Volltext Seite (XML)
— —— 760 Regierung Sr. Majestät in diesem Grönland« gesetzt hat. Zur gänzlichen Erledigung der Angelegenheit erübrigt nur noch der Punkt der Investitur; seine Austragung befindet sich im schnellsten Zuge. Diese» Werk steht in seiner Bedeutung der durch die kaiserliche Regierung vor mehrer« Jahren in Angriff genommenen und nunmetz ihrer Vollendung nahen Entsumpfung der sich über dr^ Provinzen auSdehnenden ralli granäi veroneoi «t O»li- glioei ohne Zweifel würdig an der Seite und wird durch deren glückliche Durchführung die ProductionSfähigkett der bethetligten Landesgebiete und hierdurch der Wohl» stand derselben in ungeahnter Weise gesteigert werden. Berlin, 10. August. (B. Bl ) In der eben au»' gegebenen diesjährigen Rang» und Ouartterliste der preuhischrn Armee ist die preußtschersett» für Rends burg eingesetzte Commandantur schon unter den Com- mandanturen und Gouvernement» der deutschen Bunde», festungen aufgeführt, und ebenso ist darin dir zeitige Be satzung in den Elbherzogthümern al» ein besondere» Corps den bestehenden neun preußischen Armeekorps angereiht. — Am 6. d. M. haben Se. Majestät S- „Nymphe" und Dampfkanonrnboot „Delphin" den Kieler Hafen verlassen, um sich auf ihre rrsp. Stationen und zwar die erstere nach dem PiräuS, daS letztere nach Konstan tinopel und der Donaumündung zu begeben. — Der am 7. Juli mit großer Majorität von den Stadtverordneten zu Dülken zum ersten beigeordneten Bürgermeister gewählte vr. E. Jansen hat die Bestätigung nicht erhalten. — Am 4. d. MtS. hat in Landeck in der Grafschaft Glatz (Provinz Schlesien) die Grundsteinlegung für ein zu erbauende» Curhau» stattgefunden, weiche verwundeten Militär» zum Aufenthalte während de» Ge brauchs der Bäder dienen soll. ES waren dafür gegen 10,000 Thlr. an freiwilligen Beiträgen zusammengekommen. München, 9. August. (B. Z.) Ihre Majestäten ter König und die Königin von Sachsen, welche sich am Montag von Possenhofen zu einem Besuche des Priit» zrn Karl nach Tegernsee begeben hatten, sind gestern Abend wieder hier eingetroffen und sofort nach Possenhofen zu rückgekehrt. Hannover, 9. August. (W.-Z.) Die langjährigen Verhandlungen zwischen Hannover und Hamburg wegen Vertiefung deS Fahrwasser» der Elbe, nament lich im sogenannten Köhlbrande, sollen nunmehr beendet sein. Hamburg soll endlich zugestanden haben, daß Han nover die CorrectionSarbeitcn auf dem hamburgschen Ge- bietStheile de» Köhlbrande» übernimmt und ein Fahr wasser von 17 Fuß bei gewöhnlicher Fluthhöhe herstellt. E» ist anzunehmen, daß noch in diesem Jahre die höchst nothwendigen Arbeiten in Angriff genommen werden. Stuttgart, 9. August. (KarlSr. Z.) Aue der gestri gen Abendsitzung der Zweiten Kammer sind zunächst einige Interpellationen zu erwähnen. Die Abgg. Oester!en und Wold ach interpellirten den Mi nister de» AnirwLrligtn über die schlc»wig-hotfleinschc An gelegenheit und deren Lösung im deutsch-nationalen Sinne. Durch die Vergewaltigung der Herzoglhümer durch Preußen sei die Frage eine brennende geworden, und er srage daher den Mi nister de» Aeußern, ob er geneigt sei, im Verein mit Bayern und den übrigen Mittelstaatcn und em Anschluß an Oesterreich aus eine nationale Lösung hinzuwirken. Minister v. Varnbüler ersuchte den Interpellanten, in Be rücksichtigung der augenblicklichen Sachlage, seine Interpellation vorerst zurückzuziehen. Aus Oefterlen'S Weigerung erklärte Mi nister v. Varnbüler, daß er seine Pflicht zu verletzen glaube, wenn er bei. den jetzigen Verhältnissen näher aus die Sache ein ginge. Oesterlen: Er bedauere die», da die Regierung bald die Kräfte de» Lande» werde in Anspruch nehmen müssen, und er wisse nicht, woher, wenn man die Ausschlüsse verweigere, al»dann dieOpfersreudigkcit kommen solle. Minister «.Varnbüler glaubt nicht, daß es dazu kommen werde; wenn aber je, so werde er nicht ermangeln, die nöthtgen Ausichlüsse zu geben. — General leutnant v. Baur, der interimistische Stellvertreter de» beurlaub ten KriegSminifter», beantwortet die Interpellation Becher'» in Betreff des Grasen Eberhard von Württemberg dahin, daß der selbe infolge freiwilliger Uedereinkunst mit seinem Oheim, dem Grasen Wilhem von Württemberg, auf eine bestimmte Zeit seinen Aufenthalt in Reuulm genommen habe. Die schriftliche Erklärung liege hier vor. Becher: Diese Erklärung sei null und nichtig; indeß habe der Gras Eberhard durch semen Fluchtversuch aus» Deutlichste zu erkennen gegeben, daß er nicht mehr mit der Ein sperrung einverstanden sei. Wenn nun Oberst v. Brand ihn aus württembcrgschem Grund und Boden verhaftet habe, so sei er da für dem Strafgesetz verfallen. Generalleutnant v. Baur: Graf Eberhard sei nutzt in Hast und könne gehen, wohin er wolle; er sei nur nach Ulm herübergekommen, um noch einen Brief in den letzten Bahnzug zu legen, und im Gasthof .zum Baum" sei er mit Oberst Brand üdereingekommen, daß dieser ihn nach Neu ulm zurück begleite. Becher beruft sich aus einen Rever» de» Grasen Eberhard, wonach er ohne Begleitung da» Hau» nicht verlassen dürfe. Nebligen» beantrage er, die staat»rechlliche Eom- mission mit einem Bericht hierüber zu beauftragen. Die Kam mer stimmt zu. In der heutigen Sitzung begründete der Abg. Hopf einen Antrag: die Kammer wolle sich darüber auSspre- chen, ob ein Ordnungsruf noch nach mehrer« Tagen und ob in Form einer Rüge ertheilt werden dürfe. Hopf wollte, daß diese Berathung schon morgen stattsinde, die Kammer ging jedoch nicht darauf rin, sondern beschloß, die GeschSftSordnungScommisston mit einer Begutachtung d«S Antrag- zu beauftragen. Lu« Meckleudurg-Gchumi», 6- August. (Ai. Bl.) Der Arbettermangel hat sich hier in diese« Sommer in einer Ausdehnung geltend gemacht, wie in keine« der frühern Jahre, und dir Regierung hat mit Recht diesen Thatsachen ihre Aufmerksamkeit zuwenden zu müssen ge glaubt. Zunächst hat sich die letztere auf einen zeitwei ligen Ersatz der fehlenden Arbeit»träft« gerichtet, und e» ist deshalb der größte Thetl de» Militär» beurlaubt wor den, um Hel den ländlichen Arbeiten zn hrlfen. Naderer sett» hat sich die Regierung veranlaßt gesehen, gegen die Ercesse eiazuschrriten, welch« verschiedentlich unter den Ar beitern auf de« Lande vorgrkommen und in den leiten den Kreisen nicht ohne Besorgniß entgegen genommen worden sind. Au diesem Zwecke ist der krtmntalrath Hinrichsen au» Bützow zum Untersuchungsrichter für die vorgrkommenrn Ercesse ernannt worden und bereit» an den betreffenden Orten mit Feststellung de» Thatbestande- beschäftigt. Darmstadt, 9. August. (Fr. Pztg.) Generalmajor Weitzel, bisher Commandant der ersten Jnfanteriebri- gade, ist auf Nachsuchen unter Bezeigung der Zufrieden heit mit seinen während 50 Jahren treu geleisteten Dien sten in den Ruhestand versetzt und Oberst Frey, seither erster Flügeladjutant de» GroßherzogS, an seiner Statt unter Beförderung mit dem Kommando der genannten Brigade betraut worden. Der seitherige Flügeladjutant, Major v. Lynkrr, wurde zum ersten und Rittmeister v. Küchler vom ersten Reiterregiment zum zweiten Flü- grladjutanten deS GroßherzogS ernannt. Wirsbade«, 9. August. (F. I.) Die von de« Prä sidenten der Zweiten Kammer, Abg. Naht, bet sei nem Amtsantritte gehaltene Rede sagte u. A.: .Kaum daß nach der wiederholten Auflösung das Versamm lung-recht für die liberale Partei, wenn auch noch nicht im voll sten Umfange, zugelassen war, ist die Zahl auf 20 gestiegen, eine Zahl, wie sic m unserm Lande noch nicht dagewesen ist; und doch kann man nicht sagen, daß die Wahlsreiheit bei den letzten Wahlen vollständig und unverkümmert zur Geltung hätte kom men können, namentlich war die ganze Classe der Staat-diener in der Uebung de» Wahlrecht» auch noch fernerhin beeinträchtigt. Da» Ziel de» Streben» der nassauischen Bürgerschaft ist in kur zen Worten ausgesprochen: die unverkürzte Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Recht» von 1848, einschließlich deS dazu ge hörigen Wahlgesetze-. Die Bedeutung de» Ausfall» der Wahlen ist dre, daß diese Wiederherstellung al» ein dem Volke Nassau» nicht länger vorzuenlhaltende» Recht in Anspruch genommen wird. Aus der srühern Verwaltung ist noch eine Maßregel in der Voll ziehung begriffen, welche eine schwere Verletzung der dem Lande und seiner Vertretung zustehenden Rechte in sich enthält; e» ist die- die Anklage, welche wegen Amts- und Dienstehrenkränkung gegen ein Mitglied deS früheren Hause» erhoben ist wegen Aeu- ßerungen, die dasselbe in Uebung seiner Pflichten al» Abgeordne ter in diesem Hause gethan ha«. Die Vertretung de» Lande», ein Factor der gesetzgebenden Gewalt, und dafür bestellt, die Eontrole über die Drenstführung der sämmllichen Staatsbehörden zu üben, kann unmöglich bei der Uebung dieser Pflicht der Be- urtheilung der Gerichte unterworfen sein. Die einzige Macht, die einschränkend, die strafend dagegen austrcten kann, liegt in diesem Hause selber, liegt in der öffentlichen Meinung de» Lan de». Zch glaube im Sinne Aller zu sprechen, wenn ich gleich beim Antritte meine» Amte» Protest einlege gegen diesen schwe ren Eingriff in die der Vertretung des Landes gegebenen Rechte, und wenn ich fernerhin ausspreche, daß, wenn der neuen Ver waltung e» darum zu thun ist, aus versöhnlichem Fuße mit die sem Hause zu leben, ihre erste Erklärung, ihr erster Schritt der sein muß, wegzuschafsen das Versahren, welches bezweckt, ein Mitglied diese» Hause» mit einer Anklage zu verfolgen wegen Aeußerungen, die es in diesem Hause gethan hat." Paris, 9. August. Der „Abendmoniteur" zählt die großen öffentlichen Arbetten auf, welch« in die sem Augenblicke im Nordosten von Pari» im Werke sind. E» sind dies 1) die großen Reservoir» aus Menil- montant und Bcllcvillr; 2) die Hügel von Et. khau- mont, die in eine wahre Schweizrrlandschaft verwandelt werden sollen; 3) der Bau dc» allgemeinen Schlachtvieh markte» im äußersten Norden der Petite-Dtllettr, und endlich 4) der Bau der allgemeinen Schlachthäuser im äußersten Norden der Grande-Billette. E» sind bei die sen Arbeiten beschäftigt: 50,000 Arbeiter, 6000 Pferde, 20 Lokomotiven und 500 Wagen. Auf den Hügeln von Et. Chaumont sollen nicht weniger al» 1,500,000 Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Ancona, 6. August. (W. Bl.) Die Stadt bietet in folge de» Umsichgreifens der Cholera ein sehr düstere- Bild. Den 1. und 2. August hat die Auswanderung der Familien in einem großen Maßstabe begonnen. Dieselben gehen entweder in die Umgegend oder in entferntere Län der. Der Schrecken und die Angst sind so groß, daß einige benachbarte Gegenden c» für nothwendig erachtet haben, sich durch GesundhcitScordon» zu schützen und alle Personen abzuweisen, welche e» versuchten, in» Land zu dringen. — Wie der „Diritto" meldet, sind die Militär lager von Ghiardo und von San-Maurizio au» Ge sundheitsrücksichten aufgelöst worden. DaS Lager von Somma ist bi» jetzt, man weiß nicht warum, noch nicht aufgehoben worden. Die „Jtalte" erklärt die Auflösung der Lager von Ghiardo und San-Maurizio ganz einfach dadurch, daß die Periode der Erercitien in diesen beiden Lagern abgrlaufen war, was für da» Lager von Somma nicht der Fall ist. Darum dauern in diesem letzter» auch die Hebungen fort und dabei ist der Gesundheitszustand vortrefflich. 8o«do«, 9. August. (E. E.) Gestern ist i« Krystall- palaste eine englisch-frautöftschr Ausstellung er öffnet worden. Sowohl der Plan zu derselben wk dtp Ausführung ging von den arbeitenden Klaffen EWAtzWU und Frankreichs au». Da» Unternehmen soll dfe Fchar de» 50jährige» Frteden-jublläum» der beide« Nation»» vrrkörpern. — Die französische Flotte — da-wifM wir jetzt mit Bestimmtheit au» einem Schreiben do» fran zösischen LonfulS an den Mayor v. Hüll — wird gMp» Ende August nach England kommen. Der Mayor v. Hüll hatte die französische Regierung ersucht, auch den unter seine Gerichtsbarkeit gestellten Hafenort mit einem Be suche der Flotte zu erfreuen, und Herr Drouyn d« Lhuy» läßt ihm den Dank der kaiserlichen Regierung entbieten, indem er zugleich die Befürchtung auSspricht, daß Hüll wahrscheinlich nicht in den Segelkrei» de» Geschwader« fallen werd«. Schleswig - Hol-et«. Die in Betreff derPressesettenderLandeSregierung ergriffenen Maßnahmen (vgl. unten) begegnen verschie denen Auffassungen. Die Berliner Osficiöse« nottren dieselben al» die Wirkung de» preußischen Drängens auf Oesterreich und hoffen schon das Beste von einer gründ lichen Maßregelung der „Augustenburgerri". Die „Nord deutsche Allg. Zeitung" schreibt: „Die preußische Regierung hat nicht nur früher wiederholt, sondern, wie wir hören, auch bet den letzten Gastriner Verhandlungen wieder sehr entschieden zu erkennen gegeben, daß sie selbst handelnd auftreten werde, wenn di« Landesregierung noch ferner Anstand nehmen sollte, in Bezug auf daS Vrr- einSwesen und die Presse nach der Lande-gesetzgrbung vom Jahre 1854 zu verfahren, und daß fi«, «he nicht in dieser Beziehung ein gesicherter RechtSzustand im Lande vorhan den sei, sich auf writer« Verhandlungen über die Lösung der Herzogthümerfrage nicht etnlaffen könne. Eine Ver gleichung der Haltung der Landesregierung mit den Be stimmungen der Verfassung von 1854 ergicbt, daß erstere die in dieser Beziehung bestehenden gesetzlichen Bestim mungen offenbar nicht in Anwendung gebracht hqt. Nach den Gesetzen au» dem Jahre 1854 war besonders ringr- schärft, daß jede Nummer einer Zeitung den Localbehör- drn vorgelegt werden soll; r» ist die» nicht geschehen. Ferner war bestimmt, daß zur H«rauSgab« einer Zeitung eine polizeiliche Concession erforderlich sein solle und daß diese Concession auch dann rtntretrn müsse, wcnn der Wirkungskreis einer Zeitung erweitert werden würde. Auch diese Bestimmungen sind nicht aufrecht erhalten wor den. Auch mit den Beschlagnahmen ist nicht nach den Forderungen der Gerechtigkeit verfahren worden. E» liegt nicht ein einziger Fall vor, daß eine Zeitung wegen un würdiger Ausfälle gegen Preußen, so zahllos solche auch aufzuwetsen find, mit Beschlag belegt worden wäre. Ker ner sollen nach § 7 und 8 der Verfassung von 1854 nur Korporationen berechtigt sein, politische Wünsche (die „Ndd. Allg. A." ist hier nicht genau, § 7 der Verfas sung von 1854 redet von „Anliegen (Petition, Adresse)." Kundgebung der Wünsche ist damit »och nicht verboten) au»zusprech«n. Man weiß, daß die schleSwig-holsteinsche» Vereine keine CorporationSrechte haben und daß sie doch in umfassender Weise eine politische Thätigkeit entwickeln und Beschlüsse politischen Inhalt» gefaßt und Anträge derselben Art gestellt haben, wie namentlich erst in der May'schen Angelegenheit erweislich ist." — So die „Ndd. Allg. Z." Der preußische Polizeieifer hat freilich auch seine Kehrseiten. Die „EchleSwtg-Holstetnsche Zei tung" sagt in dieser Beziehung: „DaS Circular der schleSwig-holsteinschen Landesregierung an die Polizeibe hörden, betreffend Etnschärfung der bestehenden Gesetze und Verfügungen über die Presse und Anweisung der Beamten, die gesetzlichen Mittel gegen Ausschreitungen der politischen Presse mit Strenge zu benutzen, wird auf merksamen Beobachtern der politischen Presse gewiß nicht unerwartet gekommen sein. Man mag seinen Blick wen den, wohin man will, nach Hamburg, Berlin oder Kap peln : an Schmähungen und Verdächtigungen de» Lande» und seiner gesetzlichen Behörden wird in systematischer Weise seit längerer Zeit da» Möglich« geleistet. Man darf sich wundern, baß die Polizeibehörden nicht ohne besondere Anweisung der Landesregierung Blätter, wie „Brovachter an der Elbe", „Nordd. Allg. Ztg.", „Neue Pr. Ztg.", die e» sich zur Ausgabe gemacht zu haben scheinen, speciell die Landesregierung zu verdächtigen, und somit zum Haß gegen die Behörden anzureizrn, zum Ge genstand ihrer „sorgfältigsten Beobachtung" genommen haben. Die Landesregierung ist eingesetzt von den „Mit besitzern", den deutschen Großmächten Oesterreich und Preußen; r» ist selbstverständlich, daß die Landesregie rung nicht blo» eine Pflicht gegen sich selbst, sondern auch gegen ihre hohen Auftraggeber erfüllt, wenn sie darauf sieht, daß man sie und ihre Einrichtungen und Würde und Hoheit jener Kunst sprechen, welcher er, wie Keiner sonst, ihre tiefsten Geheimnisse abgelauscht, oder mit humoristischer Derbheit als „Generalissimus", wie er sich in den Briefen unterfertigt, seine strengen OrdreS an den „Generalleutnant" Tobia» Haslinger, oder an Steiner u. Eomp. im Paternostergäßchen, oder an „Pa- pagrno" Schindler (auch „Eamothractscher Lumpenkerl" und „Mährischer Schädel" genannt), oder an da» Echup- panzigh'sche Streichquartett erlassen — in Allem und Jedem ist rS die hohe ethische Weltanschauung, der Vor grund de» ganzen Beethoven'schen Wesen», die un» ent- grgenleuchtet; e» ist der seiner Kraft und Mission be wußte sittliche Geist, der die zerstreuten Blätter allgewal tig durchdringt und sie für den Leser zu einem Ganzen verbindet, dessen eigrnthümlichem Eindruck er sich nicht entziehen kann. AuS dem reichen Inhalt de» Buchs einige charakte ristische Briefe hrrauSgretsend, erwähnen wir zuerst da« von Wien am 2. November 1793 an Eleonore v. Breu« ning in Bonn gerichtete Schreiben. Beethoven dedtcirt darin seiner Jugendfreundin in der herzlichsten Weise Va riationen über rin Thema von Mozart. An die Bitte, ßch nicht durch die Schwierigkeiten dieser Compofition abschrecken zu lasten, knüpft er die Versicherung, daß er nie so Etwa» gesetzt haben würde, hätte er nicht bemerkt, daß hier und da Einer in Wien sei, der meisten», wenn er d«S Abends phantasire, de» andern Tage» viele von feinen Eigenheiten aufschrteb und sich damit brüstete, z. B. der Abb- Grlinrk. „Weil ich nun vorauSsah", sagt Beethoven, „daß bald solche Sachen erscheinen wer den, nahm ich mir vor, ihnen zuvorzukommen. Eine an- -ere Ursache war auch dabei, di« hiesigen Clavtrrspirlrr in Verlegenheit zu setzen, nämlich: Manche find meine Todfeinde, und so wollte ich mich an ihnen rächen, weil ich wußte, daß man ihnen dir Variationen hier und da vorlegen werde, wo die Herren sich dann dabei übel pro- duciren würden." In einem Schreiben auS dem Jahre 1800 erwähnt der 30jährigr Beethoven bereit» sein Gehörübel und fühlt sich al» unglücklicher Mensch. Ebenso tritt bereit» hier sein Mißtrauen zu Tage. Den Fürsten Karl Lieh- nowSki, der ihm 600 Fl. auSgeworfen, bezeichnet er al ben erprobtesten der Freunde, auch Stephan v. Breuning steht ihm damals nahe; die Uebrigen hält er für Instru mente, „auf welchen sich spielen läßt, die aber niemals edle Zeugen seiner innern und äußern Thätigkeit werden können." In einem Briefe an Wegeler au» eben dieser Zett findet sich da» stolze, prophetische Wort Beethoven'»: So viel will ich Euch sagen, daß Ihr mich nur recht groß Wiedersehen wertet; nicht al» Künstler sollt Ihr mich größer, sondern auch al» Mensch sollt Ihr mich besser, vollkommener finden." Höchst intereffant ist ein vom 6. Juli 1800 dattrte- Schreiben au» Ungarn, wo er sich damals befand, an die „unsterbliche Geliebte", die Gräfin Giulietta Guic- ciardi (später einem Grafen Gallenbrrg vermählt) gerich tet. Bekanntlich ist derselben die „Mondschein-Sonate" in via-moll gewidmet, und der Brief in seinen abgebroche nen Sätzen legt Zeugniß ab von Beethoven'» hochflam mender Leidenschaft zu dieser Dame. Der hoffnungslos Liebend« schreibt damals seinem Freunde Wegeler über diese» Verhältniß: „Etwa» angenehmer lebe ich jetzt wie der , indem ich mich mehr unter Menschen gemacht. Wie ein Gespenst ist mir mein schwache» Gehör überall er- schienen, und ich floh die Menschen, mußte Misanthrop scheinen und bin» doch nicht. Diese Veränderung hat «in liebe» zauberische» Mädchen hervorgebracht, da» mich liebt und da» ich liebe; e» find seit zwei Jahren wieder einige selige Augenblicke, und e» ist mir da» erste Mal, daß ich fühle, daß Hetrathen glücklich machen könnte; leider ist sie nicht von meinem Stand« und jetzt — könnte ich nun freilich nicht hetrathen, ich muß mich nur noch wacker herumtummeln." Uebrr sein künstlerische» Schaffen ruft er beglückt dem Freunde zu: „Meine körperliche Kraft nimmt seit einiger Zeit mehr als jemals zu und so auch «eine Geisteskräfte. Jeden Tag gelange ich mehr zu dem Ziele, was ich fühle, aber nicht beschreiben kann. Nur hierin kann Dein Beethoven leben. Nicht» von Ruhe!" Ein ebenfalls au» dem Jahr« 1800 stammende» Schrei ben an die Firma Hofmeister und Kühnel in Leipzig er öffnet in Nohl'S Sammlung den Reigen jener au-ge- breiteten Correspondenz, welch« Beethoven während seine ganzen noch übrigen Leben» über den Verlag und Absatz seiner Werke mit verschiedenen Muflkverlegern geführt hat. E» ist von Jntrreff« darau» zu ersehen, wie er selbst seine Composttionen tarirt hat und mit welcher Entschie denheit er gewisse Preise für seine Geistesarbeiten forderte. Beethoven rechnete in der Honorarfrage fast immer nach österreichschen Duralen in Gold. Für da» bekannte Sep tett („in welche« nicht» Unobligate» yorkommt, weil er schon mit obligater Begleitung auf die Welt gekommen sei") verlangte er 20 Ducate«; für die Symphonie in 6 ebenso viel; für daS Eoncert, „da e» nicht eine» seiner besten sei", 10 Duc.; für die große Sonate, op. 22, „die sich gewaschen", 20 Duc.; für da» Terzett (op. 97) 80, für die FrühltngSsouate 60, für die Partitur de» „Fi delio" 30, für die „Schlacht von Viktoria" 80 Duc. (diese letzten vier Kompositionen für Loudon berechnet); für rin Oratorium, da» er für die Gesellschaft der Mu sikfreund« schreiben sollt«, 400; für eia Streichquartett 50 Duc.; für di« -roße V-Meffe 1000 Fl. E.-M.; für «in Llavierauartett 70 Duc.; für tztq neunte Symphonie 600 Fl. K.-M.; für «ine» der letzten Quartette (ans dem Jahre 1826) 80 Duc. u. s. w. Leider ersehe« wir auch au» diese» Thetl« de« Buch- Anordnungen nicht ungestraft schm-hf. Wahrlich, lau» genug hat je« Preffe demoralistrrnd und, wenn auch un- beabsichtigt, den „Mitbesitzern" feindlich gewirkt; e» wäre Zeit, daß dem Einhalt gescheh«. Wenn von anderer Seite durch «tue bisweilen »tMicht allzu heftige Polemik gegen jene Soldprrffr gefehlt ward, so wird jetzt natürlich auch tu d« Beziehung eine „sorgfältigere Beobachtung' ein irrten müssen. Jedenfalls aber ist sicher, daß Schlei- wtg-Holstetn über eine strenge Handhabung der Gesetzt sich nicht zu beklagen haben wird. Gesetz und Recht sind untrennbar mit einander verbunden. Wer da» zweite will, hat die Anwendung de» erster« nicht zu scheuen." — Die Wiener „Presse" sagt: „Wenn gemeldet wird, daß die Landesregierung und die Civilpolizet in den Her, zogthümern nunmehr beginnen, die Augustenburgisch ge stirnte Presse zu maßregeln, so wollen wir darüber für den Fall hiaweggehen, al» beabsichtigt werden sollte, der preußischen Regierung den nächstliegenden Vorwand für Beschwerden und eigenmächtige Gewaltakte zu benehmen, und darin kein Zeichen ringetretener Schwäche, kein Be ginn de- Rückzug- zu finden ist. Wenn kein Princip aufgegebeu wird, so können die Schritte der LaUdeSregirrung der Sache der Herzoglhümer auch keinen Eintrag thun. Der TagrSprefse in den Herzoglhümer« wird e» hoffentlich ge stattet bleiben, da- Recht de» Lande» und die preußische Politik mit Ruh« und Mäßigung zu beleuchten, und wa» insbesondere die preußische Politik betrifft, so spricht diese ganz für sich selbst und enthebt die Organe der öffentlichen Meinung der Aufgabe, sie erst gebührend zu charakteristren. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß Hr. v. Halbhuber mit den betreffenden Verfügungen der Lan- de-regierung einverstanden ist. Hat er auch dafür gesorgt, daß den Maßlosigkeiten der für Preußen erkauften Blätter gegenüber Oesterreich, dem Deutschen Bund« und den Rechten deS Landes Schranken gezogen werden? Die neueste telegraphische Nachricht au» Kiel, nach welcher auch die Universität Kiel gemaßregelt wurde, ist freilich geeignet, Bedenken zu erregen." Eckernförde, 6. August. (Kiel. Ztg.) Die hiesigen städtischen Kollegien hatten sich gestern Abend auf Antrag de» BürgerworthalterS versammelt, um über einen an die schleSwig holsteinsche Landesregierung zu richtende» Protest event. Bitte: „Vorkehrungen treffen zu wollen, daß LandeSeinwohner geschützt werben gegen Gewallmaß- regeln, wie solche in Kiel und Altona stattgehabt" zu brrathen. DaS Deputirtencollegium, mit Ausnahme eimS Mitglied«», war für den Antrag, im Magistrat stimmte nur Senator Dehn für denselben. AuS dem SchleSwigschen, 8. August. (H. N.) Abseiten der schleSwig - holsteinschen Landesregierung ist gutem Vernehmen nach in jüngster Zeit ein Circular an die sämmllichen Polizeibehörden beS Landes erlassen worden, in welchem darauf aufmerksam gemacht wird, daß neuerdings verschiedene gesetzwidrige Ausschreitungen der Presse vorgekommen seien und daß die Gesammthal tung mancher Blätter augenscheinlich der öffentlichen Wohl fahrt wenig förderlich sei. Die Polizeibehörden werten daher aufgrfordrrl, die politische Presse auf da» Sorg fältigste zu überwachen und gegen alle Ausschreitungen der Presse mit Strenge zu verfahren. Namentlich wird betont, daß, wie durch die vaterländische Gesctzgcbunz schon im Allgemeinen, Angriffe der Presse auf Verfassung, Sicherheit und Würde befreundeter Staaten al» unerlaubt erscheinen müßten, solches in noch höherm Maße der tzill sei, wcnn die Angriffe gegen Staaten gerichtet seien, jn denen die Herzoglhümer durch die Erergnrsse drS lctzica Jahre» in besonders nahen Beziehungen getreten sind, unb wird endlich darauf aufmerksam gemacht, daß durch die ius dem FriedenStractat beruhenden Besttzrechle O-stttr.iqs und Preußen» für die Dauer derselben auch in den Her- zogthümrrn zu den Oberhäuptern dieser Staaten rin iluio rität-verhältniß geschaffen sei, welches unter dem Schutze der Landesgesetze stehe und auf welches rin Angriff unter keinen Umständen zu dulden sei. — Wie man hott, ist durch die schleSwig-holsteinsche Landesregierung ein »cm RegterungSrath Christensen unterzeichnete» Schreiben on da» akademische Konsistorium in Kiel abzcgLn- gen, in welchem dasselbe wegen der Universitätsscier am 6. Juli (Geburtstag Herzog Friedrich'») einen Verweis erhält. Bekanntlich hat die al» Universität-schiifl ge druckte Festrede de» Herrn Prof. Forchhammer Greils in der Presse Anlaß zu kontroversen, namentlich wegen ihrer Angriffe aus die nationale Partei, gegeben. — Au» Schleswig meldet die „Kieler Ztg." unter dem 3. August: „Wiederum werden wir in diesen Tagen eine lästige und unbequeme VerkehrSschranke fallen sehen. Die im Jahre 1474 dem Besitzer deS Kanzleigutt Ha- ne rau durch kaiserliche» Privilegium eingcrLumtc Be fugniß, von der Passage durch sein Gut einen Zoll zu erheben, soll eingezogen und der Gut-Herrschaft aus Staats mitteln eine entsprechende Entschädigung gewährt werden. Dir Zollerhebung geschieht nach einem Tarife, dessen neueste Fafsung sich vom 24. Juni 1637 datirt, auf den Land straßen bei Hauerau, Hohenhörn und Keller und erstreckt mit tiefem Bedauern, wir der alternde Meister, ft-ts im Interesse und zum künftigen Vortheil seine- Neffen, in der Correspondenz mit den verschiedensten Verlegern im mer kleinlicher erscheint und endlich Gesuche an die ..Phil harmonische Gesellschaft" in London, an verschiedene deutsche Souveräne u. s. w. richtete (Widmung der neun ten Symphonie, Subseriptionen auf die V-Meffe), welche seinem innersten Wesen zuwider sein mußten und die aus den edel« genügsamen Man» ein falsche« Licht der Hab sucht werfen. Aber in den letzten Lebensjahren hatte seine leidenschaftliche Sorge für den Neffen Karl und die darau- resultlrende Hast, möglichst viel Geld zu erwer- brn, so vollständig die Oberhand gewonnen, daß sie den Meister über die Unbilligkeit seine» Verfahren» gar nicht mehr klar sehen ließ. (Schluß folgt.) -f- Theater. Nach einer spanischen Theaterrevuc zählte Spanien im vorigen Jahre 983 Künstlergesellschaften, darunter 123 für da» Drama, 139 für dir Oper, 143 für die Komödie und 575 für die übrigen Schauspiele rc. Di« Zahl der Theater betrug 293, di« der Plätze darin 143,672, die der Vorstellungen 11,910. — Da- Ibtsle-, Ipriqa« ta Part- studirt grgeuwärtig die neue Oper Li- tolff'S: „kiobvl oo I» gnxvnrv <iu 8»t»o" (Tert von E. Plouvier), ein. Dieselbe soll anfangs October zum ersten Mal« aufgeführt werden. Literarisch« Neuigkeiten. Ludwig Eckardt: Drei Krauencharaktere. Novellen. Mannheim, Schneider. — Mot- Fltr: Negnar Lodbrog oder der Untergang de» sorbischen Heidenthu«-. Tragödie. Jnn»bruck, Wagner — Peter Lohmaua: Irene. Eine Operndtchtung. Leip zig, Matth«». — E.Laageab«rg: Ernst Moritz Arudt. Sein Lebe» und seine Schriften. Bonn, Weber. — Franz Staab: Eta Mattag. Eta Gedicht p»r Feier de» 600.