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Dresdner Journal : 16.04.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186704161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-04
- Tag 1867-04-16
-
Monat
1867-04
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1867
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Ihre Majestät die Königin Marie find heute früh 1 Uhr von CarlSbad wieder hier eingetroffen. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagelgeschichte. Dresdner Nachrichten. Pravinzialnachrichten. (Leipzig.) Eingesandt»«. »taltßt» »nd v,tt«»irthschaft. Feuilleton. Inserate, »agestalendrr. «arsrnnoch» richte». LrLrgrapylM Nachrichten. Berlin, Montag, iS. April, Rochmitt. ,8 Uhr*). (Direkte Meldung.) Gestern hat eine Sitzung der Nationa- len stattgesnnde«, am über die definitive Annahme des versafinagsentmarft zu berathrn. Dieselben Haden fich gespalten, so daß die schließliche Majorität für den Entwurf noch 26 Stimmen betragen dürste. I« Sirich-tage hat heute dir Schlußberathung über den Vrrfassungsrnttvurs begonnen. Bor Beginn der GeneraldtScussion erklärte Graf v. Bismarck: Die »erbündeten Regierungen würden trotz ihrer Bedenken ungefähr 40 der vom Reichstage in der Vorberathung gefaßten Beschlüsse annehmen, nicht aber die Amendement-, welche die Sicherstellung der Heereseinrtchtung alterirten und die Diätenfrage betreffen. Abg. Reichensperger spricht dafür, die amendirte Fassung drS Entwurfs aufrecht zu erhalten. Graf v. DrSmarck erklärt, Reichensperger'S An» fichten seien unvereinbar mit seiner Stillung als Bun» descommiffar und preußischer Minister. Nach einer Rede Waldeck'- erklärte der Bevollmäch tigte des Großhcrzogthums Oldenburg, Staatrminrster v. Rössing, die Solidarität der großherzoglich olden- durgschen Regierung mit dem Verfassungsenlwurfe, worauf die Generaldebatte geschlossen wird. Die Art. 1—31 werden ohne wesentliche Debatte vom Hause angenommen. Bei Artikel 32 sprachen die Abgg. Schulze und LaSker für Aufrechterhaltung deS Amendements für Gewährung von Diäten und Reisekosten. Der Abg. Vr. Braun (Plauen) erklärt sich gegen die Diäten, weil die Regierungen erklärt haben, daß daran der ganze Verfassungsentwurf scheitern werde. Bundescommisfar Minister Graf zu Eulenburg: Bei Gewährung von Diäten würben Personen von einer in socialer Hinsicht bedeutenden Stellung zu Gunsten krankhaft strebsamer Leute von der Wahl zu Abgeord neten ausgeschlossen, auch würden durch Diäten lange Parlamente veranlaßt. Abgg. v. Bennigsen und Gras Schwerin er klären sich, um das Verfassungswerk durchzusetzen, gegen die Diäten. Bei der Abstimmung werden dir in der Borbr- rathuag beschlossenen Diäten vom Hause mit 178 gegen 9V Stimmen gestrichen und sodann die Paragraphen 32 — 59 de» Entwurf» ohne Debatte vom Hause an genommen. Die letzte Sitzung findet morgen statt. ") Eiugegangen in Dresden 2 Uhr 23 Minuten. Berlin, Montag, 15. April, Nach«. *3 Uhr.*) (W. T. B.) Für dir heutige Sitzung de» Reichttagr» steht die Schlußberathung de» Berfassung»rntwurfr» auf der Tagesordnung. Der Präsident der Bundescommissare, Graf v. Bis marck, erklärte, die Bundesregierungen würden die *) In Dresden eiugegangen 3 Uhr 5« Minuten. Feuilleton. Dre»dr«, 1b. April. Der herkömmlichen Sitte ge mäß enthielt da- Programm deS diesjährigen Palm- sonntagSconcerteS wiederum zwei Meisterwerke ersten Range»: Händel's „Messias" und Beethoven'» 6-molI- Symphonir. ES ist schön und löblich, althergebrachte Gewohnheiten zu ehren und zu schonen, doch eS giebt auch Fälle, in denen e» zweckmäßig ist, eine den wahren Bedürfnissen entsprechende Modifikation des Bestehenden eintreten zu lassen. In diesem Falle befinden wir un» offenbar betreff» de» üblichen Programms der Palm- sonntag»concerte. Denn ganz abgesehen davon, daß beispielsweise zwei hinsichtlich der Stimmung, de» Cha rakter» und der gelammten künstlerischen Eigenart so völlig verschiedene Tonschöpfungrn, wie die eben ge« nannten schlechterding» nicht zu einander paffen; ab gesehen auch insbesondere davon, daß rin Werk wie Beethoven'S 6-mol>-8yn»phy„ie krinrSweg» dem Pas- fionStone entspricht, so erhält da» Programm dadurch eine maßlose Ausdehnung. Un« Deutschen stehen nun einmal nicht jene zähen, nimmer zu ermüdenden Gr- hör-nerven zu Gebote, durch die sich der stammverwandte Engländer so sehr au»zeichnrt. Di« phlegmatische, fichrr- ltch mehr äußerliche Art, Musik zu hören, befähigt ihn, stundenlang ohne Unterbrechung tonkünstlrrischr Nahrung zu fich zu nehmen, während der intensiver und eindring licher empfindende Deutsche e« mit Mühe und Nolh auf zwei, allerhöchsten» aus dritthalb Stunden de« Muflk- grnuffr» bringt. Tin Lonrrrt, wie da» gestrige aber, von drei und einer Viertelstunde, ist ihm de» Gute« zu viel: schließlich wird e« zu einer Art geistiger Tar tar für Hörer und Mitwirkende, wie man nicht läug- ne« kann, wenn man ehrlich fein will. ES bleibt auch z» wünsche«, daß in unsrem Datrrlande der Geschmack allermeisten der, von dem Hause bei der Vorberathung beschlossenen Amendement» de» VerfassungSentwurfe- accrptire», fall» daS Haus sich nachgiebig zeigen werde in den Amendements betreffs der Diäteufeagc und dec Heereseinrichtungen, welche die Regierungen nicht an nehmen könnten. Im Laufe der Debatten würden die Bundescommissare sich näher auSsprechcn. Gegenüber dem Abg. Reichensperger, welcher sich dahin au-sprach, daß Preußen keinen Grund habe, den Abänderungen betreff» der Diäten und der Heercsein- richtungcn rin kategorisches Nein entzegenzustellen, giebt Graf v. BiSmarck folgende Erklärung ab: Wenn e» dem Redner gelingt, seine Ansichten zur Geltung zu bringen, würde ich nicht glauben, da» VerfaffungSwerk durchzuführen, und würde den König um meine Ent lassung bitten. Abg. Waldeck erklärt, er halte den Entwurf wegen der mangelnden Mtnistcrverantwortlichkeit und Central gewalt für unannehmbar. Abg. Ahlmann (Nordschleswig) beantragt sofor tige vertragsmäßig stipulirte Grenzrcgulirung in Nord- schleSwig; der Antrag wird jedoch nicht unterstützt. Der Antrag deS Abg. v. Bockum-Dolffs auf Enblocannahme des VerfaffungSentwuifes in der durch die Dorberaihung veränderten Fassung bleibt wegen Einspruch? der Abgg. Graf Bethufy Huc und Wagener undiicutilt. Hieraus erledigt der Reichstag die Artikel 1 — 59 gemäß dem Vorbrrathungsrrsultate unter Verwerfung neu eingebrachter Amendements zu Art. 32 (Diäten) nach längerer Debatte. Minister Graf zu Eulenburg vertheidigt bei Art. 32 den Wegfall der Diäten al» Correctiv gegen daS allgemeine Wahlrecht. Abg. v. Bennigsen führt auS, er werde für den Regierungsantrag (Streichung der Diäten) stimmen, um das VerfaffungSwerk nicht zu gcsähiden. Bei der Abstimmung wird ein Antrag des Abg. v. Arnim-Heinrichsdorf mit 178 gegen 90 Stimmen vom Hause angenommen, wonach der amendirte Art. 32 gestrichen und statt dessen ein neuer Artikel eingeschaltet wird, welcher bestimmt, daß die RkiLstagsabgeordneten kerne Entschädigung oder Besoldung erhalten. (Hierdurch ist die ursprüngliche Fassung des Entwurfes wieder her gestellt.) Für die Beibehaltung der Diäten stimmten u. A. auch die Abgg. llr. Gneist und v. Forckenbeck. Pari», Sonntag, 14. April, Abend». (W. T B.) Wie die „Franre" meldet, steht eine an die Kam mern gerichtete Mittheilung der Negierung über da» Resultat der Verhandlungen betreff» Luxemburgs be vor. Frankreich und Preußen zeigten eine große Ver söhnlichkeit. Da» in einer Korrespondenz der „Ti me»" erwähnte Gerücht van einem bevorstehenden französischen Staatsstreiche fei grundlos. Die „Patrie" demrntirt die Nachricht, daß nach Wien eine französi sche Note betreff» Luxemburg» abgegangrn sei. Florenz, Montag, 15. April. (W T. B.) Die Verhandlungen über den italienisch - österreichischen Handelsvertrag schreiten in günstigster Weise vor. Der österreichische Gesandte hatte eine lange Konferenz mit dem Ministerpräsidenten Rattazzi, der fich mit diesen Verhandlungen persönlich beschäftigt. Cagesgeschichte. Dre-drn, 14. April. Seit einiger Zeit schon läuft die Nachricht durch verschiedene Zeitungen, daß die sächsische Postverwaltung gegen eine jährliche Gcldcnlschädigung an Preußen übergeben worden sei. Die „D. B. u. H.-Z." vom 1l. d. M. weiß so gar, daß ein höherer preußischer Postbeamter sich zur Uebernahme derselben nächsten» nach Sachsen begeben werde. Wir können versichern, daß alle diese Nachrich ten vollständig erfunden sind. Ueber die Vcihält- an Monstreproduciionen nach englischem Zuschnitt nie mals Boden gewinnt. Die Veranstalter der Palm» fonntagsconcerte werden nun aber möglicherweise ein Bedenken gegen die von uns befürwortete Kürzung deS Palmsonntagconcerts aufstellen, nämlich, daß der An- theil deS Publikums dadurch geschwächt werden könnte, was allerdings in Anbetracht deS damit verbundenen Zweckes keineswegs wünfchenSwerth wäre. Aber wir sind der Meinung, daß diese Besorgniß illusorisch ist. Im Gegentheil, jeder Vernünftige — und wer hielte sich nicht dafür? — wird eine Neuerung mit Freuden begrüßen, welche beitragen muß, den Kunstgenuß un bedingt sicherer zu stellen und sogar zu erhöhen. Wie oft haben wir nicht mitten au» dem Publicum Stimmen gehört: „rin sehr schönes Concert, aber zu lang!" In der That muß rin gut angeordnete» Concert den Wunsch erregen, daß e» länger, nicht aber, daß eS kürzer hätte sein sollen. Die H-rren Veranstalter des Palmsonn- lagconcert« müssen doch wohl auch selbst vollkommen da von überzeugt sein, sonst würde man im Händel'schen Oratorium einige Nummern von hoher Schönheit, wie z. B. die Chöre „Er trauete Gott", „Der Herr gab da» Wort", „Ihr Schall gehet au»", „Auf, zerreißet ihre Bande", „Drum Dank sei Dir, Gott!", sowie die Arien „Wie lieblich", „Du zerschlägst sie" und da» Duett „O Tod! wo ist dein Stachel" nicht unterdrückt haben. Bei einem so langen Concert käme r» wahrlich auf eine halbe Stunde mehr oder weniger nicht an. Doch genug! Möge diese Angelegenheit für die Zukunft in ernstliche Erwägung gezogen werden und jene Be rücksichtigung finden, die sie fordert. Indem wir un« zur Ausführung selbst wenden, die unter Leitung de« Herrn Kapellmeister« Kreb« stand, sei nur consta- ttrt, daß dieselbe rin» im Allgemeinen ebenso anrrkrn- »»««»erthe war, wie andere frühere Leistungen der nisse der Postanstalt in den Staaten des Norddeutschen Bundes enthält der dem Reichstage vorliegende Ver fassungsentwurf die nöthigen Bestimmungen. Etwas Andere- ist zwischen Preußen und Sachsen weder ver handelt, noch vereinbart worden. )) Berlin, 14. April. Wie wir hören, hat in dielen Tagen hier eine Conserenz mehrer hervorragender Mit glieder des JuristentageS, welche zum Reichstage hier versammelt sind, stattgefunden. Man nennt vorzugs weise die Herren l)r. Gneist, Planck, v. Wächter und Schwarze. Es soll von ihnen der Beschluß gefaßt wor den sein, mit allen Kräften für die Foiterhaltung deS Juristentages besorgt zu sein. Au einer entgegen gesetzten Erklärung der ständigen Deputation des Ju- ristcntages soll von keiner Seite ein Auftrag eriheilt gewesen fein, und es zerfallen daher die Gerüchte von einer Auflösung des Juristentags von selbst. Berlin, 14. April. Die „N. Pr. Ztg." versichert, daß eS unter den verbündeten Regierungen zu einer unbedingten Verständigung über die anzu nehmenden bez. abzulehnenden Amendements zu dem Versaffungsentwurfe des norddeutschen Reichstages gekommen ist. Nach dcr „Z. C." glaubt man in den Kreisen des Reichstages mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß es bei der Schlußberalhung zu einer Ver ständigung über die wesentlichen Punkte kommen wird. Man nimmt an, daß die verbündeten Regierungen die Mehrzahl dcr beschlossenen Amendements acceptiren und daß die nationallrberale Fraction dafür in Bezug auf Diäten und Militärbudget die unerläßlichen Concessionen machen werde. Jedenfalls, sagt die „Z. C.", kann die Bundesverfassung mit parlamentarischen Grundlagen nur unter drei Voraussetzungen zu Stande kommen: 1) wenn auf die Diälenforderung verzichtet, 2) wenn für da- Uebergangsstadium ein weiterer Termin als bis Ablauf deS Jahres 1871 gesteckt, und 3) die Sicher stellung eine« verfassungsmäßigen Zustandes nach Ab lauf des Uebergangsstadiums für alle Fälle gefunden worden ist. — Die Fraction der Linken (Waldeckrc.) hielt gestern eine Besprechung und beschloß, bei der am Montag beginnenden Schlußberathung über den Ver- fassungeentwurf die bereits in der Vorberathung ge stellten Anträge auf Ministerverantwortlichkcit und in Betreff des BundeskriegSwescns wieder auszunehmcn und überall für den Fall, daß die Negierung bei ihren AnsiLtek beharren sollte, auf namentliche Abstimmung anzutragen, „um zu constatiren, wer seiner ersten Ab stimmung ungetreu geworden". (Die Anträge der Linken sind bereits eingebracht und liegen gedruckt vor. Es sind die Amendements, für welche die Herren Dun- cker und Waldeck bei den Debatten eintraten.) — Die „N. A. Z." schreibt: Die „Danziger Zei tung" läßt sich aus Warschau schreiben, es werde dort von geheimen Vorbereitungen gesprochen, die den Zweck hätten, die Hälfte des Königreichs Polen, bis zur Weichsel, an Preußen zu übergeben. Während die Einen wissen, cs handle sich nur um eine temporäre preußische Besatzung für den Fall eines Krieges im Orient, glauben Andere, es fei von einem definitiven Arrangement die Rede. Wir brauchen wohl kaum zu bemerken, daß diese Nachricht rein aus der Lust ge griffen ist und die Tendenz verfolgt, durch diese Ge rüchte die Gemüther in Frankreich gegen Preußen auf zuregen. Jeder Unbefangene wird begreifen, daß Preu ßen bei ferner nationalen Politik kein Interesse haben kann, sich durch polnische Territorien zu vergrößern. — Die Feststellung deS Termins für die Eröffnung des preußischen Landtages ist zwar bis jetzt noch nicht erfolgt, aber allerdings ist die Regierung veranlaßt, einen möglichst frühen Zeitpunkt für die Einberufung der einzelnen Landesvertretungen zur Beschlußnahme über die Verfassung des Norddeutschen Bundes, nach dem die Berathungen des Reichstages über dieselbe ge schloffen sein werden, ins Auge zu fassen, weil diese Verfassung eine Abänderung der preußischen Verfassung in sich schließt und letztere für solche Fälle eine zwei malige Abstimmung festscht, von denen die zweite «st dabei vcrciniglen Kräfte. Doch häile ihr ein Zug von begeistertem Schwünge nicht schaden können. Dir Stimmung war, zumal im ersten Theile deS „McsstaS" unter den Mitwirkenden etwa- tcmperirt. Und erst von der zweiten Hälfte de» Oratoriums ab trat namentlich der Chor in die vollere Wirkung. Es fehlte nicht selten jener frische belebte Zug, der dem dr.amatisch gefärbten Tonleben der Händel'schen Chöre nicht blos hier, sondern überhaupt eigen ist. Auch das „Halleluja" hätte durch eine etwas animirtere Be wegung nur an erhöhter Wirkung gewinnen können. Dasselbe gilt von dem Allegrosatze der Ouvertüre. Die Hirtrnstzmphonie im ersten Therlc wurde aber so lang sam genommen, daß e- auch dem Kenner des Stückes Schwierigkeit veruriachte, den melodischen Faden zu ver folgen und frstzuhaltrn. Die Gesangssolopartien Warrn durch die Damen Otto-Alvslcbrn, Blume und Krrbs- Michalesi, sowie durch die Herren Rudolpb und Ecaria in angemessener Weise vertreten. Zum Therl leisteten die Genannten VorirefflicheS. So Herr Ecaria beson der» in der Arie „Warum entbrennen die Heiden", wohingegen sein Vortrag der mystisch - prophetisch ge haltenen Arie un» etwa» zu maleriell erschien. Auch ließ sich bisweilen eine gleichmäßig schöne Tonvrrbin- dung und ein dem entsprechende» Portamento vermissen. Frau Otto AlvSleben, welche die Sopransoli der bei den ersten Theile de» Oratorium» übernommen hatte, zeigte wie immer musikalische Sicherheit und Corrrct- h«t der Autführung. Frau Blume dagegen, im drit ten Theile desselben, erfreute durch den sympathischen Klang ihrer Stimme, sowie durch di« schlichte, wenn auch atwa» grnrrhast« Anmuth ihre« Vortrag» von Beethoven'S herrlicher O-inoll-Symphonie, in welcher die glänzenden Kräfte de« kgl. Kap.llinstitut» erst zu eigentlicher Geltung kamen, haben wir, offen gestanden, nach Verlauf von 21 Tagen der ersten folgen darf Da hiernach die bevorstehende LandtagSsesston also doch einige Wochen in Anspruch nehmen wird, so ist um so mehr Grund vorhanden, die Einberufung des Landtages nach Möglichkeit zu beschleunigen. — Bei der Ver schmelzung der neuen LandeStheile mit dem bisherigen Gebiet des preußischen Staates wird es natürlich auch nothwendig, für die Erwerbung des Unterthanen« rechtes gleichmäßige Vorschriften festzustcllen, da in dieser Beziehung in jenen Landestheilen bisher zum Theil andere Bestimmungen als in der preußischen Ge setzgebung geltend waren Es ist daher die Absicht, in nächster Zeit dort das preußische Gesetz vom 31. De» cember 1842 über die Erwerbung, resp. Verlust deS Rechtes als Preuße einzuführen. Die nöthigen Ein leitungen dazu sind, wie wir hören, bereits getroffen, doch ist der Beschluß de» Staatsministeriums darüber noch nicht erfolgt. — Bei Eintritt des neuen Polizei präsidenten wird nach der „Z. C." voraussichtlich auch die Frage wegen Reorganisation des Polizei- präsrdiums zur Entscheidung kommen. Die jetzige Organisation hat wegen der bestehenden Vermischung der Criminalthätizkeit mit dtm eigentlichen Polizeiwesen, sowie wegen der allzu großen Centralisairon schon längst Bedenken erregt, sodaß bereits vor mehrernJahren ein neuer Organisationsplan ausgearbeitet wurde, welcher wohl jetzt als Grundlage wiederholter Erörterungen dienen wird. Die Nachricht, daß Herr v. Bernuth seine bisherigen Functionen als Polizeipräsident von Ber lin noch bis nach Beendigung der am hiesigen Hofe be vorstehenden Feierlichkeiten zur Vermählung des Grafen von Flandern mit der Prinzessin Marie von Hohen- zollern fortführen werde, wird von unterrichteter Seite bestätigt. Hannover, 12. April. (K Z.) Der Celler Auf- ruhrproceß ist nach Wochen endlich so weit gediehen, daß der Staatsanwalt seine Strafanträge stellen konnte. In den bei Weitem meisten Fällen ist die auf da- Ver brechen des Aufruhrs gerichtete Anklage aufrecht er halten, doch nicht vorbedachter, sondern plötzlich ent standen« Aufruhr angenommen. Die angebliche Vor liebe für die frühere Dynastie läßt die Staatsanwalt schaft nicht als Milderungsgrund gelten, wohl aber den äußerst geringen Bildungsgrad der Angeklagten, die aufgeregte Stimmung und bei vielen die unverschuldete lange Untersuchungshaft. Den Burschen von l6—20 Jahren kommt überdies die Nachsicht des Strafgesehe» zu Gute. Danach ist gegen 109 Angeklagte, unter denen auffallend viele Weiber sind, Bestrafung von acht Jahren Kette, durch Zuchthaus bis zu acht Tagen Ge- fängniß herab beantragt, und wegen fünf der Ange klagten ist Freisprechung anhcimgegrben. DaS Erkennt- niß wird nicht das Schwurgericht, sondern, da es sich um ein sogenanntes politisches Verbrechen handelt, der Strafsenat des OberappellatronszerrchtS fällen. — (Wes. Ztg ) Unsre Polizei ist wieder im Kriege mit den Demonstrationslustigen, die den auf den Palm sonntag fallenden Geburtstag der Königin Marie mit Flaggen und Jlluminircn zu feiern beabsichtigen. Die Polizei untersagt dergleichen unbedingt unter Androhung von 10—50 Thlr. Strafe. Ein ebenfalls demonstratives Essen im Ballhofssaale ist ebenso an der indirectcn Intervention der Polizei gescheitert. Kiel, 12. April. (H. C.) In Sachen dcr Regie rung gegen den frühem Redakteur der „Schleswig- Holsteinschen Zeitung", Dingwort, wegen „Beleidigung der preußischen Regierung in Bezug auf ihr Amt" s. w. d. a., hat da» Oberappellationsgericht unter Ver gleichung der Kosten der höchsten Instanz die vom Ober gericht auf 50 Mark bestimmte Brüche aus 100 Mark erhöht. — Eine vom 23. März datirte Veröffentlichung der beiden Generalsuperintendcnten von Schleswig und Hol stein macht bekannt, daß auf die bereits vor geraumer Zeit an Se. Maj. den König gerichtete Bitte, durch ein königl. Wort der evangelisch-lutherischen Kirche Schleswig-Holsteins als solcher ihren ferner« unver- nach vor hergegangener 2*chstündiger Anspannung wenig gehabt. Es ist wahrhaft zu bedauern, daß solche Ga ben, die eine ungewöhnliche Anstrengung der mitwir» kenbrn Kräfte voraussetzen, unter derartigen Umstän den nur halb genossen werden können. Die ersten drei Sätze gingen uns fast völlig verloren, und erst das mit tonstrahlender Macht wuchtig dahinbrausende Finale vermochte die gesunkene Gchörscapacität wieder zu be leben und empfänglicher für das Dargebotene zu machen. 7 Freiherr v. Ditfurth theilt in der „Allg. Z." mit, daß er seit mehr als 40 Jahren mit unermüdetem Sammeln deutscher Volkslieder beschäftigt, in mündlichen Mittheilungcn, geschriebenen Liederbüchern und Tausen den von fliegenden Blättern noch rin so ergiebiges Mit tel zu beschaffen vermocht hat, daß sich daraus eine fortlaufende Keite geschichtlicher Volkslieder vom Ende drS 30jährigen Krieges bi- auf die jüngsten Tage dar stellen läßt. Gleiche Sorgfalt ward auch den betreffen den Melodien zugewandt, und vrel schöne, längst ver klungene Wersen sind der Vergessenheit dadurch entzogen. Zur Herausgabe einer Auswahl von etwa 400 meist noch unbekannten deutschen Dolk-liedern sei leider jedoch bei der Ungunst der Zeit noch kein paffender Verleger zu gewinnen gewesen. Auch die historische Commission * zu München «klärte, keine Geldmütel dafür mehr er übrigen zu können. Sohin müsse vorläufig eine Pu blikation noch unterbleiben. Inzwischen werden alle Diejenigen, welche sich irgend dafür tnteresstren, drin gend ersucht, über alle» etwa zu Gebote stehende bezüg liche Material gefälligst Miltheilungen an Freiherr« v. Ditfurth nach Nürnberg zu machen.
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