 1 R. !fg-, zweimonatlich a., «»monatlich 42 Einzelne Nnmmern ja. — Alle Postan- i, Postbytm», sowie aenten nehmen Bo- stellungen an. chentz-MW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein