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Wchmtz-MW Die „Weißeritz - Zeitung - «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- M--Amtsblatt für die Mialiche UmishaupimaMschafl Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Inserate, welche bei ve, bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiime- sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsritigrm „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- nnd hanSwirthschastttcher Monatsbrilage. ., — .. " nebmcn an: in Dippoldiswalde: die Trpedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt- Ak dlk „MklEkkltz'FkMllö mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 150. Sonnabend, den 19. Dezember 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Endlich scheint es, als ob wir in diesem Jahre doch noch weifte Feiertage haben sollten, nachdem bei schlechtem Regenwettcr und Sturm die schützende Schneedecke lange genug aus sich hat warten lassen. Seit der Nacht zum Donnerstag schneit es bei uns langsam sott, so daß zu erwarten steht, daß wir bereits am Sonntag eine von leichten Schlitten zu benutzende Bahn haben werden. Durch die letztere werden hoffent lich die Bewohner der Umgegend veranlaftt, unsere Stadt zu besuchen und hier ihre Weihnachtseinkäufe zu besorgen. Bei der jetzigen flauen Zeit, über die allerorten geklagt wird, wäre allen Geschäftsleuten ein reger Weihnachtsverkehr sehr zu gönnen. — Der letzte Theaterextrazug war insgesammt von 150 Personen benutzt. —* Am Dienstag, den 15. ds. Mts., Nachmittags nach 5 Uhr, ist der von Kipsdorf kommende Güterzug bei dem Uebergange zur Karnahlmühle in Ulberndorf in das diesen Uebergang passirende zweispännige Last geschirr des Mühlenpachters Liebscher gefahren. Durch den Anprall wurde der Wagen umgeworsen, während der Geschirrführer sowie die Pferde ohne Verletzungen davonkanien. Daß größeres Unglück verhütet worden ist, mag lediglich der Aufmerksamkeit des Lokomotiv führers Burkhardt zu verdanken gewesen sein, welcher den Zug sofort zum Halten zu dringen bestrebt ge wesen ist, als er wahrgenommen hat, daß der vor ihm herfahrende Geschirrsührer die Pferde nach dem Ueber gange geleitet hat. — Wir wollen hiermit im Interesse der betei ligten Personen und zur Vermeidung von späteren Straffällen darauf aufmerksam machen, daß alle Die jenigen, welche nach den bestehenden gesetzlichen Be stimmungen wegen eines Gewerbes oder Handels im Umherziehen einen Wandergewerbeschein zu führen nöthig haben, für das kommende Jahr 1892 die Ausstellung eines solchen Scheins, ohne welchen sie ein derartiges Gewerbe bei Vermeidung der gesetz lichen Strafe unbedingt nicht ausüben dürfen, dafern es nicht bereits geschehen, nunmehr schleunigst bei ihrer Gemeindebehörde beantragen, damit sie rechtzeitig in den Besitz des erforderlichen Wandergewerbefcheins gelangen. Die später eintretende, ost harte Strafe tbut weh, darum nicht vergessen, ven fraglichen Schein rechtzeitig einzulösen, denselben übrigens aber später bei Ausübung des betreffenden Gewerbes bei sich zu führen. — Die Sitte, Lebensversicherungspolizen als Weihnachtsgeschenke zu verwenden, verbreitet sich er freulicherweise immer mehr. Ein derartiges Dokument ist das sichtbare Zeichen treuester Fürsorge eine« Fa milienvaters, denn dadurch sorgt er für die Seinen noch über das Leben hinaus, wenn ja einmal er un erwartet abgerusen werden sollte. Eine solche Polize ist auch ein ganz paffendes Geschenk für ein Kind, wenn, z. B. zahlbar nach 20 Jahren, diesem eine Aus steuer fürs Leben werden soll. Es giebt jetzt überall Vertreter guter Lebensversicherungen und auch Ver treter der Sächs. Rentenversicherungsanstalt, die alle gern näheren Ausschluß ertheilen. Wer daran noch nicht gedacht und eine Polize unter des Christbaums strahlende Zweige legen will — noch ist eS Zeit. — Handhabung des Postdienstes während der bevorstehenden Weihnachtszeit: Sonntag den 20. De zember ist der Schalter geöffnet: 8—9, 11—12 Uhr Vormittags, 2—7 Uhr Nachmittags. — Am 25. De zember — 1. Feiertag — wird der Dienst wie an jedem anderen gesetzlichen Feiertag wahrgenommen. — Die Landbestellung ruht am 25. Dezember, dagegen werden am 26. Dezember sämmtliche Ortschaften bestellt. —* Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 25. September d. I. bei dem Wirthschaftsbesitzer Fritzsche in Liebenau entstandenen Brandes hat die kgl. Brand versicherungs-Kammer der Gemeindespritze von Wal tersdorf, sowie der Spritze der freiwilligen Feuer wehr zu Lauen st ein Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. von 25 M. verwilligt. Reinberg. Der hiesigen Gemeinde ist in diesem Jahre die erste Spritzenprämie bei Bränden in Nachbarorten bereits zwei Mal zuerkannt worden. Erstmalig bei dem Hermsdorfer und letztere bei dem Oberhäslicher Schadenfeuer. Hiermit dürfte der Be weis für die Leistungsfähigkeit der dortigen Spritzen mannschaft gegeben sein. — Herr Gemeindevorstand Reichert daselbst ist auf weitere 6 Jahre einstimmig wiedergewählt worden. Frauendorf. In Anbetracht der in neuerer Zeit gesetzlich angeordneten Prüfung verschiedener Gebrauchs gegenstände, u. A. auch der Biergläserdeckel bez. ihres Bleigehaltes, bei denen doch aber die Flüssigkeit immer hin nur wenig mit dem Metall in Berührung kommt, sei auch einmal auf die hierorts und gewiß auch ander wärts von Einzelnen geschehene Anwendung von wenig oder garnicht innerlich verzinntem Blei röhr zu Wasserleitungszwecken hingewiesen. Gewiß manche unerklärlich erscheinende Magen-, Leib- unv Gliederschmerzen bei Familienangehörigen dürften auf einen Trunk aus einer solchen, wenn auch nur stück weise», Bleirohrleitung, in welcher vielleicht das Wasser über Nacht gestanden, zurückzuführen sein; denn Blei vergiftung äußert sich außer nbch anderen auch durch diese Erscheinungen. Mithin Vorsicht! Reichstädt. Wie zu vermuthen stand, ist der Brand bei dem hiesigen Stuhlbauer Neubert durch Anlegung verursacht worden. Der That geständig ist die 30 Jahre alte, aus Niedercolmnitz gebürtige Ehe frau des Kalamitosen. Dieselbe ist daher am 16. De zember an das kgl. Amtsgericht Dippoldiswalde ein geliefert worden. . Ob indeß zu ihrer Bestrafung zu gelangen sein wird, dürste sehr fraglich sein, da die selbe schon seit längerer Zeit in hohem Grade nervös ist, sich auch deshalb bereits in Behandlung mehrerer Aerzte befunden hat und wohl ohne Zweifel in einem Anfall geistiger Störung zu der verhängnißvollen That geschritten ist. * Pretzschendorf. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Carl Fürchtegott Kleber ist am Abend des 14. d. M. eine Kuh umgestanden, welche nach bezirksthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Cadaver hat daher vorschriftsmäßig vergraben werden müssen und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Kleber besitzt noch 17 Stück Rinder, welche bei vor genommener Untersuchung durchgängig gesund er schienen. Glashütte. Die hiesige neuhergestellte Stadt kirche wird nächsten Sonntag ihre kirchliche Weihe erhalten. Nachdem am Vorabend das Fest eingelauten worden, wird sich ein Festzug vom Kaiserhof „Stadt Dresden" nach der Kirche bewegen, an deren Portal sodann die Schlüsselübergabe stattfindet. Beim Fest gottesdienst wird durch Herrn Sup. Meier aus Dip poldiswalde die nochmalige besondere Weihe vollzogen werden, während die Festpredigt der Herr Ortspsarrer Gast halten wird. Das Blasen des Lutherliedes vom Thurme beendet die kirchliche Feier, an die sich ein Festmahl im Kaiserhof anreiht. Kreischa. Das von mehreren Kaufleuten ange fangene Rabatt-System wird im nächsten Jahre nicht wieder eingeführt werden, da es bei den hohen Ein kaufspreisen sich nur noch auf Kosten der Güte der Waaren durchführen läßt. Bei dem Publikum hatte diese Neuerung nirgends Beifall gefunden, sondern es brachte derselben ein gewisses Mißtrauen entgegen. - Poffendorf. Am vergangenen Sonntag (8. Advent) fand Abends 5 Uhr die letzte Abendmahls feier in dieser Adventszeit statt. Die Betheiligung am heiligen Abendmahl war erfreulicherweise stets eine zahlreiche. — Infolge des überaus ungünstigen Wetters konnte die für Mittwoch, den 16. d. M., anberaumte Versammlung des hiesigen Landwirthschaftlichen Vereins nicht abgehalten werden. — Die gefürchtete Diphtheritis, welche vor mehreren Wochen hier austrat, hat. Dank der ge troffenen Vorkehrungen, keine weitere Ausbreitung ge nommen und kann als fast erloschen betrachtet werden. Rabenau. In der Arbeitsanstalt Saalhausen entsprang Mittwoch ein daselbst untergebrächter Korek- tionär ohne Fußbekleidung und nahm seine Flucht über den Backofenfelsen durch die Weißeritz nach dem Vor holze. Hier begegnete er einen Obernaundorfer Knaben, welcher nach Hainsberg Essen trug, nahm Letzteres dem Knaben weg und verschwand damit im Walde. Dresden. In der Sitzung der Zweiten Kammer am 17. Dezember fand die allgemeine Vorberathung des kgl. Dekrets Nr. 31, den Bau mehrerer Sekundär- Eisenbahnen betreffend, statt. Mehrere Redner be zweifelten die Dringlichkeit der an erster Stelle bean tragten Chemnitzthalbahn, von anderen Seiten wurden Bedenken erhoben gegen die Zweckmäßigkeit der vor geschlagenen Linie Reichenbach-Oberreichenbach-Mylau, wogegen die beiden übrigen Projekte von keiner Seite angefochten wurden. Das Dekret wurde der Finanz deputation L zur Vorberathung 'überwiesen. — Bei den Ständekammern ist weiter eingegangen das kgl. Dekret Nr. 31, den Bau mehrerer Sekundär eisenbahnen betreffend. Es handelt sich um folgende Linien: I) Chemnitzthalbahn, Gesammtkosten 4,087,000 Mark, wovon jedoch 670,000 M. auf den zugleich für Zwecke des Lokalgüterverkehrs bestimmten Anschluß bahnhof bei Chemnitz entfallen; 2) Olbernhau-Neu hausen, Baukosten 1,840,000 M.; 3) Pirna-Dohma- Großcotta, Gesammtkosten 795,000 M.; 4) Reichen bach-Mylau über Oberreichenbach 2,615,000 M. Die erste Linie soll schmalspurig hergestellt werden, während für die drei anderen Normalspur vorgeschlagen wird. — Das vierte Verzeichniß der bei der Beschwerde- und Petitionsdeputation der zweiten Kammer ein gegangenen Beschwerden bez. Petitionen führt u. A. folgende die hiesige Gegend betr. Petitionen auf: Schul direktor emer. Engelmann in Dippoldiswalde und Ge nossen, Petition um Erhöhung der Pensionen der eme- ritirten Lehrer; Gemeinderath zu Schmiedeberg und Genoffen, Petition um Erbauung einer Anschlußbahn an die Linie Moldau-Brüx von Kipsdorf oder Schmiedeberg aus und die Stadtgemeinde Dippoldis walde, Petition um Errichtung des für Plauen bei Dresden in Aussicht genommenen Seminars in Dip poldiswalde. — Das „Dr. Journal" veröffentlicht das in voriger Woche durch die Stände genehmigte Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Ab gaben im Jahre 1892 betreffend. Darnach sind im Jahre 1892, vorbehältlich der endgiltigen Negulirung durch das für die Ftnanzperiode 1892/93 zu erlassende Finanzgesetz, bis zum Erlasse dieses Gesetzes zu erheben: a. die Grundsteuer nach vier Pfennigen von jeder Steuereinheit, k. die Einkommensteuer, o. die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen, st. die Schlacht steuer, ingleichen die Uebergangsabgabe vom Vereins