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u Mr „fWelßeritz-Sektung" erscheint wvchsntlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich «4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MHmh -MW. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un rrvaltionelle« »heile, die Spaltrnzeil« 20 Psg. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirten Unterhaltungsblati." Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 49. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In demselben Rahmen und mit derselben Herzlichkeit wie in früheren Jahren ist auch Heuer bei uns Königs Geburtstag gefeiert worden. Unter Begleitung seiner Gewehrsektion veranstaltete der Militärverein am Morgen die übliche Reveille, während die öffentlichen und zahlreiche Privatgebäude reichen Flaggenschmuck angelegt hatten. Am Nach mittage fand auf dem Rathhause ein Festessen statt, zu dem eine ungemein reiche Anzahl von Herren aller Stände sich eingefunden hatte und bei dem Herr Amts- hauptmann von Einsiedel den einzigen Toast auf das hohe Geburtstagskind ausbrachte, in dessen Hoch alle begeistert einstimmten. — Auf Verfügung des Kgl. Justizministeriums ist Herrn Gerichtsvollzieher Müller hier das Prädikat „Aktuar" beigelegt worden. — Trotzdem die Beerdigung des ermordeten Gast- wirth Hochmuf am Freitag Nachm. 6 Uhr in aller Stille stattfinden sollte, war doch eine große Menge Leidtragender und Neugieriger auf dem Kirchhof ver sammelt. Von der Hochaus'schen Familie waren ein 16jähciger Sohn, Goldschlägerlehrling in Pieschen, und eine l 3jährige Tochter zugegen. Herr Diakonus Büchting sprach am Grabe gegen die Mörder ein Wort des Wehe auf Grund des Spruches: „Wer Menschen blut vergießet rc.", doch empfahl er dieselben der Gnade Gottes, auf den Beerdigten flehte er Gottes Segen herab, zu den Hinterlassenen sprach er Worte des Trostes. — An demselben Tage Abends 7 Uhr wurde Hamann, am Sonnabend Mittag 11 Uhr Käst ner und 7 Uhr Frau Hochauf mit der Bahn nach Freiberg transportirt. Eine große Menschenmenge hatte sich jedesmal am Bahnhof angehäuft und man konnte dabei widerliche Ausdrücke der Verachtung, des Hohnes und Spottes wahrnehmen, die nicht nur sitt licher Entrüstung, sondern mehr einer Herzenshärtigkeit entsprangen. Mag doch Jeder, der jetzt noch steht, zusehen, daß er nicht falle. — Am gestrigen Sonntag, wo Sonnenschein und Regen abwechselnd aufwarteten, zog in der 5. Nach mittagsstunde das erste diesjährige Gewitter über unsere Stadt und entlud sich mit einem tüchtigen, von heftigem Sturm begleiteten Graupelwetter. An den anläßlich des Jahrmarktes aufgestellten Karouffels und Schießbuden richtete das Unwetter mehrfache Beschä digungen an. — Kleine Ursachen, große Wirkungen sind es auch, daß die Sammlung der kleinen Cigarrenabschnitte, welcher Mühe sich besonders Herr Steuereinnehmer Fretter in dankenswerther Weise unterzogen hat, einen Ertrag von 23 Pfund und einen Erlös von 19,57 M. ergab, wozu noch von fünf Herren 10,50 M. an baar gelegt wurden. Von dieser Einnahme im Betrage von 30,07 M. sind 27,85 M. für 28,5 Ctr. Kohlen, 17 Körbe Holz und 6 kg Brod an 22 Arme verausgabt worden. Der Rest von 2,22 M. ist auf das Spar kassenbuch Nr. 13,590 eingelegt worden, das ein Ne- servekapital von 49,86 M. auszuweisen hat. Möchte jeder Raucher bedenken, daß er mit der werthlos er scheinenden Cigarrenspitze auch Wohlthaten zu erweisen vermag. — Außer der in unserer letzten Nummer gemel deten Ordensverleihung am Geburtstage Sr. Maj. des Königs ist das Albrechtskreuz »och an Rathmann Heinrich August Fischer in Lauenstein und Gemeinde vorstand Friedrich Heinrich Menzer in Seifersdorf ver liehen worden. — Zu besetzen: Die 2. ständige Lehrerstelle in Reinhardtsgrimma. Einkommen außer freier Wohnung 900 Mark Gehalt. Musikalisch gebildete Bewerber erhalten den Vorzug. Gesuche sind bis zum 14. Mai d. I. bet dem König!. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. Dienstag, den 26. April 1892. — Der Finckenfang in Maxen erfreut sich wegen seiner entzückend schönen Fernsicht eines sich immer steigernden Besuches. Von den vielen Besuchern dieses schönen Punktes wird lebhaft bedauert, hier keine Er frischungen erhalten zu können. Eine Anzahl größere Vereine, 2000 Mitglieder zählend, sowie die Einwohner des Müglitzthales, die Herren Gemeindevorstände der zunächst gelegenen Dörfer haben in der Petition an die Kgl. Amthauptmannschast Pirna gebeten, dem Be sitzer des Aussichtspunktes die Erlaubniß zum Schank betrieb zu ertheilen. Nach Aufschließung des Müglitz thales, durch welche der Finckenfang bald zu den be liebtesten und besuchtesten Aussichtspunkten zählen wird, ist der Wunsch nach Eröffnung einer Restauration auf diesem Punkte wohl recht und billig, so daß die Kgl. Amtshauptmannschast Pirna kein Bedenken tragen kann, die erbetene Konzession zu ertheilen. Wittgensdorf. Das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte am 3. Osterfeiertage Hierselbst das Zimmermann'sche Ehepaar. Dem Jubelpaare wurde seitens des Lungkwitzer Turnvereins ein Ständchen gebracht, während im weiteren Verlaufe des Tages Herr Pastor Woost im Beisein vieler Einwohner eine ergreifende Ansprache hielt. Neben anderen Geschenken überreichte Herr Gemeindevorstand Lieber Namens der Gemeinde dem würdigen Paare ein ansehnliches Geld geschenk. Lungkwitz. Der in den weitesten Kreisen bekannte Theaterdirektor Albert Körztnger, zur Zeit in Lungk witz bei Kreischa, feiert am nächsten Dienstag sein 50jähriges Schauspielerjubiläum. Galt es auch in seinem Berufsleben, manchen harten Kamps mit dem Dasein aufzunehmen, so hat er sich dennoch stets durch seine Bescheidenheit und vor Allem durch seine Recht schaffenheit allseitige Achtung und viele Freunde er worben, welche dem würdigen Jubilar gewiß einen möglichst sorgenfreien Lebensabend wünschen werden. 4 Possendorf. Nächsten Sonntag (1. Mai) be ginnen die bei unseren Parochianen so beliebten Früh gottesdienste wieder und werden während der Monate Mai, Juni, Juli und August jeden Sonntag früh 7 Uhr von Herrn Diakonus Nadler abgehalten. - Hänichen. Am vergangenen Sonnabend Nach mittag trug sich auf hiesigem „Beckerschachte" ein recht bedauerlicher Unglücksfall zu. Der Bergarbeiter Moritz Hermann Rentsch aus Wilmsdorf wurde bei seiner Arbeit plötzlich von hereinbrechender Kohle ver schüttet und blieb auf der Stelle todt. Rentsch ist 42 Jahre alt und verheirathete sich vergangenen Monat März bereits zum 3. Male. Höckendorf. Wegen der erfolgten Erkrankung der 6jährigen Tochter des Herrn Kirchschullehrers Kühn an Diphtherie und Croup hat auf Anordnung der König!. Bezirksschulinspektion zu Dippoldiswalde der Schulunterricht bis Mittwoch, den 27. d. Mts., ge schloffen werden müssen, auch ist zur Vermeidung weiterer Gefährdung die gründliche Reinigung des ge lammten Schulgebäudes einschließlich der Subsellien, Ausweißen der Lokale und der Vornahme gehöriger Desinfektion angeordnet worden. Dresden. Der nach dem Taschenberge zu gelegene Theil des Dresdner Schlosses, dessen Abbruch bis Anfang Mai fertiggestellt sein muß, ist bereits bis zum Erdgeschoß niedergelegt worden. Zur Förderung der Arbeiten hat man in dem früheren Bärengarten zwei Geleise gelegt, an deren Ende sich ein Berg von Steinen austhürmt, die soweit möglich, beim Neubau wieder Verwendung finden sollen. Da der abge brochene Flügel eine Anzahl Beamtenwohnungen ent hielt, so wird der stehen gebliebene Theil zu einem Beamtenhaus umgebaut werden. Der nach dem Prinzen-Palais führende Uebergang muß bis zum Winter vollendet sein. Da an der Ecke, wo sich der bisherige Uebergang befand, ein schmucker Thurm er- 58. Jahrgang. stehen wird, so erhält der neuherzustellende Verbin dungsbau eine etwas schräge Richtung. — Das König!. Sächsische Ministerium des Innern hat neuerdings in Bezug auf die vielfach angestrebte Behandlung erkrankter Kaffenmitglieder durch soge nannte Naturheilkundige auf Kosten der Kranken kassen entschieden, daß Versicherte im Krankheitsfalle jedenfalls die Behandlung durch einen approbirten Arzt zu verlangen berechtigt sind, daß aber auch Ver sicherte in einzelnen besonderen Ausnahmefällen mit Genehmigung des Kassenvorstandes unter Verzicht auf die Behandlung durch einen approbirten Arzt die Hülfe eines Nichtarztes annehmen können und daß dis Krankenkasse die Kosten des Heilverfahrens zu über nehmen hat. Das Kgl. Ministerium hat ferner aus gesprochen, daß Krankenkassen die Versicherten nicht zwingen können, sich eines approbirten Arztes zu be dienen, daß dieselben aber auch nicht lediglich soge nannte Naturheilkundige zur Krankenbehandlung ver wenden dürfen, und endlich, daß nur approbirte Aerzte zu autoritären Befugnissen (Zeugnißertheilung, Ab gabe von Gutachten u. s. w.) berechtigt seien. — Das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern hat mit Rücksicht auf die etwaige Wiederkehr sozial demokratischer Veranstaltungen zur Feier des 1. Mai die unterstehenden Behörden darauf aufmerksam gemacht, daß Maffenaufzüge, Versammlungen im Freien oder dergl., welche zu Ausschreitungen führen können, zu verbieten seien. — Der Landeskulturrath giebt folgende allgemeine Uebersicht über den Saatenstand im Königreich Sachsen bis 15 d. M. Während die Witterung in den eigentlichen Wintermonaten November bis mit Februar den Wintersaaten recht günstig war und zu der Hoff nung berechtigte, daß sie die Unbilden des Winters allgemein gut überstehen würden, brachte der März stärkere Kahlfröste mit Sonnenschein während des Tages und der April nach einigen sehr warmen Tagen Reif, Nachtfröste und austrocknende Ost- und Nordwinde, in einzelnen Gegenden, wie Annaberg, Marienberg und im oberen Theile der Amtshauptmannschast Flöha noch ziemlich starken Schneefall. Infolgedessen lauten auch die Berichte so ziemlich übereinstimmend, daß die späten und deshalb dürftig in den Winter gegangenen Roggen saaten zumeist ausgewintert sind und umgepflügt werden mußten, während die zeitigen Saaten mit ganz wenig Ausnahmen sehr schön und theilweise üppig stehen. Gleichmäßiger ist der Weizenstand, der zu den besten Hoffnungen berechtigt. Auch der Raps, dessen Anbau im vorigen Jahre sich weiter vermindert zu haben scheint, steht schön, doch werden aus einzelnen Bezirken bereits Klagen über das Auftreten des Erdflohes laut. Der Rothklee hat fast allenthalben gut überwintert und steht, wo nicht der Herbst-Mäusefraß in Betracht kommt, sehr schön, doch sind für sein weiteres Wachs- thum baldiger Regen und Wärme nothwendig, ebenso für die Weiterentwickelung der Wicsengräser. Sehr günstig war die bisherige trockene Witterung der Früh jahrsbestellung, so daß sie sehr rasch gefördert werden konnte und einen Vorsprung von etwa drei Wochen gegen das Vorjahr hat; doch ist für das Aufgehen der jungen Saaten gleichfalls Regen dringend nothwendig. Während in einzelnen Gegenden die Unbilden des Winters der Mäuseplage Abbruch gethan zu haben scheinen, dauert diese in anderen Gegenden, besonders im Leipziger Kreis, fast ungeschwächt fort und hat viel zu dem dünnen Roggen- und Kleestand beigetrage». — Der soeben erschienenen 14. Vereinsschrift des unter dem Protektorate Sr. jkgl. Hoheit des Prinzen Georg stehenden Sächsischen Fischerei-Vereins entnehmen wir Nachstehendes über oen Lachs fang in der Elbe im vorigen Jahre: Es wurden im Ganzen in Sachsen nur 82 (46 milcherne und 36 rogenere) Lachse ge fangen, davon in Strehla 14, am Rehbock bei Meißen