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Zum L. September. Der größte und idealste Dichter und Verklärer des Vaterlandes und der Vaterlandsliebe, unser herr licher Schiller, sagt in seinem von begeistertem Pa triotismus durchglühten Schauspiele „Die Jungfrau von Orleans": „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre!" Dieses heilige und gewaltige Empfinden faßte im großen Kriegsjahre 1870 das Herz des deutschen Volkes und trieb eS, e'nmüthig gegen den alten Gegner zu kämpfen, der unserem Volksthum neue Schmach anstnuen wollte. Dieses tiefe und recht« Gesühl für die Freiheit und Größe des Vaterlandes, verbunden mit dem DankeS- zoll für die todeSmulhigen Kämpfer und Sieger in jenem groben Kriege ist es, welches uns die Feier des größten Siegestages aus jener ruhmreichen Zeit lieb und werth gemacht hat. Fern ist dem deutschen Volke am Tage von Sedan jede prahlerische Eitelkeit, denn diese nationale Feier gilt eben vor allen Dingen der Vaterlandsliebe, dem Gedenken der Helden jener welt berühmten Kämpfe und der nationalen Einwirkung aus das Heranwachsende Geschlecht, welches vielleicht berufen ist, noch einmal die nationalen Güter zu ver- theidigen, welche vor nun vierundzwanzig Jahren die Vöter todesmuthig kämpfend gewannen. Deshalb soll weder durch Kleinmuth, noch durch verblendete Partei- fncht dem deutschen Volke und am allerwenigsten dem jungen Geschlechte die Nationalfeier am Sedantage verkümmert werden. Finden wir doch auch in jeder deutschen Stadt und in fast jedem deutschen Dorfe Denkmäler und Gedenktafeln zu Ehren der Helden, welche in den Jahren 1870 und 1871 so Großes für das Vaterland vollbrachten. Sollten wir da keinen Tag im Jahre übrig haben, um ein den nationalen Errungenschaften geweihtes Fest zu begehen! Es gilt ja auch nicht nur Errungenes zu feiern, sondern auch nationales Leben und deutsche Freiheit und Kraft zu ehren und zu schätzen, wovon derselbe große Schiller in seinem Drama „Wilhelm T-ll" sagt: „An's Vaterland, an's theure, schließ dich an! DaS halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier find die starken Wurzeln deiner Kraft." Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das trübe regnerische Wetter der letzten Wochen ist den noch ausstehenden Ernte- xrrbeiten im höchsten Grade hinderlich gewesen. Was «ingesahren werden konnte, mußte, wie man zu sagen pflegt, vom Felde weggestohlen werden. Allerorten mehren sich die Klagen, daß der unausgesetzte Regen namentlich den Kartoffeln schade und dieselben be ginnen, in großen Mengen schwarz zu werden, und dies dürfte für weite Kreise unserer Bevölkerung ein schwerer Schlag sein, da die Kartoffel ja ein Haupt- mahrungSmittel im gesammten Gebirge ist. — Der hiesige Sewerbeoeretn beabsichtigt am Montag, den 10. September, eine Exkursion nach Dresden, zum Besuche der Ausstellung zu veranstalten und ist zu hoffen, daß die Generaldtrektion der EtaarS- bahnen das Gesuch um einen Extrazug am Abend des genannten Tages genehmigt. — Die Einweisung des Herrn RegterungS-Rath Vr. Uhlemann als Vorstand der hiesigen königlichen Amtshauptmannschaft sinket morgen Sonnabend im Sitzungszimmer der genannten Behörde durch Herrn KkeiShauptmann Schmiedel statt. Möge das Wirken des neuen Herrn Amtshauptmann in seinem Bezirke ein reichgesegnetes sein. Reichstädt. Schmiedemeister Hering hier ist auf der Freiberger Ausstellung für seine ausgestellten Unterwendepflüge die bronzene Medaille zuerkannt worden. Reinhardtsgrimma. Sonntag, den 26. August, früh 7 Uhr, wurde die freiw. Feuerwehr inspizirt, und lauteten die Urtheile über die Leistungen der Feuerwehr nur günstig. Beim Sturmangriff auf das Schloß wurde die neuerbaute Wasserleitung des Herrn Rittergutsbesitzers Nitzsche benutzt, die sich bestens be währte. Die Unterstützung, der sich die freiw. Feuer wehr von Seiten der Gemeinde stets zu erfreuen hatte, ist lobend zu erwähnen. Schmiedeberg. Die Besitzer der Holzstofffabrik zu Schmiedeberg, Gebr. Nitzsche, beabsichtigen in ihrem Grundstück ein Elektrizitätswerk neuester Kon struktion einzurichten und haben dieser Tage mit der Firma Hermann Pöge in Chemnitz abgeschlossen. Man gedenkt das betreffende Werk, falls die erforder liche Genehmigung rechtzeitig eintrifft und alles glück lich von Statten geht, am 1. November ds. Js. in Thätigkeit zu setzen. Bereits haben sich viele hiesige Geschäftsinhaber entschlossen, dieses immerhin gewagte, aber freudig zu begrüßende Unternehmen zu unter stützen und ihre Geschäfts- und Wohnräume mit elektrischem Lichte versehen zu lassen. Man hofft je doch auf noch weitere Betheiligung, die auch gewiß nicht auSbleiben wird, da die Kosten für dieses Leucht mittel nicht höher zu stehen kommen als die für Pe troleum. Es steht zu erwarten, daß auch die Ver tretung der Gemeinde sich entschließen werde, die Straßen und öffentlichen Plätze des Ortes mit elek trischem Lichte zu erhellen. Ueber die Bedingungen, unter welchen ein Anschluß an dies neue Werk er folgen kann, geben die Herren Nitzsche Jedermann die gewünschte Auskunft. Glückauf! -s- Arauenstei«, 30. August. Binnen 14 Tagen hatten wir in unsrer Stadt 2 größere Feste, am 19. d. M. den VerbandStag der Vorturner des Freiberger TurngaueS und am 26. den 10. VerbandStag der Feuerwehren Frauenstein und Umgegend. Zu dem FeuerwehrverbandStage hatten sich außer den Verbands feuerwehren Deputationen der Wehren aus Reichstädt und Dorfchemnitz eingesunden. Nach der Einholung und Begrüßung durch die hiesige Feuerwehr sand die VerbandSfitzung statt, bei welcher die Versammelten von Herrn Bürgermeister Göhler herzlich bewillkommt wurden, der dem Verband zu den heutigen Arbeiten und seinem weiteren Blühen und Gedeihen Glück wünschte. Der Verbandsvorsitzende, Herr Posthalter Kaden, begrüßte hierauf ebenfalls die erschienenen Kameraden, bez. Herren Gemeindevertreter und brachte ein feuriges, dreifaches Hoch auf den hohen Protektor der sächsischen Feuerwehren au», welches begeisterten Widerhall fand. Rach erfolgter Wahl der auSschet- denden Ausschußmitglteder ergab sich, daß Zimmer mann-Pretzschendorf und Retchelt-Mulda wieder- Sud Franke-Reichenau neugewählt waren. Bet der Sitzung 'M. Nr. 102. Sonnabend, den 1. September 1894 60. Jahrgang Was aber erstritten bet Sedan iw Hag, Und waS dann so mächtig gediehen — Wir wollen es hüten, waS komme« auch mag: DaS Reich und sei« fröhliche« »Wen! So laßt » denn erklingen: Hoch Kaiser und Reich, Stet« glänzt ja germanische Treue — Wir wissen un« alle in diesem Sin» gleich: Heil Kaiser und Reich d rum auf» Reue! Laßt preisen auf« Reue un» Alle den Tag, Der einstmals so Große» gesehen, An welchem getilgt ward langjährige Schmach Bet Sedan dort wohl auf den Höhen — O, wieder gedenket der grimmigen Schlacht Dort fern an de» »elgenland» Thoren, In deren Erdröhnen, in blutiger Pracht, Da» Reich ward, da» neue, geboren! Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Lllustrlrten UnterhaltuugSblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Z«m Sedanfeste! Sie standen zusammen so fest ja im Streit, Der Preuße, der Sachse, der Bayer, gum Siege entschlösse«, zum Tode bereit, Durchglüht all' von heiligem Feuer — Und wa» sie errungen auf fränkischem Sand, Die Krieger au» Alldeutschland» Gauen: Germania« Söhnen nur Ein Vaterland Wie ist « heut' so herrlich zu schauen! „Weißerih^Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche »ei»» bedeutenden Auflage de» Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische um» complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im revaktionellen Theile, die Spaltenzeil- A> Pfg. wurde auch der Unfallversicherungsfrage der Feuer wehren und der öfter wiederkehrenden und dadurch lästig werdenden Unterstützungsgesuche abgebrannter Feuerwehrleute gedacht und dabei von Herrn Kreis- Vertreter Simon-Cölln die Versicherung gegeben, daß diese Fragen durch den LandeSausschuß in nicht zu ferner Zeit zur allgemeinen Befriedigung gelöst werden würden. Nach der beendeten VerbandSfitzung hielt die hiesige Feuerwehr eine Spezialübung (Fußdienst), so dann GeräthSübung, worauf ein gemeinschaftlicher Fest zug durch die reich beflaggte Stadt erfolgte. Am Schluffe desselben wurde nnserm treubewährten Herrn Hauptmann Schade das vom LandeSausschuß gestiftete Ehrendiplom für 20 jährige ununterbrochene treue Dienste überreicht. Als Brandobjekt bei dem darauf vorgenommenen Manöver war das Pirnbaum'sche HauS vor dem böhmischen Thore (dem feuergefährlichsten Theile unsrer Stadt) angenommen. Die vom Herr« Kreisvertreter in Gemeinschaft mit den Hauptleuten der auswärtigen Verbandsfeuerwehren alsdann abge haltene Besprechung über die geschauten Leistungen zensirte den Fußdienst mit gut, den Geräthedienst und das Manöver mit vorzüglich. Der Kommers im Schiebhause verlief in schönster Harmonie. Den Schlußakt des Festtages bildete ein von der Schützen- gesellschaft astf dem Schiebplan abgebranntes Brillant feuerwerk. Lungkwitz. DaS am verg. Sonntag Hierselbst abgehaltene 10. Gauturnfest deS Müglttzthal-GaueS war vom herrlichsten Festwetter begünstigt und nahm einen vorzüglichen Verlauf. Nach Eintreffen der aus wärtigen Turnvereine im Laufe des Vormittags — Altenberg, Bärenstein, Berggießhübel, Dohna, Gott leuba, Kreischa, Lauenstein, Lockwitz, Liebstadt, Quohren, Reinhardtsgrimma und Schmiedeberg — begann um 11 Uhr das Wettturnen, an welchem 35 Turner theil- nahmen. Nachmittag >/»2 Uhr erfolgte die Aufstellung zum Festzuge. An demselben betheiligten sich der Ge meinderath, die Festjungfrauen, 13 Turnvereine mit 9 Fahnen und 2 Musikchören. Der stattliche Zug bewegte sich nun durch den reich mit Ehrenpforten, Flaggen, Ranken und Kränzen geschmückten Ort nach dem vom Herrn Gemeindevorstand Graf in freund lichster Weise zur Verfügung gestellten Festplatz, wo selbst Herr Graf die Turner herzlich begrüßte. Nach Auslösung deS Zuges entwickelte sich ein echt turne risches Leben. Zunächst wurden von ca. 130 Turnern Freiübungen auSgeführt, welche unter Leitung de« GauturnwartS, Herrn Lehrer Seidel, vorzüglich ge langen. Hierauf wurde das Wettturnen fortgesetzt. Inzwischen nahete der Abend und die Verkündigung der Sieger und die PreiSvertheilung sand statt. Mit markigen und zu Herzen gehenden Worten ermahnt« der Vorsitzende der Kampfrichter, Oberlehrer Richter- DreSden, die Wettturner, ihre Kraft dem Vaterlande zu erhalten, und demselben und der edlen Turnsache immer treu zu bleiben. Den 1. Preis errang, wie schon berichtet, Herr Lehrer Frommelt-Kreischa. Der Lungkwitzer Turnverein stellte 8 Wettturner, von denen sechs Preis« rrhieltrn. Nach geschehener PreiS vertheilung erfolgt« nun der Marsch nach dem Gast hofe, woselbst «in flotter Ball stattfand. Allen Fest- theilnchmern und auch den Lungkwitzer Bewohnern wird chmtz-ZitW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein