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„Wcißerih. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WsMtz-MmS. Amtsblatt Jnferate, welche bei de» bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Slaum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reo aktiv neuen Theile, die Svaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. lovali» lnr dio ^pibotid-1!oilnna^ nehmen an: in Dippoldiswalde: die Erpedition, — in Altenberg: Bnchbindermstr. Schütze, — in Nrauenstetn: Nadlcrmstr. Hardt, fttt oll mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 139. Dienstag, den 24. November 1891. 57. Jahrgang. — Fk?»!»..-MUTIr "77^777! I7M-Z7I7777H7— ' 777 »— »»» » ! ---sDs<S»^SW> Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Hochgenüsse kann nicht nur die Köchin bereiten, wie vr. Nobin in dem Dresdner Ensemble-Gastspiel behauptete, noch viel größere vermag die Gastspielgesellschaft zu bieten, die am Sonn tag in der Reichskrone erstmalig, aber hoffentlich nicht letztmalig, eine zahlreiche Besucherschaft mit drei Ein aktern erfreute. Nach dem sehr ernsten Schauspiele „Die Geschwister", von Göthe, folgte „Doktor Nobin", von Friedrich, ein zwar ernstes Charakterbild, worin aber in heiterster Weise einem Schauspieler Gelegenheit gegeben war, seine Künste auf ein schwärmerisches Mädchen wirken zu lassen, selbiges zu ernüchtern und von ihm, dem umschwärmten Schauspieler, ab und ihrem Verlobten wieder zuzuwenden. Der letzte Ein akter „Die erste Thräne", von S. F., führte uns eine junge Frau vor, wie sie sein soll, heiter und lachend, und doch ist ihr Mann nicht zufrieden, denn er ver mißt in ihr ein tiefes Gemüth, weil sie in den drei viertel Jahren ihres Ehestandes noch nie geweint hat. Auch läßt er sich von den Schilderungen eines Freun des über dessen nervöse Frau nicht von seinem Wahne belehren, bis sein verstellter Unwille beim Frühstück nnd zuletzt ein Versöhnungsbrief des Vaters der Frau die erste erwünschte Thräne entlockt und so ihr tiefes Gemüth offenbart. — Die Ausführenden wurden ihrer Aufgabe im Großen und Ganzen voll gerecht, nur hätte Herr Göhler als Bräutigam in „Doktor Nobin" etwas feuriger und als junger Ehemann selbst weniger lachen sollen. Für Frl. Margarethe Proska-Stange, die unpäßlich war, trat Frl. Walter auf, die sich aller dings mehr für die Nolle einer jungen, liebenswürdigen Frau, als für die junger schwärmender Mädchen zu eignen scheint, wenigstens spielte sie die erstere vorzüg lich, nur möchte sie sich die wiederholten eigenthümlich drucksenden Kopfbewegungen abgewöhnen. Anerkennens- werthes leisteten auch Frl. Peschel und Herr Freyer. Geradezu meisterhaft war das Spiel des Herrn Sait- macher als vr. Nobin. Es ist zu wünschen, daß diese Damen und Herren recht bald hier wieder austreten, wahrscheinlich würde dann der Besuch ein noch zahl reicherer als er am Sonntag schon gewesen ist. — Nachdem die Leipziger Oekonomische Societät in ihrer Versammlung am 17. Oktober die Bildung eines Verbandes ländlicher Arbeitgeber verhandelt und beschloßen hat, beabsichtigt auch die Oekonomische Ge sellschaft im Königreiche Sachsen zur Lösung der für die Landwirthschaft leider immer brennender werdenden Arbeiterfrage nach Kräften mit beitragen zu helfen. Für die Provinz Sachsen und die thüringischen Staaten besteht bereits ein Verband ländlicher Arbeitgeber, besten gute Folgen sich schon jetzt dort zu zeigen be ginnen. Der Geschäftsführer dieses Verbandes, Herr vr. Suchsland in Halle a. S., welchem in dieser Be ziehung die reichsten Erfahrungen zur Seite stehen dürften, ist von der Oekonomischen Gesellschaft i. K. S. gewonnen worden, einen Vortrag zu halten zwecks Bildung eines Verbandes zur Verbesserung der länd lichen Arbeiterverhältniste im Königreiche Sachsen. Dieser Vortrag wird in einer außerordentlichen Ver sammlung der Oekonomischen Gesellschaft i. K. S. Freitag, den 27. November, Vormittags 11'/, Uhr im weißen Saale der Deutschen Schänke zu den 3 Raben in Dresden-A. Marienstraße Nr. 20, gehalten werden und seien die Herren Landwirthe aus ganz Sachsen auf diesen sicher alle landwirthfchastliche Kreise stark interessirenden Vortrag angelegentlichst mit dem Be merken aufmerksam gemacht, daß Eintrittskarten in der Kanzlei der Gesellschaft, Wiener Straße 7, II, während der Vormittagsstunden unentgeltlich zu entnehmen sind. Gleichzeitig sei darauf aufmerksam gemacht, daß der Vortrag im Druck erscheinen und dadurch allen Kreisen zugängig gemacht werden wird. Derselbe wird sowohl durch die landwirthschaftlichen Kreisvereine oder auch direkt durch die Kanzlei zum Selbstkostenpreise zu be ziehen sein und wird nur darum ersucht, Bestellungen hier auf rechtzeitig zu bewirken, damit bei der Druck-Auflage daraus Rücksicht genommen und alle Wünsche befriedigt werden können. Lauenstrin. Vergangenen Donnerstag Abend gegen 9 Uhr brannte das 10 Minuten von Lauenstein gelegene, früher Göffsl'sche, jetzt Herrn Baumeister Klotz gehörige Schneidemühlengebäude bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die freiwillige Feuerwehr im Verein mit der später erschienenen Pflichtfeuerwehr konnten ihre Thätigkeit nur der Erhaltung der in un mittelbarer Nähe aufgestapelten Holzvorräthe zuwenden. Nach einiger Zeit erschien zur Hilfeleistung noch die Spritze von Liebenau. Altenberg. Postverwalter Reichel hier wird zum 1. Dezember in gleicher Eigenschaft an das kaiserliche Postamt zu Stolpen versetzt und an seine Stelle kommt Postverwalter Jentzsch aus Lohmen. S Glashütte. Die umfassende Renovation, wel cher die hiesige Kirche unterworfen war, ist nun in der Hauptsache soweit beendet, daß den 3. oder spä testens den 4. Adventssonntag die Einweihung erfolgen wird. Zu diesem Zwecke wird bereits ein vom hiesigen Pfarrer Gast komponirter größerer Kirchengesang: ,vo- cloum 1auä6amu8" von Herrn Kantor Müller mit einem größeren gemischten Chor eingeübt. — Am Bußtag Abend >8 Uhr wurde nach Süden zu von verschiedenen Personen ein ziemlich greller Blitz bemerkt — um diese Jahreszeit eine höchst seltene Naturerscheinung. H Poffendorf. Bei den beiden königl. Standes ämtern der Possendorfer Parochie — Poffendorf und Rippien — sind während deS Monates Oktober zur Anmeldung gekommen: Geburten 21 (Standesamt Posiendorf 17, Rippien 4), darunter 12 Knaben, 9 Mädchen; Aufgebote 5 (Poffendorf 4, Rippien I); Eheschließungen 4 (Poffendorf 3, Rippien 1); Sterbe fälle 18 (Poffendorf 12, Rippien 6), darunter 2 Er wachsene und 16 Kinder. Dresden. Am Sonnabend Vormittag fand an läßlich der gleichzeitigen Trauung des Prinzenpaares in Wien, in der hiesigen katholischen Hofkirche ein Tedeum statt. Demselben wohnten die Generalität, das diplomatische Korps und die Minister bei. In zwischen fand Glockengeläuts statt und dann ertönten 101 Salutschüsse und neun Jnfanteriesalven des Leib regiments. — In den letzten Tagen hat sich die gesammte Einzugsstraße, vom Böhmischen Bahnhofe beginnend, in ein wahrhaft großartiges Festgewand geworfen, um die hohen Neuvermählten gebührend zu empfangen. Die Dekoration am Wettinfeste wird durch die jetzige noch in Schatten gestellt. Schandau. Seit einigen Tagen halten sich in der bei Wendischsähre einmündenden Lachsbach (Seb nitz und Polenz), sowie in der unser Stadtgebiet be rührenden Kirnitzsch wiederum Lachse auf. Einige Fischer hatten bereits das Glück, drei gröbere Exem plare in einem Nebenarme unweit des Mühlwehres zu sangen. Der grüßte dieser Lachse wog 18 Pfund. Lachse von noch bedeutenderem Gewichte, bis zu 25 Pfund, sind daselbst keine Seltenheit. Auch in Pressen und Porschdorf, beide Ortschaften an die Lachsbach grenzend, werden Lachse gefangen. Sebnitz. Der Geschäftsgang in der Fabrikation künstlicher Blumen und Blumenbestandtheile ist zur Zeit recht zufriedenstellend. Im Laufe des Sommers hegte man die Befürchtung, es könnte ein Rückschritt eintreten; derselbe ist jedoch nicht erfolgt, sondern die Aufträge sind derartig, daß sehr viele Bewohner aus den umliegenden Dörfern wiederum Beschäftigung er hielten. — Infolge der theueren Mehl- und Brod- preise nimmt auch unsere ärmere Bewohnerschaft die Gelegenheit wahr, in den angrenzenden böhmischen Ortschaften das behördlich gestattete Quantum ge nannter Lebensmittel zu kaufen, da dieselben dort wesentlich billiger sind. Frankeuberg. Die große Zahl der in diesem Jahre Hierselbst stattgefundenen Brände, sowie die hierbei zu Tage getretenen besonderen Umstünde lassen die Vermuthung begründet erscheinen, daß jene in der Mehrzahl der Fälle auf Brandstiftung zurückzu führen sind. Nachdem die eingehendsten polizeilichen, bez. staatsanwaltschaftlichen Erörterungen bis jetzt be dauerlicher Weise nicht zur Ermittelung des, bez. der Thäter geführt haben, fordert der Stadtrath nicht nur die Bewohner unserer durch jene Brände in hohem Grade beunruhigten Stadt und Umgegend zur unver züglichen Anmeldung aller anscheinend auch nur gering fügigen Verdachtsgrunde auf, sondern sichert auch eine Belohnung von 100 M. Jedermann zu, welcher in Bezug auf einen der in diesem Jahre Hierselbst statt gefundenen Brände zuerst den betreffenden Brand stifter derart ermittelt, daß dessen rechtskräftige Ver- urtheilung auf Grund der Anzeige erfolgt. Stollberg. Der Bau unserer Wasserleitung ist vom Rathe der Königin-Marienhütte zu Cainsdorf bei Zwickau übertragen worden. Dieselbe wird die gesammten Anlagen nach ihren Plänen auf Grund der neuerdings gestellten Einheitspreise ausführen. Es werden dabei gegen 12 Icm Röhren gelegt, etwa 40 Ueberflurhydranten (System Cramer) eingerichtet und ein Behälter von etwa 500 odm Fassungsraum erbaut werden. Der Kostenanschlag beläuft sich auf 150,000 Mark. Der Bau wird voraussichtlich in den nächsten Tagen schon begonnen werden und manchem zur Zeit arbeitslosen Familienvater erwünschten Verdienst bringen. Mülsen St. NiklaS. Der 2. Zug der hiesigen dienstpflichtigen Feuerwehr hat sich als „Freiwillige Feuerwehr" konstituirt und uniformirt. Sie zählt 32 Mitglieder. Zwickau. Vor einigen Tagen wurde in einer hiesigen Wirthschast ein Fremder von einem Schutz mann über seine Person befragt. Hierbei widersetzte er sich dem Beamten und floh. Das Publikum unter nahm mit Erfolg die Verfolgung des Fremden, welcher sich als ein aus der Garnison Koblenz desertirter Soldat herausstellte, der von Holland kam und nach der Schweiz reisen wollte. Zwickau. Der Fuhrmann Seidel hier hatte.die Frechheit, aus dem Hartmannsdorfer Staatsforstrevier Nachts nach und nach für über 400 M. Hölzer zu stehlen, mittelst zweispännigen Geschirre« abzusahren und hierher zum Verkauf zu bringen. Das hiesige Landgericht verurtheilte den frechen Dieb zu 3 Jahren Zuchthaus. Mylau. Ein Fall, der zur Vorsicht bei nächtlichen Gängen mahnt, Hal sich hier am Abend des 18. No vember auf der Straße von Reichenbach nach Mylau zugetragen. Als nämlich der Bauunternehmer August Fischer von hier genannte Straße entlang beim Walk holze vorbeikam, stellten sich ihm plötzlich 2 Männer in den Weg und verlangten sein Geld. Der Bedrohte, ein kräftiger Mann, schleuderte, als ihn die Beiden niederwerfen wollten, den einen der beiden Männer in den Straßengraben, kam aber dennoch mit dem Andern derart in's Handgemenge, daß ein sehr ernster Kampf entstand. Bauunternehmer Fischer, welcher sich