Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.10.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186510170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-10
- Tag 1865-10-17
-
Monat
1865-10
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1865
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O S41 Dienstag, den 17. Octcher. 181,5. Lbmnu««to»rttst: I»krU°i>: k -rt>Ir. — üixr. io «»«»»—.» 1- L»^o»so U^>rl.: 1 „ IS „ ., .. stritt ka,t«-ck »l^a-lliek io vriLsa: iS k>'xr I Luu«!». Kumi»«ni! » Kxr 1io,rIU«x siuiu. -user-tenprrilr: kür Seo lioum -iuer xe»p«ttei>en 2«il«: 1 kkxr. v»»sr „Linx«»»aat" Si« Hell«: S ktxr. Erscheint»: 7-tzxIick, mit Xoiookm« Ser Sonn- ooS koi-ttox«, ^id«oS» Mr Sen Mixenden Hx. DresLnerIownal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. -nseratraanaahme auowört«: l-eipeix: Loiomieeiaoiir See UreeSnsr.lourn»!»; »denS»,.: N Li-ol.»:», L lil-lini»; Kemburx-sitoa»: Heeii»ere>e sc Voovri»; SerUn: Ooneive'eeile ltucb- iienSI., Uerxorrei,'» Unrenu; »reweo: L. 8o»r.vrr«; »reeleu: l.ov>», 8r»x<rt:i« krevlekilrt ». N.: ^-Luicii'iek« itucbb.; Lüio: >ool.r IiLi>»:>ci n: keri» v. I.ii'eicerLl.» ru«Se»d»n»eut»ui); krex^ S«. Liiul-lcu» Uuckk.; Vieoi Oowptoir S k >Viener Leitunx, 8tes»uepl SV7. chrrausgrbrr: lköoixl. LrpeSition See NrseSner Sournel», vreeSso, Slerienetreeeo Si«. 7. Amtlicher Theil. Dkktdev, 16. October. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben» Ihrer Durchlaucht der Fürstin und Frau Auguste Louise Theres« Ma« thildr, Prinzessin von Echwarzburg - Rudol- stadt, von heute an bi» mit dem 18. diese» Monat» am -dinglichen Hofe Trauer angelegt. vrrldeu. G«. Majestät der König haben allergnä« digst geruht, dem Geheimen Finanzrath« a. D. Kammer herrn Freiherr» von Friesen auf Rötha den Cha rakter eine» Geheimen Rath» huldreichst beizulegrn. Nichtamtlicher TkeiL° lleberftcht. Lelkgra-Hische Rachricbtrn. Lagrtgeschichte. Wien: Hofnachrtchten. Verständi gung zwischen Polen und Ruthenru. Di« neue Cre- ditoperation. Falsche Gerüchte. Auslösung der En- quttecommisfion. — Hermannstadt: Eröffnung der sächsisch:« sttatienSunivelsttät. — Berlin: Ehrrnrtt- 1er de» JohanniterordenS. Erklärungen preußischer Abgeordneten bez. de» AbgrordaetentageS. —Posen: TaczanowSki nicht todt. — München: Urwählerver- samwlung — Karlsruhe: Preußische Ordensver leihung an Herrn v. Roggenbach. Steuer Minister de» Auswärtigen. Wahlablehnuagen in Aussicht. — Wiesbaden: Kammerverhandlungen. — Michel stadt: Graf zu Erbach-Fürstenau 1°. — Altenburg: Wiedereröffnung der Bibliothek. Zu Ehren v. Lin- denau'S. — Lauenburg: Die angebl Kaffenüberschüffe. Paris: Die portugiesischen Majestäten. Da» zweite Cficularschreibrn betreff» der Gasteiner Convention Beginn der Räumung Rom». Vermischte».— Rom: Keine Linderung in der Haltung der Regierung Vic tor EmanurlS.—Madrid: Cholera im Abnehmeu. — London: Der Fenierproeeß. Cholerafälle. — South» ampton: Rachrichten au» Wrstindren. — Kopen hagen: LaadSthingsverhandluagrn. — Bon der polnischen Grenz«: Verhaftungen. Bau griechisch- kathollscher Kirchen. Konversionen. — Konstan tinopel: Reglement für ConcesftonSgesuche. Wider stand wegen SLcularistrung der Kirchengüter — Bu karest: Brfinten de» Fürsten. Mtnisterwechsrl. — Athen: Neue» Ministerium. — Ostindien: Au» der neuesten Ueberlandpost. — New-Uork: ver mischte». Schleswig-Holstein. (Tagesbericht.) Juttere Angelegenheiten. (Der Bau der Annaberg. Chemnitzer Eisenbahn.) Ernennungen. Dresdner Nachrichten. Lclrgrapyische Uachrichtn * Köln, Montag, 16 October. Der katholi sche Adel Westfalens beabsichtigt für dir bevor- stehende Anwrsrnbeit des Königs in dieser Provinz eine Gesammtpetitioa im Interesse der drei iSrafen Schmifing-Krrffrabrock, welche seiner Zeit, weil sie die Annahme eines Duells aus religiösen Beden ken verweigerten, aus dem preußischen Milttär- dünste entlassen warben. Die -tegieruugsorgaue sollen vorläufig diesem Vorhaben entgegenurbrrten * Eckernförde, Montag, 16. October, ver stossene Rächt wurde Herzog Friedrich gelegentlich seiner Durchreise in Borbye (in SLlcswig br, Ecker», sörd.) mit stürmischer Begeisterung empfangen Der Ort war glänzend illuunnirt, obgleich das Polizei amt Illumination der Geldstrafe verboten hatte. )Lgl. unter ,,Schleswig Holstein".) Loudon, Donutag. 15. October Wie der ,Ob server' bestimmt versichert, wird Nordamerika den Kaiser Maximilian nicht anerkennen, so lange Kraa- FeuiUetsn. Zur Würdigung Gellert s. ES ist eine häufig wieder kehrend« Erscheinung, daß dir erbenden Enkel, über sich selbst erstaunend, ihre ein fachen Väter tief unter sich zu erblicken meinen, ja wohl gar sie stolz belächeln; denn erst spät erwacht oft in je nen der geschichtlich« Sinn der Dankbarkeit. Aehnlrch ging e» zu auf dem neuen Culturfelde der deutschen Li teratur, al» sie im verlaufe de» ganzen achtzehnten Jahr hundert» bekanntlich nicht ohne heftig« Bewegungen sich allmählich zur Mustergiltigkeit au-grstaltete. Zurrst Um brechung und Ausrodung, d. h. Reinigung der Sprache (Gottsched). Sodann Bemühung zugleich um eine schö nere Sprach« und um einen tiefer» Gehalt. Da bauten denn die Schweizer ihre wunderlichen Theoriegrrüste vom Natürlichen und Wunderbaren und Lehrhaften, al» deren Resultat man die Aesopischr Fabel al», rin höchste» Kunst werk" hrrvorgehen zu sehen fich freute. Damals umarm ten der junge Gellert und seine Genossen den Grundsatz, daß die Poesie vor Allem moralisch bessern solle; jedoch nicht vergessend, baß sie auch ergötzen müsse, glaubten sie vor zugsweise in drr Fabel da» poetisch« Ziel zu finden. Und namentlich Gellert führt« da» anmuthig genug auS, in dem er nicht blo» bei der eigentlichen Fabel stehen blieb, vielmehr besonder» der heitrrn und launigen poetischen Erzählung mit vielem Glücke und Geschicke fich annahm. Dabei erschien der Mann um so lieb«n»wüediger, da Alle» aus dem Grund« de» trefflichste« Herzen» auftritt. Und zierlich und reinlich, wie er selbst ist, wird Alle» vor getragen. Er ist in drr That «ine, der Ersten, di« unter ««» «irNich sch»n zu schreiben «rsaagen; «wie sticht er nicht ab gegen Gottschttz'» frostig«», brettschwrifigen Und aufgeblasenen Stil? Sein redlich«» putsch«» Streben -tu, drnnoch Detter und höher, und er trachtete danach, zosev und fremde Toldtruppen das mrricaviscbe Gebiet besetzt halten. Melbourne. 25 August. Der Gouverneur von Neuseeland hat augekündigt, daß er di«. Zu- trreffra der Singebornrn zu beschützen willen« sei. Schanghai, 21. Angust. Parkes hat sein Amt als britischer Gesandter in Japan angetre- trn nud seine offictelle Residenz in Irddo genommen. Tagesgeschichte Wir«, 15. Oclobcr. (W. Bl.) Se. k. k. Hoheit ver Erzherzog Kronprinz Rudolpd ist gestern Nachmittag von Ischl nach Schönbrunn zurückgekommrn. Er. Maj. der Kaiser wird heute Abend erwartet. — Ja den Journalen tranjpirir.n schüchterne Andeutungen über eine Verständigung »wischen Polen und Ruthe» nen, welche verzucht oder angebahnt sein soll. Da« Ganze scheint auf ci-ie Miltheitung tc» ruthenischen Jour nals „Meta" zurück,usührea zu sei», welche besagt, daß zwischen den galizischen Polen und Rulhcnrn „eine Ver ständigung hinsichilrch ernt» gemriasamen Programm» für die Haltung der beite» Nationen gegenüber der neuen Wendung der Dinge in Oesterreich" angebahnt sei. „Meta" fügt noch hinzu, daß die Initiative von Seite der Polen auögegangen und diese zu allen gerechten Con- cessionen an die Ruthrnen geneigt find. — Se. Maj. drr Kaiser hat der griechisch orientalischen Gemeiade in Ragusa 3000 Fl. zum Bau einer neuen Kirche gespendet. —- Die „Gencralcorrcspondenz" bringt heule eine Anzahl officiösrr Mittheilungen, die jedoch durchgehends negativer Natur sind Zuvörderst spricht sie von den Gerüchten über dir Organisation des Handelsmini steriums und bemerkt, eine Erweiterung dcS Wir- knngSkreisrS diese» Departement» sei allerdings in V r- handlung, aber noch nicht beschlossene Sache; zum Ab schlüsse sei die Zeit zu kurz gewesen. Sie geht dann auf die Angelegenheit der StaatSschuldeucoutrolr- commtssion über, um zu bestätigen, wa» ohnehin be kannt war, daß eine allerhöchste Entscheidung in dieser Frage zwar in allernächster Zeit zu gewärtigen, aber noch nicht erfiosscn sei. Schlüßlrch erklärt sie daS Gerücht von einer angeblich beabsichtigten GehaltSverkürzung drr k. k. Beamten als eine „böswillige Erfindung". — (Boh.) Die neue Creditoperation ist so weit gediehen, daß sie demnächir zur Baukiersubscriplton wird aufgelegt werden können, lieber di« Modalitäten erfahre ich Folgende»: Die Ansiihe wird in zwei Emissionen, jede zu 60 Millionen, begeben werden Für die erste Emission haben sich die sämmtlichrn Bankhäuser Roth schild (in Wik!', Frankfurt, Pari» u. London) mit dem englischen Bankhause Baring Brothers zu rrnem Con- sortium vereinigt, um dasselbe kommissionsweise in gro ßen Posten zu begeben. Die hierfür zu gewährende Pro vision dürste allerdings die bedeutende Höhe von l'-b Procent erreichen, wo nicht übrrftcigcn. Das Pariser Hau» Rothschild gewährt einen Vorschuß von 30 Mill, zur Deckung der lausenden Bedürfnisse. Der Cours der ersten Emission wird mit 92 festgesetzt, mit 5 Procent in Silber verzinslich, ist vollkommen steuerfrei und wer den die Coupon» bei den emitlireuden Bankhäusern ein gelöst. ES soll innerhalb 15 Jahren durch Verloosung zum Paricurse rückzahlbar werden Was die zwesie Emission andelangt, so wild dieselbe erst nach vollstän diger Begebung der ersten zar Auflage kommen. Zur Beschaffung drr Devisen, Silber und Silbercouponö, welche daS Wiener Haus S. M. v. Rothschild als fällige Südbahnrale an die Bank zu zahlen hat, wird zwischen diesem und dem Pariser H.use Rothschild ein Arrange ment stattfinden, um den österreichischen und deutschen Silbermarkt nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen — Der Handel»Minister Baron WüllerStorff hat heute Auf trag ertheilt, rin Eircularschreiben an die Mitglieder der österreichischen Enquötrcommission auSzuferti- gen, worin denselben angezcist wird, daß infolge cincc Weisung tzeS Ministeriums des Arußcrn von der Rc- eonftttuirung der Commission abgrgangrn werde. auf den Gebieten des Lustspiel», de» Roman» und der Lyrik sich hervorzuthun. Doch hier verließen ihn thril» die ihm mitgrgebenen Kräfte, thril» auch die vollendetere ästhetische Bildung, welche ihm, wie vielen Andern, durch die Zeit seiner Geburt versagt bleiben sollte. Zur echten Lyrik war er wohl überhaupt nicht ge schaffen, und nur wo der sittliche Gehalt, zugleich auch drr wahre Inhalt de» Gedichte» nothwendig sein muß, in seinen geistlichen Liedern, konnte er Erfolge haben und hat sie wirklich gehabt. Und eben so wenig konnte e» ihm glücken in den hvhern plastischen Gattungen, dem Roman und Drama. Nicht zwar, daß er alle» ursprüng lichen Talente» dazu ganz bar gewesen wäre; aber er war überholt. Denn weit klarer aufgegangen war bereit» seinen jüngern Mitstrebendrn da» innerste Wesen der Pvesie; die sittliche BefsernngSthrorie war verworfen, die Darstellung de» Schönen al» die alleinige Aufgabe jegli cher Kunst erkannt, und Werk«, di« diesem wahren Ziele sich näherten, waren geschaffen worden: schon waren Klop- stock, Lessing, Wieland ausgetreten. Und doch war auch mit diesen Dreien da» höchste der deutschen Porst« Er reichbare nicht errungen; noch fühlt« man, daß bald weit größere und mustergiltigrre W«rke kommen müßten. Die» war die Zeit vor dem Erscheinen Goethe'» und Schiller'», bewcgtt Jahrzehnde, eine sturmvolle, geistige Revolution. In solche« Momenten freudigster Aufregung wähnt man wohl zuweilen, Alle» sei schon erreicht, blickt stolz, ja übermüthig rückwärts. Wie undankbar! Denn die vor ««» waren, selbst die nicht unbedingl genial zu nennen de«, waren sie nur tüchtig »nd strebsam, hab««, uns auf jene Höh« misg-holfen, worauf «lw» an» so schwindelte, und selbst die Genialsten unter un» hätten viel«» nicht errvicht, »hn« j:ner Ftälhern Vorarbeit. Et« solch«« verkannter Redlicher, Tüchtiger war um di« siebziger Jahre unser Gellert. Da ward ihm vornehm Hermanvstadt, 9. October. (Pr.) Die heute hier abgrhaltene erste Sitzung der Mitglieder der sächsischen NationSunivrrsität eröffnete Come» Schmidt mit einer längern Ansprache, in welcher der Redner nach einem kurzen Rückblick auf das durch das Fcbruarpatent geschaffene Verfassung«leben, besten „Entwickelung an dem Widerstand« Ungarns gescheitert sei", die Situation auS- einandersetzte, in welche Siebenbürgen durch die neueste Action der Regierung gerathen sei. Conus Schmidt ver breitete sich ferner über die patriotische Haltung drr säch sischen Nation, seit sic in Siebenbürgen sich c.nsässtg ge macht, und namentlich über die seit dem Jahre 1848 be folgte, und spricht schließlich, ohne jedoch selbst irgend «ine individuelle Meinung abzugebrn, den Wunsch auS, daß auf dem bevorstehenden Klausenburger Landtag« die Lösung drr hochwichtigen Aufgabe gelingen möge, dir zur Einigung aller Völker Oesterreich» führen solle. Die An sprache de» NattonSgrafen an die Versammlung wurde von dem Gubernialralrath Rannicher in Abwesenheit be» dem Herkommen gemäß zum Sprecher berufenen älte sten Deputaten von Schäßburg erwidert. Er erinnert an den von den Sachsen rm Jahre 1613 zu Schäßburg geschloffenen Vertrag, nach welchem sie auf sächsische ManneS- trrue geschworen haben, zur Lertheidigung ihrer Hiativnal- recht« immerfort einig zu bleiben, betont, ohne übrigens auf irgend Jemand eine Pression ausüben zu wollen, daß jetzt dw Zeit gekommen sei, Chaiakterfestigkeit zu zeigen, und schließt mit den Worten, daß, was auch immer von der Nationsunioersttät beschlossen werden möge, auch wirk lich rin neue- Ehrenblatt werde in der Geschichte de» Vol kes, rin Blatt, auf welchem niemals wieder die Worte stehen mögen: „Wir waren um eine Hoffnung ärmer, um eine Täuschung reicher geworden". Der Vorsitzende forderte hierauf die Deputirten auf, ihre Beglaubigungs schreiben zu Protokoll zu geben und schloß die Sitzung, weil mehrere Deputirte noch nicht eingetroffen seien. AuS derselben Ursache blieb auch der nächste Sitzungstag un bestimmt. Als interessant ist noch zu bemerken, daß, mit Ausnahme drS Kronstädter Deputirten Wächter, der mit Kalvak und Attila bekleidet war, alle übrigen Conflur- depulirtc« in schwarzem Frack und weißer Cravate er schienen waren. Berlin, 15. October. Der „St.-Anz." publicirt eine Reihe von Ernennungen zu Ehrenriltern dc» Johan- ntterordenS, darunter befinden sich Kammrrherr und LegationSrath Freiherr v. Prntz aus Schloß Brandis bei Leipzig; MajoratSbesttzer August Graf Wilding ».Königs brück auf König-brück, und der kör.igl. sächs. AmtShaupt- manu Hermann v. Salza zu Bautzen. — Wiederum sind zwei öffentliche Erklärungen preußischer Abgeordneten in Bezug aus den Abgeordnetentag erschienen. Die eine, von Or. Bernhardt zu Eilenburg, enthält folgende Stellen: .Ich würde fürchten, .stockpreußisch" und nicht deutsch zu erfcheinen, wenn ich mich Nicht bereit fühlte, für den Preis emeti freiheitlich conflituirten einigen Deutschland» selbst den Untergang de» preußischen Staat» al» einer zufälligen, durch i!Lnderkaus, Eroberung und EadinetSpolilik entstandenen dynastischen Forma tion zu acceptiren. Ich habe auch nicht »durch den Verlauf der neuesten Ereignisse" die Ueberzeugung gewinnen können, »daß e» keine Macht gäbe, die für Deutschland etwa» leisten und wirken könnte, al» Preußen", ich meine vielmehr, daß von dem gegen wärtigen rein dynastischen RegierungSsystem in Preußen ebenso ivenig irgend etwa» Ernstliche» und Ersprießliche» für eine na tionale und liberale Gestaltung Deutschland» zu hoffen ist, wie von allen übrigen Dynastien. Die einzig« Macht, von der eine solche Gestaltung erwartet werden muß, da» ist die Macht der deutschen Nation selbst, deren ansehnlichen einen Theil allerdings die gegenwärtig untrr preußischem Scepter vereinigten deutschen Länder bilden. Aus diesem Standpunkte nun hatte ich mir die Frage zu beantworten, ob der Einladung zu folgen sei oder nicht? In Frankfurt konnte und mußte ich also nur al» deutscher De mokrat sprechen und stimmen, nicht al» preußischer Abgeordneter. Al» ersterer aber könnte ich mich unmöglich gemüßigt suhlen, dem deutschen Volke mittelst ohnmächtiger Resolutionen unbeachtet ver hallende Rathschltge ertheilen zu wollen, für den Detailausdon eine» deutschen Staatsgebäude», zu dem zur Zeit noch der aeeig- netc »Laugrund, ja selbst ein recht allgemein anerkannte» Bau programm sehlt. Zu einer Kritik aber, oder auch wohl zu einer Verurthcilung der preußischen Politik in Lachen Schletwig-Hol- stein» »st für den preußischen Abgeordneten der preußische Land tag, nicht der Abgeordnetentag in Frankfurt, da» geeignete und zuständige Forum." höhnisch nachgerufen (Ueber den Werth einiger deutscher Dichter rc. Ein Briefwechsel 1771.): „Gellert sei ein mit telmäßiger Dichter ohne einen Funken von Genie." Man that ihm da» Unrecht, ihn mit Ariosi zu vergleichen, einem Dii ter, den die Deutschen eben gestern erst etwas kennen gclernt hatten, und mit diesem Maßstab nannten sie seine Fadeln „gereimte» Geschwätz", erklärten seine Erzählungen „keine Pufbohnr werlh." Sogar seine durch Kränklichkeit gebrochene Constitution, wovon allerdings namentlich seine später« Werke die Spuren tragen, wird kurzweg weichlich geschimpft und in starkgeistigem Ucber- muthe verspottet. Etwa» klingt hin und wieder jene» Gerede noch bei un« nach; doch nur rin wenig; im Ganzen steht »an auf dem Standpunkte gerechter Würdigung de» Manne». Wie sollte man auch nicht. Hat sich doch nach 1770 eist unser Literalurziel erfüllt, ist doch seitdem durch Lessing, Goethe und Schiller erst die Harmonie elastischer Vollen dung erobert worden. Die Harmonie aber ist rin Gro ße» und weiß Alle» zu versöhnen. Schon 1771 regte sich da» Wahre in dem noch heranreifrndrn jungen Goethe, al» er in den „Frankfurter gelehrten Anzeigen" die er wähnte Kritik al» „zu hart" bezeichnete und auf da» r«chtr Maß zurücksührte, bekennend, daß Gellert zwar kein Dichter erster Größe, daß er aber nie aufhören würde, rin angenehmer Fabulist und Erzähler zu sein und einen wahren Einfluß auf die erste Bildung drr Nation zu habin." Zugleich bemerkt Goethe, wie Gellert „durch ver- aünftig«, ost gute Kirchenlieder Gelegenheit gegeben, den Wust kn rlrndesten Gesänge zu verbannen rc. Wieland, der «uch sichtlich in seiner Erzählung«weise von ihm an- geregt ist, nannte ihn „sein Mignon" und rühmt« seine „«aive Annehmlichkeit, seinen natürlichen Witz, seine einfütttge Gpvch« der Erzählung; Lrsfing «rke«nt ihm schöne Natur, Gesinnung und Gefühl, Lirbenöwürdtgkrtt Die zweite Erklärung, von dem Abg Freese, wrn- d«t sich ebenfalls gegen Twesttn und sagt unter Anderm: .Wenn e» wahr wäre, daß die Unterstützung der gewaltsamen Anneri,nspolitik die .Macht und Zukunft" de» preußischen Staat« bedingte, so wäre e» nach meiner Ueberzeugung besser, dieser preußisch« Staat ginge heute unter als morgen; denn diese Po litik widerspricht allen Grundsätzen de» Bolksrechw und derB»lks- sreiheit Wenn es wahr wäre, daß die Unterstützung der gewalt- tarnen Annerwnspolitik Pflicht der preußischen Volksvertretung ist, so wäre dieser preußischen Lolksvertretung bess.r, sie löste sich selbst aus; denn jene Unterstützung bat zur nrthwendigen Bor aussetzung, daß d«e preußische B,lk»vertretung ihrem Mannes worte untreu und somit ehrlos wird. Einem System, dem ich keinen Groschen preußischen Gelbe» in Sachen Schleswig- Holsteins bewilligen kann, kann ich ebenso wenig und noch weni ger die Milli.n Deutsche ui Schlekwig-Holstein als rechtlo» über antworten. Da» ist eni unlösbarer Widerspruch, beides für meine Einsicht und für mein Gewissen." Posen, 12 October. TaczanowSki lebt und ist vollkommen gesund. So wird dem „Dzienrnk Poznan»kt" auS Montreur in der Schweiz telegraphisch gemeldet. Da» Blatt bedauert, durch seine unbegründete Todesnachricht die zahlreichen Freunde de» Jnsurgentengenrral» beun ruhigt zu Haden. München, 13. October. (A. Z ) Von dem Ausschuß de» hiesigen Schleswig-Holstern-Verein» berufen, hat diesen Abend ein« zahlreich besuchte Urwähleroersamm- lung in der Westendhalle statlgesunden. Auf Vorschlag dc» Herrn vr. Ruhtvandl wählte die Versammlung durch Zuruf Herrn Professor Ranke, Vorstand de» Ausschusses dcS genannten Vereins, zu ihrem Vorsitzenden, und dieser ernannte hieraus Herrn Zimmermeistcr Retfenstuhl zum zweiten Vorsitzrnden und Herrn Or. Weber zum Schrift führer. Nachdem Herr Professor Rank« sich in Kürze über Zweck und Anlaß der Versammlung — Zustimmung zu den Beschlüssen dcS AbgcordnetentageS — ausgespro chen hatte, erfolgte die Verlesung derselben durch den Schriftführer. Jeder einzelne Punkt dieser Beschlüsse, insbesondere jener bezüglich der Betheiligung Deutschland» an den Kosten deS Kriege- gegen Dänemark und jener bezüglich deutschen Parlaments, fanden allgemeine Beistim, mung. Lylograph Popp sprach sich sehr tadelnd über jene Abgeordneten aus, die dem Ruse nach Frankfurt nicht Folge leisteten, und beantragte schließlich: 1) die Ver sammlung wolle ihr Bedauern darüber auSsprcchen, daß nicht alle unsre Abgeordneten an dem Abgeordnetentage Theil nahmen; 2) daß dagegen alle Diejenigen, welche im Interesse de» Rechts den Abgcordnetcntag besuchten, den allgemeinen Dank verdienen, und daß 3) die Ver- sammlung den Vorkämpfern des Recht» ein Hoch auS- bringe. Die Versammlung gab durch allgemeinen Bei fall ihre Zustimmung zu erkennen. Den Resolutionen dcS AbgcordnetentageS wurde von der ganzen Versamm lung, in welcher sich viele der angesehensten Bürger der Residenzstadt befanden, mit Einstimmigkeit und allgemei ne« BetfallSäußerungcn beigrstimmt. (Eine ähnliche Ver sammlung fand in Augsburg Statt.) — Die Nürnber ger „Abendzeitung" ist dreimal hintereinander con» fiScirt worden. Der bisherige Redacteur, Herr Weller, ist infolge dessen von dcr Redaktion zurückgelrelen. Karlsruhe, 13. October. (Fr. I.) Frhr. v. Rog genbach, bisheriger Präsident deS Ministeriums de» Aus wärtigen und des großhcrzoglichen Hauses, hat vom König von Preuß n den roihen Adlerorden 1. Klasse erhalten. — 14. Oktober. Die Ernennung des bisherigen Ge sandten zu Wien, Fihrn. v. EdclSheim, zum Minister der auswärtig « Angelegenheiten ist zufolge des „Fr. I." gesichert. — Verschiedene Blätter berichten, daß die neu lich gewählten 4 Abgeordneten des grundherrlichen Adels oberhalb der Murg die Wahl sämmtlich ablehnen werden. Von dreien derselben sei da» bereit» geschehen und vom vierten bestimmt zu erwarten. Wiesbaden, 13. October. (Fr. Bl.) Die heutig« Tagesordnung dcr Zweiten Kammer betraf den Aus schußbericht über den Antrag der Abgg. Schenck und Ge nossen, die Regi rung um Aushebung dcS Bundespreß» gesetzes von 1854 und dcr Vollzugsvcrordnung von 1855, so wie Vorlage eines Preßgcsetzes zu ersuch.«. Die Aus schußmehrheit (Braun, Bausch, Lorn und Mohr) will Aufhebung der BundeSpreßgesetzgebung und ein Preßgesetz auf den Grundlagen deS Wegfalls aller Präventivmaß- und alle» Edle" zu. Seitdem hat man immer richtiger rinsehen gelernt, wie Gellert zu würdigen und waS seine Stellung in dcr Literatur ist. WaS nun bedeutet in unscrm reichen Litrraturschatze der bescheidene Stein Gellert? Was kennt und liebt da» deutsche Volke an ihm? Fürwahr blo» seine geistlichen Lieder, Fa bel« und Erzählungen. Von seinen übrigen Schriften, die vom Glanze unsrer großen Dichterherocn überschienrn sind, weiß da» Volk nicht» mehr. Aber wa» macht ihm die genannten Werke so werlh, daß sie e» eigentlich sind, um derentwillen da» Volk so mancherlei Kenntniß von dc» liebenswürdigen Manne» Leben bewahrt hat? Drr schlichte Mann de» Volkes, so wenig er LtteraturgrschichtS- grlchrtcr ist, fühlt doch stet» mit richtigstem Takte, wa» ihm die Literaturgeschichte Gute» und Förderliches gebracht hat. So fühlt er denn hier entschieden Zweierlei: de» Poetin innigrS und volle» Herz und seinen grunddeut schen Sinn. Gellert'» geistliche Lieder sind die Sprache seine» Her zen». Eie sind der Nation ein immer theurerr» Bcsitzthum geworden. Denn die tiefe Natur religiöser Empfindun gen, haben dies« einmal da» zettgefordrrte Wort gefun den, läßt sie ausdauern, ja sich noch stärken im Verlauf drr Zeiten. Zwar Schwungvollere» und Tiefpottischere» ist Manche» auf diesem Gebiete, obwohl in jener Zeit eben nicht viel g-dichtet worden; allein seine so treue kind liche Seele wußte hier bald Aller H:rz«n für fich zu ge winnen. Fürwahr, seine ungeheuchrlte Frömmigkeit, sein unabläfftge» ernste» Arbeiten an seiner sittlichen Vervoll kommnung find nachwct»bar vom segen»rrtchsten Einfluß gewesen auf seine Zettgenoffen höherer und niederer Ge- sellschaft»schichtrn. Grllert'S geistliche Lieder, wenn auch t« einzelnen Zügen materiell und formell durch seinen kränklichen Körper ei« wenig getrübt, stad der inatgfte Nu»druck seiner reinen Religiosität. Und in der Thal,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite