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ekökaks «ud Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf Einladung des Herrn Oberlehrer 0. Hellrtegel hatten sich am Sonntage die Vorstände und Liedermeister der zur Gruppe Dippoldis walde gehörigen Gesangvereine aus hiesiger Stadt, aus Höckendorf, Oelsa, Rabenau, Reichstädt, Reinhardts grimma, Echmiedeberg und Seifersdorf im Bahnhofs hotel eingefunden, um über ein diesjähriges Gruppen- concert zu beschlieben. Nach Wunsch der Rabenauer Vereine wird diese Gesangaufführung am IS. Juli in Rabenau stattfinden, und soll der Reingewinn der Einnahme theilweise den dortigen Bedürftigen, dem Pestalozzivereine und der Unterstützungskasse für ver armte Komponisten zufließen. — Am 8. Juni wurde es jährig, daß Herr Stadt musikdirektor Jahn zwei Probeconcente hier spielte, die man als den Anfang seiner hiesigen Thätigkeit be zeichnen kann. Es ist Herrn Jahn, wie wohl bekannt, in diesem ersten Jahre seines Hierseins nicht leicht ge worden, früher eingerissene, seinen Erwerb schädigende Verhältnisse zu überwinden. Umsomehr ist eS anzu erkennen, daß derselbe den Muth nicht sinken ließ, sondern seine Kapelle auf nur anerkennenSwerther Höhe erhalten hat, daß er in stets zuvorkommender, uneigennütziger Weise seines Amtes waltete. Obschon lange noch nicht am Ziele, so sind die Bestrebungen doch auch schon von Erfolg begleitet gewesen. Seine Concerte erfreuen sich durchschnittlich regen Besuches und daß auch die tanzende Jugend eine gute Musik flotter Weisen zu schätzen weiß, zeigt sich in dem mehr und mehr sich steigernden Zuspruche seiner öffentlichen Ballmustken. Möge die Gunst des Publikums, be sonders auch bei letzterwähntem Unternehmen, auch fernerhin in recht thänger Weise den strebsamen Direktor unterstützen. — Die Versammlung des Vereins „Glück zu" am 2. d. MtS. war durch zahlreichen Besuch besonders ausgezeichnet. Neben den Mitgliedern waren das Lehrer kollegium der Müllerschule und andere Gäste erschienen aus Anlaß eines Vortrages des Herrn SchipelSky über „Die dramatische Kunst und ihre Träger". Derselbe war lange Jahre aktives Mitglied eines theatralischen Vereins und außerdem Rezensent einer bedeutenden russischen Zeitung, so daß er mit dem Stoff gut ver traut war und sein Vortrag ein in sich abgeschlossenes Ganze bildete. Die anschließende Debatte dauerte geraume Zeit, ehe man zum gemüthlichen Theil überging. — In dem Verein junger Landwirthe hielt am Sonntage Herr Hufbeschlagmeister Mende einen Vortrag, in dem er an der Hand anschaulicher Prä parate die Zusammensetzung des Pferdehufes, dessen Mechanismus, sowie manche Krankheitserscheinungen und derer Abhülfe besprach. Aus seiner reichen Er fahrung vermochte der Vortragende seinen Zuhörern manchen beherzigenSwerthen Wink über Hufpflege, zu der er ganz besonders die Reinhaltung rechnete, er- theilen. Vor Schluß der Versammlung beschloß der Verein, am 15. Juli eine Exkursion nach Freiberg zu unternehmen, um die landwirtschaftliche und gewerb liche Ausstellung zu besichtigen. — Für die zweite Ausführung hatte Herr Theater direktor Uhle „Der Allerweltsoelter" von Roderich Benedix gewählt, ein Stück, daS die verschiedensten Charaktere, vom streng geschäftlichen Kaufmann bis zum schwärmerischen Schüler, um die alles vermittelnde und alles versöhnende Person deS Vetters versammelt, der zwar durch Verwechselungen erst Verwirrungen, aber dadurch auch deren Lösung bewirkt, sodaß dies Stück die Zuschau« sehr gut zu unterhalten vermag, zumal wenn die Rollen so fein aufgefaßt werden, wie durch das Uhlesche Theaterpersonal. So fand der strenge, aber närrischverliebte Vater einen sehr guten Vertreter in Herrn de Lorme, und der Schüler der Frau Voigt-Uhle war ein naturgetreues Conterfei, daß Herr Director Uhle den gefälligen und spaßhaften Vetter zu aller Belustigung und Befriedigung spielte, war bet seiner Routine nicht anders zu erwarten. Desgleichen war auch das Spiel der zurückhaltenden Louise und der aufbrausenden Pauline durch Frau de Lorme und Fräulein Schulz ganz wirkungsvoll, sowie auch die Nebenfiguren Ernst und Buchheim durch die Herren Paul Uhle und Leonie das Gelingen der Auf führung begünstigten. Möchten nun auch die Leistungen dieser Theatertruppe durch recht zahlreichen Besuch die wünschenswerthe Anerkennung finden. Berreuth. Am 8. Juni Nachmittags wurde beim Baumfällen der 67 Jahre alte Handarbeiter Fischer durch einen umstürzenden Baum so schwer am Kopfe verletzt, daß der Unglückliche alsbald verstarb. Schmiedeberg. Die gestern, Sonntag, im Saale des hiesigen Gasthofes abgehaltene Hauptversammlung der königl. sächs. Militärvereine der Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde wurde vom Vorsitzenden, Bez.-Vorst. Neumerkel-Altenberg, mit einer begrüßen den Ansprache und einem Hoch auf Se. Maj. den König Albert eröffnet. Als Ehrengäste waren an wesend Herr Bezirks-Offizier und Hauptmann z. D. Dietrich-Dippoldiswalde, die Herren Lieutenants d. R. Referendar Gerlach-Dippoldiswalde, Fabrikbes. Geißler- Ulberndorf und Fortzasseffor v. Egidy-Schmiedeberg. Als Vertreter deS Präsidiums war BundeS-SekretSr Uhde erschienen. Nur vier Vereine des Bezirkes hatten keinen Vertreter geschickt, wie überhaupt die Versamm lung trotz des ungünstigen Wetters erfreulicher Weise recht zahlreich besucht war. Dem Jahresberichte ent nehmen wir Folgendes: Gegenwärtig zählt der Bezirk 30 Vereine mit ca. 2430 aktiven Mitgliedern, ein schließlich des neugegründeten Vereins in Breitenau mit ca. 30 Kameraden. Für 25jähr. treue Dienst zeit wurden im Bezirke 2 Mitgliedern die vom Bunde gestifteten Ehrentafeln auSgehändigt. Vereinskalender sind im vorigen Jahre innerhalb des Bezirkes 1591 entnommen worden. Die Bezirkskaffe ergab einen Ueberschuß von ungefähr 70 Mk. Mit der allgemeinen Einführung von „ArbettsnachweiSstellen für entlaffene Militärs" als Bundessache konnte man sich nicht ein verstanden erklären. Nach Erledigung verschiedener Bezirks- und Bundesangelegenheiten, und nachdem als Ort der nächstjährigen Haupt-Bezirksversammlung Dippoldiswalde bestimmt war, wurde die Versammlung vom Vorsitzenden mit einem Hoch auf den Bezirk ge schloffen. Auf Wiedersehen im nächsten Jahre in alter Kameradschaftlichkeit! Altenberg. Am 8. meldete sich hier an Raths stelle freiwillig ein reisender Mechaniker mit der An gabe, daß er sich seit 8 Jahren dem Dienste im deutschen Heere entzogen habe; er sei zur Artillerie ausgehoben gewesen, Habe sich aber nach der Generalstellung auf die Flucht begeben und seit 8 Jahren im In- und Auslande, angeblich auch in Afrika, arbeitend oder auf Reisen sich aufgehalten. Nun aber seien seine Mittel völlig zu Ende und er wolle seiner Heerespflicht nachträglich genügen. Der Mann ist auf Anordnung des Herrn Bürgermeister Weise durch den hiesigen Polizeiausseher Reichel nach Dippoldiswalde an die Königliche Amtshauptmannschast eingeliefert worden. Derselbe hat eine wöchentliche Haststrafe zu verbüßen und wird hierauf sofort 3 jährig ins Heer eingestellt. Dresden. Neuerdings verlautet, daß der König und die Königin erst am 20. Juni von Sibyllenort in Dresden eintreffen werden, nachdem sie am 18. Juni in aller Stille die Feier ihres Hochzeilsgedenktages be gangen haben. In Rehefeld wird daher erst später Aufenthalt genommen werden. — Die Verhaftung der 3 sozialdemokratischen Parteiführer Gradnauer, Findeisen und Eichhorn wird in allen Kreisen der Dresdner Bevölkerung noch Amtsblatt t«a an» Sonnabend. L- PreiS merteljährlich IM. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Posta» stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ same Berbreitung-finden, weüien mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compticirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Siime- sandt, im redaktionelle« Lheile, die Spaltenzrike 20 Pfg. für die Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Aadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »Hllustrirteu UnterhattuugSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 67. Dienstag, den 12. Juni 1894. 60. Jahrgang. viel besprochen. Da dieselben schon seit 8 Tagen in Haft sind und allem Anschein nach auch weiter in Haft behalten werden, so nimmt man allgemein an, daß es sich nicht bloß um groben Unfug handeln könne, son dern um ein schweres Delikt. Die Behörden scheinen Ursache zu haben, vorläufig darüber nichts in die Oeffentlichkeit kommen zu lassen, geben keinerlei Aus künfte und lassen, wie es scheint. Niemanden z» den Gefangenen. Daß die Verhaftung jedoch mit der be kannten Boycottirung des Waldschlößchens zusammen hängt, dürfte als sicher anzunehmen fein. BerggieShübel. Vom 4. bis 6. d. M. fand hier das Waldexamen statt, ein Theil des Staatsexamens, welchem sich 18 Kandidaten deS höheren ForstamtS unterwarfen. Die Prüfungskommission setzte sich zu sammen aus mehreren Oberforstmeistern, einem Ober förster und einem Professor der Forstakademie zu Tharandt. Pirna. Seitens des VerschönerungS - Vereins ist an den Sladtrath das Gesuch gerichtet worden, auf dem seitens der Stadt von der Kirchengemeinde für 40000 Mk. käuflich erworbenen Nikolaifriedhofe nach der in einigen Jahren erfolgten Säkularisation Parkanlagen herzustellen, hierüber schon jetzt einen landschastSgärtnerischen Plan aufzustellen und mit der Ausführung dieses Planes, namentlich mit der An pflanzung von Baumgruppen, schon jetzt zu beginnen, damit bei der Säkularisation und Eröffnung deS Parkes bereits schattenspendende Baumanlagen vorhanden sind. Der Stadtrath hat darauf beschlossen, diesem Anträge zu entsprechen. Schweizermühle. Auf den Revieren, welche in hiesiger Gegend an die böhmische Waldung stoßen, sind öfter schon wilde Schweine aufgetreten, welche zuweilen nicht unerheblichen Schaden auf den an grenzenden Fluren anrichten. Auf dem Nachbarreoier Reichstein wurde unlängst wieder ein wildes Schwein beobachtet. DaS Thier wurde dann auch bald von Oberförster Pöpel erschossen. Bautzen. Die Wenden der sächsischen und preußischen Lausitz wollen sich in Bautzen ein besonderes Vereinshaus erbauen, das eine „Zufluchtsstätte ihrer Ideale" sein und eine Bibliothek und ein Museum ihrer Alterthümer enthalten soll. Man hofft, das Vereinshaus spätestens im Jahre 1897 eröffnen zu können, und will damit die Feier des 50jährigen Be stehens des 1847 begründeten Vereins Macica Serbska verbinden. Der Vorstand dieses Vereins hat unlängst einen Aufruf erlassen, in welchem auch die „polnischen Brüder" zur Beisteuer behufs Verwirklichung dieses Planes aufgefordert werden. Radeburg. Am 6. Juni fand in hiesiger Stadt die Feier der Grundsteinlegung für das neue Schul gebäude statt. Die Bau erfordert einen Kostenauf wand von etwa 90 000 M. Roßwein. Unser im Muldenthale freundlich ge legenes Städtchen besitzt seit über 3 Jahren eine kommunale Einrichtung, mittelst welcher es den meisten deutschen Städten vorausgeeilt ist. Die dortigen Schul behörden haben eine Haushaltungsschule für Kon firmandinnen eingerichtet, über deren Wirksamkeit Herr Schuldirektor vr.Nieß sich also äußert: Seit Errichtung der Anstalt vor 3 Jahren haben im Ganzen 134 Mädchen eine hauswirthschaftliche Ausbildung genossen. Alle Bedenken über die Lebensfähigkeit der Anstalt sind jetzt vollständig geschwunden. Da die Schülerinnen in zwei Abteilungen unterrichtet werden, so ist eS möglich, daß alle Schülerinnen der zweiten Bürger schule, welche im letzten Schuljahre stehen, am Unter richt theilnehmen können und dabei nie mehr als 24 Schülerinnen an einem Unterrichtstage vereinigt sind; etwa vierzig Mal im Jahre bietet sich somit für die Schülerinnen die Gelegenheit, an einem Schulvormittage unter sorgfältiger Anleitung ein bürgerliches Gericht