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di» allen Betbeiliaten ein RLthsel ist. kaum hatte die Matter d«S Mädchens die Ahnuua upSgesprSchch, «» doch nicht etwa znm Fenster yinausftetaen Wache, so sah man da» Kind in schwindelnder Höhe Äs cher äußersten Kante de» Fensters sitzen, sich wIMff.Ger! Hand haltend, nach Hülfe rufend, Obgletch-ma« s«rt zur Rettung de» Kinde» schritt, mußte dasselbe doch etwa 10 Minuten lang in seiner Stellung bleiben, von der Mutter au» einem benachbarten Fenster mit der größten Anstrengung bei einem Fuße gehalten. Einem später hinzukommenden Klempner war e» nicht möglich, etwa» zur Rettung zu thun, da sich beste« Letter al» zu kurz erwies, bi» endlich der Schuhmacher meister M. und der Böttchermeister H. mit Gewalt den Abort aufsprengten und das Kind seinen zu Tode geängstigten Eltern zurückgaben. Zschopau. Da» Jahr 1894 ist für unsere Stadt insofern ein jubiläumsreiches, da außer dem königl. Schullehrerseminar und der Freiwilligen Feuerwehr, die beide das Fest ihres 25jährigen Bestehens feiern, auch die Jäger-Abtheilung der hiesigen privilegirten Gchützengesellschaft zum dieSjährigen Vogel-und Königs scheibenschießen, welches vom 24. Juni bis 1. Juli diese» Jahres abgehalten werden soll, ihr fünfzigjähr. Jubiläum festlich begehen wird. Neustädte!. Ein betrübender Unglücks fall er eignete sich in der Familie deS Pastors Helbig in Zschorlau. Der Haushund desselben verfiel plötzlich in Tollwuth und biß den ahnungslosen Herrn und besten vierjährigen Sohn in das Bein, bezw. den Fuß. Di« energischesten ärztlichen Gegenmaßregeln werden angewendet. Hoffentlich haben dieselben den erwarteten Erfolg. Ein von dem tollen Hunde gebissener weißer Spitz in Neustädte! wurde erschaffen. /Cölln bei Meißen. Am Abend des 12 Februar kamen zwei Knaben im Alter von 12 und 14 Jahren hier an und suchten in den hiesigen Gasthöfen ein Nachtquartier. Dem Wirth im Gasthof „Stadt Ham burg" kamen die Knaben verdächtig vor, und sein Verdacht fand Bestätigung, als der hinzukommende DistrittSgendarm die Burschen in ein Verhör nahm. Der älteste derselben sagte aus, daß sie aus Prag gebürtig und die Söhne eines Oberstabsarztes und eines Agenten seien. Da sie die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium nicht bestanden haben, find sie nicht wieder nach Hause gegangen, sondern sofort nach Bodenbach und von da nach Dresden, bezw. Meißen gefahren. Die jugendlichen Ausreißer wollten nach Hamburg reisen und sich dort als Schiffsjungen ver heuern. Ihre gesammte Baarschafl bestand aber nur noch aus 8 Guldenbanknoten. Auf ein Telegramm an die Eltern traf bereits die Antwort ein, daß der Vater eines der Knaben nach hier unterwegs ist. Den Er zählungen der Knaben zufolge ist noch ein Dritter an der Parthie betheiligt gewesen, welcher aber in Boden bach mit dem größten Theil der Baarschaft seine Ka meraden verlassen hat. Roßwein. Die vom deutschen Schlofferverbaad errichtete und unter Aussicht des königl. sächsischen Ministerium stehende neueste Fachschule, „die deutsche Schlosserschule", wird Ostern dieses Jahres zu Roßwein eröffnet. Wie sehr mit Gründung dieser Schule einem vorhandenen Bedürfniß entsprochen wird, beweisen tue schon aus allen Theilen Deutschlands eingegangenen Anmeldungen von Schülern. Ebenso bekunden die der Anstalt zugewendeten Unterstützungen, namentlich Seitens der Maschinen- und Werkzeug fabrikanten, das hohe Interesse dieser Kreise an der Sache. Durch Gewinnung eines bewährten Schul mannes als Direktor und eines tüchtigen Lehrwerk- meisterS ist hinreichend Bürgschaft geleistet, daß diese jetzt in Deutschland einzig dastehende BildungSanstolt sich kräftig entwickeln werde. Das gesammte sächsische Schulwesen wird allenthalben als ein vorzügliches ge schätzt und das königl. sächs. Ministerium widmet auch der Schlosserschule reges Interesse, so daß diese jüngste der Fachschulen ebenbürtig neben die bereits bestehen den treten kann. Döbeln. Einen ernstlichen Unfall hatte der Sturm am Mittwoch des 12. Februar im Gefolge. Bon einer Aschengrube im Hof der hiesigen Kaserne wurde die schwere Decke abgerissen und in die Höhe getrieben; sie stürzte dann auf einen Soldaten, der dadurch an Kopf und Schulter stark beschädigt wurde. Er mußte bewußtlos nach der Wache getragen werden. Nachmittag» setzte sich eine starke Sturmwelle in daS Dach der am Haußmann'schen Hause an der Bahn hofstraße stehenden Sellerwasserbude, hob diese auS und schleuderte sie über die Bahnhofstraße. Nicht allein hatte die Bude dabei Schaden genommen, sondern eS ging auch das in derselben befindliche Inventar, Hängelampe, Gläser rc. größtentheil» in Trümmer. Borna. Im nahen Oelzschau ist der GutSbes. Köhler am 12. Februar infolge des Sturmes ums Leben gekommen. Er war Vormittags mit der ^Mckgd in deEÄalb gefahren, Attn ^ne Wagenladung Wat M choleR ' Auf dem ^mGr poD Dtztfe entfernt, Pusche WbMensWaKn ?ooM Ettivntz umgewoktzn, HM Mr sß ungMkW, daß KöM unter denselben« zu ließen kW. G»M« " Mchd We heriwkMufen Wch, «r W Toff^hPF Dienstherr» (burch Genickbrüch) bereits eingetreten. Leipzig. Eine beliebte, aber äußerst gefährliche Spielerei größerer Knaben ist eS, kleine Kinderpistolen, durch Anbohven des Rohres zu einer wirklichen Waffe umzugestalten. Auch der 11 Jahre alte Sohn eines in Leipzig wohnenden Markthelfers hatte sich solch eine Pistole in dieser Weise zurecht gemacht. Er füllte das sehr dünne und mangelhafte Blechrohr mit Pulver, welches er sich auf unermittelte Weise zu beschaffen wußte, stopfte Papier vor und brachte die Ladung durch ein Zündblättchen zur Entzündung. Hierbei platzte das dünne Rohr, wobei dem Knaben die rechte Hand in schlimmster Weise zerrissen wurde. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. B erlin. Der „National-Zeitung" nach steht nun mehr fest, daß der Kaiser auf der Reise nach Wil helmshaven den Fürsten Bismarck am 19. d. M. in Friedrichsruh besuchen wird. Der Kaiser wird bei dem Fürsten zu Abend speisen. — In Reichstagskreisen beschäftigt man sich bereits an der Hand greifbarer Thatsachen mit den Aussichten des Handelsvertrages. Es wird versichert, daß die Zahl der Gegner im Zentrum höchstens 50 Mann betragen würde. Bekanntlich stimmten 46 Zentrums mitglieder gegen den rumänischen Handelsvertrag. Innerhalb der nationalliberalen Partei sollen die bis her widerstrebenden Pfälzer geneigt sein, sich den An hängern anzuschließen. Sehr bemerkenswerth ist, daß die Konservativen an eine Auslösung des Reichstages nach Ablehnung des Vertrages absolut nicht glauben wollen. — Zu Gunsten des deutsch-russischen Handels vertrages lautende Kundgebungen werden fettens deS katholischen Männervereins in Königshütte, aus dem Kreise der Stettiner Stadtverordneten, seitens der Handelskammern für das Herzogthum Braunschweig, zu Mülheim a. Rh., Lennep, Bonn und Aachen ge meldet. In den beiden metningischen Wahlkreisen ist eine lebhafte Bewegung zu Gunsten des Handelsver trages im Gange. Auch der am Sonntage in Karls ruhe versammelt gewesene badische Handelstag, der von allen Handelskammern des Großherzogthums be schickt war, beschloß eine ausführlich begründete Er klärung, worin er die Annahme deS Vertrages ein stimmig und dringend befürwortet. — Der „Reichsanzeiger" bringt nunmehr die Liste der in die Kommission behufs Erörterung von Maßregeln zur Hebung und Befestigung deS Eilber- werths berufenen Herren; es ergiebt sich daraus, daß auch die letzten privaten Mitlheilungen noch nicht korrekt waren. Es sind berufen die Herren: vr. Arendt, vr. Bamberger, General-Sektetär H. A. Bueck, Rechts anwalt und Bankdireklor Büsing, vr. Hammacher, v. Kardorf, Koenigs, Direktor des Schaaffhausen'schen Bankvereins Köln (Rhein), Seh. Bergrath Leuschner, Professor vr. LexiS in Göttingen, Professor vr. Lotz in München, Arnold Otto Meyer 8on. in Hamburg, Graf von Mirbach, General-Konsul Rüssel, Freiherr von Schorlemer-Alst, vr. A. Echäffle, vr. Moritz Stroell, Direktor der Notenbank in München. — Trotz der alljährlichen Verbrüderungsfeste, die die Führerschaft der internationalen Sozial demokratie feiert, will brüderliche Gesinnung der Genossen unter- und zueinander noch nicht recht platz- greifen. Eben hat der „Vorwärts" den Genossen Seidel in Zürich den dortigen Genossen in der be kannten liebenswürdigen Weise zu sorgfältiger Ueber- wachung empfohlen, weil er sich herausgenommen hatte, ein Wort gegen die allzuhäufigen Gastrollen der deut schen Eiferer in Zürich zu reden, und jetzt bezeugt Genosse Cornelissen in Amsterdam mit sozial-revolu tionärem Gruße, daß, seitdem Liebknecht die Leitung des „Vorwärts" übernommen, da» Zentralorgan noch keine wahre oder ganz korrekte Korrespondenz au» Holland veröffentlicht habe. Wie man Derartiges auch vom „Vorwärts" und vom Genossen Liebknecht erwarten kann! Der „Vorwärts" antwortet darauf mit einem Hinweis auf die „weit schärferen und oben drein meist persönlichen Angriffe" des holländischen Sozialistenorganes „Recht voor allen", das Cornelissen herausgiebt. Wenn in nur annähernd ähnlicher Weise zwei bürgerliche Blätter ihre Konten beglichen, so würde der „Vorwärts" schreiben: „Die Bourgeoisie, wie sie ist." So find e» Sphärenklänge aus der besseren Welt, die Welt der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die die Sozialdemokratie uns schaffen will. — Grober Unfug ist am Montag Nachmittag um l'/t Uhr vor dem Hause Gitschiner Straße 58 durch eine uDekAft «Bbliebene Person verübt worbe». HvttmMi WankMs demselben Hause stand um dWe A«ff vU sMemHstzen, al» sich auf dem vürget- Wze eW MttM Wlud, die außer der Zündmaffe MaSspWekßnME haben muß. Getroffen wurde WnuuM, daheMl MMeitete der Knall, dessen Ur sprung ma« nicht gleich kannte, großen Schrecken. Wer die Patrone geworfen oder an jenen Ort gelegt hat, ist bis jetzt nicht festzustellen gewesen, ebensowenig ist die Zündmaffe bekannt. Oesterreich, Bei der Eröffnung der vudgetdebätte im böhmischen Landtage am 14. Februar entwickelte Sil da» Programm der Jungtschechen und griff den böhmischen Adel heftig an. Rieger bemerkte, eS dürfte eine Zeit kommen, in welcher die Jungtschechen den Widerstand gegen die Wiener AuSgleichspunftationen bitter bereuen würden, und betonte, da» Koalitions kabinett sei nicht an die Punktatiünen gebunden; eine Verständigung mit den Deutschen auf der Grundlage der Gleichberechtigung sei möglich, der kernhafte deutsche Stamm in Böhmen habe auf allen Kulturgebiet»« Bedeutendes geleistet. Die Tschechen müßten darnach trachten, den deutschen Volksstamm durch die Sicherung der nationalen Stellung für die Bestrebungen des böhmischen Volkes zu gewinnen; der Großgrundbesitz habe die Pflicht des Friedensstifters; da» allgemeine Wahlrecht sei schädlich und undurchführbar. Da» tschechische Volk habe keine Hoffnung, keine Zukunft ohne Oesterreich, auf anderweitige Pläne könnten Vie Tschechen sich nicht verlassen; die geographische Lage knüpfe dieselben fest an Oesterreich. „Wir brauche« die Dynastie und die Dynastie braucht uns, wir werden uns wechselseitig immer finden. Als öfter Mann, vor dem Grabe stehend, rathe ich meiner Nation, ihr Schick sal nur rechtschaffenen und vernünftigen Leuten anzu vertrauen, die mit dem Adel und dem Klerus gemein sam den Frieden mit den Deutschen suchen." Graf Buguoy bemerkte, die Leichtgläubigkeit und die leichte Erregbarkeit des tschechischen Volkes bildeten von alterS- her die Schwäche, welche ihr unheilvolles Spiel mit diesem tüchtigen Volke getrieben habe. Die jung tschechische Schwärmerei für das allgemeine Wahlrecht bezwecke, den Slawen die Mehrheit zu verschaffen. Den Nutzen hiervon habe aber keine nationale, sondern eine internationale Partei, nämlich die besitzlosen Klaffen, welche jedem Umsturzgedanken zugänglich seien. Die neue Wahlordnung müsse die Interessenvertretung wahren und verhüten, daß der Bürger- und Bauern stand zu Gunsten der Besitzlosen unterdrückt werden. Die neue Wahlordnung sei auf der Grundlage aller Berufsklaffen durchzuführen unter Berücksichtigung der Verschiedenheit der beiden Länder. Redner sprach sich sodann für den Zusammenschluß der Deutschen und Tschechen gegenüber den Umsturzelementen aus. Die Religion müsse vor allem erhalten werden. Die Ge sellschaft müsse darnach trachten, die Unzufriedenen so weit als möglich zu befriedigen, sie sei aber verpflichtet, der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. Man müsse alles vermeiden, wodurch die Treue gegen die Dynastie verletzt würde. (Stürmischer Beifall.) Darauf wurde die Sitzung geschloffen. Frankreich. In parlamentarischen Kreisen ver lautet, eine Anzahl Deputirter beabsichtige einen An trag, betreffend die Geheimhaltung der Verhand lungen bei Anarchistenprozeffen, einzubringen, da Vie Oeffentlichkeit eine gefährliche Reklame bilde. — Wie der „Soir" meldet, hat der Kriegsminister die Bildung einer aus eingeborenen bestehenden Sa haratruppe — Kameelreiter und Fußtruppen — unter dem Kommando französischer Offiziere beschlossen. — Der Urheber des BombenattentatS imTerminuS- Hotel in Paris heißt Emil Henry, ist 1872 in Bar celona von französischen Eltern geboren und lebte zu letzt in London, wo er der Polizei als Anarchist be kannt war. Dieselbe wußte auch, daß er seit dem 18. Januar in Paris weilte. Er ist der Bruder Fortune Henrys, der augenblicklich in Clermont eine 3jährige Gefängnißstrafe wegen Aufreizung zum Morde obbüßt, und der Sohn des Mitgliedes der Kommune, Henry, das, seiner Zeit zum Tode verurtheilt, in Spanien starb. Rußland. Sacharjin, der Arzt des Zaren, soll erklärt haben, der Aufenthalt in Petersburg sei für die Gesundheit deS Kaisers durchaus unzuträglich. Der Zar soll seinen dauernden Aufenthalt in der Krim oder in Kiew, äußersten Falls noch in Gatschina nehmen. Daß der ständige Aufenthalt in der Krim auf die Dauer als unthunlich gelten müsse, liege auf der Hand, ebenso, daß Kiew in dieser Hinsicht unvergleichlich be quemer gelegen sei, namentlich in Anbetracht de» Um standes, daß diese Stadt jetzt thatsächlich die schon längst geplante direkte Eisenbahnverbindung mit Peters burg über Hommel erhalten soll. — Sacharjin soll außer einer Ordensauszeichnung noch 60000 Rubel als Honorar für die erfolgreiche Behandlung des Zaren erhalten haben.