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Gefundene Patronen werden zunächst daraufhin untersucht, ob dieselben mit Zündhütchen oder Zündschnur versehen sind oder nicht. Im ersteren Falle ist das Zündhütchen mit Vor sicht so zu entfernen, daß man dasselbe, nachdem es von etwaiger Befestigung an der Patrone befreit worden ist, vorsichtig und langsam aus der letzteren herauszieht. Ist die Zündschnur noch warm oder hegt man aus anderen Gründen den Ver dacht, daß dieselbe vor Kurzem gebrannt hat, so warte man, falls nicht zwingende Gründe ein früheres Eingreifen erforder lich machen, eine halbe Stunde, bis ein Wciterglimmen der Zündschnur vollständig ausgeschlossen erscheint. Sprenghütchen explodiren sowohl, wenn ein kleiner Funke den Knallsatz be rührt, als auch bei geringem Schlag und Stoß. Die meisten Sprengstoffe brennen, wenn angezündet, ruhig ab. Die Ge fahr einer Explosion ist um so geringer, je loser die Spreng stoffmasse ausgebreitet ist und je mehr die Entwicklung einer hohen Temperatur in dem abbrennenden Sprengstoff verhindert wird. Zwecks Vernichtung von Sprengstoffmaffe empfiehlt es sich, immer nur kleine Mengen auf einmal, etwa bis zu 100 A, zu verbrennen. Am besten häuft man Stroh, Sägespähne und dergleichen leicht brennbare Materialien aus und streut die Sprengstoffmaffe hinein. Das M-zünden kann mittelst Zündschnur oder direkt geschehen. Der mit dem Abbrennen betraute Beamte muß für seine Person sich hinter eine Deckung zurückziehen. Zündhütchen werden nicht mit Zuverlässigkeit dadurch un schädlich gemacht^ daß man sie kurze Zeit unter Wasser hält, wohl aber kann man sie als vernichtet ansehen, wenn man sie einzeln in tieferes Wasser wirst. Eine Entfernung des Knall satzes ist sehr gefährlich. Man vernichtet Sprenghütchen am einfachsten, wenn man sie nicht ins Wasser werfen will, indem man sie in Erve cingegraben an einer Stelle explodiren läßt, wo fortgeschleuderte Kupferstückchen keinen Schaden anrichten können. Abgebrannte Zündschnur erkennt man daran, daß sie morsch und bröckelig ist und bei Berührung leicht auseinandersällt. Gefrorene Dynamitpatronen sind gegen Schlag und Stoß empfindlicher als ausgethaute weiche Patronen und dürfen in gefrorenem Zustand nicht verbrannt werden. Das Aufthauen geschieht am besten durch längeres Ausbewahren in Zimmer temperatur , nicht aber durch plötzliche Erwärmung auf dem Ofen, oder dergl. Patronen sind als ganz ausgethaut zu be trachten, wenn sie durchweg weich und biegsam sind. Gefundene Sprengstoffpatronen werden am besten für den Transport von der Fundstelle bis an den Ort, wo sie behördlich untersucht werden sollen, in reichlich bemessene Papierumschläge gewickelt. An der Untersuchungsstelle öffnet der mit der Unter suchung betraute Beamte die Klappen der gefundenen Patronen an beiden Seiten und wickelt den Sprengstoff, ohne das Pa pier zu zerreiben und ohne den Sprengstoff mit den Händen mehr zu berühren als nothwendig ist, sorgfältig aus seiner Papierumhüllung. Wenn sich an dem Papier Sprengstoffreste oder Nitroglycerin befindet, so muß dies ebenso vorsichtig, wie der Sprengstoff selbst behandelt werden. Man vergewissere sich sodann, ob die Originalumhüllung aus der Herstellungs stätte noch vorhanden ist, indem man die Durchlochung in dem Patronenpapier sucht. Man lege das Schema der Nummer chiffre auf die Durchlochung, lese die Zahl ab und stelle die Jahreszahl und die Adresse der herstellcnden Fabrik fest. Als dann ist es ein Leichtes, mit Hülfe der nach Z 24 der Polizei- Verordnung, betreffend den Verkehr mit Sprengstoffen, und ge mäß Z 2, Absatz 2 des Reichsgesetzes vom 9. Juni 1884 geführten Register zu ermitteln, durch welche Hände das Dy namit gegangen und wo es hätte verbraucht werden sollen. Seifersdorf. Trotz des unbeständigen Ernte- wetterS find doch die heurigen, immerhin reichen Erntegaben, wenn auch mit einigen Mühen, nunmehr glücklich geborgen, sodaß bereits vorigen Sonntag daS Erntedankfest unserer Parochie stattfand. Bis auf den letzten Platz war unser Gotte-Haus mit Andächtigen gefüllt, und jeder lauschte aufmerksam der wahrhaft erbaulichen Festpredigt unseres Herrn k. Köhler. Eine vom Kirchenchore vorgetragene Sstimmige Ernte fest-Motette trug ihr UebrigeS zur Erhöhung der Fest stimmung bet. Reichstädt. Am 3V. September werden fich die ! Vertreter der königl. sächs. Militärvereine des Unter bezirks Dippoldiswalde im unteren Gasthofe zu einer Unterbezirksversammlung vereinigen. Rege Betheiligung ist zu erwarten. Ruppendorf. Sonntag, den 9. d. M., sand unter Leitung des Herrn Kirchschullehrer Burgardt unter gütiger Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Trenk- mann, des Herrn Organisten Geist, der Herren Lehrer Krüger und Jäger und des dastgen Männergesang vereines in unserem Gotteshaus« eine geistliche Mu- sikaufführung statt, welche trotz der ungünstigen Witterung auch von auswärts recht zahlreich besucht war. Mit wahrem Hochgenuß lauschten die Zuhörer dem entzückenden Gesangs der Concertsängerin Fräu lein Trenkmann, welche durch sichere Beherrschung ihrer vortrefflichen Stimmmittel ihrem Gesangs Gefühl und Leben zu geben wußte. Auch Herr Lehrer Krüger befriedigte tmrch seinen gefühlvollen Vortrag des LiedeS: „Wenn Alle untreu werden" in vollem Maße die Herzen der Zuhörer. Während Herr Organist Paul Geist durch seine herrlich ausgeführten Orgelvorträge die Zuhörer überzeugte, daß er mit unbedingter Sicher heit und Leichtigkeit auch die größten technischen Schwie rigkeiten zu überwinden weiß, so zeigte fich Herr Lehrer Jäger als ein Meister des Violinspieler. Einen mäch tigen Eindruck erzeugte das mit Orgelbeglettung vom Gesangverein vorgetragene Dankgebet von Kremser. L Glashütte. Bor nunmehr 15 Jahren grün deten eine Anzahl hiesiger besonders jüngerer Uhrmacher eine Uhrmacherverbtndung, „Urania" genannt. Der Zweck dieser Vereinigung sollte sein, durch fachwiffeu- schastliche und allgemein bildende Vorträge und Unter haltungen, als auch ourch Lektüre fachwiffenschaftlicher Werke für eine gedeihliche Fortbildung der Mitglieder gegenseitig zu sorgen. Fast alle strebsamen jungen Uhrmacher schloffen sich im Laufe der Jahre dieser Verbindung an und blieben auch dann noch, wenn sie vom Schicksal in weiteste Ferne gerückt wurden, der selben treu. So ist es gekommen, daß dieser Verein in allen Welttheilen Mitglieder hat, die sich in kolle gialster Weise durch Stellennachweis und dergl. unter stützen. Am Sonnabend und Sonntag feierte die „Urania" ihr, 15. Stiftungsfest. Am erstgenannten Tage sand ein öffentlicher Vortrag des Herrn Lehrer Karl Eger aus Ehrenberg bei Rumburg in Böhmen, des Bruders eines Mitgliedes, statt über daS Hammer- lingsche Wort: „Groß ist die Zeit und gewaltig; doch wehe, wenn unsre Herzen rein nicht sind, wie sollten im riesigen Kampfe wir bestehen." Eine Menge Zu hörer hatten sich eingefunden und folgten mit größtem Interesse den Worten des sehr gewandten Redners. Herr Eger erfreute alsdann die Anwesenden durch Vortrag einer Anzahl ernster und launiger Dichtungen und zeigte sich dabei als ein höchst geschickter Recitator. Herr Weiß aus Dresden, Mitglied der „Urania", trug mit seiner prächtigen Stimme mehrere Lieder vor und erntete großen Beifall. Launig und gemüthlich schloß diese Vorfeier. — Im Laufe des Sonntags kamen noch verschiedene auswärtige Mitglieder an. Am Abend betheiligten sich auch eine Anzahl Damen. Nach gemeinschaftlicher Tafel ertönten einige Doppelquartette, Sologesänge und Deklamationen. Redner würzten den Abend mit Toasten. ES war ein ungezwungenes, fröhliches Zusammensein und die von Auswärts er schienenen Mitglieder werden mit Freuden der Stunden gedenken, die sie wieder einmal im Kreise ihrer Glas» Hütter Freunde verlebten. — Ebenfalls am Sonntag feiert« die hies. frei willige Feuerwehr ihr 36. Stiftungsfest Nach, mittags mit einer Uebung und Sturmangriff auf das Schulgebäude, Abends mit Vorträgen, Theater und Ball im Gasthof zur Sonne. Nach dem Eröffnungs marsch sprach Herr Hanptmann Töhlert einen Prolog und schloß mit einem Hoch auf den hohen Protektor Donnerstag, den 13. September 1894. 60. Jahrgang. Nr. 107. Verantwortlicher Redacteur: PitlN Ithne in Dippoldiswalde. Vttt achtsettigem ,Hllustrirten UnterhattnngSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. Blattes ein« sehr wirk- same Verbreitung, finden, werden mit 1v Pfg. di« Spaltenzeile od« vere» Raum berechnet. -- Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Lheile, die Spaltenzeile LOPfg. «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 - Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. chmtz -MW. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Da vielfach noch Unklarheit darüber herrscht, welche Lichtstärke unsere gewöhnlichen Petroleumlampen besitzen und wie stark man daher bei dem Anschluß an das geplante Elektrizitätswerk die elektrischen Glühlampen zu wählen hat, so mag hier ein kurzer Hinweis darauf Platz finden, daß eine kleine Petroleum-Lampe ca. 10 Normal-Kerzen, eine größere ca. 16—20 N.-K. besitzt. Im Allgemeinen dürfte sich die Wahl von Glühlampen ä 16 N.-K. empfehlen, da dieses die normale Lampe ist. Ferner dürfte zur Aufklärung beitragen, daß die Installation von Glühlampen in Häusern bei Verwendung gewöhn licher Beleuchtungskörper und bei zusammen 5 Lampen je nach der Ausstattung ca. 12—18 Mk. pro Lampe und bei 10 Lampen ca. 10—16 Mk. pro Lampe ein schließlich aller Leitungen rc. kosten wird. Wird eine bessere Ausstattung, d. h. insbesondere elegantere Be leuchtungskörper, gewählt oder kommen größere Lei tungslängen in Betracht, so erhöht sich der Preis. Die Anschlußleitung vom Hause nach der oberirdischen Straßenleilung wird bei mäßiger Länge für 5 Lampen «a. 7,50 resp. ca. 15 Mk. und bei 10 Lampen ca. 12,50 resp. ca. 25 Mk. kosten und zwar je nachdem der An schluß vor oder nach Fertigstellung ves Werkes erfolgt, da vor derselben eine Ermäßigung stattfindet. Es kostet daher z. B. ein HauSanschluß für 10 Lampen, der gleich ausgeführt wird, ca. 10 X (10—16) -j- 12,50 --- ca. 112,50 bis 172,50 Mk. Die Preise ver stehen sich ohne Verbrauchs-Meßapparat. — Am gestrigen Dienstag fand endlich ein seit dem Jahre 1882 gehegter Wunsch sämmtlicher Bahn reisenden seine Erfüllung: an unserem Bahnhofs gebäude ward endlich die seit Eröffnung der Bahn strecke arg vermißte Bahnhofsuhr angebracht, die, am Abend erleuchtet, uns nunmehr die N. L. 2. voll ständig genau anzeigt. — Mit den heftigen Güssen am Montag scheint endlich wieder einmal eine längere Regenperiode ihren Abschluß gesunden zu haben. Der Barometer steht auf „schön", und es ist dem geängsteten Landwirlh endlich möglich, seine seit 14 Tagen unterbrochene Erntearbeit wieder aufzunehmen. Hoffentlich ist es ihm nun vergönnt, seine Feldfrüchte und auch das reichlich gewachsene Grummet vollends glücklich einzu bringen. Leider hat schon manche Frucht recht gelitten >und besonders die wenig widerstandsfähigen Sorten Kartoffeln faulen stark. Während so unsere Gegend durch zu viel Regen beträchtlich zu leiden hatte, sind wir vor Schloßenwetter Heuer wieder vollständig ver schont geblieben, wie seit vielen Jahren; denn ältere Leute erinnern sich, daß seit mindestens 40 Jahren «in wirkliches Schloßen- oder Hagelwetter die Stadt mit ihren nächsten Nachbarortschaften überhaupt nicht heimgesucht hat. Gewiß eine nicht uninteressante Thatsache. — Die Einstellung der Rekruten erfolgt in diesem Jahre bei .der Kavallerie am 4. Oktober, bei Infanterie, Schützen, Jägern, Feldartillerie und Pio nieren am 18. Oktober, während die Rekruten der Fußartillerie am 9. Oktober, die zur Eisenbahnkom- pagnie beorderten Rekruten em 10. Oktober, die Oeko- nomiehandwerker am 2. Oktober und die Trainrekruten am 3. Oktober einzutreffen haben. — Nach der durch den Bundesrath ertheilten Er- laubniß ist eS zulässig, die in Z 24 der den Verkehr mit Sprengstoffen betreffenden Verordnung (S. 59 f. des Gesetz- und Verordnungsblattes vom I. 1894) vorgeschriebene Angabe der Jahreszahl und Nummer auf den Patronen auch in chiffrirter Form anzubringen. Der Zweck dieser Vorschrift — die Bezeichnung der Patronen — den letzten Besitzer etwa aufgefundener Patronen und diejenigen-Personen, durch deren Hände das Dynamit gegangen ist, schnell zu ermitteln, be dingt folgendes Verfahren: