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Dresdner Journal : 14.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-05
- Tag 1865-05-14
-
Monat
1865-05
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1865
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Lrpsäitioo ste, Or«,lio»r ^ooro«i», Or«,<i,o bi»ri,o,tr»«, Ko 7. Nichtamtlicher Theit» llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZrttuugSscha«. (Prooinztal-Correspondeiiz. — National- Zeitung. — Schlesische Zeitung.) ragesgeschichtr. Wien: Die Verhandlungen zwischen Turin und Rom. Reich-ralhSverhandlungen. AuSdem Finanzau-schuffe. Großfürst Michael »«gekommen — Triest: Fürst von Montenegro erwartet. — Berlin: Reise der Majestäten nach der Rheinprovinz. Vermeh rung der kSnigl. Familicngüter. Polnisch« Insurgen ten nach Amerika. Der Eonfltct in der Bonner Uni versität. Antrag in der Martnecommtsfion. — Stet- tin: Ausstellung eröffnet. — München: Der Am- aestiegesr-rntwurf. Ein Ausschuß für die schle-wig- holstetasche Angelegenheit. — Stuttgart und Han nover: Kammerverhandlungrn. — Oldenburg: Staat-Verträge. — Braunschweig: Aul der Lan- deSversammlung. — Hamburg: Arbeitseinstellungen. Paris: Nachrichten aus Algier. Weisung an Ma» rtneoffiziere. — Turin: Prinz Humbert. — Nea pel: Falsche Bankuotrn. — London: Dir EdmundS- angelegrnheit. Parlamentsvcrhandlungen darüber. — Kopenhagen: Vom Hofe. — St. Petersburg: Murawjrfs's Enthebung. Zur Bauernemancipation. Vorbereitungen zum Legräbniß des Großfürsten- Thronfolgers. Broschüre für Auswanderer. Re- dactionSwechscl. Telegraphistinnen. Krankenbrstand. — Nrw-?)ork: Neueste Nachrichten. Schleswig Holftei«. (Aus Kiel.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Graennuaaeu. Versetzungen rc. im öffentl. Dieufte. Dresdner Nachrichten. Statistik «nd LolkSwirthschaft Keuilletov. Inserate. Ttlegruphischt Uachrichtrn. Wien, Sonnabend, 13. Mai. (Uebcr Berlin.) Die östrrrrichschc Antwort auf die preußische De pesche betreffs der Einberufung einer Vertretung der Elbherzogthümer ist ubgrgaugeu. Die öfter- reichsche Negierung hat sich das gemeinschaftliche Einbringen der Vorlagen und dat Verbleiben de» -erzog« non Lngustrnburg in den -erzogthümern »Lhreud der Dauer der Session auSbevungen, da gegen daS Wahlgesetz von 1848 zugestavdev. Berlin, Sonnabend, 13. Mai. AuS Metz vom heutigen Tage wird gemeldet, daß gutem ver nehmen nach Marschall Aorev den Auftrag erhal ten habe, den König von Preußen gelegentlich seiner Anwesenheit in der Rbeiuprovtvz (vgl. unter „TagcSgeschichte" Berlin) iw Namen des Kaisers der Krauzosen zu begrüßen. New-Aork, 3. Mai, Mittags. ES wird ver sichert, dir Generäle Canby und Smith unterhan delten wegen einer Capitulation und der Südge- aeral Taylor habe bereits einen Waffenstillstand unter denselben Bedingungen wie die dem General Zvhnston bewilligten abgeschlossen. Der Oberge- «eral der UnionStruppen, General Grant, hat eine Militärreduction beantragt; 400 000 Mann werden entlassen. Die Beschränkungen deS Handels mit de« Süden find aufgehoben wordeu. ES geht daS Gerücht, der Staat» secretär Seward, der Secretär deS Krieges, Stanton und der Secretär der Ma rine, WrlleS, hätten die Absicht, ihre Entlassung eiuzareichen. SechselcourS auf London 155A; Goldagio 412; vondS 1VS2; Baumwolle 432, matt. Dresden, 13. Mai. Die offictös« Berliner „Provinzial-Correspoil- denz" bringt unter der Ueberschrift: „Parlamentarische Feuilleton. Ein Tag ,v Marseille. st Marseille, 7. Mai 18ÜS. Ein merkwürdiges Schauspiel, von dem Ihr Korre spondent als Augenzeuge berichten kann, bot in den letzten Tagen die Stadt Marseille. Gleich Paris und Lyon hatte sie di« Fürsorge der gegenwärtigen Regierung in reichstem Maße genoffen, jedoch trotz Alledem wenig Dankbarkeit an der» Tag gelegt. In welchem Gegensatz« zu den Wahlen, durch welche die großen Städte meist die Reihen der Op» Position verstärken, standen aber die Scenen, welche sich während der Anwesenheit deS Kaisers dem Auge darbo» ter»! Nie habe ich einen gleichen FesteSjubel erlebt! Die Fahnen, welche über den Straßen wehten, konnten auf Anordnung der Behörde aufgesteckt sein. Aber die Leute, welchr sich darunter dem ärgsten Gedränge aussctzten, konn ten nur au» eigener Bewegung Leib und Leben daran wagen. Aus den Fenstern deS Gasthof-, wo ich wohnte, hatte man den schönsten Blick auf die Hauptstraße. E» schien, als könne nicht eine Nadel zur Erde fallen, so war der ganze Raum, Kopf an Kopf, von Menschen voll gestopft. Wie der Wagen de» Kaisers durchkommrn sollte, war ein Räthsel. Und nun erst die echt südländische Aufregung, da» betäubende Bivatrufen, welches die Lüfte erschütterte, als er nahte! Bald konnten die Pferde nicht einen Schritt mehr vorwärts thun, ohne ein Dutzend Mensche« zu zermalmen. Der Kutscher mußte rS dem Kaiser, welcher aufrecht im Wagen stand, übrrlafsen, durch Bitten dir Leute, welch« sich an die Räder angrklammert hatte«, zu« Lotlaffrn zu bewegen. Es war rin Wun- drr zu nenne», daß kein Unglück geschah. Aber kein be dauerlicher Zwischenfall trübte in der Erinnerung d«S Kaiser! den Eindruck diese- Nachmittag». — Am näch sten Tage ging w in dieser Beziehung wentgrr gut. In Zügellosigkeit" einen Artikel gegen die bisher in der preußischen Kammer bestandene Redefreiheit. Nach der „N. Pr. Ztg." soll dieser Artikel teS ministeriellen Blatte- „auf gewisse Absichten und Maßnahmen der Re gierung hindeutcn". Deshalb heben wir ihn hier hervor. Art. 84 der preußischen Verfassungsurkunde bestimmt: „Die Mitglieder beider Häuser teS Landtag- können für ihre Abstimmungen in dem Hause niemals, für ihre da rin ausgesprochenen Meinungen nur innerhalb deS Hause« auf Grund der Geschäftsordnung zur Rechenschaft gezo gen werden." Um zu versuchen, eine Beschränkung der Redefreiheit mit diesem Artikel in Einklang zu bringen, argumcntirt nun die „Provinzial Korrespondenz" folgen dermaßen: „Dem Sinne der Verfassung entspricht e- sicherlich nicht, daß die freie Meinungsäußerung der Lan desvertretung in Zügellosigkeit verkehrt werden könne. Die Verfassung kann nicht gewollt und nicht vorausge setzt haben, daß daS Abgeordnetenhaus daS Beispiel von Handlungen geben dürfe, welche bei jedem Andern mit schweren und entehrenden Strafen geahndet werden. Im Gegentheil hat die Verfassung in hochgehender und leider nicht erfüllter Hoffnung da« unbedingte Vertrauen in die Landesvertretung gesetzt, daß sie als sorgfältige und gewissenhafte Hüterin ihrer eigenen Ehre dem Volke daS Beispiel eines wahrhaft würdigen und sittlichen Ge brauches der Freiheit geben werde. Deshalb und nur deshalb hat die Verfassung die Sicherung gegen den Miß brauch der Freiheit für die LandeLvertretung nicht dem Strafgesetze, sondern den beiden Häusern selbst und der Geschäftsordnung derselben vertraut, durch welche nach Art. 78 der Verfassung nicht bloS der Geschäftsgang, sondern auch die Disciplin, die Zucht der Häuser gere gelt und deren Aufrechterhaltung dem Präsidenten über tragen werden soll. In der Geschäftsordnung des Ab geordnetenhauses ist dem Präsidenten die Handhabung der Ordnung schlechthin zugewicsen. Die erste Anforde rung an den Präsidenten deS HauseS ist daher, daß er die Zucht und Ordnung des Hauses, in Uebereinstim- mung mit dem Geiste der öffentlichen Sitte, Ordnung und Gesetzmäßigkeit streng und unparteiisch, ohne An sehen der Person und ohne Rücksicht und Begünstigung für das Parteiwesen, aufrecht erhalte. Diese Erwartun gen der Verfassung sind leider in dem Abgeordnetenhaus« von Jahr zu Jahr weniger erfüllt worden. Einer drr Präsidenten Hal soeben unumwunden einzeräumt, daß er die Ordnung des HauseS nicht nach den Geboten par lamentarischer Sitte, sondern als Partctmann handhabe. So konnte e» geschrhrn, daß rin Minister gegen die Rede eines Abgeordneten, welche ebenso ehrfurchtverlctzende Acu- ßerungen gegen die Krone, wie beleidigende Angriffe ge- gegen die Minister enthielt und welche der Präsident dennoch ruhig und ungestraft hingehen ließ, sich selbst sein Recht verschaffen mußte. Dieser Zustand ist uner träglich; er ist sür daS Land und die öffentliche Sitte verderblich; er ist zugleich dem Willen und Geiste der Verfassung zuwider. Wenn das parlamentarische Leben in Prcußen nicht durch seine eigenen Ausschreitungen ge fährdet und zu Grunde gerichtet werden soll, so ist es hohe Zeit, daß jenem schreienden Mißbrauche rin Ziel gesetzt werde. Man darf der Regierung vertrauen, daß sie dieser Aufgabe ihre ernste Fürsorge zuwende." — Die liberalen preußischen Blätter fassen die Sache anders auf. So sagt die „National-Zeitung": „Die Rede freiheit der Abgeordneten hat allerdings ihre Unbequem lichkeiten; sie theilt dieselben mit den parlamentarischen Einrichtungen überhaupt, deren Grundveste sie ist, und doppelt lästig ist sie unter den Verhältnissen, in denen sich gegenwärtig unser Staat befindet. Doch hat selbst der französische Imperialismus in der letzten Zeit viel heftigere Stürme hingenommen, als sie je in der preußi schen Kammer vorgekommen sind, ohne sich nach einer Präventivmaßregel umzuschen, in denen er doch sonst so erfindungsreich ist. Die Art. 78 und 84 der preußischen Verfassung sichern die parlamentarische Freiheit in der unzweideutigsten Weise. Daß die Kammer dieselben ab ändern und sich selbst ein neues DiSciplinargrsetz auflegrn werde, ist doch unmöglich zu erwarten. ES würde also nur ein neuer Stoff zu erbitterteujDebatten hereingebracht dem Augenblicke, wo der Kaiser abfahrcn wollte, empfing ein kleines Dampfschiff, auf dem sich viele Damen be fanden, von einer großen Fregatte einen solchen Stoß, daß drei Matrosen mehr oder weniger beschädigt wur den. Dazu fiel der Kommandant der Militärdivision, welcher in großer Uniform bei der Abreise deS Kaisers zugegen war, inS Meer, rettete sich jedoch glücklich durch Schwimmen Zur Dautefeier. I. Florenz, den Ü. Mai 1865. Bor der Kirche di-Santa-Croce, in der sich Dante'- Grabmal befindet, ist ein schöner freier Platz in regel mäßigem Viereck, Ptazza-di-Santa-Croce genannt. Seit Wochen schon wird daselbst gearbeitet, um ihm für die bevorstehenden Festtage — 14., IS. und 16. Mai — rin würdige- Gewand zu geben. In der Mitte desselben, vor zahlreichen Zuschauern, die zu allen Tageszeiten, be sonder» am Abend dort zu treffen sind, wird sich die kolossale Statue de- pool, stivino au- Marmor erheben, die im Augenblick« noch verhüllt ist und die Schaulust daher um so mehr anreizt. DaS Hau-, in dem Dante geboren wurde, wird auf Kosten des EtgenthümerS restau- rirt, und ist daher die vor einiger Zett in deutschen Zei tungen enthaltene Nachricht, der gegenwärtige Besitzer, Ritter Luigi Manelli Galilli, entziehe sich jeder Theil« nähme am Dantesestr, jedenfalls eine Unwahrheit. Di« fraglich« ZeitungScorrespondenz behauptete sogar, daß der selbe geäußert hab«, lieber Hühner in seinem Hause sehen zu wollen, al- irgend «ine festliche Einrichtung! Auch vor dem Sasso di Dante auf dem Domplatze, wo der Dich ter oftmals geseffen haben soll, bleiben deS Tag» über zahlreich« Gruppen stehen, denen von einem fliegenden Buchhändler in noch sehr jungen Jahren da- Festpio- werden, und ob die- besonder- opportun ist, zumal neben den die auswärtige Politik betreffenden Vorlagen der letzten Tage, ist wohl sehr fraglich. — Die „Schlesische Zeitung" schreibt: „Wenn irgend Etwa- in drrUeber- zrugung ter Kammer srststeht, feststehen muß, so ist eS die Freiheit der Tribüne, die einzige unsrer „ „Freiheiten" ", die noch unerschüttert dasteht und ohne welche da- Hau» einem Kampfplatze gleichen würde, wie die vor den meri- cautschcn Tempeln, wo der Gefangene mit einem Fuße ««geschmiedet wird und nun mit einem in seinen Bewe gungen freien Gegner um sein Leben zu kämpfen hat. Wie jede Freiheit, kann auch die Freiheit der Tribüne mißbraucht werden, aber der einzige Richter darüber kann nur das HauS und in letzter Instanz die öffentliche Meinung sein. Ein Staat kann ohne Tribüne bestehen, aber keine Tribüne ohne Freiheit. Kann man jene nicht entbehren, so muß man diese mit in den Kauf nehmen. DaS hat doch Frankreich erst jetzt wieder deutlich genug gezeigt." Tagesgeschichte ch Wit«, 10. Mai. In Bezug aus die Verhand lungen zwischen Turin und Rom soll italienischen und französischen Blättern zufolge der Papst durch ein Schreiben an den König Victor Emanuel denselben ver anlaßt habe», den Kommendatore Vegezzi als Unterhänd ler nach Rom zu senden. Ich glaube aber mit aller Bestimmtheit versichern zu können, daß vielmehr der König durch ein Schreiben an den Papst die Initiative zu den Verhandlungen ergriffen hat, welche keineswegs, wie gleich falls von französischer und italienischer Seite behauptet wird, nicht zu einem Resultate geführt haben, sondern vielmehr bereits in allen wesentlichen Punkten mit Er folg gekrönt wurden. Allerdings handelt cs sich bei dem Uebercinkommrn, welches Vegezzi, eine in Rom sehr gern gesehene Persönlichkeit, abgeschlossen hat, um rein kirch liche Angelegenheiten. Es ist von Seiten Rom« sorg sam darauf geachtet worden, jedes politische Element da von auszuscheiden, so daß weder hinsichtlich einer An erkennung auch nur der faktischen Souveränctät des Kö nigs Victor Emanuel über die annectirten Länder und Provinzen, noch in Bezug auf die Eeptembcrconvention die sich eben vollziehende kirchliche Annäherung zwischen dem Könige und dem Oberhaupte der katholischen Kirche irgend ein Präjudiz zu bilden vermag. Noch ist zu be merken, daß weder Frankreich noch Oesterreich auf diese Verhandlungen irgend einen Einfluß^chnM. v»- Wiru, 11. Mai. (W. Bl.) Heute Mittag hat das Herrenhaus wieder eine Sitzung gehalten. Der Prä sident Fürst Auersperg widmete dem jüngst verstorbenen Mttgliede deS Hauses, Fürsten Karl Liechtenstein, einen kurzen Nachruf. Das vom Abgeordnetenhaus«: ausgestellte Finanzgesctz war eingegangen und wurde der Finanz commiston überwiesen. Auf der Tagesordnung stand der Bericht der Finanzcommission über den Gesetzentwurf, be treffend die Bemessung, Vorschreibung und Einhebung der Erwerbs-undEinkommen st euer vonEiscnbahn- unternehmungen. In dem Sckooße der HerrenhauS- commtsston haben drei verschiedene Meinungen ihre Ver tretung gefunden. Dir Majorität der Commission (Re ferent Freiherr v. Pipitz) einigte sich dahin, dem Hause die Annahme der Regierungsvorlage vorzuschlagen, jedoch mit der Modifikation, daß dieses Gesetz in seiner Wirk samkeit nur auf die Dauer der nächsten drei Jahre, von 1866 bis 1868, beschränkt werde; von einem Mitgliede der Kommission wurde der Beschluß de» Abgeordneten hauses zur Annahme empfohlen, und endlich von einer Minorität von zwei Stimmen (Graf Wickeuburg und Fürst Sapieha), insbesondere irr Würdigung der vom Gemcindcrathe der Stadt Wien ausgehenden Petition, der Antrag gestellt: das Haus möge weder dem Gesetz entwürfe deS Abgeordnetenhauses, noch der Regierungs vorlage eine Zustimmung crtheilcn, sondern über denselben zur Tagesordnung übergehen. Eine Abstimmung fand heute noch nicht statt. — Im Abgeordnetenhaus« fand zunächst eine Nachwahl sür den Ausschuß zur Be- rathunz der Ried Braunauer Eisrnbahnvorlage statt. Hier gramm mit einer Abbildung des zu enthüllenden Monu ments um 1 Sous, oder eine populär geschriebene Bio graphie Dante'S um 4 Sou- angeboten wird. Ueber- haupt hat der fliegende Buchhandel in Italien eine große Ausdehnung. Aber auch andere Industriezweige haben sich der Dantcfeier bemächtigt. Eine Brosche mik Dan te'S Brustbild gehört bereits nicht mehr zu den Selten heiten , und um auch den Frauen der untern Klas sen eine solche zugänglich zu machen, steht man an den Straßenecken dieselben in reicher Menge auf kleinen Ti schen um 4 SouS au-bieten. Nächstdrm dürfte wohl die Photographie ihre Rechnung aus Anlaß der 600jährigen GeburtSfetrr deS berühmten Florentiners mit Sicherheit bereit- gefunden haben: wer nur irgend ein Album be sitzt, wirb es in diesen Tagen mit dem Porträt dcS Dich- terheroS in großem oder kleinem Format zu vermehren sich angelegen sein lassen. Selbst die Kaffee- und Gast häuser schreiben den Namen „Dante Alighieri" auf ihre Thüren, und in Bologna sah ich an den Straßen ecken rin Placat, nach Ausweis dessen eine herum ziehende Schauspielergesrllschaft den hochgefeierten Na men „Dante Alighieri" führt. DaS wird bet dergleichen imposanten Anlässen stet» der Fall sein. Alerander Bier ling in Dresden unterließ nicht, am 10. Nooember 1859 „ Schillerbrode" zu annonciren und „Schillerpftifcn" wurden als Reliquien vom Schtllerfeste in Karls bad noch 1861 verkauft. Jcdenfalls wird auch von hier au- noch Manche» zu melden sein, ich theile Ihnen nur mit, was die ersten 24 Stunden meine» hiesigen Aufenthalt» mir gezeigt haben. DaS Haus, in dem seit Wochen die 6«mmi,,ion« kurvnlin, pol conoonorio <ti v,ot« ^Iipkiori ihre Sitzung hält, ist durch eine Fahne mit Dante'- Bildntß in den italienischen Lande-farben gekennzeichnet Da» Sitzung zimmer ist mit einer Büste de» Jubilars geschmückt, wäh bei ergab sich folgender nicht uninteressanter Zwischenfall. Nach zwei Wahlgängen schien endlich «ine absolute Ma jorität zu Gunsten dcS Abg. vr. Schindler erzielt. Der Vorsitzende, Viccprästdent v. Hopfen, verkündete, l)r. Schind ler sei mit 64 Stimmen gewählt. Nach einer minuten langen Pause erhob sich der Vorsitzende, um dem Hause mitzutheilen, es sei durch ein Versehen eine Anzahl ad« gegebener Stimmzettel auf dem Tische des Viceprästden- tcn Comcs Schmidt liegen geblieben, eS müsse das Scru- tinium nochmals vorgenommcn werden. Man war nun auf den AuSgang gespannt. DaS Schicksal spielte eigen- thümlich; vr. Schindler behielt seine 64 Stimmen, aber der Abg. Gschnitzer erhielt 73 Stimmen und war somit gewählt. Die hierauf folgende Wahl deS Ausschusses zur Vorberathung des Permanenzarrtrages deS Steuerreform ausschusses ergab ein nicht ungünstiges Resultat, so daß eS wenigstens noch als eine Möglichkeit erscheint, daß der Ausschuß und in zweiter Folge das Haus sich für die Permanenz ausspricht. Hierauf erhielt der Abg. vr. Ber ger das Wort zur Begründung seine- Antrags bezüglich der Verwahrung der Präsidenten der Gerichtshöfe in Wien gegen den Inhalt der vom Abg. Schindler in der Sitz ung am 26. April 1865 gehaltenen Rede. Bei der Ab stimmung wurde dieser Antrag, welcher dahin ging: diese Schriftstücke an einen Ausschuß zur weitern Antragstcl- lung zu überweisen, mit 69 gegen 64 Stimmen obgelehnt. ES folgten dann noch Berichte dcS Petitionsausichusses. — (Pr ) Im Fenanzausschuß des Abgeordneten hauses begannen heute die Berathungen des Slaatsvoran- schlages sür 1866. Für den allerhöchsten Hofstaat und für die Cabinelskanzlei wurde da» Erfordcrniß ohne De batte bewilligt. Dagegen regte der Etat der politischen Verwaltung, welcher hierauf zur Berathung gelangte, eine längere Discujsion bei einzelnen Titeln an. Minister Lasser verwahrt sich jpeciell bei dem Titel „Politische Verwal tung in den Kronländern" gegen den bedeutenden Ab strich, der von Vr. Herbst hier beantragt wird, und wünscht, daß seine Verwahrung zu Protokoll genommen werde. Nichtsdestoweniger nimmt der Ausschuß den Antrag Herbst'« an, für den bezeichneten Zweck nur 9,900,000 Fl. al- ordentliches und 219,600 Fl. als außerordentliches Er- fordcrniß zu bewilligen. Von Seite der Regierung sind in dem Staatsvoranschlage für die politische Verwaltung in den Kronländern in Anspruch genommen 10,248,074 Fl. als ordentliches und 294,224 Fl. als außerordenl. liches Erforderniß. Nach dem Anträge Taschck's sollte der Abstrich ein noch größerer sein, als ihn der Ausschuß beschloß. Wien, 12. Mai. (W. Bl.) Großfürst Michael von Rußland und Großfürstin Olga Feovorowna sind heute um 9 Uhr 23 Minuten Vormittag» von Basiasch auf der Durchreise nach Stuttgart hier eingetroffen und in der k. k. Hofburg abgestiegen. Ihre Majestäten der Kai ser und die Kaiserin sind zur Begrüßung der hohen Gäste von Schönbrunn nach Wien gekommen. — Im Her renhaus« heute Fortsetzung der Verhandlung über Ein Hebung der Zuschläge zur Einkommensteuer der Eisenbah nen. Freiherr v. Pipitz vcrtheidigt den Ausschußantrag. Minister v. Lasscr stellt die Lieferung statistischer Aus weise über die Zuschläge der Gemeinden in Aussicht, wenn solche noch gewünscht werden. Freiherr v. Lnchtenfets stellt den Antrag auf Vertagung bis zum Einlangcn die ser Nachweisungen; Graf Wickenburg erklärt sich dagegen. Bei der Abstimmung bleibt zuerst der Antrag auf Ver- tagung in der Minorität. Uebcr namentlichen Aufruf wird darauf der Uebcrgang zur Tagesordnung beschlossen, somit sowohl die Vorlage der Regierung, als der Gesetz entwurf des Abgeordnetenhauses abgelchnt. — Im Ab geordnetenhaus« steht die Verhandlung über die sieben- bürgsche Eisenbahn auf der Tagesordnung Bei Postschluß dauert die Debatte noch fort. Triest, 11. Mai. (W. Z.) Der KiiegSdampfer „An dreas Hofer" ist heute nach Kattaro abgegangm, um den Fürsten von Montenegro an Bord zu nehmen. Berlin, 13. Mai. In Beliess dcr Reise de» Köj nigs von Berlin und der Königin von Koblenz nach Aachen und von dort Nach Köln entnehmen wir dem Rciscprogramm folgende Dispositionen: Heute Abend rcnd an den Wänden die Porträts von Victor Emanuel, Cavour und Garibaldi hängen. (Letzterer scheint etwas verschollen zu sein, während Mazzini eine ungewöhnliche Thätigkctt entfalten soll. Der Held des Tages neben Dante ist übrigens durch sein tragisches Schicksal Abra ham Lincoln geworden, dessen Bildntß in crasftr Aus führung an allen Schaulädcn aushängt.) Als ich mich der öffentlich erlassenen Aufforderung zufolge am Tage nach meiner Ankunft der Fcstcommission vorstellte, wurde ich als Untcrthan des erlauchtesten und erleuchtetsten In terpreten Dante'S aus das Zuvorkommendste empfangen und mit Allem, was auf die Feier Bezug hat, bekannt gemacht, auch mrt Empfehlungen an Professoren versehen, die sich für die deutsche Literatur interesfircn und Das jenige, was deutscher Fleiß, deutsche Gelehrsamkeit und deutsche Begeisterung für Dante gethan hat, besonder- zu schätzen wissen. Wie weit das Interesse für die Feier übrigens geht, mag der Umstand beweisen, daß die „Mor- ning Post" einen besonder« Correspondentcn hierher ge sandt hat. DaS nunmehr definitiv fcstgiffielltc Pro- pramm der Feftfeier lautet in deutscher Uebcisetzung wie folgt: 1) Der Platz di-Santa-Croce, wo die Einweihung de- Na- tionaldenkmal» Dante s stattfindet, wird mit Äuirlandcn, au« Lor beer und Blumen geflochten, mit Trophäen und DecorationsdU- dern, die Dante - Leben entnommen sind, wie mil analogen In schriften reich verziert werden. 2) Die Stadl wird überall mit Flagg.» geschmückt. An allen denjenigen Häusern, wo die berühmtesten Bürger von Florenz ge boren wurden, lebten oder wirkten, wird der Name derselben mil Fahnen, Lorbeer« und Blumen umgeben, zu lesen sein. 3) Die Straßen, durch welche der Festzug geht .und einig« der hauptsächlichsten Plätze der Stadt werden mrl Säulen, Sta tuen und Trophäen zum Gedächtnih der berühmtesten Tbatrn au- der italienischen Geschichte und der hervorragendsten Minner der Literatur, Wissenschaft, Kunst, Bürgrrtugend und de- Krieg» ge schmückt, ebenso wird der Porticu-deali-Ufici elegant verziert fern 4) Sonntag, l4. Mai Di« Repräsentanten der italieni-
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