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Donnerstag, dm 5. Januar 1893 Nr. 2. 59. Jahrgang -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Dienstag begann die nun täglich, außer Sonntag, sich wiederholende Suppenspendung an arme Schulkinder im Zimmer für weibliche Handarbeit im Schulhause. Es konnten. Dank der reichlich geflossenen Gaben, IS Kinder aus allen Klaffen berücksichtigt werden. Herr Gastwirth Hickmann liefert die Portion Fleischbrühsuppe mit Ge müse für 15 Pfennige und giebt wöchentlich einmal auch Fleisch dazu. Außerdem erhält jedes Kind ein Stück Brot. Die Lehrer haben sich bereit erklärt, in bestimmter Reihenfolge die Aufsicht und das Tischgebet zu übernehmen und damit einen Theil ihrer Mittags pause zu opfern. Da diese segensreiche Einrichtung möglichst auf mehrere Monate ausgedehnt werden möchte, ist es recht zu wünschen, daß auch fernerhin derselben Gaben zuflöffen. — In verschiedenen Restaurationslokalen unserer Stadt liegen Unterzeichnungslisten zu einer Petition an den Reichstag gegen Zulassung der Jesuiten im Deutschen Reiche auf. Die Listen finden zahlreiche Unterschriften. — Nächsten Freitag feiert die Christenheit das Fest der Erscheinung Christi, das Epiphaniasfest oder auch das der heiligen 3 Könige genannt, zur Erinnerung an die aus dem Morgenlande herbeigekommenen Weisen, die, in der Erscheinung eines Kometen das Anzeichen der Geburt des längst erwarteten Messias erblickend, in Jerusalem erschienen, um ihn anzubeten und zu beschenken. Diese kirchliche Erinnerung hat den Grund abgegeben, daß das sächsische Kirchenregiment am Epi phaniasfeste bisher immer eine Kollekte für den evan gelisch-lutherischen Hauptmisstonsverein genehmigt hat, damit derselbe die äußeren Mittel gewinne, seinen segensreichen Zweck, den Stern des Evangeliums auch den Heiden aufgehen zu lassen, erfüllen könne. Auch in diesem Jahre ist zum Epiphaniasseste eine allge meine Kirchenkollekte für die Zwecke des genannten Vereins gestattet worden, auf deren reichen Ertrag der Hauptveretn um so größere Hoffnungen setzt, als er sich entschlossen hat, seine Thätigkeit, die bisher nur auf Ostindien (auf die Tamulen) beschränkt gewesen ist, nunmehr auch in Ostafrika zu entfalten, ohne des wegen die Fürsorge für das erstgepflegte Gebiet irgendwie einzuschränken. Zu dieser Erweiterung hätte nicht geschritten werden können, wenn nicht das Leip ziger Missionshaus gerade jetzt über eine den ostindi schen Bedarf übersteigende Anzahl von Kräften ver fügte, die jeden Augenblick bereit sind, zur Missions arbeit abzugehen: 17 Zöglinge des Missionshauses und 3 Kandidaten der Theologie. Sie allesammt nach Indien zu senden, ist aus verschiedenen Gründen nicht angänglich. Da man nun die disponiblen Kräfte nicht müssig lassen möchte, so will man sie dem Ge biete überweisen, auf welches unsere koloniale Ent wickelung am meisten hinweist, auf Ostafrika; damit zu den erobernden und kämpfenden Kriegsleuten und dem Kaufmanns nun auch der christliche Sendbote komme, um das angefangene Kulturwerk zu fördern und zu vollenden. Während Bayern schon einige Jahre auf diesem Gebiete zu arbeiten angefangen hat, sollen nunmehr von Leipzig die ersten Abordnungen von Missionären dorthin erfolgen, vorausgesetzt, daß die Mittel zu dieser Erweiterung der Arbeit vorhanden sind. Wollte man von den bisherigen Missionsgaben einen Theil für Ostindien und den anderen Theil für Ostafrika bestimmen, so würde man das alte Werk nur schädigen, aber das neue nicht fördern, und es müßten dann beide Schaden leiden. Es gilt also in der Thal eine wirkliche Vermehrung der Gaben, eine größere Opferwilligkeit, ein reichlicheres Spenden. Wer bisher 10 Pf. gegeben hat, der überlege, ob er nicht 20 zu geben im Stande ist; wer 50 Pf. bisher dargereicht, der sehe zu, ob nicht das Vermögen zur vollen Mark vorhanden ist; wer 3 oder 5 oder 10 Mark bisher geschenkt, der lege getrost noch einmal so viel darauf. Ganz besondere Hoffnung setzt nun der Hauptverein auf die Epiphaniaskollekte, deren Ertrag ihm gewisser maßen als eine Abstimmung über die Bedeutung der geplanten Erweiterung seines Werkes gelten muß. Wie erfreulich und ermuthigend, wenn sich recht, recht viele mit möglichst reichlich bemessenen Beiträgen zu dem Werke bekennen, dem schon mancher treue Send bote Kraft, Gesundheit und Leben geweiht und ein Heldenthum errungen hat, das dem auf dem Schlacht felde gewonnenen durchaus nicht nachsteht. Der evan gelisch-lutherische Hauptmissionsverein hat in einem fliegenden Blatte über feine Pläne und seine bisherige Thätigkeit Bericht erstattet, aus welchem neben mancher niederschlagenden Erfahrung, die er gemacht, doch auch manche erhebende und zu weiterem Wirken anspornende Thatsache hervorgeht, so z. B., daß der ganze religiöse Zustand Ostindiens hoffnung gebend für das Christenthum ist und daß die christ liche Mission, die von den Hindupriestern freilich heftig bekämpft wird, doch schon eine Macht im Lande geworden ist. Zu den beiden Gemeinden Trankebar und Madras ist noch als dritte Koimbatur gekommen, welche selbständig für den Gehalt ihres Pastors, Küsters und Organisten sorgt, wie denn die tamulifchen Christengemeinden im Jahre 1891 nahezu 5000 Mk., zur Armenkasse fast 4800 Mark und zu besonderen Werken über 1700 Mark beigetragen und beinahe 11,000 Mark an Schulgeld aufgebracht haben. Zu den 29 Hauptstationen gehören 610 Ortschaften mit 14,084 eingeborenen Christen, darunter 6998 abend mahlsberechtigte. Die Kommunikantenzahl betrug 1891 13,341. In Arbeit stehen 29 europäische Missionen. Sie werden unterstützt von 1 europäischen Lehrerin, 17 eingeborenen Landpredigern, 73 Katecheten, 6 Evan gelisten, 94 Gemeindeältestm und Häuptlingen, 43 niedere» Kirchendienern. In 185 Schulen werden 3746 Knaben und 1073 Mädchen von 275Lehrern und 44 Lehrerinnen unterrichtet. Nahezu 20,000 M. hat die englische Regierung an Beihilfen zum Schulwesen dargereicht und damit demselben zugleich ein laut redendes Zeugniß der Anerkennung ausgestellt. Daß nun auch in Ostafrika ein Anfang zu solchen erfreu lichen Zuständen gemacht werden könne, dazu soll die nächsten Freitag zu sammelnde Kollekte mit bürgen helfen; möge daher kein Kirchgänger vergessen, sich da heim einen seinen Mitteln angemessenen Beitrag bei zustecken, daß auch unsere Kirchgemeinde Zeugniß ab lege, daß sie den hohen Werth des Missionswerkes er kennt und es zu unterstützen bereit ist. Johnsbach. Am 10. Dezbr. 1892 wurde dem hiesigen Standesbeamten und Ortsrichter, Hrn. Friede. Gotthelf Büttner (77Jahr alt) anläßlich seines Ausscheidens aus dem Kirchenvorstande, dem er seit 1868 angehört hat, eine ihm seitens des hohen LandeS- konsistoriumS gewährte Anerkennungsurkunde vor ver sammeltem Kirchenvorstande überreicht. — Mit Beginn des neuen Jahres tritt unser seit 6 Jahren amtirender und einstimmig auf weitere 6 Jahre wiedergewählter Gemeindevorstand, Herr Her zog, die zweite Periode seiner gesegneten Wirksamkeit an. Gleichzeitig werden dem hiesigen, aus 11 Per sonen bestehenden Gemeinderathe in Gemäßheit der Wahl vom 3. Dez. v. I. 3 neue Mitglieder zugeführt. Altenberg. Um das hiesige Kantorat haben sich 33 Bewerber gemeldet. Dre-den. Der treuverdiente, im 77. Lebensjahre stehende Letter der König!. Polizeidireklion zu Dresden, Herr Polizei-Präsident Karl August Echwauß, wird dem Vernehmen nach im Laufe des Jahres nach 40 jähriger Staatsdienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand treten. Dem Genannten war eS.bereits vergönnt, zwei wichtige Dienstjubiläen zu drehen. sein 50jähriges Beamtenjubiläum im Jahre 1891 und fein 25jährigeS Jubiläum als Chef der kgl. Polizei direktion im Jahre 1888. Während der Zeit seiner Polizeioberleitung erhöhte sich der GeschäftSumfang dieser Behörde sehr erheblich. Der Beamtenbestand betrug 1863 ungefähr 220 Personen; 1892 hat sich dieser Beamtenstand auf rund 430 Beamte erhöht. Als Nachfolger des Präsidenten Echwauß soll Amts hauptmann Le Maistre in Pirna in Aussicht ge nommen sein. — Das bisher im hiesigen Panorama aufgestellte Rundgemälde wird Mitte nächsten Monats nach Köln überführt werden. An Stelle desselben wird ein neues von Professor E. Brecht und Historienmaler G. Koch gemaltes Rundgemälde „Vor Paris" Aufstellung finden. — Der im Laufe des Sylvestertages im Ballhause auf der Bautzner Straße und während der Mittags stunden des NenjahrStages in Helbig'S Etablissement an der Augustusbrücke abgehaltene diesmalige Dres dener Gesindemarkt hat aus's Neue dargethan, daß diese Märkte in ihrer Frequenz jährlich mehr zurückgehen und das gänzliche Aufhören derselben nur noch eine Frage der Zeit ist. Während in früheren Jahren nicht selten 500 und 600 männliche und 80 bis 120 weibliche Dienstboten sich eingestellt hatten, waren Heuer nur etwa 200 Knechte und — 1 Magd gekommen. Der bei der Landwirthschaft jährlich fühl barer werdende Mangel an brauchbaren weibliche« Dienstboten ist wohl in erster Linie auf die Thatsache zurückzuführen, daß die jüngeren, aus der Schule ent lassenen Töchter der unbemittelten Familien die Be schäftigung in den Fabriken der freilich etwas anstren genderen, aber um so gesünderen Arbeit in der Land wirthschaft vorziehen. Was die dienstgebenden Oekonomen anlangt, so waren dieselben auch in viel schwächerer Zahl als sonst gekommen, und aus den voll Dresden weiter entfernten Distrikten, in welchen vorzugsweise Ackerbau getrieben wird, als aus der Umgegend von Lommatzsch, Riesa, Großenhain rc., hatten sich bloS einige Landwirthe eingestellt. Da außerdem sämmtliche Oekonomen sich sehr zuwortend verhielten und keinen Knecht dingten, der nicht gute oder wenigstens in der Haupt sache zufriedenstellende Zeugnisse auszuweisen hatte, so gingen nicht nur die Löhne etwas zurück, sondern es fanden auch annähernd 70 der Leute kein Unter kommen. Den Schirrmeistern wurden bis 360 Mark, den Großknechten bis 330 Mark, den Mittelknechteu 180 bis 2l0 Mark und den Kleinknechten 120 bis 135 Mark Jahreslöhne bei natürlich völlig freier Station bewilligt. Schandau. Eine schöne WeihnachtSgabe wurde dem am 27. Juni 1816 in Hainichen geborenen Friedrich Gottlob Keller, MechanikuS in Krippen, zu Theil. In Anerkennung seiner Verdienste al» Begründer unserer jetzigen Papier- und Holzstoffsabri kation überreichten ihm die deutschen Holzpapierfabri kanten eine Ehrengabe von 12,000 Mark, damit sich sein Lebensabend zu einem recht sorgenlosen gestalteu möge. Meißen. Die Angelegenheit der hier geplanten Straßen-Umtaufe ist nunmehr zu Gunsten der vollständigen Erhaltung der alten historischen Straßen namen entschieden. Der Stadtrath zu Meißen halte im Sommer v. I. beschlossen, die Mehrzahl der alten Straßennamen durch neue zu ersetzen. Da sich hier gegen Widerspruch erhob, schränke der Stadtrath seinen Beschluß auf eine kleinere Anzahl von Straßennamen ein, insbesondere beharrte er darauf, daß 2 der ältesten Gaffen künftig „Albertstraße" und „Carolastraße" heißen sollten. Hierzu bedurfte «S aber der königl. Genehmigung. Da» darauf gerichtete Gesuch di StadtratheS wurde nebst einer von. gekchichtSkundia Seite dagegen eingereichten Vorsts "llerhöv ' < § - WkWtz-MiW Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhne in Dippoldi-walde. Mit «chtseitigem „Allstrirteu Anterhsltungsblatt". * Mit humoristischer lliocheudtilage „Seifenblasen". * Mit land- und haunwirthschastlicher Monatrbeila-k. Inserate, welche bei ve» bedeutenden Auflage de» BlatteS «ine sehr wirk same Berbreitunä finde«, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, lm reoakiionell« Theile, die Spaltenzrlla 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners log und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. 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