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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Militärverein ver anstaltet nächsten Sonnabend Abend im Steinbruch- Restaurant eine Feier zur Erinnerung an die Schlacht bei St. Privat. — Die letzten Regentage haben der Kirschenernte ein gewaltsames Ende bereitet und die Blicke richten sich nach den Aussichten, welche die übrigen Obstsorten bieten. Davon versprechen Birnen und Aepfel einen reichen Ertrag, wenn auch letztere mit Ausnahme weniger Sorten im Wachsthum sehr zurückgeblieben sind. Ein in die Blüthe gefallener sogenannter Mehl- thau soll die Schuld daran tragen. Die Pflaumen sind in unserer Gegend schlecht gerathen, während in den niederen Gegenden um Döbeln und Leisnig auch für diese Frucht gute Aussichten vorhanden sind. — Zur Hebung der Aornpreise wird angesichts der gegenwärtigen Roggenpreise in der „Deutsch. Landw. Presse" geschrieben: „Den gesammten Landwirthen Deutschlands ist dringend zu rathen, so wenig Futter artikel wie möglich zu kaufen und statt dessen wieder Roggen zu verfüttern; desgleichen den Weizenbau ein zuschränken und dafür mehr Gerste, Hafer, Bohnen oder Erbsen zu bauen, Fruchtarten, dis alle sehr gut verfüttert werden können. Die Kornpreise werden in Deutschland nur dann besser werden, wenn so viel selbstgebautes Korn als möglich verfüttert wird und nicht mehr die unglaublichen Summen für irgend welche ausländischen Futterartikel ausgegeben werden". — Aus einer ganzen Reihe von sächsischen Dör fern namentlich den in der Richtung nach Lommatzsch zu gelegenen, wird mitgetheilt, daß in Folge der außerordentlichen Regengüsse der verflossenen Woche das Getreide in den Feimen wächst. In Stauchitz z. B. mußte aus diesem Grunde eine Feime schleu nigst abgetragen werden. Kreischa. In hies. Parochie wurden im Monat Juli 3 Paare getraut, 7 Kinder getauft, 8 Personen beerdigt. L GlaShütfe. Am vergangenen Sonntage hielt hier im Saale hes Hotels „Stadt Dresden" der dra matische Verein „Othello" aus Dresden eine Soiree. Im Verlaufe des Programms wechselten Etnzelvorträge mit kleinen Lustspielen ab und erregten lebhaften Bei fall. Allerdings war der Besuch aus verschiedenen Gründen nicht so zahlreich, als es des guten Zweckes wegen zu wünschen gewesen wäre, und wurde infolge dessen auch nur eia Reingewinn von 1l Mk. 75 Pf. für die hiesige Frauenvereinskaffe erzielt. — Die hiesige Volksbibliothek, welche im Jahre 1886 gegründet wurde, hat jetzt einen Bestand von 390 Bänden. In den 8 verflossenen Jahren würden inSgesammt an 3341 Personen 4585 Bände verliehen und ein Lesegeld von 165 Mk. 70 Pf. vereinnahmt. Im laufenden Jahre allein wurden bis jetzt von 625 Personen für 947 Bände 36 Mk. kassirt. — Der Schaden, welchen der Brand eines TheileS der Köttewitzrr Papierfabrik verursacht hat, wird auf ungefähr 180000 Mk. taxirt. Der Neubau soll so fort beginnen, sodaß vor Eintritt des Winters der volle Betrieb der Fabrik wieder tm Tange ist: " — Am Dienstag fand hier der Schlußtermin in Bahnbauangelegenheiten, insbesondere ExpropriationS- sachen, statt. Rötheühach. Donnerstag, den 9. d. M., ver unglückte das Geschirr des Gutsbesitzers Kunert hier am Berge des Reichstädt-Röthenbacher KommunikationS- wegeS in der Räbe der Röshenbacker Wühse dadurch, daß die Hemmkette Mprang und yie Deichsel abbrach und siänn die Pferde den schwer beladenen Wagen nicht erhalten'könnte'», so däß derselbe mit aller Ge walt bergab und in das neue tkMtz DlMrr der MßesstztuHcK fuhr. Wäre da- Geländer nicht so standhaft gewesen, so wären Pferde und Wagen von einer beträchtlichen Höhe in die Weißeritz abgestürzt, so kamen aber die Pferde Mit einigen leichten Ver letzungen davon, während der Wagen fast gänzlich demolirt war. Fürstenwalde. Das Gewitter am 7. d. M. trat hier ganz plötzlich und mit aller Heftigkeit auf, be gleitet von einem förmlichen Hagelwetter und einem schnell vorübergehenden Sturmwind und sehr starkem Regenguß, so daß der Dorsbach zusehends anschwoll. Viel Hagelkörner waren dabei in der Größe von Haselnüssen; es fehlte gar nicht viel, so sah es bald aus, als wenn eS geschneit hätte, im Schatten biteben ganze Massen Hagelkörner liegen bis gegen Abend. In dem böhmischen Nachbardorf Streckenwalde hat der Blitz in ein Haus geschlagen, das Feuer konnte aber noch rechtzeitig gelöscht werden. Ein größeres Un glück konnte den hiesigen Gemeindevorstand Herrn Hauswald treffen, der mit seiner Familie auf seiner Wiese unweit der Liebenauer Grenze im Heu beschäftigt war. Er wollte, als das Wetter herankam, unter einem Baume Schutz suchen; als das Wetter aber heftiger wurde, wollten sie eiligst nach Hause eilen, ein Sohn von ihm blieb noch einen Augenblick stehen und hatte eine Kuh bei sich, die Voraneilenden riefen aber, er solle schnell kommen. Der Sohn war kaum einige Schritte nüt ^seiner Kuh vom Baume weg, da schlug der Blitz am Baume hernieder und hat 4 förm liche Gräben im Erdreiche aufgeworfen und die Erd masse hoch in die Höhe geschleudert. Dieser Strahl konnte leicht die ganze Familie treffen. An Getreide u. dergl. ist immerhin beträchtlicher Schaden entstanden. Das Korn ist mitunter niedergedrückt, dem Hafer sind die Körner abgeschlagen, das Kartoffelkraut ist durch löchert und viel anderes mehr. Dresden. Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August rückte am Montag früh mit dem Schützen- Regiment zu dem Gefechtsschießen bei Grumbach aus. Se. königl. Hoheit wird im Albert-Salon zu Tharandt einen achttägigen Aufenthalt nehmen. Am 20. d. M. trifft der Prinz in Freiberg ein und bezieht dort Quartier. Se. königl. Hoheit hat mit Rücksicht auf den rein militärischen Charakter seiner Anwesenheit für jeden Empfang durch königliche und städtische Behörden danken lassen. — Das königl. Ministerium des Innern hat sich veranlaßt gesehen, über die Unterbringung von Kranken, insbesondere von Geisteskranken in Prioatirrenanstalten besondere Bestimmungen zu treffen, von denen wir folgende wiedergeben: Die Aufnahme Geisteskranker in eine staatlich konzessionirte Privattrrenanstalt darf nur auf von den Angehörigen, dem gesetzlichen Ver treter oder der Polizeibehörde gestellte« Antrag, sowie auf Grund eines mit ausführlicher Krankengeschichte versehenen Zeugnisses eines approbirten Arztes er folgen, durch welches bescheinigt wird, daß der auf zunehmende an einer Geisteskrankheit leidet und der Pflege in einer Jrrenheilanstalt bedarf. Wohnt der Aussteller des ärztlichen Zeugnisses nicht im Königreich Sachsen, so ist der Approbationsnachweis beizufügen, andernfalls ist das Zeugniß von einem Bezirks- oder GerichtSarzte des Königreichs Sachsen zu prüfen und dahin zu vervollständigen, daß der Inhalt mit den eigenen, auf persönlicher Prüfung des Aufzunehmenden beruhenden Ansichten dieses Arztes übereinstimmt. Nur in ganz besonderen Ausnahme fällen, in denen die Zurückweisung eine- der Anstalt unangemeldet zu geführten GeisteSkränken offenbar nickt ohne dringende Gefahr kür ihn selbst oder seine Begleitung thunlich leig sollte, darf die Aufnahme vorläufig ohne ärztliches Zeugniß erfolgen. Doch ist solchen Falls letzteres binnen 24 Stunden nachträglich zu beschaffen, syserg dies aber auch unthunltch ist, die aufgenommene Person längsten- innerhalb dreier Tage von dem zu ständigen BezirkSarzt zu untersuchrn -'imd die Noch- 8ed«rüenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Berbreitunö finden, wekden intt 10P«. di« Epaltenzeile oder ver« Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeib- »0Pfg. wöchentlich drei mal: DienStag, Donner«- . tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M: SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wlitz-MW Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettlgem »Hllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschafttich-r MonatSbellage. Nr. 95. Donnerstag, dm 16. August 1894. 60. Jahrgang. Wendigkeit ihrer Aufnahme in die Anstalt zu be scheinigen.? ob eS zulässig sei, in Arbeitskleidung vor Gericht zu erscheinen, wurde in einer Verhandlung vor der 5. Ferienstrafkammer des hiesigen Landgerichte- erörtert. In einer Sache gegen ein Mädchen, da- wegen Diebstahls angeklagt war, war auch ein Hand- arbeiter als Zeuge vorgeladen. Derselbe war in seinem gewöhnlichen Arbeitsanzuge erschienen. Dies gab dem Herrn Staatsanwalt Veranlassung, den Gerichtshof zu ersuchen, für den Zeugen eine Ordnungsstrafe auS- zuwerfen. ES sei gerade in der letzten Zeit sehr oft vorgekommen, daß Arbeiter vor Gericht in einem der artigen Anzuge erschienen, eS sei dies eine Mißachtung des Gerichtes und dem könne nur durch die Bestrafung abgeholfen werden. Der betreffende Zeuge führt nun an, daß er habe von der Arbeit weglaufen müssen, er müßte die Zeit ausnützen und es sei ihm nicht möglich gewesen, sich erst anders anzukleiden. Das Gericht war der Meinung, daß in dem Tragen eine schlichten Arbeitsanzuges eine Mißachtung nicht zu er blicken sei und lieb den Antrag des Staatsanwälte- unberücksichtigt. ' — Montag Vormittag ereignete sich auf der Sophienstraße, Ecke Taschenberg, ein bedauerlicher UnglückSsall. Ein 12 bis 13jähriger Knabe, der, wie Augenzeugen berichten, selbst in einen Straßenbahn wagen hineingelaufen war, wurde von den Pferden desselben umgeriffen und vom Wagen überfahren. Der Lazarethgehilfe der Hauptwache leistete dem Verunglückten die erste Hilfe und bewirkte dessen sofortige Ueber- führung mittels Droschke nach dem Stadtkrankenhause. — Aus dem Berichte, den die Kommission für Arbeiterstatistik an den Reichskanzler erstattet hat, ist der Abschnitt hervorzuheben, der von dem Lehrling-» wesen und der Sonntagsarbeit im Bäckereibetriebe handelt. Die Erhebungen haben Ergeben, daß 50°/» der befragten 4551 gewöhnlichen Bäckereien keine Lehr linge beschäftigen. Die Zahl der Lehrlinge haltenden Betriebe beträgt in den Orten mit weniger als 2000 Einwohnern 35,»«/» und steigt in den größeren und großen Städten bis 52,» °/o. Die Arbeitszeit der Lehr linge — mit Einschluß der Pausen, ohne Mitrechnung der Nebenarbeiten — beträgt in 45 °/o der befragten Bäckereien 12 Stunden und weniger, in 31,»°/» mehr als 12 bis 14 Stunden und in 21,»°/» mehr als 14 Stunden. In 1,»°/» der Betriebe übersteigt sie 18 Stunden. Am ungünstigsten sind die Verhältnisse in den Großstädten. Nicht nur von Gesellen, sondern überwiegend auch von den Arbeitgebern ist zugestanden worden, daß an die Lehrlinge vielfach so große An forderungen gestellt werden, daß ihre körperliche Ent wickelung darunter leide, daß aber die jüngeren Lehr linge sehr wohl ohne Schädigung der Ausbildung während eines TheileS der Arbeit freigelassen werden können. DaS Brodaustragen durch dis Lehrlinge wurde von der Kommission nicht beanstandet, da sie dabei an die frische Luft kommen und sich an den Ver kehr mit den Kunden gewöhnen. Auch gegen ein völliges Ruhen der Arbeit an den Sonntagen hat sie sich ausgesprochen; sie entschied sich für eine 16 stündige Ruhezeit ohne Festsetzung dsS Beginnes und Ende». Schließlich befürwortete die Kommission, daß den höheren Verwaltungsbehörden die Befugniß gegeben werde, unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse die Tage im Jahre zu bestimmen, wo Ueberarbeit ge stattet sesn spss. Die Wünsche der Kommission werden vom Reichskanzler dem Bunde-rath unterbreitet wer den, und ein Theil davon dürste, weis berechtigt, agf dem Wege der Verordnung oder d«S Gesetzes in Er» füllung gehen. Blasechs-, Am Hoqtaa in der Mittagsstunde ist hier gas dem Elsasserwege em Gescyirrführer der Firma Kelle L Hildebrandt in Dresden tödtlich verunglückt, indem er von seist«« Miage»; HerÄüt Eisen 'bekjhtn