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Mchmtz-MW. Beilage zu Nr. 3. Donnerstag, dm 7. Januar 1892. 58. Jahrgang. Sächsisches. — lieber den Saatenstand und Ernte im Königreich Sachsen Ende November bis 15. Dezember 1891 berichtet das Bureau des Landeskulturraths Folgendes: Mit Ausnahme des 6., 7. und 30. No vember mit leichtem Frost (4 bis 6 Grad) zeichnete sich die Witterung vortheilhaft vor dem üblichen No vemberwetter aus. Zahlreiche Niederschläge wechselten mit sonniger, warmer Witterung ab. Diese äußerst günstige Witterung kam der Entwickelung der Winter saaten sehr zu statten, so daß deren Stand allerorts mit ganz wenig Ausnahmen als gut bis ausgezeichnet, ja mancherorts als zu üppig und überwachsen, be zeichnet wird, mithin die Saaten kräftig in den Winter gehen und bei gehöriger Schneedecke den Unbilden des Winters leichter Stand halten werden. Selbst die späten Saaten auf Kartoffel- und Rübenland sind bereits aufgelaufen. Die Schädigungen des Mäuse- sraßes, welcher fast allerorts mehr oder weniger be merkbar ist, sind infolge der günstigen Witterung durch Nachwuchs größtentheils wieder ausgeglichen. Nach haltiger sind die Schäden im Stoppelklee, so daß dessen Ertrag fürs kommende Jahr in manchen Bezirken sehr in Frage gestellt ist. Wie dem Wachsthum der jungen Saaten, kam das offene schöne Wetter den sonstigen, durch die späte Ernte verzögerten Herbstarbeiten für die Frühjahrsbestellung sehr zu statten, so daß die selben überall beendet werden konnten. DaS Drusch- ergebniß in den Winterfrüchten entspricht zumeist nicht den im August aufgestellten Schätzungen, während das selbe bei Gerste und Hafer besser ausfällt. Außerdem wird vielfach über das rasche Faulen der Kartoffeln im Keller geklagt. Mit dem Wunsche, daß die nach dem jetzigen Stand der Wintersaaten gehegten Hoff nungen in diesem Jahre sich erfüllen und die Mühen und Arbeiten des Landmannes ihren wohlverdienten Lohn finden mögen, schließen wir die vorjährigen Be richte. — Im Jahre 1891 wurden innerhalb des König reichs Sachsen erlegt und vom Sächsischen Fischerei- Verein prämirt 30 Ottern und SO Reiher. Seit 1. Juli 1884 sind im Ganzen in Sachsen erlegt und prämirt worden 374 Ottern und 678 Reiher. Der Geldaufwand hierfür betrug 3895 M. 86 Pf. Ein Vergleich der in den Jahren 1885—1891 erlegten Zähl von Ottern (87-68-41—31—62—37—30) und vonReihern(121—146—104—90-76- 56 -50) ergiebt, daß diese Maßregel erfolgreich war, nament lich was die Reiher betrifft, da die Zahl der erlegten Stücke seit 1886 stetig abnimmt, trotzdem die Prämie für dek Mzelnen Reiher neuerdings wieder aus 3 M. erhöht wurde. Für den Fischotter zahlt der Verein 5 M. Prämie. Die Auszahlung geschieht nach wie vor durch Herrn Prof. vr. H. Nitsche in Tharandt, an den alle hierauf bezüglichen Sendungen zu rich ten sind. * — Die Weinländerei Sachsens ist seit 1834, wo sie noch 3088 Acker (---- 1716 im) betrug, nahezu auf die Hälfte zusammengeschrumpft. Neblausschäden (seit 18M) und geringe, ja sogar schlechte Ernten tragen die Schuld daran, daß, wo der Pflug Halbwegs gehen kamt, der Weinstock gerodet ist. Die beiden Amtshauptmannschaften Dresden (Alt und Neustadt) dürften jetzt zusammen etwa ebensoviel Weingelände (je 440 da) als die AmtShauptmannschaft Meißen auf weisen. Lollernten, d. h. 42 Hektoliter Wein oder 130 Cetttner Trauben pro Hektar, sind seit langen Jahren nicht gewesen. Die Domanialweinberge Sach sens (sek 1888 um die guten Lüßnitzberge reduzirt), welche ^gewöhnlich den besten Ertragsmaßstab abgaben, habemW den letzten Jahren nur sehr unbedeutende Erträgnisse geliefert. In den 28 Winzereien der Wein lager Pillnitz - Niederpoyritz und Cossebaude mit zu sammen 49,24 da Weinland wurde gemostet 1888: 20,900. Liter, 1889: 41,599 Liter, 1890: 6948 Liter und diese« Jahr gar nur 5700 Liter oder 13'/« Faß. Pillnitz erbrachte 2800 Liter Roth, 400 Liter Weiß, Cossebaude 2000 Liter Roth und 500 Liter Weiß. Die Qualität ist allerdings besser, als diejenige des Vorjahres, wo überhaupt nur „Schieler", d. h. die blauen uüd weißen Trauben zusammen gepreßt wurden. Geringswalde. Dieser Tage feierte der Töpfer meister August Stein sein diamantenes Jubiläum als Kirchensänger. Als achtjähriger Knabe sang der Jubilar seine erste Arie in der Kirche, und jetzt ist es ihm noch vergönnt, als Tenorist bei der Kirchenmusik regelmäßig mitzuwirken. Ein halbes Jahrhundert lang wirkte er als erster Solist im ersten Tenor. Crimmitschau. Auf vorheriges Ansuchen hat sich der hiesige Stadtrath bereit erklärt, die vom Verein für Errichtung eines Bürgerhospitals bisher ein gesammelten Gelder in seine Verwaltung zu über nehmen. Die erste Einlage ins Ralhsdepositum erfolgte in Höhe von 13,000 Mark in Werthpapieren. Zum Weihnachtsfeste ist von einem hiesigen ungenannt sein wollenden Industriellen diesem Fonds in hochherziger Weise eine größere Summe gespendet worden. — Der Umbau unseres Nathhauses nebst dem Neubau des Heffel'schen Hauses erfordert einen Bauaufwand von 120—130,000 Mark. Dieser Gesammtbau wird nach seiner Vollendung sicher eine Zierde der Stadt werden. OelöniH i. V. Vor einigen Tagen schlachtete in Lauterbach der Hausschlächter Sippe! eine erkrankte Kuh, welche sich hinterher als mit Milzbrand be haftet erwies. Da Sippel eine unbedeutende Verletzung am rechte» Arme besessen hatte und sich der Gefahr wohl bewußt war, so ließ er sich die Wunde sofort ausbrennen, doch war bereits eine Blutvergiftung ein getreten und ker Genannte, ein starker, kräftiger Mann, schwebte lange in Lebensgefahr, befindet sich jedoch jetzt aus dem Wege der Besserung. Burgstädt. In unserem Nachbarorte Kändler sind Scharlachsieber und Diphteritis in bedenk licher Weise aufgetreten. So sind einer Familie mit Namen Lasch in ganz kurzer Zeit drei Kinder, im I., 3. und 5. Jahre stehend, gestorben. Namentlich er kranken Kinder in dem Alter von 1—6 Jahren. Die Sterblichkeit hat sich gegen früher nahezu ver doppelt Oschatz. Nach hier gelangten Mittheilungen des Vertreters des Konsulates in Söul, der Hauptstadt von Korea, ist im Oktober 1891 ein wanderlustiger Oschatzer, der Schuhmacher Karl Dietrich, daselbst an gekommen, um einen Vetter zu besuchen, welcher vor einigen Jahren daselbst als Monteur gewesen ist. Unser Landsmann ist bereits seit zwei Jahren unter wegs. Er wanderte zu Fuß durch die Türkei, Persien, Indien, über China nach Wladiwostock, von dort nach der Ostküste von Korea, zog durch das Land und kam endlich in Söul an. Döbeln. Nach einer Bekanntmachung der königl. AmtShauptmannschaft hier ist neuerdings in fiskalischen und Privatwaldungen des hiesigen amtshauptmann schaftlichen Bezirks der Harzrüsselkäser ausgetreten. Riesa. Am Sylvesterabend explodirte eine Anzahl Feuerwerkskörper, welche am Schaufenster des Hennicke'schen Droguengeschäftes hingen, beim An zünden der Gasflammen, wobei unter donnerähnlichem Knall die Fensterscheibe zersprang und die Feuerräder auf dec Straße und im Laden umhersprangen. Glück licher Weise ist Nieman» verletzt worden. Borna. Infolge Reißens eines Seiles am Fahr stuhle verunglückte ein mit dem Ausziehen von Malz in einer hiesigen Brauerei beschäftigter Arbeiter derar', daß ihm durch den herabsausenden Fabrstuhl beide Beine gebrochen wurden. Auch scheint der Be- dauernSwerthe innere Verletzungen davongetragen zu haben, so daß die Folgen des Unfalles noch nicht zu übersehe» sind. Vermischtes. Ein großes Diebes- und Hehlernest hat man in Schncidemühl ausgenommen. Seit längerer Zeit, schon seit Jahre», waren die von Schneidemühl aus Abends nach Berlin abgehenden Güterzüge bestohlen worden, vergeblich aber fahndete die Bahnverwaltung aus die Thäter. Jetzt hat es sich heraus gestellt, daß ein Bahnwärter, Namens Zaremba, mit Genossen die Diebstähle ausgesührt hat. Bei einer Haussuchung bei Zaremba sand man nach der »Danz. Ztg." ein ganzes Ma gazin von allerlei Gegenständen, Tuchen, Kleiderballen und Galanteriewaaren, Zaremba hatte seine ganze Verwandtschaft bei dem „Geschäfte' bethciligt. Der Hauplspitzbube ist der Schwiegersohn des Zaremba gewesen, der als Hülssbremser immer die betreffenden Güter auf die Strecke seines Schwieger vaters hinansgeworfen hat. (Ein Preßkuriosum.) Die seltsamste unter den selt samen Erscheinungen der amerikanischen Presse ist das Blatt mit den längsten Abonnements der Welt, die in Pittsburgh, Pensylvanien, erscheinende „Broadax", die von einem Neger gleichen Namens herausgegeben und nach allen Thrilen des Landes versendet wird, vorausgesetzt, daß der Herausgeber (und zugleich Redakteur, Setzer, Korrektor, Drucker, Expedient u. s. w.) gerade gut gelaunt ist und zur Versendung Zeit findet. Sonst unterbleibt diese eben. Ein Jahresabonnement der „Broadax", die ein politisches, der republikanischen Partei zugewandtes Blatt ist, kostet eine» Dollar. An diejenigen Abonnenten, welche zahlen, wird das Blatt niemals gesandt, sondern lediglich in gewissen, überwiegend von Farbigen be wohnten Gegenden frei verthejlt. Wie schon erwähnt, ist die „Broadax" eine politische Zeitung, und es mag hinzugesügt werden, daß sie aus die Schwarzen großen Einfluß besitzt. Das wissen die Herren Politiker in Washington sehr genau, und deshalb suchen sie den Redakteur zu unterstützen. Er nimmt indeß niemals „Endes" (Bestechungsgelder), wie viele andere Zeitungen, die dies dann „Subventionirung seitens der politischen Partei" nennen, stellt es dagegen aber den Senatoren, Kongreßleuten und politischen Kandidaten, die von ihm empfohlen zu werden wünschen, frei, auf längere Zeit zu abonniren und im Voraus zu bezahlen. Auf diese Weise ,md denn auch thatsächlich Abonnements auf IVO, LOO, 300, 400 und 500 Jahre zu Stande gekommen. Der „allerlängste" Abonnent der Welt ist jedenfalls der bekannte Senator Quaydieser Herr hat im verflossenen Jahre aus 900 Jahre im Voraus abonnirt, eine Thatsache, die in den Spalten des glückseligen Blattes mit gebührender Anerkennung bekannt gemacht und als leuchtendes Beispiel gepriesen wurde. Der Vöglein Klage, Bitte und Gelobung. So weit daS Auge reichet Liegt Schnee aus unsrer Flur: Ein Platz dem andern gleichet, Von Futter keine Spur. Leer ist mein kleiner Magen, Die Füß' und Flügel schwach, Die Kehle hat nur Klagen, Weil es an Speis' gebrach. O, Leute, reicht mir Armen Ein wenig Futter heut': Laßt mich nicht länger darben In dieser Winterzeit! Streut hin in Hof und Garten Kartoffeln, Samen, Brod. Labt mich nicht länger warten, Ich litt schon große Noch. Und kommt der Frühling wieder, So will ich lohnen auch: Will singen meine Lieder Aus jedem Baum und Strauch. Will suchen von den Zweigen Die Käfer, Raupen all'; Daß Eure Bäume neigen Tief von der Früchte Zahl. Laßt nicht vergeblich bitten Mich armes Vögelein. Hab' schon so viel gelitten; Erbarmet Euch doch mein, Lr. Nachrichten vom Standesamt Dippoldiswalde. Monat Dezember 1891. Aufgebote: Ernst William Gellhufe, Gürtlergehilse in Dresden, mit Amalie Auguste Weinholdt hier, bisher Schnei derin. — Ernst Adols Günther, Spediteur in Dippelsdors bei Moritzburg, mit Anna Bertha Böhme hier. — Hermann Oswald Lämpe, Straßcnbeiarbeiter in Oberhäslich, mit An tonie Selma Schubert, Dienstmädchen hier. Eheschließungen: Robert Emil Götz, Polizeiexpedient in Blasewitz, und Emma Auguste Schwarz, Haustochter hier. — Ernst William Geilhufe, Gürtkergchilfi in Dresden, und Amalie Auguste Weinholdt, bisher Schneiderin hier. Geburten: Ein Sohn: Drechsler Ernst Hugo Augustin in Ulberndorf. — Slrohflcchterin Anna Ernestine Fuß hier. — Schneiderin Amalie Franziska Göhler in Reinberg. — Wirthschaftsbesitzer Karl Friedrich Hermann Michael in Elend. — Korbmacher OSkar Hugo Heimann hier. — Eine Toch ter: Maschinenbauer Hermann Robert Goltzsche hier. — Hausmädchen Anna Minna Lehmann in Ulberndorf. —