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cheritz -MW »d«, wirk« pdü »latteS eine sehr same Verbreitung, werden mit 1V P Spaltenzetle oder Raum berechnet. — La» bellarische und eomplieirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell« »heile, die Spaltenzeile SSPfg. «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «Lis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: P-ut Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,^Kustrirteu NnterhaltungSblatt". Mit land- «nd hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 105. Sonnabend, den 8. September 1894. 60. Jahrgang. Die Zurückgewinnung des Sudans. Obwohl die Nachrichten über eine von der eng lischen Regierung für den kommenden Spätherbst ge plante Zurückeroberung des ehemaligen egyptischen Sudans noch der Bestätigung bedürfen, so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß man sich in de» Londoner Regierungskreisen allerdings mit dem Gedanken an ein derartiges Unternehmen trägt. Offenbar hat die so rasch und erfolgreich durchgeführte Besetzung KaffalaS Seitens der Italiener ermuthigend auf die englische Regierung eingewirkt, nun auch ihrerseits wieder offensiv gegen die Mahdisten vorzugehen und ihnen die reichen Gebiete der ehemaligen Aequatorial- provinz, welche seiner Z-it nicht zum wenigsten durch die Unentschlossenheit und die feige Krämerpolitik des Ministeriums Gladstone derKulturwelt verloren gingen, wieder abzunehmen. Der Zeitpunkt für einen dahin zielenden Felozug im Süden Egyptens wäre ganz günstig gewählt. In den Reihen der Anhänger des Mahdi Abdallah herrschen, wie alle Berichte hierüber einstimmig besagen, in Folge der fast vernichtenden Niederlage der Derwische bei Kaffala Entmuthigung und Niedergeschlagenheit, so daß es dem Mahdi bis jetzt nicht einmal möglich gewesen ist, ein Heer zur eventuellen Zurückgewinnung KaffalaS von den Italienern zusammenzubringen. Auch wird versichert, Laß die Mahdisten allmählig immer empfindlicheren Mangel an Kriegsmunition litten und daß weiter die Verpflegung und Ausrüstung der Truppen des Mahdi auf stets wachsende Schwierigkeiten stoße. Ferner sollen die eingeborenen Stämme am Weißen und Blauen Nil, dann besonders auch die Wüstenstämme von der Südgrenze Egyptens bis Chartum den Der wischen wegen des harten und rücksichtslosen Regimes des Mahdi durchaus feindlich gesinnt und daher sehr geneigt sein, die Engländer bei einem Verstoße gegen das Mahdistenreich kräftig zu unterstützen. Demnach wären die Vorbedingungen für einen neuen Sudan- seldzug der Engländer recht günstige, auch könnten die Italiener ihren englischen Freunden hierbei durch eine Diversion von Kaffala aus zu Hilfe kommen. Außerdem haben die Engländer selbst im Süden der früheren Aequatorialprovinz schon festen Fuß gefaßt, da bekanntlich eine Expedition aus Englisch-Ostafrika den ehemaligen Gouverneurssitz Emin Paschas am Oberlaufe des Weißen Nils, Lado, besetzt hat, so daß die englischen Streitkräfte dann zugleich vom Norden wie vom Süden her gegen die Stellungen der Mah- distrn vorrücken könnten. Wenn nachher bei einer solchen günstigen Lage die militärischen Operationen der Engländer gegen die Mahdisten nur Halbwegs mit Geschick, Energie und genügenden Kräften ringeleitet mnd durchgesührt würden, so stünde wohl die Besiegung -und Zersprengung der fanatischen Horden des „falsche» Propheten" außer Zweifel und die lange Schmach der englisch-egyptischen Niederlagen im Eennaar, in Kordofan u. f. w. wäre endlich glänzend getilgt. Vom Standpunkte der europäische» Kulturarbeit im „dunkeln Kontinent" aus könnte eine solche Zu rückeroberung des ehemaligen egyptischen Sudans ge wiß nur mit Genugthuung begrüßt werden. Schon einmal hat in jenen gewaltigen Gebieten, welche sich von der nubischen Wüste aus bis weit nach Süden, bis zu den Grenzen der menschenfreffenden Ntam- Niam hin, erstrecken, die Fackel westlicher Kultur und Gesittung geleuchtet, zur Zeit da von den Wällen Ehartums noch die egyptische Fahne wehte, und wo vor Allem der geniale Emin Pascha zuerst als egyp- tischer Seneralgouverneur und später ganz aus eigener Kraft in Gondokoro seines zivilisatorischen Amtes waltete. Seitdem ist die Fluthwelle der mahdistischen Bewegung über jene blühenden und so vieloerhetßen- den Saue an den halb märchenhaften Gestaden des oberen Nil dahingerauscht, fruchtbare Gefilde in Wüsteneien verwandelnd und nichts wie Trümmer und Leichen auf ihrer Spur zurücklaffend. Jetzt scheint nun die Zeit und die Gelegenheit gekommen zu sein, das Reich des Mahdi, welches den Höhepunkt seiner Höhe augenblicklich längst überschritten hat, über den Haufen zu werfen und jene ausgedehnten Gebiete im äquato- rischen Ostafrika aufs Neue den Fortschritten der europäischen Kultur und Gesittung, wie auch den Segnungen des ChristenthumS zu erschließen. Den Erfolg dieser Bestrebungen würde natürlich England in erster Reihe ernten, schließlich würde aber die Wiedererschließung des egyptischen Sudans dem europäi schen Handel und der europäischen Wissenschaft über haupt sicherlich ebenfalls zu Gute kommen. -LoLaks «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In den allernächsten Tagen, vielleicht schon heute Freitag oder morgen, werden Seiten des hiesigen Etadtraths die Fragebogen an etwaige Interessenten zur Bertheilung kommen, auf Grund deren Angaben das entgültige Projekt der elektrischen Beleuchtung ausgearbeitet werden soll. Wir dürfen uuS wohl dem Ersuchen des Stadt- ratheS anschließen, die auSgefüllten Bogen bis zum gewünschten Tage zurückzusenden und, wenn auch durch die Angaben irgend welche Verpflichtung nicht eintritt, dieselben doch den Thatsachen und Wünschen ent sprechend, anzugeben. — In den Händen einzelner hiesiger Bürger wer den sich noch Bilder einer photographischen Aufnahme von vor 30 Jahren her befinden, die ein munteres turnerisches Treiben auf dem hiesigen Marktplatze ver anschaulichen. Am 8. Mai 1864 besuchten nämlich mehrere Vereine des damaligen Mittelelbegaues unsere Stadt, wo die Theilnehmer an dieser Turnpartie von der Bürgerschaft sehr zuvorkommend ausgenommen wurden. Auf dem dazu vorgerichteten Marktplatze veranstaltete letztere nämlich den Dresdner Gästen ein originelles Frühstück, indem die einzelnen Bürger die Speisen dazu in überreichem Maße lieferten und her beitrugen und am Frühstücke selbst mit theilnahmen. Zur besonderen Erhöhung der begeisterten und zugleich gemüthlichen Stimmung trug besonders eine markige, geistvolle und daher enthusiastisch ausgenommcne An sprache des Herrn Schuldirektor Engelmann mit bei. Der Allgemeine Turnverein zu Dresden, der sich s. Z. an der Turnfahrt stark betheiligte, zählt heute noch Herren als Mitglieder, welcher an dieser Partie mit theilgenommen haben. Auf deren Anregung soll Heuer wiederum Dippoldiswalde zur Erinnerung an die vor SO Jahren stattgehabte Turnfahrt zur Einweihung des hiesigen Turnplatzes al« Ziel einer Turnfahrt gewählt worden. Am 16. d. M., dem Tage des Abturnens des hiesigen Turnvereins, wollen 200 Turngenoffen Vormittags II Uhr im „Eteinbruch" eintreffen, von wo dieselben abgeholt werden sollen. Nach gemein samem Mittagsmahl» nehmen die Gäste sodann am AuSzuge nach dem Turnplätze Theil, allwo sich dann ein voraussichtlich höchst interessantes Stück turnerischen Arbeitens und Lebens abspielen wird. — Wie wir bereits in voriger Nummer meldeten und wie auS einer Bekanntmachung der hiesigen Bahn verwalterei in heutiger Nummer hervorgeht, verkehrt am nächsten Montag „in der üblichen Weise" von HainSberg nach Kipsdorf ein Theater-Sonderzug. Alle Theilnehmer an demselben möchten wir aber aus drücklich darauf Hinweisen, daß derselbe nicht, wie es früher „üblich" war, an den MitternachtSzug «»schließt, sondern daß sie den Dresden bereits 10.» Abends verlassenden Zug zu benutzen haben. Raundorf. Am 6. September wurde in der hie sigen Holzwaarenfabrik von A. Straube L Geudtner dem in Dippoldiswalde wohnenden Kreissägenschneider Richter der kleine Finger der linken Hand an der Hobelmaschine weggeschnitten. Dresden. Bei der Kaiserparade zu Königsberg am ö. September führte König Albert dem Kaiser zweimal sein ostpreußischeS Dragoner - Regiment Nr. 10 vor. Nach der Beendigung der Parade stieg der König in den Wagen der Kaiserin und fuhr die Front des genannten Regiments entlang, worauf die Rück kehr nach der Stadt erfolgte. Bei der Nachmittags stattgefundenen Galatafel brachte der Kaiser folgenden Toast auf König Albert auS: „Das erste GlaS trinken Wir dem glorreichen Führer der Maasarmee, llnser'm hohen, durchlauchtigsten Gaste, dem letzten Ritter des Eisernen Kreuzes erster Klaffe mit dem Großkreu», dem Chef des ostpreußischen DragonerregtmenlS Nr. 10, Se. Maj. der König Albert von Sachsen Hurrah! Hurrah! Hurrah!" Der König dankte hierfür durch ein Hoch auf den Kaiser. — Anfang Oktober wird sich der König, einer Einladung deS Kaisers von Oester reich folgend, wieder zu den großen Hochwildjagden nach Wien, bez. Steyermark begeben. — Die schwerste Steuerlast ruht in ganz Sachsen auf dem Städtchen Schöneck, wo zu 100 M. Staats- steuer 363,» M. Gemeindesteuern treten. Nach Schöneck kommt Lunzenau mit 304 und Pausa mit 267,» M. Am Günstigsten steht Wilsdruff mit 37,« M. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 4. September der Ochsenknecht Friedrich Otto Eichler, am I. März 1878 in Reinhardtsgrimma geboren, ebenda wohnhaft, wegen Vornahme unzüchtiger Hand lungen mit einem Kinde unter 14 Jahren zu 3 Mon. Gefängniß und der Handarbeiter August Friedrich Erker, am 8. Juli 1857 in Burkersdorf bei Frauen stein geboren, zuletzt in Mittweida wohnhaft, wegen NücksallSdiebstahlS zu 4 Monaten Gefängniß und 2 Jahren EhrenrechtSverlust verurtheilt. — Als Hauptgeschworene für die 3. dies jährige Sitzungsperiode des kgl. Schwurgerichts wurden folgende Herren ausgeloost: 1) Lothar Treutler, Kaufmann in Naundorf, 2) Gustav Gäbel, Gutsbes. in Klessig, 3) Paul Ludwig Schmuhl, Vorwerksbesitzer in Zug, 4) Arno Emil Clausnitzer, ErbgerichtSbefitzer in Hohentanne, 5) Karl Heinrich Bauer, Oberhütten verwalter in Hilbersdorf, 6) Christian Bernhard Heise, Mühlenbesitzer in Dippoldiswalde, 7) Oswald Schön berg, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand in Burkers dorf, 8) Friedrich August Fleischer, Gutsbesitzer in Cunnersdorf, 9) Heinrich Möhring, Rittergutsbesitzer in Erbtsdorf, 10) Paul Siebmann, Fabrikbesitzer in Niederschmiedeberg, 11) Karl Wilhelm Röber, Zimmer meister in Nossen, 12) Ernst Friedrich Horn, Ge meindevorstand und Gutsbesitzer in Conradsdorf, 13) Paul Bernhard Hesse, Oberforstmeistsr in Marienberg, 14) Richard Georg Däweritz, Rittergutspachter in Hirschseld, 15) Karl Heinrich Lehmann, Gutsbesitzer in Oberbobritzsch, 16) Emil Freiherr vo» Milkau, Rittmeister d. R. in Tharandt, 17) Reinhold Mummert, Rittergutsbesitzer in Lüttewitz, 18) Paul Robert Döring, Gutsbesitzer und Ortsrichter in Deutschenbora, 19) Friedrich Freiherr von Wangcnheim, Oberst lieutenant, Rittergutsbesitzer in Weißenborn, 20) Richard Haase, Mühlenbesitzer in Olbernhau, 21) Ferdinand Ludwig Hastädt in Rittersberg, 22) Traug. Fleischer, Gutsbesitzer und Ortsrichter in Klingenberg, 23) Hermann Möhring, Rittergutsbesitzer in Schweta, 24) Ludwig Christoph Julius Schlinkert, Kaufmann in Freiberg, 25) Arwed Arthur Clauß, ErblehngutS- besitzer in Tuttendorf, 26) Karl August Geißler, Gutsbesitzer in Pretzschendorf, 27) Clemens Julius Seidler, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand in Mä bendorf, 28) Wilhelm Arthur Jordan, Oberförster in Re chenbach, 29) Gottfried Salomo Morgenstern, Privatu» in Siebenlehn, 30) August Jordan, Ritter. gutSbesitzer rn Jeßnitz. — Die SchwurgerichtSoerhand- lungen selbst beginnen am 21. September und werden bet 8 Strafsachen voraussichtlich bis mit 28. andauern.