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-Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Laut stadträthlicher Bekannt machung findet am nächsten Sonntag die Frühjahrs übung der gejammten -hiesigen Feuerwehr statt. Als Brandobjekt wird der Gasthof zum „rothen Hirsch" angenommen und hat das ganze Angriffsmanöver hauptsächlich den Zweck, darzuthun, daß dieser höchst gelegene Theil der Stadt, in welchem bei mangelndem Wasser bekanntlich eine solche Kalamität am ehesten fühlbar wird, nach wie vor bei FeuerSgesahr aus reichend mit Wasser versorgt werden kann. Der Glockenschlag 7 Uhr gilt als Allarm. — Seinen drei Abonnementsconcerten fügte Herr Stadlmusikdirektor Jahn noch ein viertes am 3 Pfingst- feiertage im Saale des Rathhauses bei, das durch die Mitwirkung des Contrabaß-Virtuosen Herrn Hugo Lang aus Dresden eine besondere Eigenartigkeit er hielt. Während man sonst gewöhnt ist, des BaffeS Grundgewalt nur als Accent für den Takt und als Begleitung ausüben zu hören, vermochte Herr Lang auf seiner Baßgeige in einigen Solosätzen die schwierig sten Passagen auszuführen und seinem Instrumente die lieblichsten Flagioletttöne abzulocken, so daß er durch stürmische Anerkennung zur Wiederholung der Phantasie über „Webers letzter Gedanke" von Kohl veranlaßt wurde. Auch die übrigen Loncertftücke, besonders „Hand in Hand", Polka für 2 Trompeten von Curth, wurden mit großem Gefallen ausgenommen. — Als Verwalter für das hiesige Armen- und Stadtkrankenhaus ist Seiten des Stadtrathes der bereits seit Oktober 1890 am Sladtkrankenhaus zu Dresden als Krankenwärter angestellte, im Jahre 1864 in Kreischa geborene Otto Clemens Fickert gewählt worden. — Wir machen auch an dieser Stelle auf das am Sonntag in SeiferSdorf stattfindende Wohlt,hätig- keitskonzert des Landlehreroereins Dippoldiswalde aufmerksam. Die Borträge der Mitglieder dieses Ver eins haben vor Kurzem in Schmiedeberg wohlverdienten stürmischen Beifall hervorgerufen. Das Konzert wird pünktlich '/»8 Uhr beginnen, so daß Dippoldiswaldaer, welche die Bahn benutzen wollen, 6 Uhr 53 Minuten Nachmittags hinunter und 8 Uhr 56 Min. hinauf fahren können. — Das edle Streben der inneren Mission, einzugreifen wo es gilt, christlich-soziale Schäden zu beseitigen oder wenigstens zu mildern, geistiges und leibliches Wohl der verschiedensten Klaffen der Gesell schaft zu fördern und so werkthätiges Christenthum zu pflegen, verdient die kräftigste Unterstützung. Auch jetzt wieder klopft der Bote des Dippoldiswalder Kreis vereins an die Thüren, um den Halbjahrsbeitrag von nur 50 Pfennig zu erbitten. Möchte sich jeder durch Beisteuerung wenigstens dieses geringen Beitrags die Mitgliedschaft erwerben und sichern. — Im Zoologischen Garten in Dresden ist noch bis zum 23. Mai der Haarmensch Krao ausgestellt. Da am nächsten Sonntag ein Eintrittsgeld von nur 25 Psg. erhoben wird, ist der Besuch sehr erleichtert und ein um so genußreicher, als der Thierbestand ein sehr zahlreicher und interessanter ist. — Die Mannschaften des BeurlaubtenstandeS, welche zu den zum Theile bereits nächster Zeit be ginnenden Uebungen heranzuziehen sind, möchten wir daran erinnern, daß, soweit sie nicht Reichs-, Staats oder Kommunalbeamte sind, die während der Uebung ihr persönliches Diensteinkommen fortbeziehen, deren Familien auf Verlangen Unterstützungen aus öffent lichen Mitteln gewährt erhalten. Der Anspruch auf solche Unterstützungen muß innerhalb von vier Wochen nach Beendigung der Uebung, unter Verlust des An spruches daraus, bei der Gemeindebehörde desjenigen Ortes durch den Einberufenen selbst oder diejenige Person, welcher in seiner Abwesenheit die Fürsorge Amtsblatt Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Blattes eine schr wirk, same Verbreitung-finde», werden mit 1V Pfg, di« Spaltenzeil« oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complietrt« Inserate mit entsprechen« itmor, nn reollnroneuBa »heil«, die Spaltenzeile MPfg. Mel-erT-Seitm»»" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donner-» lag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., «iNmonallich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- > , palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellung« an. für die Königliche Nr. 57. Sonnabend, den 19. Mai 1894. 60. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Vttt achtsettige« »Hllustrirten NnterhaltungSblatt".Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. für die Familie obliegt, oder endlich durch die Unter stützungsberechtigten selbst angebracht werden. Unter stützungsberechtigt sind die Ehefrau, Kinder, Verwandte in aufsteigender Linie, welche vom Einberufenen unter halten werden. Die Unterstützung beträgt für die Ehefrau 30 Proz., für jede sonst berechtigte Person 10 Proz. des durch die Verwaltungsbehörden fest- gesetzten ortsüblichen Tagelohns, doch darf der einem Haushalte zu gewährende Betrag nicht 60 Proz. des Tagelohnes überschreiten. Die Unterstützung ist halb monatlich im Voraus zahlbar. Eine Rückzahlung des einmal erhobenen Betrages findet nicht statt, auch für den Fall nicht, daß der Einberufene als Ueberzähliger vom Gestellungsplatze wieder entlassen wird, noch aber wenn derselbe vor Ablauf des Halbmonats, für wel chen bereits dis Zahlung geleistet wurde, auS irgend welchem Grunde von der Uebung zurückkehrt. Der Gestellungsbefehl zur Uebung gilt als Ausweis für die Unterstützungsberechtigung. Hiernächst dürfte es für die übenden Mannschaften wiffenSwerth sein, von der in Gemäßheit des ReichShauShaltsetatS erlassenen neuen Bestimmung Kenntniß zu haben, wonach Stiesel prämien in Höhe von drei Mark an solche Mann schaften gewährt werden, welche zu den Friedens übungen der Infanterie, Jäger und Schützen eingezogen find und dazu eigene brauchbare Fußbekleidung mit bringen. Diese Stiefelprämie wird für ein und das selbe Paar Stiefel wiederholt gewährt, falls dasselbe bet wiederholten Uebungen seines Eigenthümers den Anforderungen voll entspricht. Diese Einrichtung ist auch für den Fall der Einziehung bei einer Mobil machung wirksam. Letzteren Falles, wie auch bei den Uebungen während der Friedenszeit, wird es außer der zu empfangenden Geldprämie noch den großen praktischen Nutzen haben, die ungewohnten Marsch leistungen in bereits angetragenen, paffenden Stiefeln viel leichter überwinden zu können, wie in nagelneuer, dem Fuße sich noch nicht vollkommen angLschmiegt habender Fußbekleidung. Es liegt mithin im eigenen Interesse der Mannschaften des BeurlaubtenstandeS, schon im Frieden mit geeigneten eigenen Marschstiefeln versehen zu sein, die sich bei den Uebungen bewährt haben. — In de: neuen Kirche zu Berlin findet Donners, tag, den 24. und Freitag, den 25. d. M., ein Kongreß für den Kirchenbau des Protestantismus statt, bei dem die Herren Geh. Regierungsrath Prof. Joh. Otzen-Berlin, Prof, der Theol. vr. Nie. Müller- Berlin und Architekt Prof. vr. Corn. Gurlitt-Dresden Vorträge halten und damit die Besprechung über die Hquptsragen des protestantischen Kirchenbaues einleiten werden. Das genauere Programm kann in der hies. Superintendentur eingesehen werden. Wir wollen nicht verfehlen, auf diesen Kongreß hiermit alle Freunde des protestantischen Kirchenbaues aufmerksam zu machen. Burkersdorf. Gutsbesitzer Funke, welcher wegen fahrlässiger Tödtung zu 3 Monaten Gefängniß ver- urtheilt worden war und davon bereits 7 Wochen verbüßt hatte, ist von Er. Maj. dem König begnadigt und aus der Halt entlassen worden. Kreischa. Nächsten Sonntag, zum Trinitatisfest, wird sich der neugewählte Pfarrer unseres Ortes, Herr ?. Hempel seiner künftigen Kirchengemeinde vorstellen. Er hat sich bereit erklärt, im Hauptgottes dienst früh V,9 Uhr die Predigt zu übernehmen. Dresden. Um dem Portal des ResidenzschloffeS einen würdigen Schmuck zu geben, begann man Mitte der Woche mit der Ausstellung eines Gerüstes, mittelst dessen Hilfe zwei heraldische Löwengruppen auf den Säulen des PortaleS angebracht werden. Außerdem wird dasselbe abgeputzt, um mit der ganzen Front in Einklang zu kommen. — Die durch den Tod des Bauraths Professor LipsiuS erledigte Stelle eines Professors der Baukunst in der Akademie der bildenden Künste soll dem Ver nehmen nach vom 1. Oktober ab dem Erbauer des - Reichstagsgebäudes, Baurath Wallot in Berlin, über tragen werden. Es heißt, daß derselbe von dem Ver blichenen selbst auf dem Sterbebette als Nachfolger bezeichnet und gewünscht worden sei. — In Sachsen giebt eS zur Zeit nicht weniger als 658 emeritirte Lehrer, ohne diejenigen, die aus anderen Staaten zugezogen sind. Pirna. Der Soldat Bernhardt von der 5. Kom pagnie des in Riesa garnisonirenden 3. Feldartillerie- Regiments Nr. 32, welcher seit längerer Zeit vermiß! wurde, ist jetzt hier in Civil angetroffen worden. Der Aufgegriffene, der einzige Sohn seiner Eltern, wird sich natürlich wegen Fahnenflucht zu verantworten haben. Löbau. Im hiesigen Rathhause ist eine Aus stellung von Alterthümern und Kuriositäten au- städtischem und Privatbesitz veranstaltet worden. Die-. selbe ist in unerwartet reichhaltiger Weise beschickt und füllt nebst dem schönen neuen Sitzungssaal nicht weniger denn sieben Zimmer. Die Aufstellung der Gegen stände geschah unter Leitung des wohlerfahrenen vr. Moschkau, des Besitzers des OybinmuseumS. Zittau. Aus dem Spitzberge bei Oberoderwitz wurde am Nachmittage des ersten PfingstfeisrtageS während eines VolksconcerteS der an der Kaffe stehende Musiker Dunsch von einem plötzlich herniederfahrenden Blitzstrahl getroffen und sofort getödtet. Sein neben ihm stehendes Töchterchen wurde leicht verletzt. — Im nahen Mittelherrigsdorf wurde beim Um graben eines Gartens ein weibliches Skelett ge funden, welches schon seit langen Jahren in der Erde gelegen haben mußte. Man nimmt an, daß dasselbe von einer vor 25 Jahren spurlos verschwundenen Frauenspskson herrührt. Naunhof. Trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse ist die Baut hätigkeit hier in den letzten Jahren eine sehr rege gewesen, wurden doch innerhalb sieben Jahren ca. 120 Landhäuser errichtet. Im lausenden Jahre ist die Bauthätigkeit ausnahmsweise schwach, da augenblicklich nur 3 Wohnhäuser ihrer Fertigstellung entgegengesührt werden. Von anderen Baulichkeiten sind zu erwähnen der Anbau eines zweckentsprechenden Salons an das Gasthaus.„Stadt Leipzig" und der Bau eines geräumigen Tanzsaales am Gasthof „zum goldenen Stern". Ehrenfriedersdorf. Das kgl. Landeskonsistorium hat zu den Kosten für Beheizung und Abputz der hies. Kirche eine Beihilfe von 1500 Mk. gewährt. Waldheim. Das hies. Stadtverordnetenkollegium hat den Vorschlag des Rathes, den Mehrbetrag des Sparkaffenüberschuffes in Höhe von 591 Mk. 41 Pf. mit für den in der Niederstadt zu errichtenden Kinder spielplatz zu verwenden, einstimmig angenommen. Döbeln. Ein ungebetener Pfingstbesucher stellte sich am zweiten Feiertag Nachmittag in einem Hause der WaldHeimer Straße hier ein, während fast alle Hausbewohner abwesend waren. Ein Handwerks bursche war aus einem Bettelgange begriffen und da er nach öfteren Klingeln merkte, daß in der betreffenden Wohnung Niemand zu Hause war, schlich er sich nach dem Hof, fand dort das Schlasstubenfenster des Hoch parterres offen und stieg von dort in die Wohnung ein. Er durchstöberte hier Kasten und Kisten, ver- muthlich nach Geld, und begann dann seine Wäsche und Kleider mit den vorgefundenen besseren zu ver tauschen, er wurde aber dabei gestört, denn sein Ein dringen war von Kindern bemerkt worden, die sofort erwachsene Personen benachrichtigten. Ein Soldat folgte zuerst dem Dieb in die Wohnung nach und eS gelang, den Letzteren so lange festzuhalten, bis die benachrich tigte Polizei zur Stelle war, welche denselben verhaf tete. Mit der Festnahme dieses Diebes war der Po-