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Mchnih-AitiiW Donnerstag, den 19. November 1891 Nr. 137 57. Jahrgang /- 7-.'^ l..-4W 'E-As Ortschaften derAmtshauptmnnnschaften Bautzen, Großen hain u. a. von der Seuche heimgesucht sind, steht leider eine weitere Ausbreitung zu befürchten. In den «leisten Fällen wurde sie eingeschleppt durch den Ankauf von Nutzkühen, welche aus den östlichen Provinzen Preußens stammen und namentlich von den grenznachbarlichen Viehhändlern (so aus Wittichenau) auf unseren kleinen Märkten vertrieben oder von einheimischen Händlern bezogen wurden. Deshalb erscheint Vorsicht von feiten des thierbesitzenden Publikums geboten. Wer nicht dringend Vieh benöthigt, unterlaße für die nächste Zeit besser den Ankauf; ist derselbe nicht zu umgehen, so kaufe man nur von 'gewissenhaften und vorsichtigen Händlern und stelle das neugekaufte Vieh durch 8 Tage gesondert von dem alten Bestände aus. Auch der Un sitte des unbefugten Zutritts fremder Personen in die Rinderställe ist entgegenzutreten. Möge Jeder das Seine beitragen, um eine größere Ausbreitung der Seuche zu verhüten. (Man sehe übrigens die Bekannt machungen im amtlichen Theile der heutigen Nummer.) f Schmiedeberg. In dem Verein für Natur heilkunde hielt am Montag Abend im hiesigen Gast hof Frau Klara Muche aus Berlin einen Vortrag über „die Erziehung des Kindes". Der schlichte, allgemein verständliche Vortrag wurde mit größter Aufmerksam keit angehört. Die geübte Rednerin verbreitete sich zunächst darüber, wie zum körperlichen und geistigen Gedeihen des Kindes vor allen Dingen eine vernünf tige Ernährungsweise gehöre, durch welche so manche Krankheit verhütet werden könnte, wobei sie die besten und einfachsten Nahrungsmittel aufzählte. Sie tadelte diejenigen Mütter, welche ihre Säuglinge übermäßig fütterten und ihnen gewöhnlich in den ersten Monaten schon solche Stoffe zuführten, die sie erst in viel späterer Zeit erhalten dürften. Weiter sprach die Vortragende über den hohen Werth der Bäder und Hautpflege, sowie über die Kleidung und das Ruhelager des Kindes und gab hierbei recht beherzigenswerthe Winke. Sie warnte ganz besonders vor einer unsinnigen Ein schnürung des kleinen Erdenbürgers, wodurch ihm die so nöthige freie Bewegung abgeschnitten werde. Hierauf wurden verschiedene Kinderkrankheiten aufgezählt und dabei angegeben, wie dieselben auf einfach natürliche Weise, ohne Arznei, durch Umschläge und Einpackungen leicht zu beseitigen seien. Am Schlüsse beantwortete sie noch mehrere an sie gerichtete Fragen. Im Laufe des Winters werden hier noch weitere Vorträge ab gehalten werden, und es wäre recht erfreulich, wenn sich alsdann eine zahlreichere Zuhörerschaft einfände. — Am 13. d. M. feierte Herr Stellmachermeister Wilhelm Wolf mit seiner Ehegattin das Fest der silbernen Hochzeit. Am Vorabend dieses Tages brachte der Männergesangverein Herrn Wolf, der mehrere Jahre hindurch diesen Verein leitet, ein Ständchen. -- Kreischa. Die Musikfreunde hiesigen Orts und der Umgegend hatten am Montag Abend Gelegenheit, in Blasche's Etablissement ein gewähltes Concert Pro gramm zu hören, ausgeführt von der Kapelle des Leibgrenadier-Regiments unter Leitung ihres Dirigenten O. Herrmann. Dieses sogenannte Kirmes-Concert war wieder sehr gut besucht, hat sich doch Herr Herrmann längst auch hier bestens eingeführt und Herrn Blasche's leibliche Genüsse aus Küche und Keller erfreuen sich ebenfalls weit und breit des besten Rufes. — Mittwoch, den 18. Nov., Nachm. 5 Uhr, tagte nach längerer Pause wieder einmal der hiesige land- wirthschaftliche Verein in Blasche's Etablissement. In dieser Sitzung hielt Herr vr. Klöppel aus Meißen einen Vortrag über: „Das Aussaugen des atmosphä rischen Stickstoffs durch die Hülsenfrüchte mit Hilfe der Kalk-, Kali- und Phosphatdüngung und die Anwen dung von Kalk und Mörgel als Mittel, den Boden stickstoff zur schnellen Wirkung zu bringen". H Poffendorf. In die Familien des Bergarbeiters Sickert und Schuhmachermeisters Sickert ist die Diph- theritis eingezogen; leider hat die unheimliche Krank heit ein zweijähriges Kind des Bergarbeiters Sickert hinweggerafft. Rabenau. Auf der von hier nach Obernaundorf führenden Straße sind in den späteren Nachmittags stunden des vergangenen Sonnabend von ruchloser Hand 10 Stück junge Obstbäume umgebrochen worden. Auf die Ermittelung des Thäters find seitens deS hie sigen Stadtgemeinderaths 30 Mark Belohnung gesetzt worden. Dresden. Das Stärkeverhältniß der Parteien in der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages ist gegenwärtig das folgende: Von den 80 Mitgliedern der Kammer gehören 45, nämlich Ackermann- Berger, Breitfeld, Bretschneidcr, Buchwald, Däbritz, Eulitz, Fritzsche, Fritzsching, Gelbke, Haberkorn, Hähnel, Härt- wig, Heymann, Horst, Klemm, Kockel, Kökert, Kühl morgen, Kurtz, Leithold, Matthes, Mehnert, Müller- Colditz, von Oelschlägel, Oehmig, Opitz, von Polenz, Reißmann, Richter, Rößner, Schickert, Schubart, Seydel, Speck, Steiger, Steyer-Naundorf und Steyer-Rein holdshain, Strauch, von Trebra, Uhlemann, Uhlig, Wehner, Wetzlich und Zeidler, der konservativen Frak tion an. Die Fortschrittspartei zählt 13 Mitglieder, nämlich Böhns, Bönisch, Esche, Fährmann, Frenzel, Gruhl, May, Minckwitz, Philipp, Schreck, Starke, Streit und Uhlmann. Je 1l Mitglieder gehören der nationalliberalen und der sozialdemokratischen Fraktion an, der ersteren Ahnert, Bafsenge, Crüwell, Georgi, Kästner, Kellner, Müller-Freiberg, Niethammer, Prei- bisch, Schill und Werner, und der letzteren, nämlich ven Sozialdemokraten Colditz, Geyer, Goldstein, Horn, Kaden, Liebknecht, Otto, Postelt, Schulze und die beiden Stolle. Dem Berufe nach befinden sich in der Kammer 1 Oberbürgermeister und 6 Bürgermeister, je 1 Amtsgerichtsrath und Amtsrichter, 5 Rechtsanwälte, 2 Geheimräthe und 1 Amtshauptmann, sodann 26 Guts- und Rittergutsbesitzer oder Pächter, ferner 17 Kaufleute und Fabrikanten, 2 Baumeister, außerdem noch 5 Handwerksmeister, nämlich je 1 Bäcker, Buch binder, Glaser, Tischler und Uhrmacher, 1 Arzt rc. Als Vertreter der „arbeitenden Bevölkerung" im Be sonderen wollen angesehen sein 1 Schank- und 1 Gast- wirth, 1 Musikdirektor und 1 Schriftsteller, 2 Cigarren fabrikanten, 1 Buchhändler, 1 Produktenhändler und 1 Prokurist, aber nur 2 dem Handwerkerstand ange hörige Personen, nämlich 1 Bäcker und 1 Tischler. 77 Mitglieder der Kammer sind bürgerlichen, nur 3 adeligen Standes. — Die Abreise der gesammten königlichen Familie zu den Trauungsfeierlichkeiten in Wien ist am Mitt woch früh 7 Uhr 44 Min. erfolgt, die Ankunft in Wien erfolgt Abends 8 Uhr. Von Seiten des öster reichischen Kaisers waren Salonwagen nach Dresden geschickt worden, denen noch der neue königliche Salon wagen angehängt wurde. Der Sonderzug zählte ins- gesammt 29 Achsen. — Nach monatelanger, ununterbrochener und oft bis in die Nacht ausgedehnter Arbeit find die Schäden an der Einbruchsstelle am Kai an der Marienbrücke seit vergangener Woche vollständig behoben. Auf einem neugegründeten Pfahlrost wurde die aus großen Quadern gefügte Mauer errichtet und ganz besonderer Schutz dem Flußbett ober- und unterhalb der Brücke dadurch zugewendet, daß man dasselbe durch reihenweise ein gelassene Pfähle und versenkte größere Steine befestigte, um Verschiebungen möglichst zu vermeiden. Aus diesem Grunde ist auch das Ankerwerfen an dieser Stelle den Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von befreundeter Seite wurde uns als ein seltsames Spiel des scheidenden Herbstes die Sprosse eines Apfelbaumzweiges übersendet, die in einem Kranze völlig vertrockneter Blätter einen Büschel völlig saftgrüner zeigt, in deren Mitte wiederum sine vollentwickelte schöngefärbte Blüthe sitzt. — Eine Warnung für den Winter, die sich auf ärztliche Rathschläge gründet, sei Allen, besonders den Kindern, ans Herz gelegt. Die Warnung lautet: „Mund zu! Athmet durch die Nase!" Die Natur hat Alles weise eingerichtet; wir besitzen Schutzmittel gegen vielerlei Gefahren, freilich ohne daß wir dieselben oder ihre Bedeutung oft selbst kennen. Solch' ein Schutz mittel ist auch die Nase, die keineswegs nur dazu da ist, daß wir allerlei schöne Gerüche mit ihr einziehen, nein, sie hat einen noch nothwendigeren Zweck. Zur Aufnahme fester und flüssiger Speisen ist uns der Mund bescheert worden, zur Aufnahme der Luftspeise oient die Nase. Die Lust, die wir athmen, soll zuerst diesen Respirator durchlaufen und wird in ihm vor gewärmt, wenn sie zu kalt ist, feucht gemacht, wenn sie zu trocken sein sollte, und außerdem vom Staub gereinigt. Leider Unterlasten Viele, diese natürliche Äthmungsvorrichtung zu benutzen und gewöhnen sich vas Athmen durch den Mund an. Die Gewohnheit ist nicht schön und auch nicht für die Gesundheit förderlich. Wer darunter zu leiden hat, das ist der Rachen oder Hals, wie man zu sagen pflegt. ES ist leicht erklärlich, daß ein kalter Luftstrom, der plötzlich in den erhitzten Nachen tritt, Katarrhe zur Folge haben kann, und abgesehen von Staub und unnöthiger Ver weichlichung dürfte der „schlimme Hals" oft auf jenes unvernünftige Athmen zurückgesührt werden. Der Nachenkatarrh ist an und für sich etwas lästiges, er wird mitunter auch chronisch, d. h. dauernd, geht dann auf den Kehlkopf über und verdirbt die Stimme; er ist schon darum ernst zu nehmen. Für Kinder ist er noch von besonderer Bedeutung. Es steht fest, daß ein gesunder Hals ein treffliches Schutzmittel gegen die fürchterliche Diphtheritis bildet, da die gesunde Schleimhaut keinen günstigen Boden für die Aufnahme des Ansteckungsgiftes bietet, während die erkrankte ihm keinen Widerstand entgegenzusetzen vermag. Aus diesem Grunde ist es dringend geboten, im frühen Alter der Entstehung von Halskatarhen vorzubeugen. Das Hals tuch, von dem früher ein so übertriebener Gebrauch gemacht wurde, ist heutzutage auf das richtige Maß der Anwendung zurückgesührt worden. Wünschens werth wäre es nun, daß man auch der Nasenathmung mehr Beachtung schenken wollte. Die Gefahr der Er kältung ist namentlich heim schroffen Uebergang aus der warmen in die kalte Lust vorhanden, und ver größert wird sie noch, wenn der Hals durch Sprechen oder Singen vorher angestrengt worden ist. Wir sollten daher beim Verlosten des warmen Zimmers wenigstens die erste Zeit im Freien nur durch die Nase athmen und das Sprechen Unterlasten. Das thun aber die Schulkinder in der Regel nicht. „Mund zu beim Verlosten der Schule!" ist darum ein gesund heitlicher Rath, welchen die Lehrer in kälteren Jahres zeiten ertheilen möchten, ebenso wie die Eltern darauf halten sollten, daß die Kinder frühzeitig sich die Nasen athmung angewöhnen. Daß man auch vermeiden sollte, die Singstunde während der Wintermonate als die letzte Unterrichtsstunde anzusetzen, ist im Interests der Erhaltung der Stimme der Schulkinder gleichfalls sehr zu wünschen. — Die Maul-und Klauenseuche bedroht, wie vielfach im Herbste, so auch gegenwärtig, die inlän dischen Viehbestände. Nachdem bereits verschiedene Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Nnterhattungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Äniet'ale fff» die «chmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Kranenstein: Naklermstr. Hardt« fllt oit mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bet ve, bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk, saine Verbreitung finden, werden niit 10 Pfg. di« Spaltenzcile oder deren Nanin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den! Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. DU „Weißeritz-Jcitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postbote», sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an.