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84 der Leichnam eines Mannes im Alter von etwa 35 bis 40 Jahren, ohne Bart, trug dunkelbraunen Ueber- zieher, Handschuhe und hatte einen Baarbetrag von 3 Mk. 41 Pf. bei sich. Die Persönlichkeit des Tobten hat bis jetzt noch nicht festgestellt werden können. Krriberg. Die JahreSliste der Hauptgeschwo renen für das Schwurgericht Freiberg weist für das Jahr 1893 folgende Namen auf: aus dem AmtSge- richtSbezirk Dippoldiswalde: Riltergutspachter Robert Bering in Lungwitz, Bergwerksdir. Julius Dannen berg in Hänichen, Gutsbes. und Gemeindeältester Ernst Julius Dietrich in Ruppendorf, Rittergutsbes. Richard Fiedler in Wilmsdorf, Rentier Ernst Wilhelm Fischer, Privatmann Friedrich Moritz Lommatzsch, Kaufmann Friedrich Max Schmidt und Privatus Adolf Eduard Mende in Dippoldiswalde, Rittergutsbes. und Haupt mann a. D. Guido Friedrich in Theisewitz, Baumstr. Friedrich August Gäbel in Kreischa, Gutsbes. und Ge meindevorstand Moritz Hartmann in Höckendorf, Nitter- autsbes. Maximilian Nitzsche in Reinhardtsgrimma, Erbgerichtsbes. Robert Naumann in Reinholdshain, Rittergutsbes. Franz Hermann Oehmichen in Berreuth, Eägewerksbes. Otto Straube in Schmiedeberg, Ritter gutsbes. Edmund Rudolf Schreiber-Bischoff in Klein carsdorf, Gutsbes. Robert Moritz Donath in Hirsch bach, Pappenfabrikbes. Herm. Julius Rost in Ulbern dorf, FreigutSbes. vr. Albert Platzmann in Saida, Gutsbes. und Gemeindevorstand Ernst Moritz Ebert in BorlaS; aus dem Amtsgerichtsbezirk Frauenstein: Oberförster Friedrich Martin Rein, Lohgerbermstr. Karl Hermann Straßberger, Lederhändler Traugott Wilh. Ecadock und Rentier Hermann Julius Körner in Frauenstein, Gemeindevorstand Karl August Reichelt in Hennersdorf, Gemeindevorstand Ehregott Fürchte gott Sommerschuh in Hermsdorf. Chemnitz. Wie leichtsinnig nnd frivol oft mit dem Eide umgegangen wird, dafür lieferte hier eine Schwurgerichtsverhandlung einen sprechenden Beweis. Weil sie von ihrem Dienstherrn, dem 58jähr. Guts besitzer Lippmann aus Schweikershain, eine neue Schürze versprochen erhielt, ließ sich die 22 jähr. Dtenstmagd Uhlmann aus Ringethal verleiten, in einer Privat klagesache L.'s einen Meineid zu schwören. Sie wurde zu S Jahren Zuchthaus, Lippmann zu 3 Jahren Zuchthaus verurthetlt. AuS dem Bogtlaude. Infolge der Schneelast, welche durch das am Freitag herrschende Thauwetter noch größer geworden war, stürzte in Rautenkranz i. Vogtl. plötzlich ein Wohnhaus mit lautem Krach in sich zusammen. Daffelbe war glücklicherweise kurz vorher geräumt worden, so daß Niemand zu Schaden kam. Zwickau. Die König!. Preußische Kontrole der Etaatspapiere zu Berlin hat bezüglich der bei Gelegen heit des an der unverheiratheten Bertha Zergiebel Hierselbst am 30. September v. I. verübten Mordes geraubten Preuß. konsolidirten 4proz. Staatsanleihen a) von 1882 Int. 6. Nr. 371,311 über 1000 M. und d) von 1884 Int. ö. Nr. 350,436 bis 356,445 über je 2000 M. das gerichtliche Aufgebotsversahren behufs KrafllaSerklärung dieser Urkunden eingeleitet. Bezüg lich des Mordes herrscht übrigens noch jetzt volles Dunkel, vom Thäter fehlt jede Spur. — Das Urtheil des Landgerichts Zwickau gegen den Redakteur des sozialistischen „Glück aus", G. Gladewitz, das wegen Beleidigung des Reinsdorfer Grubenvorstandes A. Wiede auf ein Jahr Gefängniß lautete, ist vom Oberlandesgericht bestätigt worden. Plauen i. V. Der Stadtgemeinderath hat in seiner letzten Sitzung mit reichlich zweidrittel Stimmen mehrheit beschloßen, daß die bei der Stadtkaffe in Höhe von 100,000 Mark angesammelten Steuerstraf gelder sammt Zinsen zur Errichtung eines Theaters verwendet werden. Der vor drei Jahren ins Leben getretene Theaterverein hat für diesen Zweck bis jetzt 46—48,000 Mark zusammengebracht und die Stadt schon einen Bauplatz für das Theater bestimmt. Die Gesammtkosten des Theaters sollen 200,000 Mark be tragen. Markranstädt. In einem Uhren- und Gold- waarengeschäst an der Lützener Straße hier wurde am Abend des 29. Januar ein Einbruchsdiebstahl verübt. Der Dieb, welcher von der Hofseite aus in das Geschästslokal eingedrungen ist, hat eine größere Anzahl Uhren, sowie Schmucksachen entwendet und mit seiner Beute unbemerkt den Schauplatz seiner Thätigkeit wieder verlassen. Leipzig. Bei einem Fischhändler in der Univer- sitätSstraße erschien am Dienstag Abend ein unbe kannter Mann und verlangte Fischwaaren. Als Zah lung überreichte der Käufer ein Einmarkstück, welches der vorsichtige Händler sofort als gefälscht erkannte und infolgedessen sich weigerte, dasselbe anzunehmen. Zugleich veranlaßte der Fischhändler die Arretur deS betreffenden Menschen, in welchem ein aus Stolpen gebürtiger Gärtner ermittelt wurde. Bei einer durch die hiesige Kriminalpolizei in seiner Wohnung sofort vorgenommenen Durchsuchung wurde eins ganze An zahl von Gegenständen vorgefunden: Zinn, Löffel, Schmelztiegel rc., welche sich zur Herstellung von fal schem Gelds, insbesondere von Einmarkstücken, eignen. Es wurde festgestellt, daß nicht nur der Festgenommene, sondern auch ein aus Jeßnitz gebürtiger Handarbeiter sich an der Herstellung bezw. Vertreibung deS falschen Geldes betheiligt hat, und zwar hat Letzterer die Falsch stücke allein angefertigt, der Gärtner dieselben ver trieben. Der Falschmünzer wurde ebenfalls noch in derselben Nacht verhaftet. Tagesgeschichte. Berlin. Die nachgerade chronisch gewordene Beschlußunfähigkeit deS Reichstages beschäftigt die öffentliche Meinung begreiflicherweise sehr nachhaltig. Erscheint doch das Ansehen unserer vornehmsten und wichtigsten parlamentarischen Körperschaft dadurch ernst lich gefährdet. Es werden allerhand Heilmittel zur Beseitigung dieses mehr und mehr einreibenden Nebels vorgeschlagen. Auf der einen Seite ist man mit der Versicherung bei der Hand, daß nur die Gewährung von Diäten eine durchgreifende Abhilfe bringen könnte, während doch das letzthin ebenfalls recht schwach be setzte preußische Abgeordnetenhaus hinlänglich beweist, daß damit allein wenig zu erreichen wäre. Von anderer Seite will man durch irgendwelche Strafbestimmungen den besseren Besuch der Retchstagsmitglieder erzwingen. Wo würde man alsdann aber noch geeignete Persönlich keiten finden, die geneigt waren, ein Mandat zum Reichs tage anzunehmen? Wir meinen, daß sich auf andere und bessere Weise eine weit wirksamere Abhilfe erzielen liebe. Man brauchte nur eine entsprechendeAbänderungderGe- schästsordnung durchzuführen. Nach den bisherigen Bestimmungen gehört die Anwesenheit der Mehrheit der gesetzlichen Anzahl der Mitglieder, das heißt die Anwesenheit von 199 Mitgliedern (397 giebt es im Ganzen) zur Beschlußfähigkeit. Das ist eine weit höhere Anzahl, als in irgend einem nichtdeutschen Parlamente erforderlich ist. Man dürfte diese Zahl getrost um 50—60 herabsetzen. Dann , würde wohl nur noch in selteneren Fällen eine Sitzung wegen Beschlußunfähig keit des Hauses abgebrochen werden müßen. Trägt man in dieser Hinsicht Bedenken, so könnte man eö für alle endgiltigen Abstimmungen über Gesetzentwürfe bei der bisherigen Bestimmung lassen. — Die kürzlich im Reichstag gethane Aeußerung des Staatssekretärs im Reichsamt des Innern, o. Böt ticher, wonach das Trunksuchtsgesetz in dieser Tagung des Reichstages lediglich wegen Ueberbürdung des Letzteren zurückgestellt worden sei, hat in Reichs tagskreisen überrascht. Man weiß dort sehr wohl, daß das Gesetz in den Vorstadien auf mancherlei Schwierig keiten gestoßen war und daß namentlich einzelne Re gierungen erhebliche Einwände dagegen erhoben halten. Wie weit eS gelungen ist, dieselben zu beseitigen, ist nicht bekannt geworden, und es steht auch wohl dahin, ob das Gesetz in der nächsten Tagung erscheinen wird. In der früheren Fassung hatte dasselbe im Reichstage wenigstens keine Aussicht auf Annahme. — Die Militär-Kommission beschloß in ihrer Dienstag-Sitzung die Einsetzung eines aus 7 ihrer Mitglieder bestehenden Sonderausschusses. Die Auf gabe desselben ist die Ermittelung der jetzt und künftig nothwendig werdenden Ausgaben infolge der Militär vorlage. Diesem Beschlüsse ging eine mehrstündige finanzpolitische Diskussion voran, in welcher namentlich Eugen Richter die vorliegenden Kostenanschläge als höchst unvollständig charakterisirte und hierbei der Re gierung den Vorwurf machte, einentheils seien von ihr die Kosten der neuen Militärvorlage viel zu niedrig veranschlagt, anderntheils habe sie weitere sich ergebende Ausgaben, wie z. B. die auf mindestens 150 Mill. Mark zu schätzenden Kosten für die Kasernirung der neu zu errichtenden Truppentheile, überhaupt nicht berück- ichtigt. Die anwesenoen Negierungsvertreter bemühten ich, die Richter'schen Darlegungen zu entkräften, wo bei die Erklärung des Staatssekretärs von Maltzahn hervorzuheben ist, daß die Kosten der Militärvorlage ganz aus eigenen Mitteln bestritten werden sollen. Die nächste Sitzung der Kommission hängt von dem Fortgänge der Arbeiten des genannten Sonderaus chusses ab. — Bis zuletzt ist der russische Großfürst- Thronsolger seitens des deutschen Kaisers in unge wöhnlicher Weise ausgezeichnet worden. Man darf annehmen, daß der jugendliche Prinz die angenehmsten Eindrücke von Berlin mit in die Heimath nimmt und daß er stets gern hierher zurückkehren wird. Das kann ür die Zukunft, wenn er einmal den russischen Kaiserthron bestiegen hat, für die Beziehungen des ünftigen Zaren zum Nachbarreiche von wesentlicher Bedeutung werden. Ob diese Vorgänge einen un mittelbaren politischen Einfluß auSüben werden, ist mindestens zweifelhaft. Vor überschwänglichen Hoff nungen in dieser Hinsicht muß man sich nach früheren I Erfahrungen jedenfalls hüten. Wir möchten nur an ! den Berliner Zarenbrsuch des Jahres 1887 erinnern, der nach kühlem Beginne ungemein herzlich und warm verlief. Man sah den Zaren von hier mit den besten Erwartungen scheiden, glaubte mindestens, daß die hochgradige Spannung beseitigt sei. Nur zu bald zeigte sich, daß Alles beim Alten geblieben war. Nach solchen Erfahrungen wird man gut thun, nicht allzu viel von dem Berliner Besuche des Großfürsten-Thron- folger- zu erwarten. Insterburg. Ein dreifaches Todesurtheil ist am 2. Febr. früh hier vollstreckt worden. Die Guts knechte Wabulat, Bolz und August, welche vom Schwur gericht zum Tode verurtheilt waren, weil sie in der Nacht zum 27. September 1891 ihren Dienstherrn, den Gutsbesitzer Reiner auf Schöneberg bei Goldap, ermordet und demselben 400 Mark geraubt hatten, wurden durch den Scharfrichter Reindel aus Magde burg enthauptet. Hamburg. Die vom Wrack „Thekla" geretteten Matrosen Ole Andersen auS Tinsberg, Christian Hjalmar Jacobsen aus Christiansund und Alexander Johansson aus Fiskerbekskilde wurden in Cuxhaven wegen ver übten Kanibalismus verhaftet. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich scheint die Frage der Bildung der neuen parlamentarischen Mehr heit endlich vor ihrer Entscheidung zu stehen. Das vom Ministerpräsidenten Grafen Taaffe den Ob männern der drei großen Klubs des Abgeordneten hauses zunächst vertraulich mitgetheilte umgeänderte Majoritätsprogramm soll am Sonnabend den Mit gliedern der drei Klubs unterbreitet und alsdann am Sonntag veröffentlicht werden. Was mag da wohl Graf Taaffe wieder zusammengeschustert haben? Frankreich. Das französische Kabinet Ribot kann einen bedeutenden Erfolg verzeichnen. In der Diens tagssitzung der Deputirtenkammer kam es zu einer groben Debatte über die neue Regierungsvorlage, welche die Bestrafung der aus Anlaß des Panama- Skandals gegen die Staatssparkaffen Frankreichs ge richteten Preßangriffe verlangt. Der Bonaparttst Caffagnac bekämpfte die Vorlage unter heftigen An griffen auf die Regierung, die aber vom Ministerpräsi denten Ribot in so wirkungsvoller Weise zurück gewiesen wurden, daß die Kammer die Vorlage mit 326 gegen 178 Stimmen annahm. Außerdem beschloß die Kammer, sowohl diese Rede Ribots, als auch die jenige Rede, mit welcher der Finanzminister Tirard die Sparkaßenvorlage eingebracht hatte, in allen Gemeinden des Landes öffentlich anschlagen zu lassen. — Die Stellung des russischen Botschafters von Mohren heim in Paris gilt thatsächlich als ernstlich erschüttert. Es heißt indeßen, der formelle Rücktritt des Botschafters würde erst nach einiger Zett erfolgen, damit der Schein vermieden werde, als ob der Schritt mit dem Panamaskandal in irgend welchem Zusammen hänge stünde. Ueber den Nachfolger Mohrenheims ist noch nichts entschieden, nur versichern Petersburger Meldungen, daß die Hoffnungen der russischen Fran zosenfreunde, es würde als solcher ein hoher Militär nach Paris gehen, sich schwerlich erfüllen dürften. — In einem Leitartikel über den Berliner Auf enthalt des Cäsar ewit sch sagt „XIX. Siecle": „Was immer die Eindrücke sein mögen, die man in Gatschina empfunden hat, in Frankreich ist man, wenn nicht be leidigt, doch überrascht, und unser Erstaunen würde vielleicht einige Aufklärungen erfordern. Wir schätzen den Werth des Einvernehmens mit Rußland, selbst wenn kein eigentlicher Bündnißvertrag bestehen sollte, aber wir überheben uns nicht, wenn wir sagen, daß unsere Freundschaft den Rußen vortheilhast ist. Seit einigen Jahren haben wir ihnen ungeheure Beträge geliehen. Frankreich öffnet denen seine Geldbörse, denen es sein Herz öffnet. An unserem Arm kann Rußland eine andere Sprache führen, als wenn es allein der deutschen Begehrlichkeit, der Eifersucht Oester reichs und dem Erbhaß Englands ausgesetzt wäre. Wir verlangen nicht, daß der Zar die Stunde be schleunige, in der wir die Entscheidung des Sieges an rufen werden, aber wir wollen wissen, ob Rußlands Hand noch immer in Frankreichs Hand ruht. Das russische Einvernehmen zieht uns Feindschaften zu und stört uns, wenn wir mit England zu reden haben. Da wollen wir wenigstens unserer Beziehungen sicher sein. Der leiseste Zweifel an der slavischen Treue würde uns bestimmen, uns selbst zu prüfen. Unsere Lage ist zu ernst, als daß wir uns der Gefahr aus setzen könnten. Betrogene zu sein. Der Berliner Zwischenfall gestattet unserer Regierung, von Peters burg thalkrästige Unterstützung in Egypten und Ma rokko zu verlangen. Auf eine Handlung, die uns be unruhigt, müssen Handlungen folgen, die uns neues Vertrauen geben." Wie um die Beklemmungen dieses Blattes zu beruhigen, meldet „Gaulois", der Cäsare- witsch wolle um Ostern Paris besuchen. — Infolge des Ausstandes der Bäcker müssen die