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54 dem Borstand des Vereins gegen Hausbettelei vertreten werde. Freiberg. Seiten» der Bäcker-Innung wurde am 14. Febr. 1843, dem 200. Jahrestage der Be freiung Freibergs von derBelagerung durch die Schweden, bei Gelegenheit der Grundsteinlegung zum Schweden denkmal am Petersthor, eine JnnungSfahne beschafft, welche in den nächsten Tagen demnach das SO jährige Jubiläum begeht. AuS diesem Anlaß soll nun laut Jnnungsbeschluß am 6. und 7. Febr. d. I. im Saale deS »Bairischen Gartens" Hierselbst eine Jubiläums feier, verbunden mit der Feier des 500jähr. Bestehens der Innung, stattfinden. Am 6. Febr. Abends wird nach mehreren Vorträgen des Stadtmusikchors Herr Odermstr. Fuchs eine Begrüßungsansprache halten, worauf der Bäckermeister-Gesangverein Renk's Hymne „Preis und Anbetung'' zum Vortrag bringen wird. Daran schließt sich die Festrede des Herrn Schuldir. Richter. DaS vom Bäckermeister-Gesangverein vorge tragene Jubellied: „Die Fahne ruft" für Männerchor (komponirt von Herrn Domorganist I. W. Helbig) leitet die Schmückung der Jubiläumsfahne ein. Den übrigen Theil des Abends füllt ein Festkommers aus. Am 7. Febr. Abends V»7 Uhr findet Abendtasel statt, worauf ein Ball den Schluß der Festlichkeiten bildet. Laga«. Sowohl im Zwickauer, wie im hiesigen Kohlenabbaubezirke sind die Kohlenvorräthe durch die Kälte fast gänzlich aufgebraucht worden. Die Nach frage hat sich deshalb wesentlich gesteigert, und es läßt sich auch erklären, warum die Kohlenaktien in den letzten Tagen an der Börse bedeutend gestiegen sind. Der Ausstand im Saarrevier hat hierbei auch seinen Einfluß geltend gemacht. Wohl ist auch bei einem Theil der hiesigen Kohlenbergleute die Frage aufge taucht, ob es nicht rathsam sei, bei den günstigen Ver hältnissen durch Arbeitseinstellung höhere Löhne zu er zwingen, aber die besonnenen Elemente riethen davon ab, indem sie auf den zweifelhaften Ausgang der Sache und auch darauf hinwiesen, daß die hiesigen Kohlenwerke meist selbst noch nothleidend sind und ihr Anlagekapital nicht genügend verzinsen. Unsere Ar beiterkaffen sind auch nicht so gefüllt, daß ein Aus stand lange ausgehalten werden könnte. Crimmitschau. Das hiesige Stadtverordneten- Kollegium beschäftigte sich am 18. d. M. u. A. mit einer Rathsvorlage, nach welcher an der dortigen ein fachen Bürgerschule ein zweiter Direktor angestellt werden sollte. Die Vorlage schlug vor, dem einen Direktor die aus 28 Klaffen mit 1314 Schülern be stehende Knabenabtheilung, dem anderen aber die 31 Klaffen mit 1459 Schülerinnen umfassende Mädchen- abtheilung zu übertragen; außerdem sollte der Direktor der Knabenabtheilung die Leitung der Fortbildungs schule übernehmen. Obwohl der König!. Bezirksschul« inspektor die Bildung eines zweiten Direktorats ent schieden befürwortete, lehnte das Stadtverordneten- Kollegium die Rathsvorlage mit großer Majorität ab. Maßgebend für die Ablehnung war die Bewilligung der erforderlichen Mittel (2700 Mk. auf -/i Jahr an Gehalt und 2300 Mk. für eine Lehrmittelsammlung) und der ungünstige Geschäfts- und Finanzstand der Stadt. Mylau. Die hier zur Erhebung kommende Bier steuer hat der hiesigen Stadtkaffe im Ergangenen Jahre den Betrag von ca. 3900 Mark eiHebracht Falkenstein. Das Kgl. Sachs. Justizministerium hat den vom Stadtrathe angebotenen Bauplatz für Er richtung eines neuen Amtsgerichtsgedäudes abge lehnt, da sich augenblicklich die Nothwendigkeit der Er bauung eines solchen Gebäudes mit Ausnahme der Frohnfeste nicht erkennen läßt, auch der in Aussicht genommene Platz als nicht geeignet erscheint. Eibenstock. In der Nacht zum Dienstag wurde auf dem Wege von Wildenthal nach Karlsfeld der Glasmacher Friedrich Tietz aus Karlsfeld von Grenz beamten erfroren aufgefunden. Einen ihn beglei tenden Mitarbeiter fand man ebenfalls bereits erstarrt, doch konnte derselbe wieder zum Leben zurückgebracht werden. Krippen. In Betreff des Ehrengeschenks, welches dem Erfinder des Holzstoffpapiers, F. G. Keller, gemacht worden ist, wird von der „Köln. Ztg." eine Berichtigung ihrer früheren Mittheilung dahin gegeben, daß zu der Summe die deutschen Holzpapierfabrikanten 3446 Mark, deutsche Zeitungsverleger 655 Mark bei gesteuert haben, 10,168 Mark aber aus dem Auslande (!) eingegangen seien. Meißen. Die Garnisonfrage beschäftigt gegen wärtig die Gemüther der Bewohner unserer Stadt außerordentlich. In der Hauptsache ist die Stimmung für Wiedererlangung einer Garnison und es steht des halb zu erwarten, daß die ausliegenden Petilionsbogen zahlreiche Unterschriften finden. Selbstverständlich fehlt eS auch an Widersachern nicht und besonders werden von denselben die enormen Lasten ins Feld geführt, welche der Stadt auf alle Fälle aus einer Garnison erwachsen. Die Garnisonsgegner find meist in den Reihen Derjenigen zu finden, welchen durch da» Militär ein Nutzen in keiner Weise erwachsen kann. Als Be weis dafür, daß Garnisonen auf das ganze Leben und Treiben einer Stadt einen günstigen Einfluß auSüben, werden die Städte Pirna, Riesa und Döbeln genannt. Diese Städte haben sich in einigen Jahren so gehoben, daß man in Erstaunen versetzt wird, wenn man sie nach längerer Pause wieder einmal besucht. Daß die Garnison allein an diesem Aufschwung« schuld ist, wird Niemand behaupten, daß sie aber ein gutes Theil dazu beigetragen hat, ist nicht zu bezweifeln. Döbeln. Für die von dem Airchenvorstande be schlossene Einrichtung der Gemeindediakonie für die Stadt Döbeln haben die hiesigen städtischen Be hörden einen Beitrag von jährlich 1000 M. aus der Stadtkaffe bewilligt. Die erste Einrichtung erfordert 200 bis 300 M., die Erhaltung jährlich 1000 M. Man hofft, daß die Unterhaltung der Gemeindediakonie durch die Wohlthätigkeit unterstützt wird. — Unsere Stadt ist als Feststadt für das in diesem Sommer stattfindende vierte Mittelsächsische Gau- verbandsschießen erwählt worden. Die hiesige Schützengesellschast hat sich mit den Vorbereitungen für dieses Fest schon mehrfach beschäftigt und hat in einer ihrer letzten Versammlungen beschlossen, das Fest vom 16. bis 20. Juli abzuhalten und dasselbe durch gleich zeitige Veranstaltung eines gröberen Freihandschteßens über den Rahmen eines Gaufestes auszudehnen. Das Schießen soll auf dem zu dem Feste bedeutend zu ver größernden Schießstande in den Klostergärten statt finden, der Festplatz dagegen wird auf die untere Hälfte des Exerzierplatzes an der Burgstraße verlegt, da die für die Schützenfeste gewöhnlich benutzte obere Hälfte des Platzes durch die zu derselben Zeit stattfindende Gewerbeausstellung in Anspruch genommen ist. Leipzig. Das Grassi-Museum, wegen dessen schon viele Verhandlungen in den städtischen Kollegien nöthig wurden, soll begonnen werden, sobald die Witterung günstiger wird. Der Platz, wohin das neue Museum zu stehen kommt, ist geschichtlich wichtig, nicht blos darum, weil sich früher dort das alte Han delsschulgebäude befand, sondern hauptsächlich deswegen, weil von diesem Platze aus im Jahre 1547 die Festung Leipzig durch den damaligen Kurfürsten Johann Fried rich den Großmüthigen beschossen wurde. Herzog Moritz hatte damals Leipzig im Besitze und zu seiner Vertheidigung sämmtliche Vorstädte abbrennen lasten, damit die Belagerer dort keine Unterkunft fänden. Das Grassi-Museum wird zwar sehr schön ausfallen, aber der ursprüngliche Plan dafür war doch weit künstlerischer als der jetzige. Damals war als Platz die Wiese am Echeibenholz ausersehen und die Kosten sollten 1,640,000 M. betragen. Die Stadtverordneten glaubten, daß bei solcher Größe die Unterhaltung und Verwaltung des Museums der Stadt zu große Opfer auferlegen würde, und sie hatten damit sicher nicht unrecht; denn die Kunstanstalten der Stadt erfordern schon jetzt einen Zuschuß von über 150,000 M., trotz der reichlichen Stiftungszinsen, die für solche Zwecke verfügbar sind. Leipzig. Auf einer Eisenbahnfahrt von Wurzen nach Leipzig ereignete sich kürzlich folgender tragi komischer Voch all. In Ermangelung einer geist reichen Unterhaltung langte ein milfahrender Herr ein Zwanzigmark-Stück aus der Tasche und klebte dasselbe kunstfertig an die «»gelaufene Fensterscheibe. Ei, wie das hübsch aussah, und aus gewißen Gründen konnte das nicht Jeder nachmachen. Beim Ablösen des Gold stückes entglitt dasselbe jedoch den Fingern des Klebe meisters und fiel hinab in das Gehäuse des Schiebe fensters der Wagenthüre. Der plötzliche Schreck des Künstlers wurde durch die sichere Hoffnung, das Gold vögelchen am Ziel der Fahrt unten aus dem Gehäuse herausholen zu lasten, beschwichtigt. In Leipzig an gekommen, gab der Mann denn auch dem Schaffner sofort den Auftrag, das Goldstück aus seinem Verließ zu befreien. Doch der Schaffner spiach mit bedenklichem Gesicht: „Ja mein Gutester, das ging früher; Sie sind aber in einem neuen Wagen gefahren und da fällt alles in das Fenstergehäuse oben Hineingesteckte — unten durch." Sprach» und machte den Durchfall sogleich mit der Eisenbahnzeitung vor. „Herrgott, wer pumpt mir 20 Mark, daß nur meine Frau nichts merkt?" dies sollen die letzten Worte gewesen sein, welche der erblassende Unglückliche mit zitternder Stimme hervorstammelte, als er betrübt von dannen ging. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der Großfürst-Thronfolger von Rußland wird am Montag, den 23. d. M., Abends 9 Uhr, in Berlin eintreffen und mit allen fürstlichen Ehren empfangen werden. In der Bahnsteighalle wird als Ehrenwache eine Kompagnie des Kaiser Alexander-Garde-Gr.-Regt. Nr. 1, bei welchem der Großfürst ä In suits geführt wird, mit Fahne und Regimentsmufik aufgestellt sein, ebenso mit den direkten Vorgesetzten auf dem rechten Flügel. Der Kaiser wird, umgeben von den Prinzen deS Königlichen Hauses, seinen Gast beim Verlassen des Zuges begrüßen und ihn nach der russischen Botschaft geleiten, wo der Groß fürst absteigen wird. Eine Ehren-Eskorte wird der Galaequipage vom Bahnhofe bis zur Botschaft vorauf reuen und eine gleiche hinter dem Wagen reiten. Bis zur Grenzstation Eydtkuhnen sendet der Kaiser dem Großfürsten seinen Separatzug entgegen; ebendort werden di? zum Ehrendienst kommandirten Offiziere, der Ebes des Generalstabes der Armee, Generaladju tant Graf Schlieffen II, und der Oberst Freiherr von Bülow, Kommandeur des Kaifir Alexander Regiments, den Großfürsten Namens des Kaisers begrüßen. Der Aufenthalt dauert bis Sonnabend. — Außer den bereits in Berlin anwesenden fremden Fürstlichkeiten werden im Laufe der nächsten Tage noch zu den Vermählungsfeierlichkeiten in Berlin eintreffen: Der Grobherzog von Sachsen, der Erbgroß- herzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen, ferner die Landgräfin und die Prinzessin Sibylle von Hessen. Von Karlsruhe treffen der Grobherzog und die Großherzogin von Baden in Berlin ein. Ferner kommen der Land graf von Hessen und die verwittwete Erbprinzessin von Anhalt, der Großherzog uud die Prinzessin Alix von Hessen, Prinz Frievrich Karl von Hessen, Prinz Albert zu Schleswig-Holstein, sowie der König von Sachsen, welcher in den Königskammern des Berliner Schlaffes Wohnung nimmt. Außerdem werden voraussichtlich noch im Laufe des 23. Januar zu den Vermählungs feierlichkeiten nach Berlin kommen: Prinz Eduard von Anhalt, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Oldenburg, die Prinzessin Louise von Preußen, der Fürst von Hohenzollern, die Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein, die Herzogin Wilhelm von Meck lenburg-Schwerin, der Herzog von Edinburgh. Wegen der Verkehrsstörungen infolge der Witterungsverhält- nisse dürste der Herzog von Cambridge verhindert sein, seine Reise nach Berlin anzutreten. Bekanntlich kann auch der König von Dänemark aus dem gleichen Grunde nicht in Berlin erscheinen. — In der Budgetkommission des Reichstages ist der geforderte Betrag für die Weiterführung des Baues des NeichsgerichtSgebäudes zu Leipzig bewilligt worden, nachdem die Regierung die Erklärung abge geben hatte, daß das Gebäude, wie vorgesehen, im Jahre 1895 dem Gebrauch übergeben werden könne. — Die polnische Fraktion hat folgenden sehr vernünftigen Antrag im Reichstag eingebracht: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldthunlichst den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Einführung besonderer Gerichte, vorzulegen, welche nach Analogie der Gewerbegerichte berufen wären, Streitigkeiten zwischen den ländlichen Arbeitern und deren Arbeitgebern in einer schnellen, billigen und ein fachen Weise zu entscheiden." — Der „Ausschuß der deutschen Turner schaft" hat in einer ausführlich begründeten Petition den Reichstag gebeten, bei Berathung der Militär vorlage die folgenden Punkte der Neichsregierung zur Berücksichtigung zu empfehlen: I. Aufforderung an die einzelnen deutschen Negierungen, I. den Turn unterricht in ollen Schulen in den Städten und auf dem Lande verbindlich für beide Geschlechter einzusühren und für dessen tüchtige, allen Anforderungen entspre chende Durchführung zu sorgen, 2. die Gemeinden zu veranlassen, Turnplätze und Turnhallen zu beschaffen, 3. die Zahl der Turnstunden zu erhöhen und durch Spielstunden zu ergänzen, 4. die Schulbehörden anzu weisen, erforderlichen Falls die Schullurnhallen den Turnvereinen gegen billige Bedingungen zur Benutzung zu stellen, 5. wo Fortbildungsschulen bestehen, den Unterricht in Leibesübungen thunlichst, nöthigensalls mit Hilfe der Turnvereine, in den Lehrplan aufzu nehmen. — II. Einführung von Vergünstigungen in der Länge der Dienstzeit und in der Beförderung zu Gefreiten und Unteroffizieren für solche Ausgehobene, die, gute Führung und tüchtige militärische Ausbildung vorausgesetzt, eine ordentliche turnerische Ausbildung nachweisen können, beziehentlich durch ein behördliches Zeugniß über eine bestandene Prüfung solche nach weisen. III. Verlangen eines gewissen Maße« turne rischer Leistungsfähigkeit bei der Erlangung der Be rechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienen. — Für die Kräftigung der Heranwachsenden Generation soll dadurch die erwünschte Garantie gegeben werden. — Die preußische Staatsschuld betrug nach dem Etat der Staatsschuldenverwaltung für das lau fende Elatsjahr 6,034,507,255 Mark und stellt sich für das Etatsjahr 1893/94 nach Abrechnung der er folgten Tilgungen und unter Zurechnung der neu auf genommenen Verpflichtungen auf 6,243,773,430 Mark, also um rund 200 Millionen Mark höher. Die Gesammtausgabe für die Staatsschuld beziffert sich nach