Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.06.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186506143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-06
- Tag 1865-06-14
-
Monat
1865-06
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 14.06.1865
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tagesgeschichte Wien, 11. Juni. (Btsch.) Wie wir vernehmen, hat dcr Act, betreffend dic Aushebung de-sMtlitärpro- visoriums in Ungarn, dir Unterschrift Er. Majestät erhalten. DaS dic Aushebung anordnend« Handschreiben Sr. Majestät an den königlichen ungarischen Hofkanzlrr Grafen Zichy ist von Ofen, 8. Juni datirt. Mit dem selben wird die GerichtSbarbeit über die politischen Ver gehen, welche durch den allerhöchsten Erlaß vom 5. No vember an die Militärgerichte überging, wieder an die ordentlichen Gerichte übertragen; die MilitärjuriSdietion über die Civilparteirn tritt mit 1. Juli außer Wirksam keit. Die Gerichte werden in Zukunft nach den Straf gesetzen deS Landes vorzugehen haben; nur bezüglich der Preßvcrgchen bleibt die österreichsche Prcßordnung von 1852 in Wirksamkeit, behufs deren Anwendung gleich zeitig eine Instruction an die Gerichte erlassen wird, deren Bestimmungen zum Theile den östrrreichschen Strafgesetzen, zum Theile dem ungarischen Preßgrsetze von 1848 ent nommen sind. Die im November 1861 aufgehobene ge setzliche Wirksamkeit der königlichen ungarischen Statt halterei wird mit Aufhebung deS Provisorium- ebenfalls wiederhergestrllt. Die Publikation der neuen allerhöchsten Erlasse dürfte in den nächsten Tagen erfolgen. — (Boh.) DaS Justizministerium hat bedingte Frei heit der Advocatenpraris gestattet. — Die inter nationale Enquetecommission ist in voller Auf lösung begriffen. Ein großer Theil der Mitglieder hat sich entfernt, so daß beschlossen wurde, die Sitzungen der Commission zu vertagen. — Schon im Laufe dieser Woche soll sich der hier im Entstehen begriffene Freihändler verein constituiren. Berlin, 12. Juni. (B. Bl ) Se. Maj. der König ist gestern Abend in Begleitung dcr königlichenPrinzcn rc. aus der Provinz Pommern hierher zurückgckehrt. . — (N. Pr. Z.) Der Ministerialdirektor Delbrück hat in der Kammer (Commission) mitgetheilt, daß Han delsverträge mit Spanien und Portugal noch nicht eingcleitet seien, dagegen die Verhandlungen mit Schweden und Norwegen über den Abschluß solcher Verträge bereits schweben, dic Verhandlungen mit der Schweiz endlich dem Abschlüsse nahe seien. WaS Schweden und Norwegen be trifft, so wird bereits der Zollverein wie das Gebiet der meist begünstigten Nation behandelt. — Die Ratifi cationen des Zoll- und Handelsvertrags zwischen dem Zollverein und Oesterreich sind hier im auswärtigen Ministerium ausgewechselt worden. Der Zollverein war dabei vertreten durch Preußen, Sachsen und Bayern. — Nachdem mittelst königlicher Ordre vom 24. März die Verlegung dcr Martnestation der Ostsee von Danzig nach Kiel befohlen worden, hat Sc. Maj. der König jetzt in Verfolg dessen ferner bestimmt, daß die 2. Sec- artilleriecompagnie nach Beendigung der Schießübungen von Stralsund nach Friedrichsort verlegt, und daß der Bedarf an Artilleriemannschaftrn in Stralsund bis auf Weiteres durch Detachirungen von der 1. Seeartillerie- compagnie, die in Danzig steht, gedeckt werden soll. Auch ist bestimmt worden, daß das Casernenschtff „Barba rossa", sobald es sich thun läßt, im Hafen von Kiel stationirt, und die beiden Corvetten „Victoria" und „Au gusta", deren Außerdtcnststellung bereits durch Ordre vom 24. März verfügt war, nicht in Danzig, sondern in der Kieler Bucht außer Dienst gestellt werden sollen. — (B. Bl.) DaS Herrenhaus ertheilte in seiner heuti gen Sitzung die verfassungsmäßige Zustimmung dem zwischen Preußen und dem Kurfürstenthum Hessen abgeschloffenen Staatsvertragc, dem Vertrage zwischen Preußen und dem Herzogthum Sachsen-Altenburg; dem Gesetzentwurf, be treffend die Gerichtsbarkeit der Consuln; dem Gesetzent wurf, betreffend die Ucbersendung von Geld- und geld- wcrthen Papieren aus dem Depositorten an die Empfänger durch die Post; dem Entwurf einer Fischrreiordnung für den Regierungsbezirk Stralsund; dem Gesetzentwürfe we gen Aushebung deS preußischen Landrechts vom Jahre 1721 in den jetzt zu Pommern gehörenden vormals west preußischen Landcsthetlen, so wie derselbe an- den Be schlüssen deS HauseS der Abgeordneten hervorgegangen ist. Der letzte Gegenstand der Tagesordnung ist der Gesetz entwurf, betreffend die Aufbringung der Kosten für die Rcgultrung der Grundsteuer. Der Referent Herr v. Wal daw Steinhövel läßt sich näher über die Beschlüsse der Commission aus, welche die Annahme deS Gesetzentwurfs empfiehlt, mit der Maßgabe jedoch, daß die Kosten nicht von dcr Staatskasse übernommen, sondern durch eine Staatsanleihe beschafft werden. Für den Commissions antrag nehmen danach daS Wort dic Herren Gras Brühl, dann Graf v. Arnim, welcher eventuell eine Resolution dahin gehend empfiehlt: die Negierung solle die betref fenden Kosten auf die einzelnen Provinzen vertheilen und den einzelnen Provinzialvertretungen die Art und Weise der Aufbringung derselben anheim geben. — Für An nahme deS Commissionsantrags, event. der Resolution des Grasen Arnim sprachen danach die Herren v. Below, v. Meding; und wird sodann der Antrag der Commission, so wie die Resolution d«S Grafen Arnim angenommen. — Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr. Auf dcr Tages ordnung unter Andern, der v. Below'sche Antrag üb«, die Unverantwortlichkett der Aeußerungen im Landtage. — DaS Abgeordnetenhaus trat in seiner heutigen Sitzung zunächst in di« Schlußberathung des WachSmuth'- schen Antrages, betreffend die Aufhebung d«S -egen den Abg. Vr, Jacoby in der MchtigkeitSiustanz anhängigen Strafverfahren«. Abg. Klotz als Referent und Abg. Aßmann al- Korreferent motivtrten die Annahme de» Anträge», welche ohne DiScussion einstimmig erfolgte. Abg. Retchenheim berichtete hierauf namens der Budget commission über deren Antrag, den Etat, wir er au» den Beschlüssen deS HauseS hervorgegangen ist, zu geneh migen, auf Grund des den einzelnen Mitgliedern gedruckt mitgetheilten Protokolle- der Budgetcommisfion. An der allgemeinen Debatte bethciltgten sich: Abg. Jacoby: Er könne nicht einem Ministerium die Gel der de« Lande» anvertrauen, da» die Rechte de» Hause» nicht achte, durch rin verwerfliche» RegierungSsystem die Grundlage de» Staate» gefährde, da» der Anklage aus Bersassuna»bruch nur durch den Mangel eines Anklagegesetze» entgehe. E» sei nicht nur Recht, sondern Pflicht eine» Staatsbürgers, einer aesetz- und verfassungswidrigen Regierung, der jede gesetzliche Vollmacht zur Steuererhebung fehle, die Steuern zu verweigern. Da» Hau» müsse durch Verweigerung de» Budgets vorangehen. Abg. Twesten ist au» Gründen der Zweckmäßigkeit für Ge nehmigung; durch Verwerfung werde praktisch Nicht» erreicht. Es ser nicht zweckmäßig, den Gegnern den Vorwurf, daß da» Hau» da» Zustandekommen des Etats gehindert, in den Mund zu legen, da» würde ein politischer Fehler sein, de-halb stimme er für Annahme de» Entwurf». Abg. v. Mitschke-Collandc: Diejenigen, welche für die Reorganisation seien, könnten da» vorliegende Etatgesetz nicht annehmen. Auch bei andern Ministerien seien unter allen Um ständen unentbehrliche Positionen gestrichen (Fonds für die Presse, geheime Polizei u. s. w.). Abg. Waldeck (für den Entwurf): Da» Haus müsse auf dem seit mehren, Jahren mnegehaltenen Standpunkte stehen blei ben. Was Jacoby fordere, ser Das, wa» die Gegner wünschten. Er halte sich lieber an Da», wa» da» Hau» früher beschlossen. Die Verwerfung de» Theile» de» Etats sei entschiedener, al- die Verwerfung des ganzen Etats. Wir haben da» Recht, dm Etat zu verwerfen, aber man müsse sich fragen, ob e» zweckmäßig sei, da» Recht «uszuüden. Den Boden der Verfassung, obgleich viel durchlöchert, dürfe man nicht verlassen, sonst habe man gar keinen. Da» Ministerium stürze man durch Verwerfung de» Etats auch nicht. Auch handle e» sich nicht um die Personen, sondern um die Erkämpsung de» verfassungsmäßigen Rechte», um dir Frage: ob Absolutismus oder ConstitutionaUsmu». Abg. v.Blanckcnburg: Das Budget sei zu schlecht componirt sür da» jetzige Ministerium und für jede» Ministerium, um da mit regieren zu können; deshalb verwerfe seine Partei dasselbe. Die Frage ser eine Machtsrage, es handle sich um einen Kampf zwischen den Hohenzollern uns dem Landtage; er trete aus Seite dcr Hohenzollern. Abg. Gneist: Das Recht, da» Budget zu verwerfen, sei da geringere, da» Recht, rS zu ändern, sei da» bedeutendere. Nach dem da» Hau» von diesem stärker:« Rechte Gebrauch gemacht, dürfe es nicht das selbst wieder vernichten. Wa» die Minorität wolle, sei nur zu erreichen im Wege der Minrsteranklage, für die da» Organ noch fehle. Er und ferne Freunde sehen in der Ab lehnung de» Budgets eine Inkonsequenz und stimmten dagegen. Wahrend der Debatte trat heslige» Gewitter und Hagelschlag ein, so daß der Redner (0r. Gneist) sich nicht mehr verständlich machen konnte. ES wurde deshalb eure kurze Pause gemacht. Nach geschlossener Debatte wurde zunächst über die Regrerung»- vorlage abgestimmt und diese verworsen. lieber 8 1 der Com- missivnsanlräge wurde namentlich abgestimmt und dieser mit 2l2 gegen bv Stimmen angenommen. Ebenso wurde 8 2 und da» ganze Gesetz angenommen. Ein Antrag de» Abg. vr. Frese (Minden) aus Zurückweisung des Etat» an dre Budgetcommisfion, um durch Reduction der Einnahmen aus dcr Gebäudesteuer, Ge werbesteuer und clafsificirtcn Einkommensteuer den Etat balanci- rend zu machen, wurde vom Präsidenten, al» verspätet, zurück gewiesen. Das HauS trat darauf in die Berathung deS An trages deS Abg. v. Rönne, betr. daS Prisenreglement. Der CommissionSantrag: den Erlaß vom 2V. Juni 1864, betreffend die Genehmigung eines PrisenreglementS, sowie der Bestimmungen in Prisensachen wegen mangelnder Zustimmung der Häuser deS Landtags für rechtSungtltig zu erklären, wurde, nachdem der Abg. v. d. Heydt fein Amendement zurückgezogen, bet namentlicher Abstimmung mit 103 gegen 100 Stimmen angenommen. Die nächste Sitzung findet morgen um 9 Uhr statt. Die Tagesord nung enthält den Bericht über die Verwaltung de» Staatsschatzes, die KricgSkostenvorlagc und die heute un erledigt gebliebene Eisenbahnangelegenhcit. München, 9. Juni. (A. L.) Der Vortrag de» Abg. Mandl über die Landwehrfrage ist nunmehr vom Ausschuß geprüft und von demselben einstimmig gutgeheißcn worden. Hiernach wird vorgefthlagen: l. ES sei an Se. Maj. Len König die allerehrfurchtSvollste Bitte zu stellen: ») die Verhältnisse der Landwehr, insofern nicht eine durchgreifende Reorganisation unsrer grsamm- ten Milttärverfassung in Aussicht steht, verfassungsmäßig baldthunlichst und jedenfalls bet der infolge der neuen socialen Gesetzgebung nothwendig werdenden Revision der Landwehrordnung in gesetzlicher Weise regeln zu lassen; d) bis zur definitiven Reorganisation und gesetzlichen Regelung deS Landwehrdienste- inzwischen und alSbald im Verordnungswege entsprechende Erleichterungen in Bezug auf Dienstesdauer, Uniformirung und Armirung, Hebungen, sowie ReluitionS- und Rüstgelder zu gewähren. Aber dieser hüllte sich in seine Toga, wie er cs zu thun pflegte, wenn er sich zurückziehcn wollte, und sagte: „Mutter, hier gebietet die VenuS! sic ist mächtiger als ich. Suche den für deinen Sohn verhLngnißvollen Namen zu entdecken, und dann ... thue, waS deine Weis heit fordert, Mutter des Marcellus." Mit diesen Worten verließ er daS Gemach, und Alle folgten ihm, erschrocken über seinen Ausspruch. (Fortsetzung folgt.) *1' Theater. Zu der in voriger Nummer enthalte nen Mitthrilung betreffs der ersten Aufführung von R. Wagner'S „Tristan und Isolde" in München tra gen wir noch Folgendes nach. WaS man schon vor Wochen befürchtete, nämlich Demonstrationen, weshalb die Lokalpresse bereits damals polizeilich- Maßregeln ge gen die irische Heldin wegen ihres Stelldicheins mit Tristan ergriffen wissen wollte, scheint man auch neuerdings noch befürchtet zu haben; denn wie die „N. Pr. Z." schreibt, ließ die Hoftheaterintendanz die Kaffe gar nicht öffnen, sondern, als der Andrang junger Leute um Eintritts- billetS erfolgte, daS HauS für „vollständig beseht" er- klären. So kam eS, daß daS Parterre (Stehplätze) ziem lich leer und die Galerie (letzter Platz), von welcher un liebsame Kundgebungen am meisten zu erwarten standen, fast gänzlich leer war. In den Nebrnräumen waren, dem erwähnten Blatte zufolge, so viele Gendarmen po- stirt, daß man sagen könnte, die Aufführung fand in Gegenwart der bewaffneten Macht statt. Dem „N. C." wird berichtet: Dem Werke wurde Gunst und Ungunst zu Theil; letztere fand insbesondere vom Parket au», in den Logen und der Galerie-noble sogar lauten Ausdruck. Nach der „Fr. Pz." hatte der erste Act den größten Er- folg. Einstimmig aber find alle Berichte in ihrer An erkennung für dir Träger der Titelrollen, Henn und Frau Schnorr v- CarolSfeld, sowie für Herrn Mttter- wurzcr, der die Partie deS Kurneval übernommen hatte. Jedenfalls dürfte der Correspondent der „Fr. Pz." recht haben, wenn er bezüglich „Tristan und Isolde" bezwei felt, daß die Oper „wegen der heutigen Beschaffenheit un- serS Sängerpersonals" einen weitern Weg über die Büh nen Deutschlands nehmen werde. In gleichem Sinne äußert sich E. Schelle in der Wiener „Presse", indem er sagt: „Man kann die Muse Wagner'S in ihrer Tri stanphase wohl verehren, man mag sogar für sie schwär men; aber was sich ihrem Dienste hingiebt, muß orga- nisirt sein wie die Recken und Riesen, mit denen sie fich beschäftigt; man muß urmenschliche Lungen und Kehlen haben, oder man geht unter an der urweltlichen Melo dik ohne Anfang und Ende". Schelle'- Uriheil und seine scharfen Bemerkungen über Wagner'S Liebhaberei für ein Märtyrerthum, das der Komponist al- Inter- cffante Dekoration bei jeder Gelegenheit so zu sagen am Knopfloch« trage, sind um so gewichtiger, da Schelle kei neswegs zu den principiellcn oder persönlichen Gegnern Wagner'S gehört, sondern vielmehr für denselben gele gentlich deS TannhäusersturzeS in Part« ganz entschie den und zwar in einer brsondern Broschüre etntrat. Be fremden muß auch daS Stillschweigen der unbedingten Anbeter Wagner'S, welche, wie R. Pohl im „Botschaf ter", über die musikalische Bedeutung von „Tristan und Isolde" nicht- zu sagen wissen, sondern diese „Hand lung in drei Aufzügen" nur al- die nothwendig« Con sequenz de- Wagner'schen Kunstdogma» bezeichnen. « In Bremen ist kürzlich Fr. Ludwig Mallet, erster Prediger an der Etephaniktrch« und eine Notabi- litit unter den Theologen orthodorer Richtung, mit Tode abgrgangen. U. GS sei den Anträgen, soweit sie auf vorläufige Auf. Hebung der Landwehr oder Versetzung derselben in den Stand der ruhenden Aktivität gerichtet find, keine Folge zu geben. — (Fr- I.) In der Sitzung der Abgeordneten kammer vom 9. Juni veranlaßte eine längere DIScns- ston die von der Regierung eingebrachte Vorlage, betr. Gründung eine« Unterstützung-Verein« für die Hinterlas senen bayerscher GtaatSdievrr. Segen dieselbe erhoben fich die Abgg. Soyer, Ving und Kolb. Di« Abgg. Hänle und Ruland empfehlen dagegen die Vorlage schon au« Humanitätsrücksichten «nd meinen, r« würde« dadurch die Beamten aufgemuntert. Der Finanzminister, der den Verein der Kammer besonder» empfiehlt, erklärte im Aus schuß, daß die Regierung die vorgelegten Statuten gern revidiren lassen wolle und daß hinsichtlich der Ausschei dung bestimmter Antheile an den zu bewilligenden EtaatS- zuschüffen die Uebrrweisuug der Hälfte de» Anfälle- an geheime Raths- und Kanzlettaren an die Töchtrrkaffe, sodann der zweiten Hälfte dieser Taren, dann de- ganzen Anfälle- an Witwen- und WaisenfondSbetträgen, sowie deS Fonds zur Begründung einer PrnflonSanstalt von circa 280,000 Fl. an den zu bildenden Unterstützungs verein geschehen soll. Auf Grund dieser Erklärung stimmte der Ausschuß der Regierungsvorlage bei und ge nehmigte auch die Kammer diesen Antrag mit 55 gegen 48 Stimmen. München, 11. Juni. (Fr. I.) Auf Anordnung de- Kriegsministeriums werden vom 1. Juli bis 25. Au gust in der hiesigen Garnison bedeutende Beurlau bungen eintreten, so daß jede Compagnie auf 15 Mann reducirt wird. — Die Etadtgemeinde hat zum Natio- naldenkmale für König Marimilian II. einen Beitrag von 100,000 Fl. bewilligt. Aus Mecklenburg - Schwerin, 10. Juni. (H. N.) Die vorgestern in Wismar abgehaltene Hauptversamm lung deS patriotischen Verein-, der vorzugsweise auS konservativ gesinnten großen Landwirthen besteht, hat sich in der Verhandlung über die AuSwanderungS- und Arbeiterfrage den nachstehenden, vom Ritterguts besitzer Bock auf Großweltzin und 18 Genoffen ringe- brachten Antrag mit 73 gegen 20 Stimmen angeeignrt: .Unter den mehrfachen Ursachen, welche die Auswanderung in Mecklenburg Hervorrufen, sind die bedeutendsten: 1) die Hin dernisse, welche der Verheirathung und Niederlassung entgegen treten; 2) die Gebundcnheit, namentlich de» ländlichen Arbeiter», die ihm nicht gestattet, den Ort und die Art seiner Arbeit frei zu wählen; 3) die Beschränkung des Gewerbe», besonder» auf dem Lande; 4) die Schwierigkeit, freien kleinen Grundbesitz zu erwer ben; 5) dir günstigen Berichte der bereit» Ausgewanderten. Des halb erkennt die Hauptversammlung da» Mittel zur Abstellung der Auswanderung: I) für den unverheirathrten Mecklenburger die möglichste Erleichterung zur Eingehung der Ehe und Gewäh rung der Niederlassung; 2) für den ansässigen Mecklenburger die thatsächliche Freiheit, die Heimath dort zu nehmen, wo er Woh nung finden kann; 3) die freie Gestattung de» Gewerbe»; 4) eine leichtere Erwerbung von freiem kleinen selbstständigen Grundbesitz. In der baldigen gleichzeitigen Gewährung jener Äfordernisse und in der damit verbundenen durchgreifenden Veränderung der hier her gehörenden Verhältnisse erkennt die Hauptversammlung die Mittel zur Abwehr der großen Gefahren, welchen unser Land bei der zunehmenden Auswanderung entgegcnqeht, und beauftragt des halb da» Hauptdirectorium de» patriotischen Verein», diese Er klärungen »ur Kenntniß der Landesregierung zu bringen, zugleich mit der Bitte, daß hochdieselbc auf baldige Abhilfe der bestehen den Uebelstände Bedacht nehmen möge." Kassel, 6. Juni. (A. Z.) Die lange in Aussicht ge standene Verlobung deS Prinzen Wilhelm von Hanau (dritten Sohne- d«S Kurfürsten) mit Prinzessin Elisabeth von Schaumburg-Lippe ist endlich mit Einwil ligung dcr beiden Höfe erfolgt. Wie wir vernehmen, hat der Kurfürst den Prinzen von Hanau mit Uebergehung der beiden Lltern Prinzen zum künftigen Majorat-Herrn defignirt. Darmstadt, 10. Juni. (F. I.) Im Saale deS Gast hofes „zur Traube" fand gestern auS Veranlassung de» Geburtstages deS Großherzogs ein Festdiner statt, bei welchem Herr v. Dalwtgk einen Toast ausbrachte, au» dem wir folgende Stellen mitthrilen: „Nicht zum ersten Male spreche ich an diesem Platze von der Stellung der Regierung Sr. königl. Hoh. d«S GroßherzogS zur deutschen Frage. Lassen Eie mich heut« diese Stellung durch ein Beispiel erläutern. Ein wackerer deutscher Volksstamm im Norden, für dessen Recht auch die großherzogl. Re gierung seit 17 Jahren eingetrrten ist, ist von der Fremd herrschaft befreit und fordert seine Unabhängigkeit. Er verlangt, unter seinem legitimen Herzog einzutrrten in die große deutsche Staatenfamilie, nicht zerrissen, sondern al- ein Ganzes, nicht als ein Vasallenstaat, sondern al» ein gleichberechtigtes Mitglied. Er ist bereit, für daS ge meinsame Vaterland gemeinsame Opfer zu bringen, nicht aber für einen einzelnen Bundesstaat. Man hat dieses Streben parttcularistisch genannt. Nun, meine Herren, wenn ein so gutes und treues Volk, für welche- in Hessen viele lausend Herzen schlagen, wenn Schleswig-Holstein parttcularistisch ist, dann darf die großherzogl. hessische Regierung sich den Borwurf deS ParttculariSmus mit Stolz gefallen lassen. Mißklänge in den inner« Zustän den d«S GroßherzogthumS sind mit verfassungsmäßigen Mitteln auf verfassungsmäßigem Wege beseitigt worden. Se. königl. Hoheit der Großherzog, hoch über den Par teien stehend, seien dieselben politische oder religiöse, hat nur da» Glück diese» schönen Lande-, die gesetzmäßige Freiheit und da» Recht aller Ihrer llnterthanen im Auge. Sie wird auf die Mittel dazu, auf die Rechte, welche Ihnen Geburt und Verfassung verleihen, niemals ver zichten, um dieselben in die Hände schwankender Majori täten übergehen zu lasten." Eisenach, 12. Juni. (Fr. I.) In der Sitzung deS NationalvereinSauSschusseS wurde beschlossen, die Generalversammlung im Oktober in Frankfurt zu halten. Paris, 11. Juni. (K.A.) Heute fand da- groß« Wettrennen aus den LongSchamp» de- BoiS-de-sBou- logne statt. ES handelte sich um die Erwerbung deS 6rinä PN» <i« ?,ri, von 100,000 Francs. Da „Gla- diatrur", der schon den DerbypreiS in London errungen, wieder am Kampfe Theil nahm, so hatten sich von vorn herein von den 122 eingeschriebenen Pferden 116 zurück gezogen, und nur fünf suchte« dem „Gladiateur" den Rang streitig zu machen. Darunter befand fich ein eng lisches Pferd, der dem Herzog von Beaufort angehörige „Todleben". E» mag wohl eine halbe Million Men schen dort versammelt gewesen sein. In dem abgesteckten Platz«, wo der Eintritt 20 Franc- kostete, waren vier mal mehr Personen, al» letzte« Jahr, und man konnte fich dort nicht bewegen. Der Kaiser war anwesend mit der Kaiserin, dem kaiserlichen Prinzen — er saß zwischen seinem Vater und seiner Mutter — der Prinzessin Ma thilde und der Prinzessin Anna Murat. Al« der „Gla- diateur", der seine fünf Mitbewerber wett hinter sich zu rückließ, zuerst am Ziele ankam, da brachten ihm All« eine wahre Ovation dar. Da- Pferd, welch«- zunächst nach dem „Gladiateur" am Ziel« anka«, war „Goutran", der letztes Jahr den DerbypniS in Chantiüh ^Wonnen. Da- englisch« Pferd „Todlebeu" war da, letzt«. — Dm Prinzen Napoleon passtrtr gestern ein Unfall. L» er durch die Champ--Elyser- fuhr, gingen ihm die Pferde durch. Er sprang au- de« Wagen, besten Räder ihm über die Betne gingen. Er erhielt jedoch nur leicht« Contufionrn. Er befindet fich in Meudon. — Der ge setzgebende Körper beschäftigte fich in seiner Sitzung vom 10. Juni noch mit der Budgetvorlage. Ein Gesetz entwurf über die Annullirung der der Amortisation-kaffe angehörigen Renten wurde nach kurzer DiScussion mit 238 gegen 6 Stimmen angenommen. Ebenso erhielten die betrrffrneen Budget« de« Finanz-, Staats-, Justiz, und Kultusministerium- nach längerer oder kürzerer De batte die Sanktion der Majorität. Ein Antrag Z. Favre'» auf Streichung der 10,000 Francs Zulage, wel^ jedem französischen Cardinal bewilligt wird, wurde ,i- grlehnt. * Paris, 12. Juni. (Tel.) Der „France" zufolge melden au- Brest hier etngetrofsene Briefe, daß den am vergangenen Freitag der Befehl angelangt sei zur sofortigen Ausrüstung von 5 Linienschiffen, einer Fre gatte und 5 Transportschiffen. Diese Schiffe sollen, wie man wissen will, au» Algier 30,000 Mann Truppen nach Frankreich zurückführen. — Ja Cherbourg wird die „Bigie" ausgerüstet für einen noch unbekannten Bestimmungsort. Auch ist der Befehl nach Cherbourg ertheilt worden, die Reparaturarbeiten an drei fernern Transportschiffen auf daS Thätigste zu betreiben. — Nach der „Patrie" haben heute Sitzungen deS Mini- sterconseilS und de- geheimen Raths stattgesundcn, denen die Kaiserin beigrwohnt hat. — Wie man ver sichert, ist das gegen die Frankfurter „Europe" erlassene Verbot wieder aufgehoben worden. Lern, 7. Juni. (F. Pz.) Laut Vernehmen au» officieller Quelle hat der BundeSrath in seiner heutigen Sitzung die Instructionen des Herrn Piod« für die Un terhandlungen über den Handelsvertrag mit dem Königreich Italien dahin erweitert, daß die Paraphi- rung dieses Vertrags unter allen Umständen dis zum 15. Juli nächsthin erfolgen kann. Die letztere hat da» Turiner Cabinet nämlich zur Bedingung für seine An nahme deS bundeSräthlichen Anerbietens gemacht, sich gegenseitig vom 1. Juli an hinsichtlich deS Zolltarifs den zumeist begünstigten Nationen gleichzustellen. Rom, 6. Juni. (A. Z.) Endlich ist Herr Vegezzi angekommen, nicht um da- Concordat ober irg.nd em anderes Schriftstück in Empfang zu nehmen, da von j«d« förmlichen Convention abgesehen wird. Man ist einig, daß der Papst die Bischöfe ernenne und bei diesem Acre der Präsentation durch den König Victor Emanuel aus drücklich Erwähnung thue. In dieser Beziehung wird für keine der italienischen Provinzen eine Ausnahm- ge macht, und der nämliche Modu» gilt sür Piemont wie für die Marken und Umbrien. Man ist davon söge- gangen, daß die Bischöfe von Italien dem Könige den Eid der Treue leisten, sie sollen aber bet ihrem Amts antritte irgend einen HuldigungSact unterschrcsien, üb« dessen Form jetzt endgtltig entschieden werden soll, lieber die Rückkehr der vertriebenen Bischöfe und die Unter drückung überzähliger Diöcesen gilt da» schon früher Mit- getheilte. — Dem „Pensiero" zufolge ist Herr Vegezzi vom Papste empfangen worden; er überreichte demselben ein eigenhändiges Schreiben d«S Königs. Italien, heißt «S weiter, verpflichte fich, 20 Millionen der päpstlichen Schuld zu übernehmen. Der Papst lad« die Söhne te» Könias zum Jubiläum nach Rom ein. Madrid, 11. Juni. (Tel.) Die amtliche Zettunz bringt ein Deeret der Königin, welches Herrn Arrazola an die Stelle de- Herrn BonavideS zum interimistischen Staat-Minister ernennt. — Nach dem Vorgänge von Eng land und Frankreich hat nun auch die Regierung Spa niens durch ein Dekret vom 4. d. die Anerkennung der amerikanischen Eüdstaatrn, als einer kriegführen den Macht, zurückgezogen. — Nach der „Epoca 'sind gute Nachrichten auS Chili eingetroffen. Es find offene und freundschaftliche Erklärungen zwischen dem Minister dieser Republik und dem spaaischcn Gesandten au-zc- tauscht worden, und man hofft auf eine baldige gülliche Verständigung. Kopenhagen, 10. Juni. (H. Bl.) Der König und die Königin nebst Prinzessin Dagmar und Prinz Johann von Glücksburg trafen gestern Morgen mit dem Cisen- bahnzuge von Schloß FriedenSburg hier ein und wohn ten Vormittags 11 Uhr einem Trauergottesdienste in der russischen Kapelle in Anlaß der an diesem Tage stattfindenden Beisetzung deS verstorbenen Groß fürsten - Thronfolger» bei. — Am Dienstag verlegt der König seine Residenz von FriedenSburg nach dein Schlöffe Bernstorfs. — Stach einer Bekanntmachung sür die Armee am 8. d. M. find unter« 31. v. M. der Chef der königl. Artillerie, Generalleutnant M. Lüttichau und der Oberzeugmetster und Commandeur des Zeug- etatS, Generalmajor Ulstrup in Gnaden und mit Pen sion auS den Kriegsdiensten entlassen worden. Die Ge schäfte als Chef der königl. Artillerie find bi» Weiter dem Oberstleutnant deJonquiöre» übertragen worden. Die SeefortS Kopenhagen» stad der königl. Artillerie unter legt worden und hat der Artilleriemajor W. Kaussmann daS Kommando derselben übernommen. St. Petersburg, 9. Juni. Vorigen Dienstag brachte der „Ruff. Invalide" rin Telegramm au» Orenburg vom 2. Juni, welche- meldete, daß der Streit zwischen Bokhara und Khokand sich nicht zu Gunsten Alim- kul'S, der während der Minderjährigkeit de- Khans in Khokand regiert, entschieden hatte. Der Emir von Bok Hara hat Alimkul, der keine Mittel mehr zum Wider stand« hatte, zur Flucht in die Gebirge genöthtgt und die Stadt Khodshent, am linken Ufer deS Syr-Daja, zwi schen Taschkent und Khokand gelegen, in Besitz genom men. — Ein weitere» Telegramm auS Orenburg vom 7. d. meldet nun, daß General Tschernajeff r» angestcht» der oben erwähnten Ereignisse für nothwendig erkannt habe, mit einem kleinen Detachement von Tschemkent nach Taschkent zu gehen, um die Bewegungen der bokharischen Truppen, welche Khodshent besetzt haben, zu beobachten. — S«. Maj. der Kaiser hat an den Militär gouverneur von St. Petersburg folgendes Rrscript erlassen: .Fürst Alexander Arkadjewitsch! E» hat der Vorsehung ge fallen, mir eine jener unbeschreiblich schweren Prüfungen zu sen den, bei denen da» Herz, von Schmerz erfüllt, nur darin Lm- derung findet, fich unter den Willen Gotte» ohne Murren zu beu gen und auf seine Gnade zu hoffe«. Ader inmitten de» liefen Kummer», der mich betroffen, ist e« mir ein Trost, die aufrichtige und warme Lhritnahme zu erblicken, die alle meine Untettha- ne« an demselben nehmen. Diese Lhrilnahmr hat meine Haupt- Sa dt gestern bei der traurigen FeierUchkett bewiesen, al» dir ent- seelt« Hülle meine« innig geliebte» Sodne», de» tn Gott ent schlafenen Grostfürßrn-Thronsolger» SLsarnoUsch Niko lai Llerandrouutsch tn die Peter-PauIItarhedralt, ihre letzte Wohn stätte, gesührt wurde. Die PtrtSt deir «inwohner Dt. Peter» bürg» für da» «ndenkm d«S verblichene», für Mim« Schmerz,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)