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X Mchmtz-ZeitW. 59. Jahrgang Dienstag, den 26. September 1893 Nr. 113 Dippoldiswalde die die volle Aufmerksamkeit der Aussührenden be sonders deswegen in Anspruch nahmen, weil die vier Reihen mit den Anfängen auf! einander folgten. Aber recht wacker führten die Turner ihre Ausgabe aus, wenn auch hier und da an einer falschen Körperstellung ein sogenannter „Schwänzer" zu erkennen war. Hier auf entwickelte sich auf dem Platze ein munteres Bild, indem an den verschiedensten Geräthen geturnt wurde. Als eine Neuerung folgte darauf unter der bewährten Leitung des Herrn Turnlehrer Eidner ein Eisenstab reigen der I. Knabenktasse unserer Stadtschule. Die I Knaben, die zu Ostern konfirmirt werden, findet man gewiß I beim nächsten Abturnen als Scholaren des Turnvereins I wieder. Am Abend vereinigten sich die stets frischen I Turner in der Reichskrone, um fromm und züchtig I mit liebwerthen Damen sich fröhlich im Tanze zu I drehen und dazwischen auch ein heiteres Lied aus freier I Kehle zu .singen. Recht nette Marzipanröschen und I andere Gegenstände kamen bei dem Geschenktanze zur I Vertheilung. Ein herzlich „Gut Heil" zum Winter- I turnen! — Die Ausstellung der Arbeiten der Deutschen I Müllerschule am gestrigen Sonntag erfreute sich I seitens der Bewohner unserer Stadt eines recht regen I Besuchs, nicht minder hatten sich zu der Abschiedsfeier I am heutigen Montag mehrere Mitglieder der städtischen > Kollegien eingesunden. Herr Ingenieur Schieritz rich- l tete herzliche Abschiedsworte und der Ermahnung an l die Scheidenden sowohl, als auch an die, die das I nächste Semester wieder in der Schule verbringen und I gedachte des bei Beginn des Semesters in Dresden I gestorbenen Schülers Richard Fischer. — Wir machen auf die in heutiger Nummer be findliche Miltheilung aufmerksam, nach welcher nächsten Donnerstag Vormittag it Uhr in unsrer Stadtkirche Beichte und heil. Abendmahl gehalten wird. — Nächsten Sonntag beabsichtigt Herr Opernsänger Bär mit mehreren Theilnehmern im Saale der hiesigen Neichskrone ein Concert zu veranstalten. Bereits vor einem Jahr gab derselbe hier ein solches und hat dasselbe sehr gefallen. Der Besuch dürste deshalb sicher lohnen. — Von der königl. Brandversicherungs-Kammer ist dem Gußmeister Robert Straube in Schmiedeberg für seine ausgezeichnete und erfolgreiche Thätigkeit beim Löschen des im dasigen Eisenwerk am Morgen des 12. Juli d. I. entstandenen Brandes eine Beloh nung von 20 Mk. bewilligt morden. Der Genannte hat dadurch, daß er nicht ohne eigene Gefahr das angrenzende Sheddach bestiegen und von da aus das in Brand gerathene Dach des Gießereigebäudes gehörig bespritzt hat, der Weiterverbrettung des Feuers Einhalt gethan. — Eine wettere Belohnung von 30 Mk. hat die von Auswärts am Brandplatz rechtzeitig erschienene und nicht ohne Erfolg mit thätig gewesene Spritze der Gemeinde Niederpöbel erhalten, welche Spritze die gedachte Gemeinde von ihrem zeitherigen Eigenthümer, dem Fabrikbesitzer Straube in Naundorf, erst vor eini gen Monaten käuflich erworben hat. — „Es lebe der Reservemann!" — so tönt'S jetzt froh aus Tausenden von Soldatenkehlen, denn der Zeitpunkt der Entlassung ist wieder gekommen. Mit aufgerollten Achselklappen, den Spazierstock mit der Säbeltroddel geschmückt und die Mütze keck auf ein Ohr gedrückt, so zieht der Reservist, der seine Zeit abgedient hat, aus der Garnison in die Heimath. Beim Zurückkehren aus dem Manöverfelde, da hänge« wohl vieler Gedanken noch dem bevorstehenden Wechsel in ihrem Leben nach. Mancher denkt gewiß an den Zeitpunkt, wo die Gefahr für das Vaterland sie wieder zu den Waffen zurückrufen könnte. Mancher an das Liebchen, welches er zurücklaffen muß und „ob's ihm auch treu und hold verblieb". Die Meistenrichten ihre Gedanken aber wohl an das, was Ihrer daheim wartet. Wer zu Hause die Füße noch unter der Eltern Tisch stecken kann, der ist fröhlich und guter Dinge. Sieht er doch im Geiste diesen Tisch mit. den leckeren Leib gerichten bedeckt und sich davor, während Vater und Mutter sich an dem gesunden Appetit de- wieder gekehrten Sohnes erfreuen. Sorgenvoll aber blickt der Nebenmann darein. Er hat nicht Vater noch Mutter, die ihm Brod geben, sondern er muß vielmehr die Arme rühren für sie in rüstiger Arbeit. Wird er auch sogleich wieder Arbeit finden? Wird er Brod schaffen können, oder wird eines Tages die Noth mit dem knöchernen Finger an die Thür klopfen und was dann? — Doch da fängt die Kompagnie zu singen an, ein lustiges beliebtes Marschlied — und schneller geht eS auf der Heerstraße dahin; die düsteren Sorgen ver- flüchten sich, und das Leben lacht wieder in Hellem Sonnenschein. Und ist der Augenblick gekommen, in dem der Kriegsrock an den Nagel gehängt wird, wo eS hinausgeht in die ungewisse Zukunft, so vergoldet dieser Sonnenschein den Weg, so überwindet der Sol- da'.enmuth „feiger Gedanken bängliches Schwanken", und lustig ertönt es beim Abschied aus dem Kreise der Kameraden: „Ihr Brüder stoßt die Gläser an, hoch lebe der Reseroemann!" -j- Frauenstein. Die hies. freiwillige Feuer wehr feierte vor 8 Tagen ihr 20. Stiftungsfest mit Festtafel und Festball. Früh leitete eine Reveille den Festtag ein. Nachmittags 5 Uhr nahm die Feuerwehr vor dem Nathhause Ausstellung mit sämmtlichen Spritzen und Ausrüstungsgegenständen, worauf die Mitglieder des Stadtgemeiuderathes eine Revue abhielten. ES wurde Alles in bester Ordnung befunden. Bei dem Abends stattgefundenen Festmahle weihte der Haupt mann Schade dem Hohen Protektor der sächs. Feuer wehr, Sr. Maj. unserem allverehrten König Albert, das erste Glas. In das ausgebrachte Hoch stimmte das Korps begeistert ein und sang demnach stehend die I. Strophe von unsrer Nationalhymne: Den König segne Gott. Diesem Trinkspruche folgten in flotter Weise noch sehr viele, so daß bald eine recht hübsch animirte Feststimniung sich einstellte. Bei dem Fest mahle wurde dem Kassirer der Feuerwehr, Herrn Flanellweber Oswald Berger, welcher in ununter brochener Weise dem Korps 20 Jahre angehörl, der Dank desselben für seine stets bewiesene Pflichttreue dargebracht .und ihm ein kleines Geschenk als Andenken an den Jubeltag überreicht. Ein flotter Ball reihte sich dem Mahle an. Großölsa. Am 16. d. M. brannten Kinder am Gebäude des Bäckermeister Kreuz einen daselbst stehen den Reißighaufen an. Da die Gefahr glücklicherweise alsbald beseitigt wurde, zerschmolz nur die Dachrinne und kohlten mehrere Fenster an. Dresden. Die Berechtigung zur Führung deS Namens „Militär verein" hat bekanntlich vor Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Mit schtseitigem .Mustrirten !lntrrh«ltung-dlstt«. -l- Mit humoristischrr wschknbriisgr „Srifellblsseo". * Mit!««d- und h«u»«irthsch-stlichrr M,«,t,dkit«,r. «Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die vom vereinigten Innungs ausschuß zum vergangenen Sonnabend einberusene Versammlung war erfreulicher Weise von Interessenten recht gut besucht. Herr Schuhmachsrmeister Linse eröffnete dieselbe mit einem Hoch auf Kaiser und König, worauf Herr Schneidermeister Heinrich son. einen längeren geschichtlichen Rückblick gab über die Entwickelung und den Verfall der Innungen und des Handwerks. Herr Schmiedemeister Weinert-Dresden unterzog sodann den neuen Entwurf des preußischen Ministers von Berlepsch zur Hebung des Handwerks einer eingehenden abfälligen Kritik, worauf Seitens der Versammlung ein Protest gegen dieselbe zur An nahme gelangte. — Die sich anschließende Debatte be wegte sich mehrfach in Bahnen, die mit den zur Ver handlung stehenden Punkten nur in sehr losem Zu sammenhangs standen. — Der Wortlaut des oben er wähnten Protestes ist folgender: Die heute im Stern saale versammelten Handwerksmeister des hiesigen Jnnungsausschnffes, sowie Vertreter der Innungen aus Altenberg und Glashütte ersuchen die Gewerbe kammer zu Dresden, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln gegen den vom preußischen Minister v. Ber lepsch vorgeschlagenen Organisationsplan Stellung zu nehmen. Die Versammlung erklärt: I) daß die re gierungsseitig geplanten Fachgenoffenschaften zu ver werfen sind; 2) verlangen wir entschiedenen obrigkeit- j lichen Schutz für die seit Jahrhunderten in Staat, Gemeinde und Handwerk so segensreich wirkenden Innungen; wir verlangen 3) den Befähigungsnachweis und die obligatorischen Innungen, sowie 4) nach wie vor die Einführung obligatorischer Arbeitsbücher für unsere Gesellen jeden Alters; 5) aber sprechen wir jedem außer den Handwerkskreisen Stehenden das I Recht ab, über diese Organisationsfrage ein entschei- I dendeS Urtheil abzugeben. — Mehrere Abtheilungen des in Pirna in Gar- ! nison liegenden Artillerie-Regiments passirEn am I Sonnabend Vormittag unsere Stadt. Aus dem Ma- ! növer kommend, begaben sie sich in ihre Garnison ! zurück. — Dem überwiegend grüßten Theile unserer Heu- I tigen Auflage liegt der am I. Oktober in Kraft tretende ! Winterfahrplan der sächs. Staatsbahnen bei. — Das sprichwörtlich gewordene Regenwetter blieb I beim Abturnen des Turnvereins am gestrigen I Sonntag aus. Die Turnerfahne, die so reich an I feuchten Erfahrungen, konnte diesmal wieder trocken I an ihren Aufbewahrungsort zurückgebracht werden. I Allerdings war die Lust empfindlich kühl, sodaß die I Turner bei den angestrengtesten Hebungen nicht allzu sehr in Schweiß geriethen. Nach Ankunft des Turner- zugeS auf dem Turnplätze begannen unter der exakten Leitung des Herrn Turnwart Palme die Freiübungen, ""UßMttEMts -Lintsöttttg. Mit Nummer 115 schließt daS 3. Quartal und bitten wir unsere geehrten Leier, das Abonnement auf das 4. Quartal unserer Zeitung recht bald erneuern zu wollen, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Unterbrechung entsteht. Auch hoffen wir, da tue bevorstehenden langen Abende das Lesebedürsmß zu berücksichtigen verlangen, recht viele neue Leser begrüßen zu können. „ _ Wie bisher beträgt der Abonnementspreis I Mark 25 Pf. und nehmen alle Postämter, Briefträger, ZeitungSträger und die unterzeichnete Expedition Bestellungen gern entgegen. Zahlreichen an uns ergangenen Bitten zufolge werden wir vom 1. Oktober an die brs Ende 1892 beigelegte „Jllrrstrirte Beilage" wieder aufnehmen, sehen uns infolge der bedeutend höheren Kosten deshalb aber genöthigt, die humoristische Beilage „Seifenblasen", die leider an Humor nicht gehalten, was sie versprach, wieder eingehen zu lassen. Alle übrigen Beilagen erscheinen nach wie vor. . Inserate finden durch die stets wachsende Auflage der „Weißeritz-Zeitung" erfolgreichste Verbreitung. Hochachtend Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Inserat«, welch« del de» bedeutenden Auflage d«A vlattei! ein» sehr wirk sam« Perbreitunafindoz, werden mit 10 Psa. die Epaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, di« Spaltenzeil» 20 Pfg. Me HWÄch'WW- mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. —- Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich " 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan- Italien, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- °Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umtsgerichte Md die Stadlräihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein