Volltext Seite (XML)
„Weißeri-. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 48 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agentm nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiW. Amtsblatt Jnlerate, welche bei ve» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» SO Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthr zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehllk in Dippoldiswalde» Mit achtseitige« „Jllustrirten UnterhattungSblatt." Mit land- >md hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. l^Aaie löt' die nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Lltenverg: Bnchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt. fUt vll mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 126. Sonnabend, den 24. Oktober 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am l7. d. M. hielt in einer gutbesuchten Versammlung des Landwirthschaft- lichen Vereins für Dippoldiswalde und Umgegend Herr vr. Naubold-Freiberg einen interessanten Vortrag besonders über die zweckmäßigsten Zusammenstellungen des Futters unseres Milchviehes u. s. w. — In der gleichen Sitzung wurde, beinahe einstimmig, beschlossen, in diesem Jahre von der Abhaltung eines Stiftungs festes unter allen Umständen abzusehen. Wohl ein sicheres Zeichen, daß es unseren Landwirthen, trotz der noch andauernden hohen Getreidepreise unv der trotz dem noch immer fortbestehenden Getreidezölle, keines wegs allzu wohl geworden sein kann, man würde sonst, unbeschadet einer solennen Feier des für nächstes Jahr in Aussicht stehenden SOjährigen Stiftungsfestes des Vereins, gewiß nicht so leicht und ohne Weiteres auf das zeither stets zahlreich besuchte, beliebte Stiftungs fest verzichtet haben. — Sd sehr auch von mancher Seite der Beschluß des Direktoriums des Bezirksobstbauvereins, in diesem Jahre von Abhaltung einer Obstausstellung abzusehen, bedauert worden sein mag, so bietet doch dafür daS Unternehmen eines öffentlichen Obstverwerthungs- Kursus, welches für den Verein mit nicht geringen Geldopfern verknüpft sein wird, gewiß gerade Heuer einen höchst zweckmäßigen, anerkennenswerthen Ersatz, zumal der Besuch desselben „Jedermann ohne Weiteres unentgeltlich zugängig" ist. Die bereits in anderen Bezirken früher in ähnlicher Weise von Herrn Lämmer hirt im Auftrage des sächsischen Hauptvereins abge haltenen ähnlichen Kurse haben sich stets reichen Be suches und voller Anerkennung der Besucher, auch vieler Frauen, zu erfreuen gehabt und darf wohl auch für das hiesige Unternehmen eine dankbare Anerkennung des Gebotenen durch recht zahlreiche Theilnahme von Nah und Fern erwartet werden. Alles Nähere ist aus der Bekanntmachung zu ersehen und wollen wir schließlich nur noch ganz besonders auf die am Schluffe des Kursus zur Versteigerung gelangenden, gewiß sehr wohlgerathenen Produkte der stattgefundenen praktischen Vorführungen aufmerksam gemacht haben. — Gestern Donnerstag Nachmittag wurde bei einer Jagd auf Ulberndorfer Revier ein Treiber, Namens Paul Bellmann, durch einen Schrotschuß am Kopse, einer Schulter und den Armen verletzt und dem hie sigen Sladtkrankenhause zugeführt. Vorderhand scheinen die herbeigeführten Verletzungen nicht gerade schlimmer Natur zu sein. — Die diesjährige Haupt-Bezirksversammlung der Militär-Vereine der Amtshauptmannschast Dippoldis walde wird am nächsten Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, im hiesigen Rathhaussaale abgehalten werden. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 4. Sep tember d. I. bei dem Gutsbesitzer Herrn Herzog in Sadisdorf entstandenen Brandes hat die kgl. Brand versicherungskammer den Spritzen der Gemeinden Hennersdorf und Naundorf Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. 25 M. bewilligt. JohnSbach. Nachdem alle Schritte dazu gethan worden sind, wird in allernächster Zeit die hiesige, kürzlich gegründete freiwillige Feuerwehr ihre Uniform, Ausrüstungsgegenstände rc. erhalten und da mit ihre segensreiche Thätigkeit beginnen können. Altenberg. Die hiesige Gewerkschaft „Paradies Fundgrube" am Kahlenberge hat das Bergbaurecht an ihrem Grubenfelde aufgegeben. Auch diese einst so hoffnungsvolle Grube ist also der Ungunst der Zeiten für den Bergbau erlegen, was jeder Freund des s heimischen Bergwesens aufrichtig bedauern muß. Be kanntlich wird auch bei einer anderen, einst ziemlich aussichtsreichen Grube „Segen Gottes Fundgrube" zu Löwenhain am 21. November d. I. das Becgbaurecht sammt Huthaus, Feld und Garten zur Zwangsver steigerung im kgl. Amtsgericht zu Lauenstein gebracht werden. Börnchen. An hiesiger Schule hat seit Montag, nach 4 wöchentlicher Pause, der Unterricht wieder be gonnen und wird bis zum Schluß nächster Woche von den Herren Lehrern aus Possendorf und Wilmsdorf abwechselnd ertheilt. H Possendorf. Während im vorigen Jahre am 20. Oktober der Winter bei uns seine Visitenkarte ab gab — denn an diesem Tage fiel der erste Schnee — haben wir Heuer um dieselbe Zeit das denkbar präch tige Herbstwetter. Die Bestellung der Felder geht da her rasch von statten, nur wird allgemein über zu große Trockenheit des Bodens geklagt. — Der im September d. I. neugegründete hiesige Männergesangverein hat den Namen „Arion" ange nommen. Der junge Verein hat sich in dieser kurzen Zeit recht kräftig entwickelt. Dresden. Der festliche Einzug des Prinzen Friedrich August und der Erzherzogin Luise wird am zweiten Tage nach deren Vermählung, also am 23. November, statifinden, und zwar vom Böhmischen Bahnhofe durch die Prager Straße und Seestraße nach dem Altmarkt, wo vor dem Rathhause der feierliche Empfang der hohen Neuvermählten feiten der städtischen Behörden in Aussicht genommen ist, von hier aus durch die König Johannstraße, die Moritzstraße, den Neu markt und die Augustusstraße in das kgl. Residenz schloß durch das unter dem großen Schloßthurm be findliche sogenannte grüne Thor. Ueber die Zeit des Einzugs ist noch nichts bekannt, jedenfalls wird aber eine Tagesstunde dazu gewählt werden, da nach dem Einzuge eine Gratulatwnskonr bei den hohen Neu vermählten angesagt ist. — Die 15 Jahre alte Tochter des Gasthofsbesitzers Seidel in Kalkreuth wurde am Nachmittag des 6. Sep tember infolge unvorsichtigen Gebührens mit einem Schießgewehr von einem jähen Tod ereilt. Der ein Jahr ältere Dienstknecht Friedrich August Kretzschmar hatte sich von dem Schulknaben Förster, dessen Vater am Vogelschießen theilgenommen, in dem Hausflur des Gasthofes ein Lancastergewehr angeeignet, welches vor her verwendet worden war und vom Sohne F's nach Hause getragen werden sollte. Mit den Worten: „Ich will nur einmal sehen, ob ich zielen kann, geladen ist das Gewehr nicht, denn es fehlt ja das Zündhütchen", spannte K. den Hahn und drückte, ohne zu zielen, ein mal los. Diesmal versagte das zweifellos aus Ver sehen von F. 8on. nicht entladene Gewehr, und nach dem Kretzschmar den Hahn wieder gespannt, drückte er, angeblich ans eine Windfangthüre zielend, aus's Neue ab. In diesem Moment krachte ein Schuß, und die eben aus dem Gastzimmer tretende Wirthstochter stürzte mit zertrümmerten Kinnladen zusammen. Zehn Minuten später war das unglückliche Mädchen eine Leiche; Erstickung infolge Eindringens des Magen inhalts in die Luftwege war nach heftige» Würg- und Brechbewegungen die unmittelbare Ursache des Todes. Kretzschmar wurde am 20. Oktober vom kgl. Land gericht hier wegen fahrlässiger Tödtung zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Auö dem oberen Elbthale. Der Elb ström fällt hier von Tag zu Tag mehr, und jeder Strom verkehr wird unmöglich. Ganz wesentlich hat der Flößereibetrieb darunter zu leiden, und die dafür im Grenzgebiete engagierten Mannschaften haben wenig l Beschäftigung. Ebenso leidet der Versandt der Sand» I steinwaaren; die dafür bestimmten Zillen können nur halbe Ladung nehmen, weshalb sich bei dem jetzt ziem lich lebhaften Betrieb tagtäglich mehr und mehr fertige Maaren an den Einschiffungsplätzen anhäufen. Meißen. An der hiesigen Landwirthschaft» lichen Schule hat am Montag Vormittag der dies jährige (13.) Winterkursus seinen Anfang genommen. Neu eingetreten sind 49 Schüler; die Gesammtschüler- zahl beträgt 94, eine Zahl, welche bisher noch von keiner sächsischen landwirthschaftlichen Schule erreicht worden ist. Die Schüler werden von 7 Lehrern in 4 (je zwei parallelen) Klaffen unterrichtet. Wertxu. Die Kgl. Amtshauptmannschast Zwickau macht bekannt, daß vor reichlich 3 Wochen dem Ge meindevorstand in Oberalbertsdorf «ine Herde von 29 Gänsen zugelaufen ist. Auf Grund von Z 23S des Bürgerlichen Gesetzbuches wurde der genannte Ge meindevorstand zum freihändigen Verkauf der Gänse auf Rechnung des Eigenthümers ermächtigt. Falls sich binnen Jahresfrist kein zur Abforderung deS aus dem Verkauf gelösten Geldes Berechtigter gemeldet haben sollte, fällt dieser Erlös, der angezogenen Ge setzesbestimmung gemäß, dem genannten Gemeindevor stand zu. Zwickau. In diesen Tagen hatte sich ein VolkS- schüler in einem Dorfe bei Zwickau die Idee in den Kopf gesetzt, nach der Türkei auszuwandern, um — Räuber zu werden. Zwei Pistolen hatte er sich be reits dazu gekauft. Das nöthigste Reisegeld war auch schon aufgebracht und auf diebische Weise aus Muttern und Nachbars Kaffe entwendet worden. Das „Zwickauer Wochenblatt" bemerkt hierzu: Fragt man sich, wie nur ein Junge auf einen so merkwürdigen Gedanken kommt, so kann man nur antworten: Er hat gewiß eine Räubergeschichte oder dergleichen gelesen. Es sollten doch die Eltern die Lektüre ihrer Kinder genau über wachen, um derartigen Schund, der die unreifen Köpfe nur verwirrt macht, fernzuhalten. Es ist geradezu unverantwortlich, wenn die Eltern dies nicht thun, denn leicht erzieht sich ein Dieb rc. aus einem schlechten Buche. Ans dem Vogtlands. Einschließlich der am Montag Abend um 9 Uhr von den in Ebmath an der sächsisch-bayerischen Grenze stationirten Grenzauf sehern Eschke und Nätzold bei dem Dorfe Papstleithen entkommenen Paschern abgetriebenen hochtragenden Kuh im Werthe von etwa 240 Mark hat die Grenzwache Ebmath-Gettengrün seit dem Herbste 1889 nicht weniger als 54 Ochsen und Kühe weggenommen. Die kontre- bandirten Thiere sind von der Grenz-Oberkontrolle in Adorf um den Preis von etwas über 15,000 Mark verauktionirt worden. Der Zoll für die eingeschmuggel ten Thiere würde 2200 Mark betragen haben. Leipzig. In Folge der Bemühungen des Direktors der 3. Bürgerschule in Leipzig, Karl Richter, ist eine segensreiche Einrichtung ins Leben getreten. In gleicher Weise, wie seiner Zeit auf Vorschlag des Oberlehrers I)r. Schuster aus den Mitteln der Loge Minerva für einen Theil der Besucher der Raths- und Wendler- schen Freischule die Mittagsbeköstigung aus der städtischen Speiseanstalt II beschlossen wurde, hat Direk tor Richter eine Speisung von vorläufig 60 Schülern der Schmachsinnigen-Abtheilung eingerichtet; diese findet bis auf Weiteres wöchentlich drei Mal aus der städ tischen Speiseanstalt I statt und zwar für die Voll bedürftigen auf Kosten der Schulkaffe, für die übrigen Kinder gegen Zahlung eines kleinen Antheil-Beitrages. Aehnliche Beköstigungen bestehen u. A. in Wien seit Jahren in großem Umfange und haben viel Gutes gestiftet.