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Zur Polenfrage. Ein rechte« W)rt zur rechten Zeit hat Kaiser Wilhelm wiederum gesprochen, als er in seiner An sprache an die ihn begrüßenden Vertreter der Stadt Thor», in so entschiedener und bestimmter Weise für die Wahrung des Deutschthums im Osten gegenüber der polnischen Hochfluth eintrat. Hatten doch die Hebelgriffe und Anmaßungen Seitens des preußischen PolenthumS gerade in letzter Zeit einen bedenklich hohen Grad erlangt und war doch anderseits die Schwäche und Nachficht der Behörden und sogar der obersten Regierungskreise gegen die herausfordernde Haltung der Polen vielfach immer auffälliger hervor getreten! Da konnte rS nicht verwundern, wenn dieser Stand der Dinge in weiten Schichten deS deutschen Volkes wachsendes Befremden und steigende Erbitterung erregte und wenn sich gute Deutsche allenthalben fragten, wohin denn eine solche Polenpolitik des „neuen Kurses" eigentlich führen soll. Wie eine Erlösung empfindet man darum in allen wirklich echt deutsch fühlenden Kreisen unserer Nation die Worte des Kaisers in Thorn, sie lassen klar erkennen, daß der erlauchte Herr volle Kenntniß von den wachsenden Anmaßungen des PolenthumS besitzt und daß er fest entschloßen ist, denselben Schranken zu ziehen. Zu gleich verbindet der Monarch aber mit seinen ernsten Mahnungen an das Pelenthum wahrhaft landeSväter- liche Milde, er erinnert die Polen daran, daß sie preußische Unterthanen seien und er fordert sie schließ lich auf, mit in den Kampf wider die Umsturzparteien «inzutreten, zu welchem der Kaiser in seiner Königs berger Rede aufgerufen hatte. Welche Wirkung die Thörner Kundgebung deS Kaisers, die übrigens durch aus der eigensten persönlichen Initiative deS hohen Herrn entsprechen soll, auf die Polen ausüben wird, das muß freilich noch dahingestellt bleiben. Wenigstens spielt man auf polnischer Seite den Entrüsteten und Beleidigten und thut so, als ob der Monarch über,die Gesinnungen seiner polnisch sprechenden Unterthanen falsch informirt sei. Die Herren dürften indessen wohl bald Gelegenheit finden, sich zu überzeugen, daß endlich doch an maßgebendster Seite ein anderer Wind wider sie zu wehen beginnt und daß es ganz im Interesse der Polen selber liegen würde, wenn sie ihre thörichten politischen und nationalen ZukunslShoffnungen nun mehr ausstecken wollten, an deren Verwirklichung doch nie zu denken ist. Auf dem Fuße nachgefolgt ist nun der Thorner Rede des Kaisers die Rede, welche Fürst BiSmarck am vergangenen Sonntag in Barzin an die ihn besuchenden Deutschen aus Westpreußen gehalten hat: Letztere bildet in manchen Punkten eine Ergänzung Einen untrüglichen Maßstab für die Kürze der Zeit und eine eindringliche Mahnung an ihre Flüch tigkeit stellen die vierteljährlich wiederkehrenden Einladungen zur Erneuerung deS ZeitungsabonnementS dar. Schon'«zum vierten und letzten Male in diesem Jahre sind wir veranlaßt, unsere Leser daran zu erinnern, daß ein m -eS Quartal in nächster Nähe und die Zeitung aufs Neue zu bestellen ist, damit in ihrem regelmäßigen Bezu-^ keine Unterbrechung eintritt. Je mehr wir stets bestrebt gewesen sind, das bei unserer Einladung ge geben- Versprechen, in bekannter Weise den Wünschen und Erwartungen unserer Leser gerecht zu werden, ein- zulöse , um so zuversichtlicher geben wir uns auch diesmal der Hoffnung hin, nicht nur unfern bisherigen LeseAeiS zu behalten, sondern noch manch neuen Abonnenten zu gewinnen, da wir eS uns auch in dem letzten Quartile des zur Neige gehenden JahreS zur Aufgabe machen werden, den gerechten Ansprüchen unserer Leser nach Kräften zu entsprechen, indem wir mit gleicher Sorgfalt dem belehrenden, wie unterhaltenden Theile des Wochenblattes unsere Aufmerksamkeit widmen werden, wie denn auch die „Weißeritz-Zeitung" durch die erfreuliche Ausdehnung ihres Leserkreises den geschäftlichen Anzeigen der Inserenten die weiteste Verbreitung sichert. Wir bitten also, entweder in der Expedition, den Postanstalten oder bei den Postboten und unseren Agenten die Bestellung auf da« 4. Vierteljahr 1894 baldigst aufgeben zu wollen. Dippoldiswalde, den 26. September 1894. Hochachtungsvoll die Redaktion der „Weißerih-Zeitung". Paul Jehne. der Ausführungen des Altreichskanzlers über die pol nische Frage, zu welchen ihm der Empfang der posener Deutschen Anlaß gab, anderseits stellt sie aber auch einen bedeutsamen Nachklang zu den Reden deS Kaisers in Königsberg, Marienburg und Thorn dar. Denn Fürst Bismarck hat in seiner Ansprache an die West preußen auf alle drei Kundgebungen des Monarchen Bezug genommen und decken sich seine Anschauungen vielfach mit jenen des Kaisers. Nur hinsichtlich der Taktik, die gegenüber dem polnischen Element künftig anzuwenden wäre, unterscheidet sich die Auffassung der polnischen Frage Seitens deS Altreichskanzlers einigermaßen von de: des Kaisers, denn Fürst Bismarck hält die von allerhöchster Stelle an den polnischen Adel ergangene Mahnung und Warnung für aus sichtslos, welch letzteren der ehemalige Kanzler ja direkt als eine Partei deS Umsturzes charakterisirt. Im Uebrigen erinnerte die jüngste Rede des Schloß herrn von Varzin durchaus an seine besten Reden, die er zur Zeit seiner amtlichen Machtfülle im Reichs tage gehalten hat, denn unter großen Gesichtspunkten betrachtete der Altreichskanzler in seiner Ansprache an die Westpreußen die Polenfrage für Preußen und Deutschland und mit meisterhaften Strichen zeichnete er da die geschichtliche Entwickelung des PolenthumS vor allem auf deutschem Boden selber. Und von packender Wahrheit ist unb bleibt, was Deutschlands größter Staatsmann da über die Bestrebungen zur Wiederherstellung des ehemaligen Polenreiches und über die internationale Bedeutung eines solchen selbst ständigen Polenstaates sagte. Wohl kam Bismarck hierbei zu dem Schluffe, daß die chauvinistischen Hoff nungen der Polen nur Phantasiegebilde seien, und daß die Polengefahr nicht überschätzt werden solle, aber er ließ doch durchblicken, daß es der Einigkeit unter den Deutschen bedürfe, wenn sie sich mit bleiben dem Erfolge des polnischen Ansturmes erwehren wollten. Erneut klang darum seine Rede an die Westpreußen, wie schon vorher seine Ansprache an die Posener Deutschen, in einem warmen Appell an alle deutschen Parteien zum festen Zusammenhalten in großen natio nalen Kämpfen aus, und hoffentlich wird dies Wort in allen deutschen Herzen eine gute Stätte finden! cLokaLs und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Zeichensaale der hiesigen Müllerschule wurde am heutigen Freitag durch einen AktuS das Sommersemester geschloffen und richtete da bei Herr vr. Auerbach an die Scheidenden herzliche Worte der Anerkennung, kargte aber auch nicht, wo es nöthig war, mit Worten deS Tadels, rief ihnen drei- «schetnt wl mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postau- statten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be» fiellungen an. - Amtsblatt juferat«, « Platte« ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psa. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, »m redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile S0 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die AadträLHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hanswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 114. Sonnabmd, dm 29. September 1894. 60. Jahrgang. - — die besten Wünsche für ihr ferneres Leben zu und forderte die Zurückkehrenden zu weiterem eifrigen Wetterstreben und -arbeiten auf. — Da- neue Se mester beginnt am 1. November. — Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß am bevorstehenden Sonntag, den 30. d. M., Vor«. 8 Uhr, in unserer Kirche ein feierlicher Beicht- und Abendmahlsgottesdienst wie für Alle, so besonders für diejenigen Glieder unserer Kirchgemeinde nebst Ange hörigen gehalten werden soll, welche in den nächsten Wochen zur Erfüllung ihrer Militärpflicht in den Dienst der Waffen treten. Dippoldiswalde. Die hiesigen GasthofSbefitzer, sowie die Inhaber einiger anderen größeren Restaurant» unternahmen am Montag einen Ausflug nach Wilsdruff und Tharandt, um sich daselbst näher über die Einrichtung deS elektrischen Lichtes zu informiren. Sie gelangten ausnahmslos zu der Ueberzeugung, daß die neue Einrichtung höchst praktisch und besonder» die neue Beleuchtung wunderbar schön sei. Wenn nun auch die erste Anlage größere Opfer auferlegt, so werden die Genannten doch durch ihren Anschluß die Neuerung zu unterstützen suchen und die Opfer auf sich nehmen. — Eßt Obst! Wie manche Mutter klagt: „Meine Kinder bekommen keine Farbe! Mixturen find genug verschrieben, aber e» hat nichts geholfen." DaS beste Mittel gewährt wie immer die Natur. Eßt Obst, Obst und wieder Obst zum Frühstück und Abendbrod, da dauerts nicht lange und die Kleinen haben ebenso rothe Bäcklein wie die Aepfel. Ebenso sind Pflaumen gute Blutbildner. Obsteffen macht das Gemüth heiter und fröhlich, hellt die Mienen auf und vertreibt auch bet großen Leuten die Hypochondrie. SeiferSdorf. Am Donnerstag Vormittag wurde der sich hierorts bettelnd umhertreibende, aus der Bezirks - Arbeitsanstalt Dippoldiswalde entwichene Sträfling Kaiser aus Altenberg angehalten und der Ortsbehörde zur Wiedereinlieferung in die Anstalt übergeben. — Kommenden Sonntag wird vertretungsweise für unser» im Bade weilenden Pfarrer Herr Pastor Widemann-Höckendorf den Gottesdienst halten. — Mit nächsten Montag beginnen auch an unsrer Schule die I4tägigen Kartoffelferien. Sonnige Tage für die Kartoffelernte sind erwünscht. K Glashütte. Das am Mittwoch hier stattgehabte Concert des Männergesangvereins unter Leitung seines Liedermeisters, veS Herrn Lehrer Hansch von hier und der Kapelle des königl. sächs. 2. Gren.-Reg. Nr. 101, bei dem wir die Freude halten, Frl. Anna Hansch als Pianistin wieder einmal zu hören, bot einen Kunstgenuß, wie hierorts noch nie dagewesen. Etwa 300 Personen füllten als Zuhörer den Saal. Vollbesriedigt von dem seltenen Genuß, den dieses Concert geboten und mit dem allseitigen Wunsch, recht bald wieder ein solches besuchen zu können, kehrten die Concertbesucher nach Hause zurück, während ein Theil sich den Freuden des Tanzes hingab. Der Männergesangverein kann mit Stolz auf die- von ihm arrangirte Concert zurückblicken. -s- Frauenstein. Nächsten Sonntag wird das hies. Erntedankfest gefeiert werden. — Vom Sonntag an beginnt der Gottesdienst früh um 9 Uhr. — Ein seltener Kunstgenuß wird uns nächsten Sonntag bereitet werden, indem an diesem Tage ein Gruppen-Concert der Gruppe Frauenstein deS Elbgau- Sängerbundes im Hoffmannschen Gasthause zum gold- neu Löwen stattfinden soll, an dem sich die Männer gesangvereine von CämmerSwalde, Stadt Sayda und die Liedertafel Frauenstein betheiligen werden. Auch der gemischte Chorgesangverein von Sayda wird un» durch musikalische Darbietungen erfreuen.