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„Weißrritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. '25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MkWH-M«ng. Amtsblatt Inserate, welch« bei v« bedeutenden Auflage des Blatte» «me sehr wirk same Verbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oerrn Raun, berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn revaktionelum Theil«, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche KmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zn Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Uuterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Merete str »ie „Weißentz-Ieitm- tt nehmen an: in Dippoldiswalde: di« Erpebition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt- Mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 15. Donnerstag, den 4. Februar 1892. 58. Jahrgang. Abonnements ans die „Weißeritz -Zeitung" für die Monate Februar und Marz nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Cornelius Voß, Lustspiel von Franz v. Schönthan, ist zwar ein Stück wie viele andere Leistungen unserer modernen Dramatiker ohne ideellen Aufschwung und ohne zwingende psychologische Nothwendigkeit mancher Szene, aber es bietet so viele lustige Vorkommnisse und Austritte und führt so über aus komische Figuren, wie den Kabinetsrath in seiner Eitelkeit und Bäckers in seiner Schwatzhaftigkeit, vor, daß die Zuschauer jederzeit auss Köstlichste unterhalten werden, zumal wenn alle Rollen in so ausgezeichneter Weise vertreten werden, wie es durch die Gesellschaft der Frau verw. Karichs am Dienstag geschah. Be sonderes Kompliment haben wir diesmal den Herren Neindel und Leonhardt, den Vertretern obiger Personen, sowie auch Fräulein Lüdke als Paula zu machen, die wiederum ein sehr lebhaftes Spiel entwickelte. Aus schmückung der Bühne und die Garderobe waren ge schmackvoll und nobel, der Besuch auf den vorderen Reihen sehr gut, auf dem 2. Platz mangelhaft. — Die Bewohner unserer Stadt machen wir auch hierdurch noch darauf aufmerksam, daß infolge einer vorzunehmenden Reparatur am Hauptstrange unserer Wasserleitung, die Wasserentnahme am heutigen Donnerstag von Vormittags 9 Uhr bis in die Nach mittagstunden unterbochen ist. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt Herr Mühlen besitzer Röllig aus Gesundheitsrücksichten, seine Funk tion als Sladtrath niederzulegen, und dürste sich da durch die Wahl eines neuen Mitgliedes in das Raths kollegium demnächst nöthig machen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar d. I. 1247 Einzahlungen im Betrage von 80,611 M. 82 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 747 Rückzahlungen im Betrage von 90,607 Mark 14 Pf. — Sparmarken ir 5 Pf. sind 550 Stück verkauft worden. Riederfrauendorf. Seit nahezu 65 Jahren ist unser Ort von Feuersbrunst verschont geblieben. Da, am vergangenen Sonnabend in der 10. Stunde, brannte urplötzlich das Dietrich'sche Gut, und zwar wegen des herrschenden Sturmes und der weichen Dachung mit solcher Wucht, daß die betroffene Familie thatsächlich fast nur das nackte Leben zu retten vermochte, während die aus dem glücklicherweise nahen Gasthose Herbei geeilten sofort an die Rettung des Viehes gingen, die ja auch völlig gelang. Zu späterer Nachtstunde hätte das Unglück noch größer werden können, da das Feuer mit außerordentlicher Schnelligkeit um sich griff und dann auch Menschenleben in größter Gefahr waren. Ein Kind wurde so schon erst noch vom Vater aus dem Hause gerettet, wobei ihm schon die Flammen entgegenschlugen und der Luftdruck ihn zu Boden warf. Dach kamen beide glücklich heraus. Von Sachen, Mö beln, Geräthen, Wagen, Getreidevorräthen ist Alles vernichtet worden. Die älteren Kinder waren im Hemd und barfuß zuerst nach Hilfe ausgelaufen, welche ja auch sehr bald erschien, aber doch nur auf Rettung des Viehes und dann der Nachbargebäude bedacht sein konnte. Hat Kalamilose auch versichert, so bleibt der Schaden doch noch ein beträchtlicher, lieber die Ent stehungsursache hat sich Bestimmtes »och nicht heraus gestellt, doch wird wohl Brandstiftung von noch unbekannter Hand zu vermuthen sein. — Beim letzten Feuer, im April 1827, brannte das damals Zscharschuh'sche, jetzt Süß sche Gut ab, infolge Unvorsichtigkeit des Schäfers, der die zu jener Zeit noch viel gezüchteten Schöpse der „Mauke" wegen vor dem Austreiben geräuchert hatte und das Räucherbecken dann unbeachtet stehen ließ. -- Kreischa. In tiefe Betrübniß ist die Familie des Damenschneidermeisters Schultheiß Hierselbst ver setzt worden. Die 20jährige Tochter tupfte sich mit der Schürze, die sie in der Strohhutfabrik umhatte, das Blut von einem Blüthchen im Gesicht. Dasselbe schwoll am anderen Tage an und man glaubte, es sei Gesichtsrose. Durch das Aufstechen der Blüthe mit der Nadel, mit welcher das gefärbte Geflecht ge näht wurde und das Wischen mit der jedenfalls gift haltigen Schürze ist zweifellos Gift in die Wunde ge drungen. Der Arzt mußte leider Blutvergiftung kon- statiren, welcher das blühende Mädchen zum Opfer gefallen ist. — Am nächsten Sonntag wird im Anschluß an die Generalversammlung des hiesigen Militärvereins Herr vr. Eckebrecht einen Vortrag über die freiwillige Krankenpflege im Kriege halten. Es soll dieser Vor trag bezwecken, daß der Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger auch in unserer Gegend Wurzel schlage. Wir wünschen und hoffen, daß die Versammlung recht zahlreich besucht wird. H Poffendorf. Das Winterkränzchen, welches die hiesige freiwillige Feuerwehr am vergangenen Sonntag Abend in Gemeinschaft geladener Gäste im Saale des Schumann'schen Gasthofes abhielt, nahm einen äußerst fröhlichen Verlauf. Infolge der sehr zahlreich eingegangenen Geschenke, welche später zur Verloosung gelangten, konnte der Vereinskaffe ein recht namhafter Erlös überwiesen werden. Den Schluß des Vergnügens bildete ein heiterer Ball, welcher die Theilnehmer recht lange beisammen hielt. — Der im September vergangenen Jahres ge gründete Männergesangverein „Arion" beabsichtigt, am 13. nächsten Monates seinen ersten Vortrags-Abend im Saale des Schumann'schen Gasthofes abzuhalten. Dresden. Die Zweite Kammer vermies in ihrer Sitzung am 1. Februar das Kgl. Dekret Nr. 36, einen zweiten Nachtrag zu dem ordentlichen Staats- haushaltsetat auf die Jahre 1890/91 betreffend, nach kurzer Debatte, in welcher sich durchgängig Einver- ständniß mit den gestellten Forderungen zeigte und nur einzelne weitergehende Wünsche ausgesprochen wurden, an die Finanzdeputation und erledigte so dann den durch Kgl. Dekret Nr. 6 vorgelegten Gesetz entwurf wegen Abänderung des Brandversicherungs gesetzes vom 25. August 1876 durch Annahme der Anträge der Gesetzgebungsdeputation, welche in allen Hauptpunkten auf Annahme der Regierungsvorlage hinausliefen, über dieselbe aber insoweit hinausgingen. als die von den Versicherungsanstalten an die Ge meinden und Fabrikbesitzer, welche Feuerwehren hal ten, zu zahlenden Beiträge zu den Feuerlüscheinrich- tungen, soweit dieselben zur Zeit die Höhe von 1 Pro zent der Versicherungsbeiträge überschreiten, um 1—2 Prozent erhöht werden sollen. — Am 2. Februar bewilligte die Kammer auf Antrag der Finanzdeputation L die unter die Titel 29 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats für Erweiterung des Haltepunktes Neundorf zur Halte stelle für Personen- und Wagenladungsverkehr gefor derte Summe von 150,000 M. unter der Voraus setzung, daß die Stadt Plauen das zum Bau erforder liche Areal unentgeltlich zur Verfügung stellt, auch die etwa nöthige Verbesserung der Zufahrtstraße zur Sta- tion Neundorf aus ihre Kosten ausführt. Den An trägen der Beschwerde- und Petitionsdeputation ent sprechend überwies die Kammer eine Petition von F. W. May, Inhaber der „Sächsischen Versicherungs anstalt gegen Trichinengefahr" in Neustadt, die Auf nahme von Versicherungen «seitens der Trichinenschauer betr. der Staatsregirrung zur Kenntnißnahme, ließ dagegen die Petition des Kaufmanns Franz Hoffmann in Dresden um Gewährung einer Baubeihilfe aus der Landesbrandkaffe, des pensionirten Bahnwärters Mo ritz Wilhelm Winkler in Tharand um Erhöhung sei ner Pension, des Stadtraths zu Annaberg und Ge nossen um Uebernahme der Kosten des Bekleidungs aufwandes für die in Besserungsanstalten einzuliefern den Korrigenden auf die Staatskaffe und des Guts besitzers Friedrich Wilhelm Hauswald in Kleinrenners dorf und Genoffen um Einbezirkung des zur Gemeinde Rennersdorf gehörigen Ortstheils Kleinrennersdorf zur Gemeinde Wilschdorf auf sich beruhen unter Ab lehnung von zwei von den Abgg. Bönisch und May gestellten, auf Ueberweisung der beiden letztgenannten Petitionen an die Staatsregierung zur Kenntnißnahme gerichteten Anträgen. — In dem Befinden der Königin ist glücklicher weise in den letzten Tagen eine so konstante Besserung zu verzeichnen gewesen, daß jetzt zur Veröffentlichung regelmäßiger Bulletins keine Veranlassung mehr vor liegt. Ist dieselbe zur Zeit auch noch genöthigt, das Bett zu hüten und läßt auch der Krästezustand noch viel zu wünschen übrig, so dürste doch die Hoffnung vollberechtigt sein, daß fortan die Genesung ohne wei teren Anstoß fortschreiten wird. Zum besonderen Be dauern hat es am Hofe gereicht, daß diese erneute, in den ersten Tagen von ziemlich hochgradigem Fieber begleitete Erkrankung gerade in dem Zeitpunkt eintrat, in welchem der bereits seit längerer Zeit angekündigte Besuch des württembergischen Königspaares am König lichen Hofe erwartet wurde, der nun, da von einem Empfang dieser Gäste durch die Königin keine Rede sein konnte, unterbleiben mußte. Zittau. In einem hiesigen Vergnügungslokale ist in der Nacht zum Montag eine aus einem dort wohnhaften Ehepaare und dem Bruder des Ehemannes bestehende Falschmünzergesellschaft beim Ver ausgaben von falschen Einmarkstücken angehylten und in polizeilichen Gewahrsam genommen worden. Die vorgestern früh infolgedessen bei dem Ehepaare vorge nommene Durchsuchung soll belastendes Material gegen das Kleeblatt zu Tage gefördert haben. Dorfschellenberg. Am vergangenen Sonntag Nachmittag, am Schlußtage der diesjährigen Hasen jagd, hat sich auf hiesiger Flur ein sehr bedauerliches Unglück ereignet, indem der etwa 19 Jahre alte Adoptivsohn des unlängst verstorbenen Amtslandrichters Linke eine volle Schrotladung in den rechten Arm er hielt, wodurch der junge Mann sehr schwer verletzt