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WeWH-Milg Mit land» «nd harrSwirthschastlicher Monatsbeilage. Sonnabend, dm 12. Dezember 1891 Nr. 147 57. Jahrgang in ArauenftMr Nadlermstr Hardt- Gla-Hütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappelr Kaufmann Theu erkauf. Verantwortlicher Redakteur: Msui Ikhne in Dippoldiswalde Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltungSblatt." .... Amtsblatt . ,E für die Königliche KmishaupLinmmschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichm Kmtsgerichle und die AadkaHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein von Gästen nicht fehlte. Zunächst hielt der stellver tretende Vorsteher Schwenke ein begrüßende Ansprache, an derem Schluffe ein Hoch auf Se. Maj. den König ausgebracht wurde, worauf die Sachsenhymne gesungen wurde. Weiter brachte er ein Hoch auf Se. König!. Hoheit Prinz Max, dem Protektor des Vereins, und endlich auf die werthen Gäste. Während dann Alle in bester Laune war, spielten 6 Mitglieder des Vereins Theater und hatten dazu das Stück „Das Standes amt" gewählt, welches gut eingeschult war und muster haft aufgeführt wurde. -5 Kreischa. Die Thätigkeit des Komitees in der für unsere Gegend zur brennenden TageSfrage gewor denen Eisenbahnangelegenheit ist nunmehr so weit vorgeschritten, daß die mit den Unterschriften sämmtlicher Vertrauensmänner versehenen diesbezüg lichen Petitionen abgesandt werden konnten. Man hat je ein Exemplar der Ersten Kammer, der Zweiten Kammer, dem kgl. Finanzministerium und dem Land tags-Abgeordneten des Bezirks, Herrn Gutsbesitzer Steyer-Reinholdshain, überreicht. Wir wollen den er sehnten Erfolg erhoffen! — In Blasche's Etablissement hielt der Männer gesangverein am Mittwoch Abend einen Familien- Abend mit seinen Mitgliedern und Gästen die sich da zu, wie immer, zahlreich eingesunden hatten. Die erste Darbietung bestand in einem Concert der jetzt in hie siger Gegend concertirenden Violin- und Klavier-Vir tuosen Geschwister Boucher aus Paris, die für den Abend gewonnen worden waren. Rauschender Beifall und wiederholtes Hervorrufen lohnte die Künstlerinnen. Darauf trugen die aktiven Mitglieder mehrere Chor lieder mit der gewohnten Exaktheit vor. Alsdann folgte ein animirter Ball, der wiederholt durch Vor träge unterbrochen wurde. Besonder» Beifall sanden die Lieder eines gemischtchörigen Quartetts und die Darbietung einer Damenkapelle, die auf den verschie densten Instrumenten und Gegenständen einen Walzer zum Besten gab, den die Anwesenden in oorporo tanzten. Ganz besondere Heiterkeit erregte aber der wohlgelungene Vortrag des humoristischen Terzetts: „Wer trägt die Pfanne weg?" Mit dem Bewußtsein fröhlich durch lebter Stunden trennten sich die Theilnehmer am frühen 'Donnerstagmorgen. — Der Turnverein in Lungkwitz hält Sonntag, den 13. d. M., einen Familienabend im Erbgericht ab. — Die Gemeinden Theisewitz-Kleba nehmen jetzt einen umfangreichen Straßenbau vor. Die Steigung der Dorfstrabe, die bisher zum Theil 1:3 betrug, ver mindert sich nach Fertigstellung des Traktes auf 1:15. Die Kosten sind aus 1500 Mark veranschlagt. — Der hiesige erkrankte Hilfslehrer, Herr Kreisch- mar, wird vor Neujahr nicht wieder in sein Amt treten; es sind deshalb behördlicherseits die anderen Herren Lehrer beauftragt, die Stellvertretung zu über nehmen. Hoffentlich kann der beliebte junge Mann im neuen Jahre seine Thätigkeit fortsetzen. Dresden. Die Zweite Kammer beschäftigte sich am 9. Dezember mit dem Anträge des Abg. Opitz und Genoffen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, beim Bundesrathe dahin zu wirken, daß den bei der Börse bestehenden, neuerdings wieder in besonders starkem Maße hervorgetretenen Mißständen im Wege der Gesetzgebung entgegengetreten werde. Nachdem Abg. Opitz diesen Antrag mit dem Hinweis auf die bekannten Ausschreitungen an der Berliner Börse begründet und verschiedene Mittel und Wege angedeutet hatte, auf dem Gesetzgebungswege die vorhandenen Mißstände zu beseitigen oder zu mildern, erklärte Staatsminister v. Metzsch, daß , dis Staatsregierung dem Anträge sympathisch gegenüberstehe und die auf Beseitigung der Mißstände gerichteten Bestrebungen unterstütze» werde, daß sich aber auf der anderen Seite nicht ver kennen lasse, daß große Schwierigkeiten zu überwinden seien, und ein Erfolg besonders dann zu erwarten sein werde, wenn seitens der sinteressierten Kreise darauf hingearbeitet werde, daß die schädlichen Usancen der Börse beseitigt und Grundlagen geschaffen würden für die solide Geschäftsgebahrung, daß die Börse aus sich selbst heraus sich reorganisiere. In der hierauf fol genden Erörterung legte Vizepräsident Georgi die Schwierigkeiten, welche sich gesetzgeberischen Maßnahmen entgegenstellen, eingehend und unter besonderer Her vorhebung der beim Kammzuggeschäft vorhandenen Verhältnisse dar. Abg. Klemm betonte besonders die Nothwendigkeit der Selbsthilfe, Vizepräsident Streit v glaubte, daß die Gesetzgebung in der Richtung der Bekämpfung des HazardspielS leicht ergänzt werden könnte. Nachdem Abg. Uhlemann (Görlitz) den Antrag befürwortet hatte unter Hinweis auf die Preistreibereien für Getreide, glaubt Abg. Liebknecht, die Ursache, wamm der Antrag gestellt worden sei, in dem Bestreben suchen zu müssen, den Zorn des Volks über die höhen Nahrungsmittelpreise von den Kornzöllen auf die Börse abzulenken. Abg. Baffenge legte klar, daß die säch sischen Börsen von den Mißständen, die man bezüglich der Berliner Börse wahrgenommen habe, frei feien, und daß für die Preiserhöhung des Getreides weder die Kornzölle, «och die Landwirthe, noch die Börse oder der Handel verantwortlich zu machen seien, die Preise vielmehr sich gebildet hätten auf der Grundlage der tatsächlichen Verhältnisse. Nachdem noch Abg. v. Oehlschlägel für den Antrag eingetreten war, wurde derselbe einstimmig angenommen. , — In der Sitzung am 10 Dezember überwies die Kammer den Bericht über die Verwaltung der Landesbrandoersicherungsanstalt in den Jahren 1889 und 1890 an die Rechenschaftsdeputation, und erklärte sich auf Antrag der Finanzdeputation Zr gegen 11 Stimmen einverstanden mit den allgemeinen Grund sätzen, nach welchen die im Staatshaushaltsetat auf die Finanzperiode 1892/93 vorkommenden Gehalts erhöhungen eingestellt worden sind, behielt sich aber die Prüfung der einzelnen Gehalte bis zur Berathung der einzelnen Etats vor. Den Anträgen der Be schwerde- und Petitionsdeputation entsprechend ließ die Kammer schließlich eine Petition des pensionirten Ober schaffners Hermann Benjamin Wagner in Löbtau um Gewährung einer Rente zu seiner Pension auf sich be ruhen, wogegen eine Petition der städtischen Kollegien zu Lommatzsch um Jnwegfallstellung deS Jahrmarkts geldes der Staatsregierung zur Kenntnißnahme über wiesen wurde. — In dem dritten Verzeichnisse der bei der Be schwerde- und Petitions - Deputation der Zwesten Kammer eivgegangenen Petitionen findet sich auch die vom Gemeindevorstand Sommerschuh in Poflendorf und Genoffen mit aufgeführt, welche um Herstellung einer Bahnverbindung zwischen Dresden, Gittersee, Hänichen, Poffendorf und Kreischa bittet. — Das neueste Gesetz- und Verordnungsblatt ent hält für die Apotheker sehr bestimmte und strenge Vorschriften über den Handverkauf, sowie über das Wiederhol-» der Rezepte. Man darf sich daher nicht wundern, wenn Arzneimittel, die man sonst ohne Rezept in den Apotheken erhielt, nicht mehr abgegeben, und wenn Arzneien auf daffelbe Rezept nicht mehr als einmal angefertigt werden. Die- gilt besonders von Morphium und Chloralhydrat. Ferner sind alle Mittel, die eingenommen werden, in runden Flaschen, alle zum äußerlichen Gebrauche verwendeten Arzneimittel dagegen in sechseckigen Flaschen, an welchen drei Seiten glatt und die übrigen drei mit LängSrippen versehen Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 11. Dezember. Wie alljährlich, so hat unsere Volksbibiothek auch in diesem Jahre wieder namhafte Unterstützungen durch das königl. Ministerium des Innern, sowie aus der Stadtkaffe und der Kaffe des Gewerbe-Vereins erhalten, sodaß eine abermalige ganz wesentliche Erweiterung der Bücherbestände ermöglicht wurde. Mit einem Auf wande von ca. 120 M. sind 60 Bände neu beschafft worden. Durch eine entsprechende Auswahl, welche von dem Grundsätze ausging: „Wer Vieles bringt, wird Jedem etwas bringen", ist thatsächlich den ver schiedensten Anforderungen und Wünschen genügt wor den. In ganz besonders ausgiebiger Weise ist die Unterhaltungsliteratur, die am meisten begehrt wird, bedacht worden. Hier finden wir geschichtliche Romane von Felix Dahn („Attila", „Die Kreuzfahrer" und „Bis zum Tode getreu") und Höcker („Die Brüder der Hansa"), die gemüthstiefen Erzählungen von An zengruber („Der Schandfleck", „Der Sternsteinhof") und Rosegger („Der Gottsucher" und „Heidepeters Gabriel"), sowie einfach schlichte Erzählungen von Fries, Horn, Natusius und Nordheim. Redwitz ist vertreten durch den umfangreichen köstlichen Roman „Hermann Stark", Jul. Wolf durch „Der wilde Jäger", Spiel- hugen durch den Roman „Ultimo", und von Hacklän der sind einige seiner besten Werke („Eugen Still fried" und „Namenlose Geschichten") beschafft worden. Die belehrende Literatur ist vertreten durch Karl Biedermann „Deutschlands trübste Zeit", Bülow, „Reiseskizzen aus Ostafrika", Thomas „Das Buch der denkwürdigen Entdeckungen", Klotz „Im zoologischen Garten", Koch „Beiträge zur Geschichte des deutschen Handwerks", und ein umfangreiches Werk von Rechen berg „Hausherr und Hausfrau" giebt Auskunft über alle möglichen Fragen auf dem Gebiete des häuslichen und geschäftlichen Lebens. Mit diesem Hinweis sei denn die fleißige Benutzung der Volksbibliothek allen Freunden einer gesunden Volksliteratur aufs Ange legentlichste empfohlen. Die Nachträge des Katalogs, sowie die Neuanschaffungen im vorigen und in diesem Jahre sind zu einem neuen 2. Hauptnachtrag vereinigt worden, welcher von dem Herrn Bibliothekar Fretter entnommen werden kann. Derselbe ist in den Biblio theksstunden (Sonntag von 11 bis 12 Uhr) zu jeder Auskunft gewiß gern bereit. — Bereits am vergangenen Dienstag durchbrauste ein von heftigen Regengüßen begleiteter Sturm unser Gebirge. Nachdem derselbe am Mittwoch ausgesetzt, stellte er sich am Donnerstag wieder ein und heult gegenwärtig noch ganz entsetzlich in den entlaubten Bäumen. Von allen Seiten wird endlich einmal ein ordentlicher Schneefall gewünscht, die Landleute er sehnen ihn zur Bedeckung ihrer Felder und die Ge- werbtreibenden erhoffen von der sich entwickelnden Schlittenfahrt einen Aufschwung des darniederliegenden Geschäfts. Reichstädt. Durch einen mit Holz beladenen Wagen, den er auS dem Walde geholt, und den der herrschende Sturm auf ihn warf, wurde am gestrigen Donnerstag der etwa 16 Jahre alte Sohn des Guts besitzers Langer erdrückt und sofort getödtet. Luchau. Freitag früh in der 6. Stunde ist die zum hiesigen Petzold'schen Erbgericht gehörige, im Jahre 1875 neuerbaute Scheune durch Feuer zerstört worden. (Der Feuerschein war wieder ein ganz bedeutender und ällarmirte er die Bewohner weit in der Runde.) Dittersdorf b. Glashütte. Der hiesige Militär- Verein „Prinz Max" hielt am vergangenen Sonntag beim Kamerad Müller hier fein 5. Stiftungsfest ab, wobei e- an zahlreichem Besuch von Mitgliedern wir Äwfoi'itto feil' ilio nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbinderinstr. Schütze für vtt mann,-in Glashütte: Buchbindermstr Schul Blattes eine' sehr/wirk same Verbreitung finden, werden mit tÜ Ma. di« Spaltenzeile oder beten Raum berechnet. — Ta« bellarische rmd cornplieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — SiW«- sandt, im revaktirmrur» Theile, die Spalten« il« 2« Pfg. Dn>. „Wei-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend, — Preis vierteljährlich 1 M. W Psg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.