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teige wegen eine« EinbntchdlebkahlS -ege» ihn erstattet worden. Der Anode ist groß und stark. Plaue» i. V. Die hiefige städtische Biersteuer hat im Jahre 1893 der Stadt nahezu 35000 Mk. ein gebracht, da- dl zu 40 Pf. ES stad somit weit über 80000 dl Bier verbraucht worden. ES kommt somit auf jeden Bewohner (50000) über 1 dl 60 1 Bier im Jahre. Falkenkein. Auf hiesigem Bahnhof gerieth am Freilag Bomittag ein Wagen H. Klaffe des Klingen - thal-HerlaSgrüner Personenzuges in Brand, wobei zwei Abtheilungen fast vollständig ausgebrannt find. Der Wagen wurde auf ein NebengeletS gebracht und daS Feuer gelöscht. ES ist als ein große- Glück zu bekochten, daß daS Feuer noch vor Abgang de- Zuge- bemerkt wurde, da sonst leicht ein größere- Unglück hätte entstehen können. Der angerichtete Schaden ist immerbin ein beträchtlicher. Glauchau. Eist Strolch rohester Art trieb am Sonntag Abend in hiesiger Leipziger Borstadt sein Unwesen. Nachdem dieser Mensch alle ihm begegnenden Personen in der unfläthigsten Weise angerempell hatte, versuchte er sogar einen ihm entgegenkommenden Post wagen zu besteigen und riß den Postillon von seinem Sitz. Als der freche Geselle fekgenommen werden sollte, leistete ec durch Schlagen und Beißen den hef tigsten Widerstand, so daß er nur mit Hilfe zweier Schutzleute und mehrerer Civilpersonen gebändigt werden konnte. Während seiner Beförderung nach der Wache biß der Unhold den einen Schutzmann noch derartig in den kleinen Finger, daß der Beamte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und sich den zerbissenen Finger zum Theil abnehmen lassen mußte. (Fortsetzung der Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Im Reichstage wurde am 22. Jan. bei sehr schwacher Besetzung des HauseS die Inter pellation der sozialdemokratischen Fraktion wegen des NothsiandeS verlesen. Nachdem sich der Staatssekretär v. Boetticher zur sofortigen Beantwortung der Inter pellation bereit erklärt hätte, führte Abg. Liebknecht aus, daß die Leere deS Hauses die Interesselosigkeit der bürgerlichen Parteien beweise. Die herrschenden Klaffen beschwören das anarchistische Gespenst, um gegen die Sozialdemokratie vorzugehen. In Sachsen habe man bereits offen strengere Maßregeln gegen die Sozialdemokratie besürwortet. Zwischen dem Anar chismus und der Sozialdemokratie herrsche ein unüber brückbarer Gegensatz. Gerade wo letztere am stärksten sei, könne kein Anarchismus existiren. Darum hätten wir hier keine Attentate wie in Frankreich, wo der Anarchismus künstlich grobgezogen worden sei. Die wirthschastliche Nothlage erstrecke sich auf die ganze Welt. In England habe die Regierung den Nothstand zugestanden und sich zur Hilfe bereit erklärt. StaatS- sekretär v. Boetticher erklärte hierauf, daß das Heil mittel für den Nothstand nur auf Grund der heutigen Gesellschaftsordnung zu suchen sei. Er könne sich nicht auf zweifelhafte Experimente einlaffen. Außerdem sei der Nothstand gar nicht allgemein; er herrsche beson der- in großen Städten, während in ländlichen Be zirken mehrfach Arbeitermangel zu verzeichnen sei. Die Löhne hätten sich in steigender Richtung bewegt; auch sei die Lebenshaltung der Arbeiter durchaus eine bessere. Ueber das Verhalten der Berliner Polizei am letzten Donnerstag liege bis jetzt keine einzige Beschwerde vor. Es sei daher der Schluß berechtigt, daß die Polizei ihre Befugnisse nicht Überschritten habe. (Am genannten Tage war es nach einer ArbeitSlosen- Versammlung zu einigen Unruhen gekommen, wodurch dieselben entstanden, ist noch nicht ganz aufgeklärt.) Auf Antrag des Abg. Singer trat das Haus in die Besprechung der Interpellation ein. Abg. Freiherr von Stumm (Reisp.) bezeichnete als Schwerpunkt der ganzen Nothstandssrage die Verhinderung des Arbeiter- zufluffeS nach den großen Städten. Anarchisten und Sozialdemokraten seien eigentlich ganz dasselbe, sie unterschieden sich nur in der Frage, zu welchem Zeit punkte loSgeschlagen werden sollte. Es sei nothwendig daß alle sich zusammenschlöffen zu einer gemeinsamen Bekämpfung der direkten und indirekten Revolution. Abg. Richter (sreis. Volksp.) führte aus, der Staat könne den Nothstand nicht verhindern; aber seine ganze Wirthschastspolitik dürfe das Land nicht be unruhigen. Redner kritisirte daS dem preußischen Land tage vorgelegte Gesetz über die LandwirthschastS- kammrrn, sowie die Steueroorlagen, wünschte baldige Erledigung des russischen Handelsvertrages und be dauerte die jüngsten Debatten de» Herrenhauses. Die Regierungen sollten gegen die Agrarier schärfer auf treten. Abg. Bebel (Soz.) bekämpfte in einer längeren Rede die Ausführungen deS Staatssekretär» v. Boet ticher. Die ganze bürgerliche Gesellschaft trage Schuld an den Nothständen. 3 Jahre nach Annahme de» betr. Gesetze» hätten wir noch keine Aussicht auf Durch führung der Sonntagsruhe. Die preußische Staats« bahnverwaltu«- -«treibe dm Lohndruck; in England dagegen sei die Arbeitszeit in ÄaatSbekieben herab gesetzt worden. Man könne leicht üb« arbeitslose und verkommene Mensche» raisounireu; sie seien aber Produtte der ganzen Ses«llschaftSord»»ng. DaS Reich sollte eine« Arbeitsnachweis einrtchten und die Arbeit« nach Gegenden dtrigiren, wo sie gebraucht werden. Die Abnahme deS Fleischkonsums beweise eine Ver schlechterung der Lebenshaltung der Arbeiter. Unrichtig sei e-, daß viele Sozialdemokraten ein gute- Bourgeois leben führten. (Zuruf: Singer!) Der Abg. Singer sei kein reicher Mann mehr; er habe der Pattei Hunderttausende geopfert. In der ganzen deutschen Sozialdemokratie gäbe eS keine 3 Leute mit einem Einkommen von 5000 Mk. Redner schildert sodann die Vorgänge bei der Versammlung der Berliner Arbeitslosen; er behauptet, ^onte provooutvurs hätten dybet mitgewirkt. Staatssekretär vr. v. Boetticher verwahrte die Polizei gegen den Vorwurf, daß sie ihre Pflicht verletze. Der Abg. Bebel solle doch im Reichs tage Anträge Kellen zur Abwehr gegen den behaupteten Nothstand. Abg. Möller (natlib.) meinte, ein Noth stand sei allerdings in gewissem Sinne vorhanden; aber schon seien Anzeichen der Besserung bemerkbar. Wollt« man die Forderungen der Sozialdemokraten bezüglich der Arbeiter erfüllen, so würde die Produk tion zu theuer und Deutschland könnte nicht mehr mit anderen Ländern konkurriren. Hierauf wird die Be ratung auf Dienstag vertagt. Im Reichstage erbat und erhielt am 23. Januar der Präsident die Ermächtigung, dem Kaiser die Glück wünsche zum Geburtstage darzubringen. Bei der fortgesetzten Berathung der NothstandS-Jnterpellation erklärte der Abgeordnete Kropatschek (kons.) eS für Gespensterseherei, wenn der Abgeordnete Bebel überall provooutvurs sehe, welche die Sozialdemokraten in das Verderben zu locken suchten. Herr Bebel habe für seine Behauptungen nicht die geringsten Beweise vorgebracht. Redner erkennt an, daß zwischen Sozialis mus und Anarchismus Unterschiede bestehen. Es sei nicht ausgeschlossen, daß die Sozialdemokratie den heutigen vielgeschmähten Staat um Schutz gegen den WiarchiSmuS angehen werde. Die Debatte verlor sich schließlich ins Breite und war der Saal nur noch ganz schwach besetzt. Die Diskussion wurde alsbald beendet. — Im Reichstage ist das fünfte Verzeichniß der bei demselben eingegangenen Petitionen zur Ver- »Heilung gelangt. ES umfaßt die Nummern 18892 bis 46094. — Die Reichstags-Kommission für die Vieh- seuchen-Novelle beschloß, den Reichskanzler zu er suchen, gegen die Einschleppung der Viehseuchen aus dem Auslands, insbesondere der Maul- und Klauen seuche, die allerstrengsten Maßregeln zu ergreifen, und zwar erstens gegen die Länder mit ungenügenden ve terinär-polizeilichen Maßregeln eiae dauernde Grenz sperre einzurichten; zweitens gegen die übrigen Länder die Grenze so lange zu sperren, bis der Gesundheits zustand daselbst gesichert erscheint; drittens die Einfuhr nach den von der Grenze entfernten Vtehmärkten und Schlachthäusern auch bei sofortiger Abschlachtung nicht mehr zu gestatten; ferner, daß bezüglich der Maul- und Klauenseuche Instruktionen durch den Bundesrath erlassen werden sollen. — Von den 3 Reichssteuerentwürfen hat keines Aussicht, in vollem Umfange genehmigt zu werden. Bei allen ist aber doch, wie die „N.-L. K." meint, die Möglichkeit vorhanden, daß wenigstens in beschränktem Umfange etwas Positives erreicht wird. In der Stempelsteuervorlage ist für die QuittungS- und Frachtbriefbesteuerung kaum noch Aussicht vor handen; die stärkere Heranziehung deS Börsengeschäfts scheint aber gesichert zu sein, vielleicht noch über die Vorschläge der Regierung hinaus, und wird den haupt sächlichen Antheil an den Einnahmen tragen. WaS aber schließlich bei der Tabaksteuer herauskommt, ist noch nicht vorauSzusehen. Für den Haupttheil des Gesetzentwurfes sind die Aussichten nicht günstig. Durchdringen könnte möglicher Weise eine Zollerhöhung auf ausländische Fabrikate, wofür namentlich im Zentrum Stimmung ist. Bei der Weinsteuervorlage herrscht in verschiedenen Parteien Neigung zur Be steuerung der Schaum- und Kunstwetne, sowie der theueren Flaschenweine. — Dem Vernehmen nach hat am 22. Januar der Flügeladjutant von Moltke im Auftrage de» Kaisers dem Fürsten Bismarck ein kaiserliche» Handschreiben überbracht, in welchem er den Fürsten unter lieber- sendung einiger Flaschen alten Weine» zur Rekon valeszenz nach überstandener Influenza beglückwünscht, vi-marck hat den Kaiser gedankt und mttgetheilt, daß er noch persönlich in Berlin seinen Dank auSsprrchen werde. — Daß mit einer Aussöhnung de» Kaiser- mit dem Fürsten Bismarck der Herzenswunsch be grüßten TheileS der deutschen Nation Erfüllung finden würde, bedarf fast keiner besonderen Erwähnung. preße wägt «on etfAfl Ke patlameutartschen AÄ« fichten d«S EitzWhetzKfetzentwurfe» ab. Zar Z«tt ist die liberal« Regierungspartei im Unterhaus« kotz der erfoltztrn vielen Su-tritte von Abgeordneten, welch« Pit der Kirchenpolitik Wekerle'S nicht einver standen find, noch immer so stark, daß sich etwa 70 Stimmen Mehrheit zu Gunsten der Regierungsvorlage über die Eivilehe ergeben würden. SS müßte demnach schon eine weitere und beträchtliche Abbröckelung von der ministeriellen Partei eintreten, um da» Schicksal diese- wichtigen Gesetze- und hiermit zugleich das jenige de» Kabinett Wekerle selbst ernstlich in Frage zu stellen. Dänemark. Die am 28. Juli d. I. in Kopen hagen stattfindende silberne Hochzeit de» dänische» Kronprinzenpaares soll, wie aus Hofkreisen verlautet, in besonder- großartiger Weise gefeiert, werden. Man erwartet dazu nicht allein die nächsten Verwandten deS Jubelpaares, den Czaren und die Czarin, den König von Schweden, der ein Oheim der dänischen Kron prinzessin ist, und das griechische KönigSpaar, sondern auch andere fremde Fürstlichkeiten. Der deutsche Kaiser wird bestimmt eine Einladung erhalten; ob er ihr folgen wird, dürste allein davon abhängen, wie sich inzwischen die deutsch-russischen Beziehungen ge stalten werden. Sollte Kaiser Wilhelm auS diesem oder einem anderen Grunde verhindert sein, selbst nach Kopenhagen zu reisen, so wird er sich voraus sichtlich durch den Prinzen Heinrich von Preußen ver treten lassen. Italien. Der Vorwurf der Hinterlist gegen Deutschland und Oesterreich, welcher dem früheren Ministerpräsidenten Italiens, Marquis Rudini, von der „Times" gemacht worden ist, wird jetzt von der „Opinione", dem Organe Rudini's, energisch zurück gewiesen. DaS Blatt bestreitet entschieden, daß Rudini während seiner Ministerpräsidentschaft illoyal gegen über den Verbündeten Italiens gehandelt und mit Rußland geheime Unterhandlungen gepflogen habe. Die „Opinione" versichert vielmehr,sMudini habe stets die Politik des Friedens unter treuem Anschluß an den Dreibund vertreten. Schließlich meint das Blatt, die „Times" bezwecke mit ihren Verleumdungen ledig lich, Italien zu übertriebenen Rüstungen und zur An nahme einer fast kriegerischen Haltung zu bewegen. — Sollten die von dem Londoner Weltblatte erhobenen Anschuldigungen gegen die Rudinische Dreibundspolitik wirklich haltlos sein, so könnte ein. derartiges Gebühren der „Times" allerdings nicht scharf genug verurtheilt werden; eS fehlte gerade noch, daß durch englische Stänkereien und Hetzereien Mißtrauen zwischen Ita lien und seinen Bundesgenossen gesät würde! Serbien. In Serbien bereitet sich augenscheinlich wieder eine ernste innere ArislS vor. Dem jungen König Alexander paßt die Uebermacht der serbischen Radikalen im Lande, wie im Parlamente und in der Regierung offenbar schon längst nicht mehr und wünscht er dieses Uebergewicht auf irgend eine Weise zu brechen. Nunmehr hat die plötzliche Ankunft deS A- Königs Milan iu Belgrad den Stein ins Rollen ge bracht. Das radikale Ministerium Gruic erklärte die Anwesenheit Milans auf serbischem Boden als gesetz widrig und nahm diesen Umstand zum äußerlichen Anlaß seiner Demission, zu welchem Schritte daS Ka- binet jedoch schon vor der Ankunft Milans entschlossen gewesen zu sein scheint. Eine Belgrader Depesche vom 22. d. berichtet über die betreffenden Vorgänge, wie folgt: Eine Extraausgabe des „Odjek" meldet: Der König berief vergangene Mitternacht die Mini ster des Aeußern und des Innern zu sich und erklärte ihnen, er könne sich in der gegenwärtigen schweren Situation nicht selbst orientiren, weshalb er seinen Vater berufen habe. Daraufhin reichte das Mini sterium seine Demission ein, mit der Motivirung, Milans Ankunft sei verfassungswidrig und gesetzlos. Die Skupschtina hat sich auf Verlangen deS König vertagt. Die Truppen sind konstgnirt. — Die weitere Entwickelung der Belgrader Vorgänge bleibt einstweilen abzuwarten, besonders muß es sich noch zeigen, ob und inwieweit die Behauptung von den angeblichen antidynastischen Umtrieben der serbischen Radikalen den thatsächlichen Verhältnissen entspricht. Die An kunft Milan« in Belgrad erfolgte am Sonntag Nach mittags I'/i Uhr; die Begegnung zwischen Milan unb dem König Alexander trug einen ungemein herzlichen Charakter. Vom Bahnhofe au» begaben sich beide Fürstlichkeiten in daS königliche Palais. — Die Führer der liberalen und der fortschritt lichen Partei haben sich über ein Koalitions-Ministe rium mit Ausschluß der Radikalen geeinigt. Bereits beschäftigen sich die Führer mit Ausstellung eine- Programms, und sobald über dtes-S Einigung erzielt ist, soll die KabinetSbildung erfolgen. Wie verlautet, dürst« StaatSrath Rikolajevie die Bildung desselben übernehmen.