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Erledigung der Gesuche um Genehmigung zum Bau und Betriebe einer elektrischen Straßenbahn in den Fluren Kapsel und Schönau, also der Fortsetzung der für Chemnitz geplanten elektrischen Straßenbahn, in kürzester Frist bevor. Wie weiter bekannt wird, wurde einem Mitglied« aus de? Direktion der Berliner Elektrizitätsgesellschuft im Ministerium vor einigen Tagen die Mittheilung, die Entscheidung für Kappel- Schönau werde zugleich mit derjenigen für 4 andere, seitdem in Sachsen geplante elektrische Straßenbahn anlagen getroffen werden. Man beabsichtige, damit überhaupt eine vorläufige Norm für derartige Anlagen in Sachsen zu schaffen. Gt. Egidien. Einige bei Herrn Götz in Lichten stein gestohlene Gegenstände sind am 24. Dezember aufgefunden worden. Von dem Bahnhofe fuhr der in St. Egidien wohnende Gutsbes. Karl Friedrich Vogel die dort angebrachten Abortsäffer nach seiner Jauchen grube. In einem dieser Fässer wurden u. A. vor gesunden: 6 Einlagebücher der Sparkaffe zu Lichten stein, mehrere Rekognitionssckeine und Hypotheken briefe, Schuldverschreibungen, Feuerversicherungspapiere, ein ziemlich neuer Hammer, ein Meißel rc. Meerane. Die Amtshauptmannschaft Glauchau hat für die Bäckereien ihres Bezirks neuerdings ein Regulativ erlassen, nach welchem von jetzt ab aus den Broten das Gewicht durch Eindrücken angegeben sein muß. In Konsumentenkreisen ist man sehr erfreut über diese behördliche Maßnahme. Schwarzenberg. In mehreren Orten des Erz gebirges, wie in Schwarzenberg, Breitenhof, Johann georgenstadt, Platten rc., hat man mit Schneeschuh - laufen einen Anfang gemacht. Sehr häufig bietet sich jetzt Gelegenheit, dort Leute zu beobachten, welche auf den ungefähr 2 Meter langen Schuhen pfeilgeschwind über die Schneefläche dahingleiten. Um den Sport recht einzubürgern, wird beabsichtigt, in Schwarzenberg einen bezüglichen Verein in's Leben zu rufen. Zwickau. Die hier und in der Umgegend zur Einzeichnung aufgelegte Petition an den Reichstag wegen Ablehnung des Zentrumsantrages betreffs der Zurück berufung der Jesuiten, hat 6620 Unterschriften gefunden und ist an den Reichstag abgesendet worden. Personen aller Konfessionen haben diese Petition unterschrieben. — Am l. Jan. 1893 tritt hier das neue Regulativ betreffs Besteuerung der Hunde in Kraft. Es muß fernerhin für einen Hund 20 Mark Steuer und für jeden weiteren Hund 25 Mark mehr Steuer ent richtet werden. Tagesgeschichte. Berkin. Prinz Georg von Sachsen trifft zur Neujahrsgratulation am 31. Dezember Nachmittags in Berlin ein und nimmt in Kgl. Schlöffe Wohnung. — Dem Reichstage sind in den Feiertagen der Gesetzentwurf, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, sowie ferner der Gesetzentwurf betreffs Ergänzung der Be stimmungen über den Wucher und der Gesetzentwurf betreffs Begründung der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zugegangen. Die letztgenannte Vor lage besteht nur aus 2 Paragraphen und enthält eine ausführliche Begründung. — Kaum sind die weihnachtlichen Festtage vorüber gezogen, so beginnen auch schon wieder die Preß erörterungen in Sachen der Militär Vorlage. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt einen anscheinend offiziösen Artikel in dieser Frage, welcher erneut derVertheidigung der Haltung der Neichsregierung in der schwebenden hochwichtigen Angelegenheit gewidmet ist. Namentlich bemüht sich der Artikel, darzuthun, daß der Zeitpunkt der Einbringung der Militäroorlage ein durchaus ge eigneter gewesen sei, es wird sogar behauptet, daß die verbündeten Regierungen eine schwere Verantwortung auf sich geladen haben würden, hätten sie mit Ein bringung der Vorlage noch weiter gezögert. Gewinnen die verbündeten Regierungen — heißt es weiter — wie dies thatsächlich der Fall sei, die Ueberzeugung, daß die Existenz deS deutschen Reiches auf dem Spiele stehe, dann würden sie gewissenlos gehandelt haben, wenn sie sich durch irgend eine Rücksicht hätten abhalten lassen, diejenigen Maßnahmen beim Reichstage zu bean- YSL - tragen, welche die Sicherheit des Vaterlandes forderte.— DaS ist allerdings schweres Geschütz, welches die offi ziösen Verlheidiger der Militärvorlage mit der Be hauptung ausfahren, es komme hierbei die Existenz des Reiches in Frage. Man fragt sich vergeblich, wo denn in der gegenwärtigen allgemein-politischen Lage eine derartige tiefgreifende Befürchtung begründet sei, und fast könnte man zu der Vermuthung gelangen, es handele sich nur darum, Parlament und Volk zu Gunsten der Militärvorlage „gruselig" zu machen. Nun, die Militärkommifsion des Reichstages, in welcher ja die nächste Entscheidung in dem schwebenden be deutsamen Problem ruht, wird sich durch solche Be unruhigungsartikel gewiß nicht beeinflussen lassen, sondern die ganze Frage vielmehr an der Hand des ihr regierungsseitig zur Verfügung gestellten geheimen Materials unbefangen prüfen. — Nach einem Bericht S. M. Kreuzer „Falke", welcher sich am 24. d. M. nach Weidah begeben hatte, sind die wegen angeblicher Waffenlieferung an den König von Dahomey, die nach Ausbruch der Feind seligkeiten stattgesunden haben sollt«, in Untersuchung gezogenen Personen wieder sreigelaffen und ihnen das inzwischen unter Siegel gelegte Eigenthum wieder zurückgegeben worden. Die Untersuchung wird fort gesetzt. Betheiligt an derselben sind Herr Schramm von der Firma Goedelt, Herr Buß von der Firma Woelber L Brohm (beide Firmen in Hamburg) und der Schweizer Staatsangehörige Herr Berth. — Bei Abfassung des mit Ende dieses Jahres außer Giltigkeit tretenden Betriebsreglements sür die Eisenbahnen Deutschlands hatte man es für selbstver ständlich gehalten, daß in den Frauenabtheilungen nicht geraucht werde und infolge dessen eine hierauf bezügliche Bestimmung unterlassen. Die immer freier denkende Damenwelt aber hat den Eisenbahnverwaltungen wiederholt bewiesen, daß auch Damen rauchen können und in diesem Genüsse in den reservirten Frauen abtheilungen der Eisenbahnwagen sich nicht stören lassen wollen. In die neue Verkehrsordnung ist deshalb nunmehr ausdrücklich das Verbot des Rauchens in den Frauenabtheilungen ausgenommen worden, so daß die jenigen Vertreter deS schönen Geschlechts,^ welche während der Eisenbahnsahrt zu rauchen wünschen, in den all gemeinen Raucherabtheilungen für Damen und Herren Platz nehmen müssen. Dänemark. Wie jetzt in Bestätigung einer früheren Meldung aus Kopenhagen mitgetheilt wird, begiebt sich König Christian IX., einer Einladung des Kaisers Wilhelm II. folgend, am 22. Jan. nach Berlin, um der am 25. Jan. stattfindenden Vermäh lung der Prinzessin Margarethe von Preußen beizu wohnen. Königin Louise, die sich nicht kräftig genug fühlt, um die mit großen Hoffestlichkeiten verknüpften Anstrengungen zu ertragen, wird den König nicht be gleiten. Frankreich. Die Panama-Affaire in Frank reich hat im Verlaufe der letzten Tage keine wesent liche Veränderung nach dieser oder jener Richtung auf zuweisen gehabt. Fast scheint es, als ob nunmehr das Schlimmste sür die republikanischen Kreise des Landes überstanden sei, wenigstens ist es vorläufig von den Gerüchten, wonach der Rücktritt des Kriegsministers und früheren Kabinetschefs Freycinets und auch der jenige des Präsidenten Carnot selbst bevorstehen sollte, wieder still geworden, ja, nicht einmal der Kammer präsident Floquet, der doch durch die Panama-Affair« schwer genug kompromittirt erscheint, findet es für nöthig, sich von der politischen Bühne zurückzuziehen. Freilich ist aber unverkennbar, das die in Frankreich eingetretene parlamentarische Pause einer gewissen Versumpfung des Panama-Skandals Vorschub leistet. Nach dem Wiederzusammentritte der Deputjrtenkammer ist darum eine Wiederzuspitzung der gesummten Krisis nicht unwahrscheinlich; und wie die Wählerschaft im Lande über die Pariser Skandalös« denkt, das zeigt z. B. der Vorgang in Nantes. Die beiden Abgeord neten dieser Provinzialhauptstadt, Guillemet und Sibille, wurden in einer Wähleroersammlung durch Zurufe, wie: „Gebt das Panamageld heraus!", „Kammer auflösung!" u. s. w. verhöhnt, auch waren die Ge nannten später aus der Straße Gegenstand feindseliger Volksdemostrationen. — „Figaro" meldet: Bei der Haussuchung in den Bureaux der Panamagesellschaft wurde ein Koptrbuch Fontane's entdeckt, welches für zahlreiche Deputirte und Senatoren sehr kompromittirend sei. Das Kopirbuch enthalte den gesammten Briefwechsel zwischen der Ge sellschaft einerseits und Kornelius Hertz und Arton andererseits betreffend die im Parlanient zu unter nehmenden Schritte, ferner auch die Namen der einzelnen Parlamentarier nebst Angabe ihrer Forderungen, sowie das Datum der Auszahlung des geforderten Betrages. England. In England ist die politische Weih- nachtSfreude durch den Mord an schlag irischer Dy- namitbolde gegen den Staatssekreträr von Irland, Morley, einigermaßen getrübt worden. Man hat es unzweifelhaft mit einem politischen Attentate zu thun, obgleich dessen Beweggründe angesichts der vom Mi nisterium Gladstone den Irländer verheißenen Selbst verwaltungsbill noch ziemlich dunkele sind. Von den Urhebern des schändlichen Verbrechens, dem ein wackerer Beamter zum Opfer gefallen ist, konnte noch keine Spur ermittelt werden. Bulgarien. Die diesjährige Session der bulga rischen Sobranje ist am Dienstag durch den Fürsten Ferdinand mittelst Thronrede geschloffen worden. Die Rede weist aus die von der Sobranje genehmigten Gesetze, unter Hervorhebung der auf die Verfassungs änderung bezüglichen Gesetze, hin, welche Beschlüsse das Ergebniß einer fruchtbaren, gründlichen Thätigkeit wie patriotischer Gesinnung seien. Fürst Ferdinand wurde von der Sobranje mit lebhaften Zurufen em pfangen, welche ihn auch beim Verlassen deS Saales begleiteten. Neujahrslied. Ich lieb' und wirke in der Stille Und ruh' in meines Vaters Schoß. Nicht mein, o Vater, nur dein Wille Bereitet mir ein glücklich' Los. Zieh' deine Hand von mir nicht ab: Du bist mein Fels, mein Schild und Stab! Du bist mein Fels seit so viel Jahren; Und wer auf diesen Felsen baut. Dem steh'st du bei, wenn in Gefahren Vor Angst der bangen Seele graut. Die Finsterniß ist vor dir Licht: Du bist mein Fels, du wankest nicht! Du warst mein Schild vor qist'gen Pfeilen, Vor Arglist, Falschheit, Spott und Hohn; Du kamst, di; Wunden mir zu heilen, Drum flieh' ich heut zu deinem Thron; Lab deine treue Vaterhand Als Schild sein ferner ausgespannt! Du warst mein Stab in meinem Leben; In Trübsal, Jammer, Angst und Noth Hast du mir Trost und Kraft gegeben, O du getreuer Herr und Gott! Sei auch im Alter du mein Stab, Bleib meine Stütze bis an's Grab! So bin ich ferner wohl geborgen Bei dir, du treues Vaterherz; Du hebst und linderst alle Sorgen, Du hilfst und tröstest mich im Schmerz. Sei du mein Fels, mein Schild und Stab, Zieh' deine Hand von mir nicht ab! Und schlägt einst meine letzte Stunde, Legt man den müden Leib in's Grab, Ich bin mit Gott im engen Bunde, Er ist mein Fels, mein Schild und Stab. Du bleibst des Herzens Freud' und Kron', Mein Heiland und mein Gnadenthron! Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachstehendes Regulativ, den Verkauf von Backwaarsn betreffend, wird be hufs der Nachachlung zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 22. Dezember 1892. Königliche Amtshauptmannfchaft. v. Einsiedel. Regulativ, den Verkauf von Backwaaren betreffend. In theilweiser Abänderung des Regulatives, den Verkauf von Backwaaren auf dem platten Lande betreffend, vom 30. September 1880 wird hiermit auf Grund der ZZ 73 und 74 der Gewerbeordnung im Einvernehmen mit dem Be zirksausschüsse sür den Bezirk der Amtshauptmannschast mit Ausschluß der Stadt Dippoldiswalde bestimmt, was folgt: 8 i. Jeder Bäcker und Verkäufer von Backwaaren hat in seinem Verkaufslokale durch einen Anschlag an einer dem Publikum gehörig in'S Auge fallenden Stelle das Gewicht und den Preis des von ihm zum Verkaufe gestellten Schwarzbrodes, sowie der weißen Backwaare bekannt zu geben. Sonnabend, den 3l. Dezember 1892. Abends 6 Uhr Feier des Jahresschlusses. Die Predigt hält Herr Sup. Meier. Kirchenmusik: „Es ist so still geworden rc." Geistliches Abendlied ,ür gcm. 8hör von Br. Hellriegel. Ncujahrstag, den 1. Jan. >893. Borm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Die Beichlrebe hält Herr Sup. Meier. Vormittags 9 Uhr Prediglgottesdiensi (Tert: LucaS 2, 21). Die Predigt hält Herr Diak Biichting. Abends 6 Uhr Neujahrsandacht: Derselbe.