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Mchmtz-ZitW 59. Jahrgang Dienstag, den 18. April 1893 Nr. 45 Baumgarten in den hiesigen Galgenteich und sand in demselben den freiwillig gesuchten Tod. Muthmaßlich liegt Schwermuth zu Grunde, da der Genannte mit Epilepsie behaftet war. » Poffendorf. Nächste» Sonntag findet in un serem Gotteshause die feierliche Einweisung des Herrn Predigtamtskandidaten Arland-Dresden als Dia- konus hiesiger Parochie statt. Dresden. Am 15. April Mittags hat die in Dresden tagende Internationale Sanitätskonferenz mit der Unterzeichnung der Konvention ihr Ende erreicht. Die Konvention ist zunächst nur von Deutsch land, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Montenegro, den Niederlanden, Rußland und der Schweiz unterzeichnet worden. Die Vertreter der übrigen Staaten haben die Konvention uck rskoreuäum genommen. Die Ratifikation soll innerhalb 6 Monaten in Berlin erfolgen. Die Konvention zerfällt in zwei Hauptabschnitte, deren erster die internationalen Ab- wehrmaßregeln gegen die Cholera in Bezug auf den Reise- und Waarenverkehr enthält und für die Zukunft allen unnützen Erschwerungen des Verkehrs und Handels vorzubeugen bestimmt ist. Der zweite Abschnitt betrifft die Behandlung des Gesundheitswesens an der Donau mündung. In feierlicher Schlußsitzung ist die Kon ferenz durch den Vorsitzenden, Grasen v. Dönhoff, im Namen des Deutschen Kaisers geschloffen worden, nach dem u. A. auch dem Könige der ehrfurchtsvollste Dank der Versammlung für die ihr in seiner Hauptstadt in so außerordentlichem Maße erwiesene Gastfreund schaft votirt und die sonst bei derartigen Anlässen üblichen diplomatischen Kourtoisten ausgetauscht worden sind. Minister von Metzsch widmete der Konferenz einige warme Abschiedsworte. — Der am Uebergang nach dem Prinzenpalais sich erhebende Eckthurm des Dresdner Rcsidenzschlosses ist bis zur Höhe des 2. Stockwerkes gediehen. Da der Umbau bis zum Hauptthore an der Schloßstraße fortgeschritten ist, so hat sich eine Verlegung des dort befindlichen Hausministeriums nöthig gemacht. Die Bildhauerarbeiten des umgestalteten Schloßtheiles sind von Prof. Nentsch modellirt und von Hofsteinmetzmstr. Flügel in Stein ausgeführt. — Gegenüber der aus dem „Pirnaer Anzeiger" in verschiedene Blätter übergegangenen Nachricht ist zu bestätigen, daß die seiner Zeit zur Verfügung gestellten Mittel zu einer vollständigen Umgestaltung des hiesigen Königl. Nesidenzschlosses zwar nicht ausreichen, dagegen ist von der Absicht, eine Nachbewilligung herbeizuführen, an zuständiger Stelle etwas nicht be kannt. — Gutem Vernehmen nach ist im nächsten Stücke des königl. sächs. Gesetz- und Verordnungsblattes eine revidirle Verordnung über Maßregeln zum Schutze gegen die Trichinengefahr bei Menschen zu erwarten. Mittels dieser Verordnung wird unter Anderem für die Trichinenschauer der Bezirkszwang eingesührt, auch die Bestellung von Stellvertretern der Trichinenschauer angeordnet und bestimmt, daß jeder Trichinenfchauer mindestens das 21. Lebensjahr erfüllt haben muß. Weiter sind namentlich veränderte Bestimmungen über die Höchstzahl der von einem und demselben Trichinen- schauer im Laufe eines Tages zu untersuchenden Schweine zu erwarten. Pirna. Die schon seit längerer Zeit vorbereitete Reform der Gemeindesteuer geht nunmehr ihrer Verwirklichung entgegen. Bürgermeister Schneider hat eine darauf bezügliche Denkschrift ausgearbeitet und in der nächsten Stadtverordneten-Sitzung sollen die Berathungcn auf dieser Grundlage ihren Anfang nehmen. In ver Hauptsache handelt eS sich um die drei Fragen, ob nur eine Einkommensteuer zur Ein führung gelangen, ob ferner daneben eine mäßige Grundsteuer erhoben werden und endlich obenan sich bei der Erhebung der Einkommensteuer nach den Ein Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. April. Ein für das kirch liche Leben unsrer Parochie bedeutungsvoller Akt fand heute in dem Hauptgottesdienste ver Stadtkirche durch die feierliche Einweisung der neuen Gemeindediakonissin „Schwester Amalie" statt. Die Einweisungsfeier, der 4 auswärtige Diakonissinnen beiwohnten, wurde durch einen Gesang des Kirchenchores (Ps. 121) eingeleitet. Herr Superintendent Meier hatte seiner Einweisungs rede das treffende Schristworl Röm. 16, 1 und 2, „Ich befehle euch aber unsre Schwester Phöbe" rc. zu Grunde gelegt und wies einleitend daraus hin, daß die Gemeindediakonie keine neue, sondern eine ur apostolische, aus dem ursprünglichen Leben der ersten Christengemeinde herausgewachsene Einrichtung sei, und bat die Gemeinde, der neuberufenen Schwester mit Vertrauen und helfender Liebe entgegen zu kommen. Die herzlichen Mahnungen an die Schwester Amalie knüpfte der Herr Superintendent an 3 Schristworte — „Aus Gnaden seid ihr selig worden," „Lasset uns ihn lieben" rc. und „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir!" — die das Heim der Schwester schmücken. Nach dem die Schwester Amalie durch Handschlag und „Ja" das Gelöbmß treuer Pflichterfüllung abgelegt halte, erfolgte die Einsegnung durch den Herrn Superinten dent und den Herrn Diakonus Büchting. — Wir hoffen zuversichtlich, daß sich die Gemeindediatonie wie ander wärts so auch in unsrer Gemeinde legensreich erweisen wird, bringt doch die Schwester Amalie eine reiche und im Dienste der Diakonie langjährig bewährte Erfah rung mit. Der Segen, der aus dieser Einrichtung erwachsen wird, wird hoffentlich auch dazu führen, daß derselben die erforderliche materielle Unterstützung nicht ermangele. — Mit dem Schauspiele „Schloß Greiffenstein" von Charl. von Birch-Pfeiffer eröffnete die Stein'sche chauspielertruppe gestern Abend den Cyklus ihrer Vorstellungen im Schützenhause. Ohne auf eine spezielle Besprechung der einzelnen Kräfte heute schon einzugehen, wollen wir nur konstaliren, daß der allgemeine Ein druck, welchen diese erste Vorstellung auf den Besucher hervorbrachte, ein recht günstiger war. Schon die schmucke Dekoration, »och mehr aber gediegene Garderobe aller einzelnen Darsteller befriedigten das Auge aus's Beste und Angenehmste. Auch das Zusammenspiel war ein ziemlich flottes und die einzelnen Nollen, jugendliche wie alte, komische wie ernste, scheinen von guten Kräften besetzt werden zu können. Der dies mal noch mäßige Besuch wird sich zweifellos zu einem regeren gestalten, wenn die weiteren Vorstellungen den guten Eindruck der ersten wiederholen und befestigen. — Mit Beginn des Frühjahrs werden auch, wie alljährlich, die Uebungen der Freiwilligen Feuerwehr wieder ausgenommen, um die Neuaufgenommenen in den zwar wenig beliebten, aber leider unumgänglich nothwendigen Fußexerzitien auszubilden und sie sodann dem Verband der einzelnen Sektionen zuzusühren. Sollten noch jüngere Bewohner unserer Stadt gesonnen sein, in das Korps einzutreten, so dürste eine um gehende Anmeldung beim Hauptmann desselben, Herrn Fabrikant Reichel, umsomehr geboten sein, als sodann vor Michaelis d. I. keine neuen Ausnahmen erfolgen können. Ulberndorf. Am Freitag wurde in hies. Schule in Gegenwart des Gememdevorstandes und der Schul kinder eine vom hohen Kgl. Ministerium des Innern dem lljähr. Schulmädchen Olga Buschmann für die mit anzuerkennender Entschlossenheit bewirkte Errettung des 3 jähr. Knaben Oehme vom Tode d:s Ertrinkens aus Antrag des Gemeindevorstandes bewilligte Beloh nung von 15 Mk. in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht. Der Betrag ist zahlbar bei der Mündig- werdung des Kindes. Altenberg. Sonntag Mittag sprang der ledige schätzungen der Staatssteuer richten soll? Für das lausende Jahr giebt es übrigens die nicht sonderlich erfreuliche Ueberraschung, daß infolge der gesteigerten Bedürfnisse der Anlagenfuß von l'/io auf 1^/i» pro Einheit erhöht werden muß. Den Stadtverordneten blieb unter solchen Umständen daher auch nichts übrig, als dem Rathsvorschlage zuzustimmen. Sebnitz. Im Schützenhause Hierselbst versammelten sich die Delegirten des „Schützenbundes der sächsischen Schweiz", um über den Tag des Bundesschützen festes, welches diesmal hier abgehalten werden soll, Beschluß zu fassen. Man einigte sich, als geeigneten Tag den 21. August festzusetzen. Hierzu sollen auch die Gesellschaften der sächsischen Nachbarstädte, welche nicht zum Bunde gehören, und die Gesellschaften Nordböhmens zur Theilnahme eingeladen werden. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurden am 13. April wegen Diebstahls bez. Hehlerei verurtheilt: der Schulknabe Kalenda aus Dippoldiswalde zu 1 Woche, der Schulknabe Heyne zu 2 Wochen, der Schulknabe E. H. Reichel daher zu 1 Woche 1 Tag Gesängniß und der Schulknabe C. H. Reichel zu einem Verweis. Schellenberg. Am Sonntag Morgen brach im Glockenthurme der hiesigen Stadtkirche Feuer! aus, wodurch das Gotteshaus eingeäschert wurde. Hartmannsdorf bei Burgstädt. Die Einwohner unseres Ortes gaben sich vor Kurzem der freudigen. Hoffnung hin, daß nach Beseitigung vieler Schwierig keiten unser so lange beschlossener und nothwendiger Kirchenbau nun endlich zur Wahrheit werden sollte. Diese Hoffnung wird sich jedoch noch nicht erfüllen. Trotz letztentscheidender oberbehördlicher Anordnung, trotz der Ueberzeugung, daß nichts mehr daran zu ändern sei, legt der Gemeinderath gegen die überein stimmende Entscheidung aller Instanzen ein Veto ein. Den Grund dazu giebt die Belastung der Parochiayen mit unerschwinglichen Steuern rc. ab, obgleich es be reits ziffermäßig nachgewiesen worden, daß dem keines wegs so ist. Aufgehalten kann der Bau dadurch vielleicht für eine kurze Frist werden, für lange aber oder gar für unabsehbare Zeit kann nicht die Rede davon sein. Waldenburg. Ein glücklicher Weise anscheinend ohne ernstere Folgen gebliebenes Unglück ereignete sich am Montag Mittag kurz vor Wolkenburg bei dem 1 Uhr 31 Min. von hier abgehenden Zuge. Als der selbe in Wolkenburg einfuhr und der Bahnwärter beim Bahnübergangs die Barrivre Herabgelaffen hatte, sah er plötzlich sein eigenes, etwa 4 Jahre altes Kindchen im Gleis sitzen. Die Maschine riß das Kind um und der ganze Zug fuhr darüber hinweg. Auf das ge gebene Nothsignal hielt sofort der Zug und unter einem der letzten Wagen wurde das Kind, da» vor Schreck bewußtlos war, hervorgezogen; dasselbe wies nur eine geringe Verletzung am Kopfe auf. Das Schutzgitter soll bei jenem Uebergange das Geleis nicht vollständig abschließen, sodaß man um die Barrieren herumgehen und das Geleis betreten kann. Zwickau. In hiesiger Stadt und Umgegend macht sich ein erheblicher Zuzug böhmischer Arbeiter, nament lich Bauarbeiter, geltend. Arbeitsgelegenheit giebt es in diesem Jahre wegen der vielen Privat- und öffentlichen Bauten genugsam. Bei den Schlacht- und Viehhof, wie bei den Gaswerksbauten, sind allein gegen 300 Personen beschäftigt. Plauen i. V. Der Stadtrath hat große Grund stücke, westlich von der Stadt gelegen, angerauft, um dieselben der Negierung zu der von dieser beabsichtigten Erbauung eines neuen Seminars unentgelilich an zubieten. Verlangt worden ist von der Regierung eine Grundstücksfläche von 16,000 bis 18,000 gm. Das jetzige Seminar liegt auch im Westen der Stadt, es ist aber zu klein geworden. Verantwortlicher Redacteur: Drml Ithne in Dippoldiswalde. Mit schtsritigem „Zllustrirten llnterhsltungsblslt". H Mit humoristischer Mschenbeilage „Seifenblasen". » Mit lund- und hauowirthschaftlicher Monstsbeilsge. Die „Wcißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei ve» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung studen, werden niit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, ini reoaktioneken Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein