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Wchmtz ZitW 57. Jahrgang. Donnerstag, den 22. Oktober 1891. Verantwortlicher Redacteur: Pälll Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirten Unterhaltungsblatt." Mit land, und hanSwirthschastlicher Monatsbeilage. Jnjernte, welche bei ver bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wird same Verbreitung finden, werden mit IVPsg. die Spaltenzeile oder derm Nam» berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« LOPfg. Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtratHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan- Nalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. ÄnUtlfp tut' dlo nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Bttchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt- AMklAU sttl Vlt „U-llffllllj <4>rllall^ mann, —in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. ^Nr. 125. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In Bezug auf das am 17. d. M. stattgefundene Schadenfeuer ging uns noch folgende Mittheilung mit der Bitte um Aufnahme zu: Es ist hoch anzuerkennen, daß die schließliche Beschränkung des Feuers auf seinen Heerd, also das günstigste Resul tat, welches in den meisten Fällen überhaupt erreichbar ist, diesmal in erster Linie mit der schnellen Hilfe einiger mit Kannen und Eimern herbeigeeilter Nachbarn zu danken ist, welche den Brand mit äußerster An strengung im Weiterschreiten zu hemmen suchten, bis geordnetere Hilfe zur Stelle war und wird ein der artiger Eingriff des Publikums in die Löscharbeit stets mit Recht vollste Anerkennung verdienen. Anders aber gestaltet sich die Sache, wenn, wie leider gleichfalls am Sonnabend geschah, das Publikum im allzu 'großen Eifer die demselben zunächst zufallende Aufgabe, eiligste Vermittelung der Alarmirung der Feuer wehren, unterläßt, dafür mit großer Mühe Lösch- geräth herbeischleppt und dasselbe über Hals und Kopf in Thätigkeit zu setzen sucht, während" der weitaus größte Theil unserer Löschmannschaften noch gar keine Ahnung von dem ausgebrochenen Brande hat und noch ruhig an seiner gewohnten Arbeit steht. So nur können Fälle vorkommen, wie oer, daß Bassindeckel und Spritzen kästen gewaltsam erbrochen, Riemen und Schnallen zer rissen werden, Strahl- und Standrohre u. s. w. im ersten Augenblick nicht am rechten Orte gewesen sein sollen und dergl., da es aus naheliegenden Gründen nicht angängig ist, Bassindeckelschlüssel u. s. w. für Jedermann allzu leicht zugängig zu machen. Ueb- rigens kann auch das, etwa durch Reparatur oder dergl. leicht zufällig veranlaßte Fehlen eines einzelnen Strahlrohrs oder dergl. bei der Fülle unserer Geräthe gar nicht in Verlegenheit setzen, wenn nur die rech ten Leute zur Stelle sind. Wir erlauben uns deshalb die Bitte, in wiederkehrenden Fällen ja in erster Linie die vom Stadtrath fürsorglichst in allen Theilen der Stadt angebrachten, mit Schild und Klingel versehenen „Feuermeldestellen" zu allarmiren und das Weitere, ausgenommen die eingangserwühnte erste nach barliche Hilfe, vertrauensvoll der Thätigkeit unserer Feuerwehren zu überlasten. Als am Sonnabend end lich die Aüarmirung erfolgte, war auch die Gesammt- feuerwehr schnell genug zur Stelle und ist nichts be kannt geworden, daß irgend ein Geräth gefehlt oder nicht funktionirt hätte. Welche ungünstige Meinung mag unser Herr Kreishauptmann und verschiedene gleich falls zufällig anwesende Herren des Bezirksausschusses von unseren Löschzuständen mit hinweg genommen haben, welche, zuerst mit zur Stelle, gerade nur Ge legenheit genommen haben, die in der ersten Hitze, z. B. am Zubringer Nr. 5 und am Bassin von Nichtfeuer- wehrteuten vorgenommenen Sprengarbeiten zu beobach ten, während sämmtliche Schlüssel in nächster Nähe bereit hingen. Die Bürgerschaft erweist mit solcher Hilfe ihren Feuerwehren schlechte Dienste, indem durch solche unüberlegte Vorgänge auch die bereitwilligste Führerschaft Muth und Lust zu weiterer Thätigkeit verlieren muß. — Nach einer Pause während der 3 Erntemonate hielt der Verein junger Landwirthe am ver gangenen Sonntag seine 1. Versammlung, in welcher Herr Lehrer Buckel über eine leichtfüßige Arbeiterin sprach. Als solche konnte er die Elektrizität hinstellen, indem er dieselbe an verschiedenen physikalischen Ver suchen als treibende Kraft im Dienste der Telegraphie und gewerblicher Maschinen vorführte, sowie er über haupt die elektrischen Erscheinungen und deren Wir kungen an physikalischen Apparaten veranschaulichte. — Herr Stadtverordnetenvorsteher Rentier Mende hat die auf ihn gefallene Wahl als Stadtrath an genommen und wird derselbe am 2. Januar 1892 als solcher eingewiesen werden. Wir wünschen ihm in seinem neuen Amte ersprießliche Wirksamkeit. — Wie aus der Bekanntmachung in heutiger Nummer ersichtlich, findet die diesjährige Diözesan- Versammlung der Ephorie Dippoldiswalde am Dienstag, den 27. Oktober, Vormittags 10 Uhr, im hiesigen Rathhaussaale statt. — Ein gröberer Sternschnuppenfall wird in den nächsten Nächten bis zum 23. Oktober sichtbar sein. — Auch in der Zeit vom 1. bis 14. Oktober ist die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde von anstecken den Thierkrankheiten nicht verschont geblieben, und zwar war es wieder der Milzbrand, der in Cunners dorf und Paulsdorf in je einem Gehöfte austrat. In ersterem Orte war 1, in letzterem waren 6 Rinder gefährdet; in jedem Falle erkrankte ein Stück und ver endete. — Im gejammten Königreiche trat die genannte Krankheit in 26 Gehöften von 25 Ortschaften in 15 Amtshauptmannschaften auf und war ein Thierbestand von 386 Rindern gefährdet. — Außerdem erkrankte noch in je einem Orte zweier Amtshauptmannschaften je 1 Hund an der Tollwuth; weiter waren noch am Rotz der Pferde in je einem Gehöfte dreier Ortschaften in 2 Amtshauptmannschaften 46 Pferde und in den Schlachtviehhöfen von Dresden und Leipzig 131 Schweine und 23 Rinder an der Maul- und Klauenseuche ge fährdet. Oberhäslich. Jedenfalls infolge Brandstiftung entstand am 20. Oktober, Abends kurz nach 7 Uhr, in dem unmittelbar unterhalb des hiesigen Gasthofes gelegenen Gute des Gutsbesitzers Hamann ein Scha denfeuer, wodurch sämmtliche Gebäude des Grund stückes in Asche gelegt wurden. Der Besitzer hat das selbe erst vor einiger Zeit käuflich an sich gebracht und hatte gegen 1500 M. in dasselbe verbaut; eine Neu aufnahme der Versicherung hatte aber leider noch nicht statlgesunden. Zur Hilfeleistung waren die Spritzen der Gemeinden Reinberg, Reinholdshain, Hirschbach, Dippoldiswalde, Hermsdorf, Wendischcarsdorf, Malter und Elend erschienen. Z Glashütte, Der Herbstmarkt am Montag hatte sich guter Witterung zu erfreuen, doch hatten sich verhältnißmäßig wenig Käufer und Verkäufer ein- gefunden; trotzdem haben letztere ein ganz leidliches Geschäft gemacht. Der von jetzt an mit den Jahr märkten verbundene Viehmarkt hatte einen ganz guten Auftrieb, indem 21 Stück Rindvieh, 28 Pferde und ca. 30 Schweine aufgestellt waren. Das Geschäft war ein recht gutes und sind z. B. sämmtliche Schweine verkauft worden. — Zu dem am 25. Oktober hier stattfindenden Kirmesfeste wird im „Kaiserhof" die beliebte Kapelle des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 unter Direktion des Musikdirektors E. Philipp concertiren. * Ruppendorf. Vergangenen Montag, Abends gegen r/»9 Uhr, entstand in dem Scheunenraume des der Frau Christiane Amalie verw. Bügen gehörigen Wohngebäudes Feuer, infolgedessen letzteres vollstän dig in Asche gelegt worden ist. Daffelbe bewohnte die Besitzerin mit ihren Kindern und dem Schwieger sohn. Die Mobilien derselben sind versichert und konnte ein nur geringer Theil gerettet werden, da die In sassen des Hauses bei Ausbruch des Brandes schon schliefen und von Nachbarsleuten erst geweckt werden mußten. Auch hat eine auswärts wohnende Auszüg- lerin durch den Brand ihre sämmtliche nicht versichert gewesene Habe verloren. — Außer der hiesigen Orts spritze erschienen noch die Spritzen der Gemeinden Beerwalde und Paulshain und waren mit Erfolg thätig. Die an dritter Stelle noch eingetroffene Spritze der Gemeinde Höckendorf aber gelangte nicht mehr in Thätigkeit. — Den angestellten Erörterungen zufolge liegt zur Annahme böswilliger Brandstiftung kein Grund vor. Rabenau. Der in unserer Gegend allgemein sehr geachtete Kaufmann und Stadtverordnete Emil Neu haus in Rabenau, hat am Sonnabend früh durch einen Schuß in die Schläfe seinem Leben ein Ende gesetzt. Das Motiv zu diesem traurigen Schritte ist unbekannt und erregt der Fall umsomehr Aufsehen, da sich genannter Herr in allen Kreisen großer Achtung und Beliebtheit erfreute und in geordneten Verhält nissen lebte. Der Verschiedene wurde am Montag Nachmittag nach Gotha zur Feuerbestattung überführt. Dresden. Die Verschönerungsarbeiten im Dres dener Residenzschlosse sind auf der Hauptwachen- und Bärengartenseite nun soweit vorgeschritten, daß man die Gerüste entfernen konnte. Die schönen Fassaden mit ihren Thürmen, Giebeln und Skulpturen kommen jetzt voll zur Geltung. Bis zur Vermählung des Prinzen Friedrich August wird auch der alte Thronsaal König August's des Starken, der allerdings seit langer Zeit nur noch als Festsaal dient, in neuem Glanze er stehen. Die Gardinen, sowie die Sammetbespannung der Wände erfahren ebenso wie die Bemalung und Vergoldung der eichenen Thüren eine völlige Erneue rung. In dem an den alten Thronsaal stoßenden Schlafzimmer August's des Starken ist das die Morgen- röthe darstellende Deckengemälde von Sylvester durch den Galerieinspektor einer Ausbesserung unterzogen worden. Das benachbarte Wettinzimmer wird in nicht ferner Zeit mit einem bei der 800 jährigen Jubel feier gestifteten Gemälde geschmückt werden, welches den Stammbaum des Sächsischen Hauses zeigt und von Prof. Donadini auf Gobelinleinwand ausgeführt wird. Dazu sollen bildliche Darstellungen von vier Schlössern treten. Bis zur Vollendung der Gemälde werden die Wände mit Gobelins aus dem vorigen Jahrhundert bespannt. — Die im 1. Dresdner Wahlkreise erforderlich ge wordene Stichwahl zwischen Wetzlich (kons.) und Winkler (soz.) ist auf den 26. Oktober anberaumt. — Seitens des König!. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist beschlossen worden, die für Volksschulen bestimmte Censurskala mit der für Gymnasien, Realschulen und Seminare vorgeschriebenen in völlige Uebereinstimmung zu bringen. Es sind da her fortan auch in den Volksschulen die Censuren für Fleiß, Fortschritte und sittliches Betragen nach folgen den Abstufungen zu ertheilen: sehr gut (I, Id), gut (Hu, II, IIb), genügend (III u, III, IIIb), wenig ge nügend (IV) und ganz ungenügend (V). Abweichungen von dieser Skala sind nicht statthaft. — Nach den Berechnungen des königl. sächsischen statistischen Bureaus verbrauchte die mit 3,473,972 Köpfen angenommene mittlere Jahresbevölkerung des Königreichs Sachsen im Jahre 1890 48,503,700 Kilogramm Rindfleisch und 71,549,400 Kilogramm Schweinefleisch. Der Gesammtverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung betrug demnach 14 Kilogramm Rind fleisch unk 20,« Kilogramm Schweinefleisch, zusammen über 69 Pfund. Der Verbrauch an Kalb-, Schöpsen-, Pferde-, Hunde- und Katzenfleisch, sowie an Wildpret, Geflügel und Fischen läßt sich kaum feststellen, jedoch kann wohl angenommen werden, daß im Königreich Sachsen im Durchschnitt ans den Kopf der Bevölkerung 100 Pfund Fleischnahrung pro Jahr zu rechnen sind. Trebsen. Wegen epidemischen Auftretens der Varioloiden (leichtere Form der Pocken) unter hie sigen Schulkindern sind seit 15. Oktober die Klassen