Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.04.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186504197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-04
- Tag 1865-04-19
-
Monat
1865-04
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 19.04.1865
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
F 88. 1865 19. April. Mittwoch, Drrs-lwrZMrlwl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. LnseratrnannalMe auswiin, <Ie» l!r-»äner ^niiroul»; II. 1,. Ii.i.crnx, V >n, > n «»>.1, >> u »i l'.ur -ui: NrvM»n: I!. !v. ze<<u:x; kr»nIUure». K : KUu. !!>>>» i.»x, ?»ii»: v. -t- --'>»-> >>iu^n . kr»x: > «. I.xxi.1, »'» liuskd. ^':a c'vwj,ioir., I, VViv„<.r/,.-<I>u„', HrrMsyeverr L8vix^ ^rpv'Iitiun <i«» Oreiäusr ^our»»I», A»r>»nitr»»i« Ho 7. IdOIMMOtOPIktst: W-livb: 8 l^lr. — kt^r. io j Im l.Mrl.: 1 ,, 10 „ „ >» (tritt?ott- oock siso»llivb io vr—1k> Kxr. l titeiop«!»,- j,ii>»«Ii>» Hoouooro: 1 bixr. ) «rllox kio»o. Faftratrirpreist: t'L, ä«o Kooio «ioer »«,p»It«o»o 2«U«, 1 kkssr. Vut«r „Liox«,»ocli" cki« Leit«: 8 H^r. Lrschri»rn: stsUet», »1t Loiookw« ä,r kooo- oock woloitoss«, ^do»«i» tttr ä«o kol^ooäo» loE. Amtlicher Theii. Drrtden, 18. April. Allerhöchster Anordnung zu Folge wird wegen rrfolglrn Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Anna von Mecklen burg-Schwerin, gcbornen Prinzessin von Hessen- Tirmstadt, am Königlichen Hose eine Trauer auf zwei Not:», von heute an bis mit dem 1. Mai, angelegt. Nichtamtlicher TIM . Uebersicht. Telegraphisch- Nachrichten ZtittMgtschau. (Neue Freie Presse. — Deutsche, fran zösische und englische Blätter über den Fall Richmonds.) r--rtg«schichte. Schleswig Holstein. (Rescript des Barons v. Zedlitz betreffs Verlegung der Ostseemarinestation nach Kiel. Die TetcgraMsche Nnchrichitn. Leipzig, Dienstag, 18. April, Nachmittag« ^3 Uhr. (Directe Meldung.) Die zum Zwecke einer Berständigung zwischen der hiesigen Genossenschaft der Buchdrucker und den Gehilfe» zusammengrtre- teur gemischte Commission (vergl. unter ,,Leipzig") hat heute, nach einer vorausgegangenen Ansprache de« Herrn Baron« v. Tauchu.tz, ihre Beratungen begonnen. Die Obmannschaft de« Herrn Geh. Rath« vr. v. Wachter wurde angenommen. Berlin, Dienötag, 18. April, Mitt Soeben fand die feierliche Grundsteinlegung de« Natiovaldenk- mal« für die vorjährigen KriegSthaten statt. Der König begab sich nach 12 Uhr durch die festlich ge schmückten Linden unter freudigem Zuruf dr« zahl reich versammelte« Publicum«, nach dem Königs platze. Bei Annäberuug de« König« salutirten dir dort ausgestellten Truppen. Die Festfeirr ging ganz nach Programm vor sich. Keldpropst Thiele» hielt die EinweihungSredr Der König begleitete seine Hawmrrfchläge mit folgenden Worten: „Den Ge fallenen zum Gtdächtniß, den Lebenden zur Aner kennung, den künftigen Geschlechtern zur Nach eiferung." Die in den Grundstein gesenkte Urkunde gedachte mit besonderer Anerkennung der Allianz Oesterreich«, welche auch der Keldpropst in seiner Rede hrrvorhob al« allein rin starke« und einiges Deutschland sichernd. — Militäravancrmeut« find ^vorstehend. Altona, Dienstag, 18. April. Areihr. v. Zed litz hat der Landesregierung durch Rescript vom 3. d. Mt«. die Mittheilung zugehen lassen. daß dir Marinestation der Ostsee, zufolge einer Ordre de« Königs von Preußen, von Danzig nach Kiel verlegt werde. (Den Wortlaut dieses Rescriptes sieh« unter „Schleswig-Holstein*) Die Landesregierung richtet nun unter dem 8. d. M an den Magistrat von Kiel da« Ersuchen, den Wünschen der Ma- rinrbihörde möglichst entgrgcnzukommen und nötbi aensall« darüber nach Schleswig Bericht zu er statten. Ot. Petersburg, LirnStog, 18, April. Der russische „Invalide" bringt ein Telegramm au« Nizza vom 17. o. M., welches meldet, daß der Gro-fürst-Tbronsolgernach einem zehntägigen Kopf leiden gestern früh von starken Hirncongestiolieu befallen worden sei. Obschon Mittag« Symptome der Besserung eingetrrtcn seien, bade der Groß fürst doch auf de» Wunsch seiner Mutter, der Kai serin, die Sakramente empfangen. — Der Kaiser reist heute Abend ad. Dresden, 18. April. Die Wiener „Neue Freie Presse" vom 13- Ap'il enthält unter ihren telegraphischen Nachrichten folgende Meldung: „Dresden, 12 April. Auf Veranlassung des BarvnS Seckach in Paris ist Gencralconsul Lesser aus Feuilleton. Meißen, 15. April. Die gestern, als am Char- sreitagr, in der hiesigen Domkirche veranstaltete Auf führung des Oratoriums „Das Weltgericht" von Friedrich Schneider war von Herrn Musikdirector Hart mann mit außerordentlichem Flciße vorbereitet worden, uild hatten auch diesmal, wie schon seit einer Reihe von Jahren, mehrere Mitglieder des k. Hoftheatcrs, sowie eine größere Anzahl Mitglieder der k. Kapelle zu Dresden ihre drakenSwerthc Mitwirkung hierbei gewährt. Mit lobenS- tvcrthem Gelingen sang Frau Johanna Schubert auS Dresden die Partie des Gabriel, der Eva und Mana; Frau Hoskapellmeister Krebs-Michalest entzückte durch die Innigkeit ihres Vortrags in der Altpartie des Mi chael Herr Hofopernsänger Hollmann sang die Te norpartie des Raphael mit warmer Empfindung, wie auch Herr Hofopernsänger Freny die Partie des Uriel und die des Satan zur vollsten Geltung brachte. Rüh mend sei noch Herr Kammermusik«» Medrflnd erwähnt, welcher da» Biolinsolo im dritten Theile mit Gefühl und Wärme vortrag. Die Chöre, getragen von den vorzüg lichen Leistungen des wesentlich verstärkten Orchesters, wurden trefflich erecutirt, so daß die Gesammtwirkung höchst befriedigend war. a *1° Thratrr. Am 10. April eröffnete im Kroll'schen Theater zu Berlin die italienische Oprrngesellschaft auS Warschau eine Reihe von Vorstellungen mit dem „Bar bier von Sevilla". Al» „Stern" der Gesellschaft glänzt Signora Trebelli, jetzt Gattin de» Tenoristen Battini, für welchen Verdi den Manriro im „Troubadour" schrieb. Di« Damen Brunetti und Giovanont vertreten den So pran; auch der Basfist Sgr. Tastt und der Buffo Herr Schön werde« al» tüchtige SLagrr gerühmt, während Warschau hier eingetroffen, um über die picußisch rus sisch-polnische GrenzregultrungSangelegenheit Vortrag zu halten. Baron Seebach meldete Herrn v. Bcust, daß diese bisher abgeläuznete Angelegenheit in Paris Gegenstand diplomatischer Interpellationen sei." An dieser ganzen Nachricht ist nur so viel wahr, daß Herr Generalkonsul Lesser aus Warschau ur Dresden ein getroffen ist; alles Uebrige ist erlogen. Herr Lesser ist — wie wir beifügen können — lediglich nach D eSden gekommen, um seine auf hiesigen Schulen befindlichen Kinder zu besuchen. Der Fall Richmonds, der Hauptstadt der Con- födcrirten, wird von mehrer« deutschen Blättern bereits besprochen. Die „Kölnische Zeitung" sagt darüber: „Jetzt sind die großen Häfen mit Ausnahme von Mo bile, welches aller Wahrscheinlichkeit nach nun auch bald fallen wird, in der Gewalt des Feinde». In den großen Häfen aber lag ein Hauptelement, wenn nicht das Haupt element der Widerstandsfähigkeit des Südens. Nicht durch ein paar rasche, entscheidende Schläge hat der Norden seinen Feind übe wältigt, sondern durch ein langsames, folgerichtig und beharrlich durchgeführtes Einschnürungs- und Aushungerungssystem. Wenn der Süden nicht in d.r Schlacht aufs Haupt geschlagen wurde, so mußte er an Entkräftung sterben oder doch Herr Arm ermattet sinken lassen und die Waffen vor dem stärker« Gegner strecken. Weit schwerer, als der materielle Sieg, den die Union er fochten hat, fällt der moralische ins Gewicht. Jn Wajh n.zton herrscht Jubel, schon spricht Herr Seward in einem Tone, wie wenn er der baldigen Wiederkehr des Friedens cnt- gcgensähc, von der zukünftigen Politik der amerikanischen Union, und der Handelsstand in der ganzen civilisirten Welt wird sich über die ungeheure Wichtigkeit der heute zu uns gelangten Kunde sicherlich keiner Täuschung hin geben. Der Krieg ist noch nicht zu Ende, aber die Ent scheidung ist da." — Wiener Blätter knüpfen an das Ercigniß weitreichende Betrachtungen. So schreibt die „Ost-Deutsche Post": „Nach der Einnahme der Hafen- und Hauptstädte Georgias und der beiden Ca rolinas ist mit Richmond der letzte Stützpunkt gefallen, von dem aus die Conföterirtcn hoffen durften, des Ver lorne zurückzugrwinnen. Wohl ist cs L e gelungen, sich nickt in Richmond ausheben zu lassen, sondern westwärts nach Lynchburg zurückzuziehcn; allein auch wenn wir an nehmen, daß cs Lee gelingen sollte, mit Johnstone und Beauregard sich zu vereinigen, die noch (etwas südlich von Raleigh, der Hauptstadt Nordcarolinas) das freie Feld behaupten, so ist Loch der ganze Rest der conföde- rirten Hecreskraft aus lauter geschlagenen Truppen ge bildet, vie jeder Operationsbasis sowie jedes Zusammen hanges mit der See entbehren und zu deren Bekämpfung von allen Seiten her die siegreichen Corps der Unionisten anrücken. ES kann uns hier nicht in den Sinn kommen, alle die groß n, weittragenden politischen Folgen zu er wägen, die eS für Europa haben muß, daß infolge die ses vierjährigen Kampfes Vic Vereinigten Staaten aus einer Handelsrepublik in einen Militärstaat ersten Ranges um gewandelt worden sind. Nur daS Factum wollen wir constatircn, daß wir fortan mit 'einer riesigen Großmacht zu rechnen haben, deren Streitkräfte nunmehr keinem europäischen Staate nachstehen. Wir thcilcn nicht die Ansicht Jener, die da glauben, daß nach vollständiger Unterwerfung der Äädstaatcn, nach Abschluß des Friedens das ganze Heer wieder aufgelöst werden und Jedermann das Schwert in eine Sichel verwandeln wird. Ein so tief einschneidender Kampf wie der, welcher Norden und Süden trennte, ist nicht mit der Unterschrift unter einem Friedcnsdocumenle abgelhan. Es wird noch lange und lange dauern, ehe die Versöhnung eine wirkliche Unter werfung zu Stande bringt. Einen Theil des Heer,» wird die Regierung unter den Waffen behalten müssen, und daß die militärische Organisation fortan eine ganz an dere sein wird als früher, dessen kann man überzeugt sein. Es sind Thatsachen von unberechenbaren Folgen, die heute jenseits de» Occans sich vollziehen, Thatsachen, die über kurz oder lang auch auf die G, schicke des eure päischen Contincnts cinwirken werden! Die aste Welt dem Bariton Sgr. Gnone Frische der Stimme mangeln soll. Im Mai trifft eine französische Operngescllschaft unter Direktion eines Herrn Herrmann ein und gicbt im Victoriatheatcr Vorstellungen im Gebiete der komi schen Oper. Es sollen zehn, in Berlin noch unbekannte Opern ter Pariser „Oper» comiqus' von A. Adam, A. Maillard, Victor Masse, Ambr. Thomas re. zur Auf führung kommen. — In München haben die Proben zu Richard Wagner's „Tristan und Isolde" begonnen; dieselben finden unter Leitung des Componistcn und Hans v. Bülow's statt. Außer den Herren Schnorr v. Ca- rolsfeld und Mitterwurzcr vom Dresdner Hoftheater wir ken die Gattin des Elstern, die k. bayerschc Hofopcrn- sängerin Fräulein Dcinet und Herr Zottmayer, zuletzt in Prag engagirt, in dieser Oper mit, welche im Laufe des Mai zur Aufführung gelangen dürfte. — Aus Pa ris berichtet man, daß die italienische Oper „!.» vuclie»»» <ii 8»ll 6ruli»oo" von Graffigna in ihr Repertoire aus genommen und durch den soliden Werth der wenngleich nicht durchgängig originellen Musik einen befriedigenden Erfolg erzielt hat. Im lyrischen Theater gelangte eine komische Oper Edouard de Hartog's „Die Hochzeit deS Don Lope" zur Aufführung. Man rühmt den elegan ten Stil des Werke- und die pikante Instrumentation. — Wie dies bereits in Frankreich geschehen, will man ebenfalls in England dem Grundsätze de» „Freihandels auch in der Kunst" Geltung verschaffen. Dies soll, einer Meldung au» London zufolge, durch eine von Mitglie dern des Parlament» noch in dieser Session cinzubrin grnde Bill geschehen. Die privilegirtcn Thratcrdirectoren mußten nämlich die Erfahrung machen, daß sie nicht im Stand« find, mit dem Grog und der Cigarre der Musik hallen zu concurriren; auch der Versuch, diesen da» Hand werk zu legen, indem sie die Eigenthümer wegen unerlaub ter Darstellung von Bühnenstücken vor die wird die Folgen der Umgestaltung, die in Amerika vor sich gegangen, schnell und tief genug zu empfinden be kommen. Schon auS der Erklärung des StaatSsccrctärs Seward: „Wenn England gerecht ist, wird Canada unbe helligt bleiben," läßt sich der Schluß ziehen, daß die Union aus ihren während des Krieges ausgelaufenen Beschwerden jetzt Forderungen an England zu formutrren gedenkt, deren Nichsgewährung allerdings Canada gefährden würde!" — Die „Presse" sagt u. A.: „Der Bürgerkrieg hat ein trauriges Wunder geschaffen. Eine neue militärische Na tion erster Größe hat sich im Laufe von vier Jahren gebildet. DaS amerikanische Vclk wird nicht eher sich zur Ruhe geben, als bis es gezeigt hat, daß cs eben so gut mrt Erfolg auswärtige Kriege wie Bürgerkriege zu führen vermag Wir legen keinen Werth auf die halb friedfertig lautenden Worte des Ministers Seward. Er will Canada unbehelligt lassen, falls England gerecht ist, und er will eine Politik der Nichtintcrvcntion befolgen, falls das Volk nicht eine andere Politik fordern sollte. Aber wir möchten zehn gegen eins wetten, daß das Volk ein Gelüste nach Interventionen an den Tag legen wird, und wir halten cs für ausgemacht, daß es England, thue es was es wolle, nie gelingen kann, so gerecht zu sein, wie eS di: Vereinigten Staaten verlangen. Eine der nächsten Posten dürfte uns den gänzlichen Untergang der consvderirleu Sache melden, aber Niemand in Amerika wird glauben, daß der Kanonendonner, w tcbrr veryallt, nicht bald von Nerckm ertönen werde. Ein Moment der Ruhe dürf e aller-ings cintrcten, aber kaum ein Moment d.s Vertrauens. Bis Canada glücklich verlor n gegan gen, wird sich England nicht erleichtert fühlen, und Frankreich nicht, bis sein letzter Soldat aus Merico heimgekchrt sein wird. Wie aber der Kaiser Napoleon cs beginnen soll, Truppen aus jenem Lande zurückzu- ziehen, ist nicht leicht mit den voraussichtlich eintretcnden Ereignissen irr Einklang zu bringen. Unzweifelhaft wird der den Amerikanern so eigene abenteuernde Geist Sol daten der südlichen wie der nördlichen Heere in das Jua- r istische Lager treiben. Haben sie Erfolge, so werden sie noch mehr ihrer Gefährten unter di: republikanische F'hne locken; haben sie keine, so wird der nationale Ehrgeiz, ihre Lanke leute nicht von Europäern schlagen zu lassen, ihnen noch größere Zuzüge verschaffen. Dann tritt für den Beherrscher Frankreichs das gefährlichste Dilemma ein, welches ihm bisher auf scincm glücklichen Pfade be gegnete. Er vermag nicht, seine Truppen, als ihrer Aufgabe nicht gewachsen, zurückzuziehcn; aber wenn er nun ihre Zahl auch verdoppelt und vervierfacht, wo ist hse Garantie, daß sie dann derselben genügen können?" — Der „Botschafter" beuicrkt u A: „Lee ist auf Lynchburg retirirt, unmittelbar von Grant verfolgt. In dieser raschen Verfolgung liegt die sicherste Bürgschaft, daß der Sieg von Richmond gehörig ausgenützt wirb. Lee wird sich wohl noch einmal schlagen, denn er ist ein verwegener, kühner General, allein er muß der Ueocr- rnacht erliegen und dann ist es mit dem großen Kriege vorbei. Die Freunde Lcr Konföderation werden nun vom Gucrrillakricge Großes hoffen, aber von einer Fort dauer Les Bürgerkrieges wird darum Niemand sprechen können. Das große Werk der Neubegründung der Union ist somit größtcntheils vollbracht. Die Erklärung des Herrn Sewarv gicbt den europäischen Staatsmännern viel zu dcncksar. Amerika ist durch den Krieg riesig ge wachsen, ist eine Militärmacht ersten Range» geworden und fühlt die eigene Kraft. Es spricht zu seinen Nach barn: Wenn Ihr Euch gut betragen wollt, sollt Ihr unangetastet bleiben. Das ist die Sprache eines Volkes, welche» große Thaten vollbracht hat. Ob Amerika sich nach dem Kriege blos mit seinen inner» Angelegenheiten beschäftigen, oder ob es im Bewußtsein seiner Stärke mit gewaltiger Hand über die Grenzen hinausgreifcn wird, — wer kann cs wissen? Fast möchten wir aber das Letztere glauben." Die Nachricht, daß Richmond gefallen und Lee'» Armee fast vollständig vernichtet worden ist, hat in der französischen Presse, die im Allgemeinen mehr den Südstaaten zugethan war, unangenehm überrascht. Von den Pariser Abendblättern begrüßen nur drei die Nieder- Gerichte citir'en, war vergeblich. Bei diesen Anklagen handelte cs sich vor Allein darum, zu constatiren, was ein Bühnenstück sei. Konnte die Vorstellung einer Mu sikhalle als solches dargethan werden, so wurde der Eigcn- thümer unrettbar vcrrrrthcilt. Die Entscheidungen der verschiedenen Polizeilichster sind aber so widersprechend, daß von dem Feststehen des Begriffes eines »tsAs-pIsx nicht die Rede sein kann. Ein Irländer und seine Schwe ster, welche unter dem nom äs xuoi-io „ Il,o D'äubsn« " gym nastische Duelle aufsührtcn, wurden zunächst al» Ueber- tretcr der Theatergesetze aufgegriffen. Der Polizeirichler erklärte jedoch, daß die fragliche Darstellung keine Theater vorstellung sei, da Beide zwar im Costüm aufträten, aber aus der Rolle fielen, indem sie sich gegenseitig über den Kopf sprängen. Die Alhambra wurde dagegen wegen eines BalletS vcruriheilt, „weil cs einen Sinn habe", was allerdings mehr ist, als sich vielen modernen Dra men nachrühmcn läßt. Ebenso wurde der Inhaber von Canterbury,Hall verurtheilt, weil er unter d-m Ti'el „Hodge Podge" ei» Stück aufführen ließ, in w lchem alle Mitspielenden nur als „Geister" auf die Bühne gewor fen werden und kein leibliches Wesen die Dreier betritt. Nach Ansicht des Polizeirichtcrs bilde« nämlich die Gci- stererscheinungcn „ein legitimes Element der Theatervor stellungen", wie sich auS dem Hamlrt'schen Geiste schlie ßen lasse. Uebrigens dürfen nicht mehr als zwei Per sonen auf der Plattform einer Musikhallc miteinander sprechen, ohne gegen die Theatergesetze zu verstoßen; aber singen dürfen fo Viele als nur wollen. — AuS Chri stian ia meldet man die Bereicherung der norwegischen dramatischen Literatur durch ein neues Schauspiel Björn» stjernc Björnson'S „Maria Stuart in Schottland". Diese» Stück ist da» erste eines mehrere Abteilungen umfassen den historisch-dramatischen Gedichte» in der Weise von Schiller'» „Wallenstein", oder Shakespeare'» geschichtlichen läge der Südländer mit Befriedigung: die „Opinion Na* tionale", der „TempS" und der „Avenir National"- Die „France" giebt die betreffenden Depeschen trocken wieder. Die „Patrie", ganz südlich, sagt nur einige un bedeutende Worte an der Spitze ihres BülletinS, indem sie als, wenn auch schlechter, Trost hinzusügt, daß da» Agio in New-Port nur unbedeutend gefallen sei. Di« „Presse" macht auch keine Bemerkungen, während dagegen da» officielle „PayS" mit der Hoffnung zu trösten sucht, daß der Bürgerkrieg in Amerika forkdauern und in einen schrecklichen und unerbittlichen Guerrillakrieg übergehen werde. Von englischen Blättern ist uns über das ameri kanische Ereigniß bis jetzt nur eine Aeußerung de» „Globe" bekannt, welcher schreibt: „Wieviel Mann Lee auf seinem Rückzüge noch mit sich genommen hat, läßt sich unmöglich sagen. Daß er aber an Tobten, Verwun deten und Gefangenen keine 40,000 Mann verloren hat, wie die nichtamtlichen Berichte melden, dürfen wir als sicher betrachten; denn wenn seine Verluste so groß wä ren, würde er ganz ohne Heer sein. Da wir jedoch die volle Schwere seines Verlustes nicht kennen und nicht wissen, bis zu welchem Grade sein Heer zersprengt wor den ist, so können wir nicht beurtheilen, ob es ihm mög lich gewesen ist, seine Truppen zu Burkesville wieder zum Stehen zu bringen, Wenn er das nicht konnte, so wird ihm auch Lynchburg wenig genützt haben Sherman hatte Goldsboro nicht verlassen, aber ein anderer Fein war im Felde erschienen. Stoneman war an der Spitze einer Cavalcrieabtbeilung von Greenville in Osttennefsee aus in Nordcarolina cingerückt und befand sich zur Zeit der letzten Nachrichten zu Boone, d. h. auf dem Wege nach der von Lynchburg über Danville nach Charlotte- führend:« Bahn. So finden sich denn die Conföderirten nach dem Falle Richmonds auf allen Punkten bedroht, durch Slsnemann im Westen, durch Sherman im Osten Nordcarolinas und durch das siegreich: Heer Grant's im Herzen Virginiens. Es ist das ein furchtbarer Preis, den sie für das Vergnügen zahlen müssen, ein Heer bis nach Nasbville vorgeschoben zu haben, sowie dafür, daß sie sich bis zur elften Stunde nicht dazu entschließen konnten, die Sclaven zu befreien und zu bewaffnen." Lngcsgcschichre» Dresden, 18 April. Am ersten Osterfeiertage früh 7 Ubr verschied nach kurzem Krankenlager im Alter von 77 Jahren der Staatsminister a. D. v. Wietersheim. Die Leiche wurde heute Morgen 8 Uhr durch Hr«. Hofpre- diger De. Käuffer im engen Kreise der Familienangehörigen feierlich eingesegnet und sodann zur Bahn geführt, um zur Beisetzung nach Nöbdenitz im Altenburgschen überführt zu werden. Der Verewigte war in der Festung Luxemburg gebo ren, wo sein Vater als österreichjcher Hauptmann in Garnison stand. Noch «ls Kind kam er mit seinem Vater, der den Abschic' genommen, nach Sachsen zurück, erhielt auf dem väterlichen Gute Puch bei Bitterfeld seine Erziehung, studirte dann in Leipzig die Rechte und trat nach voll endeten Studien bei der Landesregierung rin. Die Feld züge von 1813—1814 machte er als Offizier beim säch sischen Banner mit. Bei der Thcilung Sachsens blieb er, obschon seine väterlichen Besitzungen nun im preußi schen Gebiete lagen, im sächsischen Staatsdienste. Er wurde Hof- und Justizrath bei der Landesregierung, später stand er den Kreishauptmannschaftcn im voigtländischcn und erzgebirgischen Kreise vor. 1830 trat er atS Dtrector in die Commerzdeputation an de» zum Staatsminister ernannten v. Lindcnau Stelle; im I. 1831 ward er nach Auflösung der Landesregierung zum Präsidenten der für die Verwaltung an deren Stelle getretenen Landcsdirec- tion, i. I. 1835 aber nach der Errichtung der 4 KrciS- dircctioncn zum Dircctor einer umfassenden Unterab- theilung im Ministerium des Innern und gleichzeitig zum Kreisdircctor in Dresden ernannt. Bald darauf erhielt »r den Charakter eines wirklichen Geh. Raths. Fünf Jahre Ipäter trat er als Kultusminister in das Cabinct, in welcher Stellung ihm das Großkreuz de» Verdienstordens ver« liehen wurde. 1848 trat er auS dem Staatsdienste. Doch Tragödien. Björnson'S Trilogie „König Sigurd" wird nächsten» nebst zwc« andern Stücken desselben, nämlich „Hulda" und „Zwischen den Schlachten" in deutscher Be arbeitung von Edmund Lobcdanz als Theil der Biblio thek ausländischer Clajsiker im Berlage deS bibliographi schen Instituts zu Hildburghausen erscheinen und uns Gelegenheit bieten, die hervorragenden Leistungen deü nor wegischen Dichters als Dramatiker kennen zu lernen. Die Zahl der Beglückwünschungen und Geschenke, welche Marr in Hamburg aus Anlaß seines 50jährig«n Kiinstlerjubiläums wurden, war eine außerordentlich große. Lorbeerkränze, kunstvoll auszeführte Adressen, telegraphi sche Grüße rc. gingen von allen Seiten ein; auch in Dresden hatte man mehrseitig des Jubilars gedacht. Vom Könige von Preußen empfing derselbe de« Kronenorvcn. Das Hamburger Stadttheater übergab ihm u. A. einen Originalzettcl derjenigen Aufführung, in welcher der Ju bilar vor 50 Jahren zum ersten Male eine handelnde Noll: aussnhrte, nachdem er schon vielmals in Statisten rollen auf der Bühne erschienen. Dieser Zettel war noch einmal in Golddruck auf weißem Atlas hergestcllt. Da» Stück war: „Die Räuber auf Maria-Kulm", von Kuno, worin Heinrich Marr den Bürger von Eger gab. Die Worte dieser seiner ganzen Rolle lauteten: „Kein Haar von ihnen soll entwischen. Dafür ist schon gesorgt!" * In Wien w-ren, wie der „Wanderer" meldet, am 13. April drei Schauspieler deS Carltheater», welche im letzten Stücke Kaiser» „Cajus und ScmproniuS" beschäf tigt waren, vor die k. k. Polizeidirection geladen. Herr Ascher, der in jenem Stücke in der MaSke deS StaatS- minister» erschien, wurde zu acht Tagen Arrest, die Herren Küstncr und Braunmüller zu einer Geldstrafe von je 5 Fl. verurtheilt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite