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Dresdner Journal : 26.10.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186510267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-10
- Tag 1865-10-26
-
Monat
1865-10
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1865
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-7- / ; z send« Zusammenrottung nicht» au»zurichttn vermöge. Der selbe eilt« daher sogleich zu dem k. Stadtkommandanten, setzte ihn von der Sachlage in Kenntniß und bot dir bewaffnete Macht auf. Dir auf dem Schauplatz« der Zusamweniottungrn anlangendrn Truppen wurden von der Menge durch Zischen, Pfeifen uud Geschrei verhöhnt und zum Thetl mit Steinen beworfen, von welchen einer u. A. auch den Platzadjutanteu bald nach seiner Ankunft getroffen Hal. Durch Absperre« mehrer Straßen und allmählich«» Aurückdräagen der Menge bi» zu« Karl»- und Sendlingerthorr, sowie die während dieser Zeit vor genommenen zahlreichen Arrettrungen von Ercrdenten wurde die Ruhe hergrstrllt. E» war sohin der Zeit punkt gekommen, wo die Truppen zurückgezogen werden konnten. Auf Antrag de» Poltzetdtrector» ließ der Stadt kommandant die an der „Westendhalle" und in deren Umgebung befindlichen Truppen rinrücken, die Patrouil len jedoch fortsetzen und die Mannschaft in den Caser- nen di» auf Weitere» bereit halten. Der Polizetbireetor begab sich sodann mit dem Stadtkommandanten auf die Hauptwache. Die „Bayer. Atg." berichtet nun weiter: .Nach etwa U Stunden trafen aus der Hauptwache wieder holte Meldungen ein, daß Menschcnmassen sich neuerding» an der .Weftcndhalle' zusammenrolteten, d»e Ruhestörungen von Neuem begannen und Drohungen gegen die .WestendhaUe' und die anwesende Gendarmerie auSgesiohen wurden, welch letztere sich habe zurückziehen müssen. Sofort wurde eine Mililarabthei- lung von der Hauptwache au» an den Platz der Zusammenrot tung geschickt, der Befehl zum Autrücken von 3 Znfanteriecom- pagnien und 2 Schwadronen (Lavalerie an eben diesen Platz er- tderlt und etne Znfantenecompagnie in da» Polizeidirecliontge- bäude beordert, nachdem letztere« al» der Zielpunkt eine» An griffe» zum Zwecke der Befreiung der Arrestanten bezeichnet wor den war. Nach kurzem Zwischenräume verfügten i ch der Stadt kommandant und brr Pvlizeidircctor zur .Westendhalle', wo in verhältnißmähig kurzer Zeit die ausgebotenen Truppen anlang ten. letztere wurden auch diese» Mal mit Zischen, Pfeifen und zum Theil auch mit Sleinwürsen empfangen. Nach erfolgtem Eintreffen sämmtlicher Truppenadlheilungen suchten der gleich falls an Ort und Stelle anwesende k. Regierungspräsident von Oberbayern, der P»lizeidirector und mehrere Polizeiorganc die mehr und mehr angewachfene Menge wiederholt, jedoch vergeb lich zum Fortgehen zu bewegen. Infolge dessen sah sich derPo- lizeidirector veranlaßt, nach Mitternacht durch einen in seiner AmlSIracht befindlichen Bezirktcommiflar in Gemäßheit des Ar tikel 3 de» Gesetze- vom 4 Mai 18Sl, da» Einschreiten der be waffneten Macht zur Erhaltung der gesetzlichen Ordnung betref fend, die Zusammengcrolteten dreimal im Namen de» Gesetzes zum ruhigen AuSeinandergehcn aussordern zu lassen. Jeder Auf forderung ging ein starkes, länger dauerndes Trommcljignal vor aus Hohngeichrci von einigen Seiten war die Antwort. Nach dem auch die dritte Aufforderung ohne Erfolg geblieben und den Zusammcngerotteten noch mehrere Minuten lang Zeit zum Aui- einandergehen erfolglos gelassen worden war, wurde die in der Sonnenstraße ausgestellte Jnsanterie beordert, in den Alleen Po sition zu nehmen, die Eavalcrie dagegen beauflragt, mittelst Bor rücken im Schritt die Straßen und Plätze bi» zum Karl»- und Lrndlingerlhor zu räumen. Al» die Cavalerie bet diesem Vor rücken erneuten Angriffen von Seite der Ereedenlen autgesetzl war, machte sie theilweije von dcr Waffe Gebrauch. Binnen einer halben Stunde waren die Straßen leer, und um Hst Uhr konn ten die Truppen in die Easernen zurückgeschickt, sowie die Pa trouillen siftirt werden. Au» Anlaß der am 8. d. M. stattge- sundenen Zusammenrottungen wurden 114 Personen arretrrt, von welchen 1V dem Stadtgerichte zur Aburtherlung überwiesen, die übrigen aber dem Untersuchungsrichter am Bezirksgerichte zur Anzeige gebracht wurden. Sech» hierbei verwundete Personen au» dem Civrlstande sind in dar allgemeine Krankenhaus ge bracht worden; indessen scheint eine größere Anzahl von Eivrl- personen verwundet worden zu sein, was jedoch di- jetzt nicht näher fcstgestellt zu werden vermochte. Bereit» rn den früher» Abendstunden de» 8. Oktobers — vor den nach Vorschrift des angeführten Gesetze» erfolgten Aufforderungen zum ruhigen AuS- einandergehen — waren nämlich von Seite der Zusammengervt- teten Angriffe gegen die bewaffnete Macht vorgekommen, welch letztere in Gemäßheit de» Art. S de» gedachten Gesetze» zum Ge brauche der Waffen ermächtigten und zu diesem auch in mehrer» Fällen führten.' In dieser Beziehung constatirt der amtliche Bericht mehrere Thatsachen und schließt: „Oeffentliche Blätter haben von mehrfachen und zum Theil grellen Ausschrei tungen berichtet, welche am 8 d. M. auf Seite des Mi litärs vorgekommcn sein sollen. ES muß di« Richtig keit dieser Angaben tnsolange bezweifelt werden, al- nicht da» Einschreiten dcS zuständigen Gerichts in Anspruch genommen wird. So viel ist gewiß, daß weder bei der Civil noch bei der Militärbehörde Beschwerden in die ser Richtung erhoben worden sind." Hannover, 23. Oktober. Dir amtliche „Neue Han- növ. Ztg " schreibt: „ES haben auswärtige und hiesige Blätter über di« letzte Mintsterveränderung unter vielen andern Erfindungen auch die Mitteilung gebracht, der Staatsminister Bacmrister habe in Nordermh die dem Grafen v. BorrteS durch Ernrnnung zum StaalSrath» Präsidenten erthrilte EhrcnauSzeichnung angcrathen und sei darauf, als vier Ressortminister wegen dieser Auszeich nung ihre Entlassung erbeten, mit der Ausfindung neuer Minister füc die erledigten Portefeuilles, oder, wt: man nach constilutionellem Sprachgebrauch sagt: mit der Bil dung eines Ministeriums beauftragt. Diese ganze Mit- theitung ist vollkommen unwahr. Die Erledigung dcr Stelle des StaatSrathSpräsidenten erfolgte, als der Staats Minister Bacmeister bereits von Nordermy nach Maricn- bad zur Cur abgereift war, und die Ernennung deS Grafen v. BorrieS wurde am 9. September von dem in Nor derney anwesenden Staatlmtnister Frhrn. v. Ha««erstetn mit vollzogen und ist weder damals noch überhaupt bi» zum 20. September Gegenstand von Vorstellungen und politischen Erwägungen geworden. Der Staatlmtnister Barmeistrr hat diese Erurmrung erst durch dir Publika tion in den Zeitungen erfahren und hat auch erst nach seiner Rückkehr von Martenbad davon Kunde erhalten, daß dies« de« Grasen Borries zu Theil gewordene Ehren- «ußzeichnung den Grund für die EntlaffungSgesuch« der vier nunmehr ausgeschiedeven Minister -«boten hab«. Mit der Ermittelung neuer Minister ist der Staat-Minister Bacmeister nicht beauftragt worden. Er hat vielmehr die allerhöchste Gewährung der ringrgebenen Entlaffuag»- grsuche erst ersahien, al» ihm sein« Ernennung zum Mi- ntstrr des Innern eröffnet wurde, bei welcher Gelegenheit ihm denn auch die bereit» feststehenden, lediglich durch da» allerhöchste Bertrauen erwählten Namen der übrigen neu ,u ernennenden StaatSmtnistrr bekannt wurden." Ratzedurg, 22. Oktober. Der Lübecker „Eisenbahn- Zeitung" geht au» guter Quelle die Mttthrilung zu, daß zu Anfang de» Monat- August d. I. nach vorheriger Absendung von 165,000 Thlr. nach Berlin und Wien und von circa 45,000 Thlr. nach Kopenhagen al» Ab trag an die dänische Finanzkaffe pro 23. December 1863 bis 1864 nur circa 5000 Thlr. in Kaffe blieben, und d^ß jetzt ohne Berücksichtigung der davon gemachten Aus- gaben höchsten» 50,000 Thlr. in der lauenburgschen Kasse sein können. Demnach sei e» nicht möglich, daß, wir die „Lamnburgsche Zeitung" meldet, demnächst auS den Überschüssen mehr al» 100,000 Thlr. nach Berlin gesandt werden sollen. Hamburg. 23. Oktober. (Wes.-Z) Beiden heutigen Neuwablcn zur Bürgerschaft siegte dic demokra tische Partei in sämmtlichen Bezirken, einen ausgenom men. gegen di« allliberale. Paris. 24 Oktober. Wir der „Moniteur" meldet, hat der Kaiser dem Minister deS Innern 25,000 Francs für die C h osteraopfer zugestellt; ebenso «die Kaiserin 15 000 Flanc» und der kaiserliche Prinz 10,000 FcS. — (K A ) In Straßburg ist im Alter von 69 Jahren Tioisionsge: eral Retbell am 21. Oktober gestorben. Derselbe war geraume Zeit ObeibesehlSbaber der Trup pen in Straßburg und eine sehr beliebte Persönlichkeit. — Auch Division-general Perrot, früher Oberbefehls Haber der Pariser Nationalgarde und Deputirter, ist am 19 Oktober aus seinem Landgute in VtllicrS an der Orge gcstorden. — Der Kaiser hat au» Anlaß deS Tode» von Lord Palmerston sich nicht damit begnügt, ein eigenhändige» Beileidsschreiben an dir Witwe de» englischen Premier» auf dem gewöhnlichen Wege der Ge sandtschast gelangen zu lasten, sondern er hat vielmehr einen seiner persönlichen Adjutautcn damit beauftragt, zugleich mit Urberbrtngung des betreffenden Schreibens mündlich auch Dolmetscher der Gefühle zu sein, welche dieser traurig: Fall im Kaiser nachgerufen. — Wa» die Cholera airbelangt, so soll dieselbe seit gestern wirklich im Abnehmcn begriffen sein. AU: osficiösen Blätter mel den cS wc..rgsteu». (Laut dem „Abend-Moniteur" sind in den letzten Tagen täglich 250 »iS 300 Personen an dir Cholera gestorben.) Einige Opfer hat sie jetzt auch in den höhern Pariser Kreisln gefordert. So starb an d eser Seuche die sich hier aufhaltende Gemahlin de» französischen Gesandten in Portugal, Mme. Bourrör, und der SlaatSrath und Generalsekretär der Seinepräfectur, Herr Segaud. Letzterer, er ist der Schwiegersohn deS Herrn Havin (vom „Siscle), hatte seine Mutter vor zwei Tagen verloren. Sie war ebenfalls an der Cholera ge storben. Im Süden dauert die Cholera fort, ohne jedoch viele der Opfer hinzuraffen Die Zahl der Personen, dic in Toulon vom 16. August bis 19. Oktober starben, beträgt 1751; davon kommen 1274 auf die Cholera und 477 auf gewöhnliche Krankheiten. — Nach Berichten auS Et. Petersburg hat sich die russische Regierung jetzt ebenfalls bereit erklärt, dir von Frankreich vorgrschlagcne „SanitätSconferenz" zu beschicken. — Der Depesche de» Minister- Drouyn de LhuyS vom 16 d. Mts. an die französischen Gesandten wesen Beschickung einer diplo matischen Konferenz, welche sich mit Bildung einer Sa- nitätScommission im Orient beschäftigen soll, damit nach deren Vorschlägen Mittel gegen die fahrlässige Ber schleppnng der Cholera ergr ff n werden, ist zugleich dcr Bericht b.igcsügt, welchen die betreffenden Minister dem Kaiser erstattet haben. Die französische Regierung ladet besonders diejenigen Mächte ein, welche im mittelländi schen Meere HandelStnteresfin zu vertreten haben, zur Beschickung der Conferenz, und zwar! nicht blo» durch diplomatische Bevollmächtigte, sondern auch durch Fach männer, deren spectelle Angaben über die Ursachen dcr Cholera, ihre UrsprungSstätlcn und die Art ihrer Ver brcitung den Arbeiten der internationalen Commission zur Unterstützung dienen können. Diese EanitätScom- Mission würde durchaus nicht befugt sein, sich in die in nere Verwaltung der betrest.nden Staaten zu mischen, vielmehr dürsten die beschlossenen Maßnahmen nur durch geben. Die Organe d«S Handelsstande» find de»halb auf- gefordert worden, sich gutachtlich über die Consulatr zu Rom, Montreal und Tiflis zu äußern. — Da» Aeltestrn- cvllegium der Berliner Kaufmannschaft hatte, wie zur Zeit gemeldet word.n, dem Ministerium auf Verlangen Ent würfe zu einer neuen Börsen- und Maklerordnung etngcreicht, welche mit mehrfachen Ausstellungen de» Ober- Präsidiums dcr Provinz Brandenburg zurückgekommen waren. Infolge dessen hat jetzt drS Arllestrncollrgium die Regierung ersucht, die Angelegenheit betreffend die eige nen Geschäft: der Handels Mäkler vorerst auf legislatori schem Wege zu erledigen, bevor man mit Abänderung der Maklerordnung weiter vorgehen wollte. — Auf Befehl Er Maj. deS Königs sollen die Unglücksfälle durch Häusercinsturz vom 20. d M. einer ganz genauen Un tersuchung unterzogen und an höchster Stelle darüber auLführlichst berichtet werden. Es soll denn auch gestern schon unter dem Vorsitze des Handelsministers eine Be- rathung jämrmlicher Mitglieder deS RcssortS für öffent liche Bauten stattgesundcn haben, um Mittel und Wege zur Verhütuni ähnlicher Katastrophen festzustellen. Mor gen Vormittag werden von dcr Charit» ouS unter Vor tritt von drei Musikchörcn — 27 Leichen der in dcr Wasserthorstraße Erschlagenen zur gemeinsamen Gruft auf dem Kirchhofe der Jakobigemcindc bestattet. In der Kapelle drr Charitö wird vom Consistorialrath Bachmann vorher ein Trauergotteedicnst abgehalten, wobei dic Särge zu beiden Seiten des Alte.rs stehen weiden. 23 dcr zu Bestattenden waren tischlergesellcn, dic der jähe Tod mit ten in ihrem Tagewerk ereilt hat, da.u kommen 2, 19 resp. 11 Jahre alte Töchter dk» Tischlermeister» MuS- hacke, daS 6jährige TöLt rchen des GiefiermctsterS Jakob und ein birher noch nich: rccogno cirtcr Leichnam. — Uebrigens sind alle Neubauten in irr Stadt, nament lich auf dem Köpnickeifelde, d b i> d-r Umgegend der Unglücksstätb, in furchtbaren Mißcr-dit gerathen; die ver- schäiste Beobachtung solcher the'.ls noch im Rohbau be griffenen Häuser soll auch Mkhiftch bereits die Nähe ähn liche. Gefahren zur Evidenz herau-g st-llt haben. — Se. Maj drr König wohnte heute Vormittag halb ll Uhr der feierlichen Einweihung dcsWilhelms?,ymnasiumS, Belle- vucstiaß' 15, und darauf l r Grundsteinlegung zum Elisabcihkrünkenhaus, Potsdamer und Lübowri Wegstraßen ecke, bei — Ihre königi. Hoheiten dcr Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute früh von Koblenz aufgc- brochen and in Köln mit ihren Kürdcin zusrmmengetrof- fen, Halen die Reise nach Brüss l fortgesetzt, um dort 2 Tage zu verweilen und sich bann von Antwerpen nach England ».inzusLiffen. Aus Schlesien. D-r „Schl s. Ztg.' wird geschrieben: Die vor etwas mehr als einem Jahre mit so vielem Ge räusch ctablirte Bewegung unter den Webern in Lan genbielau hat sich binnen einem Jahre im Sande ver lausen. Der materielle Nutzen, der daraus gezogen wor den, dürfte in dcr Thal von geringem Belange sein. Wenn sich auch Viele bemühen, die th ilwcijc .ingetretenc Lohn erhöhung von 10—15 Sgr. pro Kette als Folge dcr Agi tation hinzustellen, so täuschen sie Nsimand als sich selbst damit. Faktisch ist die Lohnerhöhung Nichts weiter, als eine Folge besserer Conjunclu en. Bei vielen Fabrikanten war der Lohnzusatz aber auch nur ein Köder für den Weber, um ihn dr Feldarbeit zu entfremden und zum Webestuhle zurückzuführen. Der Fabrikant, dem daran lag, seine Kund-n zu befriedigen, mußte nach einem Mittel suchen, um den Weber zu größerm Fleiß anzuspornen, und daher datirt sich anderntherlS der Lohnzusatz. Die Arbeitervereine, welche der B.wcgung ihr Dasein verdan ken, gehen ihrem Ende entgegen, denn an ihrem Lebens nerv nagt der Wurm getäuschter Hoffnungen. Wie uns auS zuveilässiger Quelle mitgelheill wird, sind die von Sr. Maj. dem Könige an dic GierLdorfer Weber geschenk ten 6000 Thlr. bereits vollständig „verhandelt". Hof fentlich wird dies den Behörden ein Fingerzeig sein, daß durch Unterstützungen dem gesunkenen Weberstandc nicht aufzuhclfen ist. München, 23. Octover. Die „Bayersche Zeitung" bringt heule den verheißenen amtlichen Bericht über dir Ruhestörungen am 8. Oktober. Es ergiebt sich daraus, daß dcr Anfang derselben aus einer Nachmit tags auf drr Festwiese vorgenommenen Arretur eines Erccdenten durch zwei Gendarmen sich herschreibt. Etne Rotte verfolgte die Gendarmen, befreite d.n Arrctirten und j.,gie dic Gendarmen mit Steinwürfen fort. Einer derselben floh in dic „Westendhalle". Mehrere Sauve- garden wehrten im Verein mit dem Wirthc und dessen Dicnstleuten das Eindringen ter Menge so lange ab, bis eine von der Hauptwachc herbtigcholte Infanterie abtheilung angelangt war Inzwischen hatte sich vor der „Westendhalle" eine große Menschenmasse angcsam- mclt, welche unter Schreien, Toben und Drohungen dic Herausgabe des geflüchteten Gendarmen verlangte. Der k. Polizeidirector fuhr sogleich an Ort und Stelle, wo er sofort sich überzeugte, daß die von der Hauptwachc entsendete Mtlitärabthcilung gegen d.c fortwährend wach weit einfachere und ermnlhigendere Ratschläge entwickeln lassen, alS die Technik Frcytag'S enthält. Und nun ein Wort über jene Chrraktcrerfordernisse deS Dichter»! Wir finden cS erstens unsäglich geschmack los, wenn Jemand, der selbst ein Drama geschrieben hat, sagen kann: „Eine gute Einleitung und ein interessantes Moment zu finden, welche» die Seele dcS Helden in Spannung verseht, ist Sache des Scharfsinns und dcr Nonline. Den Höhcnpunkl herauszutreiben ist vorzugs weise Sache der poetischen Kraft; die Schlußkatastrophe gut zu machen, dazu gehört ein männliches Herz und ein souveräner Sinn; dir Umkehr aber wirksam zu schaffen, ist am schwersten. Hier kann weder Routine noch poetischer Reichthnm, noch weise Klarheit der Dich- trrnatur daS Gelingen verbürgen; e» gehört dazu eine Vereinigung von allen diesen Eigenschaften." Wir finden eS zweitens vollkommen zwecklos. Dem Bescheidenen wird darüber ganz ängstlich werden; der Anmaßende wird sich im reichsten Besitze dieser und noch vieler andern Eigenschaften wähnen Wir find n eS dritten» seltsam, den selbstverständlichen Gedanken, daß Dichtergröße ohne sittlichen Werth nicht denkbar sei, mit solchem Patho», an so vielen Stellen und z. B. auf Seite 120 auSzu- sprechcn. Als Martin Opitz vor mehr al» zweihundert Jahicn „Von der deutschen Porterri" schrieb, da sagte er ganz schlicht auf den ersten 5 Veiten einmal: „Wie wohl ich mir von der deutschen Poeterrt Etwa» aufzu> sehen vorgenommen, bin ich doch solcher Gedanken keines wegs, daß ich vrimctnc, man könne Jemand durch gewisse Regeln und Gesche zu einem Poeten machen", und dann: „Der Dichter muß «vpavraS^wrox, von sinnreichen Ein fällen und Erfindungen sein, muß ein große» unverzag te» Gemüt he haben, muß hohe Sachen bei sich erdenken können." Heute dürfte dieser Gedanke so allgemein an» erkannt sein, daß er kaum noch in einer Etnltttung aus ¬ gesprochen, jedenfalls nicht bis zur Ermüdung wiederholt zu werden braucht. Und welche Logik ist e», wenn nun in den letzten Worten deS Werke» gesagt wird: „Hat e» ein Dichter bi» zur Ausführung seiner Werke gcbracht, so wird er Gelegenheit haben, sich zum festen Manne zu machen, wa» mehr Werth ist, al» ein gewandter und technisch gebildeter Dichter zu sein." Wir dachten, wer kein fester Mann sei, sollte sich« überhaupt vergehen las sen, ein Drama schreiben zu wollen: nun kann Einer plötzlich ein gewandter und technisch gebildeter Dichter sein, der jene» erst durch Aufführungen seiner Werke werden soll! Aber cS ist auch noch gegen alle diele Stellen ein Widerspruch zu erheben. Jeder wird zugeben, daß sitt liche Würde und innere Harmonie nöthig sei, um da» Höchste in irgend einer Kunst zu leisten; aber worauf der Verfasser hinzielt, das scheint eiurStheils eine Art von Bolz - Fink - Waldemar - Eaalseld - Charakter, anderntheil» vielleicht eine g-wiffe Rührigkeit Im politischen Leben zu sein, wie er sie wohl selber bethättgt hat. Daß nun dergleichen Eigenthümlichketten dem großen Dramatiker durchaus nicht eigen zu sein brauchen, da» beweist So phokles, Goethe und, wenn wir verwandte» heranziehen dürfen, der Componist de» „Don Juan". Ist e» doch ganz natürlich, daß Diejenigen, welche au» ihrem Haupte und Herzen durch künstlerische» Gestalten eine ideale Welt hervorbilden, nicht mit besonderer Rührigkeit in der wirk lichen sich tummeln werden, und obwohl politischer Jn- differentiSmu» für den größten Dichter nicht rühmlich wäre, und obwohl Feigheit, die sich mit Bewußtsein zu ungerechten Mächtigen gesellte, ihm schimpflich sein würde, so darf doch dir Gegenwart nicht zu anspruchsvoll gegen Geister sein, die im Reich« de» Schönen schaffen, welche» leit Jahrtausenden mit seinen eignen Gesetzen in d«m Wogen der Geschichte fast unwandelbar steht. (Fortsetzun folgt.) Literatur. „Spanisches für die gebildete Welt. Von Alban Stolz. Fünfte Auflage mit etwas Türkt schcm. Freiburg im BretSgau. Herder'sche Verlag-Hand luckg." Dic in verhältnißmäßig kurzer Zeit nöthig ge wordenen Auslagen zeigen, daß dieser originelle Autor sehr bald seinen Weg in» Publicum gefunden. Den An laß zu vorliegender Schrift gab, wie der Verfasser selbst bemerkt, allerdings eine Reise, dir er nach Spanien ge macht; wer aber etwa» daraus lernen wollte im Fach der Geographie, Oekonomte, Statistik, Politik, Architektur oder etwa» von alten Handschriften, würde sich betrogen finden. Diese Reiscerzählung ist ihm vielmehr nur rin Anlaß, am Faden derselben sich auszulaffen über manche Der. kchrthetten in Ansicht und LebcnSmanier der gegenwär tigen Welt, so daß ihm der Rcisetnhalt eigentlich nur Nebensache war. A. Stolz schreibt nicht für gute Chri sten, sondern für böse und für Unchrtsten; er wollte Men schen bcikommen, die gewöhnt sind, bei ihrer Lektüre nur nach leichtfertiger weltlicher Unterhaltung zu greifen, und die ihr Äug' und Ohr gewöhnlich Strenger« verschließen. Gleich Bogumil Goltz, mit dem der genannte Autor in mehr alS einer Hinsicht verwandt ist, bedient sich auch A. Stolz keineswegs glimpflicher Wendungen uud schonlicher Ausdrücke, wenn e» gilt, sittlich« Schäden zu tadeln, und mag man im Einzelnen hier und da dem Verfasser nicht bripflichtrn, im Großen und Ganzen ist sein Buch von Werth und Bedeutung. Alba« Stolz ist eine eigenartige Persönlichkeit voll seltener GeisteStief«. Seine Menschen beobachtung uud Beurthelluug »rügt vou großer Schärfe, während man Schilderrien uud vemerkuugen begegnet, wie sic nur «tue« echten Dtchtergemüth entspringen. Wir greisen nachstehend einig« Aphorismen hcrau», die wohl geeignet sein dürfte», dem Verfasser Freunde zu erwerb««. „Wa» Ist zuletzt da» Edelste i« Charakter eia«» Vol ke»? Dasselbe, wa» e» auch im einzelnen Mensche« ist, Vermittelung der Terrttorialautorttäten zur Au»führung kommen. St. Petersburg, so. October. (H. Bl.) lieber den Effrettvdeftand der russischen Armee entnehmen wir einem offirtösen Mtlttärblatte dir folgenden Daten: Im Jahr« 1862 zählte dir reguläre Armer 28,130 G« nrralc und Offiziere aller Grade und 858,997 Mann, im Jahre 1863 resp. 26,830 und 818,105, endlich 1864 . 27,561 Offizier« und 1,076,124 Manu. Im Jahre 1864 gab e» außerdem 3286 Offizier«, welche nicht der aktiven Armee zugezählt waren. Im Jahre 1862 fielen in den verschiedenen Kämpfen 9 Offiziere und 304 Mann, im Jahre 1863 dagegen 21 Offiziere und 1290 Mann. Ke gcnwärttg beträgt die Zahl der Truppen, welche sofort krieg-fähig gemacht werden können, 685,572 Mann In- fanterir, 45,275 Cavalerie, 50,976 Artillerie und 15,801 Ingenieur-. — In Anbetracht der Wiederherstellung der Ruh« an der Ostküst« de» schwarzen Meere» find die fol genden kaukasischen Hafenplätz«, an welchen sich Zoll- undQuarantäneverwaltungen befinden, für fremde Schiffe geöffnet worden, nämlich Anapa, Fort Kon stantin (früher NoworosfiiSk), die Etaintze Weijanimess, Guchum-Kaleh, Orthschemtschiri, Pott und Et. Nikolan». Lou der »olatschru Srruze, 19. Ocibr. (F P,.) Dcr „Dzicn. Pozn." muß jetzt zu seinem großen Leid wsen zugrbcn, daß «» mit d«r Revolution im Königreiche Polen ganz vorbei ist. Er erzählt mit wahrer Entrüstung, daß der polnische Adel sich der rusfischcn Regierung zuwende. In Kaltsch haben kirra 150 polnische Gute- tnfitzer dem daselbst commandirenden, sehr Milden rus sischen General Bellegard« und dem Obersten Jlliu rin glänzende» Fest gegeben, wozu jeder hundert Gulden (pol nisch) beisteuerte. Bei Tafel habe man mit Begeisterung auf die Versöhnung Polen» mit Rußland getrunken. Da- durch ist nach dem „Dziennik" die polnische Nation be fleckt und „kioi» kolooiiv" vor der Thür. — Die Nach richt, daß in Polen der Kriegszustand mit Neujahr 1866 aufhören solle, wird jetzt wieder dementiri. Bukarest, 22. Oktober. (W. Bl.) Der Präsident dc» SlaatiratheS BocreSco, Hal seine Demission geno» men, weil Fürst Kusa eine Anleihe der Municipaiilälim Betrage von 12,500,000 Piastern santtionrrle, ohne sie dem Staatsrathe vorzulegen. * New Dort, 14. Oktober. (Tel.) Präsident John son hat den Kriegszustand im Staate Kentucky aufge hoben. — Einer Deputation aus Südcrrolina, welche eine Petition zu Gunsten deS Erprästbenlen Davit üderieicht«, hat Johnson geantwortet, daß di: Regierung durchaus keinen Durst nach Blut und Verfolgung gehabt habe. — General Grant hat die Reorganisation der Armce angeordnct. — In einer von dem Schatzsecreiär Mac Culloch gehaltenen Rede empfiehlt derselbe die Consoltdirung dcr gesetzlichen Zahlungsmittel sciten des Congrcsies. — (E. C.) Johnson hat seine Reise nach dem Süden verschoben wegen dringender Geschäfte, die ihn in Washington scsthalten. — Dcr Präsident setzt seine Be gnadigungen fort. So wurde neuerdings Joseph Davis, der Bruder deS Erpräfldenten, amnestirl und wieder in den Besitz seim» Vermögen- gesetzt. — In Mississippi war der General Humphrey von der ehe maligen sccesstontsttschrn Armee mit einer Majorität von 10,000 Stimmen zum Gouverneur deS Siaate- erwählt worden. Der Gouv rneur Sharkey gab sich alle Mühe, die Begnadigung diese- Manne» zu erlangen, damit der selbe zu gehöriger Zeit den angetragcnen Poften über- nehmen könne. — Nach Berichten auS Charleston vom 4. d. sind daselbst der Mayor Macbeth und die Mitglieder des GemetnderathS wieder in Function gesetzt worden; doch bleiben alle Negeraugelegenhetten dcr Juris diction deS Profoßmarschall» unterstellt. — Die Bildung einer Miliz nimmt guten Fortgang; jeder Eintrclcnde muß dcr Union Treue geloben. — Die Wahlen für den Staatsdienst find auf den 18. d. MtS. anberaumt. Di« Neger frage wird hierbei die entscheidende Rolle spielen. Im ganzen Lande halten die Neger Massen Meetings, um ihre sociale und politische Gleichstellung durchzusetzcn. — In San Francisco (Kalifornien) wurde am 8 d. ein heftiger Erdstoß verspürt; mehrere Häuser wurden beschädigt, mehrere Personen verletzt. Der Loden zeigte Risse und die Bevölkerung befand sich eine Zett lang in brr größten Bestürzung. — Nach der amtlichen Veröffentlichung eines Nach weises des Finanzwinister» betrug am 31. August d. I. die Summe d>r verzinslichen und unverzinslichen schuld 2,757,689,571 Doll. Papier, wclchc mit 138,031,628 Doll, verzinst werden. Dir ausstehenden Staatsschuld schein. aller Art betrugen die Summe von 684,138,959 Doll. DaS Goldagio wechselte in der letzten Zeit zwi schen 44 und 48 Procent. — Wie eS heißt, beabsichtigt ber Finanzminister, in Europa Unterhandlungen wegen einer Anleihe anzuknüpfen, um eine entsprechend« Summe nicht fundirte» Papiergeld rtnzuziehen. nämlich uneigennützige freie Liebe und Treue. Die Liebe ist eine dreifache. Eie kann von außen hervorgclockt wer den durch zuvorgekommene Liebe und Güte, so daß man dankbar wird und durch Dankbarkeit zur Liebe sich ge zogen fühlt; oder die Person, w-lche man liebt, hat solche liebliche oder geistige Schönheit, daß da- innigste Wohl gefallen und Zuneigung geweckt wird, oder aber die Liebe wohnt selbstständig im eigenen Wesen, so daß man frei auS sich liebt ohne Dankverpfiichtung und ohne Schön heit sich gegenüber. So liebt Gott unS Menschen, und diese- ist allein die schöne edle Liebe, welche große Opfer bringt." „ES muß eine tiefe Verwandtschaft de» Menschen wesen» mit dem Meere bestehe», etne Blutsverwandt schaft ; wenn man in fremdem Lande ist und ganz fremd sich fühlt, sobald man an da» Mccr geht und sein Lo sen hört, wird e» einem heimlich, wie wenn man dir Mut ter ein tröstende» Echlaflted fingen hörte." „Es ist gewiß, daß eine schöne Stimme mehr und stärker für sonst unbedeutende Personen einnrhmrn kann, al» ein schönt» Gesicht; denn im Gesänge offenbart sich die Seele unmittelbarer, al» durch dir liebliche Gestalt; man könnte dem Gesänge etwa nur den Ausdruck de» Auge» gleichstellen, obgleich allerdings bei Gesang wie bei GesichtSauSdruck liebliche Naturgabr und Seelenhafte» ge mischt ist." „Gar so oft ist der Mensch gleich der Nachtigall. Gott muß ihm de» Tag verhängen und da» Augenlicht nehmen, wenn di« Seele in seiner Brust zu göttlichen Liedern hoher Andacht »«klingen soll. Uederhaupt ist r» bet zahllo« vielen Menschen da» einzig« Mittel, daß sie körperlich uud weltlich zerschlagen und ihr Wohlsein zer treten werde, wenn in ihre« spröden Herzen ReligtosÜät sprießen u»d sie selber zu Gott gedeihen sollen." „Der Mensch vermag, d»rch religiöse» u»d «oraütchB
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