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^222. Adannementspretfe: Ztkrliek: ü l'tilr. — klxr. ill S»ot»»«L ZtMrt.: 1 „ 15 „ „ -lu»»tlick in vr«,-«»: 1k Xxr. Unrein« Xnnunern: 1 Kxr. Im Xnilnmi« tritt kost- und 8tempei- »useilinx dinru. Inseratenpreise: kirr 6eo 8num einer ^espnitenen 2eils: I Xxr. Unter „Linxvsnnät" <ii« 2eii«: it öixr. Erscheinen: Tltxttvti, mit .Vnsnniime äor 8onn- unfl keisrtn^s, abends kür üvn tolxenüvn Hx. Dienstag, den 3. Octobcr. Dres-nerMnrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. (Ä. Hartmann. 18i»S. rnseralenannahme auswikrt«: l^ipri^: kn. ünrnosrnrrnn, Oommissionilr «Iss vresünei ^ouronls; rkenäns.: kl. knoi.n«, L. Il.e.oin: Lnmdnr^-LItonn: klmnnsriiln L Voonnn; L«.Ua: O«o»iv»'»ei>« Uueü- tinnäl., iinrnnnrnn's linienu: Lremen: k. 8cnr.orrn; Nr«»I»n" k.ovi» 8r»»oi-n krnullkurt ». H : ^nnonn'seü« llueük.; Lölo: ^ool.r I!rnt:n>:«; knrii v. I,ovii«rnl.n (29, ruetiosbonsenrnns); kr»^: kn.kunl.il.n s lluckd.; Vmo: Lowptvir «I. II. Wiener Leitnnx, Lteinnspl. 887. Herausgeber: iföni^l Lxpeäition «los Dresdner 7ourn»l», Ursnüsn, Llnrivnstrnss» bin. 7. — —————SSi Amtlicher Theil. Dresden, 18. S.ptember. S:inr Königliche Majestät haben geruht, dem Polizeirathe Pikart zu Dresden da» Ännehmen und Tragen des ihm von Er. Majestät dem Kaiser von Ruhland verliehenen Annenorden» dritter Klasse zu gestalten. Dresden, 26. September. Se. Königliche Majestät haben demWirthschaflshofmeister Johann GottsriedWink- lrr zu Strauch mit Rücksicht auf dessen langjährige treue und gewissenhafte Dienstleistung auf einem und demselben Gute die zum Albrechtorbcn gehörige silberne Medaille zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, 28. September. Ee. Majestät der König haben dem Direktor der Militair-Reit-Anstalt, Obersten von Trotha, die erbetene Entlassung auS allerhöchsten Kriegsdiensten mit Pension und der Erlaubruh zum Tragen der Armeeuniform allergnädigst bewilliget, demselben auch bei dieser Gelegenheit das Eomthurkceuz 2. Classe d«S Verdienstordens huldreichst verliehen. Ferner hoben Aller- höchstLicsclbcn geruht, den Rittmeister von Stammel des t. Reiter-Regiments zum Direktor der Militair-Reit- Anstalt und den Oberleutnant von Schröter I deS genannten Regiments zum Rittmeister allergnädigst zu ernennen. Dresden, 29. S.ptember Se. Majestät der König haben geruht, dem Commandanten der 1. Infanterie- Division, Generalleutnant von Egidy Geißmar, die erbetene Entlassung auS Allerhöchsteren Kriegsdiensten, mit Pension und der Erlaubniß die Uniform der Gene ralität fort zu tragen» in Gnaden zu bewilligen, dem selben auch bei dieser Gelegenheit da» Comthurkrcuz 1. Classe des AlbrechtordenS huldreichst verliehen. Uichwulttichtr Tlleil. üedersicht Ltlegraphische Nachrichten. AritungSschau (Deutsche Allgemeine Z.itung.) KageSgrschichte. Dresden: Manövertruppen wieder etngerückl. Eonsul Just in Neap l -f. — Wien: Aufhebung der KrriSbehördcn in Galizien. Erzherzog Rainer zurück. Bescheid an das Doctorencollegium. Stand der SlaalLfinanzen. Preßproccß. — Pesth: Wahlprogramm. — Graf Bismarck nach Paris. Zur lauenturgschen Besitzergreifung. Antworten auf die Einladung zum Abgeoidnetentagr. — Stralsund: QuicSctrung des Gymnastaldttectors Rizze. — Mün chen: Ablehnung der Einladung zum Abgeordneten tage.— Stuttgart: Volksfest. — Kassel: Ueber daS Befinden deS Kurfürsten. Rücktritt deS Mi nisters deS Innern. Gegen den Abgeordnetentag. — Karlsruhe: Der Rücktritt v.Roggenboch'S.- Gotha: Nichtbeschrckung de- AbgeordnetrntagS. — PartS: Ver- mischtek. — Brüssel: Longuer's Ausweisung — Florenz: KriegShafcn in Spezzia. Mahlsteuer in Aussicht. Beurlaubungen. Räumung Roms. — Rom: AUccution CardinalSernennungen verschoben. — Lis sabon: Taufe deS Jnfanten. Reise der Majestäten. — London: Dem Grafen von Paris eine Prinzessin g.boren Proceß gegen dt« Fenier begonnen. — Ko penhagen: RcichSlagSvertagung. — St. Peters burg: Fälschungen. Concesfionen an Israeliten. — Warschau! Entdeckungen im Jrrenhospital. Schul angelegenheiten. — Konstantinopel: Vermischtes. — Bukarest: Rechtfertigungscircular deS Fürsten Kusa. — Ostindien u. China: AuS der neuesten Ucberlandpost. — New-Bork: Neueste Nachrichten. öchlrSw'g Holstern (Nachnch'ea au- Kiel, Flensburg und Hadcrslebcn ) Innere Angelegenheiten, (tt: Viehseuche in England und Holland betreffend.) Dresdner Nachrichten Statistik und LolkSwirthschaft (Leipziger Mcßbc- richl >11.) Keuill-tou. Inserat. T rgeSkaler.err Börsen Nachrichten. Ltttgitlphischr Ulll'jnchlrn. ^Frankfurt a. M. Sonntag, 1. Oktober, Mit tags. Gestern fand im Taaldau eine vertrauliche LorbesprechungdeSAbgrordnetentagkü heuteBormit- taglOUHr ebeubaselbst die Hauptversammlung statt; eS waren anwesend 263 Abgeordnete (darunter au» Preußen Paul! Grote, Cetto, Lüning, Frese und Becker- Dortmund). DaS Präsidium führte ve. T. Müller. Eine von österreichischen Abgeordneten eingegaugene Adresse wurde verlesen. Dir von dem Ausschüsse vorgrlegteu Anträge lauten: ,Jn Hinblick auf den Beschluß vom 2l. Decemder 1863, worin 481 Mitglieder deutscher Landesvertretungen einstimmig die sofortige Herstellung der Seldslsttndigkeit und unzertrennlen Ver bindung der Herzogtümer unter ihrem unzweifelhaft erbberechtig ten Herzog Friedrich forderten und hierfür ihre tatkräftige und opferwillige Mitwirkung gelobten; unter Bezug aus die Erklä rungen von nabezu 300, auf Ostern 1884 in allen Theilen Deutsch lands abgehaltenen Volksversammlungen, wonach jede Entscheidung »wider den Willen de- Volker der Herzogtümer als rechtlose Ge- waltthat und als null und nichtig erklärt wurde; mit Rücksicht lauf die Recht-Verwahrung voll 1388 Mitgliedern deutscher Lan- deSvertretungen, welche die Entscheidung über die etwa bestrittenen Erbrechte deS Herzog- Friedrich dem schlc-wig-holsternschen Volke und seinen Vertretern vinduirte und gegen jede Versügung über die Herzogtümer ohne und wider ihren Willen vor Deutschland und Europa protestirte; in Erwägung, daß eS gegen ein BundeS- und Freundetland ein Recht der Eroberung nicht giebt und daß die nackte Gewalt kein Recht begründet, daß ebenso Kauf und Verkauf eine- deutschen Lande- und seiner Bevölkerung seilen der zwei deutschen Großmächte dem Rechte Hohn spricht; unter Hin weis auf den zweifellosen Grundsatz, daß zwar zum Wohl deS Ganzen die einzelnen Tbeile zu Opfern verpflichtet, daß aber unter dem Vorwande einer Kölderunq der deutschen Interessen oder wegen angeblichen cigenen Interesse» kern einzelner deutscher Staat den andern zur Bewilligung einseitiger beliebiger Ansprüche zwin gen kann, und daß ein verfassung-mäßige- Organ deS Willen- der deutschen Nation zur Zeit »ich, bestehl — stellt der Sech-und- dreißigcrau-schuß in der heutigen Versammlung von Mitgliedern deutscher Lander»-rtretungen folgenden Antrag: 1) Die Versammlung beschließt unter Ausrechthaltung der einstimmigen Erklärung vom 21. Dccember 1883: da» Selbstbe- stimmung-iecht de» schlc-wig-holsteinschen Volk- schließt jede Ver gewaltigung desselben und jede Entscheidung über sein Schicksal ohne die freie Zustimmung seiner Landc-vertretung aur. Der Vertrag von Gastein verletzt aus- Tiefste alle Rechtsordnung und Rechtssicherheit in Deutschland und droht, der »n jeder Form ver derblichen und unter allen Umständen adzuwehrenden Einmischung de- AuSlande- in rein deutsche Fragen einen Vorwand zu geben. Ec wird al» RechlSbruch von »er Nation verworfen und ist na mentlich für die Herzogthümer in keiner Weise recht-verbindlich und giltig. Da- Selbstbestimmung-recht der Herzogthümer ist nur beschränkt durch die böhern Interessen Deutschlands. Die vom engern Au-schuß der SchleSwtg-Holftein-Vereine der tzlbher» zoqthümcr am 28. März 1885 in Berlin zu Gunsten Preußen gebotenen und in der Delegirlenversammlung zu Rend-burg vom 19. April bestätigten Zugeständnisse, sowie die in der Eingabe bolsteinscher Ständemitglieder an den Deutschen Bund vom 8. September 1885 ausgesprochene Geneigtheit zu Eoncessionen an Preußen sind ein unbestreitbare- Zeugmß von der Opferwilligkeit der Herzogthümer. 2) Gegenüber dem bisherigen Vorgehen der Regierungen von Oesterreich und Preußen erklär« e» die Versammlung als heilige Pflicht der deutschen Volksvertretungen, insbesondere deS preußi schen Abgeordnetenhauses, sür die verletzten Rechte der Herzog- thümer, für die Berufung der Vertretung derselben und für so fortige staatliche Eonstitnlrunq SchlcSwig-HolsteinS entschieden und ohne Verzug einzutreten und damit ihre eigenen verfasfungtmähi- gen Rechte zu wahren. Die Versammlung vertraut auf den be währten Rcchirsinn der Bevölkerung der Herzogthümer, daß sie fest und mulhig auShaire. Sie erwartet und fordert da- ganze deutsche Volk auf, daß eS den bedrängten SchleSwig-Holsteinern treu und kräftig zur Seit« sttbe und alle Gegensätze der Parteien und Meinungen schweigen lasse, welche die Kraft der nationalen Kundgebungen nur lähmen, die Sache der Herzogtbümer gefähr den und, statt zur Kräftigung des gemeinsamen Vaterlandes, zu dessen Zwietracht und Zerrissenheit führen wrrden. 3) Die Versammlung erklärt e- sür eine Pflicht der deutschen Volksvertretungen: Anl hm oder Steuern, welche die bisherige Politik der Vergewaltigung fordern könnte, sind keiner Regierung zu vrrwilligen. Dagegen ist eS, wenn die Sache der Herzvglhü- mer im Sinne deS Rechtes erledigt wird, gerecht und billig, daß die Kosten des ebensowohl sür Deutschland als sür die Herzog- thümcr geführten Kriege» nicht den letztem allein ausgcbürdct, sondern von ganz Deutschland veihältmßmäßig getragen werden. 4z Die Versammlung bestellt abermals einen sechrunddrerßig- gliedrigen Aueschuß, um im Sinne der am 21. Deccmber 1883 und heute gefaßten Beschlüsse ferner Ihätig zu sein. Dieser Aus schuß ist besugt, sich nach Bedürsniß weiter zu ergänzen, eine engere geschäft-leitende Eommissi»n au- seiner Mitte zu bestellen und nach feinem Ermessen eme abermalige Versammlung zu berufen." Der Abgrordnrtrntag genehmigte nach längerer Debatte fast einstimmig sämwtliche Anträge drS Ausschusses mit dem von den badeuschen Abgeord neten beantragten Zusatze. .Die Versammlung hält auch bei diesem Anlässe e» sür ihre heilige Pflicht, das rechtlich deglündete Verlangen der deutschen Nation nach einem Parlamente zu wiederholen. Die bisherigen Mitglieder drS SechSunddrrißi- geranSschuffrS sind wirdrrgrwählt worden. Sowohl die hiesige preußische wie die bayersche relegraphenstation verweigerten den Wortlaut deS Antrages d»S TechSundbreißigerauSschussrS, wie auch einen AnSzug auS demselben zu telegraphirrn. Dresden, 2. Oktober. Die neueste Nummer der „Deutschen Allge meinen Zeitung" enthält nachstehenden Artikel: Dresden, 29. September. Mit nicht geringer Heiterkeit bat man hier den Namen eine- Beamten im Ministerium der Innern und frühem RedacteurS deS osficiellen „Dresdner Jour nals" unter denen der Theilnehmer an der Darmstädter Ver sammlung zur Gründung einer „deutschen VolkLparlei" gelesen. ES ist nicht anzunehmen, daß gedachter Beamter ohne Wissen oder gar wider Willen de- Herrn v. Beust sich in Darmstadt ein gesunden habe, und obwohl wir in Sachsen schon seltsame Wand lungen gesehen haben, so müssen wir doch auch daS erst sehen, ehc wir eS glauben können, daß da- officielle Organ des Herrn v. Beust sür daS Programm deS Maivcrurtheillen, Röckel, und de» Radicalen, vr. Eckardt, eintritt. Indem wir diese Miltheilung wörtlich abdrucken, haben wir berichtigend und erläuternd zu bemerken, daß der im statistischen Bürcau — nicht im Ministerium des Innern — angestelltc, in früherer Zeit bei der Redaktion deS „Dresdner Journals" betbriligte Sekretär l)r. Pcter- mann gelegentlich einer Urlaub-reise einer in Darmstadt erhalttnen Einladung zur Theilnahme an gedachter Ver sammlung Folge gegeben hat, allerdings ganz ohne Wissen seiner vorgesetzten Behörde. Zugleich erlauben wir uns an die „D. Allg. Ztg " die ergebenste Anfrage, ob cs ihre Meinung sei, daß das Ministerium des Innern Veranlassung habe, in solchem Falle einen Beamten seines Ressorts zu maßregeln? Die Bejahung dieser Frage würde von Interesse sein, ihre Berneinung dagegen die fragliche Millhcilung als eine ehr unnütz gewesene Herausstellen. Tligesgeschichtk A DrrSden. 2. Oktober. Die Truppenabtheilun- gen der Garnisonen Dresden und Radeberg, welche an der Conccntrirung Theil genommen haben, nämlich: 9., 10, 11. Infanterie- und 3. Jägerbataillon, drei Schwa- dron-n de» Gardrreiterregiment», vier Fußbatterien, «ine reitende Batterie und eine EanitätSsection, rückten heute Mittag nach 12 Uhr vereinigt unter dem Befehle deS Generalmajors v. Carlowitz zum Löbtauer Schlage hier wieder ein und geruhten Se. Majestät der König diese Truppen zu empfangen und auf der Wetßeritzstraße vor Sich defilirrn zu lassen. DreSdkN, 2. Oktober. Der zeilherige königlich säch sische GeneralbandelSagcnt zu Neapel, Karl Just, wcl- chcr seit 49 Jahren dem ihm übertragenen Amte mit sel tener Treue vorgestanden hatte, ist am 30. September zu Neapel in hohem Alter gestorben. * Wien, 30. September. Die heute „W. Z." ent hält eine Verordnung des Slaatsministeriums vom 23. September, welche die Aufhebung der Kreisbehör- dcn in den Königreichen Galizien und Lodomcricn mit dem Großherzogthum Krakau als einer entscheiden den Instanz in den Angelegenheiten der politischen Ver waltung anordnct. Mit 31 October hat nämlich der Kreis vorsteher mit dem politischen, Steuern-, Saniläts und Baupcrsonale nur unter eigener Verantwortlichkeit die ihm zugetheilten Geschäfte der politischen Verwaltung zu besorgen, wodurch die an den galizischen Kreisortcn bis her fungirendcn Bczirksvorsteher in den Stand der Dis ponibilität versetzt werden. — (W. Bl.) S«. kaiserliche Hoheit Erzherzog Rainer ist nach langer Abwese «Hut gestern Nachmittag hier an- gekommrn und begao sich nach Baden. — Dem Docto» rencollegtum tst von der Statthalterei nachstehender Bescheid zugegangen: .DaS k. k. Staat-Ministerium hat mit Erlaß vom 8. Sep tember dem Gesuche de- DoclorencvllegiumS der Wiener medici- nischen Facultät um bedingte Oeffentlichkeit seiner wissen' fchafllichen Plenarversammlungen dahin Folge zu geben befunden, daß zu diesen Versammlungen auch jenen Docloren der M«dicin und Ehirurgie, wesche nicht Mitglieder deS gedachten EollegiumS sind und bisher daS Recht des Zutritte- nicht besessen haben, der Zutiilt künftighin gestattet ist, alle Laien aber und alle Sludiren- den von den erwähnten Versammlungen auch fernerhin ausge schlossen zu bleiben haben." — Der „Boh." wird gemeldet, daß der Stand der Staatsfinanzen ein sehr günstiger tst. Von den 27 Millionen, welche der Reichsralh von dem Budget strich, sind bereits über 26 Millionen wirklich erspart worden, und im letzten Quartale brauchen nur noch einige hunderttausend Gulden erspart zu werden, um die Ge« bahrung vollständig mit dem Finanzgesetze in Einklang zu bringen. Ein guter Theil des Verdienstes fällt noch dem Ministerium Schmerling zu, welches die umfassend sten Einleitungen zu Ersparnissen traf, der größt« na türlich dem Reichsrathe, welcher einen so richtigen Blick für die wirklichen Bedürfnisse des Staates halte. So reihen sich die Erfolge desselben aneinander. Die „W. Abpst." wird demnächst einen Ausweis über den Stand der Startsfinanzen dringen. Ich höre, daß z. B. beim Bauwesen über eine Million erspart wurde. — Die „Deb." schreibt: ES bestätigt sich, daß ge gen unser Blatt ein Preßproceß etngeleilet wurde. Der Anklageakt ist uns bereits zugekommen, und tst die Schlußoerhandlung für den 10. Oktober anberaumt. Wir entnehmen der Anklage die folgenden Punkte: „In Nr. 257 der „Debatte und Wiener Lloyd" ist ein Ar tikel unter dcm Titel „Die sieben Todsünden der Regierung" enthalten, dessen Inhalt die beiden Vergehen der Aufwiegelung und der Gutheißung ungesetzlicher Handlungen, strafbar nach den 88 303 u. 305 d. St.-G-, begründet. „DaS Vergehen de- 8 305 0. St.-G. erkennt die Staatsanwaltschaft rn (näher bezeichneten) zwei Absätzen jenes Artikels, indem darin die Empörung (somit der Hochverrath) sogar al» heilige» Recht erklärt und das Untcr- thanenverhällniß der Staatsbürger der ungarischen Krone zu ihrem legitimen Kaiser und König lediglich als Leitragsverhälliiiß und zwar als ein solches hingcstelll wird, bei welchem, wenn der eine Vertragschließende seine Verpflichtungen nicht einhält, auch der andere nicht gebunden sein soll. Da» Vergehen der Aufwiege lung dagegen erkennt die Staatsanwaltschaft in dem sitzten Ab satz^ da in diesen Absätzen ein Gesetz als scheußlich bezeichnet, somit durch Schmähung hcrabgewürdigt und die amtliche Wirk samkeit deS srühern StaatsmmisterS und gegenwärtigen Präsi denten deS obersten GcrichtShos.S, Sr. Erc. de» Ritter» v. Schmer ling, in einer Weise charakterisirt wird, daß dieser Staatsmann geradezu der Felonie, de- Treudruchs an Kaiser und Reich und deS hochverrälherischen Angriffe» aus die legitimen Grundlagen deS Throins und der Monarchie beschuldigt, somit gegen ihn in der leidenschaftlichsten Weise zu Haß und Verachtung ausgereizt wird, was da» Vergehen deS 8 300 d. St.-G. begründet." Ptstb, 29. September. (Deb.) Lony h hat die Ver tretung deS zweiten Ofener Wahlbezirks angenommen. Ezentkiralyi veröffentlicht sein politisches Programm. Das selbe spricht sich im Wesentlichen für den Dualismus auS. Was die Integrität der Stephanskrone nicht be einträchtigt, halte er nicht nothwendig, der Monarchie zu entziehen. Ein einiges Parlament halte er nicht sür möglich, weil eine Einheit der Rcichsbevölkerung nicht eristirt. Also Personalunion auf breitester Basis. Ungarn, erklärt er, müsse mit Oesterreich Hand in Hand gehen; die Modalitäten bezüglich deS Reichsverbandcs fcstzustel- len, überlasse er dcm Landtage. Berlin, 30. September. (B. Bl.) Der Ministerprä sident Graf v. BiSmarck ist erst heute Abend mit dem Legatjonsrath v. Keud-ll zunächst nach Parts gereist. — Der Hamburger „Bö-senhalle" wird über die jüngsten laucnburgschen Ereignisse auS Lübeck geschrieben: „Es ist bereits von hier gemeldet worden, daß da» Ge such einer vor der Huldigung an den Grafen Bis marck entsandten Deputation der lauenburger Rit terschaft, betreffend die Bestätigung des LandesreeesseS von 1702 von dem Minister für Laucnburg mit der Be merkung abgelehnt wurde, er dürfe die hohe Festfreude des Königs nicht stören. Wie man j.tzt in Kreisen, die den Verhältnissen nahe stehen, als ganz zuve>läfstg ver nimmt, hat sich die lauenburgsche Ritterschaft bet jenem Bescheide keineswegs beruhigt, sondern ist vor dem Hul- digungsacte noch einmal in dringenderer Weise den Mi nister angegangen, den König-Herzog zur Bestätigung de» Landesrckesses zu vermögen. Graf Bismarck wies jedoch dies erneute Gesuch nicht nur ginz unumwunden zurück, Feuilleton. K. Hosthrater. Sonnlag, l. Oktober, wurde „Kai ser Otto Ul.", Trauerspiel von JuliuS Mosen, mit Ouvertüre und zur Handlung gehöriger Musik von Ra- strelli, neu einstudirt gegeben. Die Wiederaufnahme eines der historischen Dramen Mosen's ist ein windiger Beginn der Wintersaison und zugleich sür den seit lange von schweren Leiden heimgesuchten Dichter ein Act wohlver dienter Pietät und Hochschätzung, der freudig willkommen geheißen sei. ES ist cine ehrende Ausgabe, die Theilnahme des deutschen Publikums auch von der Bühne herab wie der auf einen heimischen DichNr hinzuweisen, der mit redlicher Derwendung eine- edlen künstlerisch erfassenden lalenlS und mit warmem patriotischen Gefühl in der Lyrik und im historischen Drama hohen Kunstzielen nach strebte und Bedeutendes errang, dessen Werke mit poeti schem Schwung, voll gesunden siurigen Geiste» und in harmonisch einiger Wahlheit eine männlich edle, freie und echt nationale Gesinnung bekunden. ES wäre zu wünschen, daß auch andere deutsche Bühnen unserm Hof theater in der Wiederaufnahme einiger Mosrn'schen Dra men nachfolgtrn, di« für den Mangel bühnengeschickter und spekulativer Technik jedenfalls wahrhaft poetische Schönheiten bieten Mosen'S „der Sohn des Fürsten", „Herzog Bernhard von Weimar" und „die Bräute von Florenz" möchten sich dafür noch empfehlenSwerther er weisen, al» „Otto der Dritte". De» Dichter» Hauptkraft liegt in der Lyrik, auch besonder» in der philosophischen epischen Lyrik Im letzter» Genre nimmt sein „AhaSver" durch phantafierciche ergreifende Schilderungen, durch Ge dankenfülle und schwungvolle Energie der Darstellung den ersten Rang rin. Im Drama fehlt Mosen nicht blo» dir bühnenmäßig routtairte »der auch geistreich spekulativ« Technik, wa» nur als ein Vorzug zu schätzen wäre, sondern auch seine ursprüngliche Krast dramatischer Gestaltung und originale Selbstständigkeit bleibt hinter den Intentionen des geist voll und poetisch Schaffenden zurück. Diese zeichnen sich künstlerisch auS durch eine objektive große, von tenden ziöser Beimischung freie Auffassung der historischen Vor würfe. Aber die Figuren seiner Dramen werden zu sehr allgemein und schematisch construirte Träger dieser idea len Conception und ihrer AuSsührung; sie sind nicht ge nug individuell al- lebendige Gestalten und fertige Cha raktere ausgebildet, in denen sich die Ideen deS Dichters mit unmittelbarer LebrnSwabrheit veikörpern, die unS für daS rein Menschliche de» Stoffs erwärmen. Und im phantastevollen Ei fassen dc» Ganzen, im dramatischen Drange Handlung herauSzustcllen, ging ihm leicht die motivirtr, organisch einige Entwickelung verloren. Auch die Tragödie „Otto lll.", die der Dichter selbst al» „Ouvertüre für da» zweite christliche Jahrtausend" bezeichnet, zeigt dessen historisch und dichterisch bedeutende Auffassung in der Gegenüberstellung deutscher Kraft und Treue und tömischer Demoralisation und Perfidie, im Kamps zwischen Pflicht und Leidenschaft deS jungen Kai ser», der im Siege noch durch dir verlorne Selbstbeherr schung untergrht. Zugleich aber tritt die schwache Moti- virung gleich im zweiten Act beim Tod« de» CreSccntiuS, der eine Hauptbewegung für da» ganze Stück abgiebt, hervor. Hauptmomente und Wendungen der Action fol gen sprungweise und erscheinen wie skizzirt, während an dere Ecenen mit Neigung au-gearbeitet find. Der welt historische Stoff wird in seinem Verlauf durch zu kleine Persönlichkeiten, willkürliche Umstände und Mittel ro mantisch lyrischer Art regiert, ohne die festen großen Züge, den writauSgrrifend gestalteten Aufbau aufzuweisen, der seiner Bedeutung und der Grundidee d«H Dichter» entspräche. Aber es sei hier nicht eine spccielle kritische Betrach tung dieser Tragödie versucht, sondern viel lieber auf den poetischen Gehalt hingewiesen, mit welchem sie auf un» im Gesammteindruck, wie in sckönea gelungenen Einzelnheiten wirkt, und auf die edle Richtung, die sie bezeichnet, auffordernd zur Folge mit glcicher Erkenntniß deS Ziel», mit gleichem künsilerisch ernstem Streben, mit gleicher voller Hingabe des Talents. Bei der Wiederaufnahme dieses Drama» mußte der Wunsch, dessen Bühnenwirksamkeit möglichst zu erhöhen, berechtigterweise das Bedenken vor eigenmächtigen Acn- drrungrn überwiegen. Mit richtiger Einsicht hat Herr Hofrath Pabst diese bühnenmäßigere Einrichtung der Tragödie ou-geführt, die scenische Zersplitterung verrin gert (wa» leider sür das Ballfest auf dem Capitol nicht möglich war) und namentlich den letzten Act theil» durch einige Striche, the,l» durch Herübernahme einiger Reden au» früher» Scenen günstig concentrirt und ab gerundet, auch ein zu abschwächende» Abtreten de» Kai ser» zu heben gesucht. Der Erfolg erwie» den erlang ten Gewinn für die dramatische Wirkung de» Werk», denn e» wurde mit lebhaftem, warmem Beifall ausgenom men. Di« Jnscenirung war mit großer Sorgfalt einge richtet, die Ausstattung besonders reich. Die Gesammtdarstellung war lobenSwerth, fleißig rin« studirt und ergab einzelne höchst gelungene Ausführungen, obwohl der größere Theil der Mitwilkenden da» Pathos der zu bilderreichen Diktion zu begierig aufgriff. Da» Bestc leisteten Fräulein Langenhaun —Stephanie — obwohl ste dcm Vernehmen nach rin starke» Unwohlsein zu bekämpfen hatte, und Herr Jaffs — Taraglia. Ganz vorzüglich sprach und spielte Erstere dir große Scene im fünften Acte mit ihrem vollen AuSbruch der Leidenschaft und de» inner« Kampfe». Der Dichter hat sich allerdtug» dies« Italienerin noch dämonischer und bet all ihrem verführerischen Reiz unheimlicher in ihrcm We sen gedacht — wenn auch nicht so fertig auSgeführt —, sonst wird der Entschluß zum Mord de» Kaisers uner klärlich. Herr Jaffa führte den Taraglia — der halb Bösewicht, halb guter Patriot erscheint — mit sehr an- erkennenswerther Wirkung und geschickt vermittelnder Charakteristik au». Herr Maximilian bemühte sich mit löblichstem Eifer in der Rolle deS schwankenden, zu modern-romantisch gezeichneten Otto III. Etwas mehr natürlich männliche Haltung und kräftigerer Ton auch in den Scenen der Melancholie, schwärmerischen Em pfindsamkeit und deS schmerzlichen SeclcnkampfeS wür den den Eindruck der Partie günstiger gestalten. Ueber- haupt hat Herr Maximilian di« hoch getriebene und ge preßte Tongebung zu meiden. Herr Fallend ach — CreScentiu» — muß bejahrter, dem Grcisenalter nahe erscheinen und wird mit weniger Pathos seiner Aufgabe nützen ; auch Fräulein Löhn muß die Afra älter geben. Die übrigen Mitwirkrnden trugen nach Kräften mehr oder minder befriedigend zum erfreulich guten Erfolg der Aufführung bei, für den auch in Hebung effectvoller oder poetisch empfundener Momente Rastrelli's Musik eine ge schickte Unterstützung ergiebt. C. Banck. * AuS Haßfurt erhält die „Bayersche Zeitung" die Trauerkundr von dem am 28. September dort erfolgten Ableben de» k qu. Prof. v. Heidel off, welcher da» hohe Alter von 78 Jahren erreicht hatte. « Der sehr reiche literarische Nachlaß Lamennai»', darunter eine höchst interessante Correspondrnz und ein Essay über den Protestantismus, soll demnächst veröffent licht wrrden.