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Wchnih-IeitiW Sonnabend, den 21. November 1891 57. Jahrgang Nr. 138 u. Welch' stiller Tag, der Sonntag unsrer Tobten! Wenn Du auch noch so emsig sonst geschafft, Du feierst still den Sonntag Deiner Tobten, Die Dir der Erde Noth einst hingerafft. Du denkst zurück an jene frohen Tage, Da sie noch Dein, die schlummern nun im Grab'. Die Liebe lebt! Du fühlst's am Herzensschlage; Und heimlich perlen Thränen Dir herab. Sie ruh n, befreit von jeder Plage! — O Herz, das schwer der Erde Jammer trägt, Harr' aus! Es naht der letzte Deiner Tage, Da man Dich neben Deine Lieben legt. Doch denk an eins, stehst Du am Grab' der Lieben: Sorg', daß dereinst zum letzten Augenblick Ein Herz voll treuer Liebe Dir verblieben, Das weinend zu Dein brechend Auge drück'. „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postau stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. staates bestätigt wird, und zumal die begeisterte Aus nahme, welche der sächsischen Königssamilie bei ihrer Ankunft in Wien bereitet worden, zeugt für die Sym pathien, die man auch in Oesterreich der hochfürstlichen Vermählungsseier in der Wiener Hofburg entgegen trägt. Der bedeutsame Akt vollzieht sich innerhalb eines ungemein glänzenden Rahmens und in Gegen wart des Kaisers Franz Josef und sämmtlicher zur Zeit in Wien anwesenden Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses, der sächsischen Königssamilie, sowie vieler anderer Fürstlichkeiten und sonstiger distinguirter Gäste. Am Montag erfolgt Mm der feierliche Einzug des Prinzen Friedrich August und seiner jungen Gemahlin in Dresden, woselbst die umfassendsten Vorbereitungen zu einem großartigen Empfang des hohen Neuver mählten Paares getroffen sind, der demselben zu einer Huldigung seitens der Landesresidenz werden soll, welche sicherlich allüberall im Sachsenlande ihr leb haftes Echo finden wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Des Todtensonntags ernstes Mahnen dringt wieder zu unseren Herzen. Seltsame, unhörbare Trauerklänge sind es, welche aus den Saiten des Gemüths, durch die Erinnerung geweckt, an diesem Tage den Menschen durchdringen und tröstend und schmerzvoll zugleich auf die Seele wirken. Wenige sind wohl unter uns, die nicht einen theuren Tobten zu beklagen haben. Der Schmerz schlingt hierbei ein ge meinsames Band um uns Alle, er träufelt auch in das verhärtete Gemüth jene Sehnsucht nach liebevollem Thun, die in festen Vorsätzen gipfelt, wahre Menschen liebe zu bethätigen. Solch' eine Einkehr an den Gräbern unsrer Lieben ist gewiß der schönste Erfolg dieses stillen Sonntags. Nicht das tiefste Flehen vermag die schwarz umflorten Grabesnächte zu erhellen und noch einmal das entschwundene Leben vor uns zu zaubern; nur die Augen der Seele schauen die verklärten Gestalten mit der süßen Hoffnung auf ein Wiedersehen. — Die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungs- wahl findet Mittwoch, den 2. Dezember statt. — Wie aus dem Jnseratentheil in der heutigen Nummer ersichtlich, steht unserer Stadt kommenden Sonntag, den 22. November (Todtensonntag), ein besonderer Kunstgenuß bevor. In hiesiger „Neichs- krone" findet am genannten Tag eine Theatervor stellung des „Dresdner Schauspiel-Ensembles" statt. Den Mitwirkenden geht ein bedeutender Nus voraus, und nennen wir besonders Frl. Margarethe Proska- Stange, dieselbe war als erste sentimentale Liebhaberin am Kieler Stadttheater engagirt und ein erklärter Liebling des dortigen Publikums; von Herren sind hauptsächlich zu erwähnen Paul Saitmacher, jugend licher Held und Liebhaber vom Deutschen Theater in St. Petersburg, Eugen Göhler, jugendlicher Liebhaber vom Hostheater in Altenburg, sowie Herr Freyer, Charakterspieler des Lübecker Stadttheater. Da fast sämmtliche zur Aufführung gelangenden Stücke (siehe sie»» nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt Allfkkstlk fllt VIk mann, — in Glashütte: Buchbinderinstr. Schubert,— in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Verantwortlicher Redacteur: Däul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Zur Vermählungsfeier im sächsischen Königshause. An diesem Sonnabend findet in der Kirche der Wiener Hofburg die feierliche Vermählung des künf tigen Trägers der sächsischen Königskrone, des Prinzen Friedrich August, Herzogs zu Sachsen, mit Erzherzogin Luise, Tochter des Grobherzogs Ferdinand von Tos kana, statt, und an diesem Freudenfeste nimmt das ganze Sachsenvolk im Geiste den herzlichsten und innigsten Antheil. Sind wir Sachsen doch gewohnt, allzeit in Freud' und Leid treu zu unserem erhabenen Herrscherhause zu stehen und allen bedeutsamen Er eignissen im Schooße desselben jene wahre Theilnahme entgegenzutragen, welche nur ein bewährtes Verhältniß zwischen Fürst und Volk zu zeitigen vermag, wie es in unserem engeren Vaterlande seit alten Zeiten so herrlich besteht. Darum bringt das Sachsenland auch dem bevorstehenden Ehrentage seines Vereinstigen Herrn und Königs die wärmsten Sympathien entgegen und sendet zugleich dem erlauchten Brautpaare die ehr furchtvollsten Grüße. Längst hat es Prinz Friedrich August verstanden, sich die Herzen seiner künftigen Unterthanen voll und ganz zu gewinnen, durch die Ritterlichkeit seiner Erscheinung und die wohlthuende Leutseligkeit seines Auftretens, wie durch die mannich- fachen ihn auszeichnenden Gaben des Herzens und des Geistes. In ernsten akademischen Studien hat sich der Prinz ein gediegenes Wissen erworben und große Reisen haben ihm eine ungewöhnliche Welt- und Lebenskenntniß verschafft, während er zugleich bestrebt gewesen ist, auf militärischem Gebiete durch eifrige Studien und angestrengten praktischen Dienst vem leuchtenden Varbilde seines Oheims, des Königs Albert, nachzueifern. Die österreichische Fürstentochter aber, welche jetzt dem ritterlichen Sprossen aus Wettins Stamm die Hand zum ehelichen Bunde reicht, ist nicht minder wie ihr künftiger Gemahl mit hervorragenden Eigenschaften geziert und sie darf darum gewiß sein, daß ihrer in der neuen sächsischen Heimath die freu digste und sympathischste Ausnahme seitens aller Be völkerungskreise harrt. Wenn aber etwas noch ge eignet erscheint, die Freude und Theilnahme des Sachsenvolkes an der Vermählung des präsumtiven Thronfolgers zu erhöhen, so ist es gewiß der Hinblick auf die mannichsachen Beziehungen, welche die Häuser Habsburg und Wettin und ihre Völker schon längst mit einander so innig verbinden und die nunmehr durch das freudige Ereigniß in der österreischen Haupt stadt eine bedeutsame Verstärkung erfahren. Oesterreich und Sachsen haben immer zusammengestanden, die Freundschaft zwischen den beiderseitigen Herrscher häusern und Völkern hat sich immerdar bewährt und sie findet nunmehr in der Verbindung des sächsischen Köntgssohnes mit der liebreizenden Tochter aus Habs burgs edlem Geschlechte eine neue kräftige Bestätigung. Auch Oesterreichs Völker blicken deshalb mit warmer Theilnahme auf diesen hochfürstlichen Bund, was durch zahlreiche Kundgebungen aus allen Gauen des Kaiser- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmamschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat) für hier noch Novitäten sind, so ist der Be such dieser Vorstellung nur zu empfehlen; Billets sind bereits von heute an zu Vorverkaufspreisen bei Herrn Kaufmann Frenzel zu entnehmen. — In der Zeit vom 1. bis 14. November sind ansteckende Thierkrankheiten innerhalb der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde in bedeutend stärkerem Maße aufgetreten, als dies bisher der Fall war. Zu nächst war es der Milzbrand, der in Reichstädt (14 Rinder) und in Dittersdorf (6 Rinder) auftrat, dann war noch das Auftreten der Maul- und Klauenseuche in Breitenau (7 Rinder, 1 Schwein), Kleinbobritzsch (5 Rinder) und Dittersbach (4 Rinder) zu konstatiren.; Ueberall traten die Krankheiten glücklicherweise nur in einem Gehöfte auf. — Vorgenannte Krankheiten waren es denn auch, die außer einem geringen Auftreten der Lungenseuche in 2 Ortschaften, das gesammte König reich heimsuchten. Der Milzbrand trat in 27 Gehöften ebensooieler Ortschaften in 12 AmtShauptmannfchasten auf und war dadurch ein Thierbestand von 653 Rindern gefährdet. Eine ungewöhnliche Ausbreitung erfuhr die Maul- und Klauenseuche, die in 49 Gehöften und den Schlachlviehhösen von Leipzig und Dresden auf trat, und wodurch ein Thierbestand von 905 Rindern, 349 Schweinen, 615 Schafen und 10 Ziegen gefährdet war. — Wild als Handgepäck. Dem „Anz. f. Tharandt" wird geschrieben: „In letzter Zeit hat es sich unangenehm bemerkbar gemacht, daß in Abtheile der Eisenbahnwagen frischgeschossenes, blutendes Wild als Handgepäck gebracht wird, anstatt als Reisegepäck aufgegeben zu werden. So stiegen vor einigen Tagen in Freiberg mehrere Jagdbefliffene in ein Abtheil III. Klaffe und legten ihre Jagdbeute rechts und links der Wagenlampe auf die für Handgepäck angebrachten Bretter, vollkommen unbekümmert darum, ob Brett und Bank dadurch mit Blut besudelt wurden. Nach ihrem Aussteigen bemerkte man denn auch die statt gefundene Verunreinigung der Bank und der Schaffner hatte das Vergnügen, die Reinigung vorzunehmen. Hätte sich Jemand in die bei der matten Beleuchtung kaum erkennbare Blutspuc gesetzt oder ein werthvolles Kleidungsstück daraufgelegt, so wäre die Eisenbahn ersatzpflichtig gemacht worden, ohne daß es ihr viel leicht möglich gewesen wäre, die Nimrode zum Ersatz heranzuziehen. Darum möge das Publikum auf das Gepäck der Jäger achten und etwaige Ungehörigkeiten zur Kenntniß des Fahrpersonals bringen, so lange die betreffenden Reisenden für die mißbräuchliche Benutzung der Personenwagen noch verantwortlich gemacht werden können." Schmiedeberg. Der Militärverein von Schmiede berg und Umgegend feierte vorigen Sonntag sein 20. Stiftungsfest. Zu demselben erschien auch Herr Be zirksvorstand Neumerkel aus Altenberg und überreichte dem Vereine nach kurzer Ansprache an die Kameraden einen von Sr. Maj. dem König Albert gespendeten goldenen Nagel nebst einem grünweißen Schleifenband ür die Vereinsfahne. Hocherfreut über dieses ehren- Jnjerate, welche der be» bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- ' bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. To-tevsonntag Dich sehnt'S zu jenen Hügeln hinzueilen, Gewölbet über Deiner Theuren Sarg; Ach, dort in Deinem Schmerze willst Du weilen, Wo man soviel von Deinem Glück verbarg. Ja, eil' zum Hügel, da die Deinen liegen! Wie wohl wird eS dort Deinem Herzen thun, Nnd nimmer wird der Schmerz Dich dort besiegen, Bedenkst Du, wie so sanft die Todten ruh'«.