Volltext Seite (XML)
daS so vorzüglich vorbereitete und so trefflich ver laufene Gauturnfest gewiß eine angenehme Erinnerung bleiben. Poffeudorf. In diesen Tagen wird der Sammel bote für den Gustav-Adolf-Verein wieder bet uns anklopfen und es ergeht deshalb an die evange lischen Glieder unserer Parochie die herzliche Bitte, mit fröhlichem Herzen ein Echerslein zu geben. Der hiesige Kirchenvorstand hat beschlossen, sich dem Dip- poldiSwalder Gustav-Adolf-Zweigoerein anzuschließen. ES ist dies auch gerechtfertigt, da ja unsere Parochie zur Ephorie Dippoldiswalde gehört und auch das Gebiet dieses Vereins für uns näher liegt als das bisherige Tharandt-KesselSdorfer. Lange Jahre hindurch ist nun unsere Kirchengemeinde ein Glied des Tharandt- Kesselsdorfer Gustav-Adolf-Zweigvereins gewesen und verdankt demselben gar manches erhebende Gustav- Adolf-Fest. Eine recht reichliche letzte Gabe an diesen Verein wird den Dank dafür am besten zeigen. — Am Mittwoch Abend verunglückte im Kunners- dorfer Steinbruche der noch unverheirathete Stein brecher Ernst Lieber von hier dadurch, daß ihm beim Sprengen der Steine ein Schuß Pulver erhebliche und gefährliche Brandwunden im Gesicht beibrachte. Der Bedauerndwerthe befindet sich in ärztlicher Behandlung. Potfchappel. Zu den in der Turnhalle statt findenden Aufführungen des Herrigschen Lut her fest spie les haben einzelne Großindustrielle des Plauenschen Grundes schon ca. 2000 Einlaßkarten bestellt für ihre Angestellten. Das ist ein deutlicher Beweis dafür, daß man volles Vertrauen für ein volles Gelingen des schweren Werkes hat. Liegt doch auch das Einüben der Darstellung des Lutherfestspiels in der Hand des einstigen Luther-Darsiellers der Fest spiele in Leipzig und Dresden, des Herrn Diakonus vr. Lehmann-Deuben. Dresden. Nach dcn Steuerlisten muß in den letzten Jahren das Einkommen der Steuerzahler bedeutend gewachsen sein. Es scheint aber, als habe diese Zunahme mehr auf dem Papiere, als in Wirk lichkeit stattgesunden und sei mehr durch schärferes Anziehen der Steuerschraube, als durch günstige Er- werbsoerhältnisse herbeigeführt worden. Wie ließe es sich sonst erklären, daß 1880 nur 19,9 von 1000 Eingeschätzten Widerspruch einlegten, während im Jahre 1892 31,1 sich zu diesem Schritte genöthigt sahen? In 237 Fällen mußte der Eingeschätzle um mehr als 10 Klaffen herabgesetzt werden. Pirna. Wie arg die Sandsteinindustrie zur Zeit darniederliegt, zeigt sich auch aus der wesentlichen Verringerung der Verladungen von Sandsteinmaterial auf dem Bahnhofe zu Krippen. Während in den Vor jahren die Zahl der mit Sandsteinwaaren beladenen und abgefertigten Lowrys bis zu 850 und darüber betrug, dürfte in diesem Jahre auf Grund der bisher vorliegenden Zusammenstellungen und den noch zu er wartenden Anfuhren nur etwas über die Hälfte des bisher von Krippen versandten Steinmaterials zur Abfertigung gelangen. Lommatzsch. Der Karden-Anbau in der hies. Pflege hat säst ganz aufgehört und dürste auch kaum jemals wieder den früheren Umfang erreichen; denn einerseits werden die Produktionskosten dauernd größer und andererseits sind die erzielten Preise seit Jahren fast nur zurückgegangen. Die Ursache für diese That- sache ist nach dem Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden darin zu suchen, daß mehr und mehr die französischen Karden ihrer theilweis billigeren Preise und besseren Qualität wegen dem deutschen Erzeugnisse vorgezogen werden, wenngleich es andererseits aber auch nicht wieder verkannt werden darf, daß für bestimmte Fabrikate die deutschen Karden ihres durchgängig feineren und mehr elastischen Gehäkes wegen unentbehrlich sind. Flöha. Die bereits seit einer Reihe von Jahren hier zu Tage getretenen Bestrebungen, im Orte eine Sparkasse errichtet zu sehen, gehen jetzt ihrer Ver wirklichung entgegen, indem in der letzten hier statt gefundenen Sitzung des Bezirksausschusses derselbe zu der Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit seitens der Gemeinde Flöha infolge der Uebernahme der Ga rantie für die hier neu zu errichtende Sparkasse die erforderliche Genehmigung ertheilte. Hiermit wird ein lange gehegter Wunsch der hiesigen Einwohnerschaft er füllt. Seil der Auflösung des Vorschubvereines zu Flöha blieb nämlich bisher den Bewohnern von Flöha und umliegenden Ortschaften zur Unterbringung kleiner Ersparnisse nur übrig, eine der benachbarten Spar kassen zu benutzen, was aber mit vielen Umständen und mit Kosten verknüpft war. Je umständlicher es aber den Einwohnern gemacht wird, ihre Ersparnisse unterzubringen, um so weniger wird bekanntlich über haupt an ein Sparen oder Zurücklegen in günstigen Zeiten des Verdienstes gedacht. Die Einrichtung einer Sparkasse im hiesigen Orts mit seiner immerhin an sehnlich bevölkerten näheren Umgebung entsprach daher auch einem volkswtrthschaftlichen Interesse. Waldheim. Die Verhandlungen Über die Er richtung eines ZierbrunnenS auf unserem Markt platze waren kürzlich deshalb ins Stocken gerathen, weil der Akademische Rath in Dresden erklärte, in der nächsten Zeit nicht in der Lage zu sein, die Mittel zu der von ihm erbetenen Brunnenfigur bewilligen zu können. Der Brunnenausschuß wandte sich nun neuer dings abermals an den Akademischen Rath, welcher jetzt die Aufforderung an den Ausschuß gerichtet hat, ihm eine Zeichnung des geplanten Brunnens einzu reichen, damit darnach die Größe der Figur und die Höhe der für diese auszuwerfenden Kosten bemessen werden können. ES ist also zu hoffen, daß der Aka demische Rath auch heute noch geneigt ist, die schon früher in Aussicht gestellte Figur zu bewilligen, und daß die Erbauung des Brunnens nicht mehr auf unabsehbare Zeit vertagt ist. Der Brunnenausschuß beschloß daher, alsbald Mittel und Wege zur Erwerbung einer ent sprechenden Zeichnung zu ergreifen. Der Brunnen wird als Wettinbrunnen eine Saxonia tragen und das Postament soll mit den Neliefbildern König Alberts und der Königin Carola geschmückt werden. Leipzig. Die von 1582 bis 1585 erbaute vor malige Begräbnißkapelle und nachmalige Bezirkskirche zu „Sanct Johannes", welche, mit Ausnahme des Thurmes, im Abbruch begriffen ist, wird dieser Tage in ihren letzten Resten verschwinden. In den Mauern und im Holzwerke wurden viele Gewehrkugeln und Kartätschen aufgefunden, welche von jenen furcht baren, zum Gemetzel und Handgemenge ausartenden Kämpfen am 19. Oktober 1813 herrühren, als das dritte Bataillon des ostpreußtschen Landwehrregiments unter Kommando des MajocS Friccius, und gleich nach ihm das Füsilierbataillon des dritten ostpreußischen Infanterieregiments unter Müllenheim und Gleißen berg durch das erstürmte äußere Grimmaische Thor in die Stadt eindrangen. Auf dem kleinen Platze vor der Querstraße lagen die Tobten zu fünf bis sechs Mann übereinander. Was man von Franzosen auf dem Gottesacker noch antraf, wurde erbarmungslos niedergemacht. Im Grunde der Kirche, welcher dieser Tage zur Abtragung und Untersuchung gelangt, dürfte in den Jahrhunderte alten Grüften und Grabstellen mancher interessante Fund zu erwarten sein, wie deren schon vor einigen Jahren, bei Anlage der Kirchen heizung, gemacht worden sind. Crimmitschau. Nach einer Bekanntmachung des Stadtrathes wird für hies. Ort eine Polizeistunde eingeführt. Alle Schankwirthschaften sind spätestens 2 Uhr Nachts zu schließen und dürfen vor 5 Uhr Morgens nicht wieder geöffnet werden. Ausnahmen für das frühere oder spätere Schließen der Schank lokale sind vorgesehen und stehen in dem Ermessen der Stadtpolizeibehörde. Unberührt bleibt die Besugniß der Gastwirthe, zu jeder Tages- und Nachtzeit Fremde aufzunehmen und zu bewirthen, und die Verpflichtung des Bahnhofswirthes, Eisenbahn-Reisenden (aber nur solchen) vor und nach der Ankunft von Zügen den Aufenthalt in seinen Räumen zu gestatten und Er frischungen zu verabreichen. Herlasgrün. Ein Pilzjahr, wie das heurige dürfte seit Langem nicht dagewesen sein. Es ist er staunlich, welchen Neichthum an Pilzen die umliegen den Wälder gegenwärtig bergen und nicht allein für den Pilzeffer, sondern vor Allem für den Pilzkenner ist es eine Freude, den Waldboden mit seiner reichen Musterkarte der verschiedensten Pilzarten durchsuchen zu können. Dadurch, daß Städte und größere Ort schaften in der Umgebung fehlen, vermag sich hier der Pilzbestand besser zu erhalten. Besonders die Wälder zwischen hier und Neudörfel-Pöhl, sowie nach Helmsgrün zu strotzen im wahren Sinne des Wortes von Pilzen, welche die feuchtwarme Witterung täglich zu frischer Entfaltung bringt. Trotzdem sei Pilz sammlern die thunlichste Schonung und beim Einernten Vorsicht anempfohlen, da neben den eßbaren in gleicher Ueppigkeit auch die Gistlinge gedeihen! — Unsere Wälder bis ins Triebthal bei Pöhl hinab bieten über dies in diesem Jahre nicht nur einen großen Beeren- und Pilzreichthum, sondern, was höchst selten ist, auch eine große Menge von Fichtenzapfen. Sowohl an den großen wie kleineren Bäumen hängen diese Zapfen massenweise. Für Heizungszwecke sind diese Zapfen, wenn solche dürr und aufgesprungen sind, ein vorzügliches Material; die Jugend wird im Herbst die von den Bäumen herabgefallenem Zapfen ein sammeln. Sebnitz. Ein beklagenswerther Unglücksfall mit tödllichem Ausgang ereignete sich am 23. d. M. in unserer Stadt. Ein 15 jähriges in Sebnitz beschäf tigtes Blumenmädchen stürzte gegen Abend in eine bei einem Bau auf der Böhmischen Straße hier gegrabene Kalkgrube, in welcher der Kalk eben erst frisch gelöscht worden war. Obwohl sofort Hilfe zur Stelle war, erlitt das bedauernSwerthe junge Mädchen doch so furchtbare Brandwunden, daß dasselbe seinen Leiden erlegen ist. Bautzen. Einige Soldaten de» hier garnisoniren den 4. Infanterie-Regiments Nr. 103 verübten Anfang Mai verschiedene Einbruchsdiebstähle in den Dör fern Strehla, Niederkaina, Grubschütz, Grubditz, Binne- witz und im Gasthause „Drei Sterne", wo dieselben Uhren, Geld und Lebensmittel entwendeten. Auf die Anzeige der Gendarmerie hin wurden sofort seitens des Regiments-Kommandos die eingehendsten gericht lichen Untersuchungen angestellt, welche jetzt ihren Ab schluß durch die kriegsgerichtliche Aburtheilung gefunden haben. Die Strafen lauten für den am schwersten belasteten Soldaten auf 5 Jahre 6 Monate Gefängniß, für den anderen 3 Jahre Gefängniß und für den dritten 2 Jahre Gefängniß. Außerdem wurden allen drei Soldaten die bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre aberkannt und in die 2. Klaffe des Soldatenstandes versetzt. Tagesgeschichte. Berlin. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Auf Grund der amtlichen Berichte über die Heeres - ergänzung im Jahre 1893 machen einzelne Zeitungen die Angabe, daß in dem genannten Jahre ca. 11000 Mann mehr eingestellt worden sind, als bei Berathung des Gesetzes, betreffend die Friedenspräsenzstärke vom 3. August 1893, als R-krutenbedarf in Aussicht ge nommen war. Diese Angabe ist zutreffend. Das Mehr von 11000 Mann erklärt sich durch folgende Verhältnisse: 1. Die Zahl der 1893 thatsächlich ein getretenen Einjährig-Freiwilligen ist wesentlich höher gewesen, als nach dem Durchschnitt früherer Jahre veranschlagt war. 2. Bei dem Rekrutenbedarf waren die über die Friedenspräsenzstärk. hinaus zur zehn wöchigen Dienstzeit zur Aushebung gelangenden Volks schullehrer naturgemäß außer Ansatz geblieben. Ihre Zahl ist in dem Mehr von 11000 mit enthalten. 3. Bei der Rekrutenbedarfsberechnung war angenommen, daß die durch den Etat neugeschaffenen Kapitulanten stellen durch solche Mannschaften gedeckt würden, die ausgedient haben, bezw. im dritten Jahre dienen. Da aber dem Reichstag das Zugeständniß gemacht wurde, das im Herbst 1893 aus Anlaß des UebergangeS zur erhöhten Friedenspräsenzstärke nicht weniger Mann schaften der Fußtruppen nach zweijähriger Dienstzeit entlassen werden sollten als im Jahre 1892, so mußten die offenen Kapitulantenstellen durch Mehreinstellung von Rekruten gedeckt werden. 4. In dem Mehr von II000 befinden sich alle unsicheren Dienstpflichtigen nnd später aufgegriffenen Rekruten, welche auch nach der Rekruteneinstellung jederzeit noch außerterminlich eingestellt werden. 5. Es entstanden durch Entlassung Dienstuntauglicher, Invalider und Neklamirter, ferner durch Beförderung zu Unteroffizieren u. s. w. Man- quementS, zu deren Deckung, in anbetracht des zu 3 erwähnten Zugeständnisses an den Reichstag, die beim Voranschlag angesetzten 6 Proz. für Nachersatz bei ein zelnen Truppen nicht ausreichlen. Um im Uebergang nicht zu viel ManquementS zu behalten, wurde für den bis zum 1. Februar 1894 eingetretenen Abgang an Mannschaften sämmtlicher Jahresklaffen bestimmungs mäßig eine nochmalige Nachersatzgestellung erforderlich. — Der Stand der Cholera in Deutschland ist nach den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamtes vom 20. bis zum 27. August Mittags: 32 Todesfälle und 78 Erkrankungen, davon in Ost preußen 8 Todte, 16 Erkrankte, im Weichselgebiet 12 Todte und 34 Erkrankte, im Netze- und Odergcbiet 9 Todte und 24 Erkrankte, in Oberschlesien 1 Todter und 2 Erkrankte, im Regierungsbezirk Potsdam 1 Todter, im Rheingebiet 1 Todter, 2 Erkrankungen. Die beiden letzten sind eingeschleppt. Pofen. Der Posener Zeitung wird aus Kempen gemeldet, der seit langer Zeit gesuchte Raubmörder Kügler aus der Lausitz sei von dem dort stationirten Gendarm Kauje verhaftet worden. Die Verhaftung habe nicht geringe Mühe verursacht. Oesterreich. Die fortschrittlichen Omladinisten bereiten für den Monat September eine größere Aktion vor, indem sie in ganz Böhmen massenhafte staats rechtliche Demonstrationen gegen Wien veranstalten wollen, um hierdurch vor Abhaltung der jungtschechi schen Vertrauensmännerversammlung noch mehr Boden zu gewinnen. Die Redaktionen der 14 fortschrittlichen Zeitschriften haben soeben einen gemeinsamen, „an das ganze oppositionelle tschechische Volk" adresstrten Aufruf herauSgegeben, in welchem vorerst auf die Bedeutung deS Monats September in der Geschichte der tschechi schen politischen Kämpfe hingewiesen und u. A. be merkt wird, daß am 6. September 1791 der letzte böhmische König gekrönt wurde, während der jetzige Kaiser am 26. September 1870 sich für die Integrität Böhmens ausgesprochen und am 12. September 1871 die Königskrönung versprochen habe. Weiter wird ver langt, daß den ganzen Monat September hindurch in allen tschechischen Städten und Gemeinden Versamm lungen abgchalten werden, damit auch der letzte Tscheche das Wesen der tschechischen Bestrebungen nach natto-