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...»MO« „Weißer«-. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MKmtz-ZÄIW. Amtsblatt Inserate, welche Sei de» bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet.— Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un reoaltionellen Theile, die Spaltenzeib- »0 Pfg. für die Königliche AmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mtschtjeitigrm „Zllustrirtkn lintkrhsttlingsiilLtt". Kit humariftischerlvochendkilsge „Skifendlssin". » Lit Isnö- und hsuswirthschsstiichrrMourtsdeilize. Nr. 32. Donnerstag, den 16. März 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Der von Herrn Schuldirektor Nasche ausgearbeitete Jahresbericht über unsere Stadtschule auf das Schuljahr 1892—93 ist soeben erschienen. Außer dem Lehrplan für den Religions unterricht enthält derselbe die verschiedensten Mit- iheilungen über die Schule, ihre Lehrer und Schüler und was damit im Zusammenhangs steht. Wir er sehen daraus unter anderem, daß der Schülerbestand 536 Kinder und zwar 253 Kn. und 283 M. auf weist. Sehr zu leiden hatte der gedeihliche Fortgang des Unterrichts in der zweiten Hälfte des Schuljahres durch das epidelkiischc Auftreten des Scharlachs, wo ran 60 Kinder erkrankten und fast ebensoviel wegen der Ansteckungsgefahr vom Unterrichte ausgeschlossen werden mußten, so daß durch diese Krankheit allein schon 3000 versäumte Schultage entstanden. Zwei Knaben der 7. Klasse erlagen der Seuche. Die öffent lichen Prüfungen dauern von Montag bis mit Don nerstag, worauf sich Freitag die ebenfalls öffentliche Entlassung der Konfirmanden anschließt. Hoffentlich beweist ein reger Besuch der Prüfungstage durch die Eltern und alle Schulfreunde das Interesse an der Arbeit der Schule. — Die hier noch nicht bekannte aber sonst wohl renommirte Theatergesellschaft unter der Direktion Stein wird am 15. April im hiesigen Schützenhause einen Cyklus von Vorstellungen beginnen. — Erfreulich ist es, zu hören, daß Herr Baumeister Klotz beabsichtigt, an der neuangeleglen Straße mehrere Häuser zu erbauen, und zwar hat derselbe im Seisert'schen Garten bereits 3 Baustellen zu diesem Zwecke erworben. Außerdem wird der Neubau im Steinbrüchrestaurant nunmehr beginnen; in der Nähe des Gottesackers aber errichtet sich der Todtenbettmeister ein neues Wohnhaus. — In der Besetzung von Hilfslehrerstellen im hies. Schulaussichtsbezirke ist insofern eine Aenderung eingetreten, als Heuer nicht wie eine Reihe von Jahren daher Schulamtskandidaten vom Pirnaische», sondern vom Friedrichstädtcr Seminar dem Schulinspektor über wiesen wurden. Die von den sächsischen Seminaren überhaupt Entlaßenen decken diesmal den Bedarf des Landes an Hilfslehrern vollständig. — In der am 13. stattgefundenen Generalver sammlung des Gewerbevereins wurde nach Er ledigung einiger Eingänge der Anschluß an eine von dem G.-V. in Elstra angeregte Petition wegen der Sonntagsruhe abgelehnt. Nach dem Jahresbericht des Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Heinrich, sind im Ver einsjahre 1892—93 7 Vorstandssitzungen, 6 Vereins versammlungen abgehalten, 4 Vorträge gehalten und 2 Exkursionen unternommen worden. Nach dem Kaffen bericht steht einer Einnahme von 396,»r M. eine Aus gabe von 220,9« M. gegenüber, während der Vermö gensbestand 1780,,» M. betrügt. Der Verein besteht gegenwärtig aus 124 Mitgliedern, darunter 4 Ehren mitglieder. Für die Volksbibliothek wurden in diesem Jahre für 98 M. Bücher angekaust. Nachdem noch ein Entwurf über neue Vereinsstatulen berathen und angenommen worden war, verschritt nian zur Wahl des Vorstandes, welcher infolgedessen in diesem Jahre aus den Herren Stadtrath Heinrich, Schuldirektor Rasche, Steuereinnehmer a. D. Fretter, Stadtrath Mende, Sleinbruchbes. Liebel, Lehrer Hering und Kauf mann Bemmann besteht. Zuletzt wurde von einem Mitglieds angeregt, daß sich der Verein an der Be wegung sür die Bahn Niedersedlitz-Dippoldiswalde- Landesgrenze regsamst betheiligen möchte. 4 Poffeudorf. In den Schulen unserer Parochie haben die viesjähr. öffentlichen Osterprüfungen bereits begonnen. Am Sonntag Abend veranstaltete der hiesige Männergesangverein im Saale des Gasthauses ein Gesangsconcert, dessen Ertrag für wohlthätige Zwecke bestimmt ist. Es hatte sich der geräumige Saal voll ständig gefüllt und lauschten die Anwesenden den herr lichen Gesängen, die von den Sängern unter Leitung des Herrn C. Helm munter und fein nuancirt vorge tragen wurden. Später schloß sich ein Ball an, welcher die Anwesenden in der animirtesten Stimmung zu sammen hielt. 4 Hänichen. Der zeitherige Hilfslehrer Herr Tittmann beschließt mit Ende des Schuljahres seine Thätigkeit an hiesiger Volksschule, um einem Rufe als I. Lehrer nach Quohren zu folgen. Höckendorf. Am Montag früh, den 13. er., ist der im Jahre 1848 in Börlas geborene Stuhlbauer und Hausbes. Lorenz aus Höckendorf in den Höcken- bach gestürzt und in demselben ertrunken. Der Ver unglückte hinterläßt Frau und 3 Kinder. Dresden. Zu Ehren der Mitglieder der inter nationalen Sanitätskonferenz, die nunmehr sämmtlich in Dresden eingetroffen sind, wird heute Mittwoch Nachm. im kgl. Schlöffe eine Gala täfel stattfinden. Stolpen. Bekanntlich hat die Berliner Firma Siemens und Halske die Wasserkraft der Lochmühle unter der Bedingung käuflich erworben, daß sie die selbe zur Elektrizitätserzeugung verwenden kann, die den Orten der näheren und weiteren Umgegend Licht erzeugen und Motoren treiben soll. Unser Stadtgemeinderath beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Offerte genannter Firma. Die Zu leitung der Elektrizität würde namentlich dem Klein handwerker, den Messerschmieden und andern Berufs arten insofern förderlich sein, als sie sich Motoren ausstellen könnten, von denen gegenwärtig hier noch keiner vorhanden ist. Zunächst beschloß man, die Firma zu ersuchen, einen Vortragenden bald hierher zu ent senden, der die in Aussicht gestellten Vortheile näher beleuchtet. Zittau. In den Volksschulverhältnissen stehen sür den Beginn des neuen Schuljahres große Veränderungen bevor. Es ist bestimmt worden, daß die bisherige erste Bürgerschule an der Augustusallee als Zentralschule bestehen bleibt. Aus der bisherigen zweiten Bürgerschule werden zwei neue Schulen, die zweite und dritte Bürgerschule, gebiloet. Die zweite Bürgerschule kommt in das neue Schulgebäude am Park und soll mit 16 Knaben- und 16 Mädchenklaffen besetzt werden. Die dritte Bürgerschule erhält 8 Knaben- und 8 Mädchenklaffen und wird in dem Knabenschul hause an der Brüderstraße und dem Mädchenschulhause an der Kirchstraßen - Ecke untergebracht. Das alte Gymnasium und das Mittelschulgebäude werden künftig nicht mehr für Schulzwecke benutzt. Die Freischule kommt gänzlich in Wegfall; die Schüler derselben werden je nach der Lage ihrer Wohnung der zweiten oder dritten Bürgerschule überwiesen. Freiberg. Ein sehr interessanter Fund wurde dieser Tage von den Erdarbeitern an der zu errichtenden Haltestelle in Hilbersdorf gemacht. Plötzlich und ganz unerwartet stieß man nämlich zur großen Verwunderung auf ein ca. 5 Meter langes Braunkohlenlager. Daß die Kohl; vollkommen entwickelt und mithin wirklich brauchbar ist, bewies ein sofort im Gasthofe „Drei Rosen" angestellter Brennversuch, welcher voll ständig gelang. Chemnitz. Nicht nur in den Nathswaldungen hiesiger Stadt, sondern auch in den umliegenden Kgl. Forsten richtet der erst in den letzten Jahren aufge tretene kleineHarzer Rüsselkäfer große Verheerungen an. Im Bezirk der Aintshauptmannschast Flöha sind deshalb auch die Privatmaldungen besonderer Aufsicht unterstellt worden, und für den Bezirk der Amtshaupt mannschast Chemnitz hat man eine ähnliche Maßregel in Anregung gebracht. Nach dem Gesetze ist jeder Waldeigenthümer verpflichtet, in seiner Waldung die zur Abwehr und Vertilgung der forstschädlichen Insekten dienenden Maßregeln zu ergreifen und sich den An ordnungen und der Ueberwachung der erforderlichen Maßregeln durch die König!. Verwaltungsbehörde, die unter Mitwirkung von Sachverständigen ihre Ver fügungen erläßt, zu unterstellen. Die vom Harzer Rüffelkäfer befallenen Fichten sehen oft aus wie mit Kalk bespritzt. Bäume, die ein solches Aussehen zeigen, sind bereits verloren, da die äußeren Spuren erst in dieser Weise zum Vorschein kommen, wenn das schäd liche Insekt seine zerstörende Wirkung bereits gethan hat. Vom Erzgebirge. Ein Jagdpächter, der ein in der Nähe des Keilberges liegendes Revier gepachtet hatte, merkte, daß ein Wilddieb seinem Wildbestande arg zusetzte; er versprach dem eine Belohnung von 25 Gulden, der ihm den Thäter genau bezeichnen könne. Da ereignete sich nun, daß der Sohn den eigenen Vater anzeigte und ihn auf 2 Monate hinter Schloß und Riegel brachte. Als dem Sohn die versprochene Belohnung vorenthalten wurde, verklagte er den Jagd pächter, wurde aber vom Gericht mit seiner Forderung abgewiesen. Glauchau. Der sozialdemokratische sächs. Land tagsabgeordnete Musikdirektor Stolle hat dieser Tage im Amtsgerichs-Gefängniß zu Meerane eine 3wöchent- liche Gefängnißstrase angetreten, die ihm wegen Ge fangenen-Befreiung zuerkannt worden ist. Stolle ist damit seines Ehrenamtes als Stadtverordneter ver lustig gegangen. Waldheim, lieber die von eimm Sträfling im hiesigen Männerzuchthause verübte Blutthat bringt der „W. Anz." folgende authentische Darstellung: Am 6. d. M. wurde bei einem mit Holzstecherei beschäf tigten Gefangenen eine Feile vermißt. Der Verdacht, diese entwendet zu haben, lenkte sich auf den bei den Reinigungsarbeiten mit verwendeten, im Nebligen aber mit Schuhmacherei beschäftigten Gefangenen Tannert. Zum Durchsuchen der Zelle des Letzteren gegen halb 6 Uhr Abends begaben sich 2 Aufseher, Pausier und Friedrich, mit Hinzunahme des als Zellenwärter ver wendeten Gefangenen Thieme in die Zelle Tannerts und nahmen demselben das Werkzeug, bas dieser zu seiner Arbeit gebraucht, ab. Darauf begann das Durchsuchen der Zelle nach der Feile. Als Pausier sich hierbei nach dem in der Nähe der Thür stehenden Napfe mit Desinfektionspulver bückte, sprang Tannert nach dem Werkzeugkasten, entriß diesem ein Schuh- machermeffer und stieß dasselbe dem in gebückter Stel lung befindlichen Aufseher Pausier in den Hals. Dieser Angriff ist so plötzlich erfolgt, daß derselbe durch den Aufseher Friedrich und den Gefangenen Thieme nicht verhindert werden konnte. Friedrich hat sofort sein Seitengewehr gezogen und den Züchtling Tannert da mit über den Kopf gehauen, hat dann auch dessen Arm ergriffen und ist dabei ebenfalls von Tannert mit dem Schuhmachermeffer angegriffen worden; die Stiche haben aber nur den Kragen der Uniform getroffen. Gleichzeitig hat der Züchtling Thieme Tannert von hinten gepackt, ist aber dabei von dem sich mit äußerster Wuth wehrenden Tannert in den Arm und Rücken gestochen worden. Mittlerweile sind die Aufseher Finster busch und Schwtzelt herzugeeilt. Beide haben Tannert mit der Waffe angegriffen und denselben am Kopf und an den Händen stark verletzt, sind aber dabei von diesem ebenfalls mit dem Messer gestochen worden. Finsterbusch hat einen Stich durch beide Augenlider des einen Auges, ohne Verletzung des inneren Auges, und in den Backen und Schietzelt einen Stich in den Kopf erhalten. Beider Verwundungen, sowie auch die des Gefangenen Thieme sind nicht bedenklich. Tan- nerl hat das Messer, nachdem er die Ausseher ver wundet, weggeworfen, ist die Treppe hinabgelausen und hat die ihm dort mit der Waffe entgegentretenden Aufseher um Schonung gebeten. Tannert ist 25 Jahre alt, verbüßt fest Juni 1890 eine 4'/»jährige Zucht-