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erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern IO Pfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. S«s«ate, »M« « »» bedeutenden Auflage d«S Blatter eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Epaltenzeile oder seren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» »heile, die Spaltenzeile --0Pfg. für die Königliche Umtshauptrnarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zlraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnk in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »Llluftrirte« NnterhaltungSblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 113. Donnerstag, den 27. September 1894. 60. Jahrgang. !- — ! ' iS^^SS -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Seitens des evang.-lutherischen Landeskonsistoriums ist im Jahre 1892 an alle Kirchen vorstände des Landes die Anregung ergangen, «S möchte die in verschiedenen Gemeinden bereits übliche Sitte eine allgemeine werden, daß kur- vor dem Ein tritte der Rekruten in den Militärdienst dieselben mit ihren Angehörigen zusammen das heilige Abend - mah l genießen. Solche Abendmahlsfeier, in der rechten Mise begangen, wird gewiß den Betheiligten zu be sonderer Stärkung und Erhebung gereichen. Die Scheidenden wie die Bleibenden werden dabei nur um so fester verbunden durch die gemeinsame Gründung im Glauben und in der Treue gegen Golt und seine hei ligen Ordnungen, wie in der Treue gegen König und Vaterland, Kaiser und Reich. Auch wird die Fürbitte der Gemeinde für die nächste Zukunft ihrer Söhne, für ihren Dienst und für das Wohl ihrer Seelen da durch nur um so herzlicher und inniger zum Ausdruck kommen. In Erwägung dessen hat auch der hiesige Kirchenvorstand beschlossen, für einen bestimmten Sonn tag kurz vor Eintritt der Militärpflichtigen in den Dienst denselben mit ihren Angehörigen Gelegenheit zu gemeinsamer Abendmahlsfeier zu geben. Diese Gelegenheit wird für die Glieder unserer Parochie nächsten Sonntag, Bonn. 8 Uhr , in der ElädtMchk Hierselbst geboten werden. Uebrigens sei nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß zur Theilnahme an der beabsichtigten Abendmahlsfeier nicht nur die Mili tärpflichtigen und ihre Angehörigen, sondern alle Glieder unserer Gemeinde berechtigt und willkommen sind. — Nachdem der Lutherplatz seit Fertigstellung der neuen Straße recht erfreulich nett wieder hergestellt worden ist, fragt man sich, ob der früher gefaßten Idee, daselbst eine Lutherstatue aufzustellen, man nun mehr näher treten will, oder ob der seiner Zeit an gesammelte Fond von ca. 600 Mk. lieber zu anderem gemeinnützigen Zwecke zu verwenden sei. Der letztere Gedanke hat viel für sich und wäre bei Ausführung desselben besonders auch der segensreich wirkende Schul fond in erster Linie mit zu berücksichtigen. — Am vergangenen Sonnabend kamen früh durch unsere Stadt gegen 8 bis 10 Kavallerie-Offiziere. Wie man jetzt hört, handelte eS sich dabei um ein Preisreiten von Dresden über Dippoldiswalde- Marienberg—Freiberg—Tharandt—Dresden. — AIS erster am Ziele, dem auch der vom deutschen Kaiser gestiftet« Wanderpreis zufiel, erschien Lieutenant Graf von Mielzynski vom 1. Königs Husarenregiment. — Die 4. Klaffe der 126. königl. sächs. Landes lotterie wird den 8. und S. nächsten Monats ge zogen. Die Erneuerung der Loose ist vor Ablauf des 29. September zu bewirken. — Herbstanfang! Der Sommer ist dahin, der uns in diesem Jahre so viel Regen und so wenig Sonnenschein gebracht hat, der Vorbote des heran ziehenden Winters hält Einzug. Alles Leben in der Natur geht zur Neige oder rüstet sich zu langem Schlafe. Die Wiesen stehen zwar noch im bunten Schmucke der Kinder Floras. Die himmelblauen Sterne der Eichorie, die heilkräftigen Dolden der EchafSgarbe und de» Rainfarns, hier und . da auch noch ein Spätling des purpurrothen Mohn», begleiten den Wiesenpfad, der sich durch sammetweiche Teppiche schlängelt, von deren Grün die von Mensch und Thier verachtete giftige Herbstzeitlose, Amethysten gleich, in prächtigem Farbenglanze sich abhebt; zeitlos ist sie, weil die Blüthezeit fast aller Pflanzen vorüber ist, wenn sie ihr violette» Köpfchen au» dem Erdboden emporstreckt. Im Garten erstrahlen noch in tausend Farben die frostharten Georginen und Astern. Doch wie lange noch, und eine einzige kalte Nacht vermag ihre Farbengluth zu erkalten. Dann steigt das Abend- roth des Jahres auf. Das Laub der schwankenden Rebe leuchtet rothgolden im weißen Sonnenglanze, und triefende, saftgeschwollene Beerengehänge laden zur süßen Ernte ein. Durch die klarblaue Lust ziehen silberne, blitzende Fäden hin, der Altweibersommer, von dem ein« alte Wetterregel sagt, daß er des Som mers letzter Vertreiber sei. Auch am WaldeSrande beginnt der Farbenmeister des JahreS seine wunder baren Tuschen aufzutragen. Als erkeS Probeblatt hat er sich die Birke erwählt, die im Frühjahre auch als einer der ersten Bäume die Knospen springen ließ, um uns am Pfingstfest« FrühlingSdust und FrühlingS- lust in die Straßen und Häuser zu zaubern.' In den grünen Hallen des Waldes und. unter dem Wolken himmel ist es still geworden. „Der Kuckuck un de Achternagel (Nachtigall), dat sün de rechten Eummer- vagel." Sie sind längst dem wunderbaren Wander triebe gefolgt; ungezählte Schaaren der befiederten Sänger fliegen einem fernen Frühlinge zu. Auch uns steigt aus all' der Schwermuth und aus all' den die Vergänglichkeit des Irdischen predigenden Stimmen des Herbstes die Vorahnung eines neuen Frühlings aus: denn „Das Herz der Menschenbrust ist dem Kra nich gleichgeartet, und ihm ist das Land bewußt, wo der Frühling seiner wartet." —-Di» klein«« silberne»-Z»an^igpf«nnig - stücke, die sich in Norddeutschland nicht eben großer Beliebtheit erfreuen, während sie in Süddeutschland weit lieber genommen wurden, als die dort sehr un beliebten Zwanzigpfennig-Nickelstücke, sollen nunmehr thatsächlich aus dem Verkehr verschwinden. Die öffent lichen Kaffen haben Anweisung erhalten, bei Verein nahmung dieser Münzen dieselben anzuhalten und an die Berliner Münze zu senden. — Bei uns bekommt man übrigens nur selten noch eine solche Münze in die Hand. — Das 400jährige Jubiläum des Kupser- pfennigS kann in diesem Jahre gefeiert werden. Pfennige existirten zwar bereits zur Zeit Karls des Großen, doch waren dies Silbermünzen im Werthe von 35 unserer heutigen Reichspfennige. Im Gegen satz zum Weißpsennig, dem Silverpfennig, wurde 1494 der Schwarzpsennig, der Kupferpfennig, geprägt, welcher sich bis heute erhalten hat. — Vom 1. Oktober ab werden die zur Post beförderung benutzten Privat-Personensuhrwerke zwischen Altenberg (Erzgeb.) und Kipsdorf mit folgendem Gange verkehren: 5^ V. 8,nV. 4,.°N Abg. Attenberg Ank. >1,.» V. 4,.» N. 12,» N. — V. 9,«o B. b,»»N. Abg.BLrenburgAbg. 10,»V. 3,7 N. - — 6,,» V. 10,» B. b,s» N. Ank. Kipsdorf Abg. 9^» B. 2,«»N. 10,>o N. Großölsa. Durch das Ueberlaufen eines in der Werkstatt aus dem Leimheerd erhitzten Theertopfes ent stand am Montag Nachmittag, den 24. d. M., beim Stuhlbauer Heinrich ein Brand, durch welchen die Wände schwarz geräuchert wurden, während im Uebrigen durch rechtzeitige Hilfe daS Feuer erstickt werden konnte, ohne weiteren Schaden anzurichten. Nur infolge der Löschanstalten mußten mehrere Fensterscheiben demolirt werden. Glashütte. Der hiesigen Schulgemeinde sind für das Jahr 1894 außer 1350 Mk. Staatsbeihilfe zu dem Diensteinkommen der an der Volksschule an gestellten fünf Lehrer noch 600 Mk. Subvention von dem königl. Ministerium deS Kultur und öffentlichen Unterrichts bewilligt worden. Dresden. Da» „Dresdner Journal" schreibt: „In Nr. 221 der „Sächsischen Arbeiterzeitung" findet sich eine.Verordnung des Ministeriums de» Innern an die Kreishauptmanaschasten mit dem Bemerken abgedruckt, daß dieselbe dem genannten Blatt« durch das Ministerium de» Innern zugegangen sei. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß die Redaktion der „Arbeiterzeitung" nur durch einen groben «er- trauenSbruch in den Besitz der fraglichen Verordnung gelangt sein kann." (Diese Verordnung betrifft eine vertrauliche Besprechung der Vertreter der größeren Städte des Landes über die Frage, ob e» angezeigt erscheine, der mehr und mehr in den Vordergrund tretenden Gefahr des Eindringen» sozialdemokratischer Elemente in die städtischen Gemeindevertretungen durch entsprechende Verschärfung der auf die Bürgerrechts gewinnung bezüglichen Bestimmungen der revidirten Städteordnung entgegenzutreten.) — Dank der Fürsorge der Regierung hat eine den Nadelholzwäldern drohende Gefahr in ganz erheblichem Maße abgenommen. Zufolge ministerieller Verordnung wird alljährlich im Frühjahr eine genaue Suche nach Nonnrnraupen, im Lause des August und September eine solche auf den entwickelten Nonnenfalter (I-ivuns wonaobu) mit ganz besonderer Vorsicht, zunächst in den Etaatswaldungen, dann auch in sämmtlichen Privatwaldungen vorgenommen. In diesem Sommer hat man nun insgesammt nur gegen 700 Exemplare des Schädlings gefunden, was ungefähr einer Ab nahme von 60 Proz. gegen daS Vorjahr gleichkommt, und somit ist für die nächste Zeit eine Gefährdung der Waldbestäude durch da» überaus schädliche Insekt nicht zu befürchten. — Im Königreich Sachsen bestehen zehn Epiel- kart»«fe»kik»«. Dieselben hatten zu Beginn -«» vorigen JahreS einen Bestand von 75050 Spielen. In Zugang kamen im Laufe des JahreS 1893 277272 Spiele, hingegen kamen in Abgang 304710 Spiele, sodaß am Schluffe des Jahres ein Bestand von 47 612 Spielen verblieb. Von den in Abgang gekommenen Spielen wurden 42914 an andere Fabriken abgegeben, und 444 aus dem Bundesgebiet ausgeführt, während 261344 zur Versteuerung gelangten (außerdem 99 vom Auslande eingegangene Spiele). Der Epiel kartenstempel brachte inSgesammt einen Ertrag von 80028 Mark. Kleinzschachwitz. Auf entsetzliche Weise kam am Donnerstag daS 2>/r Jahre alte Mädchen de» Hand arbeiters Sparmann hier ums Leben. Durch die Kinderfrau war das noch schlafende Kind im Zimmer eingeschloffen worden; die Kleine mag nun nach ihrem Erwachen mit Streichhölzchen gespielt haben, wodurch ein Zimmerbrand entstand, durch dessen Qualm da» bedauernswerthe Kind erstickte. Freiberg. Der Handarbeiter Alfred Wilhelm HermerSdorfer, der sich am kommenden Donnerstag wegen schwerer Körperverletzung mit tödtlichem Aus gang vor dem hiesigen Schwurgerichte verantworten sollte, hat sich in der Nacht zum Montag durch Ent- leibung seinen irdischen Richtern entzogen. Wie be kannt ist, war HermerSdorfer der Held jener traurigen Mefferaffaire vor dem Fehreschen Lokal, welche mit der Erstechung des Arbeiters Schwarz endete. Bienenmühle. Ein imposantes Naturschauspiel, ein Wasserfall von etwa 70 w Höhe, ist bi» jetzt wenig bekannt geworden. Dieser Wasserfall, eS sind deren zwei in der Gegend, befindet sich dicht an der sächsischen Grenze, 1V» Stunde von unserem Orte, bei dem böhmischen Orte Georgendorf. Der hohe Fall wird vom Floßgraben des Fleybache» gebildet. Leider ist der Genuß, ihn über die Felsen stüqen zn sehen, nur auf die Sonntage beschränkt, da an Wochen tagen das Wasser zum Treiben der Turbine für die oberhalb gelegene Pappenfabrtk „vohemia", Inhaber Herr Wenzel Liebscher, abgefangen wird. Wer e» aber etnrichten kann, Sonntags diese Gegend zu besuchen, der wird ein Schauspiel haben, wie e» selten ein gleiches giebt. Der eine Viertelstunde davon entfernte Margatellenfluther-Waffersall ist zwar etwa» niedriger, aber infolge seiner wunderbaren Lage zwischen dichtem Nadelwalde ebenso interessant und besuche«»werth al» der erstere. Meißen. Der au» Lölln berichtete „Kindes raub" stellt sich al» ein harmloser Vorgang heraus.