Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186501032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-01
- Tag 1865-01-03
-
Monat
1865-01
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 03.01.1865
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
man am allerwenigsten zu solchen Verdächtigungen gegen deutsche Bundesgenossen Anlaß, würde vielmehr wohl daran thun, das Sprichwort von dem Splitter und Bal ken wohl zu beherzigen. Die Mittelstaaten aber mögen sich durch nichts irren lassen, auf dem betretenen Wege der Verständigung und Kräftigung ruhig und besonnen fortzuschreiten, um sich und den Bund vor roher Verge waltigung zu schützen. Vor Allem kommt eS jetzt auf eine compacte Organisation an. Wenn diese nur einiger» maßen erreicht ist, wird der Ton von Berlin aus gar bald umschlagen, und auch Oesterreich wird auS seiner zweideutigen Stellung heraustreten und sich offen ent weder aus Seiten des Bundesrechts oder seiner Verächter stellen müssen. Wenn aber das Werk gelingen soll, müs sen freilich die. Regierungen auf die Unterstützung ihres Volkes zählen können. ES darf keine Parteien geben, die die Bestrebungen zur Wiederbcfestigung und Kräf tigung deS föderativen Verbandes lähmen, indem sie die öffentliche Meinung spalten und die Aufmerksamkeit von dem zunächst Röthigen ablenken. Möchten in so ernstem Momente doch überall die Regierungen von ihren Volks vertretungen umgeben sein. An ihnen würden sie sicher lich die nöthige moralische und materielle Stütze sinken." Die päpstliche Encyklika hat die europäische Presse in Aufregung versetzt. Man kann sich denken, was die liberalen protestantischen Blätter in England und Deutsch land darüber sagen. Bemcrkenswerther ist, daß liberale Blätter in den katholischen Ländern sich nicht viel anders auslassen, als jene. Allen diesen Blättern tritt freilich eine Reihe größerer katholischer Tageblätter am Rhein, in Belgien und Frankreich scharf entgegen. Von allge meinerer politischer Bedeutung erscheint aber die Haltung der officiösen französischen Blätter. Namentlich der „Constitutionnel" bringt zwei beachtenswerthe Artikel. Dieselben sind in dogmatischer Beziehung sehr vorsichtig gehalten und fassen mehr die politische Seite der Encyklika inS Auge. In dem erstern wird besonders hervorgchoben die Erklärung der Bischöfe von 1682 als maßgebend für die künftige Haltung Frankreichs. „Im Angesicht von Lehrsätzen — sagt der „Constitutionnel" —, welche die Staatsgewalt der geistlichen unterordncn, welche die Gewissensfreiheit unterdrücken und welche weder der Entwickelung der Institutionen, noch dem Gange der Ideen Rechnung tragen, hat Frankreich sich nur an seine Vergangenheit zu erinnern und es braucht nur sich selbst getreu zu bleiben. Die an der Spitze unsrer Verfassung eingeschriebenen Principien, welche in diesen Dingen alle Staatsmänner, deren Ansicht Hand in Hand mit ihrer Vaterlandsliebe geht, leiten müssen, sind schon von sehr altem Datum; sie bestanden bereits geraume Zeit, bevor ihnen die beredte Heiligung in der berühmten Erklärung der französischen Geistlichkeit von 1682 zu Theil wurde. Alle unsre verschiedenen Negierungssystemc haben diesen Weg befolgt, welcher der unsrer Traditionen ist, und in diesem Punkte ist der moderne Geist so unbeugsam und duldet derselbe so wenig Widerstand, daß sogar die Re stauration genöthigt war, diese edeln und weisen Prin cipien aufrecht zu erhalten, welche der französischen Kirche Ehre machen und die auch dem Katholicismus zum Ruhme gereichen, da man Recht hat, zu sagen, daß der fran zösische Clerus der erste der Welt ist." — Im zweiten Artikel sagt der „Constitutionnel": So lange cs sich um Dogmen handle, habe man mit Ehrfurcht zu bekennen, daß in kirchlichen Dingen das Wort, das vom Vatican herab erschalle, souveräne Bedeutung habe. Ganz anders aber verhalte es sich mit den politischen Angelegenheiten, die in der Encyklika verhandelt werden; sie seien cs, die in Frankreich den peinlichen Eindruck gemacht hätten. ES sei augenscheinlich, daß die Gewissen der Massen durch Behauptungen verwirrt werden müßten, die von so hoher Stelle herabstcigen und Allem zuwider seien, was der ehr liche Mann und Bürger als die Regel seines Auftretens zu betrachten die Gewohnheit habe. Für die ungeheure religiöse Majorität sei also die Encyklika, wenn sie nicht dazu bestimmt ist, ihren Vorgängern ruhig nachzufolgen, und mehr sei, als der Lärm eines Tages, eine wirkliche Ursache zur Unruhe und Verwirrung. Die französischen Katholiken, welche Anhänger der gallicanischen Kirche seien, sowie die katholischen Liberalen würden gleich sehr durch die Encyklika angegriffen und beschimpft. Es blieben ihr nur noch die gewaltsamen und blinden Ultramon tanen, eine unbemerkbare Minorität. Die, welche wirk lich triumphirten, deren Freude ohne Rückhalt und kei neswegs verdächtig sei, wären die erklärten Gegner der Kirche und des heiligen Stuhles. Die Encyklika vom 8. December habe also das Resultat, die katholischen Herzen in Trauer zu versetzen, die Feinde der Kirche mit Freude zu erfüllen und dadurch die Schwierigkeiten der Mission zu vermehren, welche Frankreich sich gegeben u n die es im Interesse des heiligen Stuhles verfolge." Lagesgcschichte- Drr-drn, 2. Januar. Ein die Zeitungen durch laufendes Telegramm hat zu einer mißverständlichen Veröffentlichung kürzlich der Anfang gemacht worden in einem Werke, welches freilich seltsamerweise wieder neue Namen für dieselbe Sache bringt. Der Titel heißt näm lich: „Deutscher Schlüssel zur Mundo grafte und Mundofonie oder zu einer ausnahmslosen Silb eir und Lautsprache für den internationalen schriftlichen und mündlichen Verkehr. Verfasser Freiherr Heinrich v. Gablenz. Erstes Heft. Dresden, im Selbstverläge des Verfassers. 1864." In einer Anmerkung zum „Vor wort" sind sechs „empfehlende" und „aufmerksam machende" sogenannte „Rezensionen" dxr „Ostpreußischen Zeitung", der „Hamburger Nachrichten", der „Zeitung für Nord deutschland", der „Königsberger Zeitung", der „Anreg ungen für Kunst, Leben und Wissenschaft" abgedruckt, alle aber sind ohne Namen der Verfasser, von denen nur einer so ehrlich ist, frei zu gestehen, daß er „nicht hin länglich .. . eingeweiht" ist. In der „Einleitung" wer den in 12 „Paragrafen" auf 12 Seiten eine Menge ein silbiger Wörter in dreierlei Schreibweise neben einander gestellt, nämlich 1) „petrografirt", d. h. in der herkömm lichen Orthographie, 2) „paulcgrafirt", d. h. so, „daß wir mit dem .... Ausdrucke — „deutsche Paulo grafen" — ausschließlich Individuen bezeichnen, welche durch uns bekannte, oder auch durch uns nicht bekannte Versuche, absonderlich deutsch zu schreiben, unverkenn bar das Streben beurkundet haben, nach einem fone tischen Systeme deutsch zu ideografiren", und 3) „gav- lensografirt". Freilich können wir Proben dieser letzter« Schreibart hier nicht geben, weil unS die betreffenden Zeichen nicht zu Gebote stehen; wir werden also nöthi- genfalls die „paulografirte", d. h. phonetische, Darstel lung dafür eintreten lassen. Auch die „gavlensografische" Bezeichnung der accentuirten Silben durch fettgedruckte Buchstaben läßt sich in unsrer Schrift leicht nachahmen entweder ebenfalls du ch den sogenannten fetten oder durch Auffassung deS in der vorletzten Nummer unser« Blatte« vom vorigen Jahre enthaltenen Artikel« Anlaß gegeben. Wir haben weder überhaupt eine Veröffentlichung ange kündigt noch insbesondere damit eine Correspondenz gemeint, welche vor der Bamberger Zusammenkunft unter den mittelstaatlichen Regierungen ftattgrfunden habe. Eine solche Correspondenz eristirt gar nicht. Wir hatten die zwischen der königl. preußischen Regierung und den zur Minorität gehörigen Regierungen in Verfolg deS Bundesbeschlusses vom 5. vor. MtS. ftattgrfundene Cor respondenz im Auge, worüber, wie wir bemerkten, die Zeitungen bisher nur Andeutungen enthalten hätten, welche aber ein beachtenSwertheS Material biete und rin unbefangnes Urtheil begründen werde. Wien, 1. Januar. (W. Z.) Mit dem 31. December 1864 ist der an diesem Tage fällig gewordene Theil der Staatsschuld an die Nationalbank, nämlich die Jah resrate der Wiener-WährungSschuld im Betrage von 9,136,790 Fl. öst. W. in Banknoten, an die Bank ab gestattet worden. Der Gesammtumlauf der Banknoten, welche am 31. December 1863 396,655,626 Fl. betrug und am 31. December 1864 in 375,828,020 Fl. besteht, hat im Jahre 1864 um 20,827,606 Fl. abgrnommen. — Herr Großhändler Gustav Epstein hat aus Anlaß deS Ablebens seines Vaters dem Bürgermeister einen Be trag von 4000 Fl. zur Vertheilung an Hilfsbedürf tige der Stadt Wien übergeben. — Die von mehrern Journalen heute gebrachte Notiz von einer abermaligen Erkrankung Sr. Ercellenz deS Herrn Polizeiministers ist vollständig unbegründet. Brünn, 29. December. (W. Dl.) Bekanntlich hatten die Angeklagten im Polenprocesse, sowie auch die Staatsanwaltschaft gegen das Urtheil des Landesgerichts die Berufung angemcldet. DaS Oberlandrsgericht hat nun jenes Urtheil in den meisten Punkten bestätigt, hin gegen in Bezug auf den Angeklagten Gering diesen des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ord nung durch Beförderung des polnischen Aufstandes für schuldig erkannt und zum Kerker in der Dauer eines Jahres verurtheilt. Die gegen D. Janezki ausgesprochene Kerkerstrafe von 4 Monaten wurde, da er ein Ausländer ist, durch die Verweisung desselben aus den österreichsche« Staaten verschärft. L Prag, 1. Januar. In unsrer Handelskam mer beschäftigt sich eine besondere Commission mit einem Anträge, welchen Herr R. Dotzauer in der Kammcrsitzung am 30. December bezüglich der österreichischen Zoll angelegenheit cingebracht. Nach diesem Anträge soll die Kammer das Ministerium auffordern, die Lösung der Zollfrage möglichst zu beschleunigen und dem Neichsrathe bald die nöthigen Vorlagen zu machen; eine Abschrift dieses Gesuchs sei an den Rcichsrath zu senden, damit derselbe nach Uebermittelung der entsprechenden Vorlagen eine Enquete von Industriellen veranlasse, welche sich über diese Vorarbeiten zu äußern haben wird. Herr Dotzauer wies infolge einer gemachten Einwendung auf das Petitionsrecht hin. Die Rede eines tschechischen Mit gliedes der Kammer, welches sich gegen jede Zolleinigung mit Deutschland und überhaupt gegen Zollverträge aus sprach, die Oesterreich mit dem Auslande, namentlich mit Deutschland, in Verbindung bringen könnten, fand keine Bewunderer. — Die neue Rigorose nordnung, deren Entwurf von dem Profcssorencollegium unsrer Univer sität der Negierung unterbreitet wird, soll schon im näch sten Studienjnhre (October 1865) in Wirksamkeit treten. Sie setzt unter Andcrm die Zahl der Rigorosen auf drei herab, dürfte aber bei den tschechischen Föderalisten kaum gnädige Ausnahme finden, da sie auch eine strenge Prü fung aus dem deutschen Rechte fordert. — Von verschie denen Seiten wird versichert, man trage sich mit dem Pro- jecte, den jetzigen Umfang der fünf Handelskam- merbezirkc zu verändern, einzelne Districte andern Kam- mcrbczirken einzuverleibcn u. s. w. Soviel bekannt ge worden, hat die Regierung bisher noch keine Acußerung gethan, welche zu der Ansicht berechtigte, sie wolle jene Neuerung, die sich immerhin in mancher Beziehung em pfehlen mag, auch schon durchführen. Thatsache ist jedoch, daß in den Kreisen der Industriellen und Han delsleute von dieser Angelegenheit.die Rede war. — Eine Commission unsrer Advocatenkammcr beschäftigt sich mit der Berathung des Entwurfs der deutschen Civilpro- ceßordnung, um über denselben Bericht an die Kammer zu erstatten. Venedig, 29. December. (Pr.) lieber die bereits ge meldete Aushebung des hier bestandenen Rcvolutions- comites erfährt man nachträglich Folgendes: Seit längerer Zeit bestand hier bekanntlich eine Gesellschaft, welche unter dem Namen eines „vcnctianischen National- centralcomites" die Aufreizung der hiesigen Bevölkerung gegen die Regierung systematisch betrieb. Die Mitglieder dieses Comitös befaßten sich jedoch blos mit der, so zu sagen, geistigen Leitung des Unternehmens, die praktische Ausführung seiner Anordnungen eigens hierzu bestimm- gesperrtcn Druck. Schon an dieser Stelle würden gegen den Verfasser eine Menge Einwendungen zu machen sein. Denn wenn z. B. die Worte „erst, ehrt, die wehr, bebt, lehrt" folgendermaßen „paulografirt" — und dem ent sprechend auch „gavlensografirt" — werden: „eerst, cert, di weer, becbt, leert", während dagegen die Worte „er webt, das wehr, Pferd, zehn, thecr, gebt, quer, wer" ganz auf gleiche Weise wie die Worte „blät, bläst, bär, klärt" so wtedergcgeben werden: „äär wäabt, das wäär, pfäärd, zään, täär, gääbt, kwäär, wäär; bläät, blääst, bäär, kläärt" (S. 5 und 1), so dürsten mit dieser Art der Aussprache glücklicherweise doch wohl nur sehr We nige einverstanden sein. Auch läßt sich nicht cinsehen, mit welchem Rechte der Verfasser die langen Vocale als „Grundstlbcn", d. h. also als ganze, dagegen die kurzen nur als „viertel Grundsilben" bezeichnet; wäre übrigens dieses Verhältniß daS richtige, so hätte Herr v. Gablcnz folgerichtig so „paulograsircn" müssen: ,,äääär, wääääbt" u. s. w.; aber auch seine „gavlensograsirtcn" Buchstaben stellen in den langen Vocalen nur eine Verdoppelung der kurzen dar, nicht eine Vervierfachung. Es ist ferner eine reine Willkürlichkeit, daß Herr v. G. wohl ein kurzes ä, a, i, o, u als „viertel Grundsilben", dagegen das kurze e „als die einzige halbe Grundsilbe despaulogra fischen, gavlensografische» und mundograsi- schen AlfabetS" annehmen will, welche „weder ge dehnt — noch kurz lautend" ausgesprochen werden soll. (Fortsetzung folgt.) 's Jllukrirte Literatur. Die im Verlage des bi- bliogr. Instituts zu Hildburghausen von Karl Andree hcrauSgegebenc Zettschrift für Länder- und Völkerkunde „Globus" bringt in ihren drei letzten Lieferungen (4., 5. > nd 6. Lfg.) u. A. folgende lesenSwerthe Aufsätze: Von Alcoy über Alicante nach der Palmenstadt Elche. teu Organen Lberlafsend. Im Solde de- Counts« stand eine Anzahl anderer, meist dem Arbetterstande angehöriger Personen, welche unter die Diktatur eines Mitglied«- deS NationalcomiteS gestellt, die Befehle desselben zu vollziehen hatten. Dir Autorität deS Diktators über seine Erecutivorgane war eine unbedingte, und selbst Todesdrohungen wurden der Nichtbefolgung seiner Be fehle entgegengestellt. Mit der größten Mühe und Auf merksamkeit verfolgte die hiesige Polizei daS Treiben dieser gefährlichen Gesellschaft, welch« infolge ihrer vortrefflichen Organisirung sich durch längere Zeit d«m Arme der Ge rechtigkeit entziehen konnte. Endlich im Sommer dieses Jahres gelang es den unausgesetzten Bemühungen der Sicherheitsorgane, daS ganze leitende Oomiwlo 6entr«ils disrionelo aufzuhcben und mit den vollgiltigstcn Schuld beweisen dem Militärgerichte zu übergeben. Da aber die bei dem Militärgerichte abgeführte Untersuchung erwies, daß die von den Verhafteten begangenen Verbrechen nicht unter die Competenz der Militärgerichte fielen, so wur den die Verhafteten dem Civilgerichte zur Aburtheilung übergeben. Im November dieses JahreS gelang eS der Polizei, auch die Erecutivorgane des Comitato einzu ziehen, welche nun ebenfalls dem hiesigen Criminalge» richte übergeben wurden. Die Zahl sämmtlicher Ver hafteter, d. h. sowohl der leitenden als auch der aus übenden Mitglieder des Lomilsto Lvoleslo d!«rion»Iv Vonelo, beträgt 30, welche unter der Anklage deS Hochverraths vor Gericht gestellt wurden und theilweise bereits ein vollständiges Bekenntniß ihrer Schuld abge legt haben. Berlin, 1. Januar. (O Bl.) Der heutige „St.-A." bringt die Verordnung wegen Einberufung der beiden Häuser deS Landtags auf den 14. Januar. — Nach der „Köln. Atg." wäre an die Kronsyndici die Auf forderung ergangen, über folgende Fragen ihr rechtliches Gutachten abzugcben: 1) Welche rechtliche Giltigkeit haben die von verschiedenen Seiten auf die drei Herzoglhümer Schleswig-Holstein und Lauenburg erhobenen Ansprüche? 2) Welche etwaigen ältern Ansprüche auf Schleswig Hol stein stehen dem preußischen Könizshause zu? 3) Welche Rechte auf die Herzoglhümer ergeben sich für Preußen, aus dem Friedensvertrage mit Dänemark vom 30. Okto ber dieses Jahres? — Nachdem der zum Stadtralh gewählte Stadtverordnete Schneider von der k. Negierung zu Potsdam die Bestätigung nicht erhalten hatte, wurde feiten der Stadtverordnetenversammlung der Stadtverord nete Halske gewählt. Die k. Regierung zu Potsdam hat auch dieser Wahl ohne Angabe von Gründen die Be stätigung versagt. — Nach zuverlässigen Erkundig ungen kann die „Schl. Ztg-" versichern, daß die Nach richt, wonach der Vertrag wegen des Baues der rechten Odcruferbahn vor wenigen Tagen hier definitiv ab geschlossen worden sein soll, vollständig aus der Luft ge griffen ist. Es sind keine weitern Schritte zur Verwirk lichung der rechten Odcruferbahn in der letzten Zeit ge schehen; dagegen ist das Projekt durchaus nicht aufgcgeben. Köln, 27. December. (A. Z.) Die Differenz im Kölner Domcapitcl und die Secession der Minori tät desselben rührt hauptsächlich daher, daß man über den Wahlmodus verschiedener Meinung war. Mit dem lctztern verhält cs sich also: In der oberrheinischen Kir- chcnprovinz und im Königreiche Hannover ist durch die betreffenden päpstlichen Bullen vorgeschriebcn, daß man der Regierung eine Liste von Candidatcn für den erle digten Bischofssitz einrciche, auf welcher dieselbe nach ihrem Belieben einen und den andern Candidatcn als PSI-SON« minus gi-iila zu bezeichnen, d. h. zu streichen be fugt ist; es müssen aber immer drei Namen von Kan didaten stehen bleiben, damit eine Wahl möglich ist. Auf solche Weise soll ermittelt werden, wer der Regie rung angenehm ist oder nicht. Diese ausdrückliche Vor schrift, eine Liste aufzustellcn, ist in der die preußischen Bisthümer betreffenden Bulle nicht enthalten; es heißt darin nur im Allgemeinen, daß man darauf sehe, nicht einen, dem König unangenehmen Kandidaten zu wählen. Es ist aber in allen preußischen Domcapitcln üblich ge worden, nach dem oben bezeichneten Modus, d. h. durch Ausstellung einer Kandidatenliste, zu ermitteln, wen der König von der Wahl ausgeschlossen zu sehen wünsche, und es ist begreiflich, daß auch das Kölner Domcapitcl bei der jetzigen Wahl auf diesem Wege voranging. Eine Minorität protestirte dagegen. Wir haben bereits gemel det, daß die päpstliche Entscheidung in Betreff des von der Majorität deS Kölner Domcapitels befolgten Wahl modus und der von demselben ausgestellten Kandidaten liste beim Dompropst zu Köln cingegangen ist. Es ist diese Entscheidung durchaus zu Gunsten der Majorität des Kapitels ausgefallen, und die Minorität ist ange wiesen, sich derselben anzuschlicßcn und gemeinschaftlich mit ihr die Kandidatenliste aufzustellcn. Wir haben also jeden Tag die Nachricht zu erwarten, daß der Dompropst das Kapitel zusammenberufen hat, worauf dann die Kan didatenliste als vom Gcsammtcapitcl discutirt und auf gestellt anzuschen ist. Die Wettrennen und die Messe in Algier von A. Lom matzsch. Aus dem Leben des Volkes in China- Reise bilder auS dem Etschlande von F. Brinkmann. Pflan zenleben der ungarischen Wälder. Die Bevölkerung der Präsidentschaft Bombay und die Missionen. Heinrich Mouhot's Wanderung nach Korat und Luang-Phraban am Mekong im Lande der Laos. Der Naturforscher Ba- tes zu Ega am Amazonenstrom. Culturgcographische Er läuterungen zur Karte von Südafrika von K. Andree. Die Eishöhle bei Roth in der Eifel von vr. E. Boll. Die Chinesen in Australien. Merkwürdige religiöse Er scheinungen unter den Eingeborncn Neuseelands. Ein englischer ConsulatSbericht über Peru. Die Geologie CanataS. Serbien und seine Bewohner von A. Lust. Der südwestliche Theil von Ceylon von L- K. Schmarda. Die Lüneburger Haide von H. Jastram. Der Felsenpaß von LcspenapcrroS in der Sierra Morena von M. Will komm. AuS den geographischen Verhandlungen der „Bri tish Association" zu Bath 1864. Ein historisches Feld, das bis jetzt in der Weise noch nicht Beachtung fand, hat der Privatdocent Mar Neumann in Breslau in Arbeit genommen, indem der selbe eine „Geschichte des Wuchers in Deutschland bis zur Begründung der heutigen Zinsengesetze" verfaßte. j- Der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande hat von der preußischen Regierung 800 Thlr. als Beilrag zur Publication der Zeichnungen deS Mo saikfußbodens in der zu Nennig bei Trier entdeckten alt römischen Villa erhalten. Es ist da- bekanntlich eine der schönsten unter den noch vorhandenen antiken Mosaiken. -j- Englisch« Blätter schreiben von überraschenden Er folgen, welche durch Anwendung deS Pettenkofer'- schen Restauration-verfahren- in der britischen Nationalgalerie erzielt worden. Stttttßarl, 30. December. (Fr. Journ.) Minister v. d. Pfordten ist, nachdem er gestern eine längere Audienz beim Könige gehabt, heute wieder nach Mün chen zurückgereist. — In der Zweiten Kammer wurde gestern die Berathung de» neuen Schulgesetze» begonnen und heute fortgesetzt. Dasselbe beabsichtigt zunächst eine wesentliche Verbesserung der ökonomischen Lage der Volks schullehrer. Die Schulcommisston ist im Ganzen mit dem Regierungsentwurfe einverstanden, und schlägt nur unbedeutende FassungSänderungen vor. Art. 4 bestimmt, daß ein Lehrer 30 wöchentliche Unterrichtsstunden zu er- theilen hat und für weitere mit 16 Fl. im Jahr für jede wöchentliche Stunde mehr besonders zu belohnen ist. Art. 5 bestimmt den Minimalbetrag der Schullehrerge halte auf 375 Fl. Auf den Antrag der Hälfte der Com mission beschließt jedoch die Kammer, den Minimalbrtrag auf 400 Fl. zu erhöhen. — (Schw.M.) Der neueBericht der Ablösungs commission der Kammer der Abgeordneten über den Entwurf eines Gesetze-, betreffend die Ablösung privat rechtlicher Leistungen für öffentliche Zwecke (sog. Kom- plcrlastengrsetz), ist erschienen. Di« Abgeordnetenkammer hatte bekanntlich am 3. März d. I. in Betreff dieses Entwurf» unter Anderm beschlossen, auf die artikelweise Berathung desselben erst einzugehen, wenn die Negierung „eine bestimmte und rechtlich bindende Erklärung des In halts gegeben hätte, daß sie die von ter deutschen Bun desversammlung in Anspruch genommene Zuständigkeit zur Erledigung der von den StandrSherren und der frü- hern NeichSritterschaft bezüglich der Ablösungsgesctze er hobenen Beschwerden auch ihrerseits fernerhin nicht an erkenne und im Falle eines in dieser Angelegenheit etwa ergehenden Beschlusses einseitig nicht vorgehen werde." Diese Erklärung ist nun nach dem Uriheile des Berichts in „durchaus und wörtlich entsprechender" Weise durch ein königliches Rescript vom 1. Juni d. I. abgegeben worden, weshalb die Commission ihren Bericht über die einzelnen Artikel deS Entwurfs nunmehr erstattet, indem sie denselben mit den vorgeschlagenen Acnderungen zur Annahme empfiehlt. Von diesen Aenderungen ist die wichtigste der Vorschlag folgenden Zusatzes zum Schluß artikel: „Durch gegenwärtiges Gesetz wird die Bestim mung deS Abs. 2 deS Art. 41 des Zehentablösungsgesctzcs vom 17. Juni 1849 zur Ausführung gebracht, und bil- det dasselbe mit der bisherigen Ablösungsgesetzgebung ein untrennbares Ganzes." Hanau, 31. December- (Fr. I.) Der deutsch-katho lische Prediger Biron ist mit Beginn deS neuen Jahres aus Hanau ausgewiesen worden. Ein Grund zu dieser Maßregel wurde nicht angegeben. Die deutsch katholische Gemeinde wird sich nun zunächst mit einer Be- schwcrdeschrifl an daS kurfürstliche Gesammtministerium, zugleich aber auch an die Sländeversammlung wenden. Karl-ruhe, 29. December. Die „Bad. Landcsztg." bringt nachstehenden Bericht auS Lörrach über die dort erfolgte Verurtheilung eines Geistlichen wegen Mißbrauchs der geistlichen Gewalt, der erste derartige Fall seit Einführung des Gesetzes vom Oktober 1860. In der heutigen Sitzung der Strafkammer des hiesigen Kreisgerichls wurde die Anklage verhandelt gegen Vicar Albert Kreuzer von Karlsruhe, früher in Schönau, jetzt in Schliengen, wegen Mißbrauchs der geistlichen Ge walt, welche Verhandlung ein großes Publicum herbei zog. Vicar A. Kreuzer war nämlich angeklagt, am Sonntag, 14. August d. I., nach geschlossener Predigt sich noch mit folgenden Worten an die Zuhörer gewandt zu haben: „Väter und Mütter! Euer ärgster Wider sacher, der Teufel ist unter uns und sucht Einen zu verschlingen, ich meine nämlich das neue Schulgesetz; betet und wachet, die Religion ist in Gefahr, das nächste Mal mehr." Auf ergangene Anzeige wurde vom groß- hcrzogl. Staatsministerium die Erlaubniß zur Einleitung der Untersuchung ertheilt, diese sofort auf den Grund des § 686» des Strafgesetzbuchs eingeleitet und von der Raths- und Anklagekammer deS Kreis- und HofgerichtS Freiburg dieselbe der Strafkammer des KretögerichtS Lörrach zur Aburtheilung überwiesen. Der Angeklagte gab zu, daß er die obigen Worte gebraucht habe, be hauptet aber, er habe als Geistlicher nur seine Ansicht, sowie die seiner Vorgesetzten, des Erzbischofs und Papstes, und des Kernes der Bevölkerung ausgesprochen, jedoch seinen Tadel nicht in feindseliger Weise auSge- drückt, und er sei so straflos. Der Gerichtshof aber verurtheilt« den Angeklagten zu einer sünfwöchentlichcn FestungSstrafe, sowie in die Untersuchungs- und Straf erstehungskosten. Wiesbaden, 30. December. (Fr. Pz.) Die Wah len der höchst besteuerten Grundbesitzer und Gewerbe treibenden haben ebenfalls eine, wenn auch nur kleine, Besserung erfahren, indem die Grundbesitzer deS östlichen Abhanges des WesterwaldcS und deS Dillthals einen conservativen Abgeordneten, den Oekonomen Schneider von dem Dappertcher Hof«, gewählt haben, sowie die jenigen des südöstlichen TheilS des Taunus den groß deutsch gesinnten Oekonomen KrauS von Kahlbach. Die vier übrigen sind noch einmal der kleindeutschen Fort schrittspartei zugefallen, zum Theil durch die Schuld der Conservativen selbst, welche ihre Kräfte nicht zusammen zufassen wußten. Auch die drei Sitze der Grwerbtrei- bcnden in der Ersten Kammer sind noch einmal, wenn gleich mit höchst unbedeutender Majorität dem klein deutschen Fortschritt zu Theil geworden, hauptsächlich durch die Schuld einer sogenannnten BermittelungSpartei. Die konservative Partei hat nun die Majorität in der Ersten Kammer und ebenso in den vereinigten beiden Kammern, welche zusammen daS Budget zu berathen haben. Dazu kommt, daß, wenn man die Wahlmänner des ganzen Landes zusammcnzählt, eine Mehrheit von mehr als einem halben Hundert Stimmen auf der Seite der bundeStreuen Partei steht. Damit ist dem „Fort schritt" der kleindeutschen Politik in unserm Herzog- thum die Spitze abgebrochen, und wir gehen nun einer ruhigen, gesicherten Entwickelung unsrer inner» Zustände entgegen. Gotha, 29. December. (A. Z.) Gestern ist der her zogliche Hof, wie alljährlich, zur Abhaltung derWinter- und Theatersaison von Koburg hierher übergesiedelt. Mit Sr. Hoheit dem Herzog traf auch dessen Neffe, der zweite in Bonn studirende Sohn deS verewigten Prinzen Albert und der Königin Victoria, Prinz Alfred von Großbritannien, der präsumtive Thronfolger von Sach sen Koburg, hirrselbst ein. In der letzten Zeit sind die Wahlen zu dem neuen gothaischen Spectalland- tag zu Ende geführt worden. Von den 19 Abgeord neten sind 8 Staats- und Kirchenbeamte, die übrigen entfallen zunächst auf da- Fabrik- und Handel-fach und auf den Gewerbstand. Lübeck, 30. December. (H. N.) Heute publicirt der Senat die durch Rath und Bürgerschluß »om IS.d. M.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)