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»WWW „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners- t«q und Sonnabend. — PreiS vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MlW. Amtsblatt Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg- di« Gpaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und comPlieirte Inserate mit entsprechen den» Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltrnzeile 2V Pfg. für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnlerhattungSblatt." Mit land- und hanswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 141. Dienstag, dm 29. November 1892. 58. Jahrgang. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde. Die für die Stadtverordneten wahl am nächsten Donnerstag zur Ausgabe gelangte Wahlliste der stimm- und wahlfähigen Bürger unserer Stadt führt inögesammt 356 Namen auf und zwar 149 in der Klaffe der Unangeseffenen und 207 in der Klaffe der Angesessenen. Gegen das Vorjahr hat sich die Zahl der stimmfähigen Bürger in ersterer Klaffe um 5 und in letzterer um 4 vermindert. — Nach § 44 unter b der revidirten Städte ordnung sind bei den Stadtverordnetenwahlen nur diejenigen Bürger stimmberechtigt, welche die für den Erwerb des Bürgerrechts festgesetzten Vorbedingungen noch erfüllen. Eine dieser Vorbedingungen ist nun nach § 17 dieses Gesetzes die Entrichtung einer direkten Staalssteuer von mindestens 1 Thaler — 3 Mark. Hiernach sind also diejenigen Bürger, welche weniger als 3 Mark direkte Staatssteuern zu entrichten haben, von der Stimmberechtigung bei den Stadtverordneten wahlen ausgeschlossen. Diese Bestimmung leidet jedoch auf solche Bürger, welche das Bürgerrecht bereits vor dem 15. Oktober 1874, dem Tage des Inkrafttretens der revidirten Städteordnung, erworben haben, keine Anwendung. Dippoldiswalde, 28. November Kraftstrotzend und mit frischem, frohem Muthe beseelt zeigten sich wieder unsere strammen Turner im gestrigen Concerte, das ihnen auch Gelegenheit gäb, sich unter der Leitung des Herrn Vereinsvorstandes Eidner in Liedern als muntere Sänger und in humoristischen Szenen ihre un gezwungene Heiterkeit zu zeigen. Ein mimisch-lebendes Bild bot 8 liebliche Verwandlungen, und der Einakter „Ein weißer Othello" von Friedrich regte durch seine komischen Auftritte und durch sein flottes Spiel die Lachmuskeln gar sehr an. Die turnerische Kraft und Gewandtheit kamen aber besonders und zwar in hohem Maße zur Geltung bei den Vorführung«» am hohen Barren und bei der Ausführung des „Germanischen Waffentanzes". In den urgermanischen Kostümen, an denen selbst die Büffelhörner nicht fehlten, bewaffnet mit Streitaxt, Speer und Schild, nahmen sich die kräf tigen Turnergestalten ganz hübsch aus, und vollführten sie den kriegerischen Tanz unter Leitung des Herrn Turnwart Palme so vorzüglich, daß sie durch ein stür misches Bravo veranlaßt wurden, den Neigen zu wieder holen. Selbstverständlich drehten sich die Turner nach dem Concert mit den zahlreich anwesenden Damen flott in Tanzreigen. Dem strebsamen Vereine rufen wir aber zu seinem ferneren Gedeihen ein kräftiges „Gut Heil" zu. — Allen unfern Nachbarn der engeren und weiteren Umgebung wollen wir hierdurch zur Kenntnißnahme bringen, daß an allen vier Sonntagen vor Weihnachten alle hiesigen Geschäfte bis 9 Uhr Abends, ausschließlich der Zeit des Abendgottesdienstes, geöffnet sein dürfen. — Etwaige Weihnachtseinkäufe lassen sich also jetzt bereits aufs Beste erledigen. — Am Sonnabend versuchte sich hier ein Dienst mädchen in einer Badewanne Fu ertränken, wurde aber noch rechtzeitig von ihrem Dienstherr» daran gehindert und dem Leben zurückgegeben. — Nächsten Freitag wird von Hainsberg nach Kipsdorf der nächste Theaterextrazug abgelassen werden. An diesem Tage weilt bekanntlich Kaiser Wilhelm in Dresden und wird deshalb im Altstädter Hoftheater auf allerhöchsten Befehl der 2. Akt von „Tannhäuser" und sodann „Sizilianische Bauernehre", im Neustädter dagegen das Trauerspiel „Hamlet", Anfang '^7 Uhr, gegeben werden. — Das Ministerium des Innern hat der Kranken- und Sterbekaffe für Reinhardtsgrimma und Um gegend, eingeschriebene Hülsskaffe, aus Grund deren Statuten vom 18. März 1885 und des Nachtrages vom 10. April 1887 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 genügt. — Ueber den Saatenstand und die Ernte im Königreiche Sachsen bis 15. November entnehmen wir dem in der Kanzlei des Landeskulturraths zusammen gestellten Bericht folgende allgemeine Uebersicht: Die Witterung war während der Berichtszeit — 15. Ok tober bis 15. November abermals viel zu trocken, in einzelnen Bezirken ist seit : 6—8 Wochen kein Regen gefallen. Infolgedessen hat sich der Stand der Winter saaten im allgemeinen verschlechtert. Die zeitigen Saaten, welche nach dem vorausgegangenen Monats berichte schön, ja vielfach üppig standen, haben sich infolge Regenmangels wenig weiter entwickelt, fangen sogar an gelb und welk zu werden, die späteren Saaten sind vielfach lückenhaft und dünn oder aus leichteren Bodenarten gar nicht aufgegangen, so daß sie, wenn nicht baldigst und vor dec Einwinterung durchdringende Niederschläge kommen, schwach in den Winter gehen und seinen Unbilden wenig Widerstand entgegensetzen können. Eine Ausnahme hiervon bilden die Bezirke Rochlitz, Flöha, Marienberg, der östliche Theil der Zwickauer Amtshauptmannschast, sowie- fast das ganze Vogtland, wo die Trockenheit noch wenig oder keinen Schaden verursacht hat. Mehr oder we niger haben durch die Trockenheit auch Raps und Stoppelklee zu leiden gehabt; von letzterem sind bereits ziemliche Flächen umgepflügt und anderweit bestellt worden. — Vereinzelt wird bereits über Wassermangel geklagt, hochgelegene Brunnen versiechen, so daß der Ruf nach baldigem ausgiebigem Regen sich wie ein rother Faden durch sämmtliche Berichte zieht. Der Durchschnitt des Gesammtergebniffes der nunmehr voll ständig beendeten Kartoffelernte ist etwas niedriger, als nach dem Berichte im Vormonat. Der niedrigste Ertrag ist 80 Zentner, der höchste (blaue Riesen) 600 Zentner vom Hektar. Die höchsten Erträge geben wiederum (mit der einzigen Ausnahme aus dem Zwickauer Bezirk mit 600 Zentner blaue Riesen) ÄnAllum bonuiu, während neuere Sorten, wie An dersten, Kornblume, auch Champion geringe Erträge lieferten. Der Durchschnitt der angegebenen Erträge beziffert sich in der Kreishauptmannschaft Bautzen bei 6 Angaben auf 232 Zentner, der Kreishauptmann- schast Dresden bei 11 Angaben auf 266 Zentner, der Kreishauptmannschaft Leipzig bei 18 Angaben auf 281 Zentner, der Kreishauptmannschast Zwickau bei 15 Angaben aus 313 Zentner, im Königreich bei 50 Angaben auf 281,2 Zentner vom Hektar. Sehr günstig ist der Umstand, daß die Kartoffeln gesund eingebracht worden sind und sich bis jetzt in Keller und Miete gut gehalten haben. Nur aus 6 Bezirken wird über kranke Knollen von 1 bis 10 Prozent berichtet. — Vereinzelt wird wie im Vormonat über Mäuse geklagt, jedoch ist eine größere Vermehrung bis jetzt kaum be merkbar geworden. — Freitag den 2. Dezember, Nachmittags 4 Uhr wird die Oekonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen ihre 2. ordentliche Vortragsversammlung in der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden-^.., Marienstraße, abhalten. Hr. I)r. Steglich, Vorstand der landwirthschastlichen Versuchsstation für Pflanzenkultur zu Dresden, wird sprechen: „Ueber Verbesserung und Veredelung der landwirthschastlichen Kulturgewächse durch Züchtung". Der Vortrag dürfte für alle praktischen Landwirthe von großem Interesse sein, da durch denselben gewissermaßen beachtenswerthe Hinweise gegeben werden, wie durch geeignete Züchtung und Auswahl des Saatgutes die Erträgnisse in quan titativer und qualitativer Hinsicht zu bessern sind. — Eintrittskarten für Nichtmitglieder sind in der Kanzlei der Oekonomischen Gesellschaft i. K. S. — Wienerstraße 13 II. — während der Vormittagsstunden kostenlos zu entnehmen. Durch Mitglieder eingesührte Gäste sind jederzeit willkommen. 1' SeiferSdorf. Kanzel undAltar der neuerbauten Kirche zu Radebeul sind von der hiesigen Kunstmöbel tischlerei und Holzbildhauerei des Herrn I. Ludwig geliefert worden, und macht die wirklich künstlerische Ausführung beider Stücke dem Verfertiger alle Ehre. — Am Sonnabend, den 26. d. M., feierte» der Bäckermeister Heinr. Ebert und seine Gattin das 25- jährige silberne Ehejubiläum im Kreise der Kinder und Verwandten. Der hiesige Gesangverein ehrte das all gemein geachtete Jubelpaar durch ein sinniges Morgen ständchen. Glashütte. Eine besonders ehrende Auszeichnung wurde dem Direktor der Deutschen Uhrmacherschule, Herrn Strasser, für seine vielseitigen hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Uhrmacherei zu Theil, indem Genannter jetzt von der ^morioan HoroloAioai Sooiot^ in Chicago zum Ehrenmitglied ernannt worden ist. Dresden. Prinz Heinrich von Preußen traf am Sonntag Vormittag aus Berlin in Dresden ein, stieg im Residenzschloffe ab und stellte sich bei Hofe als Kommandant des Panzerschiffes „Sachsen" vor. Am Nachmittage fand beim Prinzen Friedrich August Familirntofel statt und Abends trat der Prinz die Rückreise nach Berlin an. — Nach Zusammenstellungen im König!, meteoro logischen Institut sind im Monat Oktober in den verschiedenen Flußgebieten des Königreiches Sachsen die folgenden durchschnittlichen, in Litern pro Quadrat meter ausgedrückten Niederschlagsmengen ge fallen: Weiße Elster . . 30 Göltzsch .... 31 Parthe .... 12 Pleiße .... 16 Schwarzwasser. . 31 Lungwitz ... 22 Chemnitz ... 20 Flöha .... 26 Zschopau ... 25 Freiberger Mulde . 21 Zwickauer Mulde . 25 Bereinigte Mulde . 22 Kirnitzschbach . . 33 Neisse. Lachsbach ... 30 Bielabach ... 29 Gottleuba ... 23 Wesenitz.... 26 Muglitz .... 32 Rothe Weißeritz . 34 Wilde Weißeritz . 23 Vereinigte Weißeritz 27 Triebisch. ... II Pulsnitz.... 14 Große Röder . . 12 Löbauer Wasser . 30 Spree .... 32 . 32. Oybin. Für Herstellung nothwendiger Baulich keiten auf dem Berg Oybin hat der Zittauer Stadt rath auf Vorschlag des BauausschuffeS in seiner letzten Sitzung vorbehältlich der Zustimmung der Stadtver ordneten beschlossen, 15,000 M. zu bewilligen. AuS dem Erzgebirge. Unser Erzbergbau ist in den letzten Jahren wieder sehr wenig lohnend ge worden, wie schon der billige Verkauf der Abbaurechte von früher bedeutenden Erzzechen deutlich beweist. Der Aufschwung, Ker sich in den 70er Jahren im ge summten Bergbau bemerklich machte, hat leider nicht lange angehalten. Selbst beim Kohlenbergbau sind Rückschläge vorgekommen und im Lugauer Bezirke wird ein Kohlenfeld von 287 sächsischen Scheffeln, das schon vor 20 Jahren durch einen halbfertigen Schacht „Neicbszeche" abgebaut, werden sollte, zum Verkaufe ausgeboten. Die staatlichen Silbergruben in der Frei berger Gegend arbeiten seit einigen Jahren auch mit Verlust. Die ungünstige Lage des erzgebirgischen Bergbaues läßt sich von neuem auS der statistischen Uebersicht auf das Jahr 1891 erkennen. Die Zahl der Bergwerke ist von 191 auf 186 gesunken, während sich die Belegschaft von 6939 auf 7009 Mann ge hoben hat. Im Ganzen wurden im vergangene» Jahre 51,633 Tonnen Erze im Werthe von 5,609,400 Mk. gewonnen; doch haben nur 3 Gewerkschaften einen Gewinn von zusammen 177,452 Mk. erzielt. Die übrigen Zechen erforderten «inen Zuschuß von 2,091,579 Mk. Was speziell die Silbergruben an langt, so litten diese unter dem Preisdruck ganz ge-