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«Pfs. Nr. 4. Dienstag, den 9. Januar 1894. 60. Jahrgang. -M Verantwortticher Redacteur: P-ul Jehnr in Dippoldiswalde. Mit achtfetti-e« »Lllustrirteer UnterhalttmgSttatt".Mit land, und hauSwirthfchastlicher Mv«at»beilage. sam« Lrrsrätv« «vadrn mit 1V tlmüm bee »ick, dv« Mt. Schmiedeber-. In dem mit Gotte» Hilfe zurück, gelegten Jahre 1SSS wurden in unsrer Parochie 4S Kinder geboren, SO Söhne und lS Töchter (S mehr al» 1892), darunter 3 außereheliche. Aufgeboten wurden 18 Paare (6 mehr al» 1893), getraut 8 Paare (4 mehr als 1892). Gestorben waren 25 Personen (9 mehr al» 1892) und zwar 5 Ehemänner, 2 Ehe frauen, 4 Wittwen, 2 Junggesellen, I Jungfrau und 11 Kinder: 5 Söhne und 6 Töchter; außerdem wurde eine Person au» Kipsdorf hier beerdigt. Die älteste Person unsrer Gemeinde hatte ein Alter von 88 Jahren 8 Monaten erreicht. Kommunikanten waren mit An schluß von 9 Personen, die in ihrer Wohnung da heilige Abendmahl genossen, und 13 Konfirmanden K29 und zwar 234 männliche und 29S weibliche (29 mehr al» 1892). — Vor 100 Jahren wurden IS Kinder geboren, 4 Paare getraut und 13 Personen zur Ruhe bestattet; am heiligen Abendmahl theilge- nommen hatten damal» SS6 Personen. — Der Schltttenverkehr, welcher bei guter Echneebahn am Hohen Neujahr gewöhnlich eia sehr lebhafter ist, war infolge de» orkanartigen Sturme» äußerst gekiütz.^ — Am vorigen Donnerstag ,' Nächst». 3 Uhr, konnte man in der Nähe von Altenberg 2 stark Hennwtretendr-Mi^stnfonmett beobachten.'"" Johutbach. In dem nun vollendeten Jahre 1893 waren in hiefiger Parochie 42 Geburten und 30 Todesfälle zu verzeichnen. Aufgeboten wurden 17, getraut 12 Paare. Kommunikanten waren 1080, darunter 40 Konfirmanden und 12 Hauskommunionen. Bei den Gestorbenen waren außer einem todtgeborenen Kinde IS Kinder unter 6 Jghren, 1 Schulkind, 2 Ehe männer, 4 Ehefrauen, 2 Wittwer und 5 Wittwen. Im Jahre 1793 wurden in hiefiger Parochie, SS ge boren, Trauungen haben 8, Begräbnisse 10 stattge funden. Lauensteiu. Der Schmugglerprozeß dürften»» auch noch nach Sachsen seine düsteren Schatten werfen. Der Staatsanwaltschaft find bereits die Anklageakte zugegangen. Man vermuthet, daß e» sich bei dem HerauSpaschen au» Oesterreich um Ungarweine ge handelt hat. Die Gesammtstrafen, welche im benach barten Kaiserreiche für die Zollhinterziehungen ein gezogen find, haben die stattliche Summe von 1 Mill. Gulden bereits überschritten, obwohl Diejenigen, die wegen Grenzzollhinterziehung noch nicht bestraft waren, eine Strafermäßigung von einem Drittel der Sesammt- summe zugebilligt erhielten. Besonder» schwer werden die armen Leute von den Strafen betroffen, die Jahre hindurch Kleinigkeiten, wie z. v. Wollwaaren, un verzollt über di« Grenze gebracht haben und jetzt in für ihre Verhältnisse oft unerschwingliche Strafe ver fallen find und in Folge der Nichterleguug längere Freiheitsstrafen verbüßen müssen. Obercunnersdorf b. Klingenberg. Am Neujahr»- tage beging der hiesige WirthschaslSbes. Hr. Berthold sein 25jährige» Jubiläum al» SemeinderathSmitglied. Anläßlich diese» begab sich vergangenen Sonnabend der Semeinderath in die Wohnung der Jubilar», wo ihm nach einer kurzen, herzlichen Ansprache feiten» de» Herr« Vorstand«» Heber neben einem finnigen Geschenk eine kunstvoll ausgeführte Gedenktafel über reicht wurde. Möge e» Herrn Berthold noch recht lange vergönnt sein, in obiger Eigenschaft znm Wohle der Gemeinde wirken zu können. Kirchennachrichten von Glashütte. Im Jahre 1893 wnrden in hiefiger Parochie 90 Kinder geboren, darunter 2 todtgeborene; getauft wurden 82 (4 mehr al» 1892) und zwar von Glashütte 40 Knaben, SS Mädchen, von Lucha« 1 Knabe, K Mädchen; koufirmirt wurden K4 (6 weniger al» 1892), von Glashütte 21 Knaben, SS Mädchen, von Lucha« ö Knaben, 3 Mädchen; aufgeboten wurden 33 Paare; Trauungen erfolgten '1 '-H - 22; von Glashütte 17, von Luchau 5; Kommunikanten waren 8S6 (224 weniger al» 1892), und zwar von Glashütte 292 männl., 398 weibl.; von Lucha« 69 männliche, 97 weibl.; Beerdigungen sanden SS statt, (8 mehr al» 1892), von Glashütte 4 Wittwen, 1 be tagte Ledige, 1 Wittwer, 6 Ehemänner, 3 Ehefrauen, 3 Junggesellen, 4 Kinder über 1 Jahr und 30 Kinder unter 1 Jahr, außerdem 2 Todtgeborene, von Luchaü 1 Kind. Dresden. Nur noch ein Jahr wird da» Gebäude de» jetzigen Böhmischen Bahnhöfe» stehen, dann wird dasselbe niedergeriffeu werden, um einem mäch tigen Neubau Platz zu machen. Ein JaterimSbau wird bereits in diesem Sommer fettiggestellt, und so bald die sich durch denselben nothwendia machenden Gelrtseoerlegungen beendet sein werden, soll die Ver legung de» Betriebes stattfinden. — Gleich dem Prinzen Georg dem Jüngeren ist der neugeborene Prinz Friedrich Christian zum Mitglied« der priv. Echeibenschützengesellschaft ernannt worden. — Die dem neugeborenen Prinzen de» sächsischen Königshauses beigelegten Namen Friedrich Ehristtan TD-Aen interessante geschichtliche Erinnerungen. Bi» jetzt HU Vs -Ü-ÄWH»« Königshaus« nur «inen »Friedrich Christian" gegeben, dessen^ ^Met^zu "tnrze Regierung die Keime enthielt zu reichem Segen für do» unter seinen Vorgängern so hart geprüfte Sachsen land und Sachsenvolk. E» war der erste Regent au» wetlin - habsburgischer Ehe und wurde geboren am ö. September 1722. Sein Vater war der zweite säch sische Polenkönig, seine Mutter die Tochter de» öster reichischen Kaiser« Josef'» I., Marie Josepha. Er ver mählte sich am 20. Juni 1747 mit der Tochter de» Kaiser» Karl VH., Marie Antonia, und wurde der Vater der ersten beiden sächsischen Könige Friedrich August und Anton. Er regierte nur wenige Monat«, vom ü. Oktober bi» 17. Dezember 1763, und stach am letztgenannten Tage an de» Blattern. Kurfürst Friedrich Christian halte mitten unter den Einflüssen eine- üppigen Hosleben» und der französischen und polnischen Verdättniffe dennoch ernste» Pflichtgefühl und sittliche Reinheit bewahrt und trug diese al» die heilsamste Erbschaft auf seine Nachkommen über. Die Liede seiner Sachsen besaß er im höchsten Maße, und sein früher Tod versetzte da» ganze Land in die tiefste Trauer. — Nach den amtlichen Ermittelungen hat die Maul- und Klauenseuche im Jahre 1892 in Sachsen sowohl, wie auch in den meisten übrigen Thetlen de» Reiche- einen außergewöhnlich hohen Stand erreicht. Einschleppungen der Maul- und Klauenseuche au- dem Auslande haben ebenso wie in den Vorjahren in vielen Fällen stattgesunden, so na mentlich au- Oesterreich-Ungarn. Begünstigt wurde die Verbreitung der Seuche auch durch die zu kurze Bemessung der gesetzlichen Sperrzeit, durch mangelhafte Desinfektion verseuchter Stallungen, von Viehwagen u. s. w. An Entschädigungen für am Milzbrand ge fallene oder getödtete Thier« wurden in Sachsen auf Grund lande-gesetzlicher Bestimmungen gezahlt 1891 149020 Mk. für ein Pferd und S3S Stück Rindvieh, 1892 109 S08 Mk. für 428 Stück Rindvieh. Zittau. Am Sylvesterabend ereignet« sich in der Kirche zu Obersetfer«dorf ein Unfall, der ,um Glück noch gut verlaufen ist. Infolge der Lockerung einer Schraube stürzte der große GaSkronleuchter in dem Augenblicke herab, al- seine Lichter angezündet werden sollten. Verunglückt ist dabei Niemand, da di« Kirchen- besucher herkömmlich erst «ach vollständiger Erleuchtung der Kirche Einlaß finden. Anderenfalls wäre der Un fall von ersten Folgen begleitet gewesen. Nttha. Ein Opfer de» strengen Froste« wurde am Abend de» 4. Jan. ein Handwerksbursche au» Lokales rurd Sächsisches. Dippoldiswalde. Einen löblichen und würdigen Abschluß der diesjährigen Weihnachtszeit bildeten die am 6. und 7. d. Mt«. durch den hiesigen evange lischen JünglingSveretn ftattgefundenen und wohlgelungenen Aufführungen de» Weihnachtsfestspiels »Die heilige Nacht" von Dr. Johanne» Lehmann. Durch Harmouiumspiel de» Herrn Oberlehrer C. Hell riegel, durch Gesänge der versammelten Gemeinde und durch eine herzliche Begrüßung de» VereiuS-Vorsitzenden Herrn Diakonu» Büchting waren die Herzen der zahl reich Erschienenen empfänglich gemacht zur Aufnahme - de» FeUpielS, als Knecht Ruprecht mit brennendem Lichterbaum au- der Nebenstube in den Saal trat und sich freute, daß er, der sonst zu den Leuten als Be sucher käme, heute so viel Gäste bei sich versammelt l sehe. Als er nun aber di« Versammlung auf die Bilder de» Festspiels vorbereiten wollte, wurde er von seinem Zuschauer mitten au» dem Publikum heraus unterbrochen, der seinem Zweifel an der Wahrheit der biblischen WeihnachtSgeschtchten Ausdruck gab, aber von dem Ruprecht belehrt vnd aufgefordrtt wurde, die Bilder mit kindlich gläubigem Semüth zu betrachten und auf sich einwirken zu lassen. Die aufgeschlossene Bühne zeigte nun, umgeben von römischen Söllmexu, den Landpfleger" CyremüS, der bäö kaiferlichf Gebot tundgab, daß alle Welt sich schätzen lasse. Da» zweite Bild zeigte die lagernden Hirten, denen der Engel er schien und die Geburt de» Heilande» verkündete, ukinderstimmen sangen unter Harmoniumbegleitung den Lobgesang. Ein alter Hirt deutet seinen jüngeren Genossen die Weissagungen auf Christus und alle machen sich auf g»n Bethlehem. „Ja", erwidert der ^Zuschauer dem Ruprecht, „den Hirten war e» leicht, izu glauben, wir sehen nicht- von Jesu»." Im dritte« Bilde sitzt König HerodeS, umlagert von Sklaven, auf wem Throne, gepemigt von Gewissensbissen über seine ^Grausamkeiten, aber beruhigt durch die Schmeicheleien wes Priester» Enoch. Da wird er aufgeschreckt durch wie Frage der Weisen au» dem Morgenlande nach «em neugeborenen Könige. Auf da» Verlangen de» iZuschauers, daß Jesu» noch einmal auf die Erd« Kommen müsse, um die Menschen in Liebe zu vereinigen lertönt da» Lied; „Alle Jahre wieder". „Zwar bet «en Reichen kehre da» Christkind reichlich eia", ver letzt der Zuschauer, „aber ihm fei da»'Festgepränge ver maßt, wenn dabet nicht auch der Armen in werkthätiger Liebe gedacht werde." Da» viert« Bild führt un» mun in rührender Weise vor, wie Jesu» immer wieder puch den Armen erscheint. In einer ärmlichen Stube Sitzt der Vater am Weihnachtsabend am leeren Tische, dnißmuthtg über Arbeit», und Brodmangel, während bi« zwei Kinder vom Weihnacht-Markt erzählen und Weihnachtsgedichte sprechen, und die Mutter ihren ManU z« trösten sucht. Da treten drei Armenpfleger In» Zimmer mit Tannen bäum und Geschenken, und per Zuschauer ruft begeistert auS: „Was ich geschaut. Ist Abglanz der ewigen Liebe." Da» Festspiel schließt mach Aufforderung de» Ruprecht mit dem Gemeinde gesang: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit." » — Such tu unserer Stadt ist in der Weihnachts zeit wiederum in großem Maß« Wohlthätigkrit gepflegt Korden, indem der Verein „Sächsische Fechtschule" 70 Mark an arme Frauen und Wittwen vertheilte, während „Harmonie", Frauenverein und Bürgeroerein arme Konfirmanden und Kinder ««»statteten. t — Nachdem der, de« tiefen Stand de» Thermo meter» hrrvorgerusene Is-X-^V-Wtud noch am Frei lage in die entgegengesetzte Richtung 0-8-0 umge- krungen, ist eine ganz erträglich« «nd gesund« Winter- Temperatur eiugrtrtten, die an de« beiden verflossenen Feiertagen ganz besonder» zn Ausflüge« per Schlitten kranlaßten. ritliH Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Siadträthe zn Dippoldiswalde und Irauenstein