Volltext Seite (XML)
MkWtz-MllU Donnerstag, den 1. Oktober 1891 Nr. 116. 57. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Päul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirten Unterhaltungsblatt." Mit land, und hanSwirthschastlicher Monatsbeilage. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Änlei'ale tu«. nehmen au: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schlitze, — in Krauenstein: Nadlermsir. Hardt. AllsttUtt sttl all I,svtlffttl^ ^>lliilllg mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Jnferate, welche bei v« bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk« same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeilr 20 Psg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Innerhalb der Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde sind im Jahre 1890 über haupt 54 Brandfälle vorgekommen, die mit 147,538 Mark 50 Pf. für die Gebäudeverstcherungs-Abtheilung und 5070 M. für die freiwillige VersicherungS - Ab- theilung zu entschädigen waren. — Die 8 in den Städten vorgekommenen Brandfälle erforderten 17,894 Mark für die Gebäude-Versicherungs-Abtheilung und 3280 M. für die freiwillige Versicherungs-Abtheilung; die Entstehungsursache ist zurückzusühren bei: 1 auf muthmaßliche Fahrlässigkeit durch Kinder, 1 auf Ge brauch und 2 auf muthmaßliche» Gebrauch mangel hafter Feuerungsanlagen, 3 kalte Blitzschläge und bei I blieb die Entstehungsursache unaufgeklärt. — Die 46 in den Dörfern vorgekommenen Brandfälle er forderten 129,644 M. 50 Pf. für die Gebäude-Ver- sicherungs-Abtheilung und 1790 M. für die freiwillige Versicherungs-Abtheilung; der Entstehungsmsache der Brände nach kommen: 1 auf erwiesene vorsätzliche und II auf muthmaßliche vorsätzliche Brandstiftung, 4 auf Fahrlässigkeit durch Kinder, 4 auf muthmaßliche Fahr lässigkeit, 1 auf Gebrauch ordnungsmäßiger Feuerungs anlagen, 1 auf Gebrauch und 1 auf muthmaßliche» Gebrauch mangelhafter Feuerungsanlagen, 7 auf zün dende und 14 auf kalte Blitzschläge und bei 2 blieb die Entstehungsursache unbekannt. — Das die Eisenbahnstrecke Dresden-Tharandt benutzende Publikum machen wir darauf aufmerksam, daß von heute Donnerstag an der zeither 9 Uhr Vor mittags von Dresden-Altstadt (Böhmischer Bahnhof) nach Tharandt-Chemnitz abgehende Personenzug an den Stationen des Plauenschen Grundes, Potschappel und Hatnsberg, nicht mehr hält. Die Fahrt nach diesen beiden Stationen muß künftig in dem neuen bereits 8 Uhr 50 Min. Vorm. (also 10 Minuten früher) vom Böhmischen Bahnhofe abgehenden Vorortszuge, welcher auch in Plauen und Deuben hält, angetreten werden. — Das Fahrplanbuch von R. Fritzsche ist so eben für den Winter 1891/92 mit den ab 1. Oktober in Kratt tretenden Fahrplänen erschienen und bei allen Buchhandlungen, Billetverkaufsstellen der Bahnhöfe, Zugführern rc. für den Preis von 40 Pf. zu haben. Das Kursbuch ist in den weitesten Kreisen bekannt und seines reichen und zuverlässigen Inhaltes wegen allgemein beliebt. Es enthält nicht nur die Fahrpläne der sächsischen, sondern auch der angrenzenden preu ßischen, bayerischen und österreichischen Eisenbahnen, giebt Auskunft über Billetbestimmungen, Rundreise karten rc. und enthält auch eine sehr übersichtliche Karte von Sachsen. — Von heute Donnerstag an werden die Schalter des hiesigen kaiserl. Postamtes erst von 8 Uhr an geöffnet sein. Die Dienststunden des Amtes werden daher an Wochentagen von 8 bis 12 und von 2 bis 7 Uhr und an Sonntagen von 8 bis 9 Uhr Vormit tags, 12 bis 1 Uhr Mittags (nur für Telegraphen verkehr) und von 5 bis 7 Uhr Abends sein. — Mit heutigem 1. Oktober treten die Hasen aus der Schonzeit und können bis Ende Januar ge schaffen werden. Das Wildbret ist nicht etwa nur ein wohlschmeckendes Gericht, sondern auch ein wichtiges Nahrungsmittel und von gewisser Bedeutung in der Volkswtrthschaft. Während der Jagdzeit 1889/90 sind nur allein im Königreich Preußen in runder Summe 2,380,000 Hasen erlegt worden; rechnet man das Stück nach Abzug des Balges und des Ausbruchs nur zu 6 Pfund, so ergiebt dieser Jagdertrag an Hasen 142,800 Centner Fleisch, das in einer Zeit auf den Markt gekommen ist, wo ohnedem kein Ueberfluß an anderem Fleische herrscht. Dazu hat das Hasenwild- pret noch ganz besondere Vorzüge vor dem Fleische unserer Schlachtthiere; es besitzt mehr Nährwerth und ist leichter zu verdauen, also gesünder. Kein Wunder, daß der Hasenbraten schon im grauen Alterthum in großem Ansehen stand. Man huldigte bereits vor 2000 Jahren der Ansicht, daß ein kunstgemäß gespickter und saftig gebratener Hase eine gar liebliche Atzung sei. Der witzige Martial (f um 100 n. Chr. in Rom) sagte schon: „Dem Hasen gebührt unter den Vier füßlern der größte Ruhm!" Und Plinius (geb. 23 n. Chr. in Como) behauptete, daß man, um schön zu werden, Hasenbraten essen müsse. Der römische Kaiser Alexander Severus soll ein sehr schöner Mann gewesen sein. Von ihm sang ein Dichter seines Zeitalters: „Der Kaiser liebt die Jagd und darum ist er schön. Weil wir ihn täglich auch ein Häslein speisen seh'n!" Dieses uralte Lob des Hasenwildprets in einer Zeit, wo es nicht halb so viele Hasen gab, wie heute auf unseren bebauten Feldern — denn „Lampe" ist ein Freund der Kultur, darum gedeiht er in Gegenden mit bester Kultur am vielfachsten — spricht gleichfalls für unseren Geschmack. Auch der Altmeister der Jägerei, Forstmeister von Wildungen, schrieb vor 100 Jahren in seinem „Neujahrsgeschenk für Forst- und Jagdlieb haber" über die vielen Nachsteller, deren sich das Wild- pret rühmen dürfe: „Menschen, Hunde, Wölfe, Lüchse, — Katzen, Marder, Wiesel, Füchse, — Adler, Raben, Uhus, Krähn, — Jeder Habicht, den wir seh'n, — Elstern gar, nicht zu vergessen, — Alles, Alles will ihn — essen!" Dieses Lob mit Worten sei aber nun auch mit Zahlen bewiesen. Von dem wichtigsten Nähr stoff, dem Eiweiß, sollen unsere Speisen täglich einen Theil enthalten. Nach genauer Analyse enthalten 100 Pfund Hasenfleisch 23,5 Pfund Eiweiß. -s- Frauenstein, 28. September. Die hiesige Feuerwehr feierte gestern ihr 18. Stiftungsfest in dem vom Tischlermeister Krauß prächtig geschmückten Schießhaus-Saale durch Festtafel und Ball. Altem, gutem Gebrauche gemäß weihte der Herr Hauptmann Schade das erste Glas dem Wohle des Königs Albert, des Protektors der sächsischen Feuerwehren. Begeistert stimmten alle Festgenossen in das dreimalige Hoch ein und sangen stehend den ersten Vers der Sachsenhymne. Zur groben Freude der hiesigen Feuerwehr hatten sich sämmtliche Ehrenmitglieder der Korps, der Stadtge meinderath, sowie Kameraden aus Reichenau zur Fest feier eingefunden, bei welcher sich infolge der zahl reichen Toaste sehr bald eine recht lebhafte Feststimmung entwickelte. Der Festball hielt die Festgenossen in größter Eintracht und Gemüthlichkeit bis in die frühesten Morgenstunden vereinigt. Altenberg. Am Sonnabend Vormittag sind nach abgehaltener Bergpredigt vom kgl. Bergamce vor ver sammelter Bergparade und in Gegenwart der Direktion, sowie vieler Gewerken der „Altenberger Zwitterstock- Gewerkschast" dem Zinnschmelzmeister Friedr. August Mutze in Altenberg, Maschinenwärter Karl Aug. Oel- schlägel daselbst und Maschinenwärter Friedr. Wilh. Fuchs daselbst die vom kgl. Ministerium des Innern verliehenen Medaillen „Für Treue in der Arbeit" nebst Urkunden, sowie den Wäschsteigern Friedr. Aug. Kubatzsch in Geising und Friedr. Adolf Nake in Alten berg die vom kgl. Bergamte verliehenen Ehrenurkunden unter entsprechender Ansprache überreicht worden. t Glashütte, 29. September. Mit dem Zuge Nachmittags 4 Uhr fuhr Ihre Maj. die Königin hier durch nach dem Schlosse Rehefeld. Eine dicht gedrängte Menschenmenge hatte sich zur Begrüßung ein gefunden. Zwei kleine Mädchen überreichten duftige Sträuße und als der Zug weiter fuhr, ertönten laute Hochrufe, während Ihre Majestät leutselig dankte. Die Begleitung bestand aus einem Kammerherrn und einer Hofdame. Dresden. Bezüglich der aus Anlaß der Ver mählung des Prinzen Friedrich August am könig lichen Hofe geplanten Festlichkeiten ist nunmehr Be stimmung dahin getroffen worden, daß am Tage des Einzugs der hohen Neuvermählten ein größeres Bankett stattfinden wird, an welches sich in den Abendstunden die Beglückwünschungskour anschließen soll. Für die darauf folgenden Tage sind ein Hofball und eine Fest vorstellung im königl. Hoftheater (tböLtre parö) inS Auge gefaßt. — Die Mittheilung von der Schenkung eines am 30. August 1870 bei Beaumont erbeuteten franzö sischen Geschützes an die in Riesa garnisonirende reitende Artillerie-Abtheilung als Zeichen besonderer Anerkennung während des am 19. d. M. beendeten Manövers Hal sich als ungenau erwiesen. Wie offiziös berichtet wird, hat der König nicht nur der genannten Truppe, sondern allen sächsischen Regimentern, welche im Feldzuge von 1870 Mitrailleusen eroberten, her artige Geschütze aus den Beständen der Rüstkammer überwiesen. — Für die im Jahre 1892 zur Verwendung kommenden Paßkarten ist der hellrothe Unterdrück gewählt worden. — Kreishauptmann Freiherr v. Hausen ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat seinen Dienst wieder angetreten. — Bekanntlich wurde am 13. Juli dss. Js. vom königl. Schwurgericht Chemnitz der Tuchmacher und Cigarrenarbeiter Gustav Adolf Ludwig aus Hainichen wegen Raubmordes, Urkundenfälschung und Betrugs zum Tode, sowie zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Der König scheint in dem vorliegenden Falle von dem Begnadigungsrechte nicht Gebrauch gemacht zu haben, denn die in dem hiesigen Landgerichtsgebäude auf der Pillnitzer Straße aufbewahrte Fallbeilmaschine wurde am 28. September Nachmittags in Gegenwart des Landesscharfrichters Brand aus Pfaffroda auf einen Möbelwagen des hiesigen Spediteurs R. Heine geladen und nach Chemnitz befördert. Demnach ist anzunehmen, daß in den Nächsten Tagen die Hinrichtung des Raub mörders daselbst erfolgt. Wilsdruff. Wie weit heutzutage die Frechheit mancher Menschen geht, mußte kürzlich die Schul gemeinde Grumbach erfahren. Im dortigen Schul gebäude sind in einer Nacht durch rohe Patrone zwei Schulzimmer verwüstet worden. Daß die frechen Men schen, welche bis jetzt noch unbekannt sind, erwachsen gewesen sein müssen, geht daraus hervor, daß sie aus der Laube einen Gartenstuhl geholt und von diesem nach den hochgelegenen Fenstern gestiegen sind. Die aufgefundenen Tintengläser haben sie ihres Inhalts entleert und diesen an die Wände, die Landkarte und die Decke geschmiert. Einer jener Vandalen hat an die Tafel geschrieben, daß die Unholde schon im Zimmer gewüstet hätten, als einer der Lehrer nach Hanse ge kommen war. Unterzeichnet war das Geschriebene: „Grumbach, den 18. September 1891. Zwei frühere Schüler." In einem der Zimmer haben die rohen Burschen ein auf dem Katheder liegendes, aufgeschla genes Buch vollständig mit Tinte übergossen und mit Riesenbuchstaben einige Zeilen an die Wand geschrie ben. Die Verwüstungen waren auch hier noch mannig facher Art. Freiberg. Der Dienstknecht Menzel aus Dip poldiswalde ist wegen Beleidigung des Hrn. Gemeinde- vorstandeS Weinhold in Oberhäslich durch Urtheil des kgl. Schöffengerichts Dippoldiswalde vom 21. Mai d. I.