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DU „Weigert--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bat da» bedeutenden Auflage det Blatte« «ine sehr wirt» same Verbreitung linden, werden mit 10 Psg. di« Vpalchnzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirta Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Eirwe» sandt, nn revaltionelle« Theile» die Spaltenzei> 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit schtskitigem „Zllustrirten siiiterhsltungüblstt". q: Mit humoristischer lvocheubeiluze ^Skisrudillsrn". ch: Mit luild- und huuowirthschustlicher Liaotrdeilize. Nr. 94. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Gesangverein wird in zuvorkommender Weise am Sonntag, den 27. August, im Steinbruchsrestaurant em Concert veranstalten, dessen zu erhoffender ansehnlicher Reinertrag dem hie sigen Gebirgsverein und dem Komitee des König- Johannthurmes überwiesen werden soll. Außer Vokal- und Jnstrumentaloorträgen dürsten noch andere Unter haltungen geboten werden. Hoffentlich wird das Wetter einen zahlreichen Besuch ermöglichen. — Zur großen Betrübniß seiner Eltern machte ein junger zwanzigjähriger Wirthschastsgehilse hier seinem Leben freiwillig ein Enve. Der junge Mann war zum Militär ausgehoben und soll Furcht vor dem Dienste mit ein Beweggrund zu der traurigen Thal gewesen sein. — Dec hiesige Kgl. Bezirksschulinspektor hat auf die Zeit vom I I. August bis 8. Septbr. v. I. Urlaub genommen und wird während desselben vom Kgl. Be zirksschulinspektor für Dresden I, Herrn Schulrath Eichenberg, vertreten. — „Wer Gott im Himmel ehrt und liebt, der schütz', was Frucht und Futter giebt." Dieses schönen Spruches sind leider nur Wenige eingedenk. Schwere Klage wird jetzt insbesondere von den Wiesenbesitzern geführt über die Rücksichtslosigkeiten, die sich Pilze- fucher erlauben. In Hellen Schaaren, Jung und Alt, Groß und Klein, zieht man über die Wiesen und tritt das in Folge deS stattgehabten befruchtenden Regens aufsprossende Gras achtungslos in Grund und Boden. Daß man dadurch die Besitzer der Grundstücke schwer, bei dem heurigen Futtermangel doppelt empfindlich schädigt, daran denken vielleicht die Wenigsten; möge es ihnen daher hierdurch in Erinnerung gebracht sein. Im Uebrigen kann man es den Besitzern wahrlich nicht verdenken, wenn sie gegen die rücksichtslosen Uebel- thäter Strafantrag stellen. — Zahlreiche Sternschnuppensälle sind um den 10. August zu erwarten. Die äußeren Umstände gestalten sich diesmal für die Beobachtung des alljähr lich wiederkehrenden Phänomens recht günstig, da sein Erscheinen mit dem Neumond (am I I.) zusammensällt. Der Anblick einer Sternschnuppe ist Jedermann be kannt: ganz plötzlich löst sich ein Stern von dem Himmelsgrunde los, beschreibt einen mehr oder weniger langen Bogen, um dann schnell zu verlöschen. Zuweilen erblickt man auch ein Meteor, welches in langsamen Fluge dahinschwebt und eine lange und glänzende Bahn zurückläßt, welche noch mehrere Sekunden sicht bar bleibt. In jeder klaren Nacht wird der aufmerk same Beobachter eine kleinere Anzahl Sternschnuppen wahrnehmen, in den Nächten um den 10. August und 13. November tritt jedoch die Erscheinung in besonders reichem Maße auf, da die Erde zu diesen Zeiten die Bahn zweier Meteoritenschwärme, der Perseiden und Leoniden durchkreuzt und alle Partikelchen, welche zu Millionen und Abermillionen im Weltenraum umher schweifen mögen, von der Erde angezogen werden, sobald sie in ihren Anziehungsbereich gelangt sind. Mit planetarischer Geschwindigkeit (von etwa 4 Meilen in der Sekunde) stürzt der kleine Weltkörper zur Erde herab und wird bei der enormen Reibung an der Atmosphäre bis zur Glühhitze erwärmt oder, wie es meist der Fall ist, sogar vollständig zu Staub verbrannt, welch' Letzterer allmählich und unbemerkt zur Erde herabsinkt. Ist der Körper groß genug, um der Ver brennung zu entgehen, so stürzt er als glühender Meteorstein mit donnerartigem Getöse zu Boden. Solche Steine, welche übrigens zum größten Theil aus Eisen, Nickel und Kobalt bestehen, sind häufig unmittelbar nach ihrem Einschlagen in das Erdreich ausgefunden worden. Während ihre Oberfläche noch heiß war, zeigte das Innere, welches in der kurzen Zeit beim Durchgang durch die Atmosphäre noch keine merkliche Sonnabend, den 12. August 1893. Temperaturzunahme erfahren hatte, die intensive Kälte des Weltenraums. Der Ursprung der Sternschnuppen wird in neuerer Zeit auf die Kometen zurückgeführt, welche sich analog dem berühmten Biela'schen Kometen aufgelöst haben mögen und nun mit ihren Trümmern den Weltenraum erfüllen. Als Beweis dieser Hypothesen kann der Unstand gellen, daß einige periodische Schwärme in erster Linie die August- und Novemberschwärme, thatsächlich in den Bahnen von Kometen einherlaufen. Sadisdorf. Montag, den 7. Aug., feierte der Schulverband Sadisdorf mit Naundorf ein seltenes und höchst erfreuliches Fest. Galt es doch, das von Herrn Baumstr. Klotz in Dippoldiswalde in befriedigendster Weise erbaute, prächtig gelegene Schul Haus durch seine Weihe seinem hochwichtigen und heiligen Zwecke zu übergeben. Vorm. 10 Uhr nahm diese Feier mit dem Abschiede von dem alten Schulhause, bestehend in Gesängen, Rede und Gebet, leider unter der Ungunst der Witterung, seinen Anfang. Hierauf bewegte sich der Festzug, gebildet von 14 Festjungsrauen, sämmt- lichen Schulkindern, der Kgl. Bezirksschulinspektion, vertreten durch die Herren Negierungsassessor v. Kiesen wetter und Bezirksschulinspektor Richter, dem Schul- und Kirchenvorstande, geladenen Ehrengästen, den Ge- meinderäthen deS Schulverbandes und anderen sich betheiligenden Personen aus beiden Gemeinden, unter Vorantritt eines Musikchores und Glockengeläute nach dem neuen, würdig geschmückten Echulhause. Nach erfolgter Einleitung durch Gesänge und Schlüsselüber gabe hielt der Kgl. Herr Bezirksschulinspektor mit weit hin deutlich vernehmbarer Stimme eine von Herzen kommende und daher zu Herzen gehende, überhaupt alle Gemüther der Zuhörer mächtig packende und tief ergreifende, inhaltsreiche Weiherede, ausgehend von der am Hause sich befindenden, zeitgemäßen Inschrift: „Ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermah nung zum Herrn!" auf Grund der Worte: „Glaube, Liebe, Hoffnung, die drei schönsten Lebenssterne des Menschen". Nach dem Gesänge: „Der Herr ist mein getreuer Hirt!" folgte Gebet und Segen nebst Schluß- vers. Hierauf hielten nun die Kinder ihren Einzug in ihre neue Lernstätle. Mittags 12 Uhr vereinigten sich im hiesigen Gasthosssaale eine Anzahl von Herren, sowie die Festjungfrauen zum gemeinschaftlichen Mit tagsmahle, welches unter ernsten und heiteren Tisch reden und Tafelmusik einen sehr fröhlichen Verlauf nahm. Nachm. 2 Uhr begann das den Kindern gewidmete Schulfest mit einem Aufzuge derselben nebst Fest jungsrauen durch's Dorf. Dieses nahm, den orts üblichen Verhältnissen entsprechend und von dem herr lichsten Wetter begünstigt, einen höchst befriedigenden Verlaus. Nach erfolgtem Einzuge der Kinder, welcher diesmal durch Abbrennen von Buntfeuer und Feuer werk, sowie Illumination des neuen Schulhauses be sonders verherrlicht wurde, bildete ein für die Eltern des Schulverbandes und deren erwachsene Angehörige veranstalteter Festball, welcher in heiterster und launig ster, aber auch friedlichster Weise verlies, den Schluß dieses in allen seinen Theilen so wohlgelungenen Festes. Möge der allmächtige und allgütige Vater im Himmel geben, daß sich alle die Wünsche, welche gelegentlich der Grundsteinlegung, Hebefeier und Einweihung un seres dem Orte zur Zierde gereichenden Schulhauses kund gegeben worden find, erfüllen zur Ehre Gottes, zum Wohle deS Vaterlandes und zum Heile und Segen unserer Gemeinden. Poffendorf. Die Roggenernte ist in hiesiger Gegend nunmehr beendet, auch ist der Weizen zum größten Theile eingeerntet und kann man mit beiden Getreideernten wohl zufrieden sein. Gerste und Hafer zeigen nur theilweise einen guten Stand. Die Obst ernte verspricht gute Erträge, das Gleiche muß auch von den Weinstöcken gesagt werden. Im Großen und Ganzen kann man aus eine Mittelernte rechnen. In Folge der vorausgegangenen monatelangen Trockenheit 59. Jahrgang. steht der Graswuchs auf den Wiesen recht dürftig und wird die Grummeternte Heuer jedenfalls unbe friedigend ausfallen. Dresden. Aus Hoskreisen dringt die im ganzen Sachsenland freudigen Wieberhall findende Nachricht von der Verlobung des Prinzen Johann Georg, zweiter Sohn des Prinzen Georg, mit Herzogin Maria Isabelle Philippine Therese Mathilde Josepha von Württemberg. Die Braut ist am 30. August 1871 geboren, während der Bräutigam bekanntlich am 10. Juli 1869 geboren ward. Die freudige Kunde trat bereits in den letzten Tagen mehrfach als Gerücht auf, als man von dem Besuche des Prinzen Johann Georg bei den Eltern der erlauchten Braut erfuhr. Die Gemahlin des Vaters der Braut ist Maria Theresia, Erzherzogin von Oesterreich. Die in Frage stehende Württemberg'sche Seitenlinie ist katholisch; die Braut hat drei Brüder: die Herzöge Albrecht (geb. 23. Dez. 1865), Robert (geb. 14. Jan. 1873) und Alrich (ge boren 13. Juni 1877). Bischofswerda. In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist in der Kirche zu Goldbach eia Ein bruch verübt worden. Dem Dieb ist eS nicht ge lungen, etwas Werthvolles zu entwenden. Die Polizei fahndet eifrigst nach dem Kirchmräuber. Eibau. Augenblicklich ist hier «in Riesen geweih ausgestellt. Es gehört einem vorweltlichen Thiere an, ist in einem Moore Irlands gefunden, tadellos erhalten, zeigt 26 Enden uno hat eine Spann weite von 2,30 Meter bei einem Gewicht von 45 Kilogramm. Die Breite der schaufelartigen Stangen beträgt nahezu '/» Meter. Fachleute und Sachver- ' ständige schätzen das Alter desselben auf 5—6000 Jahre. Oberneumark bei Reichenbach. Hier kam vor Kurzem der gewiß seltene Fall vor, daß ein kräftiger Nehbock im Freien gefangen und von nerviger Hand in ein nahe gelegenes Bauerngut geführt wurde; das Thier war im Begriffe, vor einem im Freien arbei tenden Landmanne, dessen Nähe eS Anfangs nicht be merkt zu haben schien, sich zurückzuziehen, dabei gerieth der Bock in ein Kornfeld, und verwirrte sich mit dem Gestänge so in die Halmsrucht, daß er an rascher Flucht behindert wurde. Der Bauer sah dies, eilte hinzu und nahm das Stück Wild fest. Der Trans port nach dem Bauerngut« mag natürlich nicht so leichter Art gewesen sein, denn mit dem Aufwand aller Kräfte suchte das scheu; Thier die goldene Freiheit wieder zu erlangen. Doch siegte die Kraft des Mannes über den Widerstand des Gefangenen, und am Ziele angelangt, band man den Bock mit Stricken fest. Dann ging der Transport nach der Stadt zu dem Jagdpächter, in dessen Behausung das Wild waid- männisch abgenickt wurde. Zwickau. Hier ist ein 14 Jahre alter, gut ge kleideter Knabe beim Verkauf seiner Fußbekleidung ausgegriffen worden. Der Bursche ist legitimationslos und hat über seine Person verschiedene, durchweg un glaubwürdige Angaben gemacht. Einmal will er seit seinem achten Lebensjahre sich auf einem Schiffe be funden und die Welt umreist haben, dann will er vor Jahresfrist dem elterlichen Hause (in der Rhsinpsalz) entwichen, nach der Schweiz und Palästina gewandert, mit einem Pi'gerzug aber nach Europa zurückgekehrt sein. Der Bursche ist sehr geweckt, scheint aus einer besseren Familie zu stammen und dürfte aus einer Anstalt oder auch aus einem Lehrverhältnisse entwichen sein. Derselbe nennt sich Stark, Reinstein und zu weilen auch Stumm. Borna. Zum 1. Oktober wird das gesammte Karabinier-Regiment in unserer Stadt vereinigt. Die neuerbaute Kaserne für die gegenwärtig in Pegau liegenden zwei Schwadronen geht ihrer Vollendung entgegen.