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1. October 1901. Zur Constitution der Hochofenschlacken. Stahl und Eisen. 1025 triebserzeugnisse eines und desselben Hochofens während einer möglichst langen Beobachtungszeit und, mit Ausnahme der Zusammensetzung des Möllers, sonst unter gleichen Umständen erzeugt, auf das sorgfältigste miteinander verglichen werden. Die ausschliefslich aus der Verhüttung Luxemburger Minette abfallenden Schlacken ent halten einen Thonerdegehalt, der, je nach der Gattirung der betreffenden Erze, zwischen 16 bis 20 °/o schwankt. Ich bin nun in der Lage, aus meinen Betriebsanalysen eine jener Grund lage entsprechende, vergleichende Zusammen stellung zu machen, welche sich auf zwei Möller mit verschiedenem Thonerdegehalt stützt. Ob gleich die Unterschiede in denselben nicht so grofs sind, wie die Thonerdedifferenzen in den von Platz a. a. 0. angeführten Analysen, so ergiebt sich daraus doch eine klare Antwort auf die uns beschäftigende Frage. Ein hiesiger Hochofen erzeugte Thomaseisen ohne Mangan. Nach einer längeren Betriebs zeit mit demselben Möller wurde die Gattirung der Minette umgeändert, so dafs mit dem ver änderten Möller eine thonerdeärmere Schlacke abfiel. Als Grundlage unserer Untersuchung wollen wir deshalb jene thonerdereichere mit dieser thonerdeärmeren Schlacke vergleichen. Erstere wollen wir im ferneren Verlauf unserer Darstellung mit I, letztere mit II bezeichnen. Von jedem Schlackenabstich wurde während eines Monats eine Schöpfprobe genommen und zu einem Durchschnittsmuster vereinigt, welches alle zehn Tage analysirt wurde. Während der Betriebsdauer von je einem Monat wurden also drei Schlackenanalysen erhalten, von welchen das Mittel berechnet wurde. Es ergab dabei während des entsprechenden Monats als mittlere Zusammensetzung: Sauerstoff der Säuren der Basen Die thonerde- Die thonerde- reichere Schlacke I ärmere Schlacke II Kieselsäure . . . 30,97 °/o 32,05 % Eisenoxydul . ■ • 1,28 „ 1,20 „ Manganoxydul • • 0,49 „ 0,46 „ Thonerde . . . . 19,08 , 17,19 „ Kalk .... . . 45,12 „ 46,55 „ Magnesia . . . . 2,44 „ 2,03 „ Schwefel . . . . 0,98 „ 0,96 „ Nach Mräzek beiden Schlacken ist der Silicirungsgrad dieser folgender: Zusammen .... 16,498 22,730 SiOi . . . 30,97 X0,5327 = 16,498 FeO . . . 1,28 X 0,2221 = 0,286 MnO . . . 0,49 X 0,2255 = 0,110 AL 0». . 19,08 X 0,4696 = 8,960 CaO*. . 43,41 X 0,2856 = 12,398 MgO . . 2,44 X 0,4000 = 0,976 * Nach Abzug von 1,71 u /o Kalk entsprechend 2,20 % Schwefelcalcium. II 0,266 0.104 8,072 12,815 0,812 Bei dieser von Ledebur Nach der SiOa . FeO . MnO . Ah Os. CaO* MgO . . 32,05 X 0,5327 = 17,073 . 1,20 X 0,2221 = . 0,46 X 0,2255 = . 17,19 X 0,4696 = . 44,87 X 0,2856 = . 2,03 X 0,4000 = Zusammen . . . 17,073 22,069 beträgt der Silicirungsgrad demnach Bei I 22 73Q ~ 0>726. Stöchiometrisch betrachtet, wäre die Schlacke also ein Gemisch von 62,2 °/o Singulo- silicat mit 37,8 °/o Subsilicat. Bei II ist der Silicirungsgrad = 0,773, was einer Zu- sammensetzung von 70,7 °/o Singulosilicat mit 29,3 °/o Subsilicat entspricht. Die thonerdereichere Schlacke I hätte also eine gröfsere Basicität als die thonerdeärmere II, was jedoch nicht der Fall ist, wie wir weiter unten aus den Betriebs ergebnissen sehen werden, und wie schon Platz a. a. 0. an der Hand der von ihm mitgetheilten Analysen ausschlaggebend erwiesen hat. Die Thonerde ist nicht imstande, den Kalk zu ver treten, und die berechnete, scheinbar gröfsere Basicität der Schlacke I rührt von dem Sauer stoff her, welcher durch den Mehrgehalt an Thon erde von fast 2 °/o mit in Anrechnung gebracht wurde. Gehen wir nun zur entgegengesetzten An nahme über, nach welcher Kieselsäure und Thon erde in Hochofenschlacken sich vertreten können, oder nach welcher in anderen Worten die Thon erde als Säure aufzufassen ist. Wir haben demnach hierbei einerseits die Summe der Kiesel säure und der Thonerde, welche andererseits mit der Summe der RO Basen (nach Berück sichtigung des an Schwefel gebundenen Calciums), , , ... RO Basen 51 , uns das verhältnifs tv-v;—, ., x- — ys geben soll. Bei der thonerdereicheren Schlacke I ist dieses Verhältnifs bei der thonerdeärmeren 50,4’ . 50,5 Schlacke II hingegen beträgt es letzteren stimmt es besser mit der 51 angegebenen Mittelzahl überein. Platzschen Auffassungsweise beurtheilt, müfste mithin die thonerdereichere Schlacke I einen weniger basischen Charakter haben, als die thon erdeärmere II. Es bleibt uns nun festzustellen, inwiefern dieses zutreffend ist. Hochofenschlacken von der Zusammensetzung der uns vorliegenden bezeichnet man mit dem landläufigen Ausdrucke „kurz“. Dieser Begriff erlaubt nicht, eine grofse Nüancirung in den verschiedenen Graden von Basicität zu unterscheiden. Wir wollen deshalb ** Nach Abzug von 1,68 °/o Kalk entsprechend 2,16 % Schwefelcalcium.