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Dresdner Journal : 28.04.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186704285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-04
- Tag 1867-04-28
-
Monat
1867-04
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1867
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- Lbummumüspretsr: Ltkrsiok^ —»xr.' L»»l—L» ^jUkrliok: 1 „ 16 „ > tritt kost- u. 8t«wp«I LoantUok: „ 15 „ ,u,okl»x Kimm. Lillrsill« ^llmiii«ru: 1 „ 1 . Baseratenpreise: k'ür ä«i» L«om «wer g«»p»Itell«a Leil«: 1 ltgr. Hüter „Llnxe,»llät" äis Leite: 3 lixr. Lrschrtnen: l'lgllek, mit Xv«o»km« ä«r 8ooo- nock keiertex«, Hk«üä» kiir cleu kol^elläeu 1'ex. DreMerIoiMül. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann »ustruttnmmutzmr «-»ttn«: letxetU: k'» 6ommi»«t<»o>l» äe» vreeäiier ^oarvele, «k«nck»,.: H Lnai.»», Lvannk'oav; L»»d«r,->«ri1»- Mi«» kr»»k1art» U.: St Voai.»»; 8«rU» üeorlvi'ick« Luekk , Sure»«; Lr«»«»^ L. 8v»l.ovr»; >r,,1»»;^,.8vL»»»»Hno<>oo«lldor«»Q, ^»»»» L 8^»»lo«^v«»»; kr-wkeurt ». N.^: ^e»«»»'»ok« vaekk. i LSI»: tto. Level, k,evv»», Lvi.r.i»» L6o., (8, ?I»e« 6« l» Losr»«); rrnUk» Suokk j Vien: Orr»l.i» Hrraiegrdrr KSutgi 8ip«ckttion äee vrs»6o«r Ioarnal», Vrvläev, Lerimmtre«»« H» 7 Aboaiemeiis-LiniaLuiig. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden für Dresden in unsrer Ex pedition, für auswärts bei den zunächst ge legenen Postanstalten angenommen. Für Dresden und den Bereich der k. sächsischen Postverwaltung beträgt der Preis auf diese beidm Monate 1 Thlr. DieJnsertionsaebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Petitzeile oder deren Raum im Jnseratentheile ll Rgr., unter „Eingesandt" 3 Rgr. Königl. Erpedilion des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Theil. ll-bersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagetgrschichtr. Berlin: VcrmählungSfeier am könig lichen Hofe. Friedlichere Strömungen in der lurem- burger Frage. Die Verzögerungen in der Depeschen beförderung. — Flensburg: Berichtigung bezüglich ter Eidesverweigerer. — Frankfurt: Freisprechung. — Wien: Die Vermittelung in der luremburger An gelegenheit. Wiederherstellung der ungarischen Nobel garde. Defraudation. — Agram: Abgeordnctencon- ferenz.— München: Vermischtes.— Luremburg: Zur Situation. — Paris: Der „Constitutionnel" über die luremburger Frage. Einberufung der Re serven. Aus dem gesetzgebenden Körper. Unentgelt liche Verpflegung. — Bern: Diplomatische Ernen nungen. — Brüssel: General Chazal zurück. — Florenz: Vermischtes. — Kopenhagen: Falsche Zeitungsnachrichten. — St. Petersburg: Zur lu- remburger Frage. — Konstantinopel u. Athen: Nachrichten der neuesten Levantepost. — Bukarest: Schluß der Kammer. — New-Bork: Nachrichten aus Mexico. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Meißen. Jöhstadt.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Feuilleton. Anserate. Tagrskalender. vorsennach- richte». Telegraphische Nachrichten Wien, Sonnabend, 27. April. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" bringt eine Cirrularvrr- ordnung des Kaiser«, welche eine neue Beförderungs- vorschrist für Generäle, StabSosfiziere und Offizier aspiranten der Landarmer betrifft. Motivirt wird diese Borschrist durch die Nothwendigkrit, ein dem täglichen Fortschreiten der Wissenschaften entsprechen de» OsfizierrorpS zu gewinnen, und durch das ve- dursniß, anerkannt bewährte Osfizirre rascher in hö here Chargen rmporzubringen. Die heutigen Morgenblättrr ronstatiren, anschei nend gut insormirt, daß Oesterreich vor der Existenz anderer BermittlungSvorschläge in der luxemburgschen Angelegenheit den Großmächten folgende, den strei tenden Parteien zu stellende Alternative vorgrschlagen habe: entweder Räumung der Festung, Schleifung der selben und Neutralifirung Luxemburg», oder Annexion Luxemburgs an das neutrale Belgien. Belgien habe letzterem widerstrebt wegen der Schwierigkeiten für die belgische Verfassung. Nachdem der Kaiser Napoleon de», durch den Vertrag mit Holland gewissermaßen schon erworbenen Rechten entsagt habe, trete der erstere, aus Neutralifirung Luxemburg» gerichtete österreichische Vorschlag wieder in Wirksamkeit. Stuttgart, Sonnabend, 27. April. (W. T. B.) Der Minister der Justiz, StaatSministrr Freiherr v. Neurath (welcher zugleich dem geheimen Rath präfi- dirtr) und der Kriegeminister Generalleutnant v. Hardegg sind auf ihr Ansuchen entlassen und die Portefeuilles der Justiz und de» Krieg» dem Ab geordneten Mitnacht und dem Obersten Wagner über tragen worden. Haag, Sonnabend, 27. April. (W. T. B.) Der Staatsminister de» GroßherzogthumS Luxemburg, Ba ron v. Tornaeo ist hier eingetroffen, um mit dem Könige und dem Statthalter Prinzen Heinrich der Niederlande zu ronferirrn, weshalb der König seinen Aufenthalt in Amsterdam abkürzt. Kopenhagen, Freitag, 26. April, Nachmittags. (W. T. B.) In unterrichteten Kreisen wird aus da» Bestimmteste versichert, daß Dänemark"-« einem even tuellen Kriege zwischen Preußen und Frankreich die strikteste Neutralität einhalten werde. Tagesgeschichte. * Berlin, 26. April. Die Vermählung der Prinzessin Marie von Hohenzollern mit dem Grafen von Flandern hat gestern Nachmittag 3 Uhr ganz nach dem ausgegebenen (gestern mitgrtheilkrn) Programm in der St. Hedwigskirchc stattgefunden. Die ,,Sp. Z." berichtet darüber: In der Kirche prangte der Hochaltar im Blumenschmucke; dicht vor dem Altar standen für das Brautpaar zwei Sessel, vor den Stu fen des Altars waren zur Reckten und zur Linken zwei Reihen rother Sammetsessel für den königlichen Hof und seine Gäste ausgestellt, hinter denselben rechts be fanden sich die Plätze für die Gesandten, hinter denen links vom Altar die Plätze für die Mitglieder der Le gationen und die höchsten Staats- und Würdenträger, denen sich die Generalität anschloß. Die Sitze im Mit telschiff waren für die Damen der Hofgesellschaft rcser- virt. Unter den Anwesenden befand sich auch eine De putation der städtischen Behörden von Berlin und Düsseldorf, die Hof- und Domgeistlichkeit, der General superintendent vr. Büchsel, sowie der Feldpropst der Armee, Thielen. Die evangelischen Geistlichen standen neben den vordern Reihen zur Linken deS Alter». Um 2 Uhr 25 Minuten verließ die katholische Geistlichkeit — etwa 25 Priester, darunter ein Pater Dominicaner — in Procession das GotteShau», um den Fürstbischof zu empfangen. Der Delegat erschien bald darauf und legte die Pontificalgrwänder an. Inzwischen erschienen die Mitglieder der königl. Familie. Die Geistlichkeit begab sich sodann unter Vortritt deS Fürstbischöfe» an das Hauptportal, um II. MM. den König und die Königin zu empfangen, welche Punkt 3 Uhr eintraten und zur Rechten des AltarS Platz nahmen. Sodann empfing die Geistlichkeit das hohe Brautpaar; dem Brautpaar folgte der König der Belgier, die fürfil. hohenzollernsche Fa milie, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Anhalt und der Herzog von Sachsen Koburg-Gotha. Die fürst liche Braut trug ein weißes Spitzenkleid, eine Schleppe von Drapdargent. Den Kopf zierte ein voller Myr tenkranz, über welchem die Fürstenkrone au» Diaman ten sich erhob und von welchem ein stlberdurchwirkter Schleier hcrabstel. Bei dem Eintritt des Brautpaares intonirte der königliche Domchor einen HymnuS » o-poll«, der mit den Worten „Immilt« »eaetum opiritum" begann (eine Composttion von Schüttki). DaS Brautpaar ließ sich darauf auf die Sessel dicht vor dem Altar nieder, und der Fürstbischof vr. Förster hielt eine kurze An sprache. Er verbreitete sich darin über den göttlichen Ursprung der Ehe, über ihre Bedeutung im alten Bunde und als Sacrament der Kirche. Drei Bitten lege diese dem Brautpaar an das Herz: treues Festhalten an ihren Satzungen, strenge Pflichterfüllung der Gatten gegen einander, Heilighaltung der Familie; würde dies erfüllt, so sei die glückliche Zukunft der Gatten gesichert. ES sei eine ernste Zeit, sagte der Redner, in der das Bündniß geschloffen werde, daS empfände man am mei sten auf der Höhe, wo die Sonne am stärksten brenne und die Stürme am schärfsten wehten, es gehe ein Zug der Auflehnung gegen die Weltordnung durch die Gei ster und mitten in diesen Stürmen möge sich das hohe Paar eine Stätte des häuslichen Glückes und des in ner« Friedens gründen, der das höchste Gut in Hütte und Palast sein und bleiben werde. Der Ansprache folgte das Ehegelöbniß, vor dessen Ablegung der fürst liche Bräutigam sich zuerst gegen den König, seinen Bruder, dann gegen die preußische Königsfamilie, die fürstliche Braut zuerst gegen letztere, dann gegen den König der Belgier sich verneigte. Daran reihte sich dann daS Wechseln der Ringe unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen, welche im Lust garten aufgestellt waren. Hierauf empfing das Braut paar unter den vorgeschriebenen Ceremonien kniend den Segen. Dann intonirte der Domchor das Tedeum (von Festa) und damit war der Act beendet. Wäh rend desselben umstanden den Bräutigam, wie die Braut die Hofstaaten und das vom hiesigen königlichen Hofe ihnen beigegebene Gefolge. Das fürstliche Brautgefolge batte die Plätze zur Linken vor dem Altar eingenom men. Die Geistlichkeit bildete einen Halbkreis um den Hochaltar. Nach Beendigung der Trauung geleitete die Geistlichkeit das fürstliche Paar bis zum Wagen, e» folgten Ec. Mas. der König die Fürstin von Ho henzollern, Se. Maj. der König der Belgier Ihre Maj. die Königin, Se. k. Hoheit der Fürst von Hohenzollern Ihre k. Hoheit die Kronprinzessin führend und die an chrrn prinztichen und fürstlichen Herrschaften. Die Trau ung war um 4 Uhr beendet. Es schloß sich daran Galatafel im kgl. Schlosse, bei welcher Se. Maj. der König den Toast auf die hohen Neuvermählten aus brachte, worauf das Musikchor des 2. Garderegiments, welckeS die Tafelmusik ausführte, die Brabanoonne spielte. Die Tafelmusik bestand in 1) Ouvertüre aus dem „Frei schütz", 2) Fackeltanz vom Herzog von Koburg, 3) Chor aus der Oper „die Lombarden" von Verdi, 4) die Schwalben, Walzer von Strauß, 5) ungarischer Tanz aus „Morgano", 6) Manzanillascene aus der Oper „die Afrikanerin", 7) Hochzeitsmarsch aus dem Sommer- nachtStraum. Berlin, 26. April. Die ministerielle „N. A. Z." schreibt: „Eine thatsächliche Veränderung ist in der lu remburger Frage nicht eingetreten, und über den Verlauf der darüber gepflogenen Verhandlungen ist nichts Näheres in die Oeffentlichkeit gedrungen, doch scheint die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgleich allgemein wieder mehr Boden zu gewinnen, und dies Gefühl manifestirt sich ebensowohl auf den Geldmärkten, als in den Spalten der Journale. — Der (unter Paris mitgetheilte) Artikel deS,,Constitutionnel" erklärt, daß die luremburgsche Frage für Frankreich eine europäische geworden sei. Wir glauben, daß diese Wendung für Preußen keine ungünstige sein dürfte. ... In der Ruhe, mit welcher die preußische Politik bisher der Entwickelung der Frage entgegengrsehen, liegt von vornherein das Pfand dafür, daß die neue Phase, in welche diese Frage nach der Mittheilung deS „Constitutionnel" treten wird, preußischersei's keine Schwierigkeiten finden wird. Die Armee NorddeutschlandS ist bisher über das gewöhnliche Maß hinaus durch keinen Mann verstärkt worden, in den preußischen Arsenalen ist seit der luremburger Frage keine Patrone mehr gefertigt worden, Nichts ist geschehen, was unfern Nachbarn jenseits de» Rheins zu einer Be fürchtung Anlaß geben könnte, die luremburger Frage in einer andern, als einer friedlichen Weise entschieden zu sehen, und wenn nicht gerade von Frankreich aus die kriegerischen Gerüchte unterhalten würden, so dürfte die luremburger Frage kaum eine solche Aufregung in Eu ropa hervorgebracht haben, als es geschehen ist." — (Wes.-Z.) In hiesigen politischen Kreisen wird infolge der veränderten Haltung Frankreichs die Si tuation als eine weniger gespannte bezeichnet. Die preußische Diplomatie habe die Aufrechthaltung des sta tu» quo nicht als unumgänglich betont. Man nimmt an, Preußen werde eine Lösung der luremburg- schen Frage nicht ablehnen, welche an Stelle deS preu ßischen Besatzungsrechtes eine unter europäischem Schutze stehende Garantie für die Sicherheit der deutschen Gren zen und der Nationalität Luremburg» setzen würde. — Die „Spen. Atg." sagt, daß es in der Hand der Großmächte liege, den Frieden zu wahren. Wenn sie erklärten, die Neutralität Luremburgs mit bewaff neter Hand schützen zu wollen, so hätte das Preu- bische Besatzungsrecht darin seinen Ersatz ge funden und die Zurückziehung der preußischen Trup pen hätte alsdann andere Motive al- die Erfüllung französischer Forderungen. — In Bezug auf die in der Presse wiederholt laut gewordenen Klagen über Verzögerungen bei der Be förderung telegraphischer Depeschen bemerkt die „N. A. Z.": Als Abhilfemittel wurde dabei eine Ver mehrung der Tclegraphendräthc und des Telegraphen personals empfohlen. Es fehlt aber weder an Tele- graphendräthen noch an der erforderlichen Bedienung derselben. Bei Alledem können Verhältnisse vorkommen, welche eine Verzögerung in der Beförderung Hervor rufen. Solche Verhältnisse sind in der letzten Zeit mehr fach eingetreten. Zum Theil wurde durch den lebhaften telegraphischen Verkehr zwischen den Regierungen deS Norddeutschen Bundes die Beförderung der Privatde- peschen aufgehalten, da die der Staatsdepeschen bekannt lich stets den Vorzug hat. Dann aber wurden durch die großen Stürme der letzten Wochen oft lange Reihen von Telegrapheustangen umgeworfen und der telegra phische Verkehr vielfach unterbrochen. Durch die Ueber- häufung mit Staatsdepeschen traten für den Privatver kehr zuweilen Verspätungen um 3 — 4 Stunden ein, und zwar geschah dies vorzugsweise zu einer Zeit, wo die Börsendepeschen den Verkehr überhaupt lebhafter machen, die Verheerungen durch die Stürme aber führ ten oft eine Unterbrechung von 24 Stunden herbei, die sich manchmal auf denselben Linien kurz hinter einander wiederholte, da es öfter vorkam, daß der nächste Sturm wieder eine andere Reihe von Telegraphenstangen zwi schen den Endpunkten der Linie unterbrach." (In der letzten Zeit sind uns auch die Telegramme wieder ohne bemerkbare Verzögerung zugegangen. D. Red.) BrrSlav, 25. April. (Schl. Z.) Wie wir vernehmen, haben in einer hiesigen Photographierahmenfabrik sämmt- liche Drechslergehilfen ihre Arbeit eingestellt, da sie nicht Willens waren, auf das Ansinnen der Fabrik besitzer, fortan 25 Procent billiger, als bisher, zu ar beiten, einzugehen. Flensburg, 23. April. Die „Nordd. Ztg." de- mentirt die Nachricht, daß von den EideSverweige» rern der Landwchrmannschaft sich noch einige in Haft befinden sollten. Selbstverständlich sei daS nicht wahr, da es der StaalSregicrnng überall nicht einge fallen sei, Leute wegen Verweigerung de» Eides in Haft nehmen zu lassen. Die in Haft sitzenden Land wehrmänner seien, soweit b.kannt, verhaftet, weil sie vor versrmmeltem Kriegsvolk in der Absicht, ihre Ka meraden zur Verweigerung des Gehorsams gegen ihren Vorgesetzten zu verleiten, sich ungeziemend betragen hätten. Nach Art. 19 der Kriegsartikel für das preu- FeuiUrton. Diamantina in Brasilien. 's Einen werthvollen Beitrag zur Kenntniß Brasilien» liefert I. I. v. Tschudi in seinen „Reisen durch Süd amerika" (Verlag von Brockhaus in Leipzig, 1866). Der kürzlich ausgegebene zweite Band des trefflichen Werkes enthält die Beobachtungen und Erlebnisse de» Versafser» in der Provinz Gerae». Ein» der interes santesten Eapitel ist der Diamantenwäscherei in der Haupt stadt de» Diamantenbrzirk», Diamantina, gewidmet. Demnach ist letztere Stadt, die einen etgenthümlichen, von den übrigen brastlianschrn Städten abweichenden TypuS hat, wahrscheinlich in den ersten Deeennien de» vorigen Jahrhundert» von den Begleitern de» Sebastian Lemo do Prado gegründet worden. Letzterer fand beim Goldsuchen im Kiese de» Rto-Manso, ebenso wie Bern hards do Fonseca in Rio-do« Murenho» kleine weise, glänzende Steinchen, die Jahre lang al» Spielmarken benutzt wurden. Einige davon kamen nach Lissabon und sollen erst dort, und zwar vom holländischen Eon- sul, der sie zufällig sah, al» Diamanten erkannt worden sein. Jedenfalls wurde da» Vorkommen von Diaman ten in MinaS-Terae» dem Hofe von Lissabon um da» Jahr 1729 bekannt, und ein königlicher Befehl vom 8. Februar 1730 rrtheilt dem Gouverneur die Weisung, die Entdeckung auf die möglichst vortheilhafteste Art für dir Krone auSzubeuten. Durch strenge, grausame Gesetze suchte man die Eontrebande mit Edelsteinen zu verhüten, ohne jedoch diesen Zweck zu erreichen. Wäh rend der Zett der größten Strenge der Behörden soll «ine beträchtlich größere Menge von Diamanten heim lich »erkauft und «»»geführt worden sein, al» di« von der königl. Intendantur nach Rio-dr-Janeiro abgrltrfrrte. Durch diesen Schleichhandel wurde der Grund zu de« vielen großen Vermögen gelegt, die heute in den Minen- districtcn vorhanden find. Gegenwärtig genießt der FiScus nur sehr geringe Vortheile von der Diamanten gewinnung, indem er eine sehr mäßige Abgabe von den Besitzern der Diamantenwäschereien und Procent deS WertheS al» Exportzoll von den außer Landes gehenden Diamanten erhebt. DaS Klima von Diaman tina ist gesund. Eigenthümlich ist, was Tschudi nach der Mittheilung eines dortigen Arztes erzählt, daß in keinem Theile der Provinz soviel Herzkrankheiten vor kommen, wie eben in Diamantina, wofür die Ursache in der Natur deS Handel» mit Diamanten zu suchen sein soll, deren außerordentliche Preisschwankungen den Händler in steter Aufregung erhalten. Der Ort, an dem Diamanten gesunden werden, heißt Lavra oder Servioo. Man unterscheidet Lavra»-do-Rio und Lavras- do-Eampo. Die erstrrn befinden sich entweder in wirk lichen oder alten vertrockneten Flußbetten, ebenso wie in den Uferniederungen der Flüsse. Ist die Drrmuthung vorhanden, daß in einem Flußbette Diamanten vor kommen, so muß entweder da» sämmtliche Wasser abge leitet werden, oder der Fluß in der erforderlichen Strecke der Länge nach in der Mitte abgrdämmt werden. In dem trocken gelegten Flußbette wird vorerst da« neue taube Gestein, der sogenannte 6„e,IKo bravo wegge- räumt. Unter diesem befinden sich in größerer oder ge ringerer Mächtigkeit verschiedene Steinlager, die au» mehr oder weniger verwittertem Schirfergestein bestehen. Sir lagern auf dem Oaaeatko virgow, dem diamant führenden Gestein, einem rundlichen oder flachen, glatt geschliffenen Grsckiebe, eigentlichen Rollsteinen. Man bedient sich zur Förderung de» diamantführenden Ge schiebe» fast «»»schließlich Neger. Sie schleppen e» in hölzernen Gesäßen a« de« Ort, wo e» zerschlagen und Während der Regenzeit gewaschen wird. I« manchen Flußbetten hat da» Wasser kesselsörmigr Vertiefungen ausgewaschen, in denen man zuweilen ganze Nester hier her geschwemmter Diamanten findet. Vor mehrer» Jahren glückte es, am Höllenflüßchen auf ein solche» Nest zu stoßen und daraus eine Ausbeute von mehr als 8000 Karat dieser Edelsteine waschen zu lassen. — Die LavraS-do Campo sind wesentlich von den LavraS- do«Rio verschieden. Sie befinden sich fern von alten oder neue« Flußbetten auf den Hochebenen. Die dia mantführende Schicht heißt hier gurxulko, sie besteht nicht aus Rollsteinen oder Geschieben, sondern auS kleinem Trümmergestein von eckiger Form und rauher Oberfläche. AuS dem Vorkommen der Diamanten auf Hochebenen oder Wasserscheiden in Schichten von losem Gestein, da» keine Spur zeigt, daß r» einst gerollt oder geschoben worden sei, geht unwiderlegbar hervor, daß dieselben da entstanden sein müssen, wo sie gegenwärtig gefunden werden. Auf dem GebirgSzuge von Diaman tina nach E. Joao find an unzähligen Stellen kleinere und größere Diamantenlager gefunden, und zur Zett der portugiesischen Herrschaft beträchtliche Quantitäten dieser Edelsteine gewonnen worden. Die Bearbeitung dieser Lager geschieht durch Eröffnen von Laufgräben. Gegenwärtig werden auf diesem Gebirg»zuge nur an sehr wenig Stellen Arbeiten im Großen auSgeführt. Da» Gewinnen der Diamanten in diesem Terrain ist fast ««»schließlich in den Händen der Faiscadore», wie man jene ärmern Diamantensucher nennt, die gewöhn lich nur mit ihren Familien da» Geschäft betreiben. In früher» Zeiten hat man hier Nester von Diamanten gefunden, di« eine Ausbeute von 1700 bt» 2000 Karat gegeben haben. Sonderbarer Weise kommen da, wo eine solche Gesellschaft Diamanten in kleinem Raume bet einander gefunden werden, in großer Ausdehnung keine andern Diamanten mehr vor. Die größten bi» jetzt bekannten Diamanten stammen bekanntlich au» Vorderindien. In Brasilien ist bis jetzt erst ein solche» Prachtstück entdeckt worden. Die „Estrella-do Sul" von 125 Karat figurirte in der Pariser Ausstellung von 1856 al» Concurrent des in der ersten Ausstellung be« wunderten Ko-hi-nur. Die Krone Portugal» besitzt die größte und reichste Sammlung brasilianischer Diamanten, deren Werth auf 70 bi» 72 Millionen Franc» ange geben wird, lieber den Ertrag der Ausbeute an Dia manten ist schwer etwas Zuverlässige» zu sagen, da unter der portugiesischen Herrschaft die durch Schleich handel ausgeführten Steine, deren Gewicht dem der amtlich Verzeichneten wohl gleich sein dürfte, gar nicht in Berechnung kommen konnte. Von 1730 —1822 mögen in den Diamantendistricten Brasiliens 5 Mill. Karat an Gewicht gewonnen sein. DaS Gewicht aller di» 1850 gefundenen wird, doch ohne sichere Bast», auf 44 Centner im annähernden Werthe von 450 Millionen Franc» geschätzt. s In Pari» fand im vorigen Monat eine Aus stellung der unverkauft hinterlassenen Arbeiten Hipp. Bellangs» statt, welche, ebenso wie seine Kunstsamm lung, bestehend in neuen und alten Gemälden, Waffen und sonstigen Geräthschaften in diesen Lagen versteigert wurden. Der Erfolg der Versteigerung entsprach den Erwartungen, gegen 70,000 Franc» brachten die 14 zum Theil unvollendeten Bilder de» Meister», gegen 100,000 Franc» der grsammte Nachlaß. s Die „Saturday Review" hebt in einer Ueberficht deutscher Literatur den dritten Band von Uhland'S nach» gelassenen Schriften al» rin Dermächtniß vom größten Werthe für die deutsche Ration hervor.
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