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Meiftritz-IckW Amtsblatt für die K°iMi-l>e Umtshau»tmmmschast Dippoldiswalde, sowie sm die Königlichen Kmisgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeuteichen Auslage det Blattes eine sehr «irl- sanie Verbreitung^finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Ausschlag. — Einge sandt, im revaktionellm Theile, die Spaltenzeil« SO Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimiionätlich 42 Psq. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Kit-chtseitigkn. „Zllustrirkii Unterhaltungsblatt». -i-Kit humoristischer NIochenbkilage .Mendlufen" -i- Kit l«nd- und h-uswirthschsftlichrr Konatsdeilsge. Nr. 47 Dienstag, den 10. Januar 1893. 59. Jahrgang. Zur Militärvorlage. (Schluß.) Im Vaterlands macht man sich sehr unvollkommene Vorstellungen über einen möglichen Krieg der Zukunft, gerade wie in Frankreich vor 1870, wo man auf einige „A^nto rechnete und einen darauf ¬ folgenden glänzenden Frieden. Man legt bei uns die Erinnerungen aus jener glücklichen Zeit unwillkürlich dem zu Grunde, was man künftig erwartet. Man übersieht, daß bereits zu Ende des Jahres 1889 der Gesammlbestand der französischen Armee nicht weniger als das Fünffache dessen betrug, was Frankreich bei Ausbruch des Krieges von 1870 zur Verfügung stand, — ein Verhältniß, das nach vollständiger Wirkung des neuere Wehrgesetzes sich bis zum Siebenfachen steigern wird. Wer dem Federkriege über die neue Militärvorlage mit Aufmerksamkeit folgt, kann sich leider der Ueber- zeugung nicht verschließen, daß deren wahre Bedeutung im allgemeinen auch nicht annähernd richtig gewürdigt wird. Man thut vielfach, als handle es sich um eine akademische Studie über den Werth von zwei- und drei jähriger Dienstzeit. Die Frage, ob zwei oder drei Jahre gedient werden soll, darf gar nicht als Ausgangspunkt für die Ueberlegung gewählt werden. Ist die Nothwen- digkeit, alle Diensttauglichen auszubilden, klar und kann das aus finanziellen Gründen bei dreijähriger oder gemischt zwei- und dreijähriger Dienstzeit, wie sie bisher bestand, nicht geschehen, so folgt daraus, daß mit schlichter Nothwendigkeit für den größten Theil der Armee die zweijährige Dienstzeit angenommen werden muß. Davor zurückschrecken könnte man nur, wenn jemand überzeugend nachwiese, daß eine zweijährige Dienstzeit absolut ungenügend für die soldatische Aus bildung sei. Dieser Beweis wird schwerlich erbracht werden, da ja heute schon mehr als die Hälfte aller Mann schaften derJnfanterienurzweiJahre dient. Darüber,ob die Anwesenheit einer Anzahl von Leuten, die wider ihren Wunsch und Willen ein drittes Dienstjabr in einer Kompagnie festgehalten werden, für deren Tüchtigkeit wichtig ist oder nicht, ist schwer zu streiten. Es kommt dabei viel auf persönliche Ansicht und besondere Er fahrung an. — Nimmt man aber auch an, daß die Truppe durch Fehlen der Dreijährigen etwas verlöre, so wird dies Minder doch niemals das Mehr an Zahl auswiegen, daß wir dafür eingeheimst haben. Von einem allgemeinen Gesichtspunkte aus muß man also unbedingt für Herabsetzung der Dienstzeit und Ver mehrung der Zahl stimmen. Dieser allgemeine Ge sichtspunkt aber ist dadurch gegeben, daß es sich jetzt um unsere gesammte Machtstellung und die Zukunft Deutschlands überhaupt handelt. Wir dürfe» es nicht dulden, daß ein an Bevölkerung schwächerer Nachbar jährlich 42,000 Soldaten mehr erzieht, und daß die Zahl seiner ausgebildeten Mannschaft unter unseren Augen fortdauernd wächst, ohne daß wir etwas AuS- gl-ichendes thun. Wir dürfen uns keiner Täuschung über die Bedeutung eine« Uebergewichts hingeben, welches so groß oder größer sein wird, als die ge sammte französische Streitmacht bei Ausbruch des Krieges von 1870. Wir dürfen es nicht länger dulden, daß jährlich 60,000 wehrpflichtige Deutsche, welche auch thatsächlich wehrfähig sind, nicht zum Dienste eingestellt und ausgebildet werden, so daß mir, wenn es sich eines Tages um unsere Existenz handeln sollte, durch eigene Verschuldung nicht in der Lage sind, alle Kräfte etnsetzen zu können, oder Hundert tausende ohne jede militärische Vorbereitung auf das Schlachtfeld führen müssen. Kein Zweifel, daß die durch den erforderten Mehraufwand erzeugte Last drückend ist. Aber eine Ausgabe von jährlich 65 Millionen Mark ist nicht entscheidend für den Wohl stand Deutschlands. Glückliche oder unglückliche Gestaltung der Handels beziehungen, des Absatzes für unsere Industrie, der Steuerverhältniffe fallen mit ganz anderen Summen in die Wagschale unserer finanziellen Lage. Längerer Aufschub der Reform ist ohne Nachtheil nicht möglich. Die Regierung hat mit der Militär vorlage eine sehr ernste patriotische Pflicht erfüllt. Deutschland steht am Scheidewege und muß sich ent- fchließen. Erfolgt die Ablehnung, so überlassen wir Frankreich den einmal gewonnenen Vorsprung mit vollem Bewußtsein. Ihn später einzuholen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger, endlich fast unmöglich werden. Eine Anzahl von Altersklassen geht immer verloren. Hat man sich einmal mit einem Uebelstande abgesunden, so gewöhnt man sich auch gar leicht daran, für die Gefahr, die er birgt, die Augen zu schließen. Unsere Hoffnung auf Erfolg im zukünftigen Kampfe könnte sich nach der Verwerfung nicht mehr auf sachliche Gründe stützen. DaS Gefühl aber, daß dem so ist und daß man im Frieden Wichtiges ver säumt hat, bildet an sich schon ein Moment der Schwäche für den Krieg. Wird die Vorlage Gesetz, so thut Deutschland nach kurzer Versäumniß einen Schritt vorwärts, den Frankreich ihm nicht mehr nachthuu kann, da dieses thatsächlich an den Grenzen seiner natürlichen Kräfte angekommen ist. Die Ueberlegenheit, die Deutschland allein in seiner Volkszahl besitzt, ist dann nutzbar gemacht. Die Mffnung, im Notbfalle eines Doppel krieges durch glückliche und schnelle Operationen zwischen den feindlichen Heeren den endlichen Triumph aus unserer Seite zu sehen, tritt wieder in ihre Rechte und das Genie unserer Feldherren erhält, wenn auch nicht in so reiche.» Maße wie 1870, so doch immer hinlänglich, die Mittel, sich zu bethätigen. Das Be wußtsein aber, daß im Frieden Alles geschehen ist, was füglich geschehen konnte, um Deutschland stark zu machen, wird auch in den schmierigsten Lagen eines großen Krieges Generäle, Offiziere und Mannschaften mit festem Vertrauen auf den endlichen Sieg erfüllen. Fragt man sich, ob es überhaupt noch möglich ist, der Forderung aus dem Wege zu gehen, so muß man mit einem entschiedenen „Nein" antworten. Deutsch land ist zu jung und lebenskräftig, um endgiltiq aus eine große Nolle im Rathe der europäischen Völker verzichten zu können. DaS wird nimmermehr geschehen, und daraus folgt, daß, wenn in unserer Zeit die Vermehrung unseres Heeres verworfen würde, sie in einer künftige», — nach trüben Erfahrungen — doch vorgenannt»» werden müßte. Wir hoffen, daß es dazu nicht kommt, und daß der unabmeisliche Schritt jetzt geschieht. Zum Schluß eine persönliche Bemerkung. Mein Standpunkt zur Frage ist nicht neu, sondern seit Langem bekannt. Vor fünfzehn Jahren wies ich da raus hin, daß Deutschland mit seiner Wehroerfassung den Lagen, welche die Zukunft berge, nicht gewachsen sei. Es war weder schwer, das damals zu erkennen, noch ein besonderes Verdienst, es auszuspcechen. Doch sei es hier erwähnt zum Beweise, daß die der Militär vorlage zu Grunde liegende Ansicht schon in jener Zeit verbreitet war und es sich heute um keine dem Volke willkürlich bereitete Ueberraschnng handelt. Zu gleich wild mich diese Vergangenheit vor dem Ver dachte schützen, nur einer augenblicklichen Regung zu folgen oder gar zum höheren Ruhme der herrschenden Richtung zu schreiben; sie wird, hoffe ich, dazu bei tragen, daß diese Zeilen hingenommen werden als das, was sie sind, nämlich das Ergebuiß innerster Ueberzeugung, welche aus reiflicher Ueberlegung ent sprungen ist; denn auch in der Fremde, durch ganz fern abliegende Dinge in Anspruch genommen, habe ich die militärische Bewegung im Vaterlande warmen Herzens verfolgt, immer gewiß, daß ein Ereigniß, wie das jetzt eingetretene, über kurz oder lang kommen müsse. — Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit einem Hoch aus den Pro- kektor der sächsischen Militär vereine Se. Majestät den König Albert eröffnete am 6. Januar Herr Kürschnermeister Lotze im Sternsaale die Generalver sammlung des MilitäroereinS für Dippoldiswalde und Umgegend. Nach dem von dem Schriftführer Herrn Lehrer Unger oorgetragenen Jahresbericht besteht der Verein gegenwärtig aus 271 Mitgliedern und dem Ehrenmitglied Herrn Oberregiernngsrath Kessinger, dessen dem Verein jederzeit bewiesene Freundlichkeit in einem Hochruf dankbarst gedacht wurde. Während die Wahl des Vorsitzenden bis zur nächsten Versamm lung vertagt wurde, wählte man zum Kassirer Herrn Feilenhauer Müller, der dies Ehrenamt schon seit 23 Jahren verwaltet, und zu Ausschußmitgliedern die Herren Jäckel, Eduard Köhler, Kalenda, Paul Lindner, Lommatzsch jun. und Wachtmeister Ullmann. An den geschäftlichen Theil reihte sich eine belustigende Christ- baumbescheerung und ein heiteres Kränzchen. — Die vor reichlich einem halben Jahre hier neu gegründete Concertkapelle chat sich als solche bereits wieder aufgelöst, da sie nicht im Stande war, sich als Konkurrent der Stadtkapelle behaupten und überhaupt die Sympathie der Einwohnerschaft gewinnen zu können. — Das Hotel ,.Stadt Dresden" wurde in der am 4. Januar stattgefundenen Zwangsversteigerung für die Summe von 36,100 Mk Herrn. Lohgerbereibesitzer Frosch zugeschlagen. — Nächsten Sonntag wird das beliebte „Mulden- . thaler Männerquartett" im Schützenhause concertiren. K Glashütte. Am Donnerstag Mittag konnte sich hier sehr leicht ein schwerer Unfall ereignen. Der Fleischermeister A. ließ Eis einsahren; als nun der einem Johnsbacher gehörige Eisschlitten zur Einfahrt einfahren wollte, stieß derselbe an einen dort befind lichen Prellstein an und der vorn auf dem Schlitten stehende Geschirrsührer wurde zwischen die Pferde ge schleudert. Wenn nun in diesem Augenblicke nicht das Ortscheit abgegangen wäre, so daß die Pferde vorkaten, hätten sie unfehlbar dem Geschirrführer auf den Kopf treten müssen, so aber kam letzterer in der Hauptsache mit dem Schreck davon. — Seit Sylvester hat sich eine wundervolle Schlitten bahn entwickelt, die besonders am hohen Neujahr recht ausgiebig benutzt wurde. Wohl alle Schlitten waren herzugesucht worden, um in die nähere oder weitere Umgebung eine Parthie machen zu können, aber auch unser Ort war der Endpunkt einer größeren Anzahl solcher Schlittenparthien. Eine alte Wetterregel sagt: „Fährt der Schlitten Sylvester im alten Jahr, So fährt er auch weiter den ganzen Januar." Nun, wir wollens abwarten, für den Anfang Januar stimmts. — Von verschiedenen Seiten wurde hier am Sonnabend Mittag von '/«I bis etwa gegen 2 ein doppelter regenbogenfarbiger Sonnenring beobachtet; der innere Ning hatte einen Durchmesser von ca. 40 bis 45 Grad und war besonders rechts und links und oben (unten war er bei dem tiefen Sonnenstände un sichtbar) ausnehmend lichtstark (Nebensonnen). Der äußere farbige Sonnenring hatte einen etwa doppelt so großen Durchmesser und wurde sichtbar, wenn die dünnen Stratus-Wolken vorüberzogen, war aber dann so hell, wie ein Nebenregenbogen. Kreischa. Wie vorigen Herbst der Buchbinder Hermann, so ist dies Neujahr der Schneider Schröder van hier spurlos verschwunden, ohne vorher seinen Verbindlichkeiten bei verschiedenen Geschäftsleuten, Re staurateuren u. dergl. nachgekommen z» sein. Poffrndorf. Im vergangenen Jahre wurden in unserer Parochie 272 Kinder geboren und zwar 131