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gerissen und demolirt, ein Fensterkreuz eingeschlagen, kurz und gut, ein richtiges Schlachtfeld war entstanden. Gleich noch diese Nacht haben sich der auf der Höhe diensthabende Polizist und der Besitzer der AlberWhe, Herr Schmidt, nach Börlas begeben, früh bei der Auf stellung der 1. Komp, des Infanterie - Reg. Nr. 104 Anzeige erstattet und 4 Mann als Mitschuldige wieder erkannt. Am Montag Nachmittag begaben sie sich nach Großölsa, um die beim Ulanen-Reg. Nr. 18, Schützen- Regiment Nr. 108 und Karabiner-Regiment befind lichen anderen Soldaten zu rekognosziren. Die Sache befindet sich in Untersuchung, und dürfte für ver schiedene Soldaten, welche nach dem Manöver abzu gehen gedenken, wohl Zeit zum Nachdenken übrig bleiben. (N. A.) H Poffrndorf. Der am vergangenen Freitag früh im Hänichener Beckerschachte verunglückte Bergarbeiter Hanutsch von hier wurde am Montag Nachmittag unter zahlreicher Betheiligung seiner Vorgesetzten und Berufsgenossen, sowie der hiesigen freiwilligen Feuer wehr, welcher der Verstorbene angehörte, zu Grabe getragen. Das Begräbniß fand unter den üblichen bergmännischen Ehrenerweisungen statt. — Bei den beiden königl. Standesämtern der Possendorfer Parochie — Possendorf und Rippien — find während des Monats August zur Anmeldung ge kommen: Geburten 32 (Standesamt Possendors 21, Rippien II), darunter 17 männliche, 15 weibliche und 5 uneheliche Geburten; Aufgebotsverhandlungen 4 (Possendorf 2, Rippien 2); Eheschließungen 5 (Possen dorf 3, Rippien 2); Sterbefälle 12 (Possendorf 9, Rippien 3), darunter 8 Kinder und 4 erwachsene Per sonen. Kreischa. Wie schon am Jahrmarkt-Donners tage, fuhr auch am vergangenen Sonnabend Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg zum Manöver unk> von dem selben zurückkehrend je zweimal durch unfern Ort. Der erlauchte Bruder unseres Königs befand sich dabei in Begleitung des Chefs des Generalstabes, General major v. Treitschke und des Rittmeisters v. Reitzenstein. — Das Vogelschießen, welches am Sonntag Gastwirth Haag auf der Jahrmarktswiese gab, war äußerst lebhaft frequentirt; es herrschte ein Treiben, als wenn noch Vogelwiese wäre, war doch das Unter nehmen vom herrlichsten Wetter begünstigt. Zum König schoß sich Herr Fleischermeister Kirstenpfad Hier selbst. Dresden. Das Präsidium der zweiten Stände kammer wird in der bevorstehenden Landtagssession eine Veränderung erfahren, da der bisherige erste Prä sident, Geh. Ratl/Vr. Haberkorn, mit Rücksicht auf sein vorgeschrittenes Alter eine eventuelle Wiederwahl abgelehnt hat. Als sein Nachfolger in der Leitung der Präsidialgeschäfte wird in gut unterrichteten Kreisen der bisherige zweite Vicepräsident Georgi, Präsident der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen, be zeichnet. , — Einer Meldung aus Metz zufolge ist das Ur- theil des Kriegsgerichts gegen den Mörver des Oberst lieutenants Prager, Uebing, wegen ein.s Formfehlers nicht bestätigt worden. Es wird vesqatb ein neues Kriegsgericht zusammentreten. Haupunann Drimborn, bei dem Uebing Bursche gewesen und gegen den der Mord eigentlich geplant war, ist dieser Tage telegraphisch nach Berlin beschieden worden. — Das soeben herausgegebene Handbuch der Schul-Statistik für das Königreich Sachsen ent hält folgende Angaben: Sachsen hat 1898 Orte mit und 1775 Orte ohne Volksschulen. Die Zahl der öffentlichen evangelischen Schulen beträgt 2171, die der öffentlichen römisch-katholischen 39. Außerdem giebt es 17 Vereins- und Stiftungs- und 60 Privat schulen, so daß sich 2287 als Gesammtzahl der Volks schulen ergiebt. Dazu treten 1943 Fortbildungsschulen. Die Schülerzahl sämmtlicher Volksschulen beläuft sich auf 591084, von denen 575 560 evangelisch, 13131 römisch-katholisch sind und 2393 anderen Konfessionen angehören. Die Fortbildungsschulen werden von 79 270 Schülern, einschließlich 1462 Mädchen, besucht. Als Lehrkräfte wirken an den evangelischen Volksschulen 285 Direktoren, 7823 Lehrer und 226 Lehrerinnen, zusammen 8334 Personen, an den katholischen 7 Direk toren, 112 Lehrer und 17 Lehrerinnen, zusammen 136. Außerdem zählen die Privatschulen 576 Lehrkräfte, von denen 327 ausschließlich an Privatschulen wirken. Hiernach beläuft sich die Gesammtzahl der Lehrkräfte überhaupt aus 8797. Auf 1 Lehrer kommen durch schnittlich 67,19, auf eine Volksschule 259 Schulkinder. Das Verzeichniß der an höheren Schulen und an Volksschulen emeritirten Lehrer führt 627 Namen auf. — Zu dem Verbände sächsischer Gewerbe- und Handwerker-Vereine gehören gegenwärtig 133 Vereine mit 26,013 Mitgliedern. Von denselben haben 3 Vereine über 1000, 3 Vereine über 500 Mitglieder und die übrigen sämmtlich weniger als 500 Mitglieder. Diese ersterwähnten 3 Vereine sind: Chemnitz-Schloß — 716 — 1422, Dresden (Allgem. Handwerker-Verein) 1787, Dresden (Verein Gewerbtreibender) 1063. Der kleinste Verein ist der zu Schirgiswalde, welcher nur 18 Mit glieder zählt. — Die Gesundheitsschädlichkeit der Kirchhöfe wird neuerdings vielfach angezweifelt. Auch das königlich sächsische Landes-Medizinal Kollegium hat sich vorlängst mit dieser Frage beschäftigt; doch hat das Ergebniß der angestellten Untersuchungen eine Schädlichkeit in keiner Weise erkennen lassen. Die „L. Z." erinnerte bei Besprechung dieser Frage mit Recht an die vielen an Kirchhöfe angebauten Dorf-Pfarr- und Schulhäuser mit ihren rüstigen Allen und den blühenden Kinder- schaaren und macht außerdem auf die meistens bis in hohes Alter gesunden Todtengräber mit ihren eben falls zumeist gesunden Familien aufmerksam. — Die „Sächsische Landwirthschaftliche Zeitschrift" bringt eine tabellarische Uebersicht über die Ernteaus sichten im Königreich Sachsen. Derselben ist zu ent nehmen, daß (in Prozenten einer Mittelernte und in Centnern pro Hektar) folgende Ergebnisse zu erwarten sind: Winterroggen 84,1 Proz. oder 31,7 Centner, Winterweizen 87,4 Proz. oder 34,2 Centner, Sommer roggen 91,2 Proz. oder 29 Centner, Sommerweizen 92,5 Proz. oder 33,3 Centner, Kartoffeln 81,6 Proz. oder 220,1 Centner. Von letzteren sind wegen Fäule voraussichtlich 18 Proz. als Speisekartoffeln nicht ver wendbar. Von den mit Winterroggen bestellten Flächen mußten im Frühjahr 14,8 Proz., von den mit Winter weizen bestellten 20,5 Proz. wegen Auswinterns um gepflügt werden, davon wurden 13,2 Proz. durch Sommerroggen, 25,4 Proz. durch Sommerweizen er setzt. Die Ziffern sind Durchschnitte aus den einzelnen Amtshauptmannschaften, in welchen verschiedene Distrikte eine nahezu normale Ernte erzielten. Diese Mitthei lungen ergeben, soweit Sachsen in Frage kommt, zur Evidenz die Grundlosigkeit der Graulereien wegen an geblicher totaler Mißernte, und es ist anzunehmen, daß das Durchschnitts-Ergebniß für ganz Deutschland sich nicht wesentlich anders, jedenfalls nicht schlechter gestaltet. — In der Nacht vom Sonntag zum Montag hat in Cotta vor dem Klinger'schen Gasthofe eine Schlä gerei stattgesunden, welcher ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Kurz nach Mitternacht, als die Tanzmusik auf dem Saale des Etablissements beendet war, entstand zwischen mehreren auf Cottaer Flur be schäftigten böhmischen Erdarbeitern und einem jungen, kaum der Fortbildungsschule entwachsenen Burschen ein Streit. Derselbe hatte die böhmischen Arbeiter verhöhnt und ihnen zugerufen: „Ja, Ihr kommt von Böhmen rüber, nehmt uns die Arbeit weg, und wir Arbeiter hier bezahlen für Euch die Steuern!" Da raufhin erhielt der Sprecher einen Stoß vor die Brust, daß er zu Boden fiel, und da der Streit durch das Hinzukommen des Handarbeiters Sterl, eines be kannten Raufbolds, einen gefährlichen Charakter an zunehmen schien, so verwies der die Tanzaussicht führende Schutzmann Frenzel den Sterl vom Saal. Dieser Weisung fügte sich Sterl auch, als es aber vor dem Gasthofe, auf der Straße, nochmals zur Drängerei kam, zog Sterl sein Taschenmesser und stieß es einem bei der Sache ganz unbetheiligten jungen 21jährigen Mann mehrmals in den Kopf, die linke Brust und den linken Arm, sodaß der Beklagenswerthe sofort zu sammenbrach und ohne einen Laut von sich zu geben, auf der Stelle verschied. Der Thäter entfloh da rauf unter dem Schutze der Nacht. Der Todte — als welcher der Eisenbahnarbeiter Janovetz aus Ma- lonic in Posen, als Rekrut ausgehoben für das 139. Inf.-Reg., ermittelt worden ist — wurde dann von Arbeitskollegen in seine zu Cotta gelegene Wohnung gebracht. Bald nach der entsetzlichen That traf der Gendarmerie-Brigadier Hosemann aus Löbtau in Cotta ein, derselbe verhaftete den noch im Bette liegenden, der Täterschaft dringend verdächtigen Sterl, welcher übrigens erst vor acht Wochen aus der Strafanstalt Hoheneck entlassen worden ist, und lieferte ihn an das Amtsgericht ein, wobei sich der Verbrecher sehr gleich- giltig benahm. Plauen b. Dresden. Eine arge Roheit ist in der Nacht zum Montag hier verübt worden. Unser Sieges denkmal fiel in der genannten Nacht der Zerstörungs- wuth einiger noch unermittelten Burschen theilweise zum Opfer. Von dem Neiterhelm ist mit einem Gegen stand die Raupe und von dem Jnsanteriehelm die Spitze heruntergeschlagen worden. Auch hat man ver sucht, das Zerstörungswerk weiter fortzusetzen. Diese empörende Thal hat hier allgemeine Entrüstung her vorgerufen. Unser Siegesdenkmal, um dessen Errich tung und Ausführung sich Bürgerschullehrer Naumann, Architekt Stock und Bildhauer Henze, der Schöpfer der auf dem Altmarkte zu Dresden errichteten Germania, verdient gemacht haben, schmückt bekanntlich erst seit dem 10. Mai 1877 unfern Ort. Pirna. Dem Vernehmen nach hat der Rath be- schloffen, das Verfahren des von dem Stadtbauinspektor Traber in Großenhain erfundenen Und nach dem Er finder „Traberit" benannten neuen Fußwegbelages zu erwerben und womöglich noch in diesem Jahre probeweise einige geeignete Fußbahnstrecken aus Tra berit Herstellen zu lasten. Das Traberit zeichnet sich namentlich durch seine Billigkeit — das Meter soll sich fix und fertig auf höchstens 1 bis 2 M. belaufen - vor anderem Material zur Belegung von Fuß bahnen aus und soll auch nach der wiederholt ver besserten Herstellungsweise allen Anforderungen an Dauerhaftigkeit entsprechen. Freiberg. Am 13. September Abends verun glückte im Manöverquartier Sohra der Unteroffizier Schink des 9. Infanterie - Reg. Nr. 133 beim Ab schießen eines alten Jagdgewehres. Durch Explodiren des Gewehrs wurde das Gesicht und die linke Hand schwer verletzt. Hoffentlich gelingt es, dem Bedauerns- werthen, dem im hiesigen Garnison-Lazareth die ver stümmelte Hand entfernt werden mußte, wenigstens auf einem Auge einen Theil des Sehvermögens zu erhalten. Meerane. Von den in der Stadt bestehenden Legaten sind die beiden Seifert'schen Legate die ältesten. Sie stammen aus den Jahren 1804 und 1809. Der Stifter ist Danixl Friedrich Seifert, eines Meeraner Webers Sohn, geboren am 15. März 1739 hier. Er zählt zu den wenigen Meranern, welche in jener Zeit die Universität besuchten. Bereits im Jahre 1771 finden wir ihn als Pfarrer angestellt in Struppen bei Pirna. Da er zwar verheirathet war, aber kinder los blieb, hat er nie das Glück erfahren, von Kindern geehrt zu werden. Dafür ehrte er aber seine Eltern, die er zu sich genommen, um so mehr. Um aber den Meeraner Kindern auf besonders lebendige Weise das 4. Gebot lieb und werth zu machen, stiftete er zunächst ein Legat von 300 M., besten Zinsen zu einer kirch lichen Feier mit 50 Schulknaben, an einem Sonntag nachmittag nach dem Todestage seines Vaters zu ver anstalten, verwendet werden sollten. Zur Besprechung bat in dieser Feier das 4. Gebot zu gelangen und zu singen ist das Lied „Sorge doch für meine Kinder". Im Jahre 1809 stiftete Pfarrer Seifert weitere 600 Mark mit der Bestimmung, daß an einem Nachmittage Sonntags nach dem Todestage seiner Mutter in der Kirche mit 50 Schulmädchen zu katechisiren sei über Sprüche 24, 22 oder 30, 17 oder Sirach 3, 3, 7, I I, oder 7, 29 oder über eine der Absicht angemessene Lehre. Sowohl jene 50 Knaben, wie auch diese 50 Mädchen sollen nach dem Examen zur Belohnung und Aufmunterung einen Theil der Legatzinsen erhalte». Die Verwaltung der Legate liegt in den Händen des Kirchenvorstandes. Noch vor 40 Jahren konnte im Laufe seiner Schulzeit jedes Meeraner Kind einmal theilnehmen am Seifert'schen Legatexamen, und es galt als eine Schande, wenn ein Kind aus der Schule ent lasten wurde, ohne einmal mit im Stiftungsexamen gewesen zu sein. Jetzt freilich, bei einer Schulkinder zahl von über 4000, ist eine allgemeine Theilnahme nicht mehr möglich. Pfarrer Seifert ist am 30. Sep tember 1813, Mittags 1 Uhr, im Alter von 74'/» Jahren gestorben infolge von Mißhandlungen, welche er am 26. August 1813 durch die Franzosen erlitten hatte. Der Tod erfolgte in Obervogelgesang, wohin der Mißhandelte hatte fliehen müssen. Wilkau bei Zwickau. Im benachbarten Culitzsch brachen Diebe in das Haus eines Schuhmachermeisters ein. Wahrscheinlich suchten sie der Hauptsache nach Geld, was man aus verschiedenen Ursachen schließen konnte, mußten aber mit einem sehr geringen Erfolge von dannen ziehen. Ueberhaupt hat das Bettler- und Stromerwesen in letzter Zeit sehr überhand genommen, es vergeht fast kein Tag, an dem nicht „fremde Rei sende" in größeren Mengen zusprechen. — In den kleineren Orten der Umgegend wird viel über Woh- nungsmang?l geklagt. Viele junge Leute sind ge zwungen, nach auswärts zu verziehen, wenn sie einen Haushalt gründen wollen. — In letzter Zeit sind hier mehrere Familien an die Anlegung einer Privat wasserleitung gegangen, da in einzelnen Ortstheilen der Wassermangel immer fühlbarer wird. Wahrschein lich macht sich eine größere Wasserleitung mit der Zeit nöthig, da es viel Häuser giebt, die gar keinen Brunnen haben, diese sonach auf den guten Willen der Nachbarn angewiesen sind. Plauen im Vogtl. Zimmermstr. Gustav Seifert hat am 10. September den Abbruch des Hauses an der Ecke der Reichs- und Weststraße begonnen zum Zwecke der Erbauung einer Kirche für die hiesige Methodistengemeinde. Döbeln. In der am 11. d. MtS. abgehaltenen Stadtverordneten - Sitzung wurde mitgetheilt, daß das kgl. Ministerium des Innern die stadträthliche Eingabe nicht genehmigt hat, daß der im Jahre 1890 der hie sigen Sparkasse gewordene Kursverlust von 55,020 Mark 7 Pf. für dieses Jahr nur zur Hälfte zur Ab-