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Dresdner Journal : 04.08.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186508045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-08
- Tag 1865-08-04
-
Monat
1865-08
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 04.08.1865
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7S2 Höhe sie fich errungen; wie sie ein« Heimath de» Geiste- und der Wahrheit geworden; wie da- vor 500 Jahren gepflanzte Samenkorn, gepflegt von treuer Hand, tausend« fällig fruchtbar zur goldenen Aehre schwoll: da- solle ihr Stolz und ihre Berechtigung sein. In diesem Sinn« fasse er die Bedeutung dieser Jubelfeier auf und er fühle fich hochgeehrt und beglückt in der Erfüllung seiner Rector« pflicht, die gelehrten Männer de» In- und Auslandes, die Abgeordneten der Bürgerschaft, die hohen Würden träger der Kirche und d«S Staates, di« liebwerthen Gäste alle al» Teilnehmer und al» Zierde unser» Feste» hier zu begrüßen und ihnen im Namen der »iw» malvr da herzlichste Willkommen rntgrgenzurufen. Stürmischer Bei fall folgte der Rede, nach welcher der Präsident d«S Un- terrichtSrathe» v. HaSnrr da» Wort ergriff, um, beauf« tragt von Er. Mas. dem Kaiser, seinerseits die Versamm lung zu begrüßen. Mancher Wunsch bleibe noch zu er« füllen. Jndeß, die Weisheit deS Monarchen bürge für die Erfüllung eines jeden, der auf den Bedürfnissen der Universität und ihrer Würde beruht. Mit stolzer Zuver sicht könne sie im Bewußtsein ihre» Wesens und ihrer Kraft, vertrauend auf den wohlwollenden Schutz deS Mo narchen, der Zukunft entgegengehen. Unter allem Wan del der Geschicke aber würde sie ehrwürdig sein und blei ben als Zufluchtstätte stillen Denkens, al» Schule des Leben» im höchsten Sinne de» Wortes, vor Allem aber al» Pflanzstätte edlen und freien ManneSstnnc», der festesten Säule im Leben de» Einzelnen wie deS Staate». „Und so sei Ehre, Preis und Gedeihen der Universität für heute und für immer, und Ehre, Preis und Gedeihen sei mit Allen, welche an ihren Geschicken theilnehmrn, heute und in kommenden Tagen sich ihr wohlwollend zur Seite stellen." Nachdem Prof. Hyrtl den Dank der Universität ausgesprochen hatte, hielt der Bürgermeister vr. Zeltnka eine Rede, worin er das herzliche Einvernehmen prte», daS stets zwischen Universität und Bürgerschaft stattfand und fer ner stattfindcn möge. Er sagte u. A.: Seit einem hal ben Jahrtausend haben die Stadt Wien und ihre Hoch schule viele und gefahrvolle Wechselfälle de» Glücke» und der Drangsale erfahren, und stet» haben beide Körper schaften treu und fest zusammengehalten. Auf jedem Blatt der Wiener Geschichte, wo der Treue ihrer Bürger für Kaiser und Vaterland Erwähnung geschieht, werde gleiche Anerkennung den akademischen Bürgern unsrer Hochschule gezollt. Und so solle eS auch in der Zukunft gehalten werden. Der Bürger unterstütze die Wissenschaft, letztere veredle die Industrie, und beide vereint werden gewiß den Grund zum dauernden Wohlstand und zur politischen Selbstständigkeit aller unsrer Mitbürger legen. Auf diese Rede erwiderte Prof. Hyrtl mit einer längern Dankredr, welche wie die frühern deS Hrn. Präsidenten v. HaSner und de» Hrn. Bürgermeister» mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde. Demnächst ergriff daS Wort Prof. vr. Waitz au» Göttingen zu einer Begrüßungsrede namens der Deputtrten der außerösterreichschen deutschen Universitäten. Die Wahl sei wohl auf ihn gefallen, weil r» hier einem eminent historischen Feste galt. Man habe sich nur daran zu erinnern, daß Wien die zweit älteste Universität Deutschland» sei, um deß eingedenk zu sein, daß gerade in den Grenzländern Deutschlands be sondere geistige Rührigkeit und Tüchtigkeit sich entfaltet habe. Möge die Universität Wien noch lange fortbr- stehen, leuchten al» eine wahre vaiverait» litsrurum mit allen Eigenschaften, die einer solchen sich eignen. Der Rede deS Prof. Waitz folgte die Begrüßung der Univer- fität von Seite der sehr zahlreich anwesenden Deputatio nen. Bei dem Aufrufe der einzelnen Deputationen, wel cher in alphabetischer Ordnung durch Hrn. Prof. Moritz v. Stubenrauch erfolgte, erwiesen sich folgende Universi täten de» Auslandes vertreten: Basel (Proff. Gerlach und Meißner); Berlin (Beseler und Dove); Bern (La- zaruS); Bonn (Baurrband und Plücker); BrrSlau (Rö mer u- Balzer); Freiburg (Maier); Greßen (v. Ritgen); GrrisSwalde (Grohe); Göttingen (Waitz); Halle (Dern- burg und Beischlag); Heidelberg (Lange); Jena (Hase); Kiel (Bartel-); Leipzig (AhrenS und Crede); Moskau (WarwinSki); Münzen (Pettenkofer, Pötzl, Huber und Stadlbauer); Rostock (Fritzsche); Tübingen (Breit); Würzburg (Bamberger) und Zürich (Fick). Von den Ansprachen, welche diese Deputationen hielten, erfreute fich namentlich die deS Prof. Lazarus der lebhaftesten Zustimmung, die sich bi» zu einem Beifallsstürme stei gerte, al» der Rector MagnificuS auf den noch jungen Professor der Philosophie zuging, ihn umarmte und herz lich küßte. Ein gleicher Beifallssturm empfing die De putation au» Kiel. Sie konnte längere Zett gar nicht zu W»rte kommen und auch auf der Galerie (Graf MrnSdorff) konnte der Sinn dieser Demonstration nicht verkannt werden. Die Abgeordneten der Berliner Uni versität faßten sich sehr kurz, nichtsdestoweniger rief auch ihr: „Und die jüngste Schwester bringt der ältern hier mit ihre Huldigung dar" einen anhaltenden Beifall her vor. Prof. Ähren», der einst al» Professor in Oester reich (in Graz) wirkte, gedachte de» lebhaften Aufschwung», bert unterstützt. Leider finden musikalische Darbietungen solcher Gattung meisten» nur eine geringe Theilnahme und eS dürften daher diese Vorträge schwerlich die Er reichung de» angedeuteten Zwecke» wesentlich befördern; unser heutige» Publicum ist eben betreff- seiner Anfor derungen ziemlich verwöhnt und scheint namentlich die Berücksichtigung de» vocalen Elements bei derartigen Eon- certaufsührungrn lebhaft zu wünschen. Vielleicht gelingt e» durch fernere» Herbeiztehen desselben dem Veranstalter der Orgrlvorträge, den materiellen Erfolg seines verdienst lichen Unternehmen» zu steigern. Für dessen künstlerische Erfolge bürgten schon die Namen der beiden Concertanten. Ihre Leistungen, sowie da» von ihnen ausgestellte Pro gramm mußten in gleich hohem Grade befriedigen; letz tere» bot Präludium und Fuge von E. Bach, Largo für Violine und Orgel von Tartint, Fuge über k 6 U von R. Schumann, Adagio für Violine und Orgel von S. Bach, Passacaglia von demselben und Sonate <-4-moll) von Ritter. Zeigte Herr Eoncertmeister Schubert all die bekannten Vorzüge seine» Spiel», so bekundete sich auch Herr Organist Fischer al» gediegener Meister auf seinem Instrumente, der in technischer Hinsicht wie nach Seiten de» Vortrags gleich Hervorragende» leistet. Vortrefflich war seine Wiedergabe der Schumaun'schrn Fuge. s In der k. Gießerei zu München ist unter Leitung de» Inspektors v. Miller für die schwedische Stadt Oere- brv die Statue deS Dolk-führer- Engelbrecht gefertigt worden. Engelbrecht vertrieb in der Mitte de» 1L. Jahr hundert» mit seinem freiwilligen Bauernhrere die Dänen, welche Schweden unterjocht hatten, und wurde später zum Lohn« für seine Heldevthaten auf einer kleinen Insel im Hjrlmarsee von einem schwedischen Adeligen meuchlings ermordet. Di« Statue ist über Lübeck und Kothenburg «t ihr« Bestimmungsort angekommrn. den da» geistig« und staatliche Lebpn i« Kaiserreiche g.» nommen. StaatSrath Ritter ». Warwln-ki hielt eine Anrede in lateinischer Sprache und überreicht« für meh rere Wiener Professoren (u. A. für die Proff. vr. Lorenz Stein und Joseph Unger) die Diplome als Ehrenmit glieder der Moskauer Universität. Prof. vr. Hyrtl er widerte mit einer lateinischen Dankredr. Dir meisten dieser Deputationen hatten zugleich Festschriften überreicht. Prof. Prttenkofrr entschuldigte, daß München mit leeren Händen gekommen. E- hab« der innigen Verbindung mit dem Nachbarland« gedacht und gehofft, man werde ihm die herzltchste Theilnahme an den Geschicken der Uni versität Wien, die warmen Sympathien, dir e» empfinde, auf» Wort glauben. Nach den Deputationen der aus wärtigen Universitäten — Erlangen und Marburg hat ten BeglückwünschungSschrriben rtngesandt — folgten die Deputationen der inländischen Hochschulen. Bon den RechtSakademien endlich hatten sich ringesunden jene von Hermannstadt (Prof. Müller und vr. Pfaff) und jene von Olmütz (durch hochw. Hrn. Wieser). Für die Aka demie von Preßburg wurden zwar auch Vertreter aufge rufen, aber sie hatten e» vermieden, zu erscheinen (infolge deS eingrirrtenen Systemwechsel»?), sowie r» die Univer sität von Pesth überhaupt abgelehnt, an der Festfetrr theilzunehmen. loalu» e»l borror elo. Nun, trotzdem wurde auch mehrfach von der, Nationalverschiedenheiterr ausgleichenden Macht der Wissenschaft gesprochen. Nach dem so die Universitäten und Akademien ihre Glückwünsche dargebracht, kam die Reihe an die Studirenden. Mit seinem Tacte lud der Rector Magnificu» die „Lernenden der Gemeinde" selber ein, da» Wort zu ergreifen, und «S that die» auch der »tack. jur. Rodler, indem er eine wohlgesetzte Rede mit Empfindung und entsprechendem Patho» vortrug und mit einem dreimaligen Hoch schloß, in welches die Versammlung jubelnd rinstimmte. Prof. Hyrtl lud hierauf zur Theilnahme an der morgigen Zu sammenkunft «in, in welcher der eigentliche Festact statt finden wird. * Wien, 2. August. Sr. Maj. der Kaiser ist am 1. August Nacht- in Ischl ringrtroffen. Ee. Ercellenz der Minister de» katserl. Hause» und der auswärtigen An gelegenheiten, Graf MrnSdorff ist gestern Abend nach Ischl abgrretst. Gleichzeitig mit ihm wird auch Graf Blome (von Gastein kommend) in Ischl etngrtroffen sein. — Die „Gen. Corr." berichtigt die Auffassung, al» ob die Tragweite und Wirkung der Preßamnesttr in den Ländern der ungarischen Krone eine weitergehende, al» in den dieSlrtthanischen Ländern sei. Die „Gen.- Corr." erklärt auf Grund authentischer Information, daß eine ungleichartige Behandlung der verschiedenen Rri- cheStheile auch in dieser Frage der kaiserlichen Regierung fern lag, daß daher die Nachsicht der Recht»folgen er stoffener Strafurtheile auch in Bezug auf andere Län der de» Reiche» in der Preßamncstte mitinbegriffen ist. In diesem Sinne seien Weisungen an die Gerichtsbehör den ergangen. — (Doh.) Bei der UniversttätSfeier hielt heute Bor- mittag Hyrtl die Festrede. Großer Beifall bei dem Pas sus über Joseph II. Zum Schluß dreimalige stürmische Hochrufe auf den Kaiser. Großartiger Beifall. Z Prag, 2. August. Im Echvoße unser» Stadt rath» wird eine Ovation für Se. Ercellenz den frühern Statthalter von Böhmen und nunmehrigen StaatSmtni- fter Grafen Belcrrdt vorbereitet. Der Stadtrath wird nämlich in der für morgen anberaumtrn Sitzung de» Etadtverordnetencollegium» — wahrscheinlich durch den Mund deS Herrn Bürgermeister» selbst — den Antrag stellen, Er. Ercellenz das Ehrrnbürgrrrecht der Stadt Prag zu ertheilen. — DaS seit zwei Tagen hier auftau chende Gerücht, der Landtag werd« schon zu Ende Sep tember oder spätesten» zu Anfang Oktober versammelt werden, welches vor einiger Zeit allerdings noch viel Wahrscheinlichkeit für sich haben mochte, entbehrt, so viel un» bekannt, tatsächlicher Anhaltspunkte und verdankt feinen Ursprung einer mangelhaft motivirten Vermuthung. — Die Nachrichten über den Nachfolger de» Grafen Bel« crcdi auf den Posten eines Statthalter» von Böhmen, welche sich mit verschiedenen Namen befassen, sind al» die ReminiSccnzen früherer Gerüchte zu bezeichnen, mit denen man sich gleich nach dem ersten Bekanntwrrden der An sicht, Graf Belcredi werde an Herrn v. Schmerling'» Stelle treten, beschäftigte. — Der Bau der neuen Straße, welche am linken Moldauufer zu der zu erbauenden dritten Brücke über diesen Fluß führen und den Namen de» neuen Minister» des Innern erhalten soll, ist bereits in Angriff genommen worden. — Die tschechischen föderali stischen Journale, die sich täglich mit den Beschwerden beschäftigen, dencn das neue Ministerium abhelfen soll, bestehen darauf, daß zuerst dir Wahlordnung für den böhmischen Landtag abgrändert und dann die Modificirung der Verfassung mit dem neuerwähltrn Landtage verein bart werde. — Sollte e» unsrer Stadtvertretung gelingen, durch die Errichtung eine» Arbeitshauses — wovon die Rede ist — der überhandnehmenden Bettelei auf den i u, w lck>. r mentlich Fremde« die schlechteste« An sichten über un,re Verhältnisse betbriagt, gründlich Ein- halt zu thun, so müßt« man ihr zugestehe«, daß st« fich ein bedeutende» Verdienst erworben. Berlin, 2. August. (B. Bl.) Ihre Majestät die Königin ist gestern in Koblenz etngrtroffen und »ftch sich in 14 Tagen von dort nach Baden-Baden begeben. — Ueber die Lage der Proceffr wegen der Strllver« tretung»kosten der Abgeordneten enthält die „Magd. A." Folgend«»: „Der verirrter de» Fiten» soll angeb lich da» CaffattoaSgesuch gegen da» den KtSruS zur Zah lung der EtellvertretungSkosten an den Abg. Nücker ver- urthrtlend« Erkenntniß zweiter Instanz nachträglich wie der zurückgenomwen haben. Danach zu schließen, würde also die fi-calische Behörde angenommen haben, daß der fünfte (rheinische) Senat de» Obertribunal», bet welchem der Nücker'sche, dem Gebiete de» Rheinland«- angehörige Proceß zur Verhandlung kommen müßte, ebenfalls den Ministertalerlaß, wonach die EtellvertretungSkosten au» den Gehalten der Beamtenabgeordneten ringezogrn wer den sollen, al» nicht im Gesetze begründet erachten und somit dem die Abgeordneten abweisenden Erkenntniß de» ersten Senat» deS ObrrtribunalS fich nicht anschließen würde. So wie die Dinge jetzt liegen — vorausgesetzt, da» Eaffation-gesuch ist zurückgenomwen —, erleben wir daS wenig erfreuliche Schauspiel, daß die in den Land tag gewählten Beamten au» dem Bezirke de» rheinischen Recht» einen Stellvertreter auf Staatskosten, die übrigen Beamten einen solchen auf Kosten ihrer eigenen Börse erhalten, wiewohl doch all« derselben obersten RechtSauto- rität, dem Plenum de» ObrrtribunalS, unterworfen sind." — Wie die „Danz. Ztg." hört, ist der Landrath deS Deutsch-Croner Kreise», der zeitige Hilfsarbeiter im Mi nisterium de» Innern und Abg. Graf Eulenburg, zur interimistischen Wahrnehmung der Oberbürgermeister geschäft« in Königsberg t. Pr. destgnirt. Bekanntlich hat da» Abgeordnetenhaus die Stelle eine» Vortragenden Rath» im Ministerium de» Innern, für welche Graf Eulenburg auSersehen gewesen sein soll, vom Etat ab- grstht. — Die „Köln. Blätter" berichten Folgend«»: Die kürzlich von BreSlau gebrachte Nachricht über bedeutende Geschützsrndungen nach den schlesischen Festungen find wir im Stande, in der Art definitiv bestätigen zu können, daß im Laufe der vorigen Woche au» allen rheinischen Festungen eine Anzahl gezogener Geschütze mit sämmt- ltchem Zubehör eiligst nach den Festungen Glatz, Glogau und Wittenberg auf höher» Befehl abgrsendet werden mußten, so daß durch diese Absendungen unsre Festungen selbst kaum mehr die etatmäßige Zahl von Geschützen haben. — Au» Weißenfels wird in mehrrrn Blättern übereinstimmend berichtet: Gleiche» Geschick wie den in Kurheffin verhafteten vr. Schönfeld traf auch einen an dern amerikanischen Schützen, einen Preußen. Bor einer Reihe von Jahren trat nämlich der damal» etwa Itzjäh- rige Tischler Ryssel von hier infolge von Zerwürfnissen mit seinem Vater, dem Schuhmachermeister Ryssel, heim lich nach Amerika au», verheirathrt« fich später dort und brachte sein Geschäft zu erfreulicher Blüthe. Mit Leib und Seele Schütz« und getrieben von der Sehnsucht nach dem deutschen Vaterland«, kommt er jetzt herüber zum Bremer Schützenfeste; er trägt beim Festzuge da» Banner der Schützen Nordamerika». Auf dem Festplatze hört er plötzlich seinen Namen rufen. Der Ruf gilt aber nicht ihm, sondern einem andern Fahnenträger. Er prüft die Fahne genauer und erkennt darin die Weißenfelser Schützen und ist nun nicht länger in Zweifel, daß er seinen Vater vor fich hat. Ergreifend ist da» Wiedererkennen während der Versöhnung. Nach beendetem Feste begleitet sodann der Sohn den Vater zu einem Besuche der übrigen ver wandten nach Weißenfel» — leider zu seinem Unheil, denn er hatte nicht daran gedacht, daß er damals, ohne seiner Militärpflicht genügt zu haben, Preußen verlassen hatte, und so erfolgte denn auf Antrag de» Landraths seine Verhaftung und Ablieferung an da» Kriegsgericht zu Naumburg. K-lv, 2. August. (K. A.) Der „Köln. Anz." bringt heute folgend« Bekanntmachung de» königl. Polizeipräsi denten Herrn Geiger: SS wird hiermit zur -kenntniß der Betheiligien gebracht, daß die vorläufige Schließung de» politischen Berem», welcher fich unter dem Namen eine» Feftcomits» für ein Fest zu Sbren de» preußischen Abgeordnetenhäuser im Laufe de» Jahre» 1865 hierselbst gebildet hat, durch richterliche Entscheidung wieder aufgehoben worden ist, und daß die Entscheidung der Frage, ob dieser Verein demnächst definitiv zu schließen sei, Gegenstand der eingeleiteten gerichtlichen Untersuchung ist. Köln, I. August 1865. Der konigl. Polizeipräsident Geiger. Burg, 31. Juli. (B. Bl.) Heute wurde die Be weisaufnahme in der Untersuchung-fache der Fa« brikarbeitercoalitton beendet. In der Echlußver« Handlung am 1. August führte der Staatsanwalt au», daß di« Beweisaufnahme die Behauptung einer ungesetz lichen Verabredung der Arbeiter zur Arbeitseinstellung begründet habe, und stellte den Antrag, gegen jeden der -j- Der Comite für das dem Nationalökonomen Fried rich List in Reutlingen bestimmte Denkmal hat seinen Rechnungsabschluß bekannt gegeben. Die Einnah men hatten sich im Ganzen auf 16,103 Fl. belaufen, darunter au» Württemberg 5048, au» Oesterreich 4402, Preußen 739, Sachsen 1122 und Bayern 1035 Fl.; die Ausgaben betrugen 14,475 Fl., wovon auf die Statue selbst 12,964 Fl. kamen. Der Rest von 1627 Fl. ist der Stadt Reutlingen in Form einer List-Stiftung über geben worden, aus der Studirende der Volk-wirthschaft oder technischer Fächer Reisestipendirn erhalten. -j- DaS Winkelried-Denkmal für Bern ist am 12. Juli glücklich von Rom in Marseille angelangt und auf die Eisenbahn zur Weiterbeförderung gebracht worden. j- Die feierliche Enthüllung der Statue de» Cardinal» Borromeo in Mailand auf dem Platze der Ambrostani- schrn Bibliothek, deren Stifter er war, ist am 16. Juli vorgenomneen worden. Die Weihred« hielt der Studien- insprctor Ritter v. Carcano. « Veit Kurzem steht auf Waiblinger'» Grab im protestantischen Kirchhofe in Rom (Friedhof der „Jnglefi", sagen die Römer) ein Denkmal. Dasselbe besteht au» einem ziemlich starken Säulrnrumpf von 5 Fuß Höhe mit einem Sockel von Travertin. * Bekanntlich befindet fich bei Beirut (Syrien) eia Felsen, der durch seine Inschriften welthistorisch geworden ist. Die erste dieser Inschriften rührte von Ramse» ll. her, der nach einem Siege über die Philister auf dem Marsch« nach Norden seinen Ruhm innerhalb eine» vier eckigen Rande» in Hieroglyph«« verewtgt«. Di« zweite Inschrift rührte von einem assyrischen Könige, Seanach«- rtb «der Salmaarsar her «ad ist in Keilschrift. Et« römischer und dann auch ein arabischer Feldherr setzten eine Inschrift daneben, immer aber hatte et« Sieger de« Ruhm de» andern geschont. Nun hat »brr der ftan- zöfische General, welcher vor einigen Jahren dir Erpe- dition nach Syrien commandirte, den VandaliSmuS be gangen, die Glorie der kaiserlichen Erpedttion in dem ägyptischen Viereck zu verewigen und die Inschrift des Ramse» ll. zu zerstören. „Reader" und „Ausland" er statten ausführlich Bericht über diesen Act, den die französische Presse verschweigt. * Nachdem in neuerer Zeit R. Prutz und R. Giseke „Moritz von Sachsen" dramatisch bearbeitet, ist jetzt abermals rin dramatische» Gedicht in drei Abteilungen erschienen, daS denselben Helden behandelt und von G. Graf v. Blankensee herrührt. s- Dem verstorbenen Großfürstin-Thronfolger von Ruß land wird unweit Libau in Kurland in dem bei frühern Badebesuchen von dem Prinzen gern besuchten Wäldchen von der Stadt ein Denkmal gesetzt. Literarische Nettigkeiten Hoffmann v. Fal lersleben: Ruda. Polnisch« Volkslieder der Obrrschlr- fier. Kassel, Freyschmtdt. — Julin» Große: Der letzte Grieche. Trauerspiel. Leipzig, Weber. — M. Anton Niendorf: Skizzen und Erzählungen au» dem moder nen Leben. Berlin, Vogel u. Comp. — Elise Polko: Alte Herren, die Vorläufer Bach'». Sech» Lantoren der Leipziger Thoma-schulr. Hannover, Rümpler. — Hein rich Smtdt: Binnen der rothen Tonne. Novellen der Ntederelbe. Vier Bänd«. Berlin, Jank«. — M. S. Schwartz: Ein Blick zurück. Erzählung. Leipzig, Ger hard. — Emil Schedrr: De» deutschen Yorick*» Skiz zen au» England. Berlin, Grieben. — Arthur Bitter: Erzählungen, Novellen, Gedichte. Vern, Haller. — M. Solttair«: Erzählungen bei Mondenschetn. Neue No vellen. Leipzig, Matthe». — vr. Otto Liebmann: Kant und die Eptgouen. Eine kritische Abhandlung. Stuttgart, Schober. — David Strauß: Die Halbe« »ad die Van zen. Ein« Streitschrift g^zrn Schenkel nutz Heugsteuberg. Angeklagten auf eine 14tägtge Gefätzgittßstrafe zu erkrm neu. Dergleichen wurde die Anklage wider den vr. Hirsch au» Magdeburg aufrecht erhalten, dagegen von einem Strafautrag wider den hiesigen Stadtrath Fordemann Ab- stand genommen, da di« Bewei»aufnahme nicht überzeu gend nachgrwtesea hab«, daß Letzterer von dem Bestehen einer Coalitiou unter den Arbeitern Wissenschaft gehabt. Die Angeklagten beharre» sämmtltch dabei, fich für nicht schuldig zu erklären. Di« Publikation de» UrtheilS ist auf den 7. August festgesetzt. Lu- Mecklenburg - Schweriu, 28. Juli. Der „Magd. Pr." wird von Ercessen berichtet, welch« in der letzten Zeit vom Landvolk begangen find. Wir be. schränken un» auf folgend« thatsächltche Mitthrilungen au» dem Artikel: „In der Gegend von Malchin Haden die Arbeiter auf einem Gute während der brennenden Hitze die Arbeit eingestellt, weil der Gutsbesitzer nicht für hinreichende» Getränk gesorgt hatte. Al» die Arbeiter nun die ihnen zukommende Erfrischung forderten, sandle der Gutsbesitzer erst nach Malchin, um Bier dort holen zu lassen. Da den Arbeiter» da» zu lange dauerte und sie ungestümer forderten, ließ der Herr ihnen Wein mit Wasser geben, Diese» Getränk wollt« ihnen aber nicht munden, und al» sie nun rrtuen Wein forderten und ihnen dieser nicht verabreicht wurde, legten sie die Arbeit nieder. Der Herr hat nun da» Gericht angrrusen und die renitenten Leute bestrafen lassen. Noch ungestümer ging e» auf einem Gute bet Hagenow zu. Der Sult- herr hatte einen jüngrrn Tagelöhner, der überdies wegen seine» frühern Lebenswandel» in Verruf war, zum Lor- wäher bestellt, während sonst immer eia älterer Arbeiter dazu gewählt wurde. Hiergegen protrstirten die Leute; zugleich aber verlangten sie für ihre Arbeit mehr -orn und auch bessert Weide. Der Gut-Herr sucht die auf geregten Leute zu beruhigen, requtrirt aber auch gericht- liche Hilfe. Nun verlangt der Richter, daß jeder Tage löhner einzeln erschein«; aber fie kommen allesammt, Manu, Weib und Kind, unter dem furchtbarsten Lärm, mit Schimpfen und Schelten ihrer Unzufriedenheit Ausdruck gebend, auf den Hof. Dem Ruhegebietrn de» Richter gab di« aufgeregte Menge kein Gehör, sondern wurde immer «ralttrter in ihrem Schelten, Toben und Lärmen. Jetzt befahl der Richter den Gendarmen, Gebrauch von ihren Waffen zu machen. Die Menge wich jetzt theil- wetse zurück und e» gelang den Gendarmen, drei Tage- lvhner, die al» Rädelsführer bezeichnet waren, zu am- ttren, zu fesseln und tnS AmtSgrfängntß zu Wittenburg abzuführen. Dieser AuSgang erregte namentlich die HSchste Wuth der Weiber, welche die ESrorte mit furchtbarem Lärm, Geheul und Verwünschungen verfolgten. Erst nach und nach beruhigten fich die Leute, die nun drei Drpa- tirte nach Schwerin geschickt haben, um fich in dieser Sache Rath» zu holen." Darmstadt, 1. August. (Fr. I.) Die jüngste Num mer de» Regierungsblattes enthält eine Bekanntmachung deS Ministerium» der Justiz, wonach den Grasen v. Ingelheim die Errichtung eine» Familien- fidetcommtsse» auS der bet Mainz gelegenen Ingel heimer Aue gestaltet wird. E» ist dreS der zwette Fall, daß von dieser durch da» Gesetz vom 13. September 1858 gegebenen Erlaubniß Gebrauch gemacht wurde. An diese Erlaubniß knüpft fich jedoch dre Bedingung, daß alle DeScendenlcn de» Vater» der jetzt lebenden Grafen v. In gelheim zu MeSpelbrunn au» legitimen Ehen zur Euc- cesston in da» Familienfideicommiß berechtigt sind un) nicht, wie e» der Wille der hohe» Herren war, bloS die DrScendenten auS adeligen Ehen. — Hier fand in diesen Tagen rin von mehrer» Tausend Personen besuchte« Turnfest de» Maingrue» statt. Unter den Rednern, welche am gestrigen Abend ungeachtet de» dichtesten Men- schengewühl» zur Rednerbühnr vorzudringen vermochten, befand sich auch Ministerpräsident v. Dalwigk. Tie von ihm gesprochenen Worte waren jedoch nur der näch sten Umgebung verständlich, und ist eS daher um so mehr von Interesse, solchen größere Verbreitung zu geben. Der selbe sprach: „Sie find Männer der That und nicht Freunde langer Worte. Ich werde mich deshalb kurz fassen. Ich war vor 50 Jahren selbst Turner und habe deshalb die Turnerri und die Turnvereine unter meinen Schutz genommen. Mein Hoch gilt daher den tüchtigen Vereinen, die von der Liebe zum Vaterlande beseelt sind, die nicht blo» reden, sondern auch zu handeln wissen, wenn da- Vaterland ruft, und wir wissen nicht, wie bald die» vielleicht etntrrten wird. Wir stehen auf demselben Boden, auf dem der Liebe zum Vaterland«, wenn auch die Wege verschieden sind, auf denen wir wandeln. Ich glaube, eS ist Keiner unter Ihnen, der sein Vaterland mehr liebt, al» ich. Darum hoch die Turnvereine, hoch da» deutsche Vaterland!" Stürmischer Applaus folgte diesen Worten. Araukfurt, 2. August. (Fr. Ref.) Nach einem der gesetzgebenden Versammlung zugegangenen SenalSvortrag kann der Recht»st rett, welchen die hiesig« Stadt wegen ihre- Anspruch- an eine subsidiarische Rhein-Octrot- Berlin, Duncker. — vr. Wilhelm Oncken: Athen und Hella«. Forschungen zur nationalen und politischen Ge schichte der alten Griechen. Erster Thetl. Leipzig, Engel mann. — August Reiß mann: Grundriß der Musik geschichte. München, Bruckmann. — Prof. Mar Mül ler: Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Für daS deutsche Publicum bearbeitet von Prof. Karl Bött- ger. Zweite Serie. Leipzig, G. Mayer. — vr. Rudolph Nicolai: Geschichte der griechischen Literatur. Magde burg, HeinrichShofen. — Vr. Sophu-Ruge: Der Chal däer Seleuko». Eine kritisch« Untersuchung auS der Ge schichte der Geographie. Dre-den, Schönfeld. — Ad. Stern: M. Solttaire. Eine kritisch« Skizz*. Leipzig, Matthe». — Prof. vr. August Köhler: Die nacherili- schen Propheten. Vierte Abthetlung. Erlangen, Deichert. — Decan J. Hirzel: Da» apostolische GlaubenSbekennt- niß für die Gemeind« erklärt tu sechs Vorträgen. Zürich, Meyer. — G. Döring: Choralkund« in drei Büchern. Danzig, Bertling. — G. Wolf: Studien zur Jubelfeier der Wiener Universität i« Jahre 1865. Wien, Herzseld u. Bauer. — I. LütkeuS: Die Stadteu der Aufklä rung in neuester Zeit. Vier Vorträge. Dorpat, Gläser. — vr. Ernst Lechner: Da» Thal Bergell (Bregaglia) in Graubünden. Natur, Sagen, Geschichte, Volk, Sprach« u. s. w. Leipzig, Engelmann. — Prälat Milde: Ge- denkblätter au- dem Leben de» B. P. v. Ntepokoyezyzki, ehemalige« Präsidenten der polnischen Nattoualbank rc. Leipzig, Gerhard. Berichtigung. In de« Artikel über da- Staad bild de» Kurfürsten Johan» Georg tu Nr. 175 d. vl„ ist S. 1, Sp. 2, Z. 16 v. u. statt „entsprechend älter": „entsprechend jünger" zu lesen. — In» gestrigen Blatte ist S. 729, Sp. 1, A. 7 v. oben zu lese«: in gothi« scheu (statt »othaische») SM rc.
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